All your base are belong to us - Rebellen im Hause

  • "Ich komme schon zu recht. Lass die Pflicht nicht zu lange warten. Sie kann schnell ungeduldig werden. Ich werd mich mal weiter mit der Schrift hier beschäftigen."
    Sie deutete in Richtung des Tisches an dem sie gesessen hatte ehe ihr Neffe gekommen war.
    "Ich werde dir rechtzeitig Bescheid geben. Versprochen."
    Venusia wartete bis er den Raum verlassen hatte und ließ sich dann auf den Stuhl fallen. Die Aussicht bald wieder zu Hause zu sein und ihre Kinder um sich zu haben, versetzte sie in eine gute Stimmung. Es würde alles wieder gut werden. Was gab es Besseres als bei Leuten zu sein, die einen mochten und zu schätzen wussten. Sie würde wieder ausreiten können und sich lang mit Albin unterhalten können. Sie vermisste den alten Mann, der sie ja fast mit aufgezogen hatte. Die Schrift wurde immer uninteressanter und die Gedanken an die Zukunft im Norden beschäftigten sie immer mehr.

  • Seiana sah auf, als es wieder klopfte, und wappnete sich schon mal für eine neue Tirade – aber diesmal tauchte jemand anders auf. „Salve, Perplexus.“ Seiana wies auf den zweiten Stuhl, der bei dem Tisch stand an dem sie saß, wartete bis der Mann sich gesetzt hatte, und deutete dann auf einige Tafeln, die bereits auf dem Tisch lagen. „Ein paar Notizen habe ich bereits gemacht...“ Sie hatte zwar nicht wirklich darüber nachgedacht, ob der Duccius ihr einen Scriba zur Verfügung stellen würde, der ihr die Schreibarbeit abnahm, hatte allerdings nach der erfolgreichen Einigung mit dem Duccius begonnen die Hoffnung zu hegen, dass sie irgendwann in der nächsten Zeit, wenn der Cornelius Rom erreicht hatte, tatsächlich wieder frei kommen würde... und sobald das passiert war, würde sie auf eigene Scribae zurückgreifen können. Auf den Tafeln waren entsprechend vor allem allgemeine, eher hingekritzelte Stichpunkte zu finden: wie sie sich das Konzept vorgestellt hatte, das die Schola Atheniensis ersetzen könnte und zugleich eine gewisse Vergleichbarkeit des Bildungsstandards römischer Bürger wahrte.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/77.jpg Ob er das nun als Einladung verstehen sollte, die Notizen selbst zu sichten und zu gliedern? Etwas unsicher war Perplexus da schon, hatte er doch nur die Order bekommen einfach niederzuschreiben, was die Decima ihm zu erzählen hatte und es nachher zusammen zu fassen. Allerdings würde sich diese Situation nicht auflösen, wenn er nicht mit der Sprache rausrückte, also sprach er: "Der Tribun hat mich angewiesen deine Idee derart zu versprachlichen und niederzuschreiben, dass sie sich... verkaufen.... lässt. Es wäre also von Vorteil, wenn du mir einfach erzählst, was du dir gedacht hast."
    Sprach's, und ließ sich auf einem Schemel nieder um sich an die Arbeit zu machen...





    ___________________________________


    Wenige Stunden danach, aber schon am späten Abend ließ der Tribun sich bei der Decima ankündigen und tauchte auch schon wenig später im Cubiculum der Gefangenen auf. Sein Gesichtsausdruck war von den Strapazen der vergangenen Tage in Müdigkeit gezeichnet, und alles an seiner Haltung verriet, wie eilig er es hatte diesen Tag abzuschließen: "Salve Decima..", murmelte er daher in seinen Bart und warf ihr ein Schreiben hin, das noch am selben Tag am Tor abgegeben worden war, "...ich muss zugeben, dass ich diesen Kult der Vesta noch nie wirklich verstanden habe. Aber normalerweise wandert jemand, der hier einsitzt und für den man sich nur per Brief einsetzt noch am gleichen Tag tiefer in den Bau. Ist das jetzt so eine vestalische Eigenart, oder schert die sich wirklich nicht um ihren Vater? Wer ist das überhaupt? Und ich dachte, der Kaiser wäre der Vater dieser Vestalinnen, oder so?"

