der Villa Urbana des Marcus Helvetius Commodus

  • Varia wollte gerade etwas antworten, als plötzlich ein Menschenauflauf entstand. Sie schaute sich ganz wie es ihre Art war die Gesichter aller in Ruhe an. Auch die Frage des Jungen brachte sie nicht aus dem Konzept und entlockte ihrer Mine keinen Ausdruck.
    „Varia, Tochter des Ares.“ Sagte sie schließlich zu dem Jungen. Warum nicht einfach mal bissel auf die Kacke hauen. Schließlich war sie Varia durchaus bewusst, dass man sie in Griechenland als Halbgöttin und bei den Germanen gar als Götterbotin verehrte. Von einem Germanen hörte sie dereinst, dass man sie dort Walküren nannte.
    Sie sprach im ruhigen Ton, der ganz im Gegensatz zu ihren eigentlichen Gefühlen stand weiter.
    „So der B…“ sie biss sich auf die Zunge „.. Varus hat mich also für einen gewissen Commodus gekauft?“ Varia überlegte kurz, aber manchmal hatte sie ihre große Klappe eben auch nicht unter Kontrolle. „Und die beiden sind also so gut zu Sklaven, das sich mich ihnen bedingungslos ergeben soll?“ Nun konnte Varia sich ein Schmutzen nicht verkneifen. „Dein Dominus schein mir einen Hang zum Masochismus zu haben. Oder warum kauft er sich im Vollen Bewusstsein, eine Frau, die sicher in der Lage ist ihn auf 100 verschiedene Arten zu töten, ohne dass er es auch nur kommen sehen würde.“ Varias Augen funkelten gefährlich. „Wäre es dir lieber, ich spiele dir vor, dass alles gut ist, tue so als würde ich mich fügen und du findest deine Herrschaften eines Morgens tot in ihren Betten?“ Sie verabscheute nichts mehr als Meuchelmörder, aber wenn es so sein sollte, würde sie keinen Moment zögern.

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    Die beiden Frauen ließen sich durch eine beschwichtigende Geste von Atermas erst einmal dazu bringen nichts weiter zu sagen.
    Das Gespräch nahm zwar eine Richtung die anders war als die von Atermas geplante aber wenigstens schien Varia sich etwas beruhigt zu haben.
    "Nun vielleicht hat er ja genau das vor! In einem anderen Haushalt wäre das durchaus möglich.
    In diesem Fall aber nahez unmöglich. Commodus und Varus sind wie Brüder. Zwar grundverschieden und nicht wirklich blutsverwandt aber vom Verhältnis zueinander wie Brüder. Wobei der eine ganz deutliche der ältere ist und das sagen hat. Und das ist nicht Varus obwohl er glaube ich älter ist... aber das führt jetzt zu weit.
    Ich spekuliere jetzt einmal wild über die Gründe deines Kaufes. Ob es wirklich so war weiß ich nicht.
    Ich glaube Varus will dich Commodus schenken weil er sich damit für irgendwas entschuldigen brauch. Commodus braucht noch so etwas wie einen Leibwächter. Nicht weil er unbedingt aktuell bedroht wäre oder so sonderlich schutzbedürftig wäre. Aber einfach deshalb weil man so etwas ab einem gewissen Stand bei den Römern halt hat. Dafür dann jemanden zu nehmen der aus Völkern am Rande oder hinter dem Rand des Reiches kommt ist wie mir scheint im Moment in Mode. Wobei die Mehrheit da auf germanische Barbaren zurückgreift. Weder Varus noch Commodus als auch wir, wobei wir da natürlich nicht gefragt werden, haben aber Lust sich so einen großen stinkenen behaarten Bären aus dem hohen Norden ins Haus zu holen!"


    Atermas wollte erst einmal Gelegenheit zur Antwort geben und schwieg.



    Serrulus [Blockierte Grafik: http://www.bilder-hochladen.net/files/hlfb-2h-c7e1.jpg]
    dagegen, der mit großen Augen das was Atermas gesagt hatte verfolgt hatte schwieg allerdings nicht-
    "Aha Tochter von Ares also.... wie mein Vater heißt weiß ich gar nicht, meine Mutter heißt.. nein hieß Beronoe. Ich finde du siehst mir ähnlich. Kann es sein das mein Vater auch Ares heißt?"

