[Officium II] Officium Vicarii Magistris

  • Nachdem ihm der Ianitor den Weg gezeigt hatte, betrat Crassus sogleich hektisch das Officium, in welchem Lepidus erwartet wurde.


    ,,Verzeih mir meine Verspätung. Die Straßen in Rom sind fürchterlich...", versuchte Crassus sich für seine ungewollte Verspätung zu entschuldigen. Als ihm der alte Greis hinter dem Schreibtisch auffiel, hörte er abrupt auf zu sprechen, dachte einen Atemzug lang nach und fing dann sofort wieder damit an.
    ,,Salve. Ich bin Tiberius Iulius Crassus.", begrüßte er den Älteren der Anwesenden freundlich, ehe er einen fragenden Blick zu Lepidus hinüber schickte.

  • "Aber sicher doch, ich bin fit wie eine Legionärssandale", entgegnete Tiberius auf die Erkundigung nach seinem Schlafrhythmus, mehr um zu belustigen, als wirkliche Informationen zu geben. Irgendwie war er heute ohnehin nicht ganz ernst aufgelegt. Wie sollte er auch? Dieser Alte schien jeden Augenblick ins Gras zu beiße und geistig hatte er wohl seine besten Tage längst hinter sich. Da bot er ihm doch tatsächlich einen Platz an, obwohl Lepidus sich doch schon längst hingesetzt hatte. Was für ein verstreuter Alter. Das konnte wirklich noch ein lustiger Tag werden. Ob es Dives gefiel, dass er hier als "schlampig" bezeichnet wurde? Lepidus selbst hatte es ja nicht allzu gern, wenn Sklaven sich anmaßten über ihre Herren Urteile zu fällen, aber offensichtlich führte Dives ein lockeres Regiment... vielleicht zu locker.


    Gerade wollte er Tasius offenbaren, weshalb er hier sei, da platzte auch schon Iulius Crassus herein. "Salve Crassus, keine Sorge, du hast noch nicht viel verpasst." Er deute auf den Platz neben sich, damit Crassus sich dort setzten möge. "Das hier ist der Stellvertreter von Dives. Man nennt ihn Tasius. Rede am besten laut und deutlich." Den Grund brauchte Lepidus nicht zu erwähnen, es war offensichtlich, dass der Tiberier damit auf das Alter ihres Gegenüber anspielen wollte, zu dem er sich nun wieder wandte: "Nun, wir beide sind hier, weil wir einen Entwurf einer neuen Satzung der Societas erstellen wollen. Das alte Stück Papier bedarf ein paar Neuerungen."

  • | Tasius


    Ach, zum Scherzen war der Bengel auch noch aufgelegt! Na das konnte ja noch heiter werden! Dann trat noch so ein junger Kerl ein und der Alte glaubte, er sah nicht richtig - was er genaugenommen auf die Entfernung auch nicht mehr richtig tat. Sonst hätte er wohl natürlich auch bemerkt, dass sich Lepidus bereits gesetzt hatte. Andererseits aber zeigte dies natürlich auch für wie klein der Sklave den Tiberius hielt...
    "Noch so einer!", war die erste Reaktion des Sklaven auf den frisch Hereingeschneiten. Das wurde ja wirklich immer besser. Erst musste er dem einen alles hinterher räumen und einen Saustall auf Vordermann bringen; jetzt sollte er hier Paedagogus für zwei Halbstarke spielen?! Was bitte war das hier? Die Stroy zum nächsten Acta-Artikel der Kategorie 'Verstehst Du Spaß?"?


    Tasius nickte anschließend einmal mürrisch zur Begrüßung und zeigte ebenfalls nochmal auf den verbliebenen freien Platz vor dem Schreibtisch. Er konnte nicht genau erkennen, ob der Tiberius nicht vielleicht auch irgendetwas anderes meinte. Den Kommentar des Patriziers, nachdem der den Sklaven vorgestellt hatte, hörte er hingegen sehr wohl, denn an den Ohren hatte er noch nichts. Im Gegenteil waren die wohl noch mit am fnuktionstüchtigsten an ihm, wenn man neben der Sehkraft auch an seinen Gehstock dachte. Aber da würden die beiden jungen Burschen auch noch hinkommen...
    "Ich nehme an, dass ihr die alte Satzung beide kennt und auch mit dem Vereinsgesetz des Codex Universalis vertraut seid?!", überging Tasius die unhöfliche Bemerkung letztlich aber einfach. Niemand hatte ihm seinen Platz streitig gemacht und auch ansonsten schien hier eher ein Lehrer-Schüler-Verhältnis in der Luft zu liegen, was zwar hin und wieder unangebrachte Kommentare gegen den Greis bedeuten würde, doch ihm letztlich trotz seines Standes eine gewisse Autorität versprach. Mit diesem Kompromiss könnte er leben.


    Nachdem er beide jeweils einmal kurz, aber intensiv mit seinem prüfenden Blick bedacht hatte, holte er mit einem einfachen Handgriff einige Tabulae hervor, die Dives bereits vorbereitet hatte. Jetzt, wo hier alles ordentlich und an seinem Platz war, dauerte soetwas dementsprechend auch keine halben Ewigkeiten mehr, sondern ging zack-zack! Die alte Satzung fand sich auf einem Teil der Aufzeichnungen; eine Abschrift der Lex Communitatis auf der anderen.
    "So, und du verschwinde jetzt endlich! Wir brauchen hier jetzt ein bisschen Ruhe!", forderte Tasius dann in herrisch-unfreundlichem Tonfall, denn dass er sie mochte, sollte die ja genauso wenig merken wie die beiden Jungs hier, die Ägypterin auf. Diese stelle daraufhin die Obstschale und die Kannen auf dem Schreibtisch ab, dazu die zwei Becher, die sie mitgebracht hatte - sollten sich die drei jetzt eben drum streiten! Ihr wäre das jetzt egal - und verließ anschließend sichtlich verletzt den Raum.


    "Also, was habt ihr euch bisher überlegt? Der Iulius meinte etwas von einem Vicarius?", nahm der Rhodier das Gespräch unbeeindruckt wieder auf.




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  • Noch ein letztes Mal blickte Lepidus der hübschen Ägypterin nach. Sie schien sogar noch hübscher geworden zu sein, als bei seinem ersten Besuch. Höchst bedauerlich, dass sie einfach weggeschickt wurde, wäre ihr Anblick doch immer eine willkommene und erholsame Abwechslung gewesen, besonders im Vergleich zum Greis, der vor ihm saß. Bei seinem ersten Besuch im Vereinshaus hatte Evax sie ebenfalls recht abrupt hinaus gebeten, wenn sich der Tiberier recht entsann. Vielleicht störte es ja auch einige, dass er sie gern mal ansah, aber wozu schafft man sich auch eine solche Sklavin an, wenn sie durch ihr Aussehen nicht unterhalten soll? Aber nun gut, zurück zum Wesentlichen.


    "Ja ja, ich weiß Bescheid", erwiderte er nur kurz auf die Frage zum Codex. Mit Gesetzestexten hatte sich der Tiberier im Rahmen des Cursus Iuris in letzter Zeit wirklich genug auseinanderszusetzen. Paragraphen mochte er fast nicht mehr sehen. "Zumindest das Vereinsgesetz lässt uns zum Glück viele Freiheiten zur Ausgestaltung unseres Vereins." Gleichsam wurde der Sklave offensichtlich schon über eine wesentliche Neuerung informiert. "Ganz recht. Wir müssen in jedem Fall die Frage des Stellvertreters in der Satzung klären. Ein Zustand, wie er teilweise nach der Erkrankung Centhos herrschte, darf nicht wieder vorkommen. Ich würde also vorschlagen unter Punkt IV der Satzung neben dem Magistris auch einen stellvertretenden Vicarius Magistris einzufügen." Lepidus streichelte sich kurz sein Kinn. "Die Frage ist nur, wie wir ihn legitimieren lassen. Es bietet sich die Möglichkeit an ihn ebenfalls durch die Mehrheit der Mitglieder wählen zu lassen oder wir legen fest, dass der Magistris nach seiner Wahl einen Stellvertreter zu ernennen hat. Letzteres würde wohl eine gewisse Flexibilität zulassen." Gerade mit dem Schlusssatz äußerte Lepidus wohl auch seine Symptahie für diese Variante. Einmal wählen reicht, dachte er sich, aber vielleicht gab es ja hier auch einige Verfechter der grenzenlosen Partizipation. Er blickte auf Crassus und einmal nur ganz kurz auf Tasilus. Die Meinung des Iuliers interessierte ihn natürlich deutlich mehr als die Gedanken eines Sklaven.

