Irgendeine Insula, irgendwo am Tiberufer...

  • http://img209.imageshack.us/img209/2221/bran.png Bran sagte nichts mehr, aber er beobachtete den Mann, wie er nun weiter ging, zur Amme und zu dem Bettchen. Genauso wie die Amme den Fremden beobachtete... und als er schließlich wirklich herantrat, legte sie beschützend einen Arm auf den Rand des Betts, in dem der Säugling lag und sich ein wenig bewegte, nicht wirklich quengelig war, aber doch wach. Bran allerdings winkte ab. „Is in Ordnung, lass ihn einfach. Sie hätt nichts dagegen“, brummte er zu der Amme.








    CUSTOS CORPORIS - DECIMA SEIANA

  • Seneca blickte die Amme an, er hatte nichts triumphierendes in seinem Blick, sondern versuchte einfach nur ein wenig vertrauenswürdiger zu wirken, auch wenn das wohl bei der "Ziehmutter" des Kindes gar nicht so einfach war.
    Er beugte sich über das Bett und sah diesem kleinen Wesen ins Gesicht, und das Kind blickte mit großen Augen zurück. Er lächelte, und hielt dem Kind einen Finger an die Hand, welchen es gleich umfasste...
    "Ist es ein Junge oder ein Mädchen?", fragte Seneca leise die anderen im Raum, dass die Amme stumm war hatte er bisher noch gar nicht bemerkt, er hielt sie einfach für schüchtern, oder eben besonders schweigsam..
    Egal ob Junge oder Mädchen, es war wunderschön, ein Wunder, irgendwie, und doch weckte es Begehrlichkeiten in Seneca, denn er hatte sich das immer ganz anders vorgestellt, eine Familie, eine Ehefrau, und nun?
    Ein uneheliches Kind, eine geschiedene Geliebte im Carcer, geschlagen und ehrlos die Seiten gewechselt anstatt den ehrenhaften, römischen Freitod zu wählen, sein Leben schien im Moment nur Schwarz und Weiß zu kennen, und trotzdem war seine Hoffnung noch nicht ganz verblasst, nein, dieses Kind entfachte sie geradezu neu, auch wenn es wohlmöglich nicht das beste war..
    "Hat es schon einen Namen?", fragte er, und versuchte damit seine Gedanken wegzuwischen..

  • http://img209.imageshack.us/img209/2221/bran.png „Nen Mädchen“, antwortete Bran, während die Amme zwar weiterhin ruhig sitzen blieb – aber ebenso weiterhin den Mann genau beobachtete, der sich da mit dem Kind zu beschäftigen begann. Das Baby unterdessen gab ein leises Glucksen von sich und strampelte wieder ein bisschen, und gleichzeitig stellte der Mann die Frage nach dem Namen – und die Amme schüttelte leicht den Kopf. Wieder war es dann Bran, der laut antwortete, mit einer kurzen Verspätung. „Nö. Raghnall hat sie am achten Tag zur Herrin gebracht, aber irgendwie...“ Bran zuckte die Schultern. „Sie kam wohl nicht mehr dazu. Hat ihr zuerst keinen gegeben, und später sind die Soldaten aufgetaucht und haben sie mitgenommen.“ Dass die Kleine langsam einen Namen brauchte, stand außer Frage, aber was sollte er da schon machen? Er würde sich da mit Sicherheit nicht einmischen, und falls die Amme anders tickte: die konnte ja eh nicht reden. Und Raghnall, der sich wohl mit derselben Sicherheit eingemischt hätte, wie Bran selbst sich raushielt aus allem, war ja nicht da.






    CUSTOS CORPORIS - DECIMA SEIANA

  • Seneca nickte nur, ein Mädchen also, eine wunderschöne Tochter, auch wenn es allgemein besser wäre einen Stammhalter zu haben, so war sich Seneca sowieso nicht bewusst was jetzt mit der kleinen passieren würde, und ob sie jemals den Namen Iunia tragen würde, sodass sich etwaige Stammbaum-Fragen so oder so erst einmal geklärt hatten..
    "Ein Mädchen...", flüsterte er und blickte das kleine Ding an, "Ein wunderschönes kleines Ding.", sprach der vermeintliche Vater weiter, und entwickelte mehr und mehr elternliche Gefühle für das kleine Mädchen..
    "Ihr könnt sie doch gut versorgen oder? Habt ihr genug hier? Nahrung, Geld?", fragte der Centurio nun etwas besorgt, denn nun da Seiana im Carcer saß, konnte die Versorgungslage natürlich schwieriger werden, und er hoffte nur, dass Seiana bald freikommen würde..

