Domus calamis – Gehöft der Decimer

  • Noch ein Mal senkte Kieran leicht sein Haupt und schenkte dem Dominus ein kurzes Lächeln. "Natürlich erinnere ich mich Dominus. Dann breche ich nun auf und werde so schnell es geht zurück sein. Vale." Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ den Raum.
    Vor der Tür blieb er kurz stehen und atmete tief durch. Dann machte er sich auf den Weg zu den Ställen und dachte währenddessen über das Gespräch nach, das sie gerade hatten. Seinen Dominus beschäftigte eindeutig etwas wichtiges. Vermutlich hatte es mit dem Krieg zu tun, jedenfalls war das das Naheliegenste für den Kelten. Aber ob es dann so schlau war sich einen Mann zur...Zerstreuung einzuladen? Er konnte es nicht sagen und während er darüber nachdachte, hatte er auch schon die Ställe erreicht. Dort sattelte er als erstes das Pferd, das ihm für gewöhnlich vom Dominus als Reittier zur Verfügung gestellt wird, wenn sie eine weitere Reise unternahmen. Der Hibernier hatte sich an das Pferd gewöhnt und das Pferd sich an ihn, so dass die beiden gut auskamen. Anschließend sah er sich noch nach einem zweiten Pferd um und entdeckte da eine schöne, schwarze Stute. Kurz überlegte er, ob es eines der Pferde war die seinem Dominus besonders etwas bedeuteten, doch da ihm da nichts einfiel sattelte er auch dieses Pferd.
    Schließlich führe er beide Pferde aus dem Stall heraus, streichelte ihnen nochmal kurz an den Nüstern und bestieg schließlich sein Pferd, ehe er in Richtung des Heims des Iuliers ritt.

  • Sim-Off:

    Plot in grober Absprache mit FDS, um überhaupt ein Ende für diese Story zu haben.


    So traf Dives geführt durch den decimischen Sklaven Lupus, eine ganze Weile nachdem jener Sklave Lupus von hier aus zu ihm aufgebrochen war, auf dem Gehöft der Decimer ein. Und ganz ehrlich wusste er dabei nicht, was er nun denken oder fühlen sollte - geschweige denn, was er tatsächlich dachte oder fühlte. War die anfängliche Skepsis ob des Boten mit geheimer, nur unter vier Augen an ihn persönlich zu übermittelnder Nachricht noch einer erleichterten und durchaus auch etwas euphorischen Freude gewichen, so hatten sich auf dem Ritt hierher bereits wieder einige Zweifel in seine Gedanken gestohlen ob der Vertrauenswürdigkeit eines Sklaven namens Lupus; einem Wolf, der neben den damit verbundenen vermutbaren Charakterzügen auch noch einen Körperbau hatte, mit dem er glatt als heldenhafter Gladiator im Colosseum auftreten könnte. Mit dem Abstieg vom Pferd und dem Betreten des Gebäudes, in welchem sich Serapio befinden sollte, wurde dem Iulier etwas flau in der Magengegend und ein seltsames Abschiedsgefühl stieg langsam in ihm auf.
    Von seinem Onkel Proximus wusste er ja bereits, dass die Praetorianer nach Norden den angeblichen Rebellen entgegen ziehen würden. Das würde vermutlich eine Schlacht bedeuten, in der Römer gegen Römer kämpften, in der die militärische Elite der ganzen bekannten Welt es mit einem gleichrangigen und ebenbürtigen Gegner zu tun bekäme und in der folglich unterm Strich wohl alles möglich schien: Serapio könnte also großer Kriegsheld wiederkehren, als mächtiger Hercules, dem spätestens dann auch dank seinem in den iulischen Augen absolut makellosen Äußeren sicherlich beinahe jede Römerin (und vermutlich auch so einige Römer) nur so zu Füßen liegen würden. Andererseits könnte er auch als entstellter Held, der für sein Leben körperlich wie auch seelisch gezeichnet sein würde, in die Ewige Stadt zurückkommen, wobei sich Dives nicht einmal vorstellen wollte, was das für die nähere Umgebung und das Liebesleben des Praetorianerpraefectus hieß. Oder aber er kämpfte heroisch, unterlag und würde gefangen genommen. In diesem Fall gäbe es viele Möglichkeiten mit einem so hohen Gefangenen zu verfahren. Man mochte ihn zum Überlaufen bringen oder sein Todesurteil sprechen. Letzteres erschien dem iulischen Duumvir sogar umso wahrscheinlicher, je stärker Serapio wohlmöglich verletzt wäre, den was könnte man dann noch groß mit ihm anfangen außer ihn möglichst publikumswirksam zur Rechenschaft zu ziehen? Und zu guter Letzt blieb da ja auch noch immer dieses gewisse Risiko, dass der Praefectus unabhängig vom Ausgang der Schlacht selbst im Kampf fiele...
    Alles in allem standen die Chancen ausgehend von diesen verschiedenen Szenarien damit wohl etwa 50:50, dass Dives den Decimer überhaupt jemals nach diesem Abend und dieser Nacht wiedersehen würde, wenngleich man natürlich hoffen könnte, dass der große Iuppiter Serapis nach dem üppigen Gelübde, welches der Duumvir abgelegt hatte, seine schützende Hand wenigstens ein bisschen über Serapio ausbreiten würde. Dennoch: Die letzte Sicherheit würde Dives wohl erst nach diesem unsäglichen Bürgerkrieg und lange nach dem heutigen Abend und der heutigen Nacht haben. Er wollte seinen Held nicht schon wieder verlieren, nachdem er ihn doch gerade erst überhaupt gefunden hatte. Sie hatten doch noch nicht einmal auch nur eine einzige gemeinsame Nacht miteinander verbracht, nach der sie am Morgen wieder gemeinsam aufgewacht wären. Wobei... Mitunter würde sich genau dies ja jetzt ändern!


