Das Fest und all die Menschen dort hatten wir weit hinter uns gelassen. Und... na endlich! Dort hinter dem Nymphaeum, das sah nach einem abgeschiedenen Plätzchen aus. Ich zügelte die Pferde unter einer großen Trauerweide, deren tief herabhängene Zweige das Gespann wenigstens ein bisschen verbergen würden, sprang aus der Kanzel und band die Pferde an einem niedrigen Ast fest.
"Komm mit!" forderte ich verheißungsvoll. Ein glutvoller Blick über die Schulter, und schon schlug ich mich durchs Gebüsch bis zur Hinterwand des Nymphaeums. So ansprechend das Brunnenhaus von vorne war, mit verspielten Wasserfrauen und klaren Bassins, hier hinten gab es nur eine grob verputzte Mauer, umwuchert von struppigem, aber immerhin blickdichtem, Gesträuch. Das Gurgeln und Strömen des Wasser drang laut bis zu uns. Nicht gerade lauschig, aber egal.
"Dulcis Dives..." Mein! Begierig zog ich ihn in meine Arme, fuhr ihm mit den Händen schwer über den Nacken, den Rücken hinab, besitzergreifend über den Hintern, den herrlichen. "...du machst mich ganz verrückt!!"
Und nun endlich konnte ich seinen Kuss richtig erwidern, und das tat ich, hörte auf an irgendwelche anderen ablenkenden Dinge zu denken und widmete mich leidenschaftlich seinen süßen Lippen – wie wonnig hatten sie unter den meinen gebebt, in Ostia, wie bereitwillig hatte er mir seine Hingabe geschenkt. Mehr davon!!!
Fors Fortuna: Horti Luculliani, hinter dem Nymphaeum
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Er war selbst ein wenig überrascht, was er dort eben von sich gegeben hatte. Dives hatte doch sonst nicht mit solchen spontanen Anflügen kindlich-naiver Emotionsbekundungen zu kämpfen... oder? In seinem Kopf, ja. Da mochten durchaus hin und wieder (und wahrscheinlich viel zu oft) derlei Gedanken ein- und ausgehen, doch diese auch über die Lippen zu bringen war doch irgendwie neu, wie der Iulier fand. Sie waren sich bisher gerade ein einziges Mal bewusst über den Weg gelaufen und schon sprach der junge Decurio von Vermissen und... Gefühlen. Er verhielt sich wohl gerade wirklich unmöglich! Dives blickte seinem Held für einen kurzen Moment mit einer Mischung aus Unsicherheit und Entschuldigung direkt in dessen Augen. Sein Mund indes blieb stumm, denn zurücknehmen konnte er seine Worte nicht - zurücknehmen wollte er sie nicht. Gespannt erwartete er eine Antwort des Decimers.
Doch eine spontane Reaktion seines Gegenübers blieb aus. Serapio sagte nichts und machte - außer den Kuss zu erwiedern - nichts. Jeden Moment mit irgendeiner völlig beliebigen Regung rechnend, schien die Zeit für den Iulier auf einmal fast still zu stehen. Er beobachtete im Zeitlupentempo, wie der frischgebackene Praetorianerpraefectus sich hektisch umsah. Ganz langsam wanderten dessen blaue Augen, die etwas Sorgenvolles in sich zu tragen schienen, zur einen Seite, verharrten kurze Zeit dort, schwenkten hinüber zur anderen, um auch dort wieder eine Weile zu verharren und setzten ihren Weg anschließend abermals in entgegengesetzter Richtung fort. Die Zeitspanne, die wohl objektiv betrachtet kaum mehr als die Zeit zwischen zwei Wimpernschlägen sein mochte, kam Dives beinahe wie ein ganzer, quälender Monat vor. Er hätte fast schon schwören können mittlerweile wieder ein Jahr älter geworden zu sein...Erst ein Schlenker der Biga schüttelte den Iulier genug durch, um ihn wieder vollends ins Hier und Jetzt zu holen. Der Decurio zog sich auf seinen Held vertrauend noch ein wenig fester an diesen, während er zeitgleich seinen Blick etwas abwandte. Die folgenden Worte klangen für ihn, der er nun nichts mehr von Serapios Mimik sah, vor allem: höflich. Ich dich auch, du mich auch, einerlei. Und Dives konnte es sogar absolut verstehen und nachvollziehen. Es war Cupido und nicht Amor, ein Spiel und nicht mehr und er würde sich verdammt nochmal zusammenreißen jetzt! Heute war ein Feiertag und Serapio stand - neben der Schicksalsgöttin Fortuna - im Mittelpunkt! Das war ein großer Tag für ihn und den würde Dives ihm nicht kaputt machen! Der Wagen fuhr wieder sicherer und während Serapio irgendetwas über Fortuna sagte, drehte sich Dives wieder in Fahrtrichtung um, verbarg eine sich langsam in seinem rechten Auge sammelnde Träne und meinte nur freudigmöglichst, aber doch leicht gequält: "Hm hmh."
Bis das Gespann unter einer Weide zum Stehen kam, hatte sich der junge Decurio aber wieder im Griff. Allein der Baum hatte, wie er einst von einem weitgereisten Händler aus dem Osten erfahren hatte, ja schon durchaus eine gewisse Symbolik. Jede Bedeutung war dem Iulier natürlich nicht im Gedächtnis hängen geblieben, doch an die eine, in dieser Situation passende erinnterte er sich grob. So folgte er dann der Aufforderung Serapios mit einem vielsagenden Grinsen und bahnte sich hinter dem Decimer einen Weg durch das Gestrüpp. Irgendwo auf diesem verlor er auch seinen Blumenkranz. Wo genau, konnte er nicht sagen. Wahrscheinlich war der einfach an irgendeinem Ast oder Zweig hängen geblieben. Doch im Moment war das wohl auch nicht sonderlich wichtig.
Dann erreichte auch Dives das abgeschiedene Plätzchen hinter dem Nymphaeum und er konnte bereits jetzt das Rauschen des Blutes in seinem Ohren hören (oder war das der Wasserstrom, der dort floss?). Ohne Gegenwehr ließ er sich in Serapios Arme ziehen und musste lächeln bei dessen Worten. Er erwiderte den Kuss hingebungsvoll mit geschlossenen Augen, küsste die decimische Wange entlang, während sich seine Hände im dunklen Braun von Serapios Haar vergruben, und flüsterte ihm anschließend ins Ohr: "Marcus. Ich heiße Marcus."
Die iulischen Küsse setzten ihren Weg auf dem Hals des Praefecten fort und während Dives förmlich hörte, wie sich sein Blut auf machte den Kopf zu verlassen und tiefer gelegenen Regionen zusätzliches Volumen zu verleihen, verließ auch seine rechte Hand das decimische Haar, um zu ergründen, wie es um/bei Serapio stand. -
Ein ganz fabulöser Kuss war das! Gut, dass jetzt alles wieder so leicht und unkompliziert lief... gerade eben nämlich, da war der schöne Dives mir für einen Augenblick gar nicht so gut aufgelegt erschienen. (Wie in Ostia, da hatte er am Ende auch, ganz plötzlich, so ... gereizt gewirkt.)