  • Und so fingen sie auch bereits an. Crassus nahm sich erst einmal die Satzung zur Hand und überflog diese kurzfristig, um überhaupt einen Einblick zu bekommen. Nachdem Lepidus mit seinen Ausführungen über den Vicarius Magistris geendet hatte, wollte Crassus ebenfalls seine Ansichten dazu äußern, auch wenn sich diese nicht viel von denen des Tiberiers unterschieden.
    ,,Da hast du Recht, Lepidus. Und ich fände es ebenfalls besser, wenn der ,mit Mehrheit gewählte, Magister seinen Stellvertreter selbst bestimmen kann, denn niemand benötigt wirklich zwei Wahlen. Ich denke es ist kompliziert genug, einen Wahlgang mit allen Mitgliedern an einem Termin durchzuführen. Andererseits finde ich auch die Idee ansprechend, dass das Mitglied Stellvertreter wird, dass die zweithöchste Anzahl an Stimmen bekommen hat. Dafür sollte dann aber ein passus mit aufgenommen werden, der bestimmt, dass immer mindestens Zwei oder Drei Mitglieder zur Wahl stehen müssen. So wie die Satzung zur Zeit aussieht, könnte sich auch bloss ein Mitglied zur Wahl aufstellen lassen, da gäbe es ja keine wirkliche Wahl, die ihren Namen auch verdient hätte. Unabhängig von der Ernennung des Vicarius, bin ich dafür solch einen passus in die Satzung mit aufzunehmen.", äußerte der junge Iulier erst einmal seine Gedanken zu Lepidus Aussage und dem, dass ihm dann noch dazu in den Sinn gekommen war. Nun war er gespannt, wie Lepidus über seine Idee dachte. Tasius hingegen würdigte er momentan keines Blickes, auch wenn dieser wie der Magister persönlich hinter dem großen Schreibtisch thronte.

  • | Tasius


    Und wieder fühlte der Sklave sich an paedagogische Tätigkeiten erinnert: Die einen hatten ihre Hausaufgaben gemacht und einen aufgegebenen Text gelesen, die anderen nicht. Der selbst erst seit kurzem hier tätige Alte hatte natürlich nicht im Kopf, wer hier genau wie lange schon als Sodalis gelistet war. Folglich ahnte er auch nicht, dass das für einen der beiden heute hier die Premiere in der Societas Claudiana et Iuliana war und der sich natürlich erst noch etwas einfinden musste.
    "Also ich glaube weder, dass die Wahl eines Vicarius besonders praktisch wäre, noch die Ernennung desjenigen mit der zweithöchsten Stimmanzahl. Gesetzt den Fall, dass sich zwei äußerst charismatische Bewerber finden, die alle Voraussetzungen erfüllen das Amt gebührend auszufüllen. Einer der beiden ist für einen besonderen Prozessionszug, der andere strikt dagegen.", erklärte Tasius einen allgemeinen Fall. Wem die Proezession speziell galt, war ja unerheblich, solange sie einzig heftig umstitten wäre.
    "Die Wahl des Magisters findet statt - einer der beiden wird gewählt. Wie sinnvoll wäre es, wenn sodann genau der andere, der ausgerechnet die zweitgrößte Stimmanzahl auf sich vereinigen konnte, zum Vicarius ernant würde? Der Magister lenkt die Kutsche nach links, muss einen Woche für einen dringenden Termin weg und sein Vicarius fährt derweil die Kutsche nach rechts? - Nein.", versuchte der Sklave mit einem sprachlichen Bild zu veranschaulichen, was er meinte. Es fiel auf: Der geborene Paedagogus war er wohl nicht.


    "Ich denke folglich, dass die Entscheidung über den Vicarius beim Magister selbst liegen sollte.", stellte er fest und strich sich kurz nachdenklich über sein Kinn.
    "Man sollte wohl aber überlegen, inwiefern an einen Vicarius die gleichen Bedingungen gestellt werden sollten, wie an einen Magister. Ich denke da nur an die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gens. Immerhin: Ein Vicarius bleibt Vicarius, ob nun der Magister da ist oder nicht, oder?", stellte er in den Raum. Sollte der erkrankte Magister - niemand wünschte es ihm - gar sterben, so hätte wohl der Vicarius die Aufgabe die Wahl eines neuen in die Wege zu leiten. Eine automatische Amtsübertragung gab es ja wohl schließlich nicht. Ergo könnte ein Vicarius eigentlich auch problemlos beispielsweise... naja, was genau er von diesem Tiberius halten sollte, wusste Tasius ja noch nicht. Fragend blickte er die beiden jungen Männer vor ihm an. Damit stand natürlich auch irgendwie die Frage im Raum, was von einem Vicarius erwartet würde - auch im Gegensatz zu den Erwartungen, die man an einen Magister stellte...





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  • Irgendwie freute sich Lepidus, dass bereits zu diesem Thema sehr viel Diskussionsstoff gab. Was würde erst passieren, wenn er die wirklich großen Themen anschnitt? Es würde wohl noch ein langer Tag werden, doch der Tiberier hatte bereits jetzt großen Spaß. "Ich teile deine Sorge, dass sich nur ein Kandidat aufstellen lässt, Iulius. Es ist zweifellos nie schön, wenn man unter keinerlei Alternativen wählen kann, jedoch müssen wir da die Realitäten im Auge behalten und es ist nun einmal leider nicht üblich, dass sich allzu viele um diesen Führungsposten reißen würden." Zumindest meinte der Tiberier das zu wissen. "Ja, und selbst wenn nicht, so müssten wir doch die Eventualität ins Auge fassen, dass es gar nur einen einzigen Bewerber für das Amt gibt. Sollen wir deshalb keine Wahl stattfinden lassen, den Posten damit unbesetzt und somit die Societas ohne Führung lassen? Nein, das kann nicht der Weg sein. Eine Mindesanzahl an Bewerbern in die Satzung mit aufzunehmen, fände ich deshalb nicht praktikabel." In der Frage der Ernennung des Vicarius durch den Magister schienen aber alle recht einig zu sein. "Ich freue mich aber, dass wir wohl alle die Ernennung des Vicarius durch den gewählten Magister befürworten. Ich finde wir sollten dies so in die Satzung übernehmen. Der Satz sollte vielleicht lauten: 'Der Magister muss einen Vicarius ernennen, der ihn in Abwesenheit vertritt und die Geschäfte der Societas stellvertretend leitet.' Diesen Satz würde ich dann als letzten im Punkt IV anfügen."


    Der Tiberier ließ sich etwas Zeit, damit die beiden eventuell noch Änderungen vornehmen konnten und schien dann verbal den Bogen langsam zu spannen. "Gut, dass du die Voraussetzungen des Vicarius ansprichst. Ich würde bevorzugen, dass für den Vicarius keinerlei Bedingungen, die sich beispielsweise an eine Gens-Mitgliedschaft knüpfen, aufgestellt werden. Vicarius soll jedes Mitglied der Societas werden können. Vielmehr sollten sich die Bedingungen für den Magister selbst ändern." Bogen spannen, Bogen spannen... "Ich bin der Ansicht, dass der Magister nicht länger nur aus der Gens Claudia oder der Iulia stammen sollte." Pfeil abgefeuert! "Uns im Führungspersonal so zu beschränken ist leider zutiefst veraltet und entspricht nicht mehr den Realitäten. Ich kann natürlich das besondere Anliegen jener Gentes verstehen, es ist ja ganz offensichtlich, doch ein Monopol auf die Verehrung der Iulisch-Claudischen Dynastie haben diese nicht. So sollte, wenn schon jeder römische Bürger Mitglied der Societas werden kann, auch jeder in der Lage sein Magister zu werden. Augustus war unser aller Pater patriae und die Verbundenheit mit ihm und seiner Dynastie geht weit über die Gentes der Iulia und Claudia hinaus; dies sollten wir durch das Streichen der Zeilen 'und muss aus dem Geschlecht der IULIER oder aus dem der CLAUDIER stammen' deutlich machen." Lepidus lächelte und lehnte sich selbstzufrieden zurück. Nicht, dass er ein besonderes Anliegen hatte oder gar selbst irgendwann nach der Magister-Würde streben wollte, aber es hätte seinem Charakter einfach nicht entsprochen sich von irgendetwas auch nur theoretisch ausgrenzen zu lassen und darüber hinaus gab es durchaus gute Gründe nicht an dieser starren Ordnung festzuhalten.

