An einem Novembernachmittag entschloss sich Pacatus, dem Ziegeleibesitzer Fecenius Chilo einen Besuch anzustatten. Eine gute Gelegenheit, auch den langgestreckten Vicus Navaliorum in Augenschein zu nehmen, denn dieser Chilo wohnte am südlichen Ende des Vicus, gleich beim Hafen. Aber Novembernachmittage sind kurz, noch dazu, wenn die Wolkendecke, wie heute, kaum zweihundert Fuß über dem Land liegt und schon mittags das Dunkelwerden ankündigt. Von seinem Haus bis zu dem des Chilo war es mindestens ein halbe Meile, weshalb Pacatus sich beeilte, um wenigstens bis zum Hafen zu kommen.
Die Häuser waren hier selten aus Stein gebaut, meistens aus dick verputztem Fachwerk und oft mit Holzschindeln gedeckt. Den meisten konnte man ansehen, dass sie sich auf keinen Architekten berufen konnten. Oft waren es notdürftige Improvisationen ihrer Erbauer oder phantasievolle Umbauten aus Lagerschuppen und Werkstätten, in deren Nachbarschaft sie auch standen.
Als er den Hafen erreichte, kam etwas Wind auf, der die herrschende Kälte noch verschärfte. Pacatus dachte an Roma, wo es sicher etwas wärmer war, aber genau genommen gab es dort auch solche Tage, an denen das Wetter bleiern auf der Seele lastete. Man kann nicht Alles haben, sagte er sich, denn er hatte ja in voller Absicht die Wärme des Südens gegen die Freiheit von den Schergen dieses verfluchten Kaisers eingetauscht. Hier konnte man wenigstens frei atmen. Kalte Luft zwar, aber gute, freie Luft. Und den Gestank der Gassen von Roma war er auch los. Er schaute über den Fluss. Der Rhenus war mächtiger als der Tiber und auf dem gegenüber liegenden Ufer war der ungebändigte Wildwuchs der Flusswälder zu erkennen. Eine freie Landschaft.
Er musste jetzt das Haus dieses Chilo finden und begann, sich durchzufragen.