All your base are belong to us - Rebellen im Hause

  • "Ich werde schauen was ich tun kann, Decima.", antwortete Vala knapp, denn die Müdigkeit in seinen Gliedern forderte immer lauter nach Erholung, "Wenn du mich nun entschuldigst? Der Marschbefehl für die achte Legion kann jeden Tag eintreffen, deshalb wird der morgige besonders früh anfangen. Zudem werden die Cohortes Urbanae und die Praetorianer hier bald wieder einziehen wollen, und meine Männer wollen nach Hause. Ich werde dich also darüber in Kenntnis setzen, sobald ich neueres weiß."

  • Der von den Männer lang herbeigesehnte Marschbefehl für die achte Legion traf wenige Tage nach der Erhebung ihres Tribuns und Kommandanten zum Senator Roms ein, und sorgte damit für eine deutlich ausgelassene Stimmung in den Reihen der Männer. Hatte man sich schon vorher darauf vorbereitet die Castra zu verlassen, gönnte man den Männern noch einen Abend zum Draufmachen in der Stadt, bevor es am nächsten Morgen zurück gen Norden ging. Da Vala seine Männer nicht begleiten würde, nahm er sich vor deren Abmarsch noch den Moment einer Ansprache vor der komplett angetretenen Besatzung der Castra.
    Als er, schon nicht mehr Tribun, schon nicht mehr in den Stiefeln eines Soldaten sondern in den roten Schuhen eines Senators die hölzernen Stufen zur Rostra hinaufstieg empfing ihn oben ein Gefühl der Wehmut, immerhin hatte er mehrere Jahre mit den Männern verbracht und kannte viel zu viele von ihnen beim Namen.


    "Männer der glorreichen Octava Augusta..", begann er seine vorerst letzte Ansprache zu den Männern, "..der Feldzug gegen den Usurpator steht mit eurer Rückkehr in die Heimat Argentorates kurz vor seinem Ende. Vor seinem erfolgreichen Ende, Männer, denn der Usurpator ist tot und der legitime Nachfolger des Valerianus ist DANK EUCH nicht nur rechtmäßiger, sondern auch inthronisierter Princeps Roms. EUER EHEMALIGER LEGATUS IST NUN AUGUSTUS! WELCHE EHRE KÖNNTE EUCH NOCH ZUTEIL WERDEN, ALS DEN MANN, DEM IHR AUF JAHRE HINWEG TREU GEFOLGT SEID, AUF DEN THRON ZU HEBEN? Soldaten, ihr habt mit euch mit jedem Tropfen Blut und Schweiß Ehre verdient, und das wird euch niemand vergessen. NIEMAND! Die Schlagkraft und Stärke der achten Legion sucht ihresgleichen, und ihr seid Teil dieser Legion. Auch wenn ich euch nicht zurück nach Germania begleiten werden, denn meine Pflichten sind nun hier in Rom... der Kaiser braucht mich, so wie er einst euch brauchte.. und ich werde mein möglichstes tun eurem Vorbild hier in Rom nachzueifern. DENN AUCH ICH WERDE EUCH NICHT VERGESSEN, MÄNNER ARGENTORATES! Kehrt zurück zu euren Weibern und Kindern, ehrt die Toten die ihr Leben für den Princeps und Rom gegeben haben, und erinnert euch stets mit Stolz an das, was ihr aufzubauen geholfen habt! DER FRIEDEN NACH DEM KRIEGE IST EUCH ZU VERDANKEN, MÄNNER! VERGESST DAS NICHT!"
    Sprach's, verabschiedete sich noch einmal mit festem Handschlag bei den ihn umgebenden Offizieren der Legion, und verschwand unter dem Jubel seiner Soldaten mit angestrengt würdevoller Miene von der Rostra.. mit dem Wunsch im Hinterkopf, irgendwann wieder das Kommando über diese Männer haben zu können.. als 'richtiger' Legat der glorreichen Legio Octava Augusta.


    Wenige Stunden später war das Lager verwaist... und stand den Soldaten der Urbaner und Praetorianer wieder offen.

  • Seiana nickte langsam. Sie fühlte sich merkwürdig... weil ihr einerseits das Gespräch gut getan hatte, und weil da andererseits stets dieses nagende Gefühl in ihr war, dass es falsch war, was sie getan hatte. Dass es falsch gewesen war, einzuwilligen Magnus' Kinder fortzuschicken, einzuwilligen sie fern von ihrer Familie aufwachsen zu lassen... sie einzutauschen dafür, dass der Rest der Familie in Rom Unterstützung erhielt. Sie durfte das niemandem erzählen – nicht weil sie es dem Duccius versprochen hatte, sondern weil sie vor ihrer Familie nicht eingestehen konnte, was sie da getan hatte, warum sie es getan hatte. Faustus hätte an ihrer Stelle vermutlich lieber sich selbst geopfert als die Kinder aufzugeben, wenn er es wie sie für richtig gehalten hätte, dass sie in Rom bleiben sollten oder wenigstens in Hispania bei der Familie. Aber sie... hatte sie eingetauscht. Und war nun hier, um wenigstens das bisschen noch zu retten, was zu retten war an Verbindung den Kindern ihres Onkels.
    Seiana verdrängte die Gedanken und rang sich ein weiteres Lächeln ab. Es war besser gelaufen als sie erwartet hätte... nicht nur wegen Venusias Reaktion, sondern auch wegen des Gesprächs an sich. Jemanden zu haben mit dem sie reden konnte, wie kurz auch immer, mit dem sie sogar über Faustus hatte reden können. „Sicher“, erwiderte sie müde, als Venusia auf ihre Arbeit hinwies. Seiana hätte einiges gegeben, um helfen zu können, um Ablenkung zu haben von dem monotonen Einerlei, das momentan ihren Alltag darstellte, aber so weit konnte sie ihren Stolz dann doch nicht überwinden, dass sie das anbot. „Dir auch alles Gute... vale bene“, verabschiedete sie sich also nur und verließ den Raum wieder.

  • Seiana unterdrückte ein Seufzen – ebenso wie die Bitte danach, dass er nicht gehen sollte. Je länger ihre Gefangenschaft andauerte, desto stärker spürte sie die Einsamkeit, die sie umgab. Kaum etwas zu tun, kaum etwas, mit dem sie sich ausdauernder beschäftigen konnte, und selten jemand, mit dem sie sich wirklich unterhalten konnte. Die Wachhunde, die sie begleiteten wann immer sie das Zimmer verließ, reagierten fast nie und wenn dann nur kurz angebunden, wenn sie denn mal etwas hatte, was sie sie fragte, und ähnlich verhielt es sich mit den Sklaven, die ihr Essen brachten. Sie wollte nicht, dass der Duccius ging, der so ziemlich der einzige war, mit dem sie überhaupt ein vernünftiges Gespräch führen konnte, wollte nicht wieder allein sein. Aber sich so weit herabzulassen darum zu betteln, dass er ihr ein wenig Gesellschaft leistete, würde sie dann doch nicht tun. Stattdessen bemühte sie sich nur ein weiteres Mal, wie so oft, hinter einer Maske zu verbergen, wie sehr sie sich mittlerweile nach Gesellschaft sehnte. „Natürlich“, erwiderte sie also schlicht und schlang nur ihre Arme noch ein wenig enger um den Oberkörper, während sie nun durch das Legionslager wieder den Weg Richtung Principia einschlugen. „Ich wünsche dir eine gute Nachtruhe.“

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