Bewerbung des Lucius Petronius Crispus für den Ordo Decurionum

  • Aulus Patulcius Merula
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    "Decuriones", adressierte der Duumvir am heutigen Tage die Versammelten, die sich trotz Schneefalls zur Curia begeben hatten. "Es geht heute um die Kandidatur des Lucius Petronius Crispus für die Aufnahme in den Ordo Decurionum. Petronius, du hast das Wort." Damit war seine Arbeit vorerst getan und Patulcius ließ sich wieder auf seinen Stuhl nieder.




    NDM

  • Witjon flätzte sich auf seinen Stuhl und versuchte dabei noch möglichst würdevoll auszusehen. Ihm war kalt und am liebsten hätte er die Arme vor der Brust überkreuzt und mit den Füßen aufgestampft, aber das konnte man in der Toga einfach nicht bringen ohne Gelächter zu riskieren. Hoffentlich legten die Sklaven gleich nochmal was nach, damit die Kohlebecken besser wärmten. "Wir brauchen hier dringend ein Hypocaustum", raunte er seinem Nebenmann zu, während der Petronius sich anschickte, eine Ansprache zu halten. Das zumindest erwartete Witjon von ihm.

  • Crispus war ein kleines bisschen aufgeregt, als der Tagesordnungspunkt zu seinem Sohn an die Reihe kam. Das kam einerseits daher, dass Lucius bisher noch nicht viele Reden geschwungen hatte, andererseits, weil er sich als Magister Vici nicht überall beliebt gemacht hatte. Die Pflichten waren alle von ihm erfüllt worden - und das nicht schlecht, wie der alte Petronier meinte, trotzdem musste sein Sohn noch ein bisschen an seinen Umgangsformen feilen.


    "Auf geht's!"


    ermunterte er Lucius, der neben ihm auf seinen Auftritt gewartet hatte, schließlich und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.

  • Auch Lucius war etwas nervös, obwohl er sich die ganze vorhergehende Sitzung einredete, dass diese Versammlung seiner im Grunde sowieso nicht würdig war, dass er einen festen Anspruch auf diesen Platz in ihrer Runde hatte - Verachtung war noch immer die einzige Möglichkeit, seine Unsicherheit in den Griff zu bekommen.


    Als er dann aufstand, hatte er es ziemlich geschafft, dafür aber auch einen Großteil seiner vorbereiteten Rede vergessen - also musste er improvisieren:


    "Decuriones,


    ich - äh - bewerbe mich um einen Sitz in euren Reihen. Ich bin der Sohn des Marcus Petronius Crispus, Veteran, ehemaliger Magistrat und Pontifex dieser Civitas! Und ich selbst habe das letzte Jahr als Magister Vici gedient! Ich kenne die Vicani meines Vicus, ich kenne die Stadtverwaltung und die Vorgänge hier in diesem Gremium! Außerdem habt ihr mich zum Ankläger im Namen der ganzen Civitas gemacht."


    Diese Aufzählung seiner Verdienste und seiner Herkunft wischte tatsächlich die letzten Reste seiner Unsicherheit beiseite und er richtete sich förmlich auf. So fuhr er mit funkelnden Augen fort:


    "Für einen solchen Mann ist es angemessen, dass er auch selbst zu den Decuriones zählt, denn wie sähe es aus, wenn ihr jemanden mit der Vertretung eurer Civitas betraut, ihm aber nicht gestattet, selbst über ihr Schicksal mitzubestimmen? Mein Vater hat sich für diese Civitas eingesetzt, ich habe es getan und will es auch in Zukunft tun!


    Die Rede war ein klein bisschen forsch ausgefallen, aber Lucius hatte einfach das ausgesprochen, was ihm in den Kopf gekommen war. Nun sah er abwartend in die Runde und blieb schließlich bei seinem Vater stehen.

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  • Nachdem Lucius seine Bewerbungsansprache gehalten hatte, erbat Witjon das Wort beim Duumvir und stellte dem jungen Petronius sogleich eine Frage: "Petronius, wie wird denn dein zukünftiger Einsatz für die Civitas aussehen? Hast du bereits das nächste Amt im Auge?"
    Der Bursche war ja ganz schön selbstbewusst aufgetreten. Wenn dessen Reden demnächst immer so direkt ausfielen, könnten die Sitzungen des Ordo Decurionum bald wieder richtig Fahrt aufnehmen. Lucius könnte fast Laetilius Fecenianus' Platz einnehmen, wenn er so weitermachte. Als ihm dieser Gedanke bewusst wurde, war Witjon sich nicht mehr so sicher, ob der diesem Bewerber seine Zustimmung geben sollte...

