[Legiones exalpini] Zug des obergermanisches Heeres - Italia, endlich!

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    Original von Paullus Atius Scarpus
    Einiges, Legat. Wir wurden durch die Gewalten der Natur von der Hauptstreitmacht getrennt. Der Weg führte und über ein enges Tal und einen wirklich unangenehmen Pass. Dabei gingen 21 Männer und 30 Pferde verloren. Meine Erscheinung ist dadurch begründet dass mein Packpferd ebenfalls verunglückte und mit ihm die Ausrüstung. Diese war hinderlich bei Tätigkeiten die das Weiterkommen garantierten. brachte der Atier kurz angebunden den Bericht.
    Natürlich war es ohne Diskussion ein ungeheures Missgeschick die Ausrüstung zu verlieren doch gegen die Natur war eben kein Kraut gewachsen.


    Gesamtstärke der Einheit: 380 Mann, Verpflegung für eine weitere Woche vorhanden.


    "Decurio Atius, du wirst sicherlich verstehen, wenn ich besseres zu tun habe, als jeden Statusbericht persönlich abzunehmen und mir die Sorgen eines jeden einzelnen Kommandeurs in diesem Heer anzuhören. Wenn es also nur um den Bericht oder die Anforderung von neuer Ausrüstung geht, dann wende dich an meinen Stab. Die Stabsoffiziere sind dafür da mir solche Aufgaben abzunehmen, damit ich mich um die wesentlicheren Dinge kümmern kann. Davon abgesehen, ist es nicht akzeptabel, dass ein Kommandeur, und von einer wichtigen Einheit wie einer Ala noch dazu, in einem solchen Aufzug vor seinen Feldherren tritt. Wir sind auf einem Feldzug und es wird von von niemandem erwartet, dass er sich sonderlich herausputzt, aber das tragen einer Uniform im Dienst ist Voraussetzung für jeden im Exercitus. Und wenn man sie sich ausleihen muss."


    sagte Modestus mit ernster Miene. Sein Tonfall war aber eher väterlich und nicht ärgerlich. Es war ihm aber wichtig, dass gewisse Standards gewahrt wurden. Selbst wenn die Ausrüstung abgestürzt war, so war es in einem Heer mit tausenden Soldaten und hunderten Offizieren und einem ebenso gewaltigen Tross wohl kein Problem die passende Kleidung für einen Offizier aufzutreiben. Zumal es ja sowieso keine wirklich einheitlichen Uniform gab. Modestus konnte verstehen, dass der Atier direkt zu ihm kommen wollte mit seinen Berichten, war er doch Klient von Modestus. Aber wenn er jeden einzelnen Bericht selbst abnahm, dann machte er den ganzen Tag lang nichts anderes.


    Als er zu Ende war hellte sich seine Miene wieder auf. Es war gesagt, was gesagt werden musste und nun konnte man sich dem anderen zuwenden. Vielleicht hatte der Atier auch abseits des offiziellen Protokolls noch das eine oder andere Anliegen.


    "Aber gibt es noch etwas anderes, dass du mit einem Patron besprechen möchtest?"

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    Original von Titus Duccius Vala
    ...
    "Damit kämen wir wohl zum nächsten Thema..." , wechselte Vala schnell das Thema, um eine erneute Diskussion über Unwägbarkeiten und viele Vielleichts und Könntes zu vermeiden, die ihm schon auf den letzten Besprechungen den letzten Nerv geraubt hatten. Also blieb er beim ohne größere Probleme Vorhersehbarem: "Wir sind knapp drei Marschtage nördlich von Mediolanum.. in einem Tag dürften wir die Straße gen Osten nach Verona erreichen.. das kostet uns zwar den direkten Marsch auf Rom und die Möglichkeit Mediolanum zu etwas Unterstützung zu überreden... aber der taktische Vorteil eines vereinten Heeres von über zwanzigtausend Mann dürfte maßgeblich sein. Unsere Kundschafter berichten, dass sich die Truppe unter Laberius Maturus.. so heißt deren Feldherr übrigens... vor einigen Tagen Aquileia genähert hat. Wenn wir uns jetzt beeilen, dürften wir in fünf bis sechs Tagen in Verona sein... und der Gegner bestenfalls unbestimmt lange danach... voraussichtlich in etwa zeitgleich... im schlechtesten vor uns. Ich wollte Meldereiter aussenden, die den Flaminier bitten sich nicht auf einen Kampf einzulassen, solange wir nicht da sind... sondern sich in unsere Richtung zurück zu ziehen, so der Feind sich vor unserem Eintreffen nähert. Wahrscheinlich wird der Mann sich durch derart offensichtliches tierisch gegängelt fühlen... aber besser sowas einmal zu viel als einmal zu wenig erwähnt."
    ...


    "Es ist klar, dass wir uns so schnell wie möglich mit den Truppenteilen in Verona vereinigen müssen. Gerade jetzt wo der Feind sich nähert."


    stellte Modestus auf die die Frage des Ducciers hin fest. Was ja von Anfang an auch das Ziel gewesen war. Die Hälfte der Truppen würde vermutlich nicht ausreichen, um die Stadttruppen allein überwältigen. Als der Duccier dann auf den Flaminier zu sprechen kam, musste Modestus einen Moment überlegen. Einerseits war Flaminius Cilo kein Narr, der sich kopflos auf ein Gefecht einlassen würde, dass er nur verlieren konnte. Der Mann war als Militär durchaus kompetent und hatte wohl mehr Ahnung als er selbst. Aber es konnte nicht schaden sicher zu gehen. Im Idealfall natürlich so, dass der Flaminier sich eben nicht gegängelt fühlte. Ihm würde da später sicherlich die passende Formulierung einfallen.