  • Ein wenig überrascht sah Seiana auf – nickte aber nach einem kurzen Zögern nur. „Ganz wie du meinst“, antwortete sie und begann ihm wie gewünscht zu erzählen, was sie sich gedacht hatte, wobei nun sie es war, die hin und wieder auf ihre eigenen Notizen blickte, um nichts zu vergessen.


    ~~~


    Am Abend saß sie ebenfalls in dem Stuhl an dem Tisch. Immer noch. Schon wieder. So genau wusste sie den Unterschied nicht mehr zu sagen, war es doch tagein, tagaus immer das gleiche. Sie hatte die Zelle im Carcer noch zu gut in Erinnerung, um nicht nach wie vor noch dankbar zu sein dafür, dass sie nun hier sein durfte... trotzdem war es auch hier auf Dauer nicht angenehm, weil es vor allem immer noch eins war: eine Zelle. Eine mit deutlich mehr Annehmlichkeiten, aber trotzdem eine Zelle. Und obwohl dieses merkwürdig tiefe Loch, das da seit der Geburt in ihr war, nicht mehr ganz so tief war, und sie vor allem nicht mehr so sehr in seinen Bann zog, war da nun wieder ihr altes Problem: sie kam damit nicht klar, nichts zu tun zu haben. Sie konnte dann den Hang zum Grübeln, der viel zu stark in ihr vorhanden war, dann nicht mehr abwehren – und es waren selten schöne Dinge, über die sie ins Grübeln kam. Was sie zu lesen bekommen hatte, hatte sie schon längst mehrfach gelesen, und was sie hatte notieren können auf den Wachstafeln, hatte sie notiert. Und wieder fort gewischt. Und erneut aufgeschrieben. Und wieder fort... Im Moment waren sie auch wieder leer, nachdem der... Sklave? Bedienstete? des Duccius wieder gegangen war mit all dem, was er aufgeschrieben hatte, hatte sie ihre Notizen wieder entfernt. Sorgfältig. Sehr sorgfältig. Viel zu sorgfältig, aber sie hatte ja nichts anderes zu tun.


    Als ihr angekündigt wurde, dass der Duccius sie noch aufsuchen würde, hatte sie also ebenfalls in dem Stuhl gesessen, ohne allerdings etwas bestimmtes zu tun – sie saß einfach da, starrte vor sich hin und tippte gelegentlich mit dem Stylus auf einer der Wachstafeln herum, die mittlerweile schon bedenklich abgekratzt waren. Eine Schicht noch, vielleicht zwei... viel länger würde sie nicht mehr nutzbar sein. Und so saß sie immer noch da, als der Tribun schließlich hereinkam. Ihre Hand mit dem Stylus verharrte reglos, als sie aufsah und sich fast schon gegen ihren Willen über seinen Anblick freute. Seine Anwesenheit bedeutete Abwechslung in dem eintönigen Einerlei ihres momentanen Alltags, auch wenn sie sich freilich fragte, welchen Grund er wohl haben mochte zu ihr zu kommen. „Salve, Duccius“, antwortete sie und überlegte, ob sie ihm wohl einen Platz anbieten sollte – es fühlte sich merkwürdig an, immerhin war sie seine Gefangene, aber trotz allem wurde ihr gegenüber jede Höflichkeit gewahrt, seit sie dieses Zimmer bezogen hatte –, aber sie kam nicht dazu eine Entscheidung zu treffen. Der Duccius warf ihr ein Schreiben hin und hielt erst mal eine kleine Ansprache, aus der Seiana nur teilweise schlau wurde. Was sie sich zusammenreimen konnte war, dass es offenbar um Messalina und Varenus ging. „Ist er auch...“ antwortete sie und zog dann zunächst das Schriftstück zu sich heran, um es zu lesen. Sie unterdrückte ein Seufzen. „Mädchen treten aus ihrer Familie aus, wenn sie vom Kaiser zur Vestalin berufen werden, sie gelten dann als seine Töchter. Trotzdem ändert das nichts an möglichen Gefühlen für die Familie, aus der sie stammt... Messalinas leiblicher Vater ist Titus Varenus, und sie liebt ihn.“ Varenus. Irgendwo hier im Carcer. Ebenso wie ihr Bruder. Seiana versuchte, nicht an ihn zu denken. „Sie ist... gutgläubig.“ Naiv würde es wohl besser treffen. „Und sehr überzeugt vom Ansehen der Vestalinnen. Sie wollte ihrem Vater helfen, nicht schaden.“