Ich kam zu dem Schluß, dass er wohl ein bisschen launisch war... aber, mal ehrlich, mit dem Antlitz gesegnet, konnte er sich das auch leisten. Und mir konnte es egal sein, so lange er in den entscheidenden Momenten, wie jetzt, nicht schmollte... und das tat er nicht, ganz im Gegenteil. Oder... war das Praenomen doch ein subtiler Hinweis? Wollte er mehr Romantik?! - Ach, egal, ich hatte besseres zu tun als mir darüber den Kopf zu zerbrechen, ich wollte genießen... und das tat ich auch."Mhm... Marcus....." seufzte ich, den Hals genüsslich unter seinen Küssen reckend, mit den Händen unter sein Gewand fahrend, zielstrebig. Über uns war der knallblaue Himmel, ein paar struppige Zweige ragten seitlich in mein Blickfeld, dann die Dachtraufe des Nymphaeums, und oben stand eine einzelne weiße Wolke wie ein Kahn im Himmelsmeer. Mein Atem ging schneller, als ich seine Hand spürte, ich war die ganze Zeit schon so scharf auf ihn, und - wie um die noch gar nicht so lange zurückliegende Zeit des Darbens vergessen zu machen – segnete Priapus mich nun überreichlich mit seiner Gunst. Verlangend zog ich den süßen Blonden dicht an mich, knabberte an seinem Ohr, ließ ihn meinen heißen Atem spüren und meine dringendsten Wünsche hören.
"...Marcus mellitus.....deine Lippen sind süß wie Honig, und lockend wie..." Ja, was? Metaphern waren gerade nicht so ganz meine Priorität. "...die Äpfel der Hesperiden. Ich will deine Lippen an meinem pilum spüren, schöner Marcus...." -
Und Serapio schien, das war zu fühlen, bereits durchaus Gefallen an der Situation zu finden. Dennoch hielt der Iulier bei den Worten seines Gegenübers kurz inne, bewegte seinen Kopf direkt vor den decimischen, sodass sich ihre Nasenspitzen leicht berührten und antwortete mit spitzbübischem Grinsen:
"Und bewacht werden sie von L..." Die iulische Zunge leckte bei diesem Laut kurz lustvoll über Dives' Oberlippe, während er Serapio verspielt in die Augen sah. "...adon. Steckt in dir ein Hercules, um ihn zu bezwingen?" Dann setzte der junge Decurio zu einem weiteren Kuss auf den Mund des Prefecten an, wich jedoch im letzten Moment auf dessen Kinn aus. Ein bisschen Herausforderung musste schließlich bleiben. Der Held Hercules - und Dives sah Serapio ja auch als seinen Held - hatte es immerhin auch nicht so leicht gehabt.Mit den folgenden Küssen, während derer der Iulier seine Augen nicht von den decimischen löste, arbeitete er sich langsam geradlinig an seinem Gegenüber herunter. Erst ein weiterer Kuss auf den Hals, dann die Brust, anschließend den Bauch oberhalb des Bauchnabels und noch einen etwas tiefer. Unterdessen massierte Dives' rechte Hand kontinuierlich vorbereitend Serpaios... pilum. Jenes sollte sich doch im entscheidenen Augenblick nicht derartig verformen, wie die metallenen Spitzen der Waffen, die diesem sprachlichen Bild seinen Namen gaben. Allerdings war wohl auch in manch anderer Hinsicht dieser Vergleich... nunja... vielleicht eher etwas in Richtung 'Wunschvorstellung'. Wie lang mochte so ein Wurfspeer sein? Der militärisch unerfahrene Decurio schätzte etwa 2 Meter, eventuell etwas weniger. Das kam bei Serapio... nicht ganz hin. DAS hätte Dives andernfalls bereits im Theater zu Ostia deutlich gespürt!
Zusammen mit seiner linken Hand, die den Weg nach unten auf dem Rücken des Praefectus nachvollzogen hatte, 'befreite' die rechte das... bleiben wir ruhig trotzdem bei der Begrifflichkeit pilum. Doch lange währte ebenjene Freiheit nicht. Mit von den Lippen abgedeckten Zähnen, denn Dives wollte seinem Gegenüber ja Lust und keine Schmerzen bereiten, wenngleich beides manchmal mitunter nah beieinander liegen mochte, ging der Iulier mit geschlossenen Augen einmal vorsichtig bis aufs Ganze. Mit seiner rechten behielt er unterdessen die Kontrolle, denn er wollte ja keinen Speer im Hals stecken haben. Da gab es nämlich einen ganz unromantischen, menschlichen Reflex, den man(n) in dieser Situation besser nicht unnötig provozierte. Seine linke Hand indes begann auch an das 'Munitionslager' Serapios zu denken, denn der junge Decurio hatte gehört, dass dieses ebenfalls durchaus wichtig sei. Während anschließend Dives' Mund dem decimischen pilum erneut die Luft nahm, öffnete der Iulier seine Augen wieder und blickte mit großen, runden Kullern nach oben, um die Reaktion des Praefecten mitzubekommen und gegebenenfalls dieses oder jenes Verhalten anzupassen...
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Ein Herkules... "Darauf kannst du wetten!" prahlte ich übermütig, ein breites Grinsen im Gesicht, und verfolgte, von seinem kleinen Spiel gebannt, hingerissen seine Lippen mit den meinen – doch er entzog sie mir, nur um sich dann, aufreizend langsam, auf den Weg zu begeben, den ich mir erbeten hatte.
Bei Cupido! Er, ein freier Römer, kein Sklave, war wirklich dafür zu haben. Himmlisch! Ich atmete tief, leise seufzend aus, lehnte mich wohlig gegen die Mauer zurück... Es war zu schön um wahr zu sein.
Oh Fortuna! Sie hatte mir da tatsächlich den perfekten Gespielen-um-über-das-aktuelle-Desaster-hinwegzukommen gesandt. Mit halbgeschlossenen Augen genoß ich seine Zuwendung. - In Wahrheit hatte ich mich übrigens nie mit Herkules identifizieren können oder mich für seinen Mythos erwärmen können, ich hielt ihn für einen der besonders langweiligen Heroen. Nein, ich bevorzugte mehr die tragischen Nebenrollen, und fand, dass es kein ergreifenderes Schicksal als das des Patroklos gab..... und ausserdem – ich spähte auf Dives hinab, streckte die Hand aus, grub sie ins seidige Haar, wühlte die Finger hinein – ausserdem fand ich, dass es nichts heißeres auf der Welt gab, als den Süßen so zu spüren und zugleich zu sehen, zu mir aufblickend, die totale Ergebenheit, Hingabe, Verworfenheit, und dabei sah er dermaßen unschuldig aus...
"Mach weiter...!" flüsterte ich mit rauher Kehle, ihm unverwandt in die Augen sehend – fuhr ihm mit den Fingernägeln lüstern über den Nacken, gierig nach mehr, suchte mit nur dem allersachtesten Druck den Rhythmus seiner Bewegungen anzuleiten – und gab mich, erschaudernd, ihm, dem köstlichen Genuß, dem mich heiß und heißer umfangenden Feuer hin. Mach weiter.... mach weiter, und hör niemals auf....!! -
Vollkommen sicher verkündete Serapio, dass in ihm ein Hercules stecken würde. Ob der Decimer diesen Held gar besonders mochte? Dives selbst hatte ja keinen speziellen Lieblingsheld, denn er konnte praktisch allen diesen Geschichten, die er bisher gehört hatte, irgendetwas abgewinnen. Obwohl... Mittlerweile war da ja schon so ein wirklich gut aussehender, attraktiver, junger Held, der es dem Iulier wirklich besonders angetan hatte: Faustus Decimus Serapio! Für den würde er fast alles tun - und tat fast alles.
