Des Tiberius Helvetius Varus Raum II im OG

  • Commodus freute sich das Chrysogona bleiben würde. Wo sie gerade oben waren überlegte er ob er sein Cubiculum mit in die Führung durch das Haus einbinden sollte. Er entschied sich erst einmal dagegen. Es konnte gut sein das er sie dadurch verschreckte und die ganze Sache einen falschen Eindruck erbringen würde. Wenn aber schon sein Cubiculum ausfiel, auf das Commodus eigentlich ganz stolz war, von der Einrichtung und Lage her, dann würde er wohl auch sein Arbeitstablinum auslassen. Das sah im Moment, wie fast immer, wenig vorzeigbar aus. Bevor er aber beginnen konnte galt es noch ein paar Fragen zu beantworten.


    "Er ist wie gesagt sehr schön und du kannst froh sein das deine Mutter sich dort durchgesetzt hat. Wie hieß sie denn?
    Hast du ihn, also deinen Vater, denn wenigstens gekannt und er bei dir, deiner Mutter und deinen Geschwistern, so du welche hast, gelebt? Mein Vater war Praefectus Praetoria und danach Praefectus Augusti. Als dieser ist er auch im Osten bei einem geheimen Auftrag verschollen. Mein älterer Bruder wollte ihm nacheifern und ist ebenso zum Exercitus gegangen aber dann in Germanien gefallen. Zwischen mir und meinem älteren Bruder liegen viele Jahre und weder ihn noch meinen Vater habe ich einmal gesehen geschweige denn gekannt. Meine Mutter hat zwar immer gesagt er, also mein Vater, wäre nach meiner Geburt noch einige Male auf Paxos gewesen aber ich kann mich an niemanden erinnern."


    Commodus musste dann lächeln und wechselte ins Griechisch das er wie seine Muttersprache sprach.
    "Ich bin auf Paxos geboren und aufgewachsen. Ich habe dort große Ländereien geerbt...streng genommen könnte man sagen das mir ein sehr großer Teil sowohl von Paxos als auch von Antipaxos gehört. Jedenfalls außer in der Zeit meines Tirocinums welches ich in Achae, genauer in Colonia Laus Iulia Corinthus verbracht habe und die Zeit hier in Rom habe ich mein ganzes Leben auf Paxos verbracht."


    Commodus hielt Chrysogona den Arm hin.
    "Erst das Innere oder erst das Äußere des Hauses?"

  • Commodus plapperte fröhlich drauflos. Chrysogona versuchte seinen Ausführungen zu folgen.
    Zunächst beantwortete sie die Frage nach ihrer Mutter.
    "Meine Mutter hieß Epira Philogena. Sie starb bei meiner Geburt. Deshalb hat mein Vater sich sehr um mich gekümmert, soweit es seine wissenschaftliche Tätigkeit möglich machte. Ich hatte eine Amme, die sich herzzerreißend um mich bemühte. Ich habe sehr früh die Begeisterung meines Vaters für die Medizin geteilt, wohl auch um bei ihm sein zu können. Seine priviligierte Stellung am Museion brachte es mit sich, dass ich dort ein und ausgehen konnte und schon als Jugendliche an den Vorlesungen teilnehmen durfte. Geschwister habe ich leider keine."


    Als er ins Griechische wechselte erkannte Chrysogona sehr schnell den Akzent, den er von Paxos mitgebracht hatte. Sie musste sich bemühen, ihn zu verstehen. Entschuldigend lächelnd bat sie. "Langsam, bitte, Commodus. Ich stamme aus Alexandria und habe später lange Zeit auf Kos verbracht. Ich muss mich erst an deinen Dialekt gewöhnen."


    Schließlich bot er ihr den Arm an. Chrysogona wurde verlegen. Er war sehr galant. Vorsicht, Chrysogna! schalt sie sich. Pass auf! Lass dich nicht blenden! Du kennst den Mann und seine Familie noch nicht.
    Dann aber antwortete sie. "Das Innere bitte, Commodus."