    "Tu das, Tribunus Duccius. Ich werde persönlich ein Schreiben aufsetzen. Gut, ich denke das wäre dann vorerst alles, meine Herren."

  • "Uhhhm... schulligung." , war Sönkes einzige Reaktion auf die Schelte des duccischen Tribuns, die ihm siedendheiß das Blut ins Gesicht schießen und ihn unwillkürlich den Kopf einziehen ließ. Was allerdings nichts daran änderte, dass er zwischendurch immer wieder mal zulangte und sich verschämt ein Stück zwischen die Zähne schob: dazu war es dann doch zu lecker und reichhaltig, als dass er es einfach liegen lassen konnte.
    Zur Sache, die sie eigentlich in dieses Zelt befördert hatte, hatte Sönke hingegen wenig zu sagen: er verstand die Brisanz der Situation einfach nicht. Ihm wollte partout nicht aufgehen, warum es ein Problem sein sollte, dass der Legat der Prima nicht so angesehen war wie man meinen konnte... Sönkes Universum hatte bisher an den Grenzen der mogontinischen Civitas Halt gemacht, jetzt war er dutzende Tagesmärsche darüber hinaus. Nee, keine Chance. Sönke verstand nichts und versuchte dies durch interessiertes aber letztlich vollkommen ahnungsloses Dreinschauen zu kaschieren.


    Als Hadamar dann irgendwie darauf kam, dass sie irgendwen auf ihre Seite ziehen sollten, verstand Sönke noch weniger: wen? Auf wessen Seite? Sie standen doch alle auf derselben... oder? Hatte das etwas mit den seltsamen Zetteln zu tun, die sie vor Wochen in Curia gefunden hatten? Oder mit dem toten Tribun? Waren etwa Feinde unter ihnen? Das beunruhigte Sönke dann doch ungemein, und für einen Moment hörte er sogar auf sich mit dem Essen des Tribuns vollzustopfen.. die Aussicht darauf bald in Valhalla zu sein war dann in seinem Alter doch nicht allzu verlockend. Zu feige nachzufragen war er dann doch... noch einmal in Grund und Boden gestarrt werden wollte er jetzt auch nicht unbedingt. Sollte Hadamar ihm später einfach nochmal alles erklären...

  • Vala hasste diese Momente. Öffentlichkeit, kein Problem... vor eine ganze Legion zu treten und ihr irgendwas zu vermitteln, kein Problem, das hatte er schon zigmal hinter sich gebracht. Nur öffentliche Opfer waren da doch eine ganz andere Nummer.. und jetzt stand er hier, vor 'seiner' kompletten Legion auf einem Acker bei Como und machte wieder genau das, wobei er sich am unwohlsten fühlte: er brachte ein Opfer dar. Und nicht nur irgendwem.. nein, er brachte es Wodan dar. Also dem Boss... den die Römer Mercurius nannten. Was gewissermaßen ironisch war, denn für Mercur war der Sohn des Iuppiter, welcher von den Germanen mit Donar gleichgesetzt wurde... womit die Verwirrung komplett wurde, weil bei den Römern Vater und Sohn der Germanen Sohn und Vater waren.


    Das alles war Vala im Moment relativ egal, immerhin ruhten die Blicke von etwas mehr als viertausend Mann auf ihm.. von den ganzen Opferhelfern mal abgesehen, die ihm ein Centurio zur Seite gestellt hatte der den ganzen Kram offensichtlich schon seit Ewigkeiten organisierte. Das Gedudel der Musikanten, die dafür sorgten, dass der komplette Opferbezirk mit nichts anderem als Lärm gefüllt wurde.. warum auch immer. Man hatte Vala durch das Opfer geführt wie ein Kind... erst die rituelle Reinigung (dabei hatte Vala seit Wochen keine Frau angerührt.. ein Skandal sondergleichen), dann das Verhüllen des Kopfes in dem er einen Teil seiner Toga über denselben zog. Dann der Eintritt in das improvisierte Heiligtum: ein großes Zelt mit einem ebenso improvisierten Ebenbild des Mercurius, das ebenso improvisiert aber sehr gründlich rituell gereinigt wurde... mit einem in Como requirierten Opferstein, vor dem Vala noch einigermaßen frei das Voropfer darbrachte, weil er derlei schon gewohnt war.


