Cnaeus Decimus Casca

  • Ad Mecinia Mena, Casa Decima, Piräus


    Geliebte Mutter,


    mir, als deinem Sohn, ist mir ein Versäumnis aufgefallen, welches ich nun wieder gutzumachen beabsichtige. So viele lange Monate habe ich dir schon nicht mehr geschrieben und dich über mein Ergehen informiert. Das tut mir sehr leid und ich hoffe, du nimmst es mir nicht allzu übel. Die Zeit stand für mich niemals still, auch wenn ich es mir noch so sehr gewünscht hätte. Außerdem, und das wird dir zur Freude gereichen, habe ich eine wundervolle Frau kennen gelernt, welche ich in Bälde zu ehelichen gedenke. Ich bin mir sicher, du wirst sie sehr mögen und schätzen. Sie ist eine sehr schöne Frau, deren Liebreiz mich betört. Außerdem – und das schreibe ich, weil du sehr viel Wert darauf legen wirst – ist sie tüchtig und eine erfahren in der Haushaltsführung. Es wäre uns beiden eine große Ehre und Freude, wenn du als Ehrengast auf unserer Hochzeit erscheinen würdest und vorab sei gesagt, dass wir dir nicht gerne die Bürde dieser langen Reise auferlegen. Solltest du also abgeneigt sein, in Persona nach Rom zu reisen, so würden wir dies sehr bedauern, doch letzten Endes auch verstehen.


    Von Massa habe ich in letzter Zeit nicht viel gehört, doch kann ich dir sagen, dass Vetter Serapio wohlbehalten in Rom zurück ist. Wir sind alle sehr erleichtert darüber.


    Doch nun, liebe Mutter, werde ich diesen Brief zum Abschluss bringen müssen, da noch viel Arbeit auf mich wartet. Im Tempel und in der Vorbereitung der Ehefeierlichkeit.


    Mögen stets die Götter über dich wachen und möge deine Gesundheit eisern sein!


    Ich verspreche, dir in Bälde sehr ausführlich zu berichten, was sich in meinem Leben zuträgt.


    Dein Sohn,




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    Kaum zu glauben, aber wahr! Da hatte ich doch tatsächlich meine alte Mutter aus Piräus eingeladen. Auch wenn sie nun nicht physisch anwesend war, so schlug mein Herz doch einen Schlag flotter, als noch zuvor. Es war ein Versäumnis gewesen, dass ich ihr so lange nicht geschrieben hatte und wahrscheinlich war ihre Wut auf mich in all der Zeit ins Untermessliche geschrieben. Umso besser war es, ihr eine gute Nachricht zu übermitteln, damit sie sich in dem Umstand sonnen konnte, dass wenigstens einer ihrer Söhne nun bald unter die Haube fand und ihr eine Schar Enkelkinder in Aussicht stellte.


    Ich seufzte schwer, als ich mir mein Schreiben noch einmal durchlas. Dann hielt ich es meinem Sklaven Muckel hin, der danach griff und ebenfalls noch ein Auge darauf warf.


    “Sie wird erfreut sein!“, sagte er im zweifelhaften Tonfall eines Menschen, der sich seiner Sache nicht sicher war.
    “Nun ja,“, entgegnete ich. “Ich hoffe nur, sie wird die weite Reise nicht wagen!“ Betreten schaute ich meinem Sklaven entgegen. “Du weißt ja wie sie ist. Immer mit dem Kopf durch die Wand. Ich befürchte, wir werden in Rom vor ihr nicht mehr sicher sein.“
    “Und wenn du ihr den Brief gar nicht schickst!?“


    Ich dachte kurz darüber nach, schüttelte dann aber den Kopf. In meiner Erinnerung war meine Mutter eine jener Frauen, die glückselige Momente ihrer Söhne tausend Meilen gegen den Wind rochen und danach nichts besseres zu tun hatten, als mit wehenden Fahnen herbei zu eilen, um dieses Glück durch weise Ratschläge und dergleichen zu trübe. Außerdem war es besser, sie würde es von mir erfahren, als über irgendwelche Umwege. Man konnte schließlich nie wissen. Und was dann geschehen würde, würde alles in den Schatten stellen, was meine Mutter bisher an Dingen vollbracht hatte. Sie würde mich bis in meine Träume verfolgen…. So zumindest malte ich mir das aus.


    “Nein Muckel. Du gehst los und gibst ihn gleich auf! Dann haben wir es hinter uns.“ Ich seufzte noch einmal. Ein wenig Abwechslung würde nun gut tun. Mal nicht arbeiten, sondern einfach etwas für das Gemüt. Kurz überlegte ich, ob ich nach Grian schicken lassen sollte. Immerhin betrachtete ich sie gerne und die Gefühle, welche sie in mir provozierte waren zwar immer recht stürmisch, aber weitaus weniger ernst und innig, wie jene Valentina gegenüber. Diese Gefühle als fleischliche Gelüste zu beschreiben lag mir fern, auch wenn es wohl jeder andere so genannt hätte. Mir selbst klang es einfach zu profan.


    “Ich werde dich in die Stadt begleiten. Pack ein paar Sachen für die Therme ein, mir ist nach ein wenig Abwechslung!“, trug ich meinem Sklaven auf. “Und besorg‘ Blumen für Valentina!“


    “Ich habe ihr schon einen ganzen Strauß schicken lassen!“, maulte mein Sklave. “Wie jeden Tag!“


    Ich nickte zufrieden und erhob mich dann von meinem Schreibtisch. Dann allerdings fiel mir noch etwas ein und ich setzte mich wieder hin, um noch ein paar Zeilen nieder zu schreiben.


    Ad Gaius Iulius Caesoninus, Casa Iulia, Roma


    Mein lieber Freund,


    da wir uns eine Weile nicht gesehen haben, möchte ich dir auf diesem Wege noch einmal herzlich für die Einladung zu der schönen Feier in deinem Hortus danken. Meiner Verlobten und mir ist es wohl ergangen und wir schwärmen noch heute davon. So möchte ich ebenso eine Einladung aussprechen, und zwar zu einem kleinen Essen in der Casca Decima, wo wir trefflich disputieren und über deinen hervorragenden Weinkeller fachsimpeln können. Bitte bringe doch den verantwortlichen Sklaven für dieses Kleinod mit. Teile mir doch bitte einen passenden Termin mit.


    Grüße an dich und deine Familia,
    Decimus Casca


    Auch dieses Schreiben drückte ich Muckel in die Hand, um mich dann für die Therme bereit zu machen.

  • [...]


    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/nepomukavatarr9jvs.gif| Nepomuk



    “M U C K E L!“, brüllte ich, als ich sah, was in meinem Heiligtum los war. Mein Sklave, der mir schon seit Kindertagen diente, fuhr zu mir herum. In der Hand hielt er noch eine meine Tunikas. Eine, welche unter den anderen aus meiner Truhe herausgefunden hatten und sich nun in einem Berg auf dem Boden türmten. Schnell eilte ich in den Raum, der obendrein mit einigen Schriftstücken übersäht war, die sowohl auf dem Schreibtisch, als auch auf dem Boden herum verteilt lagen. Mein Bett war noch immer zerwühlt von der Nacht und auch befand sich noch die ein oder andere Speiseplatte wohldrappiert auf meinen Laken. Eine geleerter Weinkrug ergoss seine letzten Tropfen auf die Abrechnung, welche ich gedachte zu meinem Sägewerk nach Mantua zu schicken. “WAS GEHT HIER VOR?“, wollte ich lautstark wissen, wobei ich mir natürlich auch meiner eigenen Verfehlung an diesem Chaos bewusst war. Doch musste das mit den Tunikas wirklich sein?
    “Ich überprüfe die Stoffe Mottenfraß!“, empörte ich mein Sklave auch sogleich, indem er mir entrüstet entgegen schaute und offenbar überhaupt nicht einsehen wollte, warum mir gerade das noch mehr zu peinlichen Gefühlen gereichte.
    “Nun… ich… ja…,“, begann ich dann, trat zur Gänze in den Raum und fegte mit dem Fuß das ein oder andere Subligarium unter den Stoffhaufen. Scheinbar hatte auch meine Unterwäsche ihren Weg aus der Truhe gefunden.
    “Muss das jetzt sein?“, herrschte ich Muckel weiter an. Dann drehte ich mich herum und lächelte Grian entgegen. “Also…,“ wollte ich fortfahren, doch so recht fiel mir in diesem Augenblick auch gar nichts ein. Schnell war ich also wieder bei meinem Leibdiener. “Nun sieh‘ zu, dass du aufräumst!“, brachte ich noch immer empört heraus und wedelte dazu auffordernd mit beiden Händen.
    Wieder zu Grian gewandt sagte ich: “Setz‘ dich doch! Damit wir… nun ja… reden können.“ Ich deutete auf einen Stuhl, der meinem Schreibtisch gegenüber stand. Zu diesem schritt ich auch sogleich, räusperte mich und ließ mich ebenfalls sinken.
    “Scheint alles in Ordnung zu sein! Einige Kleidungsstücke des Livianus hat es schlimm erwischt, haben die anderen Sklaven gesagt, aber deine scheinen nicht betroffen zu sein!“
    “Wunderbar!“, erklärte ich daraufhin und lächelte Grian an. Ein wenig hilflos, aber immerhin. “Ich hoffe… du bist auch mit dem Aufräumen vertraut?“, wollte ich dann wissen und richtete mich unter diesen Worten hausherrenhaft in meinem Stuhl auf.