  • http://img209.imageshack.us/img209/2221/bran.png Bran lehnte sich gegen der an seiner Seite an der Wand stand, und beobachtete weiter die Szenerie, die sich ihm bot. Wunderschön würde er persönlich das Balg ja nun nicht gerade nennen – nicht einmal dann, wenn es seins wäre. Es war nicht mehr ganz so verknautscht wie kurz nach der Geburt, aber trotzdem... naja. Wie der Kerl das Kind fand, das offenbar seins war, war nicht sein Problem.
    „Die Versorgungslage in Rom ist allgemein grad nicht sonderlich rosig...“ meinte Bran langsam. „Aber für den Moment kommen wir klar.“ Die Decima war nichts, wenn nicht eine passionierte Planerin. Entsprechend hatte sie auch hierfür alles schon vorbereitet gehabt für den Tag, wenn sie gehen würde – sie hatte freilich nicht gedacht, dass sie verhaftet werden würde, aber es war klar gewesen, dass sie irgendwann in die Casa Decima zurück kehren würde, allein... und dann kaum noch Gelegenheit haben würde, sich großartig zu kümmern.





    CUSTOS CORPORIS - DECIMA SEIANA

  • "Gut.", antwortete Seneca knapp, wenn es um organisatorische Fragen sowie um Versorgung und Sicherheit ging, so war er eben ganz und gar Soldat.
    Dann wandte er sich wieder dem Kinderbett zu, und er sah sich mit einigen schwierigen Fragen konfrontiert. Denn so wie es aussah musste er das Kind wohl hierlassen, oder sollte er es etwa mitnehmen? Nein, das wäre unmöglich, wohin den auch, ins Zeltlager? Oder in das von Plünderungen bedrohte Anwesen seiner Familie? Und selbst wenn er das tun würde, was würden seine Verwandten sagen? Es war wohl das beste wenn er die kleine vorerst hier lassen würde, auch wenn es hier nicht unbedingt so aussah, sie würde hier, in dieser kleinen Insula am Tiberufer wohl am sichersten sein in diesen chaotischen Tagen..
    "Ich lasse die kleine hier. Wenn es etwas gibt, so lasst es micht wissen, ich werde die Tage nochmal vorbeischauen.", erklärte Seneca in einem fasst schon befehlsartigen Ton, bevor er wieder weicher wurde, und das, nachdem er der kleinen zum Abschied mit dem Finger über die winzigen Händchen fuhr..
    "Bitte, passt auf sie auf. Ich muss wieder zu meiner Einheit.", sagte der Centurio nun sichtlich besorgter, und warf einen letzten Blick auf das Kinderbett, bevor er sich umdrehte, und sich mehr oder weniger selbst dazu drängen musste, zu gehen..

  • http://img209.imageshack.us/img209/2221/bran.png Damit hätte Bran nun nicht unbedingt gerechnet, dass der Kerl offenbar sogar darüber nachgedacht hatte, das Kind mitzunehmen. Aber jetzt wo er es wusste, fand er es ja ausgesprochen schade, dass er sich dagegen entschieden hatte... hätte er es mitgenommen, hätte das geheißen dass er das Balg los war. Und die Amme gleich mit. Er könnte zurück in die Casa Decima... schade, schade. Aber immerhin bot sich der Mann als Ansprechpartner an, wenn irgendwas war, was besser war als nichts. „Dann müsste ich noch wissen, wie du heißt und wo ich dich erreichen kann. Wenn es etwas gibt.“








    CUSTOS CORPORIS - DECIMA SEIANA

  • Seneca war schon fast aus der Tür raus als der Sklave dann noch nach seinem Namen fragte, seltsam, er hätte gedacht dass der Mann das eventuell schon bei einem der Treffen mitbekommen hatte, aber scheinbar interessierten sich Seianas Sklaven ebenso wenig für Namen wie Seneca selbst, weshalb er das nicht allzu krumm sah..
    "Aulus Iunius Seneca, Centurio der 6. Centurie der 2. Kohorte der Prätorianer..", er machte eine kurze Pause, ".. oder zumindest von dem was davon übrig ist. Ihr findet mich bei den Truppen Palmas welche vor dem Palast lagern, oder ihr gebt eine Nachricht in der Casa Iunia ab. Ich muss jetzt gehen, passt auf sie auf, vale."

