Cubiculum | Caius Flavius Scato

  • "Nun. Ich werde dir die Sprache ja nicht beibringen müssen." sagte Scato mehr zu sich selbst als zu ihr, denn sie konnte ja sowieso nichts verstehen. Da stand sie also, hilflos, verwirrt, und für Scato zunächst ohne Nutzen, besonders nicht in ihrem Zustand, ihre Lumpen waren fast schon eine Beleidigung für die Augen Flaviers, sodass er direkt zu drastischen Maßnahmen greifen ließ..
    "Livilla!" rief Scato etwas lauter, und lehnte sich im Stuhl zurück. Die Tür öffnete sich, und der alte Hausdrache, seit Ewigkeiten in Diensten von Scatos Familie, betrat den Raum.
    "Livilla. Kümmer dich bitte um Attica. Kleide sie ein, wasche sie, mache sie vorzeigbar." befahl der Flavier, und entließ dann beide. Die Sprache war durchaus ein Problem, doch fürs erste konnte sie Wein einschenken und hübsch aussehen ohne Ovid zitieren zu können. Aber früher oder später sollte sie eben auch diese Fähigkeit besitzen, ein Glück dass sie so jung war.

  • Als der Römer abermals seine Stimme erklingen ließ, spitzte Iduna ihre Öhrchen und neigte lauschend ihren Kopf auf die Seite. Seine Worte klangen so hart ..so fremdartig in ihren Ohren. Wobei er dies höchstwahrscheinlich über ihre germanischen Worte ebenfalls behaupten würde. Jedoch hatte das junge Mädchen noch äußerst wenig Worte über ihre Lippen hervor gebracht und meistens waren ihre Worte äußerst verzerrt, so dass man sie kaum verstand. Abermals verkrampfte sie also ihre schlanken Finger miteinander und richtete ihren Blick auf den Boden zu ihren Füßen. Denn sein Blick wirkte alles andere als freundlich und jagte Iduna immer wieder eisige Schauer über den Rücken. Auch wenn sie verzweifelt versuchte ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten, so wollte ihr dies nicht wirklich gelingen und so biss sie sich auch schon auf ihre Unterlippe. Was gingen dem Römer ..ihrem Herrn in diesem Augenblick durch den Kopf? Was dachte er über seine neueste Errungenschaft? Ob dieser Gedanken spürte Iduna wie ihre Unterlippe äußerst stark zu zittern begann und sie sich umso fester auf die Unterlippe biss.


    Zum Glück für Iduna trat in diesem Augenblick eine grobschlächtige Frau näher, die auf die Rufe ihres Dominus herbei geeilt war und warf Iduna einen mitleidslosen Blick entgegen. ~Ein neues Vögelchen des Dominus.~ Murmelte die grobschlächtige Frau und legte ihre kräftige Hand auf die Schulter des Mädchens, um Iduna dadurch zu verstehen zu geben, dass sie ihr in diesem Augenblick zu folgen hatte. Erschrocken wandte die junge Germanin ihren Blick in die Richtung des Römers, der sich jedoch bereits von den Beiden abgewandt hatte und Iduna spürte wie sich ihr Herz vor Furcht und Angst verkrampfte. Was hatte das zu bedeuten? War es positiv oder negativ, dass sich der Römer von ihr abwandte und sie in Gesellschaft dieser unheimlichen Frau bleiben musste? Erneut versuchte Iduna einen Blick auf ihren Dominus zu werfen, doch diesem Blickkontakt schob die grobschlächtige Frau augenblicklich einen Riegel vor, in dem sie ihre Finger fester in Idunas Schulter verkrallte und sie regelrecht vor sich her und durch die Türe hinaus scheuchte.~



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    Villa Flavia Felix | Badezimmer der Sklaven

  • Nachdem sie von der grobschlächtigen Matrone aus dem Badezimmer der Sklaven geschoben wurde, ließ die junge Sklavin ihren Blick aus dem Augenwinkel in jedes Eck' gleiten. Dann jedoch spürte Iduna den musternden Blick Livillas auf sich und zuckte leicht zusammen. “Verzeiht. Ich habe nicht aufgepasst und...“ Augenblicklich verstummte die Germanin und versuchte ihre wirren Gedanken zu sortieren. Was ihr jedoch nicht wirklich gelang und sich die Röte auf ihren Wangen zu intensivieren begann.


    Ein hartes schlucken war zu vernehmen, als sie sich ruckartig in Bewegung setzte und dabei spürte, wie der Stoff des Kleides ihre zierliche Statur umspielte. Leise klimperte der goldene Armreif an ihrem rechten Handgelenk und Iduna ließ ihre Finger abermals andächtig darüber gleiten. “Wunderschön.“ Flüsterte die junge Germanin und bemerkte gar nicht wie sie von einigen neugierigen Sklavenaugen beobachtet wurde, als sie wie angewurzelt an Ort und Stelle verharrte. Erst als leises kichern an ihr Gehör drang zuckte die rothaarige Sklavin erschrocken zusammen. “Wer seid ihr?“ Murmelte Iduna mit beinahe ersterbender Stimme.