  • ‚Ach du Sch…ande!‘ war mein erster Gedanke. Meine Kinnlade klappte wie auf Kommando hinunter und mein Lächeln entglitt, als mein Blick in Dominus Cascas Cubiculum warf. Wieder hatte er mir den Vortritt gelassen. Aber er hatte wahrscheinlich nicht mit der Inkompetenz seines Dauergrinsers Nepomuk gerechnet. Das Zimmer sah aus, als wäre eine ganze Centurie hindurchmarschiert, die dabei ihren ganzen Unrat zurückgelassen hatte. Tja, Freund Nepomuk hatte es nicht so mit dem Aufräumen. Im Grunde hatten wir da etwas gemeinsam, wobei er dabei wesentlich mehr Professionalität an den Tag legte als ich. Aber natürlich wollte ich das Dominus Casca nicht sofort spüren lassen.


    Ich gab also nur ein schüchternes „Oh“ von mir. Den Rest besorgte der Decimer, der sofort ein kräftiges Donnerwetter losschickte. Dummerweise schwächte dies recht schnell zu einem lauen Sommerregen ab. So manch anderer meiner Vorbesitzer hätte jetzt schon kurzen Prozess mit mir gemacht. Dominus Casca jedoch gab sich nur empört. Und das war es dann auch schon. Dass sich der Dominus nicht noch dazugesellte und mit aufräumte, war alles. Schnell war mir klar, dass ich es hier mit dem Typ Dominus zu tun hatte, der eher antiautoritär daherkam und mit seinem Laissez-faire Stiel es sich nicht mit seinem Sklaven verscherzen wollte. ‚Na prima!‘ dachte ich und wusste, dass ich hier ein lockerleichtes Leben haben würde. Doch Vorsicht! Man konnte nie wissen. Vielleicht war das alles nur Tarnung und der Dominus wollte mich nur prüfen. Vorsichtshalber setzte ich eine mitleidige Mine auf und sah mich besorgt um, als wolle ich gleich mit anpacken, was ich aber nicht tat.


    Schon bot mir der Dominus an, doch Platz zu nehmen. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen! Zum Glück lag seine Unterwäsche nicht auch noch auf dem Stuhl, auf den ich mich setzte.
    Nepomuk, das wandelnde Grinsen, schien nun auch endlich auch gecheckt zu haben, dass er Land gewinnen sollte. Allerdings verharrte er hartnäckig in Dominus Cascas Raum. Wahrscheinlich wollte er einfach nur horchen, was der Dominus mit mir zu bereden hatte. Passenderweise fragte der mich doch prompt, ob ich auch mit dem Aufräumen vertraut sei. ‚Nee, ne‘, dachte ich und lächelte brav. „Aber natürlich, Dominus,“ antwortete ich ihm.

  • Natürlich war mit die Reaktion meiner Sklavin auf das alles beherrschende Chaos in meinen Räumlichkeiten nicht entgangen, doch hielt ich es für besser alle Peinlichkeiten – natürlich gekonnt – zu überspielen. Auch tat ich so, als hätte ich Muckels Bemerkung bezüglich der Wäsche des Linvianus gar nicht gehört. Erstens ging es mich gar nichts an und zweitens war es auch so schon genug, dass meine eigene Unterbekleidung so offen herum gelegen hatte. Um das alles vergessen zu machen, lächelte ich nun freundlich dem schönen Kleinod mir gegenüber entgegen, das ebenfalls angeschickt hatte Platz zu nehmen und artig erklärte, dass mit den Umständen des Ordnung-Schaffens vertraut war. Ich nickte dazu geflissentlich, atmete tief durch und lächelte. Einen kleinen Moment lang tat ich das, ehe ich noch einmal durchatmete und dann zu Muckel blickte.
    “Du kannst uns nun alleine lassen!“, stellte ich fest und machte dazu eine leicht scheuchende Handbewegung. Muckel, noch eine meiner Tuniken in der Hand, drehte ich zu mir herum.
    “Aber ich bin noch gar nicht fertig!“, mockierte er sich, ließ aber das Kleidungsstück sinken, als ich ihm einen noch eindringlicheren Blick schenkte. “Ich bin in der Küche!“, gab er etwas eingeschnappt bekannt.


    Natürlich hatte er horchen wollen, dessen war ich mir sicher. Genau das aber war nun gar nicht mein Wunsch. “Gut, dann… bring uns etwas….“ Ich wedelte ein wenig mit der Hand, wie immer, wenn ich ein schnelleres Denken erzielen wollte. Und wie immer half es wohl gerade wenig.
    “….Irgendetwas!“. Ich lächelte der Sklavin entgegen, während Muckel ein Schnauben ertönen ließ und aus dem Raum stapfte. Die Tür fiel hinter ihm zu und ich war schlagartig ein wenig erleichterter als noch zuvor. So sehr, dass sich sogar wieder Worte in meinem Geiste formten.
    “Ich will gerade heraus sein,“ begann ich dann. “Es gibt einige Dinge, die ich natürlich von dir erwarte.“ Immerhin sollte die Sklavin nicht glauben, dass ich sie nur erworben hatte, um in dieser Casa ein unscheinbares Leben zu fristen. Was sie eigentlich bisher getan hatte, da ich sie irgendwie aus den Augen verloren hatte. “Es gibt nämlich mehr Dinge als das Aufräumen. Als da wären…. Nun ja….“ Ich schürzte nachdenklich die Lippen. “Jemand muss sich um mein Wohlergehen kümmern, meine Kleidung pflegen und natürlich dafür sorgen, dass es mir an nichts mangelt.“ Dass dies alles natürlich recht wage blieb, war mir selbst bewusst, doch dann fiel mir noch etwas ein. “Kannst du massieren?“, wollte ich dann recht gezielt wissen und dachte dabei an mein versehrtes Bein. Dass es vielleicht bei der Sklavin unter einer anderen Bedeutung ankommen könnte, war mir in diesem Moment weniger klar.

  • Ich war mir nicht so ganz sicher, wie ich dieses tiefe Einatmen interpretieren sollte. War er einfach nur froh, endlich einen Ersatz für die Grinsebacke gefunden zu haben oder hatte ich mich dummerweise für die falsche Antwort entschieden? Ein zweites tiefes einatmen und der tadelnde Blick hinunter zu dem Dauergrinser, der sich selbst jetzt noch nicht sein Grinsen verkneifen konnte, brachte dann die Aufklärung. Nicht ich war es, der den Dominus nervte! Puh, noch mal Glück gehabt! Es war dieser Mottenfraßüberprüfer, dessen bloße Anwesenheit auch mir einiges abverlangte! Offenbar nicht nur mir. Der Dominus schickte ihn weg und auch mir lag es regelrecht auch der Zunge: ‚Ja, genau! Husch, husch ab ins Körbchen! Du kannst uns allein lassen! Also mach die Mücke!‘ Der Dominus aber verfügte über die nötigen Gesten, um Grinsebacke in die Flucht zu schlagen. Letzterer war zwar ziemlich angepisst deswegen, allerdings war das Leben auch kein Wunschkonzert, bei dem jeder durfte, was er wollte. Dummerweise hatte er sich die Küche als Exil gewählt, was den Dominus dazu bewog, er solle uns von dort etwas mitbringen. Äh hallo, hatte er ihn soeben nicht weggeschickt, dachte ich da nur! Mit Konsequenz hatte er´s wohl auch nicht so. Aber egal! Vielleicht ließ er dann auch mal bei mir seine Inkonsequenz walten.