  • http://img261.imageshack.us/img261/6518/raghnall.png Von der Villa Flavia kommend betrat Raghnall mit lockeren Schritten die Insula und lief leichtfüßig die Treppe hinauf bis zu den zwei Wohnungen, die die Decima für sie beansprucht hatte. Er war noch nicht wieder hier gewesen seit jenem Tag von Seianas Gefangennahme, hatte er doch dafür bisher keine Gelegenheit gehabt, aber als er nun die Wohnung wieder betrat, war im Grunde alles wie davor: Bran, die Amme, die junge Sklavin. Und das Mädchen. Schon gewachsen, aber im Grunde immer noch so klein... aber es schien alles in Ordnung zu sein mit dem Kind, die Amme wirkte jedenfalls völlig entspannt, und da er der Decima geholfen hatte sie auszusuchen, da er zudem Gelegenheit gehabt hatte, sie in der letzten Zeit ein bisschen kennen zu lernen, vertraute er darauf, dass sie schon richtig liegen würde. Und so wie sie das Mädchen ansah, wenn sie es im Arm hatte, war das Kind gut aufgehoben bei ihr... was daran liegen mochte, dass ihr eigenes gestorben, noch bevor Seianas geboren worden war. So oder so: dem Kind ging es scheinbar gut.
    Mit knappen Worten erzählte er den anderen, was passiert war – seine Ankunft in der Casa Decima, der Mob auf den Straßen, der Durchbruch, ihre Flucht. Wie Álvaro und er vorübergehend in der Villa untergekommen waren, während der Rest der decimischen Sklavenschaft versuchte, Stück für Stück die Casa Decima aufzuräumen. Sogar Bran wirkte davon ein wenig beeindruckt, hatte Raghnall den Eindruck, allerdings zeigte sich davon nicht mehr viel, als er ihn noch mal danach fragte, was passiert war an dem Tag, als Seiana gefangen genommen wurde.

    http://img209.imageshack.us/img209/2221/bran.png Er konnte ihm auch nicht viel mehr erzählen als Álvaro, und schien nun eher desinteressiert. „Gab nen bisschen Krach, aber die ham sich viel schneller verzogen als ich gedacht hätt. Die wollten die Decima wohl einfach nur schnell in den Carcer schaffen.“
    Raghnall kratzte sich an seinen Bartstoppeln. „Was in der andern Wohnung noch gefunden?“
    „Nö“, machte Bran nur und zog sich die junge Sklavin auf den Schoss, die sich das kichernd gefallen ließ. Raghnall verdrehte die Augen. „Hey, nen bisschen aufpassen hier, ja? Noch irgendwas interessantes?“
    „Nö“, kam es erneut von dem Leibwächter, der Raghnall gar nicht mehr ansah, sondern sich grinsend mit der Haut der Sklavin beschäftigte. Der Gallier schnaubte unwillig, griff kurzerhand zu und zog das Mädel mit einem Ruck von Brans Schoss herunter, so dass sie auf dem Boden landete. Bran fuhr auf und holte aus, um ihm eine Ohrfeige zu verpassen, aber damit hatte Raghnall gerechnet und machte einen schnellen Schritt zurück – bevor allerdings einer von beiden noch etwas anderes tun konnte, stand plötzlich die Amme bei ihnen und starrte sie finster an. Sie legte die flach ausgestreckte Hand an ihre Kehle, den Zeigefinger an der Haut, und zog sie einmal rasch von links nach rechts, und die Geste, so knapp sie auch war, erinnerte zumindest Raghnall wieder daran, warum er eigentlich hier war – und das war ganz sicher nicht, um sich mit Bran anzulegen. „In Ordnung, vergiss es einfach. Ich verschwind wieder und seh zu, was ich noch rauskriegen kann.“ Mit diesen Worten wollte er eigentlich gehen, aber wieder war es die Amme, die ihm zuvor kam. Sie deutete zur Tür, machte eine hereinwinkende Geste, deutete auf Bran und dann auf die Wiege, in der das Kind lag. Mit einem auffordernden Blick sah sie dann Bran an, und tatsächlich: dessen Gesichtsausdruck schien sich plötzlich ein wenig aufzuhellen. „Ah stimmt ja. Da war noch nen Besuch da. Nen Kerl. Der mit dem sie sich im letzten Jahr immer wieder mal getroffen hat.“
    „Der Iunius?“
    „Jap, der. Hat aber jedenfalls gewusst, dass sie net hier ist. Meinte er hätt mit ihr sogar gesprochen, dass sie gesund wär und so. Dann hat er sich das Balg angeschaut.“ Bran hatte mittlerweile der Sklavin vom Boden hoch geholfen und sie mit einem Klapps auf dem Hintern davon geschickt. „Wenn was wär, könnt man ihn bei den Truppen finden, die vor Rom lagern. 2. Cohorte irgendwas... Oder ne Nachricht für ihn in seiner Casa hinterlassen.“
    „Hu“, machte Raghnall, aber es klang mehr erfreut als nachdenklich. War er vorhin noch frustriert gewesen, hatte er nun fast mehr in der Hand als er erwartet hätte. Dass der Iunius die Gelegenheit genutzt hatte hierher zu kommen, überraschte ihn nicht allzu sehr, aber dass er offenbar bei Seiana gewesen war und mit ihr hatte sprechen können, dann doch etwas mehr... umso besser. Musste er den Kerl nur noch finden, aber selbst das sollte sich als nicht allzu schwierig gestalten – hoffte er.
    „Sonst noch was?“ Diesmal schüttelten Bran und die Amme einhellig den Kopf. „In Ordnung... wenn ihr was braucht, wisst ihr ja, wo ihr mich finden könnt.“ Mit diesen Worten verschwand Raghnall nun tatsächlich – sah kurz noch in der benachbarten Wohnung vorbei, musste allerdings feststellen, dass sie dort schon aufgeräumt hatten und außer dem Loch in der Wand nichts mehr zu sehen war... aber gut: da hätte er wohl so oder so nichts gefunden, was ihm weiter geholfen hätte. Also verließ er die Insula endgültig.





