Officium des Praefectus Praetorio Faustus Decimus Serapio

  • Dragonum kannte Serapio bereits zu gut als das er glauben könnte das die Frage nach Massa nebensächlich war, ehrlich gesagt hatte er sich schon gefragt wann das Gespräch endlich darauf kommen würde ...


    "Wie sein Vetter vor ihm, erfüllt er all seine Pflichten zu meiner vollsten Zufriedenheit! Erst kürzlich wurde er erneut für seinen beispiellosen Einsatz ausgezeichnet!"


    Selbstverständlich ging Dragonum davon aus das es das war was der Decimer hören wollte, immerhin sprachen sie hier über den Mann dem Serapio sein Leben verdankte ...

  • Was?! Octavius verglich hier gerade nicht wirklich seinen ach so kostbaren unwichtigen kleinen Classis-Adjutanten mit meinem Einsatz als ritterlicher Legions-Tribun auf dem Feldzug?!!
    "Aha." sagte ich verbissen. "Wie nett. Was hast du denn eigentlich zu ihm gesagt, damit er..." Meine ausgestreckte Hand anspuckt, sich von mir abwendet, sein Wort und mein Herz bricht!!! "...bleibt."

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  • Dragonum schmunzelte ... was glaubte Serapio wohl was er gesagt hatte ...


    "Wähle selbst!"


    antwortete also der Flottentribun und sah seinem ehemaligen Schützling dabei direkt in die Augen ... Serapio sollte wissen das Dragonum keine Spielchen spielte, brauchte er nie, hatte er nie ...

  • "Wenn ich das wüßte, Präfekt Octavius, hätte ich nicht gefragt."antwortete ich, und erwiderte ungehalten das in-die-Augen-Starren. Mir gefiel das gar nicht, von ihm belächelt zu werden! Das war eine Frage des Respekts! Schließlich war ich nicht mehr sein Tribun.

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  • Zu den vielen Vorbereitungen vor unserem Abmarsch gehörte es auch, die Lücken, die durch die ausgesandten Vexillationes in unseren Reihen entstanden waren, einigermaßen aufzufüllen. Bei den Legionen konnten wir zur Zeit nicht wildern, aber direkt nebenan lag ja sowieso das beste und erprobteste Reservoir an Frischfleisch für die Garde. Ich klärte die Sache mit dem Tribun der Stadtkohorten, siegelte ein paar Schreiben und Urkunden und delegierte die Details.

  • Wähle selbst. Ich blinzelte, verwirrt und verunsichert über sein Lachen, dann, als er mir den Grund erklärte, lachte auch ich, halb widerwillig auf. Da hatte ich mich mal wieder zum Narren gemacht. (Alles Massas Schuld.)
    "Bona Dea, Octavius, ich habe dich komplett mißverstanden. Es... es ist einfach so, dass ich mich frage, wie es dazu kam, dass er auf einmal diese......unerwartete Entscheidung getroffen hat." Ich lächelte ein wegwerfendes Lächeln, aber sogar mir selbst kam es verzerrt vor. "Das interessiert mich einfach."

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  • Nachdem er im Officium des Praefectus Praetorio abgeliefert worden war, wandte sich Victor jetzt selbst an den Mann im Vorzimmer dort.


    Salve! Ich bin der Curator Rei Publicae und Senator Octavius Victor und wünsche im Auftrag des Imperators die Unterlagen der Cohortes Praetoriae zu dem Fall des Senators Vinicius Lucianus zu sehen und selbigem zu sprechen."


    Wenn es nach ihm ginge, musste er dazu nicht einmal persönlich mit irgendeinem Offizier der Prätorianer sprechen. Hauptsache irgendjemand konnte ihm Abschriften der Dokumente besorgen und den Carcer aufschließen.