    Als wir endlich allein waren, schien Dominus Casca endlich Tacheles reden zu wollen und mit Freuden dufte ich vernehmen, dass ich nicht nur zum Aufräumen da war. Nein, er hatte höheres mit mir vor! Ich sollte mich um sein Wohlergehen kümmern! Natürlich setzte ich sofort ein Lächeln auf, denn den Job einer Leibsklavin wurde einem auch nicht jeden Tag angeboten, auch wenn meine Kompetenzen in dieser Richtung noch nicht ganz so gut ausgeprägt waren. Aber was nicht war, konnte ja noch werden! Da ich in meiner bisherigen Sklavenkarriere schon vielen Herrn über kurz oder lang gedient hatte, konnte ich mir vorstellen, was der Dominus damit meinte, als er sagte, ich solle dafür sorgen, dass ihm an nichts mangelte. An GAR NICHTS, also!
    Aha, jetzt begriff ich, warum Grinsebacke gehen sollte und überhaupt, wohin der Hase lief. Und um mir auch wirklich ganz deutlich klarzumachen, was er meinte, stellte er auch gleich eine unmissverständliche Frage. Ob ich massieren könne? Als ob ich schwer von Begriff gewesen wäre! So was fragte er eine Sklavin, die mal zwei Tage in einem exklusiven Lupanar gearbeitet hatte, bis man sie wieder zum nächsten Sklavenmarkt gezerrt hatte! „Natürlich Dominus, ich kann massieren! Es wird mir eine Freude sein, mich um dein Wohlergehen zu kümmern. Ich bin sicher, es wird dir an nichts fehlen, Dominus,“ antwortete ich lächelnd. Zum Glück sah er ganz gut aus, war nicht fett und schien auch noch relativ jung zu sein. Dann musste ich mich nicht zu sehr überwinden.

  • Noch immer schenkte ich der Sklavin mir gegenüber meine vollumfängliche Aufmerksamkeit. Dafür waren wir ja hier. Im Nachgang meiner Worte fiel mir auf, dass sich ja eigentlich Muckel um mein Wohlergehen sorgen sollte, doch das tat er schon so lange und so mäßig, dass es ein Wunder war, dass ich überhaupt noch lebte. Außerdem würde es da nicht schaden, wenn sich gleich zwei Sklaven die Bürde teilen würden. So konnte ich auch sicher gehen, dass in Zukunft ein Teil ihrer gemeinsamen Bemühungen auch bei mir ankommen würde! Doch kam es nun auf die Antwort auf meine Frage bezüglich ihrer Massagekünste an und mein Lächeln wurde zu einem wohligen Strahlen, als ich vernahm, dass Grian offenbar massieren konnte. Obendrein, dass es ihr auch noch eine Freude sein würde. “Ich bin sehr erfreut das zu hören!“, gab ich unumwunden bekannt und unter meiner Freude wohl suchte ich nun auf dem Tisch nach einem Becher, da mir deuchte, dass in einem der Krüge noch ein guter Schluck befindlich war, den ich mir zu gönnen gedachte. “Du musst wissen, dass ich geradezu erleichtert bin!“, setzte ich nebenbei meine Rede fort. Dann fand ich den Becher und goss mir so großzügig es der Rest des Kruges erlaubte ein. “Du musst wissen, Nepomuk ist da doch recht grob zu Werke!“, gestand ich ein wenig raunend und indem ich mich fast schon etwas verschwörerisch nach vorne über die Tischplatte und zu Grian hin neigte. “In letzter Zeit ist es besonders arg und nach seinen Mühen, sind die Schmerzen meist unerträglich.“ Ich lehnte mich wieder zurück und trank einen guten Schluck. “Ich vermag mich danach kaum noch fortzubewegen“ Ein Seufzen entkam mir, während ich dem Wein nachschmeckte. “Dabei haben wir schon so viel versucht. Du verstehst schon. Wenn ich nur an die vielen Öle denke! Dabei….“ Ich nickte mir während meines kleinen Monologs selber zu, “… kommt es doch letzten Endes nur auf die Technik an. Wenn die nämlich gekonnt ist, dann kann dies auch die nötige Erleichterung bringen.“ Ich lächelte Grian wieder an und setzte den Becher zum nächsten Schluck an. “Aber nun, wo du schon mal da bist, können wir es auch gleich mal ausprobieren. Ich spüre nämlich schon den ganzen Tag dieses elende Ziehen und Reißen!“

  • Endlich hatte ich mal etwas richtig gemacht! Die richtige Antwort hatte ich gefunden. Wenn es dann an der Zeit war, zur Tat zu schreiten, musste ich mir noch etwas Passendes einfallen lassen. Aber mal ehrlich, was war denn am Massieren groß schwierig? Man griff ordentlich fest zu und tat so, als knete man einen Teig. Im Lupanar hatten die Mädchen, die das machten kaum etwas an oder waren sogar ganz nackt gewesen. Ziel dieser Mädchen war es letztlich, dem Kunden noch mehr aus der Tasche zu ziehen, indem man ihn dazu stimulierte, noch mehr Angebote der Lupae in Anspruch zu nehmen. Also wenn ich meine Sache gut machte, dann hatte ich hier ein prima Leben und bekam dann vielleicht auch hin und wieder eine kleine Aufmerksamkeit.


    Während sich auf meinem Gesicht ein steinernes Lächeln manifestierte beobachtete ich jede seiner Bewegungen. Ich sah ihm zu, wie er nach einem Becher suchte, um den letzten Schluck Wein aus einem der Krüge zu leeren. Ich hatte wohl mit meiner positiven Antwort etwas in ihm angeregt, was ihm sehr am Herzen lag. Aber welchem Kerl würde es auch nicht am Herzen liegen, von einer Blondine, wie ich es war, auf Touren gebracht zu werden – und das auch noch völlig kostenlos!


    Als der Dominus mir dann mitteilte, dass er geradezu erleichtert war, weil Grinsebacke anscheinend meinen neuen Job zuvor innegehabt hatte und er sich als ganz schon grob erwiesen habe, wandelte sich mein Lächeln allmählich in Erstaunen. „Ach echt?!“, entfuhr es mir da. Naja, ich hatte ja schon viel über die Vorlieben von stinkreichen Römern gehört und dass sie es auch mit Kerlen und kleinen Jungs trieben. Aber was mir gerade Dominus Casca da offenbarte, war wirklich hart an der Grenze. Ich hatte ja keinen blassen Schimmer, wie zwei Männer … äh also ich meine wie sie es machten. Aber was mein neuer Dominus so berichtete, musste es alles andere als schön und entspannend sein. Ich verzog dann auch sofort das Gesicht, als er meinte, die Schmerzen seien unerträglich und er könne sich danach kaum noch fortbewegen. Ach herrje, dachte ich, der arme Kerl konnte einem ja echt leidtun! Warum hatte er sich nicht schon früher nach einer Sklavin umgesehen?!
    Natürlich hätte ich zu gerne gewusst, was die beiden denn schon alles ausprobiert hatten und von welchen Techniken er sprach. Denn mal ehrlich, gab es dann da so viele Möglichkeiten? Meine Fantasie begann auf Hochtouren zu arbeiten und ich fragte mich, wie ich ihm adäquat Vergnügen und Genuss bereiten konnte, so dass er mit mir vollkommen zufrieden war? Oh Mann, wie gerne hätte ich jetzt auch einen Schluck Wein getrunken! So konnte ich ihm nur zusehen, wie er sich noch einen weiteren Schluck hinter die Binde kippte und mich dabei anlächelte. Ein bisschen kam ich mir dabei vor, wie das Küken, dass gleich von der Schlange verdrückt wurde.
    Als ich dann realisierte, dass dieses Szenario nun zur Realität wurde, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Klar, wenn ich denn schon mal hier war, konnte ich ja gleich auch mal zeigen, was ich so drauf hatte! Denn er verspürte ja dieses Ziehen und Reißen! Ach du Scheiße! Aber um einen Rückzieher zu machen, war es nun definitiv zu spät. Toll Grian, hast du wieder super hingekriegt! Es gab also nur eine Möglichkeit, um nicht am nächsten Tag nicht wieder auf dem Sklavenmarkt zu landen!


    „Aber natürlich, Dominus!“, säuselte ich wieder und erhob mich ganz langsam, so dass ihm garantiert meine Kurven nicht entgingen. „Möchtest du dich irgendwo bequem ablegen, damit du es voll und ganz genießen kannst, Dominus?“ Ich ließ meine Augen auf Dominus Cascas Bett gleiten, was mit Sicherheit der geeignetste Ort für ein solches Unterfangen war.