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

  • Es hatte doch einige Tage gedauert, aber nach seinem Gespräch mit Raghnall am Lager der Truppen, bei welchem sie ausgemacht hatten dass Seneca bald wieder nach dem Kind sehen würde, war er nun endlich wieder zu der Insula zurückgekehrt. In einer schlichten Toga, dem recht kühlen Abend war es geschuldet, hatte er sich mit ein wenig Verpflegung für die kleine und ihre Betreuer auf den Weg gemacht und stand nun vor der Tür..


    Nachdem er zweimal an die Tür klopfte, kündigte er sich auch schon leise an, "Ich bins, Seneca.", sprach er und nannte bewusst weder Rang noch seinen Familiennamen, als Prätorianer wurde man eventuell ein wenig paranoid, aber Vorsicht war besser als Nachsicht.

  • http://img209.imageshack.us/img209/2221/bran.png Bran grunzte unwillig, als er ein Klopfen und danach eine Stimme hörte. Seneca wie, Seneca wer? Er saß gerade viel zu bequem auf einem der Stühle, hatte die Füße auf den Tisch gelegt und war eigentlich kurz vorm Einnicken... nein. Keine Lust, jetzt aufzustehen.
    Aber die Amme sah das leider anders. Bran konnte hören, wie sie sich ihm näherte, und im nächsten Augenblick spürte er ihre Hand auf seiner Schulter. Er ignorierte sie erst mal... und noch länger... und noch ein bisschen, aber dann spürte er einen Klaps auf seinem Hinterkopf, und unwillig riss er die Augen auf. „Ja, is ja schon gut“, maulte er genervt, hielt sich aber sonst zurück. Die Amme war da, um für das Balg zu sorgen, und Bran wusste, dass es gewaltigen Ärger geben würde, wenn dem Kind was passierte. Also ließ er lieber auch die Amme in Ruhe... Zumal es sich ganz gut leben ließ mit ihr, wenn man sich mit ihr arrangierte.


    Mit wenigen Schritten erreichte er die Tür und öffnete sie nun endlich. „Jap? Oh, du. Komm rein.“ Er stieß die Tür auf und drehte sich wieder um, um zu seinem Sitzplatz zurück zu gehen.