Noch einen Augenblick lang betrachtete Dives den sich genüsslich Zurücklehnenden, spürte die Fingernägel, die ihm einen wohligen Schauer über den Rücken laufen ließen und ihm die Nackenhaare aufstellten, fühlte den sanften Druck der decimischen Hand auf seinem Hinterkopf und gab diesem widerstandslos nach. Es war ein tolles Gefühl zu sehen, wie man(n) es selbst vermochte einem anderen Menschen eine solche Entspannung zu besorgen. Der junge Decurio schloss seine Augen wieder und gab sich ganz dem vorgegebenen Rhythmus hin. Dem Sehsinn auf diese Weise beraubt, nahm er nun umso intensiver Geruch, Geschmack und Umrisse des Decimers wahr. Auch die Atemzüge Serapios setzten sich nun deutlicher vom hintergründlichen Rauschen des Wassers ab. Sensationell. Fantastisch. Grandios!Anschließend übernahm Dives' rechte Hand wieder für einen Augenblick das Ruder, um den Iulier erneut etwas zu Atmen kommen zu lassen. Mit großen Augen blickte der auf, um dann mit Küssen langsam wieder an Größe zu gewinnen und letztlich Serapio wieder direkt in die Augen schauen zu können. Abermals setzte er einen Kuss auf dessen Mund an und wich im letzten Augenblick auf eine der Wangen aus. Fortwährend küssend arbeitete er sich dann weiter bis zu einem Ohr Serapios, während die rechte iulische Hand weiterhin ihrem Job nachkam.
"Darf ich dich etwas fragen?", flüsterte der junge Decurio zwischen zwei Ohrläppchen-Massagen mit seinen Lippen und Zähnen. Der Zeitpunkt für Fragespielchen war zwar bestimmt alles andere als optimal gewählt, doch irgendwie hatte Dives das Gefühl, dass er sich das dennoch mittlerweile 'verdient' hätte. Außerdem beschlich ihn die Ahnung, dass sie sonst nicht so schnell wieder zum miteinander Reden kämen.
"Ich würde dich gern noch einmal etwas besser kennenlernen.", fügte er danach hinzu, bevor er sich wieder dem decimischen Ohr widmete. Auch seine Hände taten weiterhin ihr Werk, während Dives mit Küssen auf Serapios Hals die Seite wechselte. Das sollte dem Praefect hoffentlich genug Zeit zum Nachdenken über diese Worte geben. Auf der anderen Seite angelangt, richtete der Iulier die Aufmerksamkeit seiner Lippen wieder auf das decimische Ohr und erwartete nun eine Antwort: To date or not to date - that is the question! -
Herrlich...! Nur viel zu schnell vorbei... Ich wollte MEHR! Schwer atmend suchte ich seine Lippen, doch diese waren schon wieder woanders gelandet...
Ob er mich was fragen durfte? "Mhm... sicher..." murmelte ich, vollends beschäftigt mit dem genießen all dieser herrlichen Empfindungen. Ein heißes Rieseln ging von meinem Ohr aus, seine Hände verwöhnten mich weiter, und mit fiebrigen Fingern streichelte ich über Dives nackte Haut – bis zu dem Moment, als er mir diese Frage stellte. Die mich aus dem wohlig heißen Genießen herausriß, mich alarmierte! Ich hatte jetzt irgendwas anregend-unanständiges erwartet, aber nicht... sowas.Nein, mit sowas konnte ich gerade echt nicht umgehen. "Kennenlernen". Schmeichelhaft zwar, dieses Interesse an mir, (falls es nicht nur ein Vorwand war, um mir dann irgendeine Gefälligkeit abzuschwatzen/ mich auszuhorchen/ in eine Falle der Aufständischen zu locken), aber ich wußte aus Erfahrung sehr genau, worauf sowas hinauslaufen würde! Anfangs würde ich mir sagen Diesmal Faustus, diesmal hältst du die Sache schön locker und zwanglos!, aber er war zu bildschön und zu interessant, spätestens wenn wir zusammen den Sternenhimmel betrachtet, Gedichte gelesen, oder sonst irgendwas blödsinnig romantisches gemacht hätten, wäre ich Feuer und Flamme für ihn, bald darauf würde ich glauben, nicht mehr ohne ihn leben zu können, würde im Liebeswahn alle Masken fallen lassen und das wäre dann der Moment, wenn der schöne Dives enttäuscht bemerken müßte, dass ich dem hübschen Bild, das ihm so gefiel, nicht entsprach.
Und das wäre dann ausserdem der Moment, an dem er mich wegen irgendeiner meiner Schwächen gnadenlos abservieren würde. Und ich würde am Boden zerstört sein, dann die ganze Sache im Feuer meines Zornes lichterloh abfackeln, dann die Asche dieser Affäre in einer Urne sammeln, Desaster Nummer soundsoviel daraufschreiben, in die Ecke zu den anderen dazustellen, und mich daran machen, mein Herz wieder zu kitten. Oh nein, nicht schon wieder, nicht mit mir!Verschlossen schüttelte ich den Kopf, entzog mich so seinen Lippen, mit einem leichten Zurückweichen sogar seinen Händen.
"Das ist keine gute Idee." Es klang schrecklich harsch, und ich machte mir angestrengt klar, dass Dives ja nichts dafür konnte, dass das bei mir regelmäßig so lief, und dass er mir nichts getan hatte, und lediglich in meinen Gedanken Mitglied im grausigen Kabinett desaströser Ex-Liebhaber geworden war.
"Ich finde es so wie jetzt viel... aufregender. Du etwa nicht?" fügte ich darum schnell hinzu. "Du bist unheimlich aufregend, Marcus."
Meine Nervosität überspielend, und im Versuch auch diesen unguten Moment zu überspielen, einfach weiterzumachen als wäre nichts gewesen, weitere verstörende Fragen gar nicht erst zuzulassen, legte ich meine Hände an seine Wangen, rechts und links, so dass sie sein Gesicht wie umrahmten, und seine Lippen mir nicht mehr ausweichen konnten und küsste ihn forsch, forscher als mir tatsächlich zu Mute war, drückte ihn mit meinem Körper Stück für Stück näher an die Wand.
"Ich will dich jetzt! Ich will diese Wangen röten, und diese Lippen erbeben lassen, und diesen Atem verwandeln in ein unersättliches Keuchen nach mehr... und diese Augen" – ich streifte die Brauen mit meinen Lippen, blaue Augen, strahlend blau, wie Vergissmeinicht so blau... - "glänzen lassen vor Lust... - Dreh dich um."
Entschieden – aber er wollte doch einen Heroen im Hercules-Stil, oder etwa nicht? - packte ich ihn bei den Schultern, um ihn so zu wenden wie ich ihn haben wollte, dann bei den Handgelenken, um seine Hände gegen die rauhe Wand zu drücken. Fordernd presste ich mich an ihn, ließ ihn die Härte, die er mir beschert hatte, spüren, und bearbeitete seinen Nacken mit heißen Küssen und Bissen. Kennenlernen. Der Anfang vom Ende. Aber nicht mit mir! -
KLIRR! Die gedanklich zu einer Pyramide gestapelten imaginären Amphoren, auf deren oberster ein älteres Bild dreier berittener Römer stand, waren nun nicht mehr als ein einziger großer Scherbenhaufen. Das Bild lag irgendwo unter jenem begraben. Autsch. Mit dem einfachen, kleinen Satz 'Das ist keine gute Idee.' hatte Serapio einem dieser grauen, dickhäutigen Riesenviehcher aus Afrika gleich (die mit diesen langen schlangenartigen Nasen, je zwei fast ebensogroßen Zähnen und enormen Segelohren) alles in Schutt und Asche gelegt. Ein stumpfer Schmerz im Brustkorb machte das Atmen unangenehm schwer. Die Gesichtszüge waren dem Iulier entglitten. Wie mit einem Eimer kaltem Wasser übergossen starrte er Serapio etwas verwirrt und verunsichert, doch vor allen Dingen enttäuscht an. Und nicht nur in seinem Blick waren Feuer, Flamme und Leidenschaft in diesem Moment nicht mehr erkennbar. Immerhin aber blieben seine Augen trocken.