    Und während sie sich nicht von der Stelle rührte, rauschte ihr das Blut in den Ohren und ließ das Mädchen beinahe schwindeln. Jedoch gelang es ihr bei Bewusstsein zu bleiben. So dass sie sich schlußendlich beeilte und endlich zu ihrem neuen Herrn zurück kehrte. “Ich bin wieder zurück.“ Flüsterte Iduna mit einem zögerlichen Lächeln auf ihren Lippen.

  • Und so wurde aus einer Mauerblume eine ansehnliche Blüte. Livilla hatte es mal wieder geschafft, das alte Schlachtross hatte immer noch einiges auf Lager, das musste Scato einfach anerkennen. Aber, und das war der entscheidende Punkt, seine Sklavin sollte seine Aufmerksamkeit nur in geringen Dosen zu spüren bekommen. Er hatte einige Sklaven der Flavier kommen und gehen sehen, sowohl in Rom als auch in Achaia, und bei Sklaven wie Attica, welche sich nicht zu harten Arbeiten eigneten, ganz zu schweigen davon, dass er auch keine 3200 Sesterzen auf den Tisch gelegt hat um sie den Boden schrubben zu lassen, kam es auf die richtige Balance an.
    Sie sollte einerseits nicht auf die Idee kommen dass sie mit ihrer exotischen Ausstrahlung und ihrer Aufmachung auch nur irgendwo in der Nähe der Gleichstellung zu ihrem Dominus kam. Auf der anderen Seite, und dieser Aspekt war ebenfalls wichtig, sollte sie über ein gewisses Selbstbewusstsein verfügen, schließlich brachte es nichts wenn ein Häufchen Elend in goldenem Geschmeide rumlief, und ihre Erscheinung den Dominus und seine Gäste stets an die Vergänglichkeit des Lebens und des Reichtums erinnerte.
    Fingerspitzengefühl also, gut dass Scato dieses Talent zu beherrschen wusste.


    "Ah, Attica!" entgegnete Scato und breitete die Arme passend zu einem gönnerischen Grinsen aus, "Wunderschön, wahrlich wunderschön." fuhr er fort und erhob sich aus seinem Sessel, um sie aus der Nähe zu betrachten, "Da hat Livilla ganze Arbeit geleistet." murmelte er mehr zu sich selbst als zu ihr und musterte sie von oben bis unten.
    Dann folgte Phase zwei der Selbstbewusstseinskampagne, "Setze dich Attica. Trink etwas Wein." orderte er sie, und deutete auf die kleine Kanne und den Becher, denn einschenken müsste sich schon selbst, denn das war nun wirklich nicht sein Gebiet.


    Um der peinlichen Sprachbarriere beizukommen, Scato hasste nämlich derartige Situationen, hatte er in der Zeit in der Attica 'renoviert' wurde einen weiteren Sklaven ranschaffen lassen. Rufus, einer der Leibwächter, welcher ebenfalls von irgendwo aus Germanien stammte, und ihre primitive Muttersprache beherrschen und übersetzen konnte, zumindest im Grundsatz, denn die Dialekte unterschieden sich ja durchaus. Der Schrank der Scato sonst schützte trat in den Raum und stellte sich in eine Ecke, von welcher aus er übersetzen würde, so gut es eben ging.


    "Dann erzähl einmal von dir Attica, wer bist du?" fragte Scato extra langsam damit der starke, aber nicht unbedingt mit hoher Intelligenz gesegnete Rufus auch mitkam. Der wiederum tat wie befohlen und übersetzte es ebenso langsam mit seiner tiefen, etwas treudoofen Stimme damit Attica es verstehen konnte.

  • Die tuschelnden Stimmen und argwöhnischen Blicke der anderen Sklaven des flavischen Haushaltes versuchte Iduna zu ignorieren. Jedoch blieb es bei diesem Versuch. Denn das leise gehässige Gelächter schmerzte in ihren Ohren. So dass sich Iduna in diesem Augenblick wünschte, der Boden zu ihren Füßen würde sich auftun und sie verschlingen. Jedoch wurde ihr dieser innerliche Wunsch nicht erfüllt. Und je näher Iduna ihrem Herrn kam, desto stärker spürte sie die Nervosität durch ihre Adern pulsieren. Jedoch würde sie erst einmal noch diesen Gang durchschreiten müssen, bis sie dem Römer erneut gegenüberstehen würde. Wieso also pochte ihr das Herz bis zum Hals und ließ ihre Wangen rot angehaucht erstrahlen?