  • Nach dem Abmarsch der Garde, schien der prätorianische Teil der Castra verwaist. Doch er war es nicht ganz, den noch immer hielt eine Minimalbesetzung den Betrieb hier am laufen, die Palastwache, den Carcer, der gut besetzt war, und den Kurierdienst für den Kaiser.
    Es war der Decurio Volcatius Vulso, Kommandant der hier verbliebenen Turma von Equites singulares, an den der Curator mit seinem Anliegen geraten war.
    "Salve" grüßte der schon recht betagte Mann und stellte sich seinerseits vor. "Ja sicher, einen Augenblick bitte."
    Er mußte nicht lange suchen, die Unterlagen waren bereit und er übergab sie dem Octavier, manches davon zum Mitnehmen, anderes nur zur Einsicht. Denn angesichts der langen Haft des Viniciers, der Brisanz des Falles und dem gelinden Hang zur Bürokratie, der hier herrschte, hatte sich mittlerweile natürlich ein ganzer Haufen von Schriftstücken angesammelt. Einsatzberichte, Verhörprotokolle des Gefangenen, seiner Sklaven, Verhörprotokolle anderer Gefangener, die ihn belasteten, beschlagnahmte Korrespondenz, Abschriften seiner Senatsreden und so weiter und so fort. Eine Zusammenfassung gab einen groben Überblick:


    Ermittlungen gegen Marcus Vinicius Lucianus


    ANTE DIEM VI KAL IAN DCCCLXII A.U.C.
    Verhaftung durch die Cohortes Praetoriae wegen Verdacht auf Hochverrat.


    Verhöre der Sklaven der Villa Tiberia ergeben: Vinicius war häufig Gast bei den exklusiven Herrenrunden des Tiberius Durus.


    ANTE DIEM X KAL FEB DCCCLXII A.U.C.
    Verhör durch Praefectus Urbi Potitus Vescularius Salinator. Gefangener verweigert Aussage.


    ANTE DIEM III ID MAR DCCCLXII A.U.C.
    Verhör durch den Centurio Lucius Iulius Antoninus. Gefangener wird konfrontiert mit dem Geständnis seines Bruders Marcus Vinicius Hungaricus, der sich der Mitwisserschaft an einem hochverräterischen Unternehmen gemäß § 64 Co Iur für schuldig befunden hat. Beteuert unschuldig zu sein.


    ANTE DIEM IV ID MAI DCCCLXII A.U.C.
    Verhör durch Tribunus Cohortis Praetoriae Faustus Decimus Serapio.
    Gefangener verrät seine Beteiligung an der Verschwörung und sein Wissen um den Plan, Cornelius zum Kaiser zu machen. Obgleich Vinicius seit dem Tode Valerianus' isoliert, ohne jeglichen Kontakt zur Aussenwelt inhaftiert ist, und von den Entwicklungen im Reich, also auch von der Ausrufung Cornelius' zum Gegenkaiser, keine Kenntnis haben dürfte, sagt er zum Stichwort Cornelius Palma: "Cornelius ist ein würdiger Kaiser, ich möchte seinen Einzug in Rom miterleben. Ich kann nur hoffen er schafft es, sonst war alles umsonst."
    Bezeichnet ausserdem den Senat als "Arschkriecher und Speichellecker".
    Gesundheitszustand des Gefangenen hat sich verschlechtert, regelmäßige Versorgung durch Medici, Verlegung in andere Zelle.


    ANTE DIEM VI KAL SEP DCCCLXII A.U.C.
    Verhör durch Praefectus Praetorio Faustus Decimus Serapio.
    Gefangener berichtet: es gab eine Abstimmung unter den Verschwörern über das Attentat auf den Kaiser. Der Kaiser sei nicht das eigentliche Ziel gewesen, man habe ihn getötet weil er "verbohrt" gewesen sei, eigentlich habe man Vescularius treffen wollen. Bezeichnet Vescularius als "Bauer aus der Provinz". Es habe ausserdem einige Mitwisser gegeben, die sich "aus der Sache entfernten, als sie den Plan hörten". Verweigert die Aussage bezüglich der Morde an Publius Ulpius Maioranus und Ulpia Lucilla. Weigert sich hartnäckig seine Mitverschwörer beim Namen zu nennen, gibt vor unter Gedächtnislücken zu leiden.






    "Du kannst den Gefangenen aufsuchen." Der Decurio rief zwei Soldaten herbei und befahl ihnen: "Bringt den Curator in die Zelle des Vinicius, und bleibt bei ihm während er mit dem Gefangenen spricht."
    >>



    Sim-Off:

    edit: Unterlagen :)

  • Nun, Glück musste man haben. Da hatte es wohl auch sein gutes, dass der größte Teil der Prätorianer derzeit ausgeflogen war. Wenn noch ein ganzer Haufen Stabsoffiziere in der Principia herumgeturnt wäre, hätte Victor die Unterlagen bestimmt nicht so schnell bekommen, wie das gerade jetzt der Fall war. Mit einem Nicken nahm der Curator die Dokumente entgegen und blätterte sie kurz durch. "Danke!" Seine Führung durch den Carcer sollte auch gleich ohne Probleme bekommen, na das war ja wirklich was. Kurz nickte Victor dem Decurio noch einmal zu und wandte sich dann an die beiden Männer, die ihn führen. "Nun denn voran, Milites."