    "Mercurius, Beschreiter aller Wege und Bote allen Göttlichens...", begann Vala feierlich und meinte eigentlich Wodan.. dementsprechend ernst war ihm auch die Sache: das hier war nicht irgendein Untergott der Römer... für ihn war das DER Gott der Germanen. Der einzige Grund, weshalb er Wodan nicht auch so ansprach waren die ihm beiwohnenden Offiziere seiner Legion, ebenso feierlich gekleidet und mit ernsten Mienen auf das Opfer achtend,
    "Schutzherr aller Reisenden, höre uns an..."
    Etwas Weihrauch wurde ihm gereicht, und er brauchte einen Moment bis man ihm mit einem Nicken in Richtung der aufgestellten Kohlebecken deutete, die Substanz zu verbrennen.. was Vala dann auch eiligst, mit improvisierter Würdevolligkeit tat.
    "Wir bringen dir Weihrauch aus... wir bringen dir Weihrauch dar, edel und kostbar. Unser Geschenk für dich, Mercurius, der du wachst über alle Reisenden."
    Und noch etwas wurde ihm gereicht: Münzen. Haufenweise Münzen. Mit dem Bildnis des Gottes (die Optiones waren ganze drei Stunden durch die Legion marschiert und hatten alles an Bronze eingesammelt was auch nur annähernd den Gott des Geldes zeigte) versehen sollten sie die monetäre Komponente des Opfers darstellen.. und bei tausenden Seelen kam auch einiges an Geld für das Opfer zusammen. Gezählt hatte allerdings niemand, es kam den meisten auch recht merkwürdig vor einem Gott die Kohle die man ihm darbrachte vorzuzählen. Das Gewicht hatte gereicht.. es waren insgesamt vier kleinere Säcke voll mit Münzen, die von vier seiner Centuriones nach vorne gebracht wurden und in die große Opferschale ausgeleert wurden... bedächtig langsam. Als Vala nach einiger Zeit der Gedanke kam, das Geklimper würde garnie aufhören, war es dann auch soweit: er konnte weitermachen.
    "Münzen für dich, oh Mehrer des Wohlstands.. gesammelt von den Männern der achten Legion, für dich, oh Mercurius!"
    Damit waren die Opfergaben des Voropfers beendet, und Vala konnte zur Sache kommen... was er sich noch einmal von einem seiner Gehilfen stumm bestätigten ließ: "Wodan, oh großer.. Mercurius! Wir bringen dir dieses Opfer dar um dir den Dank der achten Legion zu bezeugen, die unter deiner Führung die großen und ehrfurchtgebietenden Alpes durchquert haben.. und wohlbehalten in Italia angekommen sind. Unser Dank gilt dir dafür, dass die Wege durch Schlucht und über Klippe unsere Männer nicht verschlungen haben.. unsere Tritte nicht fehlgingen, und deine Wege uns sicher zum Ziel führten. Großer Mercurius, Schutzherr aller, die sich fern ihrer Heimat auf den Wegen des Reichs befinden, wir danken dir!", führte Vala die Beweggründe für dieses Opfer aus... auch wenn es nicht ganz korrekt war, immerhin hatte die achte Legion fast dreissig Mann aus dem einen oder anderen Grund in den Alpes verloren. Aber das wurde von Veteranen als Standard-Blutzoll für eine Massenüberquerung ihrer Art dargestellt, weshalb man sich durchaus glücklich schätzen konnte... und dankbar.


    Nach diesem Voropfer schritt Vala bedächtig, gefolgt von seinem Stab, nach draußen um das Hauptopfer darzubringen.. immerhin zehn weiße Ziegenböcke, deren Hörner man festlich geschmückt hatte (aber nicht vergoldet, das gaben die Mittel der ohnehin arg angestrengten Kriegskasse einfach nicht her, und schon die Acquise der Böcke hatte beinahe zu Verwerfungen mit der Bevölkerung Comos geführt, die unter den 'Sympathieabgaben' zur Versorgung der Legionen nicht gerade an Frohmut gewonnen hatte). Angeführt wurde die Opfergruppe von einem besonders großen und prächtigen Tier, das Vala selbst aus seiner Spesenkasse beigesteuert hatte.
    Nach der erneuten rituellen Reinigung der Tiere rief, nein brüllte einer der aushelfenden Centuriones die ohnehin schon mucksmäuschenstille Legion mit "FAVETE LINGIUS!" zur Ruhe, bevor Vala das drinnen gesagte noch einmal für die komplette Mannschaft mit lauter Stimme wiederholte:
    "MERCURIUS, HÖRE UNS AN! DIR BRINGEN WIR, DIE MÄNNERN DER ACHTEN LEGION, DIESE BÖCKE ZUM OPFER DAR ALS DANK FÜR DIE SICHERE ÜBERQUERUNG DER ALPES! HÖRE UNSERE HOFFNUNG, AUCH FÜR DEN REST UNSERES WEGES IN DIESER BESCHWERLICHEN ZEIT DICH AN UNSERER SEITE ZU WISSEN!"
    Mit steinerner Miene verfolgte Vala schließlich, wie der Cultrarius (schließlich sollte das Opfer einer Masse wie der Legion entsprechen) sich für das Opfer bereit machte, und er selbst eine Schüssel mit Wasser und dem Mallium Latum dargereicht bekam bevor die Tiere mit Mola Salsa bestrichen und schlussendlich von ihm mit einem Messer als Opfertiere weihte. Würden die verdammten Musikanten nicht sein Zwerchfell malträtieren, so hätte man wahrscheinlich eine Stecknadel fallen hören, aber so war alles nur mit jeder Menge Lärm überlagerte Würde.
    Er verstand das 'Agone?' des Cultrarius wohl auch nur deshalb, weil er aus den Augenwinkeln diesen (eben nicht) fixierte und auch nur darauf wartete, dass es schließlich losging.. und als seinem "Age!" der erste Tod eines Opfertieres folgte, musste alles schnell gehen... die anderen wurden erst nervös, und waren schließlich kaum im Zaum zu halten als es immer mehr Artgenossen an den wortwörtlichen Kragen ging. Noch ein Punkt in dem großen Opfer, der nicht unbedingt reibungslos verlief.. und Vala suchte in den Gesichtern de rihn umgebenden Offiziere nach Anzeichen von Nervosität, konnte aber nicht das geringste entdecken... alles perfekte Schauspieler, elende Spießer.