Es war ja nicht so, dass eine Ablehnung dieses Vorschlags vor der ausgesprochenen Frage noch vollkommen unmöglich erschien, doch mit so direkten Worten hatte der junge Decurio nun auch wieder nicht gerechnet. Da half auch die nachfolgende Erklärung von wegen 'aufregend' und so nicht wirklich. Im Gegenteil vermutete Dives eher, dass Serapio einfach schon vergeben war... mit einer Frau verheiratet... oder mit einem anderen Mann zusammen. Folglich sollte der Iulier sich zukünftig besser nicht mehr auf Abendteuer mit diesem Decimer einlassen - und vermutlich auch dieses aktuell laufende wohl an dieser Stelle jetzt beenden. Mittlerweile war sein Gesicht von den praetorianischen Händen umfasst, während er überlegte, was er darauf sagen sollte. Es folgte ein stürmischer Kuss, der so gar nicht zu dem Gesagten passte und Dives folglich zunächst total überrumpelte. Mit weit aufgeschlagenen Lidern stand er einen Moment lang wie angewurzelt da, bevor er einfach nicht mehr anders konnte, als seine Augen zu schließen und sich an diesem Augenblick festzuhalten. Das konnte doch nicht nichts bedeuten! So wie Serapio auch die Nähe des Iuliers gerade zu suchen schien und ihn immer näher und näher an die Wand drückte. Spätestens als die decimischen Lippen seine Augenbrauen streiften, stand für den jungen Decurio fest: Er würde die Hoffnung keinesfalls aufgeben! Er würde kämpfen - gegen wen auch immer. Serapios Ehefrau mochte eine Rose sein oder auch eine Lilie; sein Liebhaber eine Nelke oder auch ein Veilchen. Der Punkt war nur: Wäre eine dieser zweifellos hinreißenden Schönheiten auch tatsächlich das Blümelein Wunderschön im Lied des durch die Moralvorstellungen dieser Welt gefangenen Praefectus?! Das würde sich erst noch zeigen müssen!"Ah...", entfuhr es Dives überrascht, als Serapio den Hercules in sich auf einmal so heraushängen ließ und den Iulier so entschieden in Position brachte, dass jener mit seinem Kopf leicht die Wand berührte und sich einen oberflächlichen Kratzer über dem rechten Augen zuzog. Schnell ließ der Schmerz wieder nach und es blutete glücklicherweise nicht, doch ein bisschen zu wörtlich schien er den Vergleich da wohl schon genommen zu haben. Der junge Decurio hieß schließlich weder Abderos, noch kam er aus Aberda in der Provinz Thracia. Und er hütete auch keine vier diomedischen Stuten... (Oder zählte das Ehrenamt als Scriba Factionis Venetae hier etwa?)
"Ich... ... Ich will... ...", begann der Iulier, der unter den vielen Küssen und Bissen so langsam wieder in Stimmnug kam, dann. Immer wieder bewegte er seinen Kopf von rechts nach links, legte ihn in den Nacken und auf die Brust, weil er ihn einfach nicht stillhalten konnte. Ein angenehmer Schauer lief Dives über den Rücken und er zitterte kurz.
"Ich... ... Ich will dich spüren... ... tief in mir.", brachte er seinen Satz nun wieder etwas gedämpfter nach mehreren Anläufen endlich zuende. Er seuftzte wohlig. Mittlerweile drückten auch nicht mehr nur die iulischen Arme und Hände gegen die Wand vor ihm... -
So im nachhinein, glaubte ich nicht, dass Dives berechnende Absichten hatte. Dafür hatte er zu.... unmittelbar enttäuscht reagiert. Ach, bei Anteros dem Schnellfüßigen, dem Sich-rar-machenden, ich wußte ja nur zu gut, wie scheußlich es war eine Abfuhr zu bekommen, und irgendwie tat es mir schon leid, aber... besser ich sagte ihm jetzt gleich was Sache war! Und machte ihm nicht erst falsche Hoffnungen, oder spielte mit ihm – so wie zum Beispiel Hannibal damals mit mir! (Hannibal, ungeschlagene Nummer eins auf der Skala "Grausamkeit".)
Oder nicht? Doch, genau!
Überhaupt! Warum fragt er sowas?!
Selbst schuld. Du, Faustus, du bist nur ehrlich!
Und auch wenn meine ungestüme Gangart gerade ein bisschen aufgesetzt sein mochte – es funktionierte. Ganz, ganz schnell war ich wieder beim nicht-mehr-denken-nur-noch-wollen angelangt, und auch seine gerade noch so offensichtliche Niedergeschlagenheit wich der aufstrebenden Leidenschaft.
"Du bist so heiß..." Oh ja...! "...du bist.. so HEISS..." hauchte, halb keuchte ich ihm ihn Ohr, heftig angeregt von seinem Begehren. Und noch ein langer, züngelnder, gierig sich verbeißender Kuss in die zarte Seite seines Halses, während meine rechte Hand sich abwärts begab, um seine Lenden weiter in Wallung zu bringen. Dulcis Dives! Spielerisch glitten die Fingerspitzen meiner linken Hand über seine Lippen, forderten Einlass, eroberten die warme Feuchte seines Mundes, wanderten dann weiter, um mir den Weg zu bereiten, während mein Körper den seinen, den herrlichen, den willigen, den herrlich willigen weiter fest gegen die Wand presste, dann... wurde es einfach unmöglich, mich noch weiter auf die Folter zu spannen, und... *zensiert* *zensiert**zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *strengstens zensiert* *strengstens zensiert* *strengstens zensiert* *strengstens zensiert* *strengstens zensiert* *strengstens zensiert* *strengstens zensiert* *strengstens zensiert* *strengstens zensiert* *strengstens zensiert* *strengstens zensiert* *strengstens zensiert* *strengstens zensiert* *strengstens zensiert* *strengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert* *allerstrengstens zensiert!!!* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* *zensiert* ...löste ich mich von ihm. Völlig ausser Atem setzte mich auf irgendein zerknülltes Kleidungsstück, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, strich mir langsam das verschwitzte, zerzauste Haar zurecht. Zufrieden, erschöpft, erfüllt vom Nachklang der lustvollen Raserei, warf ich Dives ein schiefes Grinsen zu. Für eine schnelle Nummer im Park war das jetzt echt... exquisit gewesen. Dives war exquisit. Ich betrachtete ihn versonnen, mit diesem Gedanken, während mein Atem sich langsam beruhigte.Aber das Fest... ach je, das Fest... Ich durfte nicht so lange weg bleiben. Dabei sagte dieses kleine Versteck hier mir gerade so viel mehr zu, als der ganze Trubel. Einen Augenblick noch. Ein kleiner Aufschub. Ich angelte nach meiner Gürteltasche und zog ein Stück Süßholz heraus.