  • "Sehr gerne", und auch Commodus war ein bisschen Rot geworden.
    Zum einen weil er etwas peinlich berührt war so losgeplappert zu haben und dann auch noch in seinen Inselslang verfallen war. Kein Wunder das jemand aus Alexandria ihn kaum verstand.
    Zum anderen aber auch weil er sie nun am Arm hatte. So dicht war er lange keiner Frau mehr gekommen. Sklavinnen ja...keine Frage. Aber keiner Frau.


    Von der Tür zu Varus Cubiculum ging es um die Ecke und einen langen schmalen Flur entlang. Auf der einen Seite befanden sich insgesamt 5 Türen und auf eine weitere ging man direkt zu.
    Auf der anderen Seite waren zwar eine Mauer gezogen in der waren aber 4 relativ kleine Viereckige Fenster eingelassen. In diesen war jeweils ein verschnörkeltes Bronzegitter. Sah man hindurch konnte man auf ein Vordach und das Impluvium des Atriums sehen. Zwischen den Fenstern waren ein paar Lampenhalter angebracht.


    "Hier hinter den Türen sind die Zimmer der meisten Sklaven sowie die Cubiculii meines Scribas und des Hortulanus. Besonders letzteren musst du noch kennen lernen. Er kommt von sehr sehr weit im Osten. Aus dem Land wo die Seide herkommt!"


    Sie bogen um die Ecke und aus dem Flur wurde eine offene Galerie. Sowohl Fußboden als auch Geländer war aus Olivenholz. Hier standen diverse Pflanzen, hauptsächlich Kräuter die wohl dazu dienten ihren Geruch zu verströmen.
    Nach der ersten Tür direkt am Anfang folgten noch drei weitere.


    "Hinter den ersten beiden liegt mein Tablinum...wenn du drauf bestehst zeige ich es dir. Es ist aber weder besonders repräsentativ noch besonders aufgeräumt. Ich habe sehr viel zu tun im Moment. Drei Jahre Abwesenheit müssen aufgearbeitet werden."


    Sie gingen ein Stück weiter. Hinter der dritten Tür war das Cubiculum von Commodus Maiordomus und rechter Hand, Caius Decius Burdo.


    "Die nächste Tür führt in den Bereich meiner Custodii. Ich habe insgesamt 5 junge Männer von Paxos mitgebracht. Sie alle sind die Söhne von Prätorianerveteranen die mein Vater auf Paxos als Coloni angesiedelt hat. Ihre Väter haben sie auch ausgebildet. Du siehst also in diesem Haus ist man ziemlich sicher."
    Man merkte schon das hier etwas stolz mitschwang und auch rauszuhören war das die 5 keineswegs Sklaven waren.


    Commodus und Chrysogona standen nun an der Ecke und sahen den dritten Flur hinunter. Auf der einen Seite waren nur 2 Türen im Gegensatz zu den 5 gegenüber. Auch die gegenüberliegende Wand dieses Flures hatte nicht nur die kleinen viereckigen Fenster. Hier gab es drei Große. Diese "Fenster" hatten am unteren Ende eine Art Fensterbank die mit Schieferplatten gedeckt war, jeweils links und rechts eine kleine Säule und darüber dann einen Rundbogen. Sah man hindurch schaute man ins Atrium hinunter. Auf den Schieferfensterbänken standen etlichen Blumentöpfe.


    "Entschuldige...möchtest du vielleicht die Zimmer der Sklaven, mein Tablinum oder den Bereicht der Custodes sehen? Ich hab dich so durchgeschleust ohne dir Gelegenheit zu geben hinein zu sehen..."

  • Dass Commodus errötete fand die Griechin apart. Er schien nicht so oft Damenbesuch zu haben. Die Führung begann im Obergeschoss. Der Hausherr zeigte auf die Cubicula der Sklaven, des Scriba und des Hortulanus. Zu sehen bekam sie diesie zunächst nicht.
    Commodus wollte unbedingt, dass sie den Hortulanus kennenlernen sollte. Sie sagte zunächst nicht, dass sie ihn bereits gesehen hatte als sie mit Varus in der Villa angekommen war. Der Mann war ihr eigenartig vorgekommen. Nun ja, vielleicht weil er so fremdländisch wirkte.