    Mit bangem Blick erwartete er dann auch das Urteil des Schlächters, der sich bereits daran machte die Innereien des Haupttieres zu untersuchen.

  • Schon eine ganze Weile verfolgte Mercurius immer wieder den Weg der Männer aus dem Norden. Nicht nur einer hatte ihm Opfer versprochen, wenn er sie sicher hier ankommen ließ, und da konnte man schon das ein oder andere Mal vorbeischauen. Er würde wohl noch sehr viel mit ihnen zu tun hatten, sobald sich ihre Wege mit denen des anderen marschierenden Heeres kreuzten. Am besten sollte er die Leute dann Grüppchenweise ins Jenseits begleiten.
    Und so schlüpfte er auch mit ins Zelt, um sich das Voropfer anzusehen. Weihrauch, und Münzen! Mercurius liebte Münzen. Die klimperten so schön und glänzten im Licht! Der Weihestein war nur etwas spärlicher ausgefallen.
    Dafür aber waren die Böcke ganz ansehnlich, deren Blut draußen für ihn vergossen wurde. Gleich zehn Stück, alle weiß. Ein bisschen mager vielleicht und der Schmuck könnte auch mehr glänzen. Mercurius liebte glänzende Dinge!


    Kurz sah er auch mal, was die Gegenseite so trieb. So als schnellster Gott konnte man ja eben hin und her flitzen. Doch in Patavium gefiel ihm die Situation weit weniger als hier. Dort stand immerhin auch ein Tempel von ihm!
    Nein, da waren ihm die Leute hier doch lieber, und so fand sich kein Makel auf den Innereien der Tiere und eine sanfte Brise wehte von Süden den Duft des vergehenden Spätsommers heran.

  • "Litatio.", murrte der Schlächter so leise, dass Vala erst dachte sich verhört zu haben und einen Moment lang nur ungläubig glotzte, was den Schlächter anließ Vala mit einem knappen aber Nicken und eindringlichem Blick näher zu sich heran zu holen um ihm nacheinander die Innereien des Haupttieres vorzuhalten, sie mit blutigen Fingern zu drehen und auf ihre Makellosigkeit hinzuweisen. Vala betrachtete die dargebotenen Eingeweide mit dem heiligen Ernst der Situation, allerdings hätte man ihm genauso gut Backsteine verschiedener Farbe vorhalten können, es hätte ihm genauso viel gesagt.
    "Litatio.", wiederholte der Schlächter und nickte Vala nicht nur einmal aufmunternd zu, "Li-ta-tio."
    Es dauerte einige Sekunden bis sich Valas Denkblockade löste, und er begriff worauf der Mann die ganze Zeit hinauswollte: es hatte geklappt! Wodan hatte ihr Opfer angenommen! Einen Moment wurde Vala recht schwindelig, weil die Anspannung sich auf einen Schlag zu lösen versuchte, doch er schaffte er nicht mehr als einmal leicht zur Seite zu wankn und sich dann wieder zu fassen. Er hatte es tatsächlich geschafft.
    "LITATIO!!!", riss er die Arme hoch und verkündete das Gelingen und die Annahme des Opfers, woraufhin auch die mehreren Tausend Soldaten ihrer eigenen Anspannung spontan mit Jubelschreien Luft machten... offensichtlich weitaus weniger auf Contenance bedacht als er selbst.


    Eine halbe Stunde später erfolgte das Epulum, die Speisung der Götter mit dem ihnen zugedachten Anteil am Fleisch der Opfertiere.. gefolgt von der streng nach sozialer Hierarchie aufgeteiltem Opfermahl und den Sportulae, die an die Soldaten verkauft wurden.