    Noch einmal atmete Dives tief durch, bevor er anschließend mit einem versucht glücklichen Lächeln das Zimmer betrat, in welchem, wie man ihm sagte, Serapio ihn erwarte. So ganz ließen sich die finsteren Gedanken und schlimmen Vorahnungen eben nicht von jetzt auf gleich abschalten. Erst auf den zweiten Blick machte der Iulier sodann den attraktiven Praefectus vor dem Kamin liegend aus, schloss die Tür hinter sich und begab sich ruhigen Schrittes zu ihm. Von hinten an den scheinbar gemütlich auf einer Kline mit Blick ins Kaminfeuer wartenden Serapio herantretend und ihn sogleich mit der Intention ihn zu überraschen umarmend, bemerkte der Duumvir erst bei seinem anschließenden Begrüßungskuss auf die Wange, dass der Decimer wohl schon ein Weilchen im Land der Träume wandelte, was letztlich auch erklären mochte, wie der oberste Praetorianer und damit auch Chef des kaiserlichen Geheimdienstes Dives' Eintreten zu überhören vermocht hatte.
    Der Iulier seufzte einmal kurz und betrachtete Serapio für einen ausgedehnten Augenblick, während er ihm eine dunkle Strähne aus dem Gesicht strich. Dann löste er sich von diesem wundervollen Anblick, diesem Bild für die Götter, schlich leise auf die andere Seite der Kline und setzte sich dort, schön mit Sicht auf die flackernden Flammen im Kamin, auf den vom Feuer vorgewärmten Boden. Für einen kurzen Moment verlor sich sein Blick in den unzähligen verschiedenen Rot- und Gelbtönen, die freudig zu tanzen schienen als gäbe es keinen Morgen. Dabei entdeckte er eine Kanne angebrochenen Wein, wie auch ein halbvolles und ein leeres Glas, die allesamt auf der Mensa vor der Kline standen. Der Wein leuchtete verführerisch rot durch das Glas im Licht des Kaminfeuers und nachdem Dives erneut einen Augenblick überlegt hatte, was er jetzt hier tun sollte, entschied er sich sich erst einmal selbst ein Gläschen des Rebensaftes zu gönnen.


    "Einen sehr guten hast du hier ausgesucht.", begann er nach einem Schluck an Serapio gewandt, nahm noch einen kleinen Zug und stellte das Glas hernach wieder auf der Mensa ab, um seinen Kopf dann erneut zum süß schlummernden Prätorianerpräfekt zu drehen.
    "Hat dir schon einmal jemand gesagt, wie schön du aussiehst, wenn du schläfst? ... Also nicht, dass du nicht auch sonst absolut hinreißen bist, nur..." Dives grinste und schaute einmal mehr in die tanzenden Flammen im Kamin. Serapio schlief. Wieso also versuchte er sich hier für etwas zu rechtfertigen, was der Decimer im Traum nicht mitbekommen hatte - welch passende Umschreibung. Der Iulier lehnte sich zurück, legte seinen Kopf auf Serapios Kline ab und drehte ihn anschließend so, dass er die Augen des Praefectus sehen konnte. Der schlief noch immer und wahrscheinlich gar tief und fest bis morgen früh; kein Wunder bei dem, was ihm derzeit so alles durch den Kopf gehen musste.
    "Ich hoffe, dass du wir uns wiedersehen... Das heißt, nein, ich weiß, dass wir uns wiedersehen. Ich habe für dich geopfert und gebetet und ein nicht ganz bescheidenes Gelübde an Iuppiter Serapis gegeben, damit er über dich wacht. Dir kann also eigentlich gar nichts passieren." Nur uneigentlich, aber das verschwieg der Duumvir dem Schlafenden lieber. Stattdessen richtete er seinen Oberkörper wieder auf, um noch einen Schluck Wein zu nehmen und sich anschließend wieder in die gleiche zurückgelehnte Lage zu bringen. Bei der Gelegenheit wechselte er auch das Thema, welches ihm doch etwas düster für den vermutlich letzten gemeinsamen Abend für eine zumindest sehr lange Zeit zu sein schien.