  • Varia kam nicht zum antworten schon platze der Junge dazwischen. Sie musste lächeln und ging vor dem kleinen Mann in die Knie. Vorsichtig hob sie ihre Hand und streichelte ihm durch die Haare, wobei sie darauf achtete ihn nicht mit den Ketten zu verletzen. „Der Kriegsgott Ares hat viele Kinder, wer weiß, vielleicht ist er auch dein Vater.“
    Sie erhob sich, nur kurz konnte man sehen, dass sie Schmerzen hatte, die Häscher des Sklavenhändlers waren nicht gerade zimperlich mit ihr umgegangen, nachdem sie einen von ihnen verletzt hatte. Sie schloss kurz die Augen, dann sah sie Atermas wieder an.
    „Wie Brüder und dennoch keine und nicht blutverwand… Eine Entschuldigung soll ich also sein.“ Varia konnte sich ein Lachen nun wirklich nicht verkneifen. „Und du meinst wirklich, dein Dominus hat sich das gut überlegt?“

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    Serrulus nickte zufrieden und sagte dann zu allen im Raum


    "Ihr habt gehört ich verlange von nun an das ihr euch merkt das mein Vater Ares heißt... Jawohl!"



    Als sie kurz ihre Schmerzen zeigte sprach Esther [Blockierte Grafik: http://www.bilder-hochladen.net/files/hlfb-2e-68d3.jpg] wieder. Schon immer die mutigere der beiden Schwestern fragte sie direkt
    "Atermas ist das denn wirklich nötig. Du siehst doch das sie verletzt ist. Können wir ihr die Dinger nicht abnehmen und erst einmal schauen was sie hat?"


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    Atermas seufzte leicht ob der beiden Frauen und dem was sie eben gesagt hatten.
    "Er ist Römer, sie herrschen über fast die ganze Welt. Ich glaube nicht das er da groß Probleme gesehen hat... Für ihn ist es mehr als nur klar das du dich fügen wirst. Ich will es gar nicht schätzen aber es werden zigtausende Sklaven versucht haben und kein einziger hat es geschafft."


    Auf die Frage von Esther antwortete er:
    "Das würde ich gerne Esther. Sklave sein ist das eine, angekettet wie ein Hund das andere. Allerdings weiß ich nicht wie es dann weitergeht wenn sie von den Dingern befreit ist. Das könnte für uns recht unerfreulich werden wie ich befürchte..."


    Er blickte Varia wieder an.
    "Du glaubst an Artemis sagtest du?"

  • Ja die Römer und ihre Selbstüberschätzung. Aber auch sie hatte sich ja selbst schon mal überschätzt, weswegen sie nun hier war.
    „Wir werden sehen…ob es so ist wie er denkt.“ Bei den Worte, die er zu Esther sprach schaute Varia verblüfft.
    „Sag mir Atermas, welchen Grund hätte ich dich, die Frauen und das Kind… Varia lächelte dem Jungen zu. „…dem Sohn Ares, anzugreifen? Ja ich glaube an Artemis.“ Warum auch immer er das nun schon wieder wissen wollte, sie war zu müde, zu erschöpft, als dass sie nun auch noch wegen einer solchen Kleinigkeit diskutieren wollte.

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    "Ich kenne dich nicht aber du wirkst auf mich wie jemand der töten kann und dazu in einer Ausnahmesituation ist. Dazu sage ich, ein Mann, dir was du tun oder lassen sollst.... gepaart mit deinem bisherigen Verhalten vertraue ich dir halt nicht soweit wie mein Leben...


    Schwörst du mir bei Artemis das, wenn ich dir die Ketten abnehme, du niemanden in diesem Haus, ganz besonders nicht Tiberius Helvetius Varus und Marcus Helvetius Commodus, etwas antust, nicht versuchst zu fliehen und dich wenn ich es sage dir die Ketten wieder anlegen lässt?"

  • Varia nickte, konnte sie ihn doch verstehen, denn die Selbstkontrolle, die sie normalerweise an den Tag legte, war heute das ein oder andere Mal gebröckelt.
    „Ich töte nicht aus Freude, oder aus purer Lust am Töten… ich habe noch nie einem Menschen getötet, der nicht eine Waffe gegen mich oder mein Volk erhoben hat.“
    Varia schaute ihn an, was sollte sie schwören? Sie wollte die Dinger zwar gern loswerden, aber ….
    „Ich schwöre, dass ich niemanden in diesem hause etwas tun werde, solange man keine Waffe gegen mich erhebt. Und wenn du unbedingt willst, kannst du mir die Dinger gern jederzeit anlegen. Ich schwöre ich werde nicht fliehen.“ Zumindest heute nicht fügte sie in Gedanken an. „Bei Artemis, meiner Göttin.“