    Diese und ähnliche Gedanken geisterten der rothaarigen Sklavin durch den Kopf. Bis sie dann endlich den, in ihren Augen endlos lange, Flur durchquert hatte und ihrem Dominus abermals gegenüberstand. Gefiel ihm jetzt was er zu sehen bekam? Ob dieser Gedanken wagte Iduna tatsächlich einen vorsichtigen Blick in Scatos Richtung und neigte ihren Kopf auf die Seite. So wirkte Iduna wie ein junges Vögelchen. Als dann jedoch ihr neuer Name an ihr Gehör drang, öffneten sich auch schon ihre Lippen. Diese presste sie dann auch schon zu einem blutleeren Strich zusammen und schluckte hart. “Herr.“ Whisperte Iduna mit ihrem harten germanischen Akzent und beobachtete den Römer verstohlen unter gesenkten Wimpern, während er sie seinerseits aufmerksam betrachtete.


    Als er sie dann jedoch dazu aufforderte Platz zu nehmen, wirkte Iduna mit dieser Situation komplett überfordert. Dies merkte man ihr auch sofort an, als sie ihre Finger unwillkürlich in dem fließenden Stoff des Kleides verkrampfte. “Ich soll euch Gesellschaft leisten? Mit euch Wein trinken?“ Diese Worte sprudelten in Idunas Muttersprache über ihre Lippen. Während sie dann jedoch unter seinem Blick einknickte und sich vorsichtig auf der vordersten Kante des Sitzmöbels niederließ. Abermals schluckte Iduna hart und wusste im ersten Moment nicht was genau der Römer von ihr wünschte. Erst als der kräftige Mann in der Ecke seine Stimme erklingen ließ und die Sprache uhrer Heimat verwendete, hätte Iduna beinahe vor Glückseligkeit leise aufgeschluchzt. “Mein Heimatdorf hatte keinen Namen. Wir waren nicht viele. Aber.. uns ging es gut. Bis.. die R.. Rö.. bis der Angriff kam und .. so viel Blut...“ Unwillkürlich hatten sich ihre Finger gegen ihre Lippen gepresst, um das Schluchzen zurück zu halten, welches ihren schmalen Körper schüttelte. Und als hätte Scato darauf abgezielt, griff Iduna mit bebenden Fingern nach der Karaffe und befüllte ihren Becher. Diesen führte sie anschließend an ihre Lippen und nahm einen großzügigen Schluck. Einen Schluck der sie abrupt husten ließ und sie sich schließlich mit glänzenden Augen und geröteten Wangen aufrichtete.

  • "Gewiss, ich pflege selten zu scherzen." entgegnete Scato auf die Frage der Sklavin, welche Rufus natürlich übersetzte. Diese umständliche Methode nervte den Flavier, und er würde bald einen Hauslehrer bemühen müssen welcher Attica ein sauberes Latein beibringen würde.
    Nachdem sich Attica gesetzt hatte, und begann zu erzählen, wurde Scatos Gesicht wieder äußerst ernst. Sie hätte es sicherlich mit einer gewissen Empathie oder einem Respekt für ihren Leidensweg verwechseln können, doch die Kenner des Flaviers würden wissen, dass er lediglich die Souveränität Roms ausstrahlen wollte. Er hatte diese Geschichte nämlich schon einige Male gehört, und doch wollten diese Umstände ihm kein Mitleid entlocken, immerhin würde sie sonst nicht hier sitzen, in dieser prächtigen Villa, sondern im Schlamm irgendwo im dunklen Wald bei den restlichen wilden...
    "Nun, die Zivilisation verlangt einige Opfer." befand er trocken und trank einen Schluck, "Jedoch, und wenn du dich in diesen Räumlichkeiten einmal umsiehst wirst du mir sicherlich zustimmen, sind derartige Schicksale ein Preis den man bereit sein zu zahlen um ein derartiges Licht wie Rom in die Welt zu bringen." erklärte er ihr, und dachte gar nicht darüber nach dass sein hochtrabendes Latein erst noch ins einfache germanisch würde übersetzt werden müssen, aber Rufus sollte das mal lieber hinbekommen, "Rom schützt seine Freunde. Aber es ist unerbittlich zu seinen Feinden, und diese sind zahlreich." fuhr er fort und musterte die junge Frau, welche noch immer leicht gerötet war, "Das bedeutet nicht immer dass deine...", Sippe, Familie, Bande.. Er suchte das passende Wort, "Gemeinschaft..." drückte er sich leicht grinsend aus, "Direkt gegen Rom kämpfte, doch Freunde Roms konntet ihr nicht gewesen sein." beendetet er den Satz und setzte seinen Becher ab.
    "Aber naja, wer möchte schon diese schlechte Laune verbreiten nicht wahr? Wir haben doch einen großen Kauf zu feiern!"
    Scato wechselte bewusst das Thema, Zuckerbrot und Peitsche, eine emotionale Irrfahrt machte den Sklaven immer wieder ihre Position klar: Sie sollten sich öffnen wenn sie gefragt wurden, doch wenn es Scato beliebte dann hatten sie auch fröhlich zu sein.
    "Attica, wie gefällt es dir hier in der Villa? Hast du schon mal ein derart prächtiges Gebäude gesehen?"