    Als sie um die Ecke bogen öffnete sich eine Galerie. Dieser Teil des Gebäudes sah sehr schön aus. Der Duft von Kräutern stieg Chrysogona in die Nase. Sie erkannte gleich Lorbeer und Rosmarin. Dort lag auch das Tablinium von Commodus. Er entschuldigte sich, dass es unordentlich wäre.


    Chrysogona grinste plötzlich ein wenig schelmisch.
    "Ich bestehe darauf!", antwortete sie mit Nachdruck auf die Frage, ob sie es sehen wolle. Sie fand, dass man am Tablinium und vor allem am Bücherregal des Eigentümers sehr viel über den Charakter des Menschen aussagen konnten.


    Commodus schien die Aufforderung überhören zu wollen und zeigte ihr stattdessen die Cubicula der Custodi. Der Stolz über die Tatsache, dass sie hervorragend ausgebildete Leibwächter waren und er sie nicht auf einem Sklavenmarkt erstanden hatte, war ihm anzumerken. Die Plinia nickte beeindruckt.


    Als er schließlich doch noch fragte, welche Räume sie sehen wollte, sah sie ihn mit schräg gelegtem Kopf von unten an.
    "Für den Fall, dass dir der Rückweg nicht zu beschwerlich ist, würde ich gerne dein Tablinium sehen und vielleicht eines der Zimmer der Sklaven. Wie prätorianisch erzogene Leibwächter leben, kann ich mir vorstellen. Davon gibt es im Palatin und dem Umfeld des Kaisers jede Menge."
    Sie rollte ein wenig die Augen. Natürlich verstand Chrysogona, dass reiche, einflussreiche und wichtige Personen geschützt werden mussten und dafür gerne gut ausgebildete Kämpfer einstellten oder sich entsprechende Sklaven heranzogen, aber sie konnte Kampf und Krieg nicht viel abgewinnen. Die Räume derjeinigen, die ihren Lebensunterhalt damit verdienten waren oft sehr gleichförmig und langweilig. Nicht wirklich sehenswert.

  • "Nein ist es nicht...natürlich nicht. Ich bin ein wenig ins erzählen gekommen da hab ich wohl gar nicht daran gedacht das nur Türen von Außen nicht soo interessant sind."


    Commodus gab Chrysogona wieder den Arm und führte sie ein ganzes Stück zurück.


    Zuerst, er wollte nicht am Ende als Blender da stehen, zeigte er ihr den Raum IV und V im OG*.
    In jedem der beiden Zimmer waren die "einfachen" Sklaven untergebracht. Diejenigen die eigentlich immer im Hintergrund waren und kaum auffielen. Die z.B. das Hypokaustum betrieben, Einkäufe transportierten, die Hauswand strichen, das Atrium feudelten und dergleichen.
    Im Raum IV waren die männlichen Sklaven untergebracht. Insgesamt standen 4 Etagenbetten an den Längsseiten in dem Raum der zur Seitengasse ein rechteckiges Fenster in Überkopfhöhe hatte.
    Unter diesem Fenster war ein gut schulterhohes Regal mit acht Fächern die einfache Klapptüren hatten. Für jeden Sklaven eine.


    Der Raum V war fast identisch außer das hier weibliche Sklaven untergebracht waren.
    Beide Zimmer waren ungefähr zur Hälfte belegt.



    Danach zeigte Commodus Chrysogona das Zimmer seines Ianitors Atermas.


    Nachdem sie es sich eine Weile anschauen konnte fragte er:
    "Hattest du oder dein Vater auch eigene Sklaven? Du sagtest ja er würde nur für das Museion leben und dort gibt es ja sicherlich genug Sklaven?
    Wie gefallen dir meine Unterkünfte für die Sklaven?"