    "Hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich neulich einen Cousin mütterlicherseits getroffen habe? Er ist ein Sergier und ein echter Hingucker, wie ich meine. Nicht, dass er gegen DICH ankäme, aber ich fand es schon einen ziemlichen Zufall, nachdem... Also... Naja... Du hast ja auch einen nicht ganz unansehnlichen Cousin, wie ich erfahren habe. Er war vor einer Weile in der Villa Iuliana hier in Ostia zu Gast und ist Centurio Classicus der Classis Misenensis. Weißt du, wen ich meine?", fragte Dives und erwartete natürlich keine Antwort vom hoffentlich süß träumenden Decimus. Nach einem erneuten großzügigen Schluck Wein erzählte der Iulier weiter. Manchmal musste man sich eben erst etwas Mut antrinken.
    "Decimus Massa ist sein Name und ich glaube, er wollte mich verführen während seines Aufenthaltes in der Villa. Und ganz ehrlich..? Beinahe hätte er es auch geschafft. Du hast ihn doch nicht etwas auf mich angesetzt, um mich zu testen, oder? ... Nein, hast du nicht. Und überhaupt ist dein Cousin auch gar nicht mit dir zu vergleichen, sodass es auch völlig abwegig wäre, wenn er und ich... Nein. Aber weißt du was? Ich glaube, er steht insgeheim ein bisschen auf dich... oder stand mal auf dich oder so. ... Hmhm... Ja, ich glaube.", meinte er abschließend, leerte sein Glas und schenkte sich erneut ein.


    "Da fällt mir ein, dass ich auch meinen ersten.. äh.. meine erste.. nun.. Bekanntschaft vor einiger Zeit wiedergetroffen habe. Er heißt Caelius Caldus und ich befürchte, dass er mir völlig verfallen ist, seitdem ich Duumvir bin. Ich frage mich: Wie kann man mir verfallen?! ... Oder meinst du, dass es nur mein Amt ist? ... Hast du auch solche.. nunja.. Probleme, seit du das Kommando der Praetorianercohortes übernommen hast?" Dives machte eine kurze Pause und überlegte, was wohl Serapios Antwort darauf wäre. Hatte er seither vielleicht gar an jedem Finger einen Kerl und der Iulier war lediglich einer von vielen? - Fraglich, aber dennoch nicht unwahrscheinlich; so wie sich immerhin Caelius Caldus schon einem Duumvir aufdrängte...
    "Naja.. Auf jedn Fall hillfta mir viel, wennu nich da biss. Aso nich so, wie du jez vielleich tenkst, aba ich kann imma mit ihm redn un so. Ich ha..ab ihm aba natürich nich gsagt, dass du du bist, verste..eht sich. Un beispsweise bei meina nextn großn Rede hillfta mia auch. Wia wolln den Her..renn..ennius ornlich fertich machn. Dea is nämisch ech..total, wie saggt ma, horosk... Nei, isch main natsch ho..mo..phob. DEA, dea hat das escht vadient! Das... *ouah* Das vastehs tu doch... o..daa?", seufzte Dives letztlich und rutschte nun selbst ab in eine Traumwelt. Inwieweit dies nun am Iulier selbst lag, der schließlich nicht sonderlich trinkfest war, oder ob es doch die Konzentration des Rebensaftes war, die - mit welcher Intention auch immer - eventuell etwas höher war, darüber mag und mochte sich jeder sein eigenes Urteil bilden...