  • "Gewiss ich pflege selten zu scherzen."
    Dieser Satz ließ die Rothaarige ihren Kopf fragend auf die Seite neigen. Denn wenn sich auch Rufus darum bemühte, das Latein in Idunas Muttersprache zu übersetzen, so war ihr dennoch der Sinn dieser Worte nicht verständlich. Und dies sah man Iduna deutlich an. Schließlich schwebte ein riesiges Fragezeichen über dem Kopf der Sklavin, welches dem Römer nicht verborgen bleiben konnte. Zum Glück wusste Iduna nichts von den Gedanken des Römers. Denn innerlich erfreute sie sich daran der Stimme und den Worten aus ihrer einstigen Heimat zu lauschen.


    Vorsichtig und lediglich auf dem Rand des Sitzmöbels kauernd, krallte sich Iduna regelrecht an den Weinbecher und vermied den direkten Blickkontakt. Denn ihre Wangen waren noch immer gerötet und allmählich begann sich die Hitze des Allohols in ihrem gesamten Körper auszubreiten. So dass sich die Rothaarige unbewusst auf ihre Unterlippe biss und ihrem dröhnenden Herzschlag nachforschte, der lautstark in ihren Ohren pochte. Erst nachdem die junge Germanin einige male tief durchgestmet hatte, öffnete sie ihre Lippen und ließ Worte darüber hinweg perlen; ihre Lebensgeschichte für den römischen Herrn.


    “Die Zivilisation verlangt Opfer? Ist das ..hier auch so?“ Und damit vollführte Iduna eine Handbewegung die diesen Raum und die Villa mit einschloss. “Ich verstehe nicht... Wieso muss überall auf der Welt gekämpft werden?“ Murmelte Iduna mit leiser Stimme und nahm einen erneuten Schluck, der ihre Augen noch deutlicher glänzen ließ. “Sie.. kamen aus heiterem Himmel.. und.. dann war Stille.“ Versuchte Iduna den Moment zu beschreiben, als die Fliegen bereits über den Leichen kreisten und die Römer die Überlebenden mitnahmen.


    Als der Römer dann jedoch äußerst abrupt das Thema wechselte, huschte ein sichtlich verwirrter Ausdruck über das junge Gesicht der Sklavin. “Ich.. nein.. ein solch' prächtiges Gebäude habe ich noch nie gesehen. In meinem Dorf gab es.. es.. Lehmhütten.“ Flüsterte Iduna und senkte ihren Blick in ihren Schoß.

  • "Ich pflege nicht zu scherzen." wiederholte Scato noch einmal trocken, und blickte dabei Rufus an, welcher es Attica verständlich machen sollte. Die Tatsache dass der nicht oft zu scherzen pflegte war ein zentraler Bestandteil seiner Verhaltensweisen.
    Entgegen seiner Prämisse das Thema zu ändern ging er doch noch mal auf Atticas Frage ein, schließlich war die Zivilisation, und damit verbunden die Rolle Roms in der Welt ein Umstand, welchen die Sklaven lieber früher als später verstehen sollten.
    "Am Anfang forderte unser Aufstieg auch hier Opfer. Die Vertreibung der etruskischen Könige, oder die Kriege gegen die Karthager." erklärte Scato und dachte an die epischen Geschichten zurück, welche ihm sein Lehrer oft erzählt hatte. "Rom ist dazu bestimmt die Welt zu beherrschen. Rom ist das Licht in einer sonst dunklen Welt. Doch dieser Umstand erfordert Arbeit, und Opfer, doch all das hier ist es wert." fuhr er fort und deutete ebenfalls mit den Händen auf seine Umgebung. Natürlich hatte er niemals derartiges Leid erfahren, aber auf der anderen Seite waren Sklaven oft ehemalige Feinde Roms, weshalb es durchaus legitim schien dass sie nun hier war.


    Dennoch war es schön, dass Attica das neue Thema aufschnappte und eine derart köstliche Antwort zum besten gab, beinahe hätte Scato ob der Bestätigung seiner Erwartungen Grinsen müssen, jedoch überspielte er es mit einem langsamen Schnauben.
    "Dann hast du ja sogar als Sklavin wesentlich mehr Komfort als in Germanien. Da haben wir also beide gewonnen." merkte er dazu an und blickte sie über den Becherrand an während er einen Schluck Wein trank.