  • Es dauerte einen Moment bis ich realisiert hatte das in der realen Welt etwas geschehen war, so weit war ich also bereits abgedriftet in meinen Gedanken. Ich hatte eine schreckliche Nacht hinter mir, ich war schweißgebadet aufgewacht nachdem ich die leblosen Körper meiner Geliebten Familie hatte in Händen halten müssen, seither lag ich wach und versuchte mögliche Szenarien zu kalkulieren die mir Gewissheit geben sollten ...


    Doch so eigenartig das klang, der Besuch eines Freundes schien mir bisher nicht in den Sinn gekommen zu sein ...


    "Ich weiß was du meinst, ich habe schon seit Tagen niemandem einen Brief diktiert oder Tabulae verfasst ...


    Versuchte ich mich ganz gelassen zu geben, doch die Fassade bröckelte noch bevor die Gerüste abgebaut worden waren ...


    "Vala ... Ich muss wissen was mit Axilla und meinen Söhnen ist! Ich wüsste nicht was ich tun würde wenn ihnen was zustößt! ... Aber das Bier das du da mitgebracht hast ist schonmal herzlich Willkommen!


    Bewahrte ich zumindest ein wenig meiner noch verbliebenen Würde ...

  • "Aaaaaahso...", murrte Vala, und meinte: scheiss egal. Nicht, dass es ihm unlieb wäre eine Bittstellerin weniger auf der Matte zu haben, allerdings war eine Bitte per Brief dann doch ein Kaliber, dass er unmöglich ernst nehmen konnte. Da er sich der Decima wegen ohnehin mit den einsitzenden Familienangehörigen befassen musste, war ihm sogar der Name Titus Varenus ein Begriff: "Überzeugte Vestalin hin oder her... das Weib kann froh sein, dass ihr Vater ihretwegen nicht in den Bau zurückwandert, aus dem du ihn rausgeholt hast."

  • "Och..", witzelte Vala mit müdem Lächeln während er sich selbst ein Bier eingoss, "ich kann dir einen Scriba schicken, dem du etwas erzählen kannst."


    Während er den ersten Schluck des kühlen Nass genoss stellte sein Freund eine Frage, von der Vala gehofft hatte er würde sie überhaupt nicht stellen... oder erst zu späterer Gelegenheit. So allerdings sorgte Imperiosus gleichwohl dafür, dass sich ein fetter Klumpen in Valas Magengrube bildete und sich sein Blick verlor. Axilla. Vermaledeite Axilla. Natürlich musste er damit ankommen... und so wie Imperiosus klang, machte er sich ernsthaft Sorgen um seine Frau, was Vala nochmals Stiche durch's Herz schickte, er aber mit einem noch tieferen Schluck Bier zu kaschieren versuchte.