    ~~~


    Leicht fröstelnd und mit einem ausgedehnten Gähnen wurde Dives zu einer unbekannten, späteren Stunde in der Nacht wieder wach. Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, doch im Kamin glühte es nur noch hier und dort ein bisschen - von wärmendem Feuer keine Spur. Der Iulier richtete sich unter schmerzverzerrter Mimik auf und reckte und streckte sich leicht, während er sich nach einer Decke oder ähnlichem umsah. Und in der Tat wurde er fündig, nahm die Decke und deckte den Decimer behutsam zu. Nach weiterer mehr oder minder kurzer Suche kniete Dives mit einer kleinen Tafel und einem entsprechenden Schreibgerät in den Händen vor der Mensa und hinterließ eine Nachricht. Serapio sollte wissen, dass er hier gewesen war, wenn er am Morgen aufwachen würde. Denn andererseits würde der Iulier nicht die gesamte Nacht über bleiben. Er wusste nicht genau weshalb, doch er wusste, dass es sich falsch anfühlte, wenn er bliebe.
    "Schlaf schön, mein Held. Und komm bald wieder heil zurück.", verabschiedete er sich und gab Serapio einen Kuss auf die Stirn.
    "Die Götter seien mit dir. Vale.", fügte er hinzu, während er dem Decimer noch einmal sanft mit der Hand durchs Haar fuhr und über sein Gesicht strich. Der Abschied würde bestimmt, hoffentlich, nicht für immer sein. Anschließend verließ Dives das Zimmer, dann das Haus und kurze Zeit später auch das decimische Gehöft. Das Pferd, auf welchem er zurück zur Villa Iuliana ritt, würde ein iulischer Sklave noch vor Sonnenaufgang zurück bringen.
    Auf der Mensa vor Serapios Kline fanden sich nunmehr zwei mehr oder weniger halbvolle Gläser des roten Rebensaftes, sowie folgende Tafel:


    Suavis Serapis!


    Es war schön dich wiederzusehen. Sei mir nicht böse, dass ich nicht mehr da bin, aber Abschiede sind nichts für mich.
    Pass auf dich auf und komm heil aus dem Norden wieder. Ich opfere für dein Wohl. Die Götter seien mit dir!


    Vale bene,
    M. I. dulcis Dives ;)


    PS: Guter Wein! Komm zurück und wir trinken den nächsten wirklich zusammen...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Nunja, ob man hierbei direkt von einer Rückkehr sprechen konnte, war sich Caius eigentlich garnicht mal so sicher. Er hatte zwar den letzten Sommer in Ostia, respektive auf dem Gehöft der Familie verbracht und sich während dieser Zeit verwaltend um die Pferdezucht seines Vaters gekümmert, doch war es wirklich eine Rückkehr, wenn er bloß einmal bisher dort gewesen ist? War es nicht vielmehr eine Wiederkehr, weil er nun wieder dorthin geht? Oder bloß eine abgedroschene Ankunft am Domus Calamis? Naja, wie auch immer ...


    Dessen ungeachtet hatte sich der Tross aus Roma auf den Weg gemacht, bestehend aus einer Handvoll Sklaven per pedes, einem Ochsenkarren, sowie zwei Pferden, die zum einen Caius trugen und zum anderen Titus Manilius Saxa. Der - wie bereits gesagt - sich seit dem Sturm auf die Casa Decima Mercator zu einer Art Cutos Corporis für den jungen Decimus entwickelt hatte und ihm zu meist auf Schritt und Tritt folgte. So hatte er auch mit Freuden zugesagt, als Caius ihn gebeten hatte ihn nach Ostia zu begleiten. Naja, so war es nicht wirklich. Caius hatte ihm erzählt, dass er wohl bald den Weg nach Ostia antreten würde und Manilius hatte es sich dann nicht nehmen lassen ihn solange indirekt zu bitten, dass er ihn mitnehmen würde, bis Caius ihn endlich gefragt hatte. Immerhin würde das auch für den jungen Decimus nur zum Vorteil gereichen, denn er hatte so direkt einen Leibwächter, Mitdenker, Gesprächspartner und wenn nötig auch einfach jemand, der mit anpacken konnte. Denn trotz seines fortgeschrittenen Alters war er noch kräftig genug um es mit manch Jungem in den verschiedensten Disziplinen aufzunehmen. Selbstverständlich tat seine Erfahrung da auch ganz ordentliche Dienste.


    Die Reise war weitestgehend ruhig verlaufen, was sollte auch schon großartig passieren, auf dem verhältnismäßig kurzen Stück zwischen Roma und Ostia? Das Wetter war für den August typisch warm und beständig. Der wolkenleere Himmel hatte den Weg zu einer sonnenbeschienenen Angelegenheit gemacht.