  • Dragonum nickte verständnisvoll ...


    "Ich schätze er mag die Classis, es ist mittlerweile ein gewohntes Umfeld für ihn! Außerdem ist es meist schwierig als Unteroffizier für einen Verwandten zu arbeiten ... da oft auch der Respekt der einfachen Miles darunter leidet!"


    Dragonum hate das Problem schon oft beobachtet und in manchen Fällen konnte er die Miles auch gut verstehen ...


  • 'Vala war hier' stand in mittlerweile tief eingeritzten Lettern auf dem Schreibtisch des Praetorianerpräfekten, dessen Officium der Tribun der achten Legion seit einigen Tagen okkupiert hatte... genauso wie den ganzen Rest der Principia. Als oberster Gefängniswärter und Bewacher des Nordostens der Stadt hatte man dennoch genug Kurzweil um sich auf diese Art und Weise im Mobiliar zu verewigen. Und mit jedem Bittsteller/Überläufer/SchonJahreaufderSeitedesCorneliersgewesenen vertiefte sich sein Signum im Schreibtisch. Irgendwann hatte er sämtlichen Anstand fahren lassen und nahm die Besuche entgegen so wie es ihm gerade passte... meistens mit auf dem Tisch ruhenden Füßen, schließlich war auch das Anhören der ganzen Quacksalber eine sehr unentspannende Arbeit, da durfte er sich durchaus etwas Bequemlichkeit leisten.
    Interessant wurde es erst, wenn ihm neue Gefangene zugestellt wurden, die im Carcer zu darben hatten bis der Cornelier sich ihrer annahm... was immerhin noch ein paar Wochen dauern konnte... im besten Fall.
    Meist waren es nur kleinere Fische die in den Carcer wanderten, denn sie hatten die meisten Großen schon im Norden gefangen.. und die anderen hielten sich innerhalb der weiterhin fest verschlossenen Stadtmauern auf. Wie lange es da noch dauern konnte war außerhalb Valas Ermessensbereich, er beklagte sich auch nicht. Immerhin konnte er sich immernoch mit fröhlicher Miene das Ohr abkauen lassen. Und sich auf das vorbereiten, was nach der Zeit kommen mochte, in der der Vescularier endlich fiel... und natürlich die Kerben im Schreibtisch noch ein wenig vertiefen.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/25.jpg Mit der Decima im Schlepptau marschierte der Soldat aus dem Carcer heraus zur Principia, hinein und durch einige Gänge und Flure um schließlich vor einer großen Türe anzuhalten, der Gefangenen zu weisen stehen zu bleiben und sich nicht vom Fleck zu rühren um schließlich anzuklopfen und einzutreten: "Tribun. Die Gefangene Decima Seiana."
    "Schön. Schick sie rein...", murrte auf der anderen Seite der Tür der Tribun und Befehlshaber der achten Legion, und als der Soldat keine Anstalten machte nach dem Eintreten der Decima zu verschwinden fügte er noch hinzu: "Du kannst wegtreten. Ich glaube nicht, dass die Decima mich gleich erwürgen wird."
    "Tribun.", meldete der Legionär noch bevor er sich mit ausdrucksloser Miene aus dem Staub machte.
    Der Befehlshaber selbst hockte relativ locker auf den Stuhl des Praefectus Praetorio gefläzt, trug nicht mehr als eine Soldatentunika in der grünen Farbe der achten Legion und betrachtete gerade ein Bittgesuch irgendeiner minderbedeutenden Familie die verzweifelt versuchte ihn per Wachstafel zu einem Treffen zu überreden.
    "Diese Leute haben nicht einmal mehr den Mumm persönlich um die Freilassung ihrer Angehörigen zu betteln...", spottete Vala, warf die Tabula achtlos beiseite und nahm nun zum ersten Mal die Decima in den Blick... sie hatte sich wohlweißlich geändert, immerhin war ihr letztes Treffen Jahre her. Um genau zu sein: vor dem ganzen Bürgerkrieg, der sich jetzt schon viel zu lange hinzog. Vor ihm stand nichtmehr die herrschaftliche Matrone des Hauses der Decimi, sondern ein abgerissenes Etwas dem man nur mit etwas Mühe die Züge derjenigen erkennen, die noch vor einigen Tagen als eine der einflussreicheren Frauen des Imperiums angesehen wurde.