  • In aller Ruhe hörte der junge Iulier sich die Gedanken des Tasius und des Lepidus an und bedachte die neuen Blickwinkel, die sich ihm dadurch boten, ehe er mit einem nickenden Lächeln auf den Lippen dem Gesagten zustimmte.
    ,,Ja, das habe ich soweit nicht bedacht.", gab Crassus zu. ,,Der Vicarius sollte aufjedenfall vom gewählten Magister bestimmt werden, immerhin wurde dieser von allen Mitgliedern gewählt und sollte daher über genügend Vertrauen innerhalb der Societas verfügen, dass man ihm diese Verantwortung wohl gut auftragen kann." Immerhin war der Vicarius zwar nur der Vicarius, aber er wurde zum ausschlaggebendem Mann, in Abwesenheit des gewählten Magisters, da sollte es sich bei ihm ebenfalls um eine vertrauenswürdige Person handeln.
    ,,Den Satz kannst du so nehmen."


    Der letzte Teil beim nächsten Punkt, den Lepidus äußerte, überspannte den "Bogen" dann aber doch etwas, zumindest für Crassus Gefühl, soweit wie das bestehen konnte, an seinem ersten Tag in der Societas. Er war alles in allem aber sehr stolz, dass man ihm überhaupt ein Mitspracherecht bei der Diskussion über die neue Satzung einräumte.
    ,,Ich finde auch, dass man für den Vicarius keine Standes-, beziehungsweise Gentesgrenzen benötigt." Soweit so gut. ,,Allerdings, finde ich, dass der Schritt, ebenfalls die Voraussetzungen an den Magistris dementsprechend zu ändern, für doch zu gewagt." Kurz atmete Crassus noch einmal ein und überdachte dabei noch einmal seine Eben gesagten Worte, ehe er Weitere anfügte. ,,Einmal unabhängig davon betrachtet, dass ich selbst ein Iulier bin, empfand ich solch eine Voraussetzung doch bisher eher als eine Art Grundessenz, als einen anhaftenden Makel der Societas. Vielleicht kam da auch gerade ein wenig traditionsbewusstsein in Crassus zur Erscheinung, von dem er nicht einmal wusste solch etwas zu haben. Immerhin war er in seinem bisherigen Leben alles andere, als "als sehr traditionsbewusst" umschrieben zu werden.,,Selbstverständlich steht es jedem Bürger frei, der Societas beizutreten, und somit der Iulisch-Claudischen-Dynastie zu Ehren, wie es ihr gebührt. Die Gentes Claudia und Iulia erheben selbstverständlich kein Monopol darauf. Doch bin im Moment nicht wirklich gewillt, solch einer Änderung meine Zustimmung auszusprechen, da diese mir einfach zu weit geht. Die Satzung erneuern und modernisieren ja, aber nicht in ihren Grundfesten erschüttern. So hatte auch Crassus nun in aller deutlichkeit seine Ansicht zu dem von dem Tiberier genannten Punkt ausgesprochen und war nun gespannt, wie seine Gegenüber darauf reagieren würden. Nun war er nämlich besonders gespannt darauf, was der in diesem Falle eher unbeteiligte Tasius dazu sagen würde, immerhin war er ein Sklave und konnte so, sowieso nicht Magister der Societas werden, unabhängig davon, ob diese Voraussetzung aufgehoben wird, oder nicht, da fand Crassus diese Sicht der Dinge besonders interessant.
    Andererseits wollte Crassus ebenfalls wissen, ob nicht vielleicht Lepidus noch weitere Gründe für solch eine tiefgreifende Änderung in der Satzung vorweisen kann. Mal abgesehen davon, dass sich momentan kein Claudier mit der Mitgliedschaft in der Societas rühmen konnte.

  • | Tasius


    Der Sklave schrieb etwas abweichend, aber dennoch inhaltlich gleich auf:


    IV


    Die SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA wird vom Magister des Vereins geleitet. Dieser wird durch einfache Mehrheit aller Vollmitglieder bestimmt und muss aus dem Geschlecht der IULIER oder aus dem der CLAUDIER stammen. Er hat einen Vicarius Magistris zu ernennen, der ihn in Abwesenheit vertritt und die Geschäfte der Societas stellvertretend leitet.


    Gerade wollte Tasius nun im selben Satzungspunkt darauf eingehen, dass von 'Vollmitgliedern' gesprochen wurde, die an keiner sonstigen Stelle definiert waren, sodass man sich doch fragen dürfte, welcher Sodalis ein Vollmitglied wäre und welcher nur ein... Mitglied oder... halbvolles Mitglied oder so. Und auch noch eine weitere Sache hatte er schon etwas kenntlich gemacht. Da kam plötzlich eine Forderung des Tiberiers (von wem auch sonst?), die den Sklaven erst etwas argwöhnisch gucken ließ, bevor er spitz lächelte:


    "Mit Verlaub, aber auch ich denke, dass dies wohl etwas zu weit geht, Tiberius. Es steht doch geschrieben in der bisherigen Satzung, dass die Societas - in ihrer Gesamtheit - sich der Verehrung der iulisch-claudischen Dynastie verschreibt, nicht nur ihr Magister. Ein Monopol kann ich dort beim besten Willen nicht ausmachen.", meinte er erst einmal ruhig zu diesem Einwurf. Doch es ging noch weiter.
    "Und auch den Hinweis der Auswahlbeschränkung finde ich, gerade von einem Patrizier, doch sehr interessant zu hören. Wie Iulius hier schon sagte, handelt es sich doch um eine der Grundfesten den Magister aus einer der beiden Gentes Iulia und Claudia zu erwählen. Sag, wie viele kultische Ämter - und bedenke den Status der Societas als Kultverein - sind allein aufgrund der Traditionen der Väter und Vorväter auf Patrizier beschränkt?" Das sollte hoffentlich gesessen haben. Oder wäre der Patrizier gar so 'modern', dass er sich auch für die Abschaffung der kultischen Standesprivilegien für beispielsweise die Salii Collini und Palatini und die der drei Flamines maiores, um nur einige Vorrechte zu nennen, aussprechen würde? - Fraglich, äußerst fraglich.


    "Ich denke, dass wir uns lieber wieder auf die wirklich verbesserungswürdigen Sachen konzentrieren sollten, die weniger eine, wie sagte Iulius gerade, Erschütterung in den Grundfesten darstellen.", fügte Tasius hinzu, denn der greise Rhodier hatte (für einen Griechen seines Alters wohl nicht ungewöhnlich) einen gewissen Hang dazu nur das zu ändern, was man ändern müsste, und in allen anderen Dingen den Traditionen zu folgen. Und einen Vicarius - gerade in der aktuellen Situation - zu haben, erschien ihm da genauso sinnvoll, wie ein paar Klarstellungen uneindeutiger Satzungspunkte:
    "Was ist zum Beispiel damit, dass hier im gleichen Punkt von 'Vollmitgliedern' gesprochen wird, die weder vorher noch nachher auftauchen? Oder hier steht 'vom Magister des Vereins', was wohl genauso der Überholung bedarf...", lenkte er auf andere Punkte weiter. Diese waren wohl zwar recht schnell zu erledigen, da mit ersterem wohl die 'Sodales' gemeint waren und sich letzteres vielleicht ganz gut zu 'von einem Magister' umschreiben ließ, doch würde es vor allem eben die Diskussion in andere Fahrwasser tragen, so die Hoffnung des Sklaven...





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  • "Moment!", sprach der Tiberier sogleich, während er sich aus seiner lockeren Sitzhaltung etwas befreite und vorrückte. "Bevor wir ein neues Thema beginnen, sollten wir das erste und meiner Ansicht nach wichtigere erst abschließen. Es besteht weiterhin Klärungsbedarf und hier ist durchaus eine Verbesserung angebracht." Dann setzte der Tiberier mit ruhiger Stimme fort. Es sollte schließlich nicht der Eindruck entstehen, er wolle mit Gewalt seinen Willen durchsetzen. Stattdessen setzte er auf die Kraft des besseren Arguments.