    [wrapIMG=left]http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/General4.jpg[/wrapIMG] Titus Manilius Saxa


    Hoch auf seinem Ross saß Saxa noch etwas ungewohnt. Während seiner Karriere in der Legio IX Hispana, hatte er nie auf dem Rücken eines Pferdes gesessen. Er war Infanterist durch und durch, weshalb ihm dieser Ritt auch nicht direkt zugesagt hatte. Desöfteren hatte er angedeutet, dass er eigentlich lieber zu Fuß marschieren würde, doch der Decimus hatte jedesmal darauf bestanden, dass er im Sattel sitzen bliebe.
    "Langsam wird mein Hintern wund!", fluchte der Veteran in seiner gewohnt rauen Art. Dieses Reiten war einfach nichts für ihn.



    ,,Jetzt reiß dich mal ein wenig zusammen. Wir sind ja bald da.", entgegnete Caius darauf nur kühl. So langsam ging ihm diese Meckerei seines Begleiters ziemlich auf die Nerven. Manilius war offenbar schon zu lange aus dem aktiven Dienst in der Legion heraus, dass er keine Strapazen mehr aushielt ohne zu murren. Dann bog der junge Decimus, der den kleinen Tross, zusammen mit Manilius vorne anführte nach links ab und schlug somit einen Weg ein, der sich seinen Weg weiter vom Tiber entfernt richtung Westen bahnte.
    "He, nach Ostia gehts aber da lang!", reagierte Saxa daraufhin gereizt und deutete mit der Hand in richtung des Weges, den sie bisher genommen hatten.
    ,,Schon! Aber wer will denn nach Ostia?", fragte Caius daraufhin und versuchte sich dabei ein schelmisches Grinsen zu verkneifen, dass nicht wirklich gelang.
    "Na Du!"
    ,,Ach, stimmt ja.", antwortete er dann trocken und musste nun lachen.
    "grml!!"
    ,,Was hast du gesagt?", fragte Caius kurz, ehe er einfach weitersprach und versuchte die Situation zu klären. ,,Du hast ja Recht. Aber wir fahren garnicht direkt nach Ostia. Wir fahren zur Domus Calamis. Die liegt ein paar Meilen südlich von Ostia."
    Daraufhin nickte Saxa bloß kurz, schwieg sich aus und dachte sich ganz eindeutig seinen Teil dabei, was er von der Blödelei des Decimus hielt.


    Es dauerte noch eine ganze Weile, bis die ersten typischen Gemüsefelder des Gehöfts in Sichtweite kamen.
    ,,Siehst du? Dort hinten!", rief Caius seinem Begleiter zu und beide legten dann ihre Hand über ihre Augen um nicht von der Sonne geblendet zu werden, als sie versuchten etwas in der Ferne zu erkennen.
    "Dann sind wir also endlich da?"
    ,,Ja."
    "Mein Arsch wird es dir danken!"

  • Es dauerte wirklich nicht mehr lange, bis auch Saxa etwas zu Gesicht bekam, dass doch verdächtig nach Gebäuden, einer Villa mit dazu gehörigen Ställen und Unterständen, aussah.


    Langsam trottete der kleine Tross aus den zwei Reitern, dem Ochenkarren, sowie der Handvoll aus ausgesuchten Sklaven, auf den zentralen Hof der Anlage. Ihre Ankunft blieb natürlich nicht unbemerkt, weshalb sich auf der kleinen Veranda der Villa auch schon einige Menschen blicken ließen. Es musste kurz nach Mittag gewesen sein, als der Tross auf dem Gehöft einzog.


    "Salve Decimus!", rief der Verwalter des Gehöfts, als mit weit geöffneten Armen vom Eingang der Villa herüber kam und den jungen Decimus wieder erkannte. Es war gerade einmal ein Jahr her, seit er das letzte mal hier war um sich um die Pferdezucht seines Vaters zu kümmern. Decimianus Atta, ein schon recht alter und manchmal etwas kauziger Libertus und somit ehemaliger Sklave der Gens Decima.
    "Salve Atta!", grüßte Caius den Freigelassenen zurück, während er sich von seinem Pferd schwang. "Dies ist Manilius Saxa, Klient der Familie.", stellte er dann seinen namentlichen Begleiter vor. Dann begrüßten sich die Beiden ebenfalls, ehe sich der Verwalter wieder an Dexter wandte.
    "Bist du hier, um nach den Pferden deines Vaters zu sehen?"
    "Nein. Wir wollen unsere Handelsgeschäfte in Ostia vertiefen. Daher benötige ich eine Unterkunft auf unbestimmte Dauer."
    "Ich werde entsprechendes veranlassen.", sprach Decimianus Atta dann und wandte sich dann auch schon einem der Sklaven zu, die kamen um die Pferde in den Stall zu bringen und sich beim abladen des Ochsenkarrens nützlich zumachen. Diesem gab er den Befehl den 'Master-Bedroom' herzurichten, damit der Decimus auch standesgemäß auf dem Gehöft leben konnte. Ein weiteres Cubiculum würde für Saxa hergerichtet werden.