    Sim-Off:

    * Zu sehen auf dem Plan im Thread Villa Urbana Helvetius Commodus und ebenfalls der Ort der Epistolae

  • Interessiert betrachtete Chrysogona die Zimmer der Sklaven. Alles war sauber und ordentlich.
    Das Cubiculum des Ianitors war eine Überraschung. Dass der Mann aus dem Orient stammte, wusste die Medica bereits. Er hatte offenbar Freude daran sich nett einzurichten mit Stücken, die ihn an seine Heimat erinnerten.


    Commodus fragte nach Sklaven im Hause ihres Vaters.
    "Ja, es gab Sklaven im Haus. Meine Amme war eine Sklavin, doch mein Vater schenkte ihr später die Freiheit, als ich nach Kos ging. Sie blieb aber aus Treue bei ihm und versorgte den Haushalt. Dann hatte er einen Sekretär, der seine Diktate aufnehmen musste, wenn er wissenschaftliche Schriften verfasste. Naja, eine Köchin gab es auch und einen Haussklaven, der für alles zuständig war, wofür man ein gewisses manuelle Geschick brauchte. Am Museion gab es natürlich einige Sklaven. Viele der Arbeiten wurden aber auch von den Studenten verrichtet, die zu allen möglichen Tätigkeiten verdonnert wurden. Gerade die Schreibarbeiten und das Archiv, das waren Tätigkeitsfelder der Studenten. Meinem Vater mangelte es nie an willigen Arbeitskräften. Auf Kos hatten wir einen Menge Sklaven für den Tempel und das Asklpieon. Ich hatte dort einen Assistenten, Kairos, er war kein Sklave sondern diente als Freier dem Tempel. Kairos hat mir viele Arbeiten abgenommen."


    Sie sah sich noch einmal in dem Cubiculum um.
    "Sehr schön hier. Atermas scheint Geschmack zu haben. Er weiß sich behaglich einzurichten. Auch die anderen Räume gefallen mir. Ordentlich und sauber und sehr zweckmäßig."

  • "Es muss großartig sein am Museion lernen, lehren und leben zu können. Alleine die vielen vielen Bücher, Schriftrollen und Manuskripte die man dort entdecken und lesen kann. Als ich noch ganz jung war aber schon ein Interesse gezeigt habe für Architektur",


    Commodus musste plötzlich breit grinsen. Er beugte sich zu ihr rüber und flüsterte ihr ins Ohr


    "Naja streng genommen habe ich den ganzen Tag am Strand verbracht und aus dem feuchten Sand Burgen und Tempel gebaut. Aber sie wurden immer größer und aufwendiger...",


    Commodus ging wieder auf normalen Abstand.


    "jedenfalls eine Zeitlang sah es so aus als ob meine Eltern, oder besser gesagt meine Mutter, mich zum reinen Architekten ausbilden lassen würde. Ich wollte damals sehr gerne ans Museion. Doch dann starben mein Vater und mein älterer Bruder beide sehr schnell und ich musste in die Politik wechseln. Wenigstens konnte ich in Corinthus noch einige Zeit als Architekt arbeiten.
    Weißt du zufällig ob es am Museuion viele Schriften über Architektur und entsprechend dafür nutzbare Technik gibt?"


    Sie verließen das Zimmer von Atermas wieder.
    "Danke, ich bin der Meinung die Sklaven sollten menschenwürdig leben. Ihr Platz ist da wo er ist und wie die Götter es gefügt haben. Aber sie gut zu behandeln macht in meinen Augen viel mehr Sinn als es nicht zu tun. Hast du eigene Sklaven?"


    Sie waren fast vor der Tür seines Tablinums angekommen.

  • Chrysogona strahlte breit. Erinnerungen kamen auf. Ihre Augen wurden feucht.
    "Das Museion ist wundervoll. Ich habe als Kind in den Säulenhallen gespielt und als junges Mädchen in den Archiven gewühlt und über den Schriften gebrütet. Natürlich gibt es dort und in der großen Bibliothek nahezu alles was man zur Architektur lesen kann. Sicherlich auch Skizzen und Schriften über Aparate wie die Groma oder andere Messinstrumente. Vielleicht solltest du mal eine Reise nach Alexandria machen und dort selbst Einsicht in die Bücher nehmen. Sind dir die zehn Bücher des Vitruvius nicht genug?", fragte die Griechin mit einem Augenzwinkern. Sie hatte nur ab und an in dem zehnbändigen Werk des römischen Architekten gelesen.