  • Noch mehr Arbeit. Fantastisch. Hadamar hatte sich ohnehin nicht sonderlich wohl gefühlt, als er mitbeordert worden war mit den ganzen Centurionen, weil der Artorius nicht konnte – und wie sie heraus gestellt hatte, hatte er damit nicht so falsch gelegen... wenn auch aus einem Grund, an den er davor gar nicht so wirklich gedacht hatte: wenn es zusätzliche Arbeit gab, würde die am Rangniedrigsten hängen bleiben. An ihm. Große Klasse. Gut, wäre der Primus Pilus dabei gewesen statt ihm, hätte es auch gut sein können dass das an ihm hängen blieb, aber es hätte zumindest die Möglichkeit bestanden, dass er außen vor war... aber so? Keine Chance.
    Mit der Tabula in der Hand stapfte er nach der Besprechung durchs Lager und krallte sich erst mal einen Miles und den Scriba seiner Centurie, schickte den Legionär mit dem Befehl des Tribuns los, damit der den zu den einzelnen Cohortenküchen trug und für die Auflösung derselben sorgte... und freilich mit der Order, dass er hören wollte, sobald das erledigt war. Dann wandte er sich an den Scriba. „Wir hatten doch schon Pläne fürs Training, sobald wir die Alpen hinter uns und ein bisschen Zeit und Platz dafür haben.“
    „Sicher.“
    „Dann raus damit, die brauchen wir jetzt.“
    Kurze Zeit später brüteten sie über den Plänen, während sie gemeinsam durch das Lager liefen. „Nein, das am Anfang streichen wir, wir müssen zuerst die großen Dinger abhaken, wo wir in den Bergen keinen Platz für hatten...“
    „Für die großen Dinger haben wir hier auch keinen Platz“, wandte der Scriba ein.
    „Platz genug für nen kleineren Rahmen“, brummte Hadamar zurück. „Kriegen wir irgendwie hin.“ Mussten sie. Die Manöver als Centurie, als Cohorte waren es, die sie erst mal auffrischen mussten, nicht die Bewegungen im Contubernium und schon gar nicht den Kampf Mann gegen Mann. Dafür war selbst in den Alpen fast immer ein Plätzchen zu finden gewesen.
    „Müssen wir aber einteilen, wer was wann macht, sonst seh ich schwarz...“
    Hadamar seufzte lautlos. Noch mehr Arbeit, die wohl an ihm hängen blieb. Er griff sich die Tabulae vom Scriba und wedelte damit kurz. „In Ordnung. Schick wen zu den anderen Cohorten, die sollen gesagt kriegen, dass die Trainingseinheiten zentral festgelegt werden. Und ich will von den Reitern wissen, wo wir hier noch trainieren können. Ich fang derweil schon mal an, nen Plan für alle zu entwerfen...“ Optio zu sein war beschissen. Als Legionär war das Leben einfach, da tat man einfach nur, was einem gesagt wurde... Und obwohl Hadamar trotz allen Gehässigkeiten und allen Widerstands, der ihm begegnet war, gar nicht mehr einfacher Legionär sein wollte, obwohl er sogar angefangen hatte die Phase hinter sich zu lassen, in der es ihm eigentlich nur darum gegangen war, nicht aufzugeben, nicht einzuknicken, nicht zu versagen in seiner neuen Position, und tatsächlich begonnen hatte das Leben als Optio zu mögen, mitsamt der Arbeit und den Schwierigkeiten, gab es doch freilich nach wie vor – und seiner Meinung nach immer noch zu häufig – die Momente, in denen er das Gefühl hatte, dass es ihm zu viel war. Dass der Primus Pilus so häufig weg war und ihn mit der Arbeit allein ließ, machte es nicht besser, weil dadurch ein Batzen zusätzlicher Verantwortung auf ihm lastete, dem er sich, wenn er denn genau darüber nachdachte, ganz und gar nicht gewachsen fühlte, auch wenn er sich das nicht anmerken ließ. Düster starrte er dem Scriba hinterher, der schon ein paar Schritte gegangen war, als ihm noch was einfiel: „Ey, und die sollen heut Abend alle nen extra Ausrüstungscheck machen. Und Listen erstellen, ich brauch die dann!“


    Es dauerte eine Weile, aber schließlich hatte Hadamar gemeinsam mit dem Schriba einen Trainingsplan erstellt, den er dem Pilus Primus vorschlagen konnte. Und nach und nach trudelten auch die Rückmeldungen von den Cohorten ein... Hadamar lehnte sich mit einem zufriedenen Seufzer zurück, nachdem der Scriba ihn allein gelassen hatte, und wippte einen Stylus zwischen seinen Fingern. Die Zufriedenheit verschwand allerdings recht bald wieder, und ein zunehmend unangenehmes Gefühl machte sich in ihm breit. Jetzt, wo er mit der Arbeit fertig war, musste er wieder an das Gespräch mit Alrik denken. Was der gesagt hatte, über den neuen Tribun... und über den Legat. Unterstützt den Aurelier. Hadamar presste die Lippen aufeinander. Hatte der jetzt heute die Centurionen der ersten beiden Cohorten zu sich gerufen, einfach nur um sie kennen zu lernen? Oder weil er wirklich auf Informationen angewiesen war, die er aus dem Stab nicht bekommen hatte? Seit der Feldzug begonnen hatte, hatte Hadamar tagtäglich alle möglichen Sachen für den Pilus Primus zusammengestellt, Unterlagen, die er größtenteils auch noch da hatte, er oder der Scriba. Es wäre ein Leichtes, für den Tribun das Wichtigste zusammenzustellen, nur... er war sich nach wie vor nicht sicher, ob das wirklich das Richtige war. Er hatte das Gefühl, seinen Centurio damit irgendwie zu hintergehen, weil er ohne direkten Befehl handeln würde, und vorausgesetzt der Stab enthielt dem Tribun tatsächlich was vor... dann hinterging seinen Centurio auch. Und den Legat. Und wen auch immer noch, der was gegen den Aurelius hatte. Aber das Ganze war Schwachsinn, der Tribun brauchte die Informationen ja schließlich. Und wenn er ihn direkt danach gefragt hätte, hätte er ja auch gehorchen müssen... Hat er aber nicht. Hadamar raufte sich mit beiden Händen die Haare. Er wusste nicht, was richtig war, und er hatte den unguten Verdacht, dass es hier einfach kein richtig und falsch gab, dass genau das das Problem war: dass er das nicht so einfach einteilen konnte. Und es gab auch niemanden, der ihm sagte, was er tun sollte – was er ja immer vehement abgelehnt hatte früher, aber in diesem Augenblick wäre er doch ein froh um jemanden, der alle Seiten kannte... und ihm dann einfach sagte, was zu tun war. Nicht befahl, aber einfach... auf eine väterlich-ratgebermäßige-weise Art nahe bringen. Aber so einfach war es nicht. Und auch wenn er sich das wünschte, hatte er doch den Verdacht, dass selbst wenn es so jemanden gegeben hätte, es wohl nicht so einfach gewesen wäre. Er war der, der sich entscheiden musste, und das konnte ihm keiner abnehmen.