    Ohne noch ein weiteres Wort mit dem Verwalter, oder mit Saxa zu wechseln, suchte Caius seinen Weg ins Innere der Villa. Für heute war erst einmal genug getan. In ein paar Tagen würde er dann den Hafen in Ostia besichtigen und sich erkundigen, wo er ein geeignetes Lagerhaus für ihre Pläne finden könnte. Vielleicht wusste man ihm auch in der Curia Ostiensis weiterzuhelfen.

  • Auf dem Gehöft der Decimer hatte sich Dexter eingerichtet. Für einen kurzen Zwischenstopp auf dem Weg zurück nach Misenum müsste es reichen, rechnete ich.
    Das Pferde war dankbar für diesen Halt. ich stieg vor dem Haus ab. " Salve." grüßte ich einen älteren Mann. " Ich suche Decimus Dexter. Er soll sich hier aufhalten. Mein Name ist Decimus Massa."

  • Dexter stand gerade am Fenster als ein Reiter den Weg hinauf zum Domus Calamis kam und schaute ob des Lärms hinaus. Kannte er dieses Gesicht denn nicht? Er war sich nicht sicher und auch das Gespräch von unten konnte er nicht verstehen, aber es dauerte nicht lange, bis es an seiner Tür klopfte und ein Sklave erschien, der ihm berichtete, dass Decimus Massa angekommen sei um ihn zu sprechen.


    "Ich komme sofort!", sprach er kurz und zackig.
    Es dauerte wirklich nicht lange und Dexter betrat den Raum, in dem Massa sich gerade aufhielt.


    "Salve Massa.", grüßte er ihn freundlich und hielt ihm die Hand zum Gruß hin. "Ich hoffe du hattest eine angenehme Reise.", fing Dexter erst einmal mit etwas an, dass wohl später als small talk bekannt werden würde. So hatte es ihm zumindest ein Vater gelehrt, nicht sofort mit der Tür ins Haus fallen, sondern erst einmal um den heißen Brei herum reden, höflich sein und dann nach dem Grund des Besuchs fragen. "Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?", fragte er dann noch und gab auch einem der Sklaven sogleich einen Wink, damit dieser sich aufmachte und eine Karaffe Wasser und zwei Gläser zu ihnen zu bringen.

  • Mit der Erwiderung seines Grußes ergriff ich seine dargebotene Hand. „ So angenehm wie sie auf einem Pferderücken sein kann.“ Ging ich grinsend auf seine Frage ein. Das Pferd was man mir ausgehändigt hatte war recht passabel. „ Wasser bitte. Ich falle um vor Durst.“ Etwas tief in die Kiste gegriffen, so trockene Luft wie in der Wüste gab es hier nicht. Das Reiten hatte trotzdem nicht nur das Pferd angestrengt, nein auch den Reiter. „ Wir laufen die Geschäfte hier auf dem Gehöft? Wobei ich gleich zur Sache kommen möchte. Es geht um unser Geschäft. Ich hatte es in Rom anklingen lassen.“ Mal sehen ob er mein Angebot einigermaßen im Gedächtnis hatte.

  • "Wasser kommt sofort.", bestätigte er den Wunsch seines griechisch-stämmigen Verwandten.
    "Nun das Gehöft ist eine recht sichere Angelegenheit, der Verwalter macht seine Sache wirklich gut. Man kann sich nicht beklagen.


    Was unser Geschäft angeht...", jetzt fing Dexter nicht tatsächlich noch an herum zu drucksen, oder? Er wusste genau, dass er mit Massa so einiges besprochen hatte, als sie versucht hatten ihren Onkel in der Castra Praetoria zu besuchen. Doch was waren denn nochmal die genauen Bedingungen? Nein, die hatte er nicht mehr im Kopf.
    Und nach einer kurzen Pause, in der sich Dexter ein paar Gedanken zurecht gelegt hatte, fing er den Faden wieder auf.
    "Du wolltest dich mit Kapital an der Socii Mercatorum Aurei beteiligen, wenn ich mich richtig erinnere." Äußerte Dexter dann und wartete auf eine Reaktion seines Verwandten, ob dies noch der richtige Schluss war, den er damals gezogen hatte.