    Als ihr Gastgeber dann ganz im Vertrauen zugab, dass er mit Vorliebe Sanfburgen und Tempel gebaut hatte, kicherte sie. Hatte ihre Amme nicht einmal gesagt, Männer würden nur 7 Jahre alt, danach wüchsen sie nur noch? Commodus schien ein passendes Beispiel dafür zu sein.


    Die Medica stimmte dem Helvetier zu als er bekräftigte, dass man Sklaven gut behandeln solle.
    "Ich habe momentan keinen eigenen Sklaven oder eine Sklavin. Aber tatsächlich liebäugle ich damit mir einen Sklaven oder Sklavin zuzulegen. Als Gehilfe könnte ich wirklich jemanden brauchen. Aber die Auswahl fällt mir schwer. Und jetzt war ich ja auch lange weg. Doch vielleicht kannst du mir helfen, einen guten Sklaven oder eine passende Sklavin zu finden. Platz genug sollte im Palatin ja sein. Würdest du das tun?"


    Sie waren am Tablinium des Hausherren angekommen. Mit einem Augenzwinkern sah Chrysogona zu Commodus hin.
    "Meinst du ich kippe aus den Sandalen wenn du die Tür öffnest?"

  • "Selbstverständlich und sehr gerne werde ich das tun. Sag mir nur wann es losgehen soll und ich werde es möglich machen!"


    Commodus freute sich so wieder einen Grund zu haben sich ein weiteres Mal mit Chyrsogona zu treffen ohne das irgendwer ihm oder ihr einen Strick daraus drehen könnte.


    "Vielleicht...wobei ich die Schreibstuben der Studenten am Museion ja nicht kennen. Testen wir es aus"


    Mit diesen Worten und einem Lächeln auf den Lippen führte Commodus Chrysogona hinein

  • Varus Operation war noch nicht lange her als zwei wichtige Schreiben kamen. Beide besprach Commodus ganz kurz mit ihm und Varus erteilte ihm die Vollmacht darauf zu antworten bzw. setzte seine Unterschrift unter die Schreiben.
    Diese Handlungen strengten ihn allerdings schon so an das er an dem Tag nicht mehr viel sonst erledigen konnte. Die Operation war zwar erst einige Tage her aber Varus wurde langsam ungeduldig.


    "Wann kommt die Medica das nächste Mal und untersucht mich?"

  • Helvetius Varus litt als Folge seiner Commotio cerebri unter einer deutlichen retrograden Amnesie. Er empfing die Medica vor allem in den ersten Tagen nach dem Unfall und der Operation mit Ungeduld und Unverständnis, warum sie sich nicht um ihn kümmere und ihn untersuche. Dabei war sie täglich bei ihm und überprüfte den Genesungszustand. Sein Gehirn war nur so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass er sich nicht an diese kurzen Besuche erinnerte.


    Auch am fünften Tag nach der Operation erschien die Medica wieder bei ihrem Patienten.
    "Salve, Helvetius Varus. Wie geht es dir heute?", fragte sie und schob zur besseren Einschätzung des Zustandes seines Denkorgans gleich eine weitere Frage hinterher.
    "Kannst du mir sagen welchen Tag wir heute haben? Wie lange ist dein Unfall her und wie oft war ich schon bei dir?"

  • Als die Medica hereinkam dauerte es einen Moment bis Varus sie erkannte


    "Schalve Plinia Chryschogona…", verzog aber anschließend das Gesicht als er seinen eigenen Worte hörte.


    Er setzte sich vorsichtig und langsam halb auf und antwortete dann auf ihre Fragen.
    "Welcher Tag weißch ich nicht genau...ich kann mich nicht erinnern an welchem Tag genau der Unfall war...an den ich mich auch nicht erinnere und jeder Tag hier in dieschem dunklen Zimmer ischt wie der andere...scheitdem ich hier liege schind aber 4 oder 5 Tage vorgangen.....Ich glaube du warscht geschtern schon einmal hier und alsch du mich operiert hascht wohl auch....stimmt dasch?"