    "Nun..", begann er vorsichtig, "..ich kann dir in der Sache leider noch nichts neues vermelden, da Ostia groß ist und meine Leute überhaupt nicht wissen wo sie überhaupt suchen sollen." Derart herumdrucksend und ausweichend, kam ihm dann doch erst nach einigen Momenten peinlicher Stille der rettende Einfall: "So du den Aufenthaltsort von.. Axilla.. und deinen... Söhnen... kennst, werde ich dir eine Eskorte bereitstellen lassen, die dich zu ihr bringt. Augenscheinlich natürlich um dich zu bewachen."
    Gerettet, wenn auch Vala meinte sein Inneres würde gleich zerspringen wenn er Imperiosus nicht sofort das Herz herausriss um es zu vertilgen. Tat er aber nicht, denn das, was da gerade in ihm rumorte war sich seiner neuen Rolle noch garnicht wirklich bewusst, da schon vor mehr als einem Jahrzehnt in die Abgründe seines selbst verbannt, während der professionelle Politiker und Taktierer für Imperiosus weitaus größeren Nutzen ausmachte wie für Axilla... und auch dementsprechend agierte.

  • Seiana legte das Schriftstück auf den Tisch, sagte aber nichts weiter dazu. Aus den Worten des Duccius schloss sie, dass er nicht vorhatte, Varenus nun wieder schlechter zu behandeln wegen dieses Briefs, und das genügte ihr. Hätte er wirklich vorgehabt, ihn freizulassen, hätte er das wohl schon bei ihrem letzten Gespräch gesagt – jetzt noch mal danach fragen würde sie sicher nicht. Zumal ihr in erster Linie daran lag, das Wohlwollen des Duccius für Faustus aufzuheben. Anders als Messalina, die zwar die übrigen gefangenen Decimi erwähnte, aber mit keinem Wort nach ihrem Wohlergehen fragte, dachte Seiana zwar an ihre übrigen Verwandten – aber wer ihr am wichtigsten war, war ihr Bruder. Und sie wollte, dass der Duccius sich für Faustus einsetzte, wenn es irgend möglich war. Varenus mochte keine angenehme Zeit im Carcer haben, aber er war nur ein kleines Licht, sie war sich sicher, dass er freigelassen werden würde, wenn der Cornelius erst einmal in Rom war – die Frage war nur, wie sehr seine Karriere beschädigt sein würde. Faustus dagegen... das war etwas völlig anderes. Wenn es ganz schlecht lief, drohte ihm das Todesurteil. Er konnte alles brauchen, was auch immer ihr zur Verfügung stand, um es zu seinen Gunsten in die Waagschale zu werfen.


    „Dann wird sie sich damit abfinden müssen, dass ihr Vater vorerst nicht frei kommt“, erwiderte sie nur und schwieg einen Moment, bevor sie beschloss, die Gelegenheit zu nutzen, wo der Tribun nun schon bei ihr war. „Ich hätte ebenfalls eine Bitte an dich... das heißt, eigentlich zwei.“ Wobei sie allerdings stark davon ausging, dass er zumindest die zweite ablehnen würde. „Ich würde gerne meiner Familie schreiben, in Rom und in Tarraco, wenn du nichts dagegen hast. Und ich...“ Sie räusperte sich. „Gibt es eine Möglichkeit, dass ich meinen Bruder sehen kann?“

  • Am liebsten wäre ich auf der Stelle aufgesprungen und wäre mit meinen "Bewachern" nach Ostia gezogen, doch diesmal meldete sich dann doch auch nochmal mein Verstand ...


    "Das würde ich liebend gerne .. Aber ... bist du dir sicher, dass das nicht auf dich zurückfallen kann wenn der Cornelier hier ankommt? Immerhin hat er die Classis ja scheinbar geschlagen, also kann es ja nicht mehr lange dauern!"


    Schließlich war Axilla und den Jungs nicht geholfen wenn sie hier mit ihrem Vater gemeinsam inhaftiert waren und mein Gönner plötzlich in Ungnade fiel ...