    Er saß da, auf dem einfachen Hocker, in dem nach wie vor leeren Zelt, weil Scriba und Tesserarius und die anderen alle draußen beschäftigt waren, und starrte ins Leere, während er mit sich haderte... bis dann schließlich doch eine Sache den Ausschlag gab: Familie. Alrik war Familie. Hadamar hatte nicht das Gefühl, alles bis ins letzte Detail zu kapieren, was er ihm erzählt hatte, und er begriff schon gar nicht, welche Animositäten zwischen Legat und Tribun herrschten, oder Legat und Statthalter, oder sonst wem... dafür hatte Alrik ihm auch gar nicht alles genau genug erzählt und erklärt. Aber es reichte zu wissen, dass es ungut war, was da ablief... und er vertraute Alrik, nicht weil er ihn sonderlich gut gekannt hätte, sondern aus dem einfachen Grund, weil er Familie war.
    Mit einem Ächzen stemmte er sich also hoch und ging zu der Truhe, wo die ganzen Unterlagen verstaut waren. Es gab durchaus die ein oder andere Ausrede, die er auftischen könnte, falls es negativ auffiel, dass er dem Tribun Informationen gab. Vorauseilender Gehorsam, beispielsweise, auch wenn das nun eigentlich nicht einer seiner bestimmenden Charakterzüge war... aber er könnte es zumindest damit versuchen. Er guckte die Unterlagen durch und stellte ein paar Sachen zusammen, bevor er das Zelt damit verließ und sich auf den Weg zum Tribun machte, wo er den Wachen nur zunickte – wie beim gesamten Stab bis hin zum Legaten bestand die Leibwache des Tribun aus Soldaten der Prima, und Hadamar war es schon so gewohnt, an seinen Soldaten vorbei ein- und auszugehen, dass er sich darüber gar keine Gedanken mehr machte –, und salutierte vor dem Tribun. „Optio Duccius Ferox meldet sich zur Berichterstattung, Tribun.“

  • Alrik zuckte nur mit den Schultern... was sollte er auch noch groß zu der Sache sagen? Er war kein Hellseher, hoffte allerdings, dass das größte innere Risiko ihres Heers sich beim Sichern von Gefolgschaft innerhalb seiner Legio genauso dumm anstellte wie bei deren Führung in einem Feldzug. Wetten würde er allerdings nicht darauf...
    "Wenn wi erlik sinn, sid ju twee heel kleene fiskes." , gab Vala dann zu, und dies wohl vor allem sich selbst gegenüber. Seine direkten Einflussmöglichkeiten saßen gerade vor ihm: ein Optio und ein normaler Legionär. Peinlich gering, wenn man es genau nahm. Er musste sich eingestehen, dass er da nicht viel machen konnte sollte es tatsächlich zum Knall kommen. Außer...
    "Wennet nu knallt, burs, dunn hollet ju Köppe unnen. Ju..." , deutete er auf Hadamar, "...wuil mi dine Mudder suns de Pelt över de Kopp treckt. Un ju..." , deutete er auf Sönke, "...wuil mi suns dine Mudder ook de Pelt över de Kopp treckt. Und beid twee sunt tings, weeke ik niet brook. Wenn et kracht, treckt ju Köpp in un' seit to, datt ju Land jewinnt. Besses kriecht to de Legio Octava."
    Er leerte den Becher Bier und entschied sich gegen einen weiteren, immerhin wartete noch Arbeit auf ihn. Es wartete irgendwie IMMER Arbeit auf ihn.
    "Jongens... Sönke, kumm her un help mi datt Ding antotrecken.." , raffte er sich auf und trat zu einer Kiste, um den ledernen Brustpanzer mit seinen Auszeichnungen über zu streifen und auf die Lederriemen zu deuten die er nicht selbst schließen konnte, "...aaaalso, Jongens... Köppe unnen holn, ik heb niet de ringest Tweivel dra, datt de Gloodies ju oi oppern wöd, just to keep his een Stan. Köppe unnen holn, datt is' ol."

  • Kopfschmerz. So ein einfaches kleines Wort, das nicht einmal annähernd dem Zustand gerecht wurde. Es war so klein und harmlos, beinahe unbedeutend, eine regelrechte Nebensächlichkeit. Es klang weit unwichtiger als Inventarüberprüfungsprotokoll oder Verlustliste, Bestandsbericht oder Berichterstattung. Warum also war dieses kleine Wort inhaltlich so viel nervtötender als all die anderen zusammen, obwohl quantitativ sich Sextus mit einer mannigfaltigen Anzahl letzterer beschäftigt hatte aber nur einen Kopf hatte, der schmerzte? Irrelevanz von Sprache in veranschaulichtem Fall.
    Sextus also rieb sich die Nasenwurzel in der Hoffnung auf Linderung nach diesem ausgesprochen langen und ermüdenden Tag, als sich eine erneute Störung ankündigte, die ihn von dem inzwischen ersehnten und hoffentlich linderungsbringenden Schlaf abzuhalten drohte. Der Kopfschmerz war auch nicht unbedingt hilfreich, sich an die genauen Umstände zu erinnern, was dieser Optio im Gegensatz zu den ganzen anderen Optionen und Centurionen des heutigen Tages mit ihren unzähligen Besprechungen und Berichten wollen könnte. Zum Glück aber war das militärische Protokoll zumindest in der Art hilfreich, dass es die Nennung von Rang und Namen dem Begehr des Antragstellers voranstellte, sod ass Sextus sich nicht auch noch sämtliche Namen zu merken brauchte. Wenngleich er sich auch in dieser Einheit vorgenommen hatte, die Namen der ihm untergebenen Männer zu lernen ebenso wie die der ritterlichen Tribunen, schon allein, um nie in Verlegenheit zu gelangen, nicht zu wissen, wen er herumkommandieren konnte. Nur nach gerade einmal einem Tag war dieses Ziel noch in weiter Ferne.