    CUSTOS CORPORIS - DECIMA SEIANA

  • Wie üblich war Bran nicht allzu enthusiastisch, aber mittlerweile war Seneca das doch schon irgendwie gewöhnt. Er trat ein und grüßte die Amme mit einem Lächeln und einem Nicken, immerhin kümmerte sie sich um das Kind. Raghnall bedachte Seneca mit einem knappen "Salve.", bevor er sich ohne große Umwege auf dem Weg zu Kind machte.
    Es war doch ein mulmiges Gefühl die kleine zu sehen, eine Mischung aus Stolz und Sorge, Hoffnung und der Befürchtung dass Seneca und Seiana nie wirklich mehr sein würden als eine typische Affäre, die irgendwie zu diesem Ergebnis führte.
    Trotzdem konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen, "Du bist ja richtig gewachsen!", flüsterte er der kleinen zu während er sich über sie gelehnt hatte und mit einem Finger über ihre kleine Hand strich, und anschließend der Amme einen Blick zuwarf welchen man mit viel Vorstellungsvermögen als Ausdruck väterlichen Stolzes hätte deuten können, bevor er sich wieder zu Bran wandte..
    "Ich habe über einen Namen nachgedacht.", sagte er nun wieder etwas ernster.

  • http://img209.imageshack.us/img209/2221/bran.png Bran ließ sich wieder auf den Stuhl fallen und legte die Füße auf den Tisch. „Salve“, brummte er nur zurück und gähnte unverhohlen, während er den Kerl nun dabei musterte, wie er hereinkam und zu der Wiege ging.
    Das Mädchen indes reagierte bei weitem nicht so desinteressiert wie der Leibwächter. Sie lag in der Wiege und sah mit großen Augen in die Gegend, gluckste vor sich hin und bewegte die Arme. Reflexhaft öffneten und schlossen sich die winzigen Fingerchen und griffen nach einem der Finger des Iunius, der sie berührte. Unruhig bewegte sie sich dann hin und her, als der Prätorianer sich dann wieder von ihr weg und den Erwachsenen zuwandte – Bran, um genau zu sein, der ein wenig irritiert hochsah. „Schön für dich“, konnte er sich nicht verkneifen zu entgegnen. Ihm war ziemlich wurscht, was mit dem Namen war. Andererseits... das war der Liebhaber seiner Herrin, und die wiederum konnte ihm das Leben ziemlich schwer machen, wenn sie erst mal wieder da war. Vielleicht war es besser ein wenig entgegenkommender zu sein. „Und für sie“, kam es also ein wenig versöhnlicher von ihm, während die Amme nun lächelte und eine fragende Geste machte.





    CUSTOS CORPORIS - DECIMA SEIANA

  • Fast schon etwas sprachlos wurde er, als sich die kleinen Fingerchen um die seinen klammerten, und am liebsten hätte er auch gar nicht mehr losgelassen, aber er hatte eine wichtige zu erledigen, und das benötigte natürlich die Aufmerksamkeit der hier anwesenden..
    Er räusperte sich, blickte kurz zur Amme und lächelte, dann strich er der kleinen über den Kopf, "Silana.", sagte er voller Zufriedenheit, sprudelnder Springbrunnen, er hoffte dass die kleine einmal so quirlig und aufgeweckt werden würde, wie ihr Name es implizierte.
    Über den Familiennamen indes verlor der Iunius zunächst kein Wort, dafür müsste er erst einmal mit Silanas Mutter sprechen, und diese fristete weiterhin ihr Dasein im Carcer, eine Tatsache welche an Senecas Nerven nagte..

  • http://img209.imageshack.us/img209/2221/bran.png Was auch immer der Moment an Besonderem haben mochte – an Bran ging es vollkommen vorüber. Er saß einfach nur da, guckte dem Prätorianer zu und grübelte währenddessen, ob er sich was zum Trinken holen sollte. Erst als der Name ausgesprochen war und dann immer noch nichts passierte, tauschte er einen kurzen Blick mit der Amme... Namen gab er also. Das Mädchen hochheben, wie es Tradition für einen Römer, der ein Kind als seines anerkennen wollte, tat er nicht. Aber vielleicht wollte er sich das auch aufheben dafür, wenn die Mutter dabei war, weil er Sklaven nicht für wichtig genug hielt um das nur vor ihnen zu tun. Überhaupt war Bran nicht so ganz klar, wie das nun weiter gehen sollte mit dem Balg... aber das war alles nicht sein Problem. „Silana also“, sagte der Hibernier nur irgendwann, als sich die Stille in die Länge zog, nur unterbrochen von dem Gegluckse und Gebrabbel des Säuglings, der in der Wiege lag, sich für seinen Namen einen Dreck interessierte und herumhampelte. „Und nu?“