  • Natürlich hatte ich die Sklavin betrachtet, während ich ihr von meinem Leid mittels Muckels Künste erzählte und ich musste feststellen, dass sie nun ein wenig erstaunt, wenn nicht gar verhalten wirke. Doch vielleicht bildete ich mir das nur ein, denn schließlich wirkte sie ja dann meinem Vorschlag sehr aufgeschlossen gegenüber, was mich natürlich ungemein erfreute. Besonders ihre Stimme dabei reizte mich sehr, denn wenn es ans Massieren ging, war ich stets andere Töne gewohnt. Zumindest Muckel war selten begeistert, worin gewiss auch der Grund lag, weshalb er so nachlässig agierte und meinem Knie mehr schadete als nützte. Als nun aber die Sklavin sich so elegant erhob und auf mich zu trat, mit diesem wunderbar lasziven Hüftschwung, konnte ich natürlich nicht anders als bass erstaunt und nun selbst ein wenig ölig dreinzuschauen. Ja, in mir keimte gar der Gedanke auf, dass ich einen sehr guten Schachzug mit dem Erwerb dieser Schönheit getan hatte und ich konnte nur hoffen, dass ihre Reize mir nicht irgendwann zum Verhängnis werden würden. Doch um derartige Dinge ging es hier natürlich nicht, sondern um mein Bein, welches stets Malässen bereitete.


    Meine Blicke folgten den ihren und schwenkten somit hin zum Bett. Dort ruhten sie einen Moment, ehe ich mich besann. “Nun ja!“, gab ich bekannt und erhob mich nun ebenfalls. Vielleicht ein wenig abrupt, denn meine Regung brachte den Tisch ein wenig zum Scheppern. “Das Bett dort drüben scheint mir ganz geeignet zu sein!“, gab ich zu und steuerte auch gleich einmal dort hinüber. “Dabei hat sich eigentlich bei unseren bisherigen Bemühungen eher eine harte Unterlage bewährt,“ gab ich zu bedenken. “Denn wenn ein gewisser Druck auf das Corpus Delicti ausgeübt wird, neigt man ja doch bei einer weicheren Liegegelegenheit mehr zu verspannen….“ Inzwischen war ich beim Bett angekommen und befreite es von einigen Tabletts, zwei meiner abgelegten Tuniken und einem angebissenen Pfirsich. Dabei redete ich munter weiter. “Aber es wird schon gehen. Ich denke, dass du weniger Kraft in den Händen hast, als Muckel. Das ist bei Frauen ja meistens so. Und Muckel drückt oft so fest zu….,“ Unter diesen Worten begab ich mich ein wenig umständlich auf das Bett, bis ich eine aufrecht sitzende Position erreicht hatte und meine Beine ausstrecken konnte. Das Kaputte spreizte ich ein wenig ab und legte es näher zum Bettrand hin, damit die Sklavin es auch gut erreichen konnte. “… dass ich wirklich schön öfters den Wunsch verspürt habe, dass es jemand mit gefühlvolleren Fingern einmal ausprobiert.“ Ich sah der Sklavin ernst entgegen. “Und ich musste in meiner feststellen, dass es selbst in ausgewiesenen Örtlichkeiten, die sich auf diese Behandlung spezialisiert haben, doch unglaubliche Grobiane gibt!“ Dann winkte ich mit der Hand diese abscheulichen Erinnerungen davon und ließ mich mit dem Oberkörper nur rücklings auf die Matratze sinken und ruckelte mich noch ein wenig in eine bequeme Lage, wobei ich meine Hände in eine gefaltete Position auf meinem Bauch brachte. “So. Ich würde sagen, du kannst nun beginnen!“, stellte ich fest und hob dann doch noch einmal den Kopf. “Aber ganz sanft! Schließlich martert es mich schon den ganzen Tag!“ Mein Kopf sackte wieder zurück und ich schloss in Erwartung der Erleichterung genüsslich die Augen.

  • Während ich so dahin grinste, spielten sich vor meinem inneren Auge mögliche Szenarien ab, wie sie wohl gleich zur Realität werden drohten. Menschenschinder, was hatte ich mir nur dabei gedacht! Aber gut, um es nun nicht zu verkacken musste ich meine Rolle weiterspielen auch wenn ich da eine gewisse Abneigung verspürte, mich meinem neuen Dominus hier und jetzt hingeben zu müssen. Ich kannte ihn ja kaum! Und wer wusste schon, welche Praktiken er bevorzugte. Womöglich ergötzte er sich daran, mich zu quälen oder von mir Dinge zu verlangen, die ich nie im Leben freiwillig gemacht hätte.
    So musste ich also miterleben, wie er meinen Vorschlag, sich aufs Bett zu legen für gut befand. Außerdem konnte ich die Veränderung in seinem Blick wahrnehmen. Das war das pure Verlangen auf etwas, wonach er sich schon ziemlich lange gesehnt hatte, aber was ihm bis heute verwehrt geblieben war. Ganz neben bei erzählte er mir, dass er eigentlich härtere Unterlagen gewohnt war. Oh Mann, die beiden hatten es doch wohl nicht hier auf dem Fußboden getrieben?! Oder sollte das einfach nur der Wink mit dem Zaunpfahl sein, dass er es eher hart mochte?
    Oh oh, mir schwante nichts Gutes! Und als er sich dann so auf sein Bett drapiert hatte, mit gespreizten Beinen, musste ich erst einmal schlucken. Er hingegen plapperte munter weiter, wodurch ich noch mehr kleinere Zusatzinformationen erhielt, die mich nicht gerade beruhigten, sondern eher das Gegenteil bewirkten.
    Aber Moment mal, er war ja noch völlig angezogen! Ja dass ging nicht! Wie hätte ich denn dann äh.. ja. „Dominus, äh verzeih bitte meine Unbedachtheit, aber vielleicht solltest du dich zuerst entkleiden. Wenn du möchtest, kann ich dir gerne dabei behilflich sein.“ So konnte ich wenigstens noch etwas Zeit gewinnen.

  • Ich freudiger Erwartung hoffentlich magischer Hände sog ich genüsslich Atem in meine Lungen, hielt dieses einen Moment und seufzte ihn wieder recht stoßhaft heraus, nachdem ich ein Schmatzen folgen ließ. Nun bestand wenigstens eine weitere Chance, dass ich von meiner Pein Erlösung finden konnte, sofern die Sklavin so gut war wie ich es mir sehnlichst wünschte und wahre Wunder bewirkte. Dieses konnte jedoch nicht sogleich erfolgen, da sie offenbar noch einen Einwand vorzubringen hatte. Sie meinte nun, dass ich mich entkleiden sollte und bot mir an, mir dabei behilflich zu sein. Etwas überrascht öffnete ich nun meine Augen und überlegte schnell, warum ich dies tun sollte? Aber die Antwort schien mir nicht eingegeben zu sein. Der entscheidende Teil, um den es hier ging lag doch bereits so offen vor ihr. Also sichtete ich meinen Oberkörper wieder auf und schaute meiner Sklavin nun doch etwas verblüfft entgegen. “Wieso?“, fragte ich sie erstaunt und blickte an mir hinab und auf das Knie und an meinem Unterschenkel hinab. “Ah!“, entfuhr es mir dann verstehend. Wahrscheinlich verfügte sie über eine Technik, welche den Zugang zum gesamten Bein bis bis hin zum Knöchel ermöglichte. Dieser allerdings steckte noch in einer hohen Sandele. “Bisher haben wir uns nur immer auf einen kleinen Teil der Muskulatur beschränkt,“ erklärte ich, während ich mich vorneigte und nach dem Band meiner Sandale angelte. Ein wenig zog ich mein Bein dabei und stieß einen kleinen, angestrengten Schmerzenslaut aus dabei, als es im Knie dabei zwackte. “Darf ich fragen, wo du deine Massagetechnik erlernt hast?“, wollte ich dann wissen. “Sie scheint mir ja schon jetzt äußerst orignell zu sein.“ Dann zischte ich leicht gepeinigt aus, streckte mein Bein wieder und deutete auf meine Sandale. “Vielleicht bist du mir doch behilflich!“ Am besten wäre ich gleich auf diese Idee gekommen.