    Der Name Duccius förderte dann doch die Information zutage, sich schon einmal mit diesem Burschen unterhalten zu haben – neben der offensichtlichen Genszugehörigkeit zu seinem Zwischenzeitverbündeten Vala. Sextus also drehte sich zu dem Optio um, betrachtete ihn einen Augenblick, bemerkte die Tafeln und akzeptierte stoisch sein Schicksal, die nächsten Tage und Wochen in einem permanenten Zustand des Kopfschmerzes zu verbringen.
    “Dann berichte. Die Tafeln sind Aufstellungen?“ Sextus hielt dem Optio eine Hand entgegen, damit der ihm die jeweils passende Tafel zum momentanen Bericht reichen konnte. Wenn der Mann schon vorbereitet war, wollte Sextus von dessen Genauigkeit auch profitieren.

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    Original von Kaeso Annaeus Modestus


    Als er zu Ende war hellte sich seine Miene wieder auf. Es war gesagt, was gesagt werden musste und nun konnte man sich dem anderen zuwenden. Vielleicht hatte der Atier auch abseits des offiziellen Protokolls noch das eine oder andere Anliegen.


    "Aber gibt es noch etwas anderes, dass du mit einem Patron besprechen möchtest?"


    Scarpus blickte ernst den Legaten an und nickte.
    Ich bin mir der Verfehlung bewusst, Legat. Du hast natürlich recht. Gleich darauf ging er zur Tagesordnung über und erkudigte sich ob es neue Befehle gab.


    Legat. Es gibt nichts was ich von meinem Patron verlangen könnte. Der Zeitpunkt ist ungünstig. Man sollte zuerst die Krise bewältigen und die Schlachten gewinnen. Erst dann, wenn wir erfolgreich waren, werde ich meine Wünsche äussern

  • Hadamar war verwirrt. Hatte Alrik vorhin nicht noch gesagt, dass sie... naja. Den neuen Tribun irgendwie unterstützen sollten? Er hatte zumindest so geklungen, als er davon gesprochen hatte der Aurelier wäre ein Freund, und dass er darüber hinaus besser wäre als der Claudier. Das alles hatte doch ganz den Anschein gehabt, als wollte Alrik, dass sie sich die Seite des Aureliers schlugen. Und jetzt sagte er, dass sie die Köpfe einfach unten halten sollten? Es fiel ihm gerade schwer, den plötzlichen Richtungswechsel zu kapieren. „Eh“, machte er nur ein wenig baff und stand auf, um Sönke dabei zu helfen, seinem Vetter die Rüstung anzulegen, auch wenn er sich eher im Hintergrund hielt und nur ab und zu half, wo es mit einer weiteren Hand tatsächlich schneller ging und nicht langsamer. „Wannsd moanst. Wuisd afm Lafndn bleim, wos los is in da Zwoa?“