  • "Junge...", grinste Vala schief, weil ihm irgendwie garnicht danach war sein Gesicht derart zu verziehen, "...die Eskorte würde dich nicht nur hinbringen, sondern auch wieder zurück. Bei aller Freundschaft weißt du ja offensichtlich selbst, dass ich dich nicht einfach frei herumlaufen lassen darf. Meine Männer werden dich hinbegleiten, deine Familie einsammeln und euch wieder herbringen." '...woraufhin ich dieses Zimmer meiden werde wie die Post', sprach er natürlich nicht aus, aber genau diese Gedanken waren es die ihn gerade umtrieben. Was tat man nicht alles um alte Rechnungen zu begleichen?

  • "Ich entscheide ohnehin nicht, wer hier freikommt und wer nicht...", brummte Vala während er sich die Schläfen massierte, "...hier sitzt alles ein um für den Cornelier aufbewahrt zu werden, und der große Mann richtet danach über jeden einzelnen... so auch über dich."


    Als die Decima dann mit einer Bitte ankam, schaute Vala drein als hätte er sich gerade verhört: "Das mit deinem Bruder ist, zumindest im Moment, ausgeschlossen. Der Mann hat als Befehl von ganz oben Einzelhaft, und du willst den Spielraum nicht jetzt schon ausloten.", mit der flachen Hand wischte Vala etwas unsichtbares aus der Luft und machte damit deutlich, dass der bezeichnete Spielraum eben nicht allzu groß war, "Das mit den Briefen ließe sich arrangieren... allerdings werden sie kaum als offizielle Schreiben zu verkaufen sein. Gibt es einen Klienten von euch, dem man diese Schreiben unterjubeln könnte?"

  • Seiana schloss für einen winzigen Moment die Augen, als der Hinweis kam, dass der Cornelius auch über sie richten würde. Sie wusste das. Sie verdrängte es nur in aller Regel. Sie wollte nicht darüber nachdenken, was möglicherweise mit ihr sein könnte, und ohnehin war sie nicht wichtig.


    Beim darauffolgenden Thema schloss sie erneut die Augen, und diesmal für länger. Natürlich sagte er nein. Eigentlich hatte sie mit nichts anderem gerechnet. Aber was war, wenn das Schlimmste eintrat, wenn Faustus tatsächlich zum Tod verurteilt wurde? Wenn es wirklich dazu kommen sollte, wollte sie ihn wenigstens noch einmal, ein einziges Mal gesehen haben. Und wenn der Cornelius erst mal hier war, würde es vielleicht erst recht nicht mehr möglich sein. Trotzdem nickte sie nur stumm, als die ablehnende Antwort kam. „Wie geht es ihm?“ kam ihr dann nach einem Moment des Schweigens doch noch über die Lippen, bevor sie auf die Sache mit den Briefen einging. „Ich glaube kaum, dass Klienten der Decimi sich derzeit in Rom gerne zu erkennen geben. Aber ich denke dass sicher der ein oder andere aufgetrieben werden kann. Leichter möglich wäre es aber wohl, einen meiner Angestellten zu nehmen. Oder... wirst du Messalina antworten? Dann könnten ihr die Schreiben gebracht werden.“ Dann könnten die Schreiben vielleicht an sie gehen.

  • "Er lebt.", war alles, was Vala zum Zustand des Praetorianerpräfekten zu sagen hatte, schwirrten ihm doch gewisse andere Möglichkeiten im Kopf herum.


    "Werde ich wohl müssen...", seufzte Vala auf die Tatsache hin, dass eine Antwort an die Vestalin verfassen zu müssen, "...daher können wir das so machen. Ich werde ein Auge auf die Briefe werfen, immerhin ist das ganze Vorhaben recht... delikater... Natur."