  • Für einen kurzen Augenblick hatte Iduna tatsächlich den Eindruck, als würde sie sich in Gesellschaft ihrer Familie in ihrer kleinen Lehmhütte befinden. Denn die Stimme des Germanen riefen in ihr diese Erinnerungen wach, so dass sich Iduna augenblicklich auf die Unterlippe biss. Nein, unter keinen Umständen würde sie hier vor dem Römer in Tränen ausbrechen. Und dennoch wischte sie sich verstohlen eine glitzernde Träne aus dem Augenwinkel, bevor diese über ihre Wange kullern konnte. Hart schluckte die Rothaarige und rutschte etwas unruhig auf dem Sitzmöbel herum. Schließlich zeigte der Alkohol deutlich seine Wirkung und dies nicht nur an der Hitze, die durch ihren Körper pulsierte.


    Auch ihre Wangen waren stark gerötet und ein seltsames glitzern hatte sich in ihre Seelenspiegel geschlichen. Schweigend lauschte sie schließlich den Worten des römischen Herrn und neigte dabei ihren Kopf auf die Seite. Auch die Römer hatten unter den Fremdländern geblutet? Wollte er ihr dies mit seinen Worten mitteilen? Und was genau wollte Scato mit diesen Worten erreichen? Etwa Mitleid? Als er dann jedoch erklärte, dass Rom dazu geschaffen ist die Welt zu erobern, zuckte die junge Germanin erschrocken zusammen. “Und was passiert, wenn Rom eines Tages fallen sollte?“ Murmelte Iduna gerade noch so laut, dass sie der Römer verstehen würde. Bevor sie sich auch schon auf die Unterlippe biss und ihre Finger fester um den Becher in ihren Händen krallte.


    War es falsch diese Worte an das Gehör des Römers dringen zu lassen? Vorsichtig linste Iduna aus dem Augenwinkel in Scatos Richtung und spürte zugleich Rufus musternden Blick in ihrem Nacken. Als sich Scato offensichtlich über ihre Worte lustig machte, spürte die junge Germanin wie sich ihre Wangen schlagartig röteten. “Bevor ich nach Rom gekommen bin, war ich frei … und jetzt bin ich .. ich .. jetzt gehöre ich dir.“ Murmelte Iduna mit leiser Stimme und senkte ihren Blick in ihren Becher hinein. Abermals spürte das junge Mädchen wie sich diese nervöse Unruhe in ihr ausbreitete und sie auf dem Sitzmöbel hin- und her rutschte. “Wo ..werde ich schlafen und.. was ..was werde ich ..was werden meine Aufgaben sein?“

  • Scato beobachtete das Sklavenmädchen ganz genau, und der Alkohol sowie die rührseligen Geschichten ihrer Heimat schienen ihr ein wenig den Kopf zu verdrehen, was er zufrieden zur Kenntnis nahm, schließlich war all das Teil der Konditionierung und dem deutlich machen der eigenen Dominanz, sodass er sie nur musterte und nichts weiter dazu sagte. Ihr nächster Satz entlockte ihm dennoch eine Reaktion, Rom sollte irgendwann fallen? Der Patrizier lachte süffisant, welch absurde Vorstellungen diese Sklaven manchmal hatten..
    "Eine Frage die es nicht wert ist gestellt und beantwortet zu werden." wiegelte Scato diesen gerade zu lächerlichen Einwurf Atticas ab.


    Ihre weiteren Worte jedoch konnten wieder beantwortet werden. Und natürlich ließ sich Scato, der die Philosophie in Achaia erlernt und studiert hatte, hier auch ein wenig zum schwadronieren einladen.
    "Niemand ist wirklich frei oder? Man ist Soldat, Politiker, in einer Ehe, oder man hat Kinder. Man muss das Feld bestellen, oder man ist zu einer guten Verbindung genötigt. Der Unterschied zu deiner Situation ist lediglich der Umstand, dass es ein jeder weiß dass du nicht frei bist." plauderte Scato und fuhr fort, "Aber ja, du gehörst mir. Und natürlich beantworte ich dir deine Fragen.", sonst wüsste sie ja schließlich nicht was sie zutun hatte wenn er ihr nicht alles haarklein befehlen müsste.
    "Du wirst in den Quartieren der Sklaven schlafen. Erstmal in den größeren Schlafräumen. Wenn es mir beliebt wirst du irgendwann einem komfortableren Raum zugeteilt. Deine Aufgaben sind mein Wohlbefinden. Du wirst dich um meine Kleidung kümmern. Du wirst mir Wein einschenken und Zierde bei meinen Terminen sein. Du begleitest mich auf den Reisen zu meinen Ländereien und wirst Botengänge sowie Einkäufe für die Villa Flavia erledigen."
    Dann musterte er sie von oben nach unten, und fixierte dann seine Augen auf den ihren, "Darüber hinaus..." er schaute ihren Körper erneut an, "Nun.. Wir werden sehen."