  • Die Antworten kamen zwar langsam und vorsichtig, aber Helvetius Varus schien zumindest einigermaßen orientiert zu sein.
    "Du hast recht. In allem! Es ist der fünfte Tag und ich war gestern auch da. Dazu stimmt es, dass ich dich operiert habe. Ich musste es. Keine schöne Sache. Ich bin froh, dass es dir den Umständen entsprechend gut geht."


    Sie leuchtete ihm mit der Lampe, die auf dem Nachttisch stand in die Augen. Die Pupillen waren inzwischen nahezu seitengleich und wieder rund. Auch reagierten sie wieder zeitgleich auf den Lichteinfall. Ein großer Fortschritt!
    "Kannst du deinen linken Arm bewegen? Und wie ist es mit den Fingern?"

  • Varus seufzte


    "Der fünfte schon...wie lange musch ich denn noch liegen?"


    Ein weiterer Seufzer folgte


    "Und wird dieschesch Problem mit meiner Schprache bleiben?"


    Anschließend folgte er ihrer Anweisung


    Sehr langsam und noch etwas unkoordiniert konnte er sowohl Arm als auch Finger bewegen.
    Er tippte sich hinter Ohr an den Hals.


    "Wenn ich den Arm hebe zieht esch hier ziemlich heftisch!"

  • Chrysogona legte halb beruhigend halb warnend die Hand auf Varus Unterarm.
    "Leider wirst du noch eine Weile liegen müssen. Wenn du möchtest, kannst du am Vormittag und am Nachmittag für jeweils eine Hora aufrecht sitzen. Aber nicht länger. Und du darfst jeweils eine halbe Hora lang Übungen machen. Vor allem deine Finger und den Arm üben."


    Sie sah ihm zu wie er mühsam und noch unkoordiniert mit der oberen Extremität übte. Es würde noch lange dauern bis er wieder die alte Koordination und Schnelligkeit hatte.
    "Ja, ich glaube dir, dass es unangenehm ist. Allerdings wird es nur durch regelmäßige Übung besser. Leider darf ich dich aber noch nicht viel und lang üben lassen. Anstrengung ist Gift für deinen Kopf. Vielleicht können wir in der nächsten Woche damit beginnen, dich in einer Sänfte oder einem Tragestuhl bewegen zu lassen. Aber das ist das höchste der Gefühle für noch mindestens zwei Wochen", beschied ihm die Medica.


    Sie hörte auch die verwaschene Aussprache und beobachtete genau woran es lag. Zum Glück war es nicht wirklich eine Lähmung wohl aber ebensolche Koordinationsstörungen der Motorik wie beim Arm. Mit etwas Glück legte es sich bald.
    "Die verwaschene Sprache hat vermutlich dieselbe Ursache. Ein Koordinationsproblem der Muskulatur. Übe zu sprechen! Kennst du Gedichte? Lieder? Dann rezitiere oder singe. Gerade die Rhythmik der Musik hilft oft Wunder! Manche, die nicht mehr gehen konnten, lernten mit Hilfe eines Liedes, das sie summten wieder laufen."

  • Jede Antwort die Varus von Chrysogona erhielt ließ ihn ein wenig niedergeschlagener dreinschauen.
    Ja in den Geschichten die man so las und ihm Theater vorgespielt bekam erholte sich der Held der Geschichte nach jeder schweren Verletzung sofort wieder. Die Wirklichkeit sah wahrlich anders aus. Mühsam und sehr langwierig war sowas. War natürlich logisch das das in keiner Geschichte und keinem Stück im Theater in voller Breite gezeigt wurde. Da würde ja jeder Zuschauer gelangweilt gehen.