    CUSTOS CORPORIS - DECIMA SEIANA

  • Und nun? Was sollte nun sein? Seneca sah sich aus seinem fast schon historischen Moment zurück in die Realität gerissen, und es stimmte, die wichtigste Frage war noch nicht geklärt, Iunia oder Decima, oder ganz was anderes? Seneca musste mit Seiana sprechen, sobald es möglich war, nicht nur wegen der Kleinen, auch über ihre gemeinsame Zukunft, oder einsame Zukunft? Und natürlich wollte er wissen wie es ihr ergangen war..
    "Es tut mir leid für euch, aber ihr werdet wohl hier bleiben müssen bis eure Herrin wieder frei ist.", stellte Seneca mit etwas bedauern, vor allem für Silana fest, und fuhr fort "Ich muss jetzt leider wieder gehen, es gibt viel zu tun in so einer Stadt nach einem Krieg wie es scheint.", erklärte Seneca nicht ohne etwas Sarkasmus und wandte sich noch einmal an die kleine, "Bis bald, und wachs nicht wieder so schnell... Silana.", hauchte er fast und lächelte die kleine an bevor er den anderen förmlich zunickte..
    "Ihr wisst ja wo ihr mich findet, ich versuche morgen wiederzukommen, oder übermorgen, dann entscheiden wir wie es weitergeht. Vale.", sagte der Centurio und verließ die Insula so schnell wie er gekommen war, allerdings nicht ohne ein schlechtes Gefühl seine Tochter wieder einmal zurückgelassen zu haben..

  • http://img209.imageshack.us/img209/2221/bran.png Bran zuckte nur gelangweilt die Achseln, als es hieß dass sie hier bleiben müssten. Der gallische Sklave der Decima kam ab und zu her, und was er von der Casa Decima berichtete, klang ganz danach als ob da alle Sklaven derzeit einiges an Arbeit hatten – aufräumen, renovieren, herrichten, alles mögliche, und davon wurde keiner ausgenommen. Auch wenn er hier in der Wohnung nicht die Bequemlichkeiten hatte, die er als Leibwächter sonst bekam, aber angesichts dessen, dass im Moment bei den Decimern nicht auf die Stellung der Sklaven geachtet wurde, weil es einfach zu viel zu tun gab, hatte er wohl Glück, dass er hier sein konnte. Und wenn die Decima wirklich wieder frei war... wer wusste schon, vielleicht wurde er auch erst mal mit auf die Reise geschickt. Die Kleine sollte irgendwoanders hingeschickt werden, das war jedenfalls der Plan, und damit sie da sicher ankam, bekamen sie und die Amme sicher Begleitschutz... der ja von irgendwem dann angeführt werden musste. In der Rolle sah Bran dann sich. „Alles klar. Viel Spaß dabei die Stadt aufzuräumen...“ Von der Kleinen war erneut ein Glucksen zu hören, als der Centurio sich verabschiedete, die Amme nickte ihm zu, und Bran machte nur eine Handbewegung. „Mach wie du meinst“, brummte er auf die Ankündigung, wieder zu kommen, und schloss die Augen wieder, noch bevor der Prätorianer die Tür tatsächlich hinter sich zugezogen hatte.





    CUSTOS CORPORIS - DECIMA SEIANA

  • Es war schon zwei, vielleicht drei Tage her seitdem Seneca seine kleine Silana das letzte mal gesehen hatte, und die Vorzeichen waren heute gänzlich anders. Etwas beschwingter betrat Seneca die kleine Insula, etwas aufgeregt, auch wenn er dies zu verbergen versuchte.
    Wie üblich grüßte Seneca die Amme mit einem kleinen Nicken, doch für Bran hatte der Iunier mehr Worte übrig, wichtigere Worte, als Prätorianer genoss man eben doch manchmal einen kleinen Informationsvorsprung, auch wenn natürlich ein Sklave der Casa Decima schneller gewesen sein könnte..
    "Hast du es gehört?", fragte Seneca mit einem leichten Grinsen auf den Lippen während er seine quirlige kleine in ihrem Bettchen beobachtete, "Deine Herrin ist frei, und wohlauf nachhause geleitet worden.", berichtete der Iunier und fuhr direkt fort, "Du musst ihr mitteilen dass ich hier bin, dass ich dem Kind einen Namen gegeben habe, und wenn sie sich in der Lage sehen sollte, sie hierher kommen soll, natürlich Diskret, du weißt ja.", sagte er nun etwas leiser und blickte den Sklaven ein wenig erwartungsvoller an als er es eigentlich vor hatte, anschließend widmete er seinen Blick wieder Silana, und erwartete innerlich irgendwie schon dass der Sklave seiner Bitte unverzüglich nachkommen würde..