  • Mit dieser Frage hatte Lucius nicht gerechnet, sodass er kurz stockte. Nachdem sie von einem Duccier kam, ahnte er natürlich eine Fangfrage, aber wie war sie einzuschätzen? Spontan hätte er gesagt, dass er hoffte, nach dem Krieg in den Stand der Equites aufgenommen zu werden, Mogontiacum zu verlassen. Aber war es rational, diesen Plan zu verraten? Außerdem - wie wahrscheinlich war es wohl, dass der Alte das in die Wege leiten konnte? Vielleicht enttäuschte sein Vater ihn auch - wie schon so oft...


    Er kam zu dem Schluss, dass Ehrlichkeit hier dysfunktional war, womit wieder die Frage blieb, was für die Situation am Nützlichsten war. Da sein Vater wie auch die anderen Honoratioren aber ständig von Einsatz für die Stadt und so weiter schwafelten, entschied er sich schließlich dafür, dass sich das Anpeilen eines weiteren Amts positiv auf die Bewertung der anderen auswirken würde. Damit man ihn aber nicht allzu schnell festnageln konnte, kam ihm sogar eine Ausrede dazu:


    "Im Moment habe ich ja noch eine Aufgabe der Stadt. Aber ich will natürlich auch das Aedilat - äh - anstreben."

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  • Lucius' Ansage quittierte Witjon mit einem Nicken und einem Brummen, das so viel heißen mochte wie 'zur Kenntnis genommen'. Dass ihn die Beauftragung als Ankläger so viel Arbeit bescherte, dass Lucius nicht gleichzeitig schonmal zum Aedilat kandidieren könnte, wollte Witjon zwar nicht wahrhaben, aber das sprach er vorerst nicht laut aus. Statt dessen hakte er lieber nochmal an voriger Stelle nach. Immerhin wollte er Bewerber hier nicht scharenweise durchwinken. Und erst recht eigentlich nicht den Sohn seines früheren größten Konkurrenten im Rat. Witjons Unterbewusstsein sträubte sich dahingehend noch ein kleines bisschen.


    "Und hast du für dein Aedilat oder vielleicht auch schon vor der Kandidatur bereits konkrete Projekte im Auge? Du bist ja schon einmal mit einem Antrag vor uns getreten, das war, äh..." - Er musste kurz nachdenken - "Die Sache mit den Töpfern, nicht? Irgendwelche Pläne in dieser Richtung?" Mal sehen, welche Gedanken der junge Mann sich schon so gemacht hatte. Oder auch nicht.

  • Lucius war kein Mensch, der gern improvisierte - jetzt lief das ganze allerdings irgendwie genau darauf hinaus. Wieder zögerte er und ärgerte sich - er bewarb sich ja nicht als Aedil, sondern als Decurio und die brauchten doch sonst auch keine politische Agenda. Wieder einmal typisch Duccier...


    "Mein Antrag mit den Töpfern wurde abgelehnt, wie du sicher weißt. Ich habe keine Absicht, das Votum der Decuriones infrage zu stellen."


    gab der junge Petronier schließlich angesäuert zurück - dies erschien ihm die arschkriecherischste Antwortoption zu sein, die für eine Kandidatur sicherlich angemessen war. Zugleich weckte diese Veranstaltung aber wieder seine Sehnsucht, endlich aus diesem Provinznest fortzukommen, weg von den Ducciern, weg von seinem engstirnigen Vater und dorthin, wo man es durch Intelligenz und Vernunft zu Großem bringen konnte - denn von beidem hatte er seiner Meinung nach genügend!

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  • Lucius wirkte nicht sonderlich begeistert, als Witjon auf den abgelehnten Antrag zu sprechen kam. Es wunderte den Duccius daher umso weniger, dass er eine nur wenig ausführliche Antwort bekam und dass Lucius sich auch nicht bereit zeigte, genauer auf irgendwelche Ambitionen seinerseits einzugehen. Deshalb bedankte sich Witjon einfach und bedeutete dem Duumvir dann mit einer dezenten Handbewegung, dass er keine weiteren Fragen mehr stellen würde. Auch sonst war wohl niemand mehr daran interessiert, Lucius genauer zu prüfen.

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