"Magst du auch?" Ich brach es entzwei, bot ihm die eine Hälfte an, die andere führte ich zum Mund und begann auf dem holzig süßen Zweig herumzukauen. Die Fingerknöchel meiner rechten Hand waren aufgeschürft von der Wand, das fiel mir aber erst jetzt auf. Und... verdammt.... ich machte ein zerknirschtes Gesicht - Dives hatte deutlich eine Schramme an der Stirn davongetragen. -
Unter den vielen decimischen Küssen wurde Dives tatsächlich ziemlich schnell recht warm und er wurde, wie man so schön sagte, juckig. Götter, der Mann war ein Traum! Suavis Serapis! - Göttlich.
Mehr und mehr gab sich der Iulier der Lust und Leidenschaft hin und verlor dabei auch immer stärker die Kontrolle seiner Gedanken. Doch so ganz entrückte er dieser Welt nicht - so, wie dies noch in Ostia der Fall gewesen war. Ein kämpferischer Gedanke wollte sich auch zum Zeitpunkt allerhöchsten Genusses einfach nicht verflüchtigen und verharrte hartnäckig:
'Jedes gemeinsame Erlebnis mit dir, jedes Mit-dir-Schlafen bringt mich dir näher, Serapio. - Deine Frau und/oder dein Lover können sich warm anziehen!'Nach dieser Spritztour - dabei sei offen gelassen, inwiefern dies nun den gesamten bisherigen Ausflug meint oder aber nur die letzten grandiosen Augenblicke - war auch dem jungen Decurio erstmal nach einer Pause zumute. Mit einem zufriedenen Lächeln lehnte er mit dem Oberkörper an der Wand und hatte für einen Moment die Augen geschlossen. Als er sie dann unter leichtem Blinzeln wieder öffnete und den komischen Blick des sitzenden Serapio sah, war der Iulier bereits fast wieder soweit etwas zu sagen: 'Was denkst du?' Ja, diese Frage würde ihn jetzt interessieren. Grinste der Praefect, weil er trotz Abfuhr mit Dives geschlafen hatte? Selbst wenn dem so wäre, hätte er mittlerweile wohl wieder genug Blut im Kopf, um das (nicht so wie zuvor) rücksichtsvoller zu äußern. Vielleicht würde er sich gar hinter irgendeiner blöden Ausrede verstecken: Dives sähe so fertig aus oder so. Der Decurio strich sich durchs Haar. Allerdings sah er erfahrungsgemäß wirklich immer etwas fertig aus nach derlei Aktivitäten...
Nicht minder schief erwiderte der Iulier also das Grinsen und ließ sich mit einer Handbreite Abstand stumm neben Serapio nieder. Das sollte hoffentlich weder zu nah, noch zu fern sein. Und dann wurde ihm doch glatt ein halbes Süßholz angeboten! Da hatte er es! In Ostia hatten sich ihre Wege nachher recht schnell wieder getrennt, wie Dives fand, obwohl Serapio bestimmt auch noch ein wenig Zeit gehabt hätte. Jetzt und hier mussten sie eigentlich zurück zum Fest, doch der Praefect zog es vor noch etwas mehr Zeit mit dem Decurio allein zu verbringen. Sie machten eindeutig Fortschritte! Mit einem beinahe lautlosen "Danke." nahm Dives das Hölzchen an und führte es zu seinem Mund. Während er anschließend etwas darauf zu kauen begann, starrte er ein bisschen gedankenverloren in Richtung des Wasserrauschens, welches die geringe Lautstärke seiner letzten Antwort übertönt hatte.'Ob ich noch ein Stück zu ihm ranrutschen kann? Oder nimmt er mir das dann übel? Ich könnte ja versuchen mich nur ein gaaanz kleines Stück zu bewegen. Dann merkt er's ja vielleicht auch gar nicht. ... Quatsch, der würde das hundertprozentig, garantiert mitkriegen. Oh man, was mach ich nur..?', diskutierte Dives innerlich. Es war unbeschreiblich schön, wie das Licht durch die Baumkronen fiel und sich der Iulier über solche vergleichsweisen Banalitäten Gedanken machen konnte. Er merkte nicht, wie sein Oberkörper sich dabei ganz langsam zu neigen begann... bis sein Kopf auf der Schulter Serapios zu liegen kam... Er musste kurz lächeln.
"Hier ist es so schön...", schwärmte er leise, während er einen Schmetterling dabei beobachtete, wie der sich in einiger Entfernung auf einem Grashalm niederließ. -
"Mhm..." Entspannt zurückgelehnt kaute ich auf dem Hölzchen. Dives' Kopf an meiner Schulter fühlte sich gut an. Ich strich ihm langsam durchs Haar. Mit dem Daumen fuhr ich zart neben der Schramme entlang. Das tat mir echt leid, und ich holte schon Luft, um mich dafür zu entschuldigen – aber... ein echter Draufgänger entschuldigte sich ja bekanntlicherweise niemals , kannte überhaupt kein Bedauern oder Zweifel und so weiter.
Also klappte ich den Mund wieder zu, atmete langsam aus, und sah dem Schmetterling zu. Was für irre, leuchtendsatte Farben der auf seinen Flügeln trug. Sie bebten sacht, dann legte er sie senkrecht zusammen und zeigte uns nurmehr die unscheinbare Unterseite. Das erinnerte mich an die Geschichte von Psyche... die sich nicht damit zufriedengegeben hatte, großartige Nächte mit ihrem geheimnisvollen Liebsten zu verbringen, nein, sie hatte ihn unbedingt "bei Licht betrachten" müssen, und hatte damit alles zerstört! Für mich eine Bestätigung meiner Erkenntnis, dass Wahrhaftigkeit bei sowas nur störte! Aber schade war es schon... (Und die Geschichte von Amor und Psyche, das fiel mir auf, die fand ja dann irgendwann trotzdem noch zu einem glücklichen Ende...)Nachdenklich blickte ich schräg seitlich auf den goldenen Kopf, der da an meiner Schulter ruhte, kraulte ihn sanft an der Schläfe und im Nacken. Ich hätte schon gerne gewußt, was darin vorging, ihn näher "kennengelernt". Oh nein. Denk nicht mal dran, Faustus! Mir war einfach klar: auch dieser süße Hyacinthus würde sich im entscheidenden Moment in eine Herz-zerfleischende Harpie verwandeln. Und darauf ließ ich es nicht ankommen. Nicht nochmal.
"Wir sollten dann mal wieder. Ich werde auf dem Fest noch gebraucht." Ich reckte mich ziemlich abrupt, entzog ihm damit meine Schulter und klaubte meine Tunika aus dem Gras auf. Ob er mich jetzt verfluchen und nie wieder sehen wollen würde? Oder achselzuckend zum Nächsten schweifen würde, wie der Schmetterling, der da eben davongaukelte? Oder vielleicht gefiel es ihm gerade, wenn ich so rauh mit ihm umsprang?