  • Also ein bisschen suspekt war mir das Ganze ja schon! Wie mein neuer Dominus so tiefenentspannt da lag, hätte ich denken können, er wartet auf einen Tonsor, der ihm die Haare schnitt oder den Bart trimmte. Komisch, die meisten Kerle hatten doch so etwas wie Begierde und zeigten das auch ganz deutlich. Aber er hier hatte wirklich die Ruhe weg! Auch als ich ihm vorschlug, sich zu entkleiden sah er nicht wirklich einen Sinn dahinter. Er war doch hoffentlich nicht prüde und schämte sich vor mir! Ja sicher, bei den Römern musste man ja wirklich mit allem rechnen, zum Beispiel auch, dass ich seine erste Frau sein würde, weil er es vorher lieber mit diesem komischen Muckel getrieben hatte.


    Als Dominus Casca nun versuchte, sich als erstes seiner Sandalen zu befreien, hob ich instinktiv die Augenbrauen. Klar, die Sandalen konnten auch sehr störend sein – bei sowas. Allerdings war das anscheinend gar nicht so einfach für ihn und als er mir etwas über einen kleinen Teil der Muskulatur erzählen wollte, kapierte ich gar nichts mehr. Um an seine Sandale zu kommen, musste er ein wenig das Bein anwinkeln, dabei stieß er so einen komischen Schrei aus, der mich zusammenzucken ließ. Automatisch verzog ich auch das Gesicht. Mir war ja schon ein paar Mal aufgefallen, dass er manchmal humpelte, aber ich hatte mir nie vorstellen können, wie sehr ihn sein Bein schmerzte. Ob wir das alles nicht besser verschieben sollten, wenn es seinem Bein wieder besser ging, war mein erster Gedanke. Aber um das zu fragen, fehlte mir einfach der Mut! Da war mir seine Nachfrage tausendmal lieber, obwohl mich das auch ein wenig ins Schlingern brachte, denn es gab schlichtweg keinen Lehrmeister. Alles worauf ich mich berufen konnte, waren die Künste einer Gewissen Arania, einer jungen exotischen Schönheit, mit dunklem Teint und einem seltsamen Akzent, den ich überhaupt nicht hatte zuordnen können.
    „Äh, ja Dominus, doch sie verspricht die größtmögliche Befriedigung deiner Wünsche und das mit wenigen Handgriffen!“, erklärte ich großspurig, obwohl ich eigentlich nicht viel Ahnung davon hatte.


    Dominus Casca gab sich schließlich geschlagen. Die Sandalen stellten sich als weitaus widerspenstiger heraus, so dass er auf mein Angebot zurückkam, ihm behilflich zu sein. Für mich war es natürlich kein großes Ding, die Sandalen zu öffnen. Er hingegen spürte erneut Schmerzen, als er sein Bein wieder auszustrecken versuchte.
    Hast du etwa Schmerzen im Bein, Dominus? Sollen wir das hier nicht lieber verschieben, wenn es dir besser geht und du es mehr genießen kannst?“ fragte ich ihn endlich entschlossen. Nicht dass es am Ende noch hieß, ich sei daran schuld, dass es ihm nicht gefallen hatte. Außerdem hätte ich sowieso liebend gerne darauf verzichtet. Ich kannte ihn ja kaum.

  • Noch hatte ich ein wenig selbst nach meinem ihr so lästigen Schuh in dieser Angelegenheit geangelt, als ich sie sich auch schon wieder ein wenig verwundert ansah. Immerhin versprach sie mir die größtmögliche Befriedigung all meiner Wünsche. Dabei hatte ich doch nur diesen einen. Zumindest im Moment, weil es mich doch so arg kniff. “Ach!?“, entfuhr es mir dann, doch dann gab ich meine Bemühungen bezüglich der Sandale auf. Von der Schule, durch die sie gegangen war, sagte sie jedoch nichts und ich dachte mir, dass es vielleicht so etwas wie eine geheime Lehre geben könnte, die man besser nicht zu laut heraus posaunte. Oder aber sie hatte meine Nachfrage nicht recht verstanden. “Also mein Bein ist mir stets...eine Last!“, begann ich dann, während mir Grian nun zur Hand ging. Doch dann musste ich zwischendrin noch einmal seufzen.


    “Ja, ich denke auch, so ist es besser!“, erklärte ich, besah meine nun bloßen Füße und wackelte kurz mit einem der großen Zehen. “Es ist schon erstaunlich, wie Bänder und Sehen im Körper zusammenspielen. Entspannt sich das eine, überträgt es sich auch auf das andere. Wie auch die Säfte, die miteinander wirken. Eine schöne Lehre. Da werde ich mich irgendwann einmal noch genauer mit beschäftigen.“, duhr ich etwas nachdenklich fort. Aber… warum wollte sie nun diese Angelegenheit verschieben, da mein Bein schmerzte? So recht viel mir dieser Teil ihrer Aussage erst jetzt auf. “Ach nein! Wir verschiebend das nicht!“, gab ich bekannt. “Die Schmerzen in meinem Bein waren mir noch nie behilflich die Massage zu genießen,“ erklärte ich weiter. “Denn sie sind eigentlich immer latent ein wenig da. Ich denke, das sollte uns nicht stören!“


    Natürlich war es auch so, dass Muckel so grob war mit meinem Knie und unter seinen Fingern schmerzte es erst recht, wenn er versuchte der Muskulatur drum herum Entspannung zu verschaffen. Ich seufzte fatalistisch auf. “Nun denn. Ich glaube wirklich, du kannst nun beginnen! Weißt du, ich muss nämlich in Kürze in den Tempel, weil ich dort etwas Wichtiges zu regeln habe. Wir haben nicht allzu viel Zeit!“ Ich legte mich wieder zurück, faltete die Hände wieder auf meinem Bauch und schloss die Augen. Ein kleines Stückchen lupfte ich zuvor noch meine Tunika nach oben, sodass sie bis an den Ansatz des Oberschenkels reichte. “Ich denke, so hast du einen noch etwas besseren Zugang zur Gänze des Malheurs!“, sagte ich. “Ich nehme nämlich an, dass du etwas raumgreifender bist als Muckel.“ So sprach ich meine zuvorigen Gedanken noch einmal aus.

  • Endlich hatte sich die Sandale dazu entschlossen, doch noch den Abgang zu machen. Allerdings erst nachdem ich nachgeholfen hatte. Widerspenstiges Ding! Na ja, also an seiner Stelle hätte ich mir noch ein paar andere Sachen ausgezogen. Aber gut, das blieb dann mal wieder an mir hängen.

    Was sollten denn jetzt dieses Ach?! Vielleicht hatte ich ja ein bisschen dick aufgetragen. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. „Ja! Das ist so ´ne exotische Technik,“ erklärte ich altklug. „Das hab ich bei einer äh“ Lupa? „Meisterin aus Arabia gelernt.“ Ob Arania tatsächlich aus Arabia stammte, hatte sie wahrscheinlich selbst nicht gewusst. Aber Arabia klang einfach irgendwie besser als die Gosse der Subura.


    Ach herrje, sein Bein war ihm stets eine Last, hatte er gesagt. Also dann war es auch egal ob wir das jetzt hier durchzogen oder irgendwann später. Denn morgen war ihm ja das Bein auch noch eine Last. Aber zum Glück war ja das Bein nun auch nicht der entscheidende Faktor bei diesem Unterfangen. Für meinen Dominus waren seine bloßen Füße ja schon eine Erleichterung.
    „Ach echt?“, fragte ich skeptisch. „Sollten wir denn nicht noch mehr…äh. Also ich meine ja nur, dann kannst du dich vielleicht noch etwas mehr entspannen, Dominus. Vielleicht noch die Tunika?“ Mir sollte es im Grunde egal sein. Ich hätte das auch mit der Tunika machen können. Aber wie es schien, war er so schon total entspannt, wie er sagte. Ich hatte zwar nicht ganz kapiert, was er genau sagen wollte. Und was die Säfte damit zu tun hatten? Welche Säfte? Normalerweise trank er doch nur verdünnten Wein. Das verwirrte mich alles ein bisschen, aber ich nickte brav und lächelte, Das war bestimmt das Beste im Augenblick.


    Aha, da sagte er es ja nun auch selbst, dass es ihm völlig Wurst war, wann ich nun beglückte. Da er ja immer Schmerzen im Bein hatte. Ein bisschen bemitleidend sah ich ihn nun schon an. Das war bestimmt nicht toll, jeden Tag die Schmerzen im Bein zu haben, Vielleicht sollte er da mal was machen lassen. Ich hatte gehört, dass man mit ein paar gezielten Handgriffen zumindest zeitweise die Schmerzen etwas verringern konnte. Aber gut, dafür war ich ja nicht zuständig.