  • Das Gespräch führten wir auf dem Weg zur Castra Prätoria. Gut möglich, dass dabei einiges untergegangen war. „Einen Teil meines Angebots hast du dir gemerkt.“ Das Wasser war erfrischend kühl. „ Den Überseehandel hattest du, soweit ich mich erinnere ausgeschlossen?“ Vielleicht hatte ich es verkehrt verstanden. Der Zeitpunkt über diese Dinge zu reden war damals äußerst ungünstig. Ich wühlte in meinen Erinnerungen, was genau Dexter geäußert hatte. „ 3000 Sesterzen? Wie wäre das für den Anfang?“ Eine verhältnismäßig kleine Summe, bei den Warenmengen die tagtäglich verkauft, umgeschlagen und verschifft wurden. Ein weiteres Angebot hatte ich noch in der Hinterhand. Eines, was der Socii Mercatorum Aurei weitaus mehr nütze als diese 3000 Sesterzen, wurde es geschickt und wohlüberlegt eingesetzt. " Ein kleines zusätzliches Angebot hätte ich noch. Aber erst will ich deine Meinung zum Überseehandel hören. Wann würdet ihr damit beginnen?"

  • "Ausgeschlossen ist das falsche Wort. Lediglich realistisch gedacht und hinten an gestellt, solange bis das Kapital der Vereinigung ausreicht, dass man sich nach einem eigenen Schiff umsehen kann. Die Bewirtschaftung eines solchen birgt ja auch gewisse Risiken.", erklärte er noch mal die Vorgehensweise, die sein Vater und er sich überlegt hatten. "Erst einmal soll die Position innerhalb Italias gefestigt werden, bevor wir uns den übrigen Provinzen zuwenden. Wobei wir dann auf Aegyptus et Alexandria ein besonderes Augenmerk gelegt haben. Doch das ist wohl noch Zukunftsmusik.", bisher stand erst einmal klar Italia im Vordergrund, dann könnte man versuchen auch Kontakte in den Provinzen zu suchen. Denn ohne Kontakte ging schließlich nichts innerhalb des Imperium Romanum.


    "3.000 Sesterzen klingen nach einer ganzen Stange Geld. Wie stellst du dir das genau vor? Möchtest du einen festen Zins für deine Anlage, oder lieber einen prozentualen Anteil am Gewinn?", sicher gab es noch mehr Möglichkeiten, wie man Investoren vergüten konnte, doch waren das wohl die zwei geläufigsten. "Darf ich dich denn dann eigentlich auch als Socius Consortii begrüßen? Mir ist zwar bewusst, dass du als Centurio der Flotte keine eigenen Betriebe führen darfst, doch würde ich dich gerne mit an Bord holen, wenn du schon soviel Kapital investierst." Wenn man Dexter das Wortspiel erlaubt, war es doch so nahe liegend bei einem Flottenangehörigen. Und dass Massa mittlerweile vielleicht Neuigkeiten über seine eigene karrieretechnische Zukunft erfahren hat, konnte Dexter noch nicht wissen, denn es drangen die letzten Wochen nur sehr wenige Informationen zu dem Gehöft bei Ostia durch. "Ein eigener Betrieb ist, soweit ich mich erinnere auch keine Grundvoraussetzung für die Mitgliedschaft."


    Der letzte Satz des griechisch-stämmigen Decimus weckte dann abermals die Neugierde in Dexter. Was wohl das zusätzliche Angebot war, von dem er sprach und ob er wohl die richtige Antwort in Bezug auf den Überseehandel gewählt hatte, damit nun seine Neugier befriedigt würde?

  • „ Gut, deine Ansichten und Pläne gefallen mir. Ich wäre mit einem prozentualen Anteil an den Gewinnen einverstanden. Wobei dieser Anteil wieder ins Geschäft investiert werden soll, bis ich anders entscheide.“ Einem Consortium beitreten, was sprach dagegen? Ich wäre Mitglied mehr nicht. „ Wer fragt in Alexandria danach, was ich in Ostia treibe?“ So lange alle Beteiligen daran verdienten, interessierte es keinen. „ Nun zu meinem zusätzlichen Angebot.“ Innerlich war ich auf die Äußerungen Dexters zu diesem Angebot gespannt. „ Also das da wäre…. Ein Schiff, Typ Navis Actuaria, es trägt den Namen Xenophon. Der Liegeplatz Portus Ostiensis. Ich würde es dem Consortium zur Verfügung stellen. Mein Name ist dem Hafenverwalter bekannt. Ein kleiner Obolus dazu, selbstverständlich kommt der von mir, und du wirst immer einen guten Liegeplatz zum Entladen bekommen.“ Ich streckte den Zeigefinger als Achtungszeichen in die Luft. „ Des Weiteren werde ich mich um den Schutz des Schiffes und der Ladung zwischen Ostia und Alexandria bemühen.“ Das sollte mir als Kommandant des Flaggschiffes nicht schwer fallen. Wir fungierten als Geleitschutz der Frachtschiffe. „ Ihr, das Consortium und du, könnt es euch bis zum Frühjahr überlegen. Dann werde ich wieder hier sein.“ Es dürfte Dexter nicht schwer fallen, dieses Angebot an den Mann zu bringen. Das hieß allerdings viel Arbeit über den Winter. Kontakte mit anderen Händlern knüpfen. Das Warenangebot prüfen usw. Es wurde garantiert eine sehr geschäftige Zeit. Ich konnte nach einem geeigneten Geschäftspartner in Alexandria Ausschau halten.