    Nach einer Weil fing Varus sich aber wieder und ihm wurde wohl klar das jammern nichts half. Die Götter hatten ihn bestraft für seine Taten und Untätigkeit vor und während des Sklavenaufstandes. Aber sie hatten ihn anschließend auch gerettet indem sie ihm Chrysogona als Ersthelfer und Ärztin geschickt hatten. Nicht auszudenken wenn derjenige der in der Sänfte gesessen hätte ein arroganter Schnösel gewesen wäre der ihn einfach mit seiner Matschbirne auf der Straße hätte liegen lassen. Tja dann wäre er wohl heute schon unter der Erde.


    Er sah Chrysogona an


    "Verzeih mir meine Ungeduld...ich hatte mich scho darauf gefreut endlich diesche verdammte Schtadt zu verlaschschen und zum meinen Weinreben zurück zu können. Meinscht du ich werd wieder alsch Winscher arbeiten können?
    Ich werde auch alle Übungen machen die du rätscht.
    Ich bin kein guter Schänger aber eine der Schklavinnen, ich weisch nicht ob du schie schon kennengelernt hascht...schie hat eine wundersschöne Schtimme und ich könnte da ja mitschummen?"

  • Chrysogona musste unwillkürlich lächeln als Commodus vorschlug mit der Sklavin mit der schönen Stimme mitzusingen.
    "Ich hatte leider noch nicht das Vergnügen ihrer schönen Stimme zu lauschen. Aber ich bin sicher, dass sie dir gut tun wird. Das ist eine hervorragende Idee!"


    Sie verstand auch nur zu gut den Wunsch des Winzers, zu seinen Reben zurückzukehren.
    "Ich bin sicher, dass du wieder als Winzer wirst arbeiten können. Nur Mut und vor allem Zuversicht! Üben, üben, üben, mein lieber Varus! Praxi facit perfectam!"


    Die Medica setzte sich an die Bettkante und zeigte dem Helvetier Übungen für die Finger, den Ellbogen und den gesamten Arm. Neben feinmotorischen Übungen wie Daumen gegen Zeigefinger, dann Mittel-, Ring-, und kleinen Finger auch Streckübungen der Finger, das Abspreizen und den Faustschluss. Sie riet ihm einer Sklavin zu befehlen eine Socke mit Mehl zu füllen, damit er diesen kleinen "Sandsack" kneten konnte, riet ihm zu Handbädern im warmen Sand und Übungen im Bad. Chrysogona erhoffte sich, dass diese Übungen Varus motivieren konnten und ihm neuen Lebensmut gaben.

  • Varus war zunächst erleichtert.
    Das er wieder als Winzer arbeiten konnte war das einzige was für ihn wichtig war. Daran würde er jetzt arbeiten. Gesund zu werden und dann endlich diese verdammte Stadt verlassen.


    Als die Medica sich dann auf die Bettkante setzte versuchte er mitzukommen und sich alles zu merken.


    "Aufhören", jammerte er recht schnell


    "Ich weiß nicht warum aber mein Kopf ist ...er fühlt sich an als ob er voller Honig wäre. Ich hab jetzt schon wieder die Hälfte vergessen...Kannst du bitte Neoptolemus oder einen der anderen Sklaven rufen. Es ihnen erzählen oder sie es aufschreiben lassen?"

  • Verständnisvoll streichelte die Medica über Varus Unterarm.
    "Selbstverständlich kann ich es dir aufschreiben, aber ein Zeuge, der die Übungen sieht und anschließend mit dir üben kann wäre wohl besser. Wer soll die Übungen mit dir machen? Neoptolemus oder lieber die Sklavin mit der schönen Stimme?"

  • "Mir wäre esch lieber wenn esch Hannah machen würde. Commodusch wird Neoptolemusch sehr oft schelber brauchen. Auscherdem war Hannah mal meine Schklavin und ich glaube", es schien Varus wirklich unangenehm zu sein


    "nun ich glaube schie mag mich wirklich. Schie schingt jedenfallsch immer schehr gerne für mich und ich konnte immer schehen dasch schie schich schehr gefreut hat wenn ich wieder in die Schtadt gekommen bin. Kannscht du schie vielleicht rufen...meine Schtimme ischt noch nicht schtark genug und mit dieschem Schprachfehler...", man sah ihm an wie sehr ihm das nuscheln störte.

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