    Tja, nun sollte es also wirklich losgehen. Irgendwie war ich jetzt ein wenig aufgeregt, denn ich wollte ja meine Sache gut machen. Fragte sich nur, ob ich mich vielleicht auch entkleiden sollte. Denn das war es ja meistens, was Männer so wollten. Nackte Frauen und so. Da war es für sie manchmal einfacher. Außerdem, wie ich seiner Rede entnehmen konnte, war eine gewisse Dringlichkeit geboten, da er ja noch zur Arbeit in den Tempel musste. Na ob Druck machen jetzt wirklich gut war? Ich musste also alle Register ziehen, damit er hinterher zufrieden war. Was er dann über Muckel sagte, begriff ich nicht si ganz. Aber gut, Männer hatten da ja auch ´ne ganz andere Technik drauf.
    Er schob seine Tunika ein wenig nach oben. Das sollte wohl der Startschuss sein. Aber bevor ich anfing, musste ich doch noch eine Frage loswerden. „Äh Dominus, soll ich mich denn auch entkleiden? Das wäre vielleicht besser, weil du doch etwas in Eile bist.“ Nicht das es hinterher hieß, ich sei dran schuld gewesen, dass es nicht geklappt hatte.

  • Diesmal konnte ich mich nicht vor der Arbeit drücken. Etwas Seltsames lag in der Luft. Ich hatte es ja nur mit einem halben Ohr mitbekommen, was passiert war. Dominus Cascas Mutter sei erkrankt hieß es. Und als pflichtbewusster Sohn wollte er natürlich sofort zu ihr. Allerdings wohnte die Gute nicht direkt hier um die Ecke, sondern in in Pireus oder so ähnlich. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wo dieses Pireus lag. Bis mir Sidonius, der syrische Custos schließlich verriet, dass Pireus eigentlich Priäus hieß und das der Hafen von Athen war. Aha! Hautsache nicht dumm sterben, dachte ich mir.
    So scharfsinnig, wie ich nun mal war wusste ich sofort, dass wohl demnächst eine Schiffsreise anstand! Hafen = Schiff!


    Ich war noch nie auf einem Schiff gewesen. Das war bestimmt waaahnsinnig aufregend! Bei der Gelegenheit dachte ich wieder einmal an Silas, der immer davon geträumt hatte, mal auf einem großen Schiff zu fahren. Wo er nur war und wie es ihm dort ging? Ich schob die Melancholie beiseite, denn es gab noch irre viel zu tun! Die Wäsche des Dominus musste noch gewaschen werden, seine Koffer packten sich auch nicht von alleine. Auf Muckel zu hoffen tat ich mir erst gar nicht an, denn der Kerl war dermaßen verpeilt. Am Ende fehlte die Hälfte der Sachen von Dominus Casca.


    Was mich ja ein wenig stutzig machte bei der ganzen Sache, es hieß es immer nur Dominus Casca und sein Leibsklave reisen nach Piräus. Und was war mit mir? Er wollte mich doch nicht am Ende hier lassen? Ich, die Stütze seines Haushalts, ohne die hier absolut gar nichts lief! Naja, das war jetzt vielleicht ein bisschen weit hergeholt. Aber dennoch, Dominus Casca würde etwas fehlen, wenn er mich nicht mitnahm! Ich musste ihn nur noch davon überzeugen, das dem tatsächlich so war!


    Ein paar Mal hatte ich versucht, einfach ins Atrium hineinzuplatzen, getreu dem Motto: ‚Tarra, hier bin ich‘. Beim ersten Mal hatte ich nur einige Gesprächsfetzten mitbekommen.


    Zitat

    Original von Gnaeus Decimus Casca


    “Naja… wir müssen zumindest aufbrechen!“, sagte ich dann für die Umstände doch recht diplomatisch.
    “Ja…. Ich meine… ja…. Domina Mena ist ja auch recht zäh….“, stellte nun Muckel seine Gedanken in den Raum.


    Entsetzt blieb ich stehen und machte keinen Schritt weiter. ‚Hä was, wer muss brechen?‘ schoss es mir durch meine Gedanken- Wir waren doch noch gar nicht auf dem Schiff! Wenn sich das nicht nach einer bösen Magen-Darm-Infektion anhörte! Vielleicht sollte ich schnell in die Culina eilen und Dominus Casca einen Kamillentee zubereiten. Aber nein, am Ende musste er ja gar nicht... also sich übergeben... oder so. Nein, das war keine gute Gelegenheit, um den eigenen Dominus zu umgarnen, damit er mich mitnahm!


    Einige Zeit später war ich wieder auf dem Sprung zum Atrium. Diesmal war offensichtlich Besuch eingetroffen. So ein Mist, schon wieder war Dominus Casca beschäftigt. Langsam musste ich mir echt etwas einfallen lassen, denn morgen schon sollte es losgehen! Aber natürlich interessierte es mich auch brennend, wer dieser exotische Kerl im Atrium war. Ich musste nicht lange warten, denn dann bekam ich eine Antwort auf meine Frage!


    Zitat

    Original von Gnaeus Decimus Casca


    “Die Nasirs sind Gewürz- und Sklavenhändler. Sie wollen in Richtung Piräus, so wie wir!“
    Alles in Allem eine recht praktische Angelegenheit.


    Mir blieb beinahe das Herz stehen! Nasir... Sklavenhändler... Mir wurde ganz blass um die Nase! Wieso traf sich der Dominus mit einem Sklavenhändler? Doch nicht etwa wegen mir? Wollte er mich etwa... verkaufen? Nein, dass konnte doch nicht sein? Was hatte ich falsch gemacht? Wenn ich jetzt nicht zu feige gewesen wäre, hätte ich mich ihm direkt entgegen gestellt und gefragt, WARUM???!!! Aber ich war noch nie eine Superheldin gewesen, deshalb hielt ich es für besser, mich rar zu machen.


    Erst am Abend traute ich mich wieder aus meinem Versteck heraus. Inzwischen war ich ein einziges Nervenbündel und konnte kaum noch klar denken. Was sollte ich nur tun? Dominus Casca konnte mich doch nicht einfach so verschachern! Schon gar nicht an einen solchen exotischen Kerl!
    Irgendwann fand ich mich vor der Tür zu Dominus Cascas Cubiculum wieder. Mit zittriger Hand klopfte ich zaghaft an. Vielleicht zu zaghaft. Denn ich hörte kein ‚Herein‘. Ganz vorsichtig öffnete ich die Tür und steckte meinen Kopf hindurch. „Dominus, bist du da?“

  • Die Sonne war just versunken und ein recht warmes Licht durchflackerte von zwei Feuerschalen aus den Raum. Neben meinem Bett befand sich eine rußende Öllampe, welche sich ebenfalls mühte, güldenes Licht über meine Abschrift von Ovid zu zaubern, welche ich – auf dem Rücken liegend unter dem Versuch in den vorzeitigen Schlaf zu finden – in meinen Händen hielt und versuchte zu lesen. Ein Schwärmen wie sonst aber wollte sich nicht einstellen und mit einem Schlag wirkten die Zeilen auf mich öd und hohl, wie eine Zimbel, der man den Klang geraubt hatte. Muckel war nicht in meinem Cubiculum anwesend. Er hatte noch einmal ein paar Dinge in meinen Reisetruhen verstaut, die ebenso auf den Morgen warteten wie ich. Dieser war aber noch eine Weile hin. Eine Weile, die Muckel nun für sich nutzte, um einer der Küchenmägde mit einem Abschiedsgeschenk zu beglücken. Ich hoffte dabei nur, dass ich dieses Geschenk nicht am Ende mit einem Peculium versehen musste, bis es sich dann irgendwann die Freiheit erkaufen konnte. Aber ich gönnte Muckel seine Erfolge ja auch gern, wenn ich schon selbst keine vorzuweisen hatte. Wieder entglitt mir ein Seufzen unter des Ovidius poetischer Metamorphose. Wandlungen gehörten zum Leben einfach dazu und was man subjektiv dabei empfinden mochte war eine reine private Angelegenheit. Meine Gedanken schweiften nun wieder einmal mehr zu meiner Valentina, vor meinem inneren Auge schon mit einer Schar unserer Kinder umringt und mit einem freudigen Lächeln in dem so schönen Gesicht. So wollte ich sie in Erinnung behalten. Mit diesem Lächeln, nur vielleicht dabei ohne die Spösslinge, denn das Licht der Welt würden diese ja nicht erblicken. Ja, ein frühes Ende war ihnen beschieden, aber vielleicht gehörte auch zu den Wandlungen, dass manches erst gar nicht begann, um etwas anderem Platz zu machen. Etwas Unerwartetem vielleicht. Etwas, was auch ein tiefes Glück in sich barg.