  • "Das heißt wir sind im Geschäft.", freute sich Dexter, dass sie eine Einigung erzielen konnten. Während ihm dann die Aussage seines Verwandten noch einmal genauer durch den Kopf ging und ihm dann ein Blick der Verwirrung im Gesicht stand.
    "Warum sollte in Alexandria jemand nach Dir fragen? Du bist doch in Misenum stationiert, oder nicht?", fragte er daher völlig unbedarft nach, hatte er etwas nicht mitbekommen?


    "Aber ja, bis zum Frühjahr sollten wir uns geeinigt haben können.", grinste er Massa dann an. Ein eigenes Schiff würde die Socii um einiges voranbringen, vorallem wenn man dazu noch einen Batzen Bares bekam und dies alles ins Geschäft, zusätzlich zum Schiff, investieren könnte. Nach der eher trägen Startphase ihrer Unternehmung, glich das nun einem regelrechten Kickstart.

  • Ein decimer Sklave überbrachte die Nachricht.



    Salve mein Sohn,


    ich mach es kurz. Komm bitte schnellstmöglich nach Hause. Wir beide haben nämlich einiges zu besprechen. Außerdem erwartet dich eine Überraschung.


    Dein Vater

  • Mit meinem Gespann aber ohne Silas traf ich am Nachmittag auf dem Gut ein.
    Der Verwalter Atta und seine Frau Telysa nahmen mich in Empfang und führten mir die reichgefüllten Scheunen, neu trockengelegten Felder und gut gedeihenden Viehbestände vor. Nur beim Geflügel waren sie mittlerweile wieder zum Einfachen zurückgekehrt, das Klima hier war wohl nichts für Wachteln, es gab jetzt nur noch Hühner und Gänse.


    Den wichtigeren Grund meines Besuches sah ich später. Telysa führte ihn herein. Der kleine Junge kam gerade aus der Schule, die er in Ostia besuchte, noch mit seiner Schreibtafel unter dem Arm. Die schwarzen Locken standen wild um seinen Kopf herum. Ich suchte in dem haselnussbraunen Gesicht des kleinen spurius nach einer Spur von Familienähnlichkeit, aber es war schwer zu erkennen, die Abstammung von seiner hübschen abessinischen Mutter war so deutlich, dass sie alles überdeckte. Scybale hatte geschworen, dass er entweder von Flavus oder von Massa stammte. Jedenfalls war er ein unerschrockener Bursche, der mir freimütig antworte, als ich ihn onkelhaft ausfragte. Ich hatte ihm auch ein paar hölzerne Soldaten- und Reiterfiguren mitgebracht. Er freute sich, und begann gleich damit zu spielen. Scybale hatte seltsamerweise an dem kleinen Burschen wenig Interesse gezeigt. Aber das Verwalterehepaar hier schien ihn voll ins Herz geschlossen zu haben, als er mir mutig Antwort gab, da strahlten sie so stolz, als wären sie seine leiblichen Großeltern.
    Ich überließ ihn seinem Spiel. Noch war er klein, eine Entscheidung nicht so dringend, aber langfristig mussten wir beschließen, ob er zur Familie gehören sollte oder nicht. Massa war unterwegs in der Weltgeschichte, ihn konnte ich nicht fragen, und Flavus war verstorben.
    Was würde mein Vater tun? Sollte ich ihm schreiben, oder einfach selbst entscheiden, oder einen Familienrat einberufen? Auch wenn der Kleine nur ein Bastardkind war, wenn Decimerblut in seinen Adern floß, dann konnte er auf die Dauer nicht unter Liberti und Sklaven aufwachsen.


    Nach einem deftigen Mahl und einer ruhigen Nacht im Giebelzimmer, kehrte ich tags darauf auf meiner Biga nach Rom zurück. Dort erwartete mich eine unschöne Neuigkeit.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!