  • Er lebt. Seiana hatte auf etwas mehr gehofft als das. Irgendetwas, irgendeine Aussage darüber, wie es ihrem Bruder ging, irgendetwas woran sie sich klammern konnte. Sie griff wieder nach dem Stylus, den sie zu Anfang des Gesprächs in den Fingern gehabt hatte, begann mit ihm zu spielen, nicht langsam oder nachdenklich, sondern mit nervösen, kleinen Bewegungen, in denen zu viel Druck lag. Wo sie unter normalen Umständen niemals auf diese Weise gezeigt hatte, unter welcher Anspannung sie sich befand, zerrte ihre momentane Lage zu sehr an ihren Nerven, als dass sie sich völlig im Griff gehabt hätte. Und das einzige, was der Duccius ihr gab, war ein: er lebt. Nur das, um sich daran festzuhalten. Zu wenig für ihr angespanntes Nervenkostüm. „Sicher...“ Dass er die Briefe lesen würde, damit hatte sie gerechnet, alles andere wäre verwunderlich gewesen. „Ich werde die Schreiben heute Abend noch aufsetzen.“ Seiana umklammerte den Stylus, als ihr plötzlich bewusst wurde, was sie tat, und sah den Tribun an. „Danke, dass du das möglich machst, Duccius.“

  • "Gerne.", war irgendwie alles, was Vala dazu einfiel. Ein weiteres Mal darauf herumzureiten, dass er das sicherlich nicht aus Nächstenliebe oder gar uneigennützig tat, war dann selbst ihm zu viel des Guten... und so beließ er es dann einfach bei dieserm im Raum stehenden Nettigkeit. Auch, weil ihm langsam die Augen zufielen raffte er sich schließlich auf und komplimentierte sich selbst aus dem Zimmer: "Wenn du mich nun entschuldigst? Mein Bett fordert unnachgiebig nach Aufmerksamkeit."


    Sprach's, und verschwand.


    ____________________________________________



    Es war mitten in der Nacht, als man erneut an das Zimmer des 'Gastes' klopfte. Es stand kein Mond am Himmel, so war alles in das schwummrige Licht der überall herumstehenden Öllampen gehüllt, das mehr verbarg als das es zeigte.

  • Bleib, wollte sie ihn eigentlich bitten. Die Gespräche mit dem Duccius waren die einzige Abwechslung, die sie hatte, und sie wollte nicht, dass dieses schon endete, wollte nicht schon wieder allein gelassen werden, allein mit sich und ihren Gedanken. Aber natürlich sagte sie nichts. Ein „Sicher“ war das einzige, was ihr ein weiteres Mal über die Lippen kam, als der Duccius sich verabschiedete, und nach einigen weiteren Momenten, in denen sie einfach nur da saß und ins Leere starrte, zog sie eine der Wachstafeln heran und begann zu schreiben.


    ~~~


    Sie war noch eine lange Zeit wach gewesen, weniger weil sie so lange gebraucht hatte um die Briefe zu schreiben, sondern weil sie generell spät ins Bett ging. Ihr Schlaf war allerdings wie so häufig eher unruhig, und so dauerte es nicht lang, bis sie wach wurde von dem Klopfen. Zuerst zögerte, weil sie nicht sicher war, was genau sie geweckt hatte... aber als es dann ein weiteres mal klopfte, setzte sie sich schlagartig aufrecht hin. „Ja?“

  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/77.jpg Es war der Schreiber vom Vortag, der in der Tür erschien und offensichtliches Unwohlsein dabei empfand: "Decima, ich entschuldige mich für mein spätes Erscheinen, allerdings muss ich dich bitten, mit mir zu kommen."
    Dass er sich eigentlich nicht entschuldigen brauchte, weil er nur eine Weisung befolgte war ihm dabei vollkommen egal: man rupfte Frauen nicht einfach so des Nächtens aus ihren Zimmern, so einfach war das.