"Bist du öfter in Rom?" erkundigte ich mich (ganz locker und lässig). -
Es war schön sich einfach nur so anzulehnen bei Serapio, seine Berührungen zu spüren (auch wenn das über dem rechten Auge noch etwas weh tat) und die Natur zu beobachten. Der Zufall wollte es, dass auch Dives dabei an eine kleine Geschichte dachte. In dieser jedoch war nicht er selbst der Hyacinthus, sondern Serapio. - Der schöne Serapio, der süße Serapio, suavis Serapis. Das passte ja allein schon aufgrund der ausgeübten Tätigkeiten viel besser: Seit wann wäre der Sohn eines Spartanerkönigs auch ein Mann, dem das Reden mehr lag als das Kämpfen?! Der junge Iulier hingegen müsste wohl mit Zephyrus, dem Gott der Westwinde, Vorlieb nehmen, wenngleich er sich natürlich viel lieber in der Rolle des Apoll sehen würde. Doch letztere war eben höchstwahrscheinlich einfach schon vergeben...
Er, Dives, war der 'neue Liebhaber'; war derjenige, der der Frau oder dem Geliebten Serapios gedanklich den Kampf angesagt hatte; war letztlich der eifersüchtige, der den Discus in die tödliche Flugbahn bringen würde. Diese Vorstellung war beängstigend, wenngleich sich der Theaterfreund Serapio wohl nicht ganz ungern in der tragischen Rolle sehen würde. In just diesem Moment beendete der Decimer auch im Hier und Jetzt die Romantik des Augenblicks."Ja, ... ja, natürlich.", antwortete Dives betrübt über die Aussicht gleich wieder auf das Fest zurück zu müssen. Ein kleines Lächeln folgte. Denn auf der anderen Seite konnte der Iulier vollkommen nachvollziehen, dass sie jetzt eben nicht unendlich viel Zeit miteinander verbringen konnten. Deshalb wollte er ja auch ein richtiges Kennenlernen, das Serapio ihm leider ausgeschlagen hatte. Dann jedoch folgte eine Frage, mit der Dives so nicht mehr gerechnet hatte. War er öfter in Roma? - Derzeit eigentlich ja nicht unbedingt. Andererseits...
"Naja schon so hin und wieder. Ich muss ja auch immer mal wieder nach meinem Cousin Centho sehen, dem es derzeit nicht ganz so gut geht. Und... und ich vertrete ihn auch als Magister der Societas Claudiana et Iuliana. Da muss ich wohl auch ab und an hier nach dem Rechten schauen. Und... und dann... Ich engagiere mich auch in der Veneta...", antwortete der Iulier lang und breit und versuchte dabei wohl eher sich selbst davon zu überzeugen, dass er ja doch eigentlich ganz schön oft hierher kommen müsste. Letztlich allerdings reichte die Überzeugungskraft seiner Argument nicht für sich selbst. Hatte sie für Serapio gereicht?Erst jetzt begann auch Dives sich wieder ordentlich anzukleiden. Immerhin, so hoffte er, könnte der Decimer sehen, dass Wunsch und Bereitschaft öfter hier zu sein, eindeutig da waren. Oder sah er auch das nicht - genauso wie er den Wink mit dem Praenomen vorhin offenbar nicht verstanden hatte?! War er tatsächlich so ein Macho, dann wäre er wohl wirklich nichts für den jungen Decurio. Doch das galt es eben erst noch herauszufinden. Erste Eindrücke konnten täuschen... und dass ein Theaterliebhaber kein Romantiker, sondern ein oberflächlicher Macho wäre, das wollte er nicht glauben!
"Und du? Ich mein, in Ostia bist du ja sicherlich nicht so häufig, aber in Roma? Bleibst du hier oder... oder musst du... weg?" Die Möglichkeit, dass der Praefectus in den Krieg müsste, wagte Dives nicht so direkt auszusprechen. Und dabei ging es nicht nur um die größere Entfernung, die in jenem Fall zwischen ihnen läge... -
Von diesem Iulius Centho hielt ich nichts, und die Societas kannte ich nicht. Aber mit der Veneta, da hatte ich so meine Erfahrungen gemacht!
"Ach, du interessierst dich auch für den Rennsport?" plauderte ich, angelegentlich damit beschäftigt, meine Tunika überzustreifen. Ich rieb an einem Grasfleck herum (was nichts brachte), und neckte Dives ein wenig: "Aber bei der Veneta?! Nein, also ehrlich, mit denen ist doch schon seit Jahren nichts mehr los!" Ich krausste die Nase, doch alles nicht ganz ernst, schließlich ging, weil meine Tante Lucilla aus der Art geschlagen war, der Aurata-Veneta-Bruch sogar durch meine Familie. "Bei der Aurata hingegen, da findest du noch den wahren Geist des Wettkampfes!"
Oder auch... weniger, seitdem der Kopf der Factio, Verwandter eines Proskribierten, Legat zweifelhafter Loyalität, sich in Mantua eingemauert hatte. Nicht mal der Rennsport blieb von den Zerwürfnissen des Reiches verschont... Ich unterdrückte ein Seufzen, ob dieser Erkenntnis, und legte mein Subarmalium mit den schnittigen Pteryges an, dann den Schmuck-Harnisch. Der Grasfleck war jetzt zum Glück verdeckt.Dives war also immer mal wieder hier..... Und ich? Ich hoffte sehr (und glaubte zu diesem Zeitpunkt auch noch daran), dass Laberius, Marius und die Ravenna-Flotte den Feind noch weit entfernt von italischem Boden stellen und schlagen würden.
"Ich bin hier." stellte ich darum mit einem es-ist-alles-in-Ordnung-wir-haben-die-Lage-voll-und-ganz-im-Griff-Lächeln fest, dann schlug ich (natürlich locker und lässig!) vor: "Gib mir doch mal bescheid, wenn du wieder in die Stadt kommst... und Lust auf Spaß hast."
Wäre doch ein Jammer, ihn nicht wiederzusehen! Das hatte mit "Kennenlernen"gar nichts zu tun, ich war einzig und alleine scharf auf ihn! Genau.
Ich schloß die letzte Schnalle meines Harnisches, hob den Blick und sah ihn direkt an. Dann streckte ich die Hand aus, und strich ihm die so schön seidigen Haare tiefer in die Stirn, so dass sie den Kratzer verdeckten.
"Kannst du das so lassen, bitte? - Komm, wir gehen." -
Na, so ganz überzeugt war Serapio wohl nicht unbedingt von den spontanen Begründungen des Iuliers. Einen Praetorianerpraefecten konnte doch niemand etwas glauben machen... Nicht, wenn man nicht selbst auch vollends daran glaubte. Doch der Decimer lenkte schnell von dieser Frage weg zu einer anderen. 'Ein Rennsport-Fan?! Suuuper!!', schoss es euphorisch durch den Kopf des jungen Decurios und seine Augen begannen zu leuchten. Erst im zweiten Augenblick dachte er zurück an Decimus Flavus und daran, dass die Gens Decima hauptsächlich die goldene Factio unterstützte. Die Aurata! Da bekam die Euphorie im Gesicht des Iuliers glatt einen kleinen Dämpfer - noch bevor Serapio auch so überaus deutlich zur Sprache brachte, dass er doch tatsächlich auf den Rennstall stand, dessen Anhänger glaubten, dass die Venetae Seidenhöschen tragen würden!! Über die Tod- und Pestgesänge kam Dives ja noch hinweg. Aber SEIDENHÖSCHEN?!? So schw... schwer hatte er sich selbst noch nie in seiner Kleiderkiste vergriffen - bei Apolls Sinn für das Schöne (und nicht zuletzt natürlich dessem göttlichen Körper)! Er wusste ja nicht einmal, ob er in den Untiefen seiner Kleidertruhe überhaupt solche Klamotten aus dem letzten (?) oder gar vorletzten (?!?) Jahrzehnt hatte! Nein, diese Unterstellung war wirklich ungeheuerlich...