    "Decima.", grüßte Vala ohne sich zu erheben und nickte in Richtung des Stuhls vor dem Schreibtisch. Er gab sich größte Mühe seine Überraschung über ihren Zustand zu verbergen, auch wenn er nicht wirklich sagen konnte ob ihm das auch gelang.. letztlich hatte er nicht erwartet, dass man im Carcer so schnell degenerierte. Dass es hier nicht nur am Carcer lag konnte er ja nicht ahnen. Ein kurzer Seitenblick zu einem der Sklaven beförderte diesen samt Tablett mit verdünntem Wein und Becher zur Gefangenen, was Vala einige Momente gab seinen 'Gast' etwas länger zu betrachten.


    "Ich habe keine Zeit zu verschwenden... und so wie du ausschaust kann es wohl nicht schneller gehen dich aus dem Carcer heraus zu bekommen.", kam der momentane Hausherr dann relativ zügig zum Punkt, da noch andere Sachen auf seiner Tagesordnung standen und er diese grundlegende Frage so schnell wie möglich klären wollte: "Deshalb lass mich zum Punkt kommen... ich muss dir sicherlich nicht großartig erklären, wie es gerade um die Familia des Decimus steht. Alleine drei von euch sitzen gerade im Carcer... der Rest ist noch zu unwichtig um ihn einzuknasten.. was nicht viel besser ist, bedenkt man die Verwobenheit deiner Sippe mit dem Vescularier."
    Während er seine Worte wirken ließ fixierte er die Decima genau mit seinem Blick, wenn er sich auch keine Mühe gab sie in Grund und Boden zu starren... da war sie seiner Meinung nach ohnehin schon. Also redete Vala im Tonfall eines Lehrers, der nur sicher gehen wollte, dass seinen Schülern auch kein Detail entging. Und dabei hielt er sich an den Klassenprimus.
    "Ich habe dich herrufen lassen, weil ich denke... glaube... HOFFE... dass du dich verständigeren Gemüts zeigst als der, dessen Stuhl ich hier gerade wärme. Deine Sippe ist durch gewisse Entscheidungen der Götter gerade ziemlich am Boden, meine ist es nicht. Und ich muss ehrlich sagen... ich habe kein Interesse daran die Decimi am Boden zu sehen."
    Soweit implizit, wusste er nicht inwieweit die Decima ihn überhaupt verstand. Wer wusste schon was die Kerkerhaft mit ihrem Geist angestellt hatte?

  • Seiana sparte sich die Frage danach, zu wem sie gebracht wurde – sie bezweifelte, dass sie eine Antwort bekommen würde, mit der sie etwas anfangen konnte. Stattdessen versuchte sie lieber, einen klaren Kopf zu bekommen. Auch wenn sie in den letzten Tagen zunehmend weniger Grund gefunden hatte sich die Mühe zu geben, war zumindest einem Teil von ihr jetzt schlagartig wieder bewusst, warum sie das ganz sicher sollte: weil es ihre Pflicht war. Und weil es nicht vorbei war, auch wenn sie viel zu schnell begonnen hatte das zu glauben, in der Düsternis und Einsamkeit des Carcers, und mit dem Loch in ihr, das seit der Geburt ständig in ihr zu lauern schien.