    Über diesem Sinnieren, musste ich einen Moment tatsächlich weggenickt sein, denn ich erwachte mit dem Schriftstück auf dem Gesicht und recht ausgestreckt auf meiner Liegestatt, als ich eine Stimme vernahm, die horchen wollte, ob ich wohl anwesend sei. Ich blinzelte, ächzte dann recht leise und dezent und zog mir den Ovid vom Gesicht, um diesen zur Seite gleiten zu lassen. “Was?“, entkam es mir belegt, leise und müde und ich stöhnte noch einmal kurz auf, noch halb Dämmerzustand gefangen. Dann wischte ich mir über die Augen und nickte schließlich. “Ich denke schon!“, gab ich dann noch ebenso belegt und müde von mir, jedoch nun deutlich lauter und vernehmlich. Als ich mich ein wenig auf den Unterarmen aufstützte und nach dem Urheber der Frage suchte, entdeckte ich Grians Antlitz im Spalt der Tür. “Grian!“, sagte ich nun leicht überrascht. Sie hatte ich doch suchen wollen, doch war ich wohl durch mein Elend dann doch zu abgelenkt gewesen. “Schön, dass ich dich nun gefunden habe!“, stellte ich dann – unter leicht verdrehten Tatsachen in den Raum – und lächelte dazu matt. “Ich hätte dich noch suchen lassen...“


    Mit einer leichten Handgeste bedeutete ich ihr einzutreten. Immerhin musste ich sie nun – für sie recht überraschend wohl – fragen, ob sie ihren Dominus auf die Reise begleiten wollte. Auch meinem Vetter hatte ich einen solchen Vorgang ja schon in meinem Schreiben angekündigt. “Ich… muss mit dir reden!“ sagte ich dann winkte meine Sklavin weiter zu mir und setzte dann eine ernste Miene auf. Sofern dies im müden Zustande meiner selbst noch ging.
    “Und … ahm… bring mir mal den Becher dort drüben mit. Also mit… eingeschenkt!“ Ich richtete mich gänzlich in meinen Laken auf und stellte fest, dass ich noch keinerlei Plan hatte, wie ich das Erklären der Umständn nun bewältigen wollte. Piräus war weit weg. Der Weg war lang, die Zeit unbestimmt an sich, wie so ziemlich alles. Alles in allem schaute ich also nachdenklich drein und betrachtete mit müden Augen, welche ich dann und wann ein wenig aufriss, um den Schlaf darinnen los zu werden, das Tun meiner Sklavin, bis sie vor meinem Bett stehen würde.

  • Das schwache Licht einer einzigen Ölfunzel, die der Dukelheit des Raumes nicht viel abzuringen vermochte, bemerkte ich schließlich. Er musste da sein, sonst würde die Öllampe ja nicht brennen. Vielleicht schlief er bereits, weil er es womöglich gewesen war, der sich den ganzen Nachmittag übergeben hatte. Vielleicht wäre ein Kamillentee doch hilfreich gewesen, sinnierte ich, während ich unsicher durch den Türspalt lugte.


    Dann endlich ein Lebenszeichen. Der Dominus musste einfach nur gedöst haben und war nun aufgewacht. Er wirkte überrascht, mich noch zu sehen. Vielleicht hatte er geglaubt, der Sklavenhändler hätte mich schon längst mitgenommen. Zum Glück hatte ich mich für den Rest des Nachmittags gut versteckt gehalten. So konnte ich ihn vielleicht jetzt doch noch umstimmen.


    „Dominus, ich…äh“, fing ich an, doch ich verlor schnell wieder den Mut, als Dominus Casca erwähnte, dass er mich suchen lassen wollte. Verdammt, es war ihm also richtig ernst! Ich erstarrte. Auch dann als er mich zu sich winkte, bekam ich keinen Schritt vor den anderen. Aber irgendwie schaffte ich es dann doch. Äußerst beklommen kam ich seiner Bitte nach. Als ich auf halben Weg zu seinem Bett stand und er mir sagte, er müsse mit mir reden, spürte ich eine heftige Erschütterung in mir, als hätte mich jemand mit einer Keule niedergeschlagen. Mir kamen die Tränen und ich begann zu zittern. Jetzt gleich würde er mir sagen, dass er meiner überdrüssig war und mich an den Kerl von heute Nachmittag verhökert hatte. So ein Mist! Hier hatte ich doch alles und mit der Zeit hatte ich mich auch richtig wohl gefühlt. Obwohl manche der Sklaven echt bescheuert waren.


    Er winkte mich noch näher zu sich hin. Doch dann sollte ich noch seinen Becher mitbringen und ihn vorher auffüllen. Zitternd wandte ich mich zu dem Tablett, dass auf einer Kommode stand und auf dem eine Kanne und ein Becher standen. Ich füllte den Becher mit dem Wein-Wasser-Gemisch aus der Kanne. Dabei verschüttete ich fast die Hälfte, weil ich so aufgeregt war. Ich atmete erst mal tief durch, bevor ich mich zu ihm auf den Weg machte.


    Oh Mann, sein Gesicht sprach Bände! Eine total finstere Miene! Was hatte ich nur getan, dass er so sauer auf mich war?
    Als ich dann neben seinem Bett angekommen war, reichte ich ihm zunächst den Becher. „Bitte, Dominus!“ Für einen kurzen Moment trafen sich unsere Augenpaare. Ich schluckte schwer. Bisher hatte ich versucht meine Tränen zurückzuhalten. Aber das wurde immer schwieriger. Schließlich brach es aus mir heraus. Ich begann zu heulen, warf mich vor seine Füße und begann zu jammern. „Bitte Dominus, bitte tu das nicht! Ich werde von jetzt ab, auch immer sehr fleißig sein, so dass du dich nie mehr wegen mir beklagen musst!“

  • Ganz zerschlagen fühlte ich mich noch einen Moment, doch es war auch schön, Grian nun hier zu wissen, was mir das Gefühl gab, nicht völlig allein zu sein. Allerdings schien die Gute ein wenig Zurückhaltend zu sein und das passte nicht in das Konzept, welches ich bisher von ihr hatte. Einen Moment verfolgte ich noch ihre Bewegungen mit meinen Blicken, ehe ich noch einmal zu meinem geliebten Ovid sah. Etwas stimmte doch hier nicht!? Und das lag nicht etwa an dem, was mich in Bälde erwartete. An meiner Statt schien Grian nun zu zittern, was ich mir so recht gar nicht erklären konnte. Als sie mir den Wein eingoss, bebten sogar ihre Hände und ich kam nicht umhin meine Stirn zu runzeln. Fürchtete sie sich vor mir? Ein wenig Ehrfurcht hatte ich mir schon immer gewünscht, doch in diesen Augenblicken erschien es so, als hätte ich des Öfteren schon versucht ihre diese einzuprügeln, was doch so gar nicht meine Art war. Auch ich war nun ein wenig berwirrt, nahm den Becher, den sie mir nun reichte, an mich und schaute Grian wieder an.


    Meine Blicke trafen die ihren und dann kam ein Flehen aus ihr heraus. Vielleicht hatte ja gar nicht ich vor sie zu schlagen, sondern jemand anderes. Dass Grian sich ob ihrer heiteren Art nicht nur die besten Freunde machte, war mir ja bekannt. Also holte ich schon Luft, um meine wohl berechtigte Frage an sie zu richten, aber der Moment der dabei verstrich reichte schon nicht mehr aus, um auch Worte aus meinem Mund hervor zu bringen. Es brach schier aus meiner Sklavin hervor, die urplötzlich aufheulte und sich vor meine Füße schmiss, was ich mit nunmehr offenem, aber stummen Mund und eben noch dem Becher in der Hand betrachtete. “Bona Dea!“, entkam es mir perplex und sicherlich auch besorgt. Vor allem weil sie nun auch meinte, dass ich etwas nicht tun sollte und sie nun fleißig sein würde und ich mich nie wieder würde beklagen müssen. Ein irritiertes Blinzel konnte ich nicht vermeiden und ich schaute noch einen Augenblick auf Grian hinab. Was hatte sie bloß wieder angestellt? Es hatte schon Tage gegeben, in welchen sie aus dem Carcer hatte abholen müssen und auch andere Dinge waren schon vorgefallen, über die man seinen Unmut bei mir kund getan hatte, weshalb meine Besorgnis nun verständlicherweise ebenso wuchs.