"Verdammt, du stehst auf die Aurata...?!?", tat der Iulier, als würde er nun aus allen Wolken fallen und wäre über diese Tatsache absolut erschüttert. Dann musste er die Luft anhalten, um nicht sofort loslachen zu müssen. Er versuchte wirklich die Spannung aufrecht zu erhalten und blickte möglichst ernst drein. Doch der junge Decurio war schon immer ein mieserabler Taucher gewesen, sodass langes Luftanhalten ganz gewiss nicht zu seinen Stärken zählte. Folglich platzte es auch schon im nächsten Augenblick aus ihn heraus: Herzhaft lachend ging er auf Serapio zu und legte ihm grinsend eine Hand auf dessen Schulter, während er sagte:
"Du, ich hab dich trotzdem..." lieb? ...gern? - Nicht, dass der Decimer gleich wieder ausflippte. "...gern."
"Ich hab dich trotzdem sehr gern.", wiederholte Dives nach einer kurzen Pause noch einmal etwas ernster, aber dennoch mit einem breiten Lächeln. Es wäre bestimmt toll mit Serapio mal gemeinsam ein Rennen anzusehen, sieben Runden lang verbal miteinander zu ringen, bevor man dann nach der Entscheidung in einem Akt der Zweisamkeit die ganze aufgebaute Spannung in.... andere Bahnen lenkte. - Eine Idee, die der junge Decurio von nun an bestimmt im Hinterkopf behalten würde.Zu Serapios in den Augen des Iuliers wirklich plumpem Spruch sagte jener bewusst nichts. Während er sich gedanklich notierte, dass sein decimischer Held also den Göttern sei Dank in Roma bleiben würde und nicht abgeneigt war ihn wiederzusehen, hatte er nämlich damit zu kämpfen sich ein Augenrollen zu verkneifen. Natürlich wollte Dives Spaß haben mit Serapio! Aber nicht nur - und danach hörte es sich stark an - körperlich, sondern auch auf geistiger Ebene. Na, wenn er da mal keinem Hirngespinst hinterher jagte...
Als hätte der Decimer diesen Gedanken gehört, strich er dem jungen, mittlerweile wieder bekleideten Decurio im folgenden Moment über die Stirn und durch die Haare. Und dann seine Worte... Offenbarten die etwa einen klitzekleinen Hauch von Sorge um Dives? Irgendwie süß. Der Iulier seuftzte kurz. Wie schade, dass der Kratzer wohl keine Narbe hinterlassen würde, die ewig an den heutigen Tag und das hier Erlebte erinnerte.
"Nimmst du mich mit?", fragte Dives auf Serapios Aufforderung zum Gehen und war gespannt, wie der darauf reagieren würde. Seine Hand hatte er dem Decimer entgegen gestreckt und hoffte, dass der diese nun ergreifen würde, damit sie gemeinsam den Weg zurück zur Biga nehmen könnten... -
Im ersten Augenblick hielt ich Dives für ernsthaft schockiert. Schließlich gab es auch Factioanhänger, die das ganze todernst nahmen. Dann lachte ich erleichtert mit - bis zu dem Moment wo er mich schon wieder überrumpelte. Bona Dea, warum sagte er mir das?! So gerade heraus! Der wollte doch was von mir! Sich bei mir einschmeicheln, meine Geheimnisse erfahren, irgendjemand hatte ihn auf mich angesetzt, genau so wie ich in Antiochia Endymion für meine Zwecke benutzt hatte! - Oder war er einfach nur... viel zu jung und offen und ehrlich? Ich mochte ihn ja auch sehr gern, sowenigweit wir uns halt kennengelernt hatten, aber das würde ich ihm doch niemals so direkt sagen! Das waren Erfahrungswerte! (Bei Cupido, er brachte es fertig, dass ich mir alt und zynisch vorkam.)
"Mhm." machte ich, mit einem unbestimmten Lächeln. Aber kurz darauf, beim Gehen, kam schon die nächste Attacke. Erwartete er etwa, dass ich mit ihm Händchen hielt??!
Ich nahm seine gebotene Hand, und zog ihn mit einem Ruck an mich heran.
"Wie? Kannst du dich etwa nicht losreißen, von diesem exklusiven Separee? Na komm schon!"
Ich gab ihm einen letzten, genüsslichen, heißen Eroberer-Kuss, dann ließ ich seine Hand los, und verließ, mich wieder durch die Sträucher schlagend, unser lauschiges Plätzchen. Bevor ich aus dem Gebüsch trat spähte ich erst mal vorsichtig – niemand in Sicht, gut. Und mein Gespann war auch noch da wo ich es gelassen hatte.
"Also, jetzt wo ich dein dunkles Geheimnis kenne" scherzte ich, während ich die Stricke löste, meinen schönen Stuten den Hals klopfte, "jetzt frage ich mich doch, ob ich das verantworten kann, einen Veneta-Anhänger in meinen Wagen zu lassen! Mmmmh..... nun ja, weil du es bist."
Ich stieg in die Kanzel und nahm die Zügel auf.
"Fährst du eigentlich auch selbst?" -
Gefasst und möglichst ohne sich etwas anmerken zu lassen, hatte Dives die Reaktion Serapios zur Kenntnis genommen. Er würde wohl noch so einige Schlachten schlagen müssen, um es auch nur annährend mit der Gattin und/oder dem Geliebtem des Praefecten auch nur ansatzweise aufnehmen zu können. Fakt war: Er musste irgendwie kämpfen, wenn er mehr wollte! Dass er dabei mit seinen Anfang 20 noch kaum praktische Erfahrungen hatte, wie man erfolgreich kämpfte und welche Strategien man am besten verfolgte, war eben nicht anders. Doch von irgendetwas abhalten würde das den jungen Decurio sicherlich nicht! Eventuell sollte er den Decimer ja einladen ins... wieder Theater? Wagenrennen, das wusste er selbst nur zu gut, gab es hier in Roma derzeit keine. Womit könnte der Held erobert werden? Briefe? Mit Gedichten? Worauf stand Serapio? - Das war hier die große Frage.
Dass er irgendetwas tun musste, war aus iulischer Sicht indes sicher. Der Decimer und er kannten sich ja mittlerweile wohl doch etwas mehr als nur flüchtig. Es war schließlich nicht so, dass sie nur betrunken auf einer Orgie übereinander hergefallen waren! Dives war auf jeden Fall stets nüchtern gewesen und der Decmier hatte zumindest keine Fahne gehabt. Und auch eine Orgie - am besten noch verkleidet als irgendwelche Götter und Helden - war weder das erste noch das zweite Aufeinandertreffen gewesen. Nein, es waren stets Faustus Decimus Serapio und Marcus Iulius Dives, die sich getroffen und geliebt hatten, und zumindest für den Letzteren der beiden war dies zusammen mit der Tatsache, dass der Praefect ihm seit einiger Zeit nicht mehr aus dem Kopf ging, Grund genug engagierter zu werden.Immerhin: So völlig erfolglos war sein Vorgehen ja nicht. Für DEN Kuss hatte sich diese fast schon etwas lächerliche Aktion wirklich und wahrhaftig gelohnt! Wie ein Würfel Eis in der prallen Mittagssonne hätte der Iulier einfach nur dahinschmelzen können... bis Serapio ihn erneut stehen ließ.