    Nachdem sie sich erst mal an die Helligkeit gewöhnt hatte, erkannte sie den Weg zum Officium ihres Bruders, wo sie ihn das ein oder andere Mal besucht hatte. Wen sie darin allerdings finden würde, damit hatte sie nicht gerechnet: Duccius Vala. Sie wusste dass er auf Rebellenseite gewesen war, sein Name hatte ja auch auf der Proskriptionsliste gestanden, aber dass er hier sein würde, in der Castra Praetoria... Seiana war sich nicht ganz sicher, ob das jetzt gut oder schlecht für sie war, in jedem Fall führte es allerdings dazu, dass sie noch mehr peinlich berührt war als sie sich sowieso schon fühlte. Sie legte durchaus viel Wert auf ein angemessenes Äußeres, und es war schon schlimm genug, dass sie überhaupt jemand so sah... und dass es auch noch jemand war, den sie kannte, jemand der wusste, wie erbärmlich sie gerade war, weil er wusste wie sie normalerweise war, machte das ganze nicht besser. Gerade deshalb bemühte sie sich allerdings nach Kräften, das zu ignorieren. So zu tun, als wäre nichts, als sähe sie nicht so aus wie direkt aus dem Carcer gekommen. Haltung zu bewahren. Das war ohnehin das einzige, was ihr im Moment blieb. „Duccius“, grüßte sie mit einem leichten Neigen ihres Kopfes zurück, der Klang ihrer Stimme etwas rau, weil sie sie in den letzten Tagen kaum benutzt hatte, bevor sie langsam weiter in den Raum kam und auf dem Stuhl Platz nahm, den er ihr angedeutet hatte. Sie zögerte einen kurzen Moment, als ein Sklave ihr verdünnten Wein anbot, beschloss dann aber dass das hier weder Zeit noch Ort für falschen Stolz war, nahm den Becher dann an und trank einen Schluck. Und spürte mit einem leichten Schaudern die angenehme Wärme, die der Wein, auch wenn er verdünnt war, beinahe sofort durch ihren Körper zu senden schien.


    Schweigend hörte sie dem Duccius dann zu, und sie wich seinem Blick aus, schloss für einen längeren Moment die Augen, als er davon sprach wie es um die Decimi stand. Drei von ihnen im Carcer... sie, ihr Bruder. Wer noch? Der Centurio bei ihrer Gefangennahme hatte noch etwas gesagt, sie konnte sich nur nicht mehr genau daran erinnern, was es gewesen war... aber wenn Duccius meinte, die anderen wären zu unwichtig, konnte es sich eigentlich nur um Varenus handeln. Seiana öffnete die Augen wieder und sah hoch, hielt seinem Blick diesmal stand, während er weiter sprach. Sie zuckte nur einmal unwillkürlich zusammen, als er von ihrem Bruder sprach, blieb aber ansonsten so ruhig, als wäre sie eine Statue – und auch, als er geendet hatte, regte sie sich einen Moment lang nicht. Er hatte also mit ihrem Bruder gesprochen, wenn sie das richtig verstanden hatte... und was auch immer er vorgeschlagen hatte: Faustus schien nicht interessiert gewesen zu sein. Kein Wunder, so wie sie ihren Bruder kannte.
    Jetzt rührte sie sich, hob die Hände und strich ihre Haare erneut zurück, zog sie streng nach hinten und rollte sie in ihrem Nacken zusammen. Diesmal diente die Geste mehr dazu, sich zu konzentrieren, als tatsächlich dafür zu sorgen, dass sie einen etwas präsentableren Eindruck machte. Duccius Vala schien gewillt zu sein, ihr eine Chance zu geben, schien darauf aus zu sein, den Decimi zu helfen... und wenn das so war, brauchte sie einen klaren Kopf für dieses Gespräch. Dringend. Seiana setzte dazu an, etwas zu sagen, räusperte sich als ihre Stimme zunächst versagte und setzte dann erneut an: „Ich glaube es braucht nicht viel, um in dieser Sache... verständiger als mein Bruder zu sein.“ Natürlich war Faustus dagegen, sich von jemandem auf Rebellenseite helfen zu lassen, das bedeutete Verrat in seinen Augen... aber Seiana war längst nicht mehr so stur und strikt, was ihre Ehrvorstellungen betraf. Und wenn der Duccius tatsächlich meinte, was er da andeutete... nun, sie hatte kein Problem damit, ihren Bruder und den Rest der Familie zu ihrem Glück zu zwingen, wenn es sein musste. „Wenn du kein Interesse daran hast, die Decimi am Boden zu sehen, wollen wir beide das gleiche. Ich frage mich nur, wie... groß dein Interesse daran ist. Was du beitragen würdest, um das zu ändern.“ Und was er als Gegenleistung dafür haben wollte. Unterstützung, das sicher, aber so wie sie ihn bisher kennen gelernt hatte, vermutete sie dass er sich von dieser Unterstützung durchaus schon konkrete Vorstellungen gemacht hatte, und sie war sich recht sicher, dass es einiges sein würde. Aber welche Wahl hatten sie schon? Sie brauchten Hilfe... jede Hilfe, die sie kriegen konnten. Sonst würde es Ewigkeiten dauern, bis die Decimi auch nur halbwegs wieder so angesehen waren wie zuvor.