    "Ich glaube nicht, dass man den Status der Patrizier mit der Situation hier vergleichen kann. Ein Apfel ist eben ein Apfel und eine Birne eine Birne. Des Weiteren werden die Patrizier derzeit mit jedem Tag ihrer Vorrechte mehr verlustig, wie das kürzlich aufgehobene Steuerdekret uns auch recht eindrucksvoll zeigte." Nicht, dass Lepidus diese Entwicklung gutgeheißen hätte, ganz im Gegenteil, wohl war er sich aber bewusst, dass diese Runde hier nun einmal nicht über die Rechte der Patrizier, sondern eben nur über die Societas zu entscheiden hatte. "Ich kann verstehen, dass es für euch ein großer Schritt sein mag und ihr leicht davor zurückschreckt. Doch ich glaube, die Societas muss sich überlegen, was sie sein möchte. Möchte sie ein Kultverein sein, der in erster Linie für iulische und claudische Gens-Mitglieder da ist oder möchte sie ein Kultverein sein, der alle römischen Bürger gleichermaßen anspricht, um diese großartige Dynastie zu verehren? Die Möglichkeit, dass nur ein Claudier oder ein Iulier die Geschäfte des Vereins leiten kann, suggeriert leider, dass es sich hierbei um einen Verein mit absoluter Exklusivität handelt, die nur von wenigen auf den ersten Blick durchschaut wird. Die Zulassung auch anderer Gens-Mitglieder für den Führungsposten würde diesen Anschein sicherlich etwas reduzieren."


    "Aber um auch gleich noch ein paar praktische Argumente einzuwerfen: Soweit ich weiß, besteht weder in der Gens der Claudier, noch in der Gens der Iulier..." Hier blickte Lepidus wieder Crassus an, um zu bestätigen, ob er hierbei richtig lag. "...einen Zwang zur Mitgliedschaft in der Societas. Dies bedeutet zweifellos, dass der Verein auch Phasen durchleben könnte, wo schlicht keine Personen jener Gentes zur Verfügung stehen. Was soll in diesem Fall geschehen? Soll der Verein etwa keinen Magister wählen können, obwohl es vielleicht durchaus fähige Personen gibt, die dies bewerkstelligen könnten? Der Verein befände sich dann wieder in einer recht ungeklärten Situation, ähnlich wie dies vor kurzem wohl auch durch die Erkrankung des Centho geschehen ist und es keine Stellvertreter-Regelung in der Satzung zu finden gab." Ganz klar, die Societas würde sich damit auch gut und gerne wieder selbst handlungsunfähig machen. An diese Eventualitäten musste man einfach denken, dachte sich Lepidus. "Traditionen sind auch mir äußerst wichtig, doch gerade die traditionelle Verehrung der iulisch-claudischen Dynastie möchte ich wahren und um dies sicherzustellen, muss jederzeit ein Magister, der die Führung über den Kultverein inne hat, wählbar sein. Gerade dies erreichen wir durch die Öffnung des Postens auch für Nicht-Iulier und Nicht-Claudier."


    Der Tiberier befand sich jetzt mitten in der angenehmen Diskussionslaune und würde auch hartnäckig bleiben, denn schließlich fand er sein Anliegen durchaus sinnvoll in jeglicher Hinsicht. Dazu machte es auch wahnsinnig viel Spaß und er war noch lange nicht am Ende mit seiner Argumentationskette. Das Abschaffen der Regelung hatte in seinen Augen einfach so viele Vorteile für die Societas, dass diese seiner Ansicht nach nur zum Wohle des Vereins sein konnte. Aber nun würde er wohl abwarten müssen, wie dogmatisch die beiden bleiben würden.

  • | Tasius


    Versuch eins den Punkt zu übergehen... gescheitert. Das gefiel dem Rhodier natürlich überaus wenig und so schaute er wieder etwas grimmiger drein... und noch grimiger... und noch grimmiger, während Lepidus von Obst, dem Durchblick und irgendwelchen Zwängen sprach...
    "Ach, Steuerdekret hin oder her...", wischte er mit einer Handbewegung durch die Luft, nachdem der Tiberius fertig schien. "... Es geht hier nicht um irgendwelche Steuern. Es geht hier um einen Kultverein! Nehmen wir doch die Salii - und mir ist dabei egal welche - zum Vergleich: Zwei Kultvereine. Das sind beides Äpfel oder beides Birnen, ganz wie du willst. Und über Jahre hat es den Göttern gefallen, dass bei den Saliern der Magister ein Patrizier ist - genauso, wie es ihnen gefallen hat, dass der Magister dieser Societas aus einer der Gentes Iulia oder Claudia stammt.", stellte der Sklave fest. Im Klartext hieß das schließlich nichts anderes, als dass die Societas Claudiana et Iuliana ihren Magister eben beschränkt aus einer von zwei Gentes auszuwählen hatte, während den Salii gemessen an der Zahl der existierenden Gentes nur geringfügig mehr Auswahl zuließen - die sonstigen, überaus strengen Aufnahmekriterien natürlich noch unberücksichtigt!


    "Und mit Verlaub, aber nur weil der Posten des Magister Societatis Claudianae et Iulianae von einem Claudier oder Iulier besetzt werden soll, ist sie noch lange nicht exklusiv und ausschließlich für die Mitglieder jener beiden Gentes da. Im Gegenteil sag, mit welcher Intention tritt jemand im Optimalfall - und von diesem sollten wir hier absolut ausgehen - in diese Societas ein?! Nun, schauen wir in die Satzung...", meinte er auffordernd mit großen Augen. Er nahm jene zur Hand, während seine Augen wieder zu schmalen Schlitzen wurden.
    "Mitglied werden kann jeder, dem es ernst ist um die Ziele der Societas. Und diese sind? Auch das verrät uns die bisherige Satzung: Ziel ist die Verehrung aller großen Mitglieder der iulisch-claudischen Dynastie. So, und nun sage mir doch, Tiberius, ob du der Meinung bist, dass ein Magister oder dessen Vicarius da jetzt in irgendeiner Weise einen Vorteil in der Verehrung haben. Können sie oder kann einer von ihnen jene iulisch-claudische Dynastie mehr oder besser verehren, nur weil er oder sie Führungspositionen inne haben?? - Ich glaube ja wohl nicht. Was meinst du dazu, Iulius?!", forderte Tasius nicht ganz uneigennützig auch Crassus auf. Der würde, davon ging der Rhodier mal aus, als stolzer Iulier ebenso für die Beibehaltung dieser Beschränkungsregel sein, die sich ja bereits über Jahre bewährt hatte. Oder hatten sich der Divus Caesar, der Divus Augustus oder der Divus Claudius etwa in irgendeiner Weise beklagt? Das wäre dem Sklaven neu (wenngleich er sich natürlich bisher nie so wahnsinnig für die Verehrung dieser Divi interessiert hatte).


    "Und was dein tolles Zwangargument anbelangt...", schlich sich ganz kurz ein böses Lächeln in Tasius' Gesicht, "... so zeige mir doch bitte die Stelle der Satzung, in der geschrieben steht, dass der Magister ein Sodalis dieser Societas sein muss! ... Zweifellos wird bei einem Conventus mit Neuwahl eines Magisters wohl stets jeder für ein bereits aktiv in der Societas Claudiana et Iuliana wirkendes Mitglied stimmen. Doch wage ich sehr wohl zu behaupten, dass auch von außerhalb jederzeit Iulier und/oder Claudier gefunden werden könnten, die dazu bereit und dazu in der Lage wären, diesem Kultverein als Magister zu dienen.", hielt er fest. In diesem Fall würden sich nämlich sicher auch einige Claudier, wennauch wohl bei weitem nicht alle, wieder mehr für die Societas Claudiana et Iuliana interessieren, nahm der Rhodier mal stark an.
    "Sollten darüber hinaus die Götter tatsächlich wirklich einmal dafür sorgen, dass es weder Iulier noch Claudier im Imperium gibt, so wäre es wohl die Aufgabe des Vicarius mit den verbliebenen Sodales darüber zu befinden, inwiefern man die Satzung dann erneut ändern sollte oder... oder diese Societas auflöst. Denn welches größere Zeichen könnte es schließlich geben die iulisch-claudische Dynastie nicht mehr zu verehren, als wenn jene Gentes vom Erdboden verschwinden würden? - Aber das ist wohl ein überaus hypotetischer Fall.", beendete er diesen Gedanken. Wenn er sich recht besann, dann waren doch vor allem die Stammbäume des Iulius Caepio und des Claudius Verborum alles andere als schmal und vom Aussterben bedroht.