    “Ähhh….,“, begann ich zögerlich. “Bei allen Göttern, Grian. Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?“, wollte ich anfangs noch recht verhalten wissen. Danach störte mich der Weinbecher in meiner Hand nun doch und ich setzte ihn zurück auf das Tablett, um mich ächzend zu meiner Sklavin hinunter zu neigen, um einen Versuch zu beginnen, sie irgendwie wieder auf die Füße zu bekommen. Ehrfurcht war ja wunderbar und auch wünschenswert von den eigenen Sklaven, aber das hier ging mir nun doch ein wenig zu weit. “Also… ich empfinde das ja sehr lobenswert, aber… ich meine… ähm… was genau soll ich denn nicht tun?“ Etwas unsicher und vielleicht auch unbeholfen legte ich ihr meine Hand auf den Kopf und tätschelte diesen ein wenig, in der Hoffnung, dass sie vielleicht dadurch spontanen Trost finden würde, doch so wirklich rechnete ich damit nicht.

  • Ja, genau! Bona Dea, seufzte er. Mir war ja klar, dass er es mit mir bisher nicht leicht gehabt hatte. Und ich wusste auch nur zu gut, dass ein anderer Herr mich schon längst wieder davongejagt hätte. Dominus Casca war die Gutmütigkeit in Person! Ich hatte diese Gutmütigkeit manchmal ganz schön strapaziert. Wenn also nun noch jemand helfen konnte, dann war es Bona Dea! Vielleicht tat sie das ja auch mit ein wenig Glück. Doch stattdessen trafen mich seine Worte, die zwar nicht vorwurfsvoll gesprochen worden waren, aber dennoch im Nachhall einen gewissen Anklage beinhalteten. Dabei war ich mir einer aktuellen Schuld doch gar nicht bewusst! Ich hatte nichts kaputt gemacht. Ich war nicht faul gewesen (jedenfalls nicht fauler als sonst). Und ich hatte auch nichts mitgehen lassen. Außerdem hatte ich es mir abgewöhnt, in fremden Cubicula einzudringen und herumzuschnüffeln.


    Da ich immer noch am Boden kauerte und laut schniefte und jammerte, beugte er sich zu mir herab. Was er dann sagte, verunsicherte mich etwas. Anscheinend war es ihm gar nicht bewusst, wie sehr ich darunter litt, fortgeschickt zu werden. An einen wildfremden Kerl verkauft zu werden, der mich dann ins entfernteste Eck des Imperiums verschacherte. Noch mehr verwirrte es mich, als er dann meinen Kopf zu tätscheln begann. Äh, Moment. Wie auf Kommando hörte ich auf zu jammern und wischte mir die Tränen ab, dann sah ich zu ihm auf. Mein Gesicht mit den verheulten Augen sah wahrscheinlich schlimm aus.
    „Bitte verkaufe mich nicht. Nicht an diesen schmierigen Kerl von heute Nachmittag. Ich verspreche, ich werde von jetzt an keine Dummheiten mehr machen und mir dreimal vorher überlegen, was ich so daher plappere.“ Gut, für letzteres wollte ich nicht meine Hand ins Feuer legen, aber für den Teil mit dem Dummheiten machen, hatte ich gute Chancen, mein Vorhaben erfolgreich umzusetzen.

  • Ich ahnte ja so absolut gar nicht, was in meiner Sklavin vor sich ging, weshalb auch mein Gesichtsausdruck diesen Umstand sehr wohl widerspiegeln musste. Dabei fragte ich mich wirklich, was meine Grian denn nun wieder Fürchterliches angestellt hatte, sodass sie eine Strafe erwartete. So kam es mir vor. Etwas entsetzt machten sich meine Gedanken auch gleich auf den kreisrunden Weg, grasten durch die Räume der Casa und aller hier Wohnenden, ob es jemanden geben konnte, dem sie etwas angetan haben könnte. Oder auch gerade nicht das, was dieser jemand wohl von ihr gewollt hätte. Eine Unterlassungschuld sozusagen. Ich rang nach Luft und wollte auch sogleich weiter nachhaken, auf was ich mich denn nun schon wieder gefasst machen musste – zumal ja mein emotionales Kostüm bereits jetzt schon recht löchrig und pflegebedürftig war. Musste ich wieder in irgendein Officium und für die Machenschaften meiner Sklaven eine Kaution oder dergleichen hinterlegen?


    Als Grian sich nicht trösten ließ – der Versuch blieb ja auch weiterhin vorhanden mit meiner Hand auf ihrem Kopf, doch war er wohl deutlich zu unbeholfen, jammerte sie weiter mit tränennassen Augen, die mich flehend ansahen, als erblickten sie gerade ihren Henker. Mater Iuno! Was ging hier bloß vor? Sie wollte nicht verkauft werden, was sicherlich ein recht verständlicher Wunsch war, aber wer bei allen Furien wollte so etwas tun? Ich jedenfalls nicht, aber ich lauschte erst einmal verdattert weiter und hörte von einem schmierigen Kerl, der am Nachmittag hier gewesen war, woraufhin noch zwei Versprechen folgten, die sie einzuhalten gedachte. Weniger Dummheiten und darüber Nachzudenken, was man von sich gab, waren eine sehr lobenswerte Sache, doch leidgeplagt wie ich war, waren mir ihre Dummheiten nur im größten Schadensfall aufgefallen und das Geplappere war ich von früher Jugend an von Muckel gewohnt, weshalb ich diesem Umstand keine große Bedeutung zumaß. Was also dachte sie denn?


    “Was für ein schmieriger Kerl?“, wollte ich aber erst einmal wissen, und sah sie dabei fragend an. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen! “Ach! Der Nasir!“ Ich winkte ab und atmete erleichtert auf. “Er ist Orientale und Händler und...“ Ich plötzlich inne, denn mir fiel nun noch etwas auf. “Oh! Und du glaubst, ich will dich an ihn verkaufen?“, kam ich wohl nun der Sache auf die Schliche. “Aber nein!“ Nun lachte ich erleichtert, sah aber schon im nächsten Moment auch sogleich keinen Grund mehr dafür und meine Stirn runzelte sich wieder. “Wieso? Hat er dich gesehen und angesprochen?“, brach es vorwurfsvoll aus mir heraus. Immerhin hatte er Muckel für lohnenswert empfunden. Von unserem Sabinerinnen-Bildnis mal ganz abgesehen. Vielleicht hatte er imaginär schon allen unseren Sklaven ein Schildchen mit einem Preis angehängt. Das würde ich klären müssen. Übergriffig war das! Absolut übergriffig und keineswegs respektvoll. Das ging so nicht!

  • Dominus Casca schien erst gar nicht zu begreifen, worauf ich hinaus wollte. Das verwirrte mich natürlich noch mehr. Erinnerte sich denn nicht an diesen exotischen Händler, der ihn am Nachmittag besucht hatte? Doch so langsam fing es bei ihm zu rattern, so dass es ihm schließlich wie Schuppen aus den Haaren fiel.


    „Willst du nicht? Du willst mich gar nicht verkaufen, Dominus?“ Als er dies verneinte, verirrte sich endlich wieder ein zartes Lächeln auf meinem Gesicht und strahlte ihn an. Auch er begann zu lachen und wirkte auf einmal wesentlich entspannter, als zuvor. Doch schnell runzelte sich wieder seine Stirn zusammen und auch mein Lächeln verdünnisierte sich wieder.
    ,„Nein, er hat mich nicht angesprochen, Dominus. Das konnte er auch gar nicht, denn ich habe mich sofort versteckt als ich ihn gesehen hatte. Erst jetzt habe ich mich wieder herausgetraut. Weil…“ Ich stockte wieder, denn auch wenn er mich nicht an den Orientalen verhökern wollte, musste das noch lange nicht bedeuten, dass er mich auch nach Piräus mitnahm. „Äh, eigentlich wollte ich dich schon heute Nachmittag fragen, Dominus. Aber äh… es kam immer wieder was dazwischen.“ Meine Wangen begannen sich leicht zu röten, weil ich mir nicht sicher war, ob es nicht doch sehr unverschämt war, weshalb er mir noch nicht gesagt hatte, dass ich mit nach Piräus kommen sollte. Doch meine Neugier obsiegte schließlich.


    „Willst du mich denn nicht mit nach Piräus nehmen, Dominus?“, fragte ich ihn verlegen. „Ich könnte dir dort bestimmt von Nutzen sein, Dominus. Ich könnte deine Wäsche waschen und deine Toga in Falten legen. Oder deine Schuhe putzen.“ Also alles, was ich bisher nur mit einem gewissen Widerwillen gemacht hatte.

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