Rebellische Gastfreundschaft - die Zelle der Decima Seiana

  • Seiana reagierte kaum auf seine Worte. Es gab ohnehin nichts, was Seneca tun konnte... oder was er hätte tun können, wäre er in Rom gewesen zum Zeitpunkt der Scheidung. Davon abgesehen war auch der Terentius und die Scheidung etwas, woran sie nicht wirklich denken, woran sie sich nicht erinnern wollte. Also sagte sie einfach gar nichts, sondern blieb nur sitzen wie sie war... bis der Soldat, der sie die ganze Zeit beobachtet hatte – was Seiana jetzt erst so wirklich mitbekam –, Seneca zum Gehen aufforderte. Sie strich flüchtig noch einmal über seinen Handrücken, bevor sie sich zurücklehnte auf der Pritsche und sich innerlich verschloss, abhärtete gegen die Einsamkeit, die gleich wieder über sie hereinbrechen würde.

  • Ein paar letzte Berührung und Blicke nahm Seneca noch auf, bevor er sich auf relativ anstandslos aus der Zelle führen ließ, das waren schon einige bedeutende Informationen für 5 Momente im Carcer..
    Er würde sie wiedersehen, doch hoffentlich in einem etwas besseren Umfeld, er bat die Götter darum, dass Seiana nicht mehr allzu lange hier sitzen musste..

  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/15.jpg "Vom Vescularier weiß ich nichts... aber man erzählt sich, dass es bald mit ihm zuende gehe, da der Palast belagert sei und eine Stürmung wohl nur noch eine Frage der Zeit.", zuckte der Sklave hilflos mit den Schultern und wollte gerade davon erzählen, dass es keine Nachricht aus dem Süden gab, zumindest nichts was zu ihm durchgedrungen war, als schwere Stiefelschritte erklangen und ein dunkles Schemen im Türrahmen den Sklaven anbellte: "JETZT SIEH ZU DASS DU DIE ANDEREN FÜTTERST!"
    Mit eingezogenem Kopf verschwand der Sklave ohne ein weiteres Wort zu der Gefangenen aus der Zelle und in den Gang hinein, bevor die Tür mit einem lauten Rumms wieder zugeworfen wurde und Stille in der Zelle einkehrte.

  • Reglos sah Seiana zu, wie der Sklave ging, als er dazu aufgefordert wurde – mit nur mäßigem Bedauern. Er hatte ihr nicht wirklich etwas Interessantes erzählt, und vermutlich wusste er auch einfach nicht wirklich etwas. Zum einen wurde Rom gerade noch eingenommen... zum anderen bekam er hier einfach nicht viel mit. Wenn er das nächste Mal kam, konnte sie ihn vielleicht fragen ob er etwas über ihren Bruder wusste, oder wenigstens etwas über den anderen Decimer, der angeblich hier war, von dem der Centurio gesprochen hatte. Aber wie die Lage in Rom selbst war, auf den Straßen, wie viel zerstört wurde, wie es ihrer Familie ging, würde er ihr wohl kaum wirklich beantworten können.


    Ein paar Stunden später war ihr Bedauern über das Verschwinden des Sklaven deutlich gewachsen. Es war kalt hier, vor allem für sie, mit nackten Füßen und nur der dünnen Tunika bekleidet, in der sie der Centurio aus der Wohnung gescheucht hatte. Es war finster... das einzelne, kleine Talglicht erhellte fast nichts. Und es war einsam. So einsam, ohne jeden Ansprechpartner, und mit nichts, absolut gar nichts zu tun, außer da zu sitzen oder zu liegen und nur den eigenen Gedanken als Gesellschaft... mit denen Seiana sich aber eigentlich gar nicht allzu ausführlich beschäftigen wollte. Nicht mal zu besseren Zeiten wollte sie das... gar nicht zu reden von jetzt, wo die Lage so unglaublich düster war, und das nicht nur für sie, sondern für ihre ganze Familie.

  • Einen Tag, nachdem Cornelius Palma in Rom eingezogen war, erschienen zwei Männer an der Zelle der Decima Seiana und ließen sie öffnen.


    "Decima Seiana, Auctrix der Acta Diurna?", fragte sie die Frau, die sie darin vorfanden. "Cornelius Palma wünscht dich zu sprechen", teilten sie ihr dann mit. An die Wache gewandt erklärten sie dann noch, dass die Frau sich waschen und angemessen kleiden solle, sofern das möglich war und ihrem Wunsch entsprach. Dann begleiteten sie sie ins kaiserliche Arbeitszimmer.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/25.jpg Etwas irritiert, dass die Männer den Gefangenen mit Decima Seiana ansprachen, obwohl es doch ein Mann war, der mittlerweile in der Zelle einsaß, da die Decima schon vor einiger Zeit verlegt worden war. Erst als der mittlerweile leicht mitgenommene Gefangene (der zugegebenermaßen auch schon recht lange Haare hatte) freudenstrahlend auf die Männer zuging und erleichtert krächzte: "JA!! JA!!! ICH BIN DECIMA SEIANA!! HOLT MICH HIER RAUS! ICH BIN DECIMA SEIANA!", beeilte die Wache sich die Tür wieder zu verschließen und den Männern bekanntzugeben, dass die gewünschte Gefangene hier nicht zu finden sei... sie aber in Bälde den Männern überführt würde.

  • Es dauerte nicht allzu lang, bis Seiana von Soldaten gebracht wurde – immerhin musste sie bei ihrem aktuellen Unterbringungsstatus keine große Mühe aufwenden, um sich präsentabel herzurichten. Schweigend folgte sie dann den Männern, die sie zum Palast bringen sollten.

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