  • In Ermangelung der Entdeckung von Tabak und der damit einhergehenden Pfeife schnappte Vala sich eins der Süßhölzer, die er stets bei sich zu haben pflegte und steckte es sich in den Mund um sich irgendwie zu beschäftigen während die Decima sich zu einer Antwort durchrang. Die Feststellung, dass es nicht viel brauchte um verständiger als der Praefectus Praetorio zu sein rang ihm glatt ein Lächeln ab, auch wenn die Gespräche mit diesem nichts waren, was er als lustige Erinnerung bezeichnen würde.
    "Groß genug, um mich... möglicherweise... nicht der allgemeinen Ächtung der Familia des Decimus als Handlanger des Vesculariers anzuschließen.", postulierte er erst einmal recht vage. Dass er das ohnehin nicht vorgehabt hatte zeigte ja alleine seine fortgeführte Freundschaft zu einem der wichtigsten vescularianischen Klienten, dem pompeischen Procurator. Was nicht bedeutete, dass er seiner Natur folgend nicht Kapital daraus schlagen wollte... selbst wenn dies wohl ein Spagat werden würde der einiges an Energie verschlingen würde. Letztlich sah Vala es als vielversprechender an alte Bande beizubehalten als sie abzureißen und sich nurnoch mit Kriegsgewinnern zu umgeben... die immerhin nicht so zahlreich waren wie man annehmen könnte. Was er dafür tun konnte war eine gute Frage, und Vala konnte die Frage nicht beantworten ohne sämtliche Tiefstapelei hinter sich zu lassen: "Meine Position als einer der führenden Offiziere im Heer des Flaminius Cilo bringt es dankenswerter Weise mit sich, dass ich nach dem Krieg mit einem gewissen Zuwachs an Einfluss rechnen kann. Einfluss, der sich nicht nur auf den Senat... dieses schöne, nett anzusehene Ding... beschränken wird. Ich könnte mich tatsächlich dazu durchringen, diesen Einfluss dazu zu nutzen deine Familia besser dastehen zu lassen, als sie es momentan und wohl noch auf einige Zeit tun wird." Den Konjunktiv deutlich betonend machte Vala so klar, dass noch keineswegs entschieden war, ob er sich tatsächlich dazu herablassen würde eine Sippe zu protegieren die am Ende des Krieges zu ihrem eigenen Pech auf der falschen Seite stand.

  • Flüchtig ging es Seiana durch den Kopf, dass Faustus einfach viel zu anständig war für einen Posten wie den des Praefectus Praetorio. Er hätte überlaufen sollen... hätte den Rebellen seine Unterstützung anbieten sollen. Die Kräfte waren, so weit sie es mitbekommen hatte, halbwegs ausgeglichen gewesen... wäre Faustus übergelaufen, hätte er genau das Zünglein an der Waage sein können, dass dem Cornelius einen deutlich weniger verlustreichen Sieg gebracht hätte.
    Aber es brachte nicht viel, über ein hättewärewenn nachzudenken, und es war auch eigentlich nicht Seianas Art, überhaupt in solche Gedanken abzudriften. Sie atmete tief ein und musterte den Duccius, versuchte in seinen Zügen zu lesen, aber sie hatte ohnehin nicht wirklich eine Wahl, und davon abgesehen: warum hätte er sie rufen sollen, wenn er nicht meinte was er sagte? Dass er nicht darauf aus war, sie einfach nur zu demütigen, war recht offensichtlich, sonst würde er sich ganz anders verhalten.


    Sie trank noch einen Schluck Wein, genoss ein weiteres Mal die Wärme des Alkohols, neigte sich dann nach vorn und stellte den Becher dann mit einer bedächtigen Geste auf dem Tisch ab. „Das wird... würde ein beträchtliches Stück Arbeit werden. Und nicht ohne Risiko für dich.“, antwortete sie, bevor sie sich wieder zurück lehnte. Sie rieb sich kurz über die Stirn und musterte ihn. „Versteh mich nicht falsch, ich bin überzeugt, dass die Decimi wieder kommen werden. Wieder Einfluss und Macht haben werden, egal wie lang es dauert. ... Aber es wird nicht einfach. Wir können Hilfe gebrauchen, gerade von jemandem wie dir.“ Kam das nur ihr so vor, oder war der letzte Satz irgendwie ein bisschen zusammenhanglos an die vorigen gekleistert? Und dann war da noch das winzige Detail, dass sie selbst in ihrem Zustand nicht um Hilfe betteln wollte... aber trotzdem irgendwie zeigen musste, dass sie seine Hilfe wollte. Dass sie sie annehmen würde, wenn er sich denn dazu entschied. Sie holte erneut tief Luft. „Wenn du dich dazu durchringen würdest... was würdest du dir davon versprechen? Was willst du?“