"Wie könnte ich mich losreißen, wenn solche Küsse auf mich warten, wenn ich es nicht tue?!", rief Dives ihm nach, öffnete seine Augen und blickte direkt auf den Blumenkranz, welchen er vorhin verloren hatte. Er war auf der Krone eines hüfthohen Busches gelandet. Eilig griff der Iulier danach und folgte nun wieder mit kompletten Kopfschmuck seinem Held in Richtung der Biga, wo er anschließend etwas fragwürdig empfangen wurde. Serapio würde ihn doch nicht einfach hier stehen lassen... so ganz allein... das war doch nur eine Retourkutsche... oder? Er wusste, dass er selbst den Factio-Sport nur als Sport und nicht als unumstößliche Lebenseinstellung verstand. Wie der Decimer das sah - da hatte er es wieder -, wusste er jedoch nicht.
"Das will ich ja wohl hoffen... wo du mich schon einfach so 'entführt' hast...", antwortete Dives nach der positiven Auflösung leicht grinsend und folgte dem Praefect zurück auf die Kanzel der Biga. Die folgende Frage musste der Iulier dann erst einmal kurz überdenken. Hatte er schon jemals so ein Gespann gelenkt? Seit er nach Roma in den Schoß seiner Gens zurückgekehrt war sicherlich nicht. Und davor in Asia? So ganz sicher war er sich da jetzt nicht, was er nicht vielleicht als kleiner Knirps schon so alles mitgemacht hatte...
"Äh... nein. Aber reiten, reiten kann ich! ... Also auf einem Pferd, mein ich.", fügte er ob der Mehrdeutigkeit seiner Worte etwas peinlich berührt hinzu. Blöder Kommentar! Dives' Wangen bekamen leicht Farbe. Was er jetzt nicht alles für einmal 'unauffällig im Erdboden versinken' geben würde..! -
Ja, dieses Losreißen-Müssen war eine üble Sache. Ich dachte so bei mir, dass ich meinen Entführten doch ganz gerne behalten und in meinen (imaginären) Palast einsperren würde, wo ich ihn nur für mich hätte... Aber (Adler – Ganymedes – Sternbilder - Sternenhimmel betrachten) da kamen mir schon wieder die Massa-Gedanken in die Quere. Sowieso war der Mistkerl in dieser Biga noch immer viel zu präsent! Ich sollte sie verkaufen, ja, das sollte ich. Schließlich war sie inzwischen in die Jahre gekommen, und ich hatte ich mir bereits eine nagelneue zugelegt, mit allen technischen Innovationen ausgestattet, die der Amateur-Rennsport so zu bieten hatte. Die alte hier war heute bloß noch im Einsatz, weil Ravdushara damit die Gäste des Festes herumgefahren hatte. (Aber ich hing schon noch an ihr. Sollte ich die alte Biga nicht gerade deswegen behalten, als Zeichen dafür wie weit ich doch mittlerweile über Massa hinweg war? )
Unversehens war ich wieder ins Grüben geraten, doch Dives' Bermerkung riss mich da sehr charmant wieder raus. Ich spähte über meine Schulter, konnte mir das Grinsen nicht verbeißen, und dann wurde er sogar rot. Wie süß! Ich lachte, auch wenn ich ihn nicht auslachen wollte, es hatte mich einfach gepackt, und dabei schwebte mir sehr angenehm das Bild vor Augen, dass er eben unbeabsichtig heraufbeschworen hatte. Ich holte tief Luft, setzte eine betont unschuldige Miene auf und schwärmte: "Ja, Reiten ist wirklich etwas wunderbares."
Er war... hinreißend. Es wäre so einfach, alle Erfahrung in den Wind zu schlagen... - und so fatal!
Entschlossen ließ ich die Zügel auf die Rücken der Pferde schnalzen, fuhr an. Wie durch einen Vorhang glitten wir zwischen den Zweigen der Trauerweide hindurch, wieder hinein in den hellen Sonnenschein. Zügig lenkte ich das Gespann zurück zum Fest, und plauderte auf dem Rückweg nur noch über vollkommen unverfängliches – wie sehr ich doch das Bigafahren liebte, blabla, wie sehr ich es bedauerte, nicht beim nächsten Equus october mitfahren zu können, blabla, wie spannend es damals gewesen war, als ich einmal daran teilgenommen hatte, und wie unsportlich der Veneta-Fahrer mich attackiert hatte, wie ich es ihm aber dann so richtig gezeigt hatte, blablabla....
Am Rande des festlichen Treibens verabschiedete ich mich dann leichthin von dem schönen Iulier, wie von einem flüchtigen Freund.
"Also dann vale, mach es gut!"
Ein Blick über die Schulter, ein verstohlenes Lächeln, so trennten sich unsere Wege. Den Streitwagen überließ ich wieder meinem Leibsklaven. Hoffentlich war meine Abwesenheit nicht zu sehr aufgefallen. Ich straffte mich und begab mich beschwingt und dynamischen Schrittes wieder hinein ins bunte Treiben... -
Na super! Jetzt lachte Serapio ihn also auch noch aus. Das hatte ihm ja gerade noch gefehlt, dass er nur noch als eine Witzfigur wahrgenommen werden würde... Naja, aber vielleicht war es andererseits auch gar kein allzu schlechter Abschluss und es würde eventuell den Weg zurück auf das Fest, zurück unter die Leute etwas erleichtern. Und ein gewisses Maß an Humor war schließlich so ganz allgemein gesehen auch gar nicht so verkehrt... hoffte Dives. Tatsächlich versuchte der Decimer ihn im nächsten Augenblick wieder etwas aufzubauen und das komische Moment galant zu übergehen. Seltsamerweise war das wirklich ein bisschen tröstlich.
So beschloss der junge Decurio also das Gesagte wenigstens für die kommende Fahrt zurück zum Fortunafest zu verdrängen und sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Beispielsweise wäre sein Blumenkranz beinahe wieder in diesem herabhängenden Weidengestrüpp hängen geblieben und nur ein zügiger Griff mit der rechten Hand auf seinen Kopf verhinderte Absturz des Kranzes. Dives hörte zu, wie Serapio dann begeistert über das Bigafahren erzählte und wie enttäuscht er doch war, dass er nicht beim kommenden Equus october mitfahren könnte. Ach, da konnte der Praetorianerpraefect einem wirklich fast ein bisschen Leid tun."Ich hätte dich gerne fahren sehen.", ließ der Iulier ihn wissen und hoffte, dass diese Anteilnahme soetwas wie der Ausgleich zu den aufbauenden Worten Serapios nach der unfreiwilligen Reit-Komik wäre. Beim Factio-Thema hingegen war der junge Decurio angriffslustiger und erwiderte etwas in der Richtung, dass man eben immer gut aufpassen müsste, wenn man es mit einem Blauen zu tun hätte. Und gewonnen hatte der Decimer dereinst auch sicherlich nur, weil die Venetae ja in der Regel alles ganz nette Kerle waren... genau! Das konnte man mit einem Augenzwinkern so stehen lassen.
"Vale... und: mach's besser!", verabschiedete sich Dives, nachdem er abgesetzt wurde, ebenfalls mit einem seiner Standardsprüche für Freunde. An ein 'Pass auf die auf!' oder 'Halt die Ohren steif!', dachte er erst, als der Praefectus bereits wieder außer Reichweite war. Dabei wären diese Wünsche angesichts der innenpolitischen Lage wohl die besseren gewesen. Dennoch bei weitem nicht unzufrieden, begab sich sodann auch der Iulier wieder mitten hinein ins Getümmel...
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