  • Die musternden Blicke des Römers blieben Iduna nicht verborgen. Auch wenn sie sich innerlich zur Ruhe ermahnte und ihre Finger fester um den Becher krallte. Unter keinen Umständen würde sie dem Älteren einen Grund des Missfallens gewähren. Auch wenn ihr das Herz bis zum Hals pochte und sie das Gefühl hatte, ihr Körper wüde in Flammen stehen. Erneut schluckte die Rothaarige hart und ließ ihre Finger unstet über den Rand des Bechers gleiten. Denn sein musternder Blick vereinte sich mit der Hitze in ihrem Körper und ließ eine Gänsehaut über ihren Rücken rieseln. Wie ein verschrecktes Kanninnchen vor der Schlange wirkte Iduna in diesem Augenblick.


    Sein süffisantes Lachen ließ sämtliche Alarmglocken in ihrem Hinterkopf schrillen. Auch wenn dieses Geräusch gedämpft in ihre Gedanken vordrang und alsbald verdrängt wurde. Denn seine Worte ließen ihren Kopf abrupt in die Höhe fliegen. “Aber warum..?“ Abermals nahm die Rothaarige einen kräftigen Schluck des Weines und stellte den Becher anschließend etwas wackelig beiseite. Dann erst richtete sie ihren glänzenden Blick erneut auf den Römer und lauschte seiner Stimme, dessen Worte von dem getreuen Rufus übersetzt wurden.


    Erneut biss sie sich auf die Unterlippe und versuchte einen Sinn in seinen Worten zu entdecken; etwas was ihr nicht wirklich gelang. “Woher wissen die Anderen das ich nicht ..frei bin?“ Murmelte Iduna mit einem fragenden Klang in ihrer Stimme und senkte erneut ihren Blick in ihren Schoß. Als er ihr ihre Aufgaben erläuterte, spürte Iduna wie ihr innerlich der Schweiß ausbrach. “Ich hoffe ich enttäusche dich nicht.“ Bei diesen Worten blickte sie aus großen Augen zu dem Römer empor und bemerkte dabei nicht, wie sein Blick musternd über ihre gar elfengleiche Statur wanderte.

  • "Du bist eine Sklavin des Hauses Flavia. Glaub mir, bald schon wird jeder in der Gegend die rothaarige Sklavin des Flavius Scato kennen." erklärte Scato, und sah davon die Sklavin etwaig zu markieren, denn das hätte ihren Wert doch nur gemindert.
    "Ob du mich enttäuschst hängt ganz von dir ab." entgegnete er und erklärte ihr noch einige Details, "Ich werde alsbald einen Lehrer kommen lassen der dich unsere Sprache lehren wird. Darüber hinaus wirst du lernen zu musizieren und zu dichten. Je gewissenhafter du deinen Aufgaben nachkommst, desto besser werden wir uns verstehen." signalisierte Scato und fuhr dann fort, "Glaub mir, wenn du eine gute Sklavin bist wirst du ein angenehmes Leben führen..." er stockte kurz und hob seinen Becher an, "Solltest du jedoch versuchen zu fliehen, oder mir oder meinem Ruf sonst wie schaden wollen." er trank einen Schluck, "Werde ich dich finden. Egal wo du bist. Und dann wird dieses Gesicht..." er deutete auf Rufus, "...das letzte sein was du in dieser Welt sehen wirst. Ich hoffe wir haben uns verstanden."


    Danach erhob sich Scato und bewegte sich in Richtung seines Bettes. Während einige Domini wohl direkt mit ihrem neuen Spielzeug spielen wollten, hatte er keinerlei derartigen Gelüste, zumindest im Moment nicht, wo ihm so viele andere Dinge durch den Sinn geisterten..
    "Das wäre dann alles Attica. Du kannst deinen Wein mitnehmen. Bereits morgen beginnt deine Ausbildung. Rufus hier wird dir ein Bett und weitere Kleidung sowie weitere Gegenstände aushändigen. Ich bevorzuge nun allein zu sein."

  • Der getreue Germane des Hauses Flavia übersetzte jedes Wort in die Muttersprache der rothaarigen Sklavin. So dass sich Idunas Blick aus dem Augenwinkel in Rufus Richtung verirrte und die Sehnsucht nach ihrer Heimat durch ihre Gedanken geisterte.


    Dann jedoch erklang abermals die Stimme des Römers und Iduna konzentrierte sich auf seine Worte. “Ist es dir wichtig, dass mich jeder als deine Sklavin erkennt?“ Mit leiser Stimme murmelte die Rothaarige jene Worte und verkrampfte unmerklich ihre Finger in ihrem Schoß.


    “Ich werde dich nicht enttäuschen. Das verspreche ich.“ Sprudelte es in einem einzig langen Satz über ihre Lippen, wobei es innuhren Augen feucht zu schimmern begann. Offensichtlich schmerzte es sie, dass er ihr nicht das nötige Vertrauen entgegen brachte, nachdem sich Iduna innerlich verzehrte.