  • http://img209.imageshack.us/img209/2221/bran.png Bran schaute schon gar nicht mehr auf, als der Prätorianer mal wieder auftauchte – trotzdem war zu merken, dass etwas anders war. Er schien fröhlicher zu sein als sonst, und den Grund dafür nannte er auch gleich: die Decima war frei. Musste wohl ganz frisch sein, davon gehört hatten sie jedenfalls noch nichts, aber im Grunde war ihm das auch egal. Erfreulicherweise ergab sich so aber die Gelegenheit, aus der Bude rauszukommen, und so brummte Bran nur etwas unverständliches und verschwand dann aus der Insula.








    ~~~ etwas später ~~~


    Es dauerte seine Zeit, bis zu hören war das tatsächlich jemand kam – aber als die Tür erneut aufging, war es tatsächlich Seiana, die mit Bran eintrat. Und für einen Augenblick erst mal stehen blieb und auf die Szenerie vor ihr sah. Zugegeben, sie hatte etwas Zeit gehabt sich gedanklich darauf vorzubereiten... aber so ganz glauben konnte sie es irgendwie immer noch nicht. Als Bran zu ihr gekommen in der Casa Decima und davon erzählt hatte, dass Seneca hier auf sie warten würde, sie treffen wollte, war sie erst mal völlig verblüfft gewesen. Nicht dass er sie treffen wollte – aber dass er sie hier treffen wollte. Das Kind hatte in den vergangenen Wochen kaum eine Rolle gespielt in ihren Gedanken, auch deswegen, weil sie sich bewusst verboten hatte darüber zu grübeln... aber wenn sie denn daran gedacht hatte, hatte sie Seneca nie in ihre Überlegungen miteinbezogen. Sie konnte gar nicht so genau sagen warum... am ehesten noch, weil sie wohl nicht geglaubt hatte er könnte tatsächlich ein solches Interesse an dem Kind haben, auch wenn ein Teil von ihr ihr vorhielt, dass sie es mittlerweile hätte besser wissen müssen. Er war anders als sie – und sogar sie hätte ihn zumindest nicht allein gelassen, wäre die Situation umgekehrt. Trotzdem machte es sie immer noch ein wenig sprachlos, Seneca und das Kind in ein und demselben Raum zu sehen, als wäre es noch nicht genug, dass sie sich schon ein wenig sprachlos fühlte, ihn endlich wieder zu sehen.
    Einen Moment lang stand Seiana also einfach nur da und rührte sich nicht – dann deutete sie mit einer Kopfbewegung an, dass Bran und die Amme verschwinden sollten.

  • Seneca hatte sich die Zeit damit vertrieben mit Silana zu spielen und die ein oder andere peinlich berührte Situation mit der stummen Amme hinter sich zu bringen, schließlich hatte er desöfteren Probleme zu deuten was diese überhaupt von ihm will, und hat sich auf seine eigenen vagen Vermutungen gestützt.
    Eine Weile später hörte Seneca wie sich die Tür öffnete, und er erhob sich von seinem kleinen Hocker welcher direkt neben dem Bettchen stand und blickte Erwartungsvoll Richtung eingang, und tatsächlich, da war sie, Seiana.


    Einen Moment lang blickte er Seiana genauso sprachlos an wie sie ihn, und erst als Seiana alle anderen Anwesenden herausschickte, löste sich auch Seneca aus seiner Starre. Noch bevor die Amme nach Silana greife konnte, legte Seneca sachte seinen Arm dazwischen, die kleine sollte hier bleiben, bei Seiana und Senece... Ihren Eltern.


    Nachdem die Amme und die Sklaven die Insula verlassen hatten, bewegte sich Seneca langsam auf Seiana zu und legte seine Hand auf ihre Wange, "Seiana." sagte er leise und konnte es nicht fassen dass sie wirklich vor ihm stand..

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