  • Hadamar nickte nur kurz und begann dann, zunächst mal ohne dem Tribun eine Tafel zu reichen. „Deine Befehle sind ausgeführt worden, Tribun. Die Trossverpflegung ist wieder in den traditionellen Stand zurückgeführt. Ein zusätzlicher Ausrüstungscheck ist für heute Abend angesetzt, einen Bericht darüber kann ich dir später oder morgen liefern.“ Je nachdem, wann der Tribun ihn wollte. Sein eigener Centurio scheuchte ihn ganz gern ab und zu auch noch durch die Nacht, genauso wie der Legat... Hadamar konnte sich noch gut daran erinnern, als der Claudius unbedingt den Tesserarius hatte sprechen wollen, den er dann mitten in der Nacht irgendwo in Mogontiacum hatte auftreiben müssen.
    Er machte eine kurze Pause und reichte dem Tribun dann die ersten Tafeln. Sie beinhalteten die Pläne für das angesetzte Training – zuoberst eine grobe Karte der Umgebung, auf der nicht nur die Stellen gekennzeichnet waren, die sich für ein Training eigneten, sondern auch für welche Art von Training, dann kam die Einteilung, welche Cohorte wann wo üben sollte in den nächsten Tagen. Hadamar hatte den Primus Pilus noch nicht erwischt, hatte streng genommen also noch keine Freigabe für den Plan, aber wenn der Tribun ihn abnickte, war das genauso gut. Er hoffte nur, dass er vom Artorius keins auf den Deckel bekam dann. „Für die nächsten Tage hab ich den Trainingsplan da entworfen.“ Hadamar war sich immer noch unsicher, wie viel Info der Tribun wirklich wollte und wie viel er einfach nur als unnötiges Geschwätz abtun würde... das war irgendwie immer eine Gratwanderung beim Bericht erstatten, jedenfalls fand er das. Ging ihm auch nach wie vor beim Pilus Primus so, einfach weil der häufig unterwegs war mit dem Legat und sie deswegen nicht so eng zusammen arbeiteten, wie das sonst der Fall war zwischen Centurio und Optio. So oder so beschloss er in diesem Moment, nichts dazu zu sagen, warum er einen Plan entworfen hatte, anstatt das den einzelnen Cohorten zu überlassen. War irgendwie selbsterklärend, dass ein zentraler Plan praktischer war, wenn man das Gelände ansah.
    „Und...“ Hadamar zögerte ein letztes Mal kurz, auch wenn es sinnlos war – es würde einfach auffallen, wenn er nicht alles weiter gab, was er dabei hatte –, hob dann kurz die übrigen Tafeln an und fuhr fort: „hier sind ein paar Infos über die Secunda. Ich hab seit wir los marschiert sind für den Primus Pilus Berichte zusammen gestellt, über die Verfassung der Männer, Verpflegung, Ausrüstung, Verluste...“ Hadamar lag auf der Zunge mehr zu sagen, zu erklären warum er das einfach so tat, ohne Befehl, aber er verkniff sich jeden Kommentar darüber. Kein beim Stab könntest du die Infos auch kriegen, kein ich dachte du kriegst es schneller wenn ich das mach, nichts in der Richtung. Die Gefahr war zu groß, dass er sich darin nur selbst verhedderte. Wenn der Tribun schlussfolgerte, dass der Optio der Prima mitdachte oder in vorauseilendem Gehorsam handelte oder es einfach nur für selbstverständlich hielt, dass man ihm so was lieferte: passte alles. Denn Hadamar war sich noch nicht so sicher, ob er wollte, dass der Tribun ahnte oder gar wusste, was sein wirklicher Grund war. Ihm war zwar klar, dass er beim Aurelius vielleicht ein paar Pluspunkte sammeln könnte, aber das konnte auch genauso gut nach hinten los gehen, und Hadamar fühlte sich einfach irgendwie... nicht ganz gewappnet für so eine Situation. Streiche, schummeln, kleine Betrügereien, um Kameraden auf den Arm zu nehmen oder Spiele und Wetten zu gewinnen oder die Soldaten seiner Centurie dazu zu bringen ihn mehr und mehr zu respektieren, all das war völlig in Ordnung, und auf solchem Terrain kannte er sich aus. Aber der Aurelius stand – genauso wie sein Vetter auch – ein paar Stufen zu weit über ihm, ganz davon abgesehen, dass er immer noch das Gefühl hatte einfach nicht genug zu wissen über all das, was Alrik angedeutet hatte, was die Stäbe der Legionen beschäftigte. Wie auch. Und obwohl Hadamar zwar durchaus risikofreudig war, war er weder dumm noch übermäßig leichtsinnig. In diesem Spiel kannte er viel zu wenig die Regeln, die Spieler, die möglichen Züge, als dass es Sinn machen würde freiwillig mitzuspielen. Also verkniff er sich zu viel Drumrum-Gerede – was vielleicht eh besser war – und schloss nur kurz und bündig mit: „Ich hab für dich die Berichte rausgesucht, die immer noch relevant sind, Tribun.“

  • Irgendwie wurde der Kopfschmerz nicht besser. Eher schlimmer. Natürlich waren seine Befehle umgesetzt worden, dafür hatte er sie ja erteilt. Der Erfolg war da keine Meldung wert, höchstens die Verweigerung der Durchführung derselben. Es würde eine verdammt anstrengende Zeit werden, wenn zu jedem seiner Befehle von jedem der Unteroffiziere jeweils eine Meldung zurückkäme.
    “Morgen“, beschloss Sextus sofort, als der Optio einen Bericht ansprach. Heute wollte er nur noch endlich einmal schlafen. Abgesehen von baden, was aber wohl noch eine lange Zeit warten müssen würde, von Katzenwäsche einmal abgesehen. Bei den Göttern, Sextus war müde genug und fühlte sich unhygienisch genug, dass er nicht einmal mehr daran dachte, sich eine Frau ins Bett zu holen, und das wollte etwas bedeuten.


    Die Tafel mit der aufgestellten Übung überflog Sextus nur. Ihm war vollkommen gleichgültig, wie die Übungen stattfinden würden, solange alle bei der Schlacht letztendlich bereit waren und man sich nicht beim Treffen auf die erste Legion verstecken musste, erst recht nicht er als Tribun. Sextus packte die Tafel also nach einem kurzen Blick darauf beiseite und hoffte, dass nicht jeder seiner Befehle von nun an einer weiteren Bestätigung bedurfte. Wie hatte der Claudier nur diese Legion geführt, wenn diese Befehle nicht einfach umsetzten, sondern sich noch einmal rückversichern mussten? Der Aufwand stand in keinem Verhältnis zum Nutzen, und wenn Sextus eine Sache mehr hasste als Kopfschmerzen, dann Inneffizienz.
    Die andere Aufstellung war da schon interessanter. Truppenstärke, Moral, Details. Die Welt bestand aus Details, und nur, wer sie zu würdigen wusste, konnte die wirklich großen Dinge überschauen. Auch wenn diese Details den momentanen Kopfschmerz nicht unbedingt verbesserten und zu diesem eine konträre Verbindung einzugehen gedachten. DieseAufstellung war aber definitiv weit wertvoller als die Trainingsaufstellung von zuvor, und sobald es seine Aufnahmefähigkeit zuließ, würde Sextus diese Aufstellungen sehr genau untersuchen.
    “Sehr gut. Ich wünsche, ebenfalls eine Abschrift der weiteren Berichte zu erhalten über diese Daten, die du dem Primus Pilus zustellst.“ Wenn der Optio die Daten ohnehin festhielt, konnte er sie auch zweimal schreiben. Hauptsache, Sextus würde wissen, was los war in seiner Legion. Er hatte nicht vor, diese Ineffektivität weiter zu dulden, allerdings benötigte er für sinnvolle Veränderungen zunächst einmal Informationen.


    “Gibt es sonst noch etwas, Optio?“

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