    "Damit sollten wir nun also hoffentlich alle zu dem Schluss gekommen sein, dass die Scietas Claudiana et Iuliana weder ein Kultverein mit absoluter Exklusivität ist, wie du uns beibringen wolltest, Tiberius, noch die Gefahr besteht, dass uns die beschränkende Regelung, die sich über Jahre bewährt hat und die Götter glücklich gestimmt hat, in irgendeiner Weise die Existenz dieses Kultvereins bedroht." Mit einer Mischung aus fragendem und aufforderndem Blick sah er die beiden jungen Männer an. Wäre der Punkt damit abgehakt oder müsste er zu einem dritten Schlag ausholen? Zur Not, legte sich Tasius schonmal gedanklich bereit, wäre wohl eine Abstimmung in dieser Runde nicht schlecht. Es würde wohl eins zu eins ausgehen, da der Sklave sich letztlich lieber nicht anmaßte die Stimme für Iulius Dives abzugeben. Doch war er sich recht sicher, dass jener, wie auch dessen Cousin, der Magister Centho, als Iulii bestimmt ebenfall für die Beibehaltung dieser Regelung stimmen würden. Überhaupt würde wohl auch eine allgemeine Abstimmung aller Sodales ein ähnliches Ergebnis zu Tage fördern. Mann müsste ja nur mal die Iulii plus den centhonischen Klient Verginius zählen - und alle anderen. Das gekürzte Verhältnis dürfte wohl so etwa bei sieben zu fünf liegen, wennnicht gar noch deutlicher...




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  • ,,Nein, einen Zwang zur Mitgliedschaft existiert selbstverständlich nicht innerhalb der gentes. Ich würde solch eine Vorgehensweise auch als äusserst hinderlich betrachten, immerhin sind erzwungene Mitglieder niemals engagierte Mitglieder. Allerdings gebe ich dir Recht, dass die Mitgliederlisten nicht gerade vor Iuliern und vorallem Claudiern strotzen, weshalb ich der Meinung bin, dass wir, die Sodalis, mehr für unseren Kultverein werben sollten, vorallem in unseren eigenen Familien.", beantwortete der junge Iulier den fragenden Blick des Tiberiers.


    ,,Genauso muss ich Tasius zustimmen, dass dem Titel des Magistris sicherlich kein Vorteil bei der Verehrung der Großen dieser Dynastie innewohnt. Er verwaltet die Societas doch nur, bei den wirklich wichtigen Sachen, wie zum Beispiel Opferzeremonien, sollte es nicht dem Magistris alleine obliegen, diese zu leiten. Wie man demletzt ja auch bei dir gesehen hat, Lepidus. Und das sind doch die wahren großen Taten, die wir für die Götter und die Großen der Dynastie vollbringen können.", beantwortete er genauso die Frage des Sklaven und fügte noch ein weiteres Argument hinzu.


    Nachdem die Beiden geendet hatten, wollte nun Crassus wieder seinen Iulischen Senf dazugeben.
    ,,Man könnte ja die Punkte IV und V austauschen, damit auf den ersten Blick erkenntlich wird, dass dieser Kultverein keinerlei exklusivität bei der Mitgliedschaft für die beiden gentes kennt. Damit auch Kleingeister nicht vor einem Beitritt abgeschreckt werden." Nicht, dass für den Ein oder Anderen, der nicht in der Lage war die komplette Satzung zu lesen, eine ungeheure Exklusivität suggeriert würde.


    ,,Und was den Göttern gefällt wollen wir uns nicht zu ändern wagen.", versuchte es Crassus mit einem kleinen Scherz, ehe er Tasius nickend symbolisierte, dass auch er zu dem Schluss gekommen war, dass dieser Punkt der Satzung nicht ersetzbar war. Danach gönnte sich Crassus erst einmal einen großzügigen Schluck des nur leicht verdünnten Weines, seine vom vielen reden schon trockene Kehle frohlockte bereits aufgrund der kommenden Nässe.


    ,,Was die "Vollmitglieder" angeht, können wir das getrost durch "Sodalis" ersetzen. Da sollte es keinerlei komplikationen geben, oder?", ging Crassus nun auch auf den vorher schon angesprochenen Punkt des Tabularius ein.

  • Ja, sicher ging es hier um einen Kultverein. Der gute Lepidus hatte die Patrizier ja nicht ins Spiel gebracht und die Salii waren weder Apfel noch Birne, sondern irgendein anderes Obst, was sich hiermit vergleichen ließ. Überhaupt schien ihm der Sklave des Iuliers viel zu indoktriniert, seine Argumentation hing an allen Ecken und Enden. Die diplomatische Ausdrucksweise des Crassus gefiel ihm da deutlich mehr. Man merkte eben wer aus gutem Hause stammte und wer nicht. "Also lieber Tasius, Sklave, ich denke es geziemt sich nicht wahren Römern falsche Worte in den Mund zu legen." Und das sagte der Tiberier wirklich freundlich. "Wer sprach denn von 'absoluter Exklusivität'? Es war vielmehr vom Eindruck die Rede, der durch die jetzige Lage entsteht. Crassus war offensichtlich in der Lage meine Worte richtig zu verstehen, so gib dir bitte auch etwas mehr Mühe. Es geht hier schließlich um eine wichtige Angelegenheit." Warum dachte eigentlich jeder Sklave hier in der Societas er könne mit einem Patrizier reden, wie es ihm gerade passte?


    "Und die Zeichen der Götter sind in jenen Tagen keinesfalls eindeutig...", gab der Tiberier nur in einem bedenklichen Ton von sich. Dass die Götter glücklich waren ließ sich nicht einfach so sagen, nein, so mancher hätte die äußerst schwere Erkrankung des bisherigen Magister Centho auch als wirklich schlechtes Zeichen einschätzen können. So schwer wie er getroffen wurde, dass er gar über so lange Zeit die Casa nicht verlassen kann, ist ein besonders schwerer Fall und gab wohl nicht wenigen zur Verwunderung Anlass. "Nach wir vor stützen wir uns auch auf die Annahme, dass immer ein Iulier und Claudier vorhanden sein werden, aber es geht bekanntlich nicht nur um das Vorhandensein der Gentes, sondern auch um die Bereitschaft der Personen etwas für den Kultverein zu leisten, was nicht immer gegeben sein muss, denn wie Crassus schon bemerkte könnten deutlich mehr Iulier und Claudier Mitglied sein. Aber dies nur am Rande. Gern möchte ich die optimistische Denkweise in diesem einen Punkt teilen. Lepidus glaubte auch keinesfalls, dass sie die Societas in den Grundfesten erschütterten, das war doch arg übertrieben. Die Verehrung der Dynastie hängt auch nicht von der Existenz der Gentes Iulier und Claudier ab. Welchen Weg die Götter auch immer mit einem hypothetischen Verschwinden der Gentes gehen würden, die Verehrung für die Dynastie würde doch noch auf lange Zeit und sicher mit der größten Zustimmung der Götter fortleben, davon war der Tiberier überzeugt. Gerade diese Aussage des Tasius sprach ja dann schon wieder für eine gewisse Exklusivität, die die Mitgliedschaft von Personen anderer Gentes nicht zu schätzen wusste. "Wir sollten nicht vergessen, dass die Grundfeste, sozusagen der Kern der Societas nach wie vor die Verehrung der iulisch-claudischen Dynastie ist, sei es durch Opferung oder ins Bewusstsein rufen der großen Kaiser früherer Zeiten. Dies ist der Kern und dieser wird sicherlich auch niemals angetastet und wir sollten sichergehen, dass dieser Kern bestand hat, wozu eine Änderung der Regelung in der Satzung zweifellos beitragen würde. Sei es, dass die Societas damit für die Bürger attraktiver wird, sei es, dass dadurch organisatorische Schwierigkeite, die sich einstellen könnten, beseitigt wären."


    "Nun lasst mich euch aber einen Kompromissvorschlag machen, denn ich bin durchaus bereit eure Sorgen und Gegenargumente zu verarbeiten und eine für alle zufriedenstellende Lösung zu finden." Dies lohnte es sich noch einmal zu betonen. "Einem Kompromiss, der der herausragenden Stellung der Gentes der Iulier und Claudier ebenso gerecht wird, wie den organisatorischen Aspekten sowie den Eindruck der Exklusivität weitestgehend vermeidet. Ja, ich möchte meinen das diese Regelung nur Voteile hätte. In die Satzung sollte geschrieben werden: 'Die SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA wird vom Magister des Vereins geleitet. Dieser wird durch einfache Mehrheit aller Vollmitglieder bestimmt. Er hat einen Vicarius Magistris zu ernennen, der ihn in Abwesenheit vertritt und die Geschäfte der Societas stellvertretend leitet. Entweder der Magister oder der Vicarius muss aus dem Geschlecht der IULIER oder aus dem der CLAUDIER stammen.'" Der Tiberier blickte beide entschlossen an. "Wenn jemand aus einer anderen Gens zum Magister gewählt wird, so muss sich dieser aus den Reihen der Iulier und Claudier einen Stellvertreter erwählen, umgekehrt muss der gewählte Iulier oder Claudier einen anderen als seinen Stellvertreter ernennen. Ein Mitglied dieser beiden Gentes befindet sich in jedem Fall immer in einer herausragenden Stellung. Ich denke dies ist die beste Lösung zum Wohle der Societas, die uns und doch allen am Herzen liegt."