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    Atermas hörte genau zu und sah Varia die ganze Zeit forschend an. Sicher war er sich ganz und gar nicht aber was sollte er noch mehr verlangen um Sicherheit zu bekommen. Er baute darauf das Varia offensichtlich Kriegerin war und keine gute Lügnerin.
    Einmal kräftig geschluckt und er macht die Schritte bis direkt zu ihr.
    Zuerst löste er die Ketten an ihren Händen, dann würde sie ihn zwar würgen können aber durch die noch verbliebenen Ketten an den Füßen hoffte er sich dann entwinden zu können.
    Als nächstes löste er die Verbindungskette zwischen denen an den Händen und denen an den Füßen.
    Diese beiden legte er soweit es geht weg und gab gleich Serrulus ein Zeichen sie weiter weg zu räumen.


    Der hatte das bisherige mit großen Augen verfolgt und mühte sich nun ab die viele Kilo schweren Ketten in eine Ecke zu bringen.


    Atermas kniete derweil vor Varia nieder und nahm die Fußfesseln ab. Dadurch präsentierte er zwar seinen ungeschützten Rücken aber da Varia nur noch die bloßen Hände hatte hoffte er einen eventuellen Schlag zu überlegen und plante sich dann sofort tot zu stellen.


    Als die Fußketten auch ab waren nahm er diese selber auf und machte ein paar Schritte rückwärts und blickte Varia an
    "Besser oder?"


    Im Hintergrund standen noch Hannah und Esther.
    Hannah blickte recht ängstlich auf Varia und hatte die Hand vor den Mund genommen.
    Esther lächelte Varia freundlich an und ihre Blicke suchten bei Varia nach offensichtlichen Verletzungen.

  • Genau verfolgte Varia seine Bewegungen, sie selbst jedoch stand einfach nur da und bewegte sich keinen Millimeter. Auch nicht, als sie schon längst ihre Hände frei hatte und er zu ihren Füßen kniete. Es war für sie kein ungewohntes Bild, einen Mann vor sich auf den Knien zu sehen, von daher blickte sie dem kleinen Jungen nach, der sich sichtlich mit den Ketten abmühte.
    Erst als Atermas die alte Distanz wieder hergestellt hatte, bewegte sich Varia, nickte dem Sklaven dankend zu.
    Sie rieb ihre Handgelenkte, die sichtliche Male aufwiesen. Einige Stellen, waren durch das Eisen aufgescheuert, an ihren Füßen sah es nicht besser aus.
    Varia begutachtete ihre Gelenke. „Mit etwas Johanniskrautöl oder Lavendelöl heilt das schnell.“ Sagte sie mehr zu sich selbst denn zu den anderen.
    Ihr eigentliches Problem war nicht so offensichtlich, denn Sklavenhändler waren nicht so dumm Fallobst auf dem Markt anzubieten.
    Jetzt da sie endlich wieder etwas Bewegungsfreiheit hatte, tastete sie ihre rechte Seite ab. Sie konnte die Schwellung entlang ihrer Rippen fühlen. Ein oder zwei waren bestimmt in Mitleidenschaft gezogen. Varia konnte sich gut vorstellen, wir ihr Rücken unter dem Lederpanzer aussehen mochte, es würde bestimmt das ganze Farbspektrum von Grün über Lila bis Tiefblau vertreten sein.
    „Ich könnte ein paar kühlende Tücher gebrauchen, wäre das möglich. Esther? Das ist doch dein Name?“ Sie sprach die Frau direkt an, diese hatte sie es schließlich zu verdanken, dass sie die Ketten los war. Und außerdem bat sie lieber eine Frau um etwas als Atermas. Er hatte ihr zwar nicht getan, war sogar eher freundlich zu ihr, aber eben ein Mann.

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    Atermas war erleichtert das sie sich an ihren Schwur gehalten hatte. Vielleicht ging die ganze Geschichte hier doch noch gut aus.


    Die Verletzungen die zu sehen waren, sahen für Atermas "Sachverstand" nicht besonders schlimm aus. Der allgemeine Zustand von Varia ließ natürlich dagegen zu wünschen übrig. Das war ja aber auch sicherlich keine Wunder nach der "Reise" die sie hinter sich hatte.


    Er ergriff wieder das Wort und ließ Esther so nicht wirklich Zeit für eine Antwort.