    “Ich.. werde zu einer Dichterin und Musikerin ausgebildet?“ Bei diesen Worten richtete sich Iduna augenblicklich auf und ein strahlendes funkeln, wischte den traurigen Schimmer aus ihren Seelenspiegeln hinfort. Zumindest solange, bis seine warnenden Worte an ihr Gehör drangen und die rothaarige Germanin erschrocken zusammen zuckte.


    “Bitte ich.. ich werde dich nie enttäuschen und dir.. dir folgsam und treu dienen.“ Schließlich wollte sie unter keinen Umständen bestraft werden. Als sich ihr Dominus schließlich erhob, blickte Iduna aus großen Augen zu Scato empor. “Ich wünsche dir eine Gute Nacht.“ Whisperte das junge Mädchen, nahm ihren Becher und ließ sich von Rufus hinaus führen.

  • COME FROM:
    Servitriciuum » Villa Flavia Felix


    Mit wehenden Locken und einem leuchtenden strahlen auf ihrem Gesicht hastete Iduna die Gänge entlang, um in Reichweite ihres Dominus zu gelangen. Schließlich wollte sie dem Römer berichten, was sie bereits alles gelernt hatte. Und vielleicht könnte sie ihm sogar etwas aus der Aeneas vortragen, zumindest die Verse die sie sich gemerkt hatte. Doch noch ehe sie überhaupt in Reichweite ihres Dominus gelangen konnte, vernahm sie das leise tuscheln einiger anderer Sklaven, welche immer wieder ihren Namen flüsterten und es Iduna eisig kalt den Rücken hinab rieselte. Ihren Namen – A t t i c a. Jenen Namen, der ihr von ihrem Dominus verliehen worden war.


    Über das ‚wieso‘ hatte er sich noch nicht geäußert und dies obwohl die rothaarige Germanin äußerst neugierig war. Aber vielleicht war es auch das gute Recht ihres Dominus, seiner Sklavin nicht alles haarklein zu berichten. Bei diesem Gedanken kroch die Unsicherheit mit eisigen Fingern ihre Wirbelsäule empor und vergrub sich in ihrem Nacken. Erst nachdem die junge Germanin einige male tief durchgeatmet hatte, gelang es ihr ihren Weg fortzusetzen. Wobei sie aufmerksame Blicke in jedes Eck gleiten ließ. Doch zum Glück waren die tuschelnden Stimmen der anderen Sklaven verstummt und so straffte sich die junge Sklavin augenblicklich, um ihren Weg fortzusetzen. Denn allzu lange wollte sie ihren Dominus auch nicht warten lassen. Ob ihr Herr bereits wusste, dass sie auf dem Weg zu ihm war? Nachdenklich wiegte sie langsam ihren Kopf von einer Seite auf die andere und setzte ihre Schritte bedacht voreinander. Auch wenn sie wohl eher wie ein kleiner lockiger Wirbelwind durch die Gänge und Flure geeilt wäre, so versuchte sie sich doch zu bezähmen.


    Zum Glück begegnete sie ihrem Dominus in seinem Cubiculum und trat vorsichtigen Schrittes näher. Mit einem leisen räuspern versuchte Iduna die Aufmerksamkeit des Römers auf ihre Person zu lenken. “Domiiiinus..“ Sprudelte es über die Lippen der Rothaarigen, während sie dennoch regungslos an Ort und Stelle verharrte und man ihre innere Anspannung beinahe mit Händen greifen konnte.

  • Scato hatte gerade einige Korrespondenzen gelesen und war noch immer in ein paar Briefen, vor allem den Briefen seines Verwalters in Pyrgi, vertieft. Es würde wohl mal wieder Zeit der alten Familienvilla an der Küste einen Besuch abzustatten, denn gerade die Tatsache dass ihm sein Verwalter schon lange nichts mehr zu berichten hatte machte ihn dann doch immer recht misstrauisch.


    Als Iduna den Raum betrat und auf sich aufmerksam machte ignorierte Scato sie erst einmal nach allen Regeln der Kunst, denn ganz ehrlich war es ihm wenn er beschäftigt war egal welche Kunststückchen der Lehrer ihr beigebracht hatte. Erst nachdem er noch einen Absatz des Briefes gelesen hatte legte er diesen zur Seite, und schaute dann mit seinen kühlen Augen auf um zu sehen was Sache war, schließlich gab es ja scheinbar irgendetwas von größerer Wichtigkeit.


    "Attica, was gibt es?" fragte er etwas reserviert während sein Blick sie förmlich zu durchlöchern schien.