    Wer sagte außerdem, dass alle Iulier und Claudier so zwanghaft an der bestehenden Regelung festhalten mussten? Eine Kampfabstimmung war eigentlich kaum erforderlich, Lepidus wunderte sich auch, dass gerade der Sklave so unerbittlich an der bestehenden Regelung festhalten wollte. Ja, manchmal hatte er den Eindruck, dass Dives höchstpersönlich mit seinen häufig weitschweifenden Worten vor ihm sitzen würde. Hier bestätige sich auch wieder das Phänomen, dass Sklaven ihren Herren mit der Zeit immer ähnlicher wurden. Derzeit kam sich der Tiberier in der Diskussion einfach nur vor, als wenn er einen riesigen Stein schieben müsste und sich dieser auch nach größter Kraftanstrengung keinen Zentimeter bewegte.

  • | Tasius


    Auf den Tauschvorschlag des Crassus hin warf der Rhodier noch einmal einen Blick auf die Satzung.
    "Ah... naja, also deinen Vorschlag zum Tausch der Punkte IV und V halte ich für schwierig. Ich denke, dass zuerst klar werden sollte, wer oder was der Magister der Societas ist, bevor man festlegt, dass jener für die Ernennung neuer Mitglieder verantwortlich sein soll.", wandte er sich nach der Rede des Tiberiers erst einmal an den Iulius. Er wusste nicht, was ein (angehender) Advocatus dazu sagen würde (denn dieser äußerste sich ja bisher nicht dazu), doch erschien es Tasius sinnvoller erst ein Rechteck zu definieren, bevor man festlegen würde, dass ein Quadrat ein Reckteck mit vier gleich langen Seiten war. Aber das war nur so ein Gedanke...


    Dann blickte er zu Lepidus. Nur weil er selbst ein Sklave war, war er noch lange nicht auf den Kopf gefallen, dachte er sich. Natürlich hatte der Tiberius von absoluter Exklusivität gesprochen. Wenn er behauptete, dass etwas den Eindruck absoluter Exklusivität suggerieren würde, das mitnichten absolut exklusiv war - was wohl auch jedermann nach Auffassung des Griechen klar erkennen müsste -, dann war das letztlich nichts anderes als die verdeckte Behauptung der absoluten Exklusivität selbst. Einem Barbaren könnte der Patrizier das vielleicht so verkaufen, aber nicht jemandem aus dem Land, in dem die Rhetorik geboren wurde! Doch der Sklave schluckte die Kritik - hauptsächlich, weil er eben ein Sklave war und der Tiberier ihn auch so unmissverständlich daran erinnert hatte.
    Was Lepidus mit seiner seltsamen Andeutung uneindeutiger göttlicher Zeichen meinte, erschloss sich Tasius nicht wirklich. Wollte er damit etwa durch die Blume sagen, dass sein Opfer doch gar nicht so ausgegangen war, wie er es verkündet hatte? Aber das müsste doch nicht zwangsläufig an der Satzung der Societas Claudiana et Iuliana liegen! Es könnte daran liegen, dass die Götter seine Mitgliedschaft hier vielleicht nicht gut hießen. Immerhin gab es außer ihm nur noch eine patrizische Person in diesem Kultverein... und die ward schon sehr lange nicht mehr hier gesehen, wie Tasius bereits gehört hatte. Und zumindest theoretisch, wenngleich der Rhodier dies niemals wagen würde offen zu behaupten, könnte es ja auch am Opfernden selbst gelegen haben, an dessen Worten und/oder Taten.


    "Nun zu deinem Vorschlag, Tiberius... Erst einmal beinhaltet der Anfang genau das gleiche Problem, wie die bisherige Satzung und ähnelt in gewisser Weise gar dem, was ich eben zu Iulius sagte. Es steht nirgendwo zuvor etwas von einem Magister des Vereins geschrieben. Trotzdem heißt es in diesem Punkt Zitat: 'vom Magister des Vereins', also in Langform 'von dem Magister des Vereins'. Das schlage ich also zunächst vor zu ändern in 'von einem Magister' ohne diesen Vereins-Zusatz.", der ja zudem eh klar wäre, wenn die Societas von diesem Magister geleitet werden soll. Tasius sah einmal kurz zu Crassus, bevor er sich wieder zu Lepidus wandte. Dessen eigentlichen Vorschlag hatte er ja damit noch nicht kommentiert.
    "Weiterhin bin ich dafür die Vollmitglieder konkret als 'Sodales' zu bezeichnen, denn als Sodalis wird hier schließlich auch jedes Mitglied geführt - und nicht als 'Vollmitglied'.", erklärte er sodann und stimmte damit dem Iulier bedingt zu. Natürlich könnte man nicht einfach einen Pluralbegriff mit einem Singularbegriff ersetzen, doch die Idee an sich ging in die aus Tasius' Sicht richtige Richtung. Jetzt müsste er sich nun wohl aber wirklich dem eigentlichen Vorschlag zuwenden...


    "Bei deiner Idee... habe ich erst einmal eine Frage. Ist dein Oder ein inklusives oder ein exklusives Oder? Heißt: Würde dein Vorschlag beispielsweise die jetzige Situation beinhalten, in der eben sowohl der Magister, als auch sein Vicarius - den ich im Übrigen auch als seinen Vicarius bezeichnen würde - aus der Gens Iulia stammen? Oder meinst du ein klares Entweder-oder?", erkundigte er sich etwas ausweichend. Selbst mit der Erklärung war dies für den Sklaven nicht wirklich deutlicher geworden. '...umgekehrt muss der gewählte Iulier oder Claudier einen anderen als seinen Stellvertreter ernennen.' sagte schließlich nichts über die Gens des 'anderen' aus. Aus schmalen Augen blickte der Rhodier den Patrizier forschend an. Ob der vielleicht gar absichtlich sein Beispiel so schwammig formuliert hatte? Und was sagte Crassus zu dieser Idee?, schenkte er mit seinem Blick zu ebenjenem und war gespannt wer als nächstes das Wort ergreifen würde... und was er sagte...




    TABULARIUS - SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA
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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Lepidus beantwortete lediglich die kurze Nachfrage des Tasius, damit er sogleich den Iulier zu Wort kommen lassen konnte. An dessen Meinung war der Tiberier ohnehin mehr interessiert und mit der Beantwortung der Nachfrage, konnte dieser sich dann auch ein besseres Bild machen: "Mein Vorschlag beinhaltet in der Tat die jetzige Situation. Es können beide Posten von Iuliern und Claudiern besetzt sein, lediglich wenn jemand aus einer anderen Gens zum Magister gewählt wird, muss er sich bei der Auswahl der Person auf die genannten Iulier und Claudier beschränken." Lepidus hätte das in der Tat zuvor in seiner Erläuertung besser formulieren können. "In diesem Vorschlag ist also nur zu lesen, dass einer der beiden aus diesen beiden Gentes kommen muss, was soviel wie 'mindestens' bedeutet, gleichsam schließt es einen Nicht-Iulier oder -Claudier nicht von der Kandidatur zum Magister aus." Er hoffte, dass er es nun verständlich gemacht hatte. Er führte sich den Satz noch einmal vor Augen 'Entweder der Magister oder der Vicarius muss aus dem Geschlecht der IULIER oder aus dem der CLAUDIER stammen', also einer auf jeden Fall, der zweite war nicht ausgeschlossen. Juristisch hielt das der Tiberier für einwandfrei. Ein Advocauts war er war nicht, aber vielleicht ja bald. "Achja, und bei der Formulierung bezüglich des Magisters hast du natürlich recht, dies sollte dementsprechend auch noch in meinem Vorschlag geändert werden, ebenso wie die Formulierung 'Vollmitglieder', was ich in Anbetracht der Intention erst einmal das eine Thema zu behandeln noch nicht umgeändert habe." Er selbst wollte ja Schritt für Schritt vorgehen, nur leider musste ja Tasius den Versuch starten das eine Thema mit einem anderen zu übergehen.