    Esther wird dich gleich ins Balneum des Hauses bekleiten wo du dich deiner Kleidung entledigen und ordentlich waschen kannst. Ich denke das du hungrig bist. Falls ich richtig liege sage ihr sobald du im Wasser liegst was du gerne hättest und sie wird es dir nach Möglichkeit bringen.
    Um deine Verletzungen und weiterer Dinge wird sich Shani kümmern müssen. Sie wird sicherlich bald nachkommen.


    Keine Sorge die Hausherren sind nicht da und ich verspreche dir das Balneum auch nicht zu betreten solange du da drinnen bist. Ich denke das kommt dir entgegen und lässt dich einfacher.... entspannen."



    Nachdem er diese Anweisungen gegeben hatte wartete Atermas kurz ab ob noch eine Erwiderung kam und machte sich dann damit mit Serrulus die Ketten aus dem Atrium zu räumen und anschließend letzteren irgendwie zu beschäftigen damit er keinen Blödsinn anstellt.



    Esther [Blockierte Grafik: http://www.bilder-hochladen.net/files/hlfb-2e-68d3.jpg] ging vorsichtig auf Varia zu:
    "Dann folge mir mal."

  • Varia brauchte einen Moment um zu verstehen. Sie musste lächeln. Stimmt ja, es gab Völker in denen Nacktheit ein Problem war. Für Varia war das nie ein Thema gewesen, da sie sich selbst nicht für sonderlich anziehen hielt. Die Frauen in ihrem Dorf, jene die nicht kämpften, ja diesen waren makellos. Sie selbst hatte einige Narben, welche nicht gerade dazu beitrugen, sie schöner machen.
    Wie oft hatte sie nach einer Schlacht unter einem Wasserfall gestanden, Seite an Seite mit den Männern mit denen sie zuvor gekämpft hatte. Nie war jemand zudringlich oder ähnliches geworden, was Varia dazu gebracht hatte zu denken, sie wirke auf Männer abstoßend. Das sie einfach nur Angst vor ihr hatten, kam ihr nicht in den Sinn.
    „Ich darf Baden? Oh danke. Meine Verletzungen, kann ich selber versorgen. Habt ihr Johanniskraut oder Lavendel im Haus?“ fragte sie noch, bevor sie Esther ohne zu Murren folgte.

  • Esther [Blockierte Grafik: http://www.bilder-hochladen.net/files/hlfb-2e-68d3.jpg] hatte beim verlassen das Balneum und auf dem halben Weg durchs Atrium noch gehört das es im Balneum lauter geworden war.
    Zunächst hatte sie es verdrängt und bei ihrer kleinen Schwester die "Essensbestellung" von Varia abgegeben.
    Dann hatte sie sich aber doch überlegt das sie die neue Sklavin zu wenig kannte und ihr das alles zu riskant war. Anstatt auf das fertige Essen zu warten übergab sie das servieren an eine merklich begeisterte Hannah und machte sich selber auf die Suche nach Atermas um diesen Bescheid zu geben das es wohl besser wäre er würde sich vor dem Balneum bereit halten.

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    Atermas und Helvetia Vera erreichten das Atrium der Villa Urbana.


    "Bitte warte hier kurz", sagte Atermas höflich zu Vera.


    Er ging nach rechts zu einem mit einem schweren Vorhang abgetrennten Bereich wo offenbar die Culina des Hauses war.
    Shani und Esther waren sicherlich beim bedienen der Hausherren während Hannah in der Küche noch genug zu tun hatte. Atermas ging davon aus das Irvin sich in der Culina aufhielt und trug diesem auf
    "Bring die drei Kisten aus dem Vestibulum vorsichtig ins Atrium und warte dann da auf weiteres!"



    Im Anschluss daran ging Atermas einen Raum weiter und man konnte im Atrium kurz Stimmen hören. Nur sehr wenig später betraten zwei Römer das Atrium.

  • Der erste der Männer war kein Fremder für Helvetia Vera.
    Auch wenn er sich nach ihrem letzten Treffen natürlich ein bisschen verändert hatte.


    Nach einem Moment der Verwirrung brach pure Freude auf Commodus Gesicht auf. Mit schnellen Schritten überbrückte er die Entfernung zwischen sich und Vera und schloss diese in die Arme


    "Vera...was machst du denn hier... was freu ich mich dich zu sehen!"


    Das Verhalten von Commodus erzeugte bei den Anwesenden Sklaven für einen kurzen Moment ungläubiges Staunen. So herzlich kannte man ihn nicht.