  • Der Schreiberling war es. Seiana starrte ihn einen Augenblick an, ohne etwas zu sagen, versuchte die letzten Reste des Schlafs zu vertreiben und sich gleichzeitig darüber klar zu werden, was eigentlich los war. Und als sie sich langsam darüber klar wurde, fragte sie sich, was das sollte... natürlich ohne dass sie sich tatsächlich einen Reim darauf machen konnte. Was ihr allerdings klar war war, dass sie kaum etwas tun konnte. Sie war immer noch eine Gefangene, wenn sie auch nicht im Carcer saß. Wortlos stand sie auf und griff nach einem großen Tuch, dass sie sich um den Körper schlang, bevor sie zu dem Schreiber trat. „Kannst du mir sagen, worum es geht?“

  • Wie angekündigt, hatte Seiana sich nach dem Gespräch mit dem Duccius hingesetzt und die Briefe niedergeschrieben – und sogar mit dem Abdruck des Familiensiegels abgezeichnet, das sie an jenem Tag einfach behalten hatte, als der Duccius ihr die Unterzeichnung jenes Schreibens abverlangt hatte, das die Kinder ihres Onkels einzig und allein der Mutter anvertraute... und sie damit ihrer eigenen, ihrer eigentlichen Familie entzog. Bereit abgeholt zu werden lagen die Tabulae auf dem Tisch.


    Salve Messalina,


    Duccius Vala, Tribunus laticlavius der VIII, hat mir von deinem Schreiben berichtet. Nach allem, was ich weiß, geht es deinem Vater den Umständen entsprechend gut – genauso wie es mir gut geht, und ich hoffe auch meinem Bruder. Wie es mit uns weiter geht, wird allerdings allein Cornelius entscheiden. Bis er nach Rom gekommen ist, werden wir also alle warten müssen.
    Diesem Schreiben beigefügt erhältst du zwei weitere – für unsere Familie in Rom und in Tarraco. Ich bitte dich darum, sie weiter zu leiten, damit unsere Verwandten erfahren was bislang vorgefallen ist. Ich hoffe du bist wohlauf und sicher im Atrium Vestae!


    Vale bene,
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    Casca, Dexter,


    ich hoffe ihr und der Rest des Haushalts seid wohlauf. Was die Decimi im Carcer angeht: Faustus Serapio, Titus Varenus und ich geht es den Umständen entsprechend gut. Macht euch keine allzu großen Sorgen um uns – was mit uns passieren wird, wird von Cornelius entschieden, sobald dieser die Stadt erreicht. Bis dahin heißt es für uns warten. Kümmert euch um den Haushalt und vergesst vor allem nicht, euch um die decimischen Klienten und Freunde zu bemühen. Wir werden sie in der nächsten Zeit dringender brauchen denn je. Sollte darüber hinaus der Tribun Duccius Vala auf euch zukommen und irgendetwas benötigen: er ist ein Verbündeter. Tut was in eurer Macht steht, um seinen Wunsch zu erfüllen.


    Vale bene,
    [Blockierte Grafik: http://img854.imageshack.us/img854/2663/seiana1.png] [Blockierte Grafik: http://img843.imageshack.us/img843/4205/decimatabulasiegel.png]


    Salvete, mea familia!


    Dank eines glücklichen Umstands bin ich in der Lage, euch ein paar Zeilen zu senden. Das Wichtigste zuerst: der Bürgerkrieg neigt sich dem Ende zu – Rom ist eingenommen, nach allem was ich hörte, ist auch der Palast bereits gefallen. Von unserer Familie wurden Faustus Serapio, Titus Varenus und ich in Haft genommen. Den Umständen entsprechend geht es uns gut, was allerdings aus uns wird, liegt in der Hand des Cornelius, wenn er Rom erreicht. Neben Messalina im Atrium Vestae sind Caius Dexter und Cnaeus Casca die einzigen verbliebenen Decimi in der Casa. Ich denke es wäre von Vorteil, wenn die beiden Unterstützung bekämen, solange der Rest von uns gefangen ist – sofern einer von euch kommen und ihnen in Rom beistehen kann, wird dies für unsere Familie sicher hilfreich sein.
    Ich hoffe, ihr alle befindet euch wohlauf!


    Valete,
    [Blockierte Grafik: http://img854.imageshack.us/img854/2663/seiana1.png] [Blockierte Grafik: http://img843.imageshack.us/img843/4205/decimatabulasiegel.png]

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