  • Der junge Iulier hörte sich den Kompromiss in Ruhe an, doch wusste er nicht so recht weiter. Er war ja erst seit kurzem Mitglied in diesem Verein und diese Sitzung war überhaupt die Erste, an der er teilnahm. Aber irgendetwas schmeckte ihm an diesem Kompromiss immer noch nicht so richtig, möglicherweise war es auch bloß die Bestandswahrung der bisherigen Rechte für seine gens, die da in ihm sprach und diesem Kompromiss nicht so recht zustimmen wollte. Daher versuchte er es weiterhin auf diplomatische Art und brachte einen Gegenvorschlag zur Diskussion in die Runde.
    ,,Nun, Lepidus, bisher hört es sich so an, als sei die größte Sorge und damit der Hintergedanke bei dieser Satzungsänderung, doch die Schwierigkeit: "Was würde passieren, sollte kein Iulier oder Claudier in der Lage sein sich als Magister aufstellen zu lassen, dann wäre die Societas völlig ohne Führung." ?" Zumindest hatten die letzten Argumente des Patriziers darauf hingewiesen, so hatte es Crassus verstanden.
    ,,Aber haben wir denn nicht gerade mit der Aufnahme eines gentes-unabhängigen Vicarius in die Satzung diese Möglichkeit beinahe genommen? Ich meine sollte wirklich der Fall eintreten, dann wäre immer noch ein Vicarius zur Stelle, der die Leitung übernehmen würde. Das ist nicht unbedingt die Optimallösung, aber es würde funktionieren. Aber um auch deinem Vorschlag entgegen zu kommen, könnte man es in der Satzung ja so formulieren:
    "Sollte sich kein Mitglied der Claudier oder Iulier dazu bereit erklären, sich zur Wahl aufzustellen, steht es jedem Sodales (unabhängig der Genszugehörigkeit) frei, selbst für den Posten des Magistris zu kandidieren."
    Damit wäre der Fall der Fälle im Vorfeld behoben und die Societas würde dann keinesfalls ohne Führung dastehen.

    Nach diesen Worten musste Crassus erst einmal einen erneuten Schluck des Weines nehmen und kurz gedanklich durchatmen.
    ,,Die Exklusivität innerhalb der Führung des Vereins wäre ebenso im Zwangsfall genommen, denn die Claudier und Iulier hätten somit lediglich ein Vorrecht, aber keinen direkten Anspruch und es ist als Nicht-Claudier oder -Iulier nicht unmöglich Magister zu werden."


    ,,Ach, ... und Tasius, was die Reihenfolge angeht, halte ich es für nicht schwierig diese zu tauschen, immerhin endet Punkt V mit den Worten: "Über die Aufnahme entscheidet der Magister." Und direkt im Anschluss bei Punkt IV, nach der alten Reihenfolge, würde der Satz beginnen mit "Die SCI wird vom Magister..."
    Was ich damit sagen möchte ist, die Bedeutung des Titels des Magisters, wird ja direkt im nächsten Satz definiert, weshalb ich denke, dass man die Punkte durchaus austauschen könnte, ohne Verständnisschwierigkeiten beim Lesen zu erzwingen.
    Soviel mal wieder zum Iulischen Senf in der Runde.

  • | Tasius


    Zunächst erst einmal stellte der Tiberius also klar, wie genau er seinen Vorschlag meinte, was zweifellos dem Sklaven zusätzliche Zeit gab über jenen weiter nachzudenken. Und auch die anschließende Zuwortmeldung des Iulius brachte nicht uninteressante Aspekte und Ideen ins Spiel. Nur bei dessen letztem Punkt rang sich Tasius ein lediglich etwas schiefes Lächeln ab. Er hatte schließlich nicht von der relativen Nähe zweier, wenn man so wollte, Definitionen gesprochen, sondern von der absoluten Stellung ebenjener. Ein passendes Bild wollte dem Rhodier hierzu nicht so recht einfallen, weshalb er sich einen entsprechenden Kommentar sparte. Oder kam da ihm doch noch ein Einfall? - Pflanzte man einen Baum vor ein Haus, so befand sich der Baum nunmal vor dem Haus - unabhängig davon, ob er nun eine Meile, einen Schritt oder auch nur einen Digitus vor dem Haus gepflanzt wurde... Naja, auch egal.
    Lepidus schien, das fiel ihm bei dieser Bemerkung außerdem auf, wohl ebenfalls eine logische Reihenfolge der Definitionen zu bevorzugen, in der nicht erst gesagt würde, was ein Magister tat und machte und erst dann wer oder was überhaupt ein Magister wäre oder ähnliche Verdrehungen. Darauf zumindest deutete, davon ging der Sklave erstmal aus, die ausgebliebene Bemerkung zu diesem Vertauschungsvorschlag hin.


    "Dann würde sich das also in etwa so anhören..?", begann der Rhodier, wobei er sehr gerne auf den neuen Einwurf des Iuliers aufsprang. "... Punkt IV: Die SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA wird von einem Magister geleitet. Dieser wird durch einfache Mehrheit aller Sodales... nach Erklärung seiner Kandidatur... bestimmt - oder man könnte vielleicht besser sagen: 'gewählt' - und muss... im Regelfall... aus dem Geschlecht der IULIER oder aus dem der CLAUDIER stammen. Sollte sich kein Mitglied einer der beiden zuvor genannten Gentes zu einer solchen Wahl stellen, so steht es jedem Sodalis der Societas frei selbst für das Magisterium zu kandidieren. Der Magister hat außerdem einen Vicarius Magistris zu ernennen, der ihn in Abwesenheit vertritt und die Geschäfte der Societas stellvertretend leitet.", versuchte Tasius alles irgendwie zusammenzubringen. Dabei sprach er bewusst erst einmal recht langsam, denn man musste natürlich solche Dinge bedenken, wie die Festschreibung, dass nur erklärte Kandidaten für die Ausfüllung des Postens in Frage kämen. Das stand zuvor in dieser Deutlichkeit nicht in der Satzung, war wohl aber sinnvoll und vereinfachte das Verständnis des Nachfolgenden. An der erneuten leichten Anpassung des letzten Satzes würde wohl keiner der beiden Anstoß nehmen. Nachdem der Rhodier sich dies noch einmal kurz durch den Kopf gehen ließ, wobei dieses laute Aussprechen der eigenen Gedanken natürlich sehr half, nickte er kurz und sagte es noch einmal etwas bündiger:


    "Gut, also: Punkt IV. Die SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA wird von einem Magister geleitet. Dieser wird durch einfache Mehrheit aller Sodales nach Erklärung seiner Kandidatur gewählt und muss im Regelfall aus dem Geschlecht der IULIER oder aus dem der CLAUDIER stammen. Sollte sich kein Mitglied einer der beiden zuvor genannten Gentes zu einer solchen Wahl stellen, so steht es jedem Sodalis der Societas frei selbst für das Magisterium zu kandidieren. Der Magister hat außerdem einen Vicarius Magistris zu ernennen, der ihn in Abwesenheit vertritt und die Geschäfte der Societas stellvertretend leitet.", wiederholte der Sklave also und blickte dann fragend in die Runde. Zugegebenermaßen blähte sich dieser Punkt so langsam etwas auf, doch wenn man damit letztlich eine eindeutige Regelung hätte, die alle Seiten irgendwie einigermaßen zufrieden stellen würde, dann wäre dies wohl mehr als gerechtfertigt.
    "Könntest du einer solchen Variante zustimmen, Tiberius?", fragte der Rhodier und war durchaus gespannt. Zwar war auch die Zustimmung des Iuliers hierzu ja noch nicht da - und ein paar Worte hatte der alte Greis ja schon hin und her geschoben -, doch schien ihm dennoch, dass genau dies die entscheidende Frage wäre. Auf Lepidus' ursprünglichen Vorschlag ging er, einmal mehr, nicht ein. Immerhin war dies doch, so wollte auch ihm scheinen, durchaus eine Variante, die die Sorgen des Patriziers zur Genüge berücksichtigte.. oder?