  • Irvin erhob sich gleich nach Atermas Anweisung und wiederholte murmelt was dieser gesagt hatte: “Drei Kisten aus dem Vestibulum vorsichtig ins Atrium”. Dies machte er ständig, damit sich ihm die Wörter besser einprägten, auch wenn er nicht immer die Bedeutung aller Wörter kannte, wie gerade jetzt. Das Wort Vorsichtig war neu für ihn, wenigstens erinnerte er sich nichts schon gehört oder benutz zu haben.


    Im Vestibulum angekommen, betrachtete er die Kisten, hob eine kurz an, setzte sie ab und überlegte ob er sie auf einander stapeln sollte. Zu Hause hätte er es bestimmt gemacht, alleine um seine Kräfte zu testen. Diese Idee verwarf er gleich wieder. Immer schön fleißig sein und arbeiten, so war das Motto der Römer für die Sklaven, wenigstens sollte es so aussehen.
    Schon wirkte Irvin angepasst wie alle Sklaven und er hasste sich selber dafür. Wie oft dachte er, was macht arbeiten für einen Sinn wenn man nicht weiß wofür man arbeitet.
    Seufzend hob er eine Kiste hoch und brachte sie zum Atrium. Kehrte um holte sie Zweite und setzte sie auf die Erste um zum Schluss die dritte obendrauf zu hieven. Noch ein wenig gezerrt und geschoben , bis sie ordentlich gestapelt waren. Wartend blieb er die Arme verschränkt, die Beine ein wenig gegrätscht daneben stehen und betrachtet wie die beiden sich umarmten.
    Waren die miteinander verwandt, dass sie sich so begrüßten?
    Die haben ja doch Gefühle, stellte Irvin fast erbost fest. Sie wissen wie es ist, eine Familie zu haben und diese zu lieben. Und dennoch nehmen sie anderen Menschen dieses Gefühl. Seine Backenmuskeln begannen sich zu bewegen, da er seine Zähne zusammenbiss. Langsam glitten seine Arme hinunter und die Hände ballten sich zu Fäusten. Erschrocken über sein eigenes Tun, rieb Irvin sich über die Stirn.

  • Sieh an, das ging zügig, stellte Vera fest, man musste nur die richtigen Worte finden. Sie folgte dem Ianitor ins Atrium. „ Danke Atermas.“ Sagte sie beiläufig. Er sollte wissen, dass sie selten einen Namen vergaß und gelegentlich einen Dank heraus brachte.
    Was für eine Überraschung. Ihr Bruder war anwesend. Er sah nicht mehr ganz so jungenhaft aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte und seine überschwängliche Begrüßung. Ungewohnt, vielleicht war das Leben in Rom ein Grund. Das „… was machst du denn hier…“ überhörte sie einfach. Gut, dass sie keine Nachricht geschickt hatte. „ Die Freude ist ganz auf meiner Seite Commodus.“ Erwiderte Vera, schlug die Kapuze ihres Mantels zurück und fuhr prüfend über ihr Haar. „ Die Reise war anstrengend, eine regelrechte Zumutung. Hätte ich das vorher gewusst…“ ein Seufzer, ein suchender Blick in die Runde nach einer Sitzgelegenheit. Natürlich hatte sie gewusst, dass es kein Spaziergang werden würde. So zart besaitet war sie zudem nicht. Ein bisschen Melodramatik passte immer. „Ich setze nie wieder einen Fuß auf ein Schiff.“ Damit war gleich geklärt, dass sie eine Rückreise nicht in Betracht zog. „ Wie ich sehe geht es dir gut. Aber wieso dieses Haus hier und nicht unser Familiensitz?“ flüchtig betrachtete sie die Wände und die Einrichtung. Sie wusste nichts von den Vorfällen während des Bürgerkrieges. So viel war davon nicht nach Paxos vorgedrungen. „ Ganz annehmbar. Nicht ganz das, was ich von Paxos her gewohnt bin. Man wird sich damit arrangieren können.“ Ein kleiner Wink, dass sie nicht vor hatte sich eine andere Bleibe zu suchen. Ihr Blick fiel auf den zweiten Anwesenden Herrn. „ Willst du mich nicht vorstellen?“ knuffte sie ihren Bruder in die Seite. Den Sklaven der ihre Kisten herein gebracht hatte, ignorierte sie geflissentlich.