  • "Dessen bin ich mir bewusst, Decima, danke für die Aufklärung.", lächelte Vala mit viel Schalk in den Augen. Er wäre reichlich dumm gewesen, wenn er das Risiko nicht mehrmals abgewogen hatte. Aber es schien ihm wert... vor allem, wenn das für ihn dabei raussprang was er sich erhoffte. Und gerade diese eine Situation, in der die Decimi nun steckten, verhieß ihm doch deutlich größere Erfolgschancen als ohne das ganze. Er musste einfach zupacken, solange sich die 'Gegenseite' in einer deutlich schlechteren Verhandlungsposition befand als er selbst.
    "Was will ich?", führte Vala nun also mit gekünstelt-nachdenklichem Blick seine Forderungen ein, obwohl sie schon seit langem feststanden... und eigentlich so auch nicht mehr verhandelbar waren: "Ich will ein deutliches Zeichen der Freundschaft der Decimi zu den Duccii.. sagen wir, einen Pfand, der sicherstellt, dass die Decimi sich dieses... wiederbelebten... Bunds auch stets erinnern werden."
    Bevor er zum Punkt kam setzte Vala sich gerade auf, zog das Stück Holz aus den Lippen und fixierte die Decima mit einem Blick, der Entschlossenheit verhieß... und Kompromisslosigkeit: "Ich will Lucius Decimus Secundus und Decima Sevilla."

  • Seiana reagierte auf das Lächeln nicht wirklich – sie fühlte sich nicht einmal wirklich in der Stimmung, es aus purer Höflichkeit zu erwidern, wie sie es sonst getan hätte. Sie war zu ausgelaugt dazu. Also musterte sie ihn einfach nur und wartete ab, während sie weiterhin versuchte ihre Gedanken in geordneten Bahnen zu halten – mehr oder weniger erfolgreich. Dass sie sich dazu zwingen musste, dass sie jetzt einen Grund hatte um Konzentration aufzubringen, half dabei, aber sie merkte freilich auch, dass sie einfach nicht ganz auf der Höhe war.


    Als Duccius dann sagte, was er wollte, starrte Seiana ihn erst mal nur an. Sie hatte mit vielem gerechnet... aber nicht wirklich damit. Obwohl es bei längerem Nachdenken logisch war... und gleichzeitig etwas, wozu sie unmöglich ihr Einverständnis geben konnte. Er wollte Magnus' Kinder? Wollte er sie in Germanien haben, damit sie dort bei seiner Familie aufwachsen? Wollte er sie vielleicht sogar adoptieren, sie zu Duccii machen? Es ging hier um Magnus' Kinder. Er hätte vielleicht gewollt, dass sie die Familie ihrer Mutter kennen lernten, aber ganz sicher nicht, dass sie seine Familie, ihre eigene Familie aufgaben. Seiana schloss kurz die Augen und versuchte ihre Gedanken zu fokussieren. Ein Schritt nach dem anderen. „Was meinst du mit: du willst sie? Egal wer ihre Mutter ist, sie sind Decimi. Sie gehören zu ihrer Familie.“ Seiana hatte ihre Vorstellungen schon lang angepasst, was ihr Familienmotto anging, hatte eine andere Auffassung vor allem von Ehre als Faustus... aber Familie war etwas anderes. Alles was sie in den vergangenen Jahren getan hatte, war für ihre Familie gewesen. Jemanden zu verheiraten, das war überhaupt kein Thema, aber Kinder fortzugeben, sie aus der Familie zu reißen... Seiana spürte schon wieder, wie sie sich zusammenreißen musste.