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  • Auch der größte Felsen schien sich irgendwann einmal zu bewegen, so die Lehre der jetzigen Gesprächswendung. Denn immerhin machte der Iulier nun einen Vorschlag, der dem des Lepidus etwas entgegenkam. Über diese Bewegung freute er sich natürlich, auch wenn er seinen eigenen Vorschlag selbstredend für den besseren hielt. "Nun, der jetzige Vorschlag löst zwar nicht alles, was ich an Problemen genannt habe, des Weiteren weiß ich nicht, ob die jetzige Regelung tatsächlich die Vorrechte der Iulier und Claudier angemessen unterstreicht." Nun kam er ganz von der anderen Seite, nicht ohne ein gewisses Augenzwinkern. "Bei meinem Vorschlag wäre den den Iuliern und Claudiern in jedem Fall einer der Posten sicher, dabei nicht berücksichtigend, dass niemand aus den Gentes zur Verfügung steht, da ihr ja zuvor einen solchen Fall für recht hypothetisch hieltet und auch darauf hingewiesen wurde, dass der Posten des Magisters nicht von einem Mitglied der Societas bekleidet werden muss, etc." Also hatte Lepidus bei seinem Vorschlag schon gewisse Einsicht in die Argumente seiner Gesprächspartner gezeigt. "Aber ich bin natürlich froh, dass ihr diese Problematik ebenfalls seht. Sehe ich das nun richtig, dass also rein theoretisch sowohl der Posten des Magisters, als auch seines Stellvertreters nicht aus den beiden Gentes stammen müssen für den Fall, dass es keinen Claudier oder Iulier gibt, der sich zur Wahl stellen möchten? Seid ihr damit zufrieden oder wäre euch der andere Vorschlag nicht doch genehmer, wo in jedem Fall ein Gensmitglied der Claudier oder Iulier gefunden werden muss?", gab Lepidus noch einmal zu bedenken, obwohl sein Vorschlag natürlich immer noch den Vorteil hatte, dass jederzeit gegen einen Claudier oder Iulier kandidiert werden konnte. Die Konkurrenz mochte diesen Gens-Mitgliedern sicher nicht unbedingt schmecken. "Ich persönlich wäre nun mit beiden Vorschlägen einverstanden. Wenn ihr also den letzteren bevorzugt, so findet dies auch meine Zustimmung." Inzwischen hatte der Tiberier auch genug auf diesem Punkt herumgeritten und dafür, dass sich am Anfang überhaupt keine Änderung abzeichnete, konnte er auch diese geringe Öffnung in der Satzung als Erfolg zum Wohle der Societas verbuchen. Und wer wusste schon, ob die Satzung nicht eines Tages wieder geändert werden würde? Dann hätten die Nicht-Claudier und Nicht-Iulier schon ein Bein in der Tür und womöglich wäre eine Reform der Satzung, die ohne Einschränkungen für jegliches Gens-Mitglied auskommt deutlich leichter durchzusetzen. Doch für heute würde dies erst einmal genug sein.


    "Wenn dieses Thema nun erledigt ist, so können wir gern weiter fortfahren." Lepidus hatte der Diskussion um das Vertauschen der Punkte immer nur mit einem Ohr zugehört. Zu Leidenschaftlich hatte er sich mit dem vorherigen Thema beschäftigt, aber traute der Meinung eines Iuliers mehr als der Meinung eines Sklaven, so dass er lieber die Position des Crassus unterstützte. "Ich bin ebenfalls der Meinung, dass die Punkte ausgetauscht werden können. Verständigungsprobleme sehe ich hier eher wenige gegeben, sogar eher eine Verbesserung, da das Wichtigste einer Societas selbstverständlich die Mitglieder sind und demzufolge auch zuerst genannt werden sollten.", so seine kurze prägnante Antwort. Schließlich gewichteten sogar Rechtswissenschaftler die Priorität eines Absatzes danach, wann er genannt wurde. Eigentlich ziemlich absurd, aber wenn es keinen anderen Maßstäbe gab, warum dann nicht diesen? Schließlich geht man ja irgendwie davon aus, dass sich der Schreiber eines Satzung oder eines Gesetzes etwas dabei gedacht hat.

  • ,,Ich glaube ich muss nicht extra betonen, dass ich mit meinem Vorschlag einverstanden bin und soweit Lepidus ebenfalls zustimmt, können wir dies so in der Satzung unterbringen." Und er hatte sich ja bereits mit dem Vorschlag einverstanden erklärt, weshalb dieser eher rhetorisch gemeinte Satz bloß nochmal die Bedeutung der Stimme des Tiberiers unterstreichen sollte.


    ,,Und da du meinen anderen Punkt, dem Lepidus gerade zugestimmt hatte, so geflissentlich übergangen hast, möchte ich dazu noch ein paar Worte loswerden, immerhin könnten etwaige Verständnisprobleme damit behoben werden.", sagte er und nahm noch einen Schluck des kühlen Getränks.


    ,,Also, ich stimme dir zu, dass man Dinge, die man äussert, zuerst definieren sollte, doch finde ich die Tatsache, dass dies sofort im nächsten Punkt erklärt wird, als völlig ausreichend. Denn ich betrachte solch eine Satzung eher als ein Gesamtwerk, das in einem Zusammenhang steht und die Punkte an sich nur eine Gliederung darstellen, als dass sie weniger für sich alleine stehen.", die Worte des Tiberiers gaben Crassus nochmals neuen Mut seine Gedanken etwas zu präzisieren, vielleicht hatten sie ja lediglich aneinander vorbeigesprochen.
    ,,Und was die Wichtigkeit im Verhältnis der beiden Punkte anbelangt, waren wir uns doch vorhin bereits einig, dass der Magister eben keine Vorteile hatte. Was ich damit sagen möchte, was auch Lepidus gerade gesagt hatte, die Societas lebt von ihren Sodales. Ohne diese wäre eine Verehrung nicht möglich, was sie zu dem wichtigsten Faktor des Vereins macht."

  • | Tasius


    Einmal Aufatmen! Punkt eins... oder besser: Punkt vier... war geschafft! Das hielt der Sklave sogleich auch schriftlich fest, während er sich in Multitasking übend gleichzeitig anhörte, was zu dem Vertauschungsproblem gesprochen wurde.


    IV


    Die SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA wird von einem Magister geleitet. Dieser wird durch einfache Mehrheit aller Sodales nach Erklärung seiner Kandidatur gewählt und muss im Regelfall aus dem Geschlecht der IULIER oder aus dem der CLAUDIER stammen. Sollte sich kein Mitglied einer der beiden zuvor genannten Gentes zu einer solchen Wahl stellen, so steht es jedem Sodalis der Societas frei selbst für das Magisterium zu kandidieren. Der Magister hat außerdem einen Vicarius Magistris zu ernennen, der ihn in Abwesenheit vertritt und die Geschäfte der Societas stellvertretend leitet.



    "Nun bin ich bei Weitem kein Jurist...", begann er dann und sah sich nun auf einmal auf der Seite des Einzelkämpfers. "..., doch scheint es mir dennoch recht eindeutig hier vorrangig um ein juristische Angelegenheit zu gehen und erst nachgeordnet um eine kultische. So wird hier mit dem Magister ja schließlich die juristische Vertretung des Kultvereins geklärt, während die Satzung abgesehen vom Ziel dieser Vereinigung nicht eine einzige kultische Angelegenheit vorgibt.", stellte Tasius erstmal fest. Oder sah das jemand anders? Wollte gar jemand etwas Kultisches in die Satzung aufnehmen, das man wohl aber lieber gesondert und satzungsunabhängig klärte?
    "So stimme ich auch vollkommen zu, dass Sodales, Vicarius und Magister kultisch absolut gleichrangig sind und beispielsweise niemand ein Vorrecht darauf haben sollte Opferherr bei einer gemeinsamen Veranstaltung sein zu dürfen oder ähnliches. Rechtlich hingegen sehe ich sehr wohl eine besondere, eine... ja auch wichtigere Rolle beim Magister, die zweifelsfrei dazu veranlassen sollte, dass man diesen Punkt vor dem der Sodales aufführt. Wie in der Lex geschrieben steht, sind die vereinsinternen Regelungen dem Gesetzgeber doch relativ gleich. Wichtig ist für diesen nur, dass es einen Vorsitzenden, hier: den Magister, gibt, der die Verantwortung über den Verein, eventuelle Verstöße et cetera übernimmt. Damit kann man aus meiner Sicht nur zu dem Schluss kommen, zu dem auch der Schöpfer der bisherigen Satzung gekommen: Erst die Definition des Magisters, dann jene Festlegungen zu den Sodales.", erklärte der Rhodier und versuchte sich mit seinem Bezug auf den Patrizier, der diese Form der Satzung einst zu Papyrus gebracht hatte, noch eine zusätzliche Autorität ins Boot zu holen... wenngleich er fest der Meinung war, dass es rein argumentativ nicht nötig wäre. Aber allein gegen zwei zu stehen machte sich eben nicht so einfach - gerade als Sklave gegen zwei Bürger.


    "Für den Fall jedoch, dass wir uns später noch Gedanken zu einem kultischen Reglement machen sollten... Da wäre ich ganz auf eurer Seite und würde sogar soweit gehen zu sagen, dass es dort keinerlei Unterscheidung zwischen Magister, Vicarius und Sodales geben sollte, womit folglich auch deren Nennung in verschiedenen Punkten absolut unnötig wäre.", stellte er nicht nur klar, sondern auch in Aussicht. Ob die beiden Anwesenden dazu Lust hätten und falls ja, wann sie dafür Zeit hätten, stand dabei natürlich auf einem anderen Blatt...




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