  • Commodus freute sich wirklich ehrlich das Vera da war.
    "Na warum hast du denn nicht vorher geschrieben. Zu mindestens vom Hafen hätte ich dich dann doch abgeholt und dafür gesorgt das die Reise angenehmer verläuft."
    In seiner Freude bemerkte Commodus erst einmal gar nicht den Blick nach einer Sitzgelegenheit


    "Das ist eine längere Geschichte mit dem anderen Haus die ich dir sehr gerne gleich erzähle."


    Commodus musste leicht grinsen als sie das Haus "abnahm"


    "Na ich denke das wird den Hausbesitzer freuen wenn du damit zurecht kommst."


    Commodus holte Varus dazu.


    "Darf ich vorstellen das ist mein... unser Gastgeber Tiberius Helvetius Varus aus dem Ostia Stamm der Gens!"


    "Varus das ist meine kleine Schwester Helvetia Vera."

  • Varus verfolgte die Begrüßung auch mit leichtem Erstaunen. Er kam ja mit Commodus gut aus und sie waren inzwischen wohl nicht nur verwandt sondern auch befreundet.
    Aber das er auch so herzlich sein konnte... das kannte er bisher nicht.


    Als er dann vorgestellt wurde lächelte er Vera an


    "Es ist mir eine Freude dich kennen zu lernen. Sei gewiss das du hier genauso willkommen bist wie Commodus. Mein Haus ist euer Haus. Dir steht alles zur Verfügung und es freut mich ebenso das dir mein Haus gefällt... oder du dich zumindestens damit arrangieren kannst."


    Der letzte Teil kam in einem leicht spaßigen Ton. Mal schauen ob die Schwester Spaß verstand.


    Er ergriff aber nochmal das Wort nachdem er mit leichtem Stirnrunzel im Hintergrund gesehen hatte das Irvin mit den Kisten rummachte.


    "Möchtest du dich denn gleich ausruhen, vielleicht das Balneum aufsuchen oder können wir mit deiner Gesellschaft bei der Cena rechnen die wir gerade begonnen haben?"

  • Eine erbauliche Erscheinung dieser Varus. Verwandtschaft aus Ostia, wie schade, dachte Vera bei sich. „ Ja ich denke es ist ausbaufähig und wird an Wohnlichkeit zulegen. So fern du mir gestattest mich bei der Ausgestaltung einzubringen.“ Äußerte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. Der vorhandenen Einrichtung sah man förmlich an, dass sie von einem sparsamen, eher praktisch veranlagten Mann angeschafft worden war. Vor ihrem geistigen Auge kamen neue Möbelstücke dazu, Büsten wurden gerückt und wirkungsvoller präsentiert. Sie war voll in ihrem Element und wären nicht die Worte Balneum und Cena gefallen. Die Sklaven hätten die ersten Möbel nach ihren Vorstellungen gerückt. Das Balneum lockte, ein Bad zur Entspannung. Für eine kleine Cena war sie empfänglicher. Auf einer Kline ausstrecken, leichte Konversation üben und ein Häppchen zu sich nehmen, konnte genauso entspannend sein. Außerdem bekam sie einen ersten Eindruck von ihrem Gastgeber und ihrem neuen Heim. „ Eine Cena? Dafür wäre ich empfänglich. Mein Aussehen bitte ich zu entschuldigen.“ Vera öffnete die Fibel an ihrem Mantel und nahm ihn ab. Sie warf ihn auf ihre Kisten. Erst den daneben stehenden Sklaven aufzufordern danach zu greifen, war ihr zu viel. An ihren zusammengesteckten Ärmeln zupfend ging sie auf Varus zu, in Erwartung, dass er sie zur besagten Cena geleitete. Schließlich war er hier der Hausherr. " Wir können." gab sie ihm Bescheid.

  • Irvin überlegte wer da gerade, nicht älter als sein jüngste Schwester, gekommen war.
    Er verstand ja nichts on dem was gerade gesprochen wurde aber wunderte sich doch sehr, als er sah wie sie sich aufführte. Nach einigen Beobachtungen kam er zu dem Ergebnis, diese Römerkinder werden also schon in ihrer Kindheit zur Überheblichkeit erzogen. Welch ein seltsames Volk, musste er mal wieder denken.
    Verwundert verfolgte er dann den Flug des Mantels und schüttelte mit dem Kopf.
    Wurde jetzt etwa erwartet, das er diesen nahm, weg räumte oder so etwas in der Art? Achselzuckend blieb er stehen und schaute der Gesellschaft hinterher.

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