  • "Das, was ich damit sage. Es hat wohl gewisse... Dissonanzen gegeben wo die Kinder aufwachsen werden. Ich gebe dir die Chance, diese Dissonanzen zum Nutzen deiner Familie aus dem Weg zu räumen.", postulierte Vala knapp, auch wenn er nicht verstand was an seiner Forderung so unklar gewesen war, "Natürlich sind sie Decimi.. und das können sie auch gerne bleiben. Allerdings werden sie fortan bei ihrer Mutter aufwachsen... EGAL wo diese sich gerade aufhalten mag."
    Was rein theoretisch ein paar Räume weiter war. Noch. Allerdings hatte seine Tante nicht nur einmal den Willen geäußert, zurück nach Germania zum Rest der Duccii zu reisen, was Vala vollkommen verstehen konnte. Ihre Sippe hatte keine Wurzeln in Italia, ihre Heimat war das kalte Germania und dort lag auch das Zentrum ihrer Macht. Er selbst würde sich nur so lange in Italia aufhalten wie es nötig war um mit einer neuen Fülle an Macht für sich und seine Familie nach Germania zurückkehren zu können.

  • Dissonanzen. Jetzt erst begann Seiana zu begreifen, woher der Wind wehte. Es ging um die Auseinandersetzungen, die sie gehabt hatte, erst mit Venusia, dann mit Massa. Und sie begriff immer noch nicht, wo überhaupt das Problem war. Das einzige, was sie gewollt hatte, war dass gefälligst gewartet wurde, bis der Vormund der Kinder die Entscheidung traf – und Vormund war Livianus oder Faustus, aber nicht sie, und auch nicht Massa, der mit den Kindern nicht verwandt war, oder Venusia, die es rein rechtlich gesehen auch nicht war. Seiana war ganz sicher dagegen, dass die Kinder in Germanien aufwuchsen, aber sie maßte sich nicht an, diese Entscheidung zu treffen.


    Allein die Forderung allerdings ließ ihre Stimmung abkühlen. Weil sie dagegen war. Weil sie ganz sicher nein sagen würde, wäre es ihre Entscheidung. Weil sie die Forderung unverschämt fand, und ganz sicher nicht dazu angetan, um eine wie auch immer geartete Freundschaft zwischen den Duccii und den Decimi zu zeigen. Wenn der Duccius darauf wirklich bestand... wenn sein Preis war, die Familie der Decimi auseinander zu reißen und ihnen Magnus' Kinder wegzunehmen – denn dass Venusia die Chance nutzen würde nach Germanien zu ziehen mit den beiden, stand für Seiana fest –, dann konnte von einem Freundschaftsbündnis keine Rede sein. Wenn sie sich so erpressen lassen mussten, nur um die Unterstützung eines der Sieger dieses Bürgerkriegs zu bekommen und vielleicht ein bisschen schneller wieder auf der Sonnenseite zu stehen... In Seianas Augen war es das nicht wert. Sie konnte nicht alles für die Familie tun, und dann ihre Nichte und ihren Neffen fortgeben. Es wäre ein Abschied für immer – sie hatten es doch mit Livianus' Kindern erlebt, was passierte, wenn Kinder fern ihrer Familie groß wurden, in irgendeiner Provinz am Rande des Reichs. Sie fanden nie wieder den Weg in den Schoß der Familie zurück.


    Das war kein Mittel, an ihre Freundschaft zu erinnern... nur einer um sie dauerhaft zu erinnern, dass sie gedemütigt worden waren, noch mehr als ohnehin schon dadurch, dass sie auf Verliererseite standen. Und zumindest Seiana würde das nicht so schnell vergessen. Sie verschränkte die Arme leicht vor ihrem Oberkörper, und ihre Miene war versteinert. „Das ist eine Entscheidung, die ich nicht treffen kann, Duccius. Ich bin nicht der Vormund der Kinder.“ Das Problem war nur: sie konnte sich denken, wie Faustus wohl entscheiden würde, wie er entschieden hätte, ganz ohne jeden Druck, hätte Venusia auch nur ein einziges Mal mit ihm darüber gesprochen. Das hatte Seiana schon befürchtet, als sie mit der Duccia das erste Mal geredet hatte, aber trotzdem hatte sie auf ihn warten wollen, bis er – damals noch aus Ägypten – zurückgekehrt war. Sie fragte sich nur, warum Venusia nie mit ihm gesprochen hatte, er war immerhin eine ganze Zeitlang in Rom gewesen. Und obwohl Seiana immer noch dagegen gewesen wäre: es wäre etwas anderes gewesen, wenn Faustus diese Entscheidung aus freien Stücken getroffen hätte. Und nicht, weil sie dazu erpresst wurden. „Venusia hat meines Wissens nach keine Gelegenheit genutzt, selbst mit meinem Bruder zu sprechen. Zeit genug hätte sie gehabt. Und ich... kann mir vorstellen, dass er nichts dagegen hätte.“

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