  • Es waren beschwingte Schritte, mit denen Iduna durch die Gänge und Flure der Villa huschte. Ihre Gesichtszüge wurden von einem freudigen strahlen erhellt, als sie sich beeilte um ihrem Dominus die freudige Nachricht zu überbringen. Schließlich sollte ihr Dominus der erste sein, der von den prosaischen Fortschritten seiner rotgelockten Sklavin eine Mitteilung erhielt. Und da Aristocles sie dacon geschickt hatte. Hatte sich Iduna regelrecht beeilt um die Räume ihres Dominus zu erreichen. Je näher Iduna den Räumlichkeiten ihres Dominus kam, desto langsamer wurden ihre Schritte. Schließlich wollte sie ihren Dominus nicht erschrecken, indem sie wie ein aufgeschreckter Wirbelwind in seine Räume stürmte.


    Auch wenn es Iduna sehr schwer fiel. Denn die Berichterstattung über ihren ersten Unterricht brannte ihr regelrecht auf der Zunge und wollte in die Freiheit entlassen werden. Dies jedoch würde sie erst zulassen wenn sie ihrem Dominus gegenüberstehen würde. Mit einem leisen räuspern machte sich die rothaarige Cheruskerin schließlich auf sich aufmerksam und wartete die Reaktion ihres Dominus ab. Einige Wimpernschläge lang geschah überhaupt nichts und Iduna fühlte sich wie bestellt und nicht abgeholt. Dann jedoch hob der Flavier seinen Kopf und blickte äußerst reserviert in ihre Richtung. Bei dessen Miene rieselte es der jungen Sklavin eisig den Rücken hinab und sie verkrallte sichtlich ihre Finger in ihrer gefärbten Tunika. "Ich... Ich wollte von meiner ersten Unterrichtsstunde bei Meister Aristocles berichten. Wir.. haben die Geschichte von Aeneas und Karthago durchgenommen. Darf ich einige Verse rezitieren?" Voller Begeisterung sprudelten diese Worte über die Lippen der rothaarigen Germanin.

  • Ein wenig verwirrt war Scato schon, schließlich kamen die anderen Sklaven sonst nie hinein um ihm von ihrem Unterricht zu berichten, weshalb er sich auch nie wirklich die Frage gestellt hatte ob es ihn interessierte oder nicht was der alte Grieche seinen lebenden Möbelstücke so beibrachte. Nach dem Bruchteil einer Sekunde kam er zu dem Entschluss, dass es ihn eigentlich nicht interessierte, Attica jedoch die Möglichkeit zur Kontrolle der Qualität des Lehrers bot, und er diese Chance deshalb doch einmal nutzen würde.
    Er lehnte sich zurück, und machte eine auffordernde Bewegung mit seiner Hand, "Nur zu. Erzähle mir etwas über Aeneas und Karthago." sagte er und bereitete sich mental auf eine kleine Lesestunde vor. Natürlich kannte er das Epos, was seinem Soll/Ist-Vergleich nur zugute kommen würde.

  • War es richtig oder war es falsch, dass sie ihren Dominus in diesem Augenblick aufgesucht hatte? Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war er nicht gerade begeistert davon, dass sich Iduna in seiner unmittelbaren Nähe befand. Oder interpretierte sie zu viel in sein Mienenspiel hinein, welches sie für einige wenige Wimpernschläge beinahe fasziniert beobachtet hatte. Dann jedoch ertappte sie sich dabei, wie ihr Blick auf ihrem Dominus ruhte und schalt sich innerlich eine Närrin. Hoffentlich hatte der Römer ihren faszinierenden Blick nicht bemerkt und würde sie daraufhin zur Rechenschaft ziehen. Bei dieser gedanklichen Ermahnung hatte sie ihren Kopf kaum merklich auf die Seite geneigt und wartete auf eine Reaktion ihres Dominus. Doch dieser schien mit seinen Gedanken an einem weit entfernten Ort zu verweilen, zumindest bemerkte er sie nicht. Und so atmete Iduna langsam tief durch, bevor sie sich ihrem Dominus näherte und leise räuspernd auf sich aufmerksam machte. Dabei sollte es jedoch nicht bleiben, denn die Rothaarige ließ ihre Stimme erklingen und ihr Dominus antwortete ihr tatsächlich. “Ich darf wirklich einige Verse rezitieren?“ Dabei warf sie dem Römer einen vorsichtigen Blick entgegen, wobei es in ihren bläulich schillernden Seelenspiegeln hell aufleuchtete und er bei ihrem strahlenden Gesichtsausdruck doch eigentlich nicht –nein– sagen konnte. Und tatsächlich war es eine unmerkliche Handbewegung, die Iduna ein sanftes Lächeln in seine Richtung entsenden ließ und sie sich näher in seine Richtung wagte. Nachdem der Rotschopf abermals einige male tief durchgeatmet hatte, ließ sie ihre helle Stimme erklingen, in welcher noch immer der harte Dialekt ihrer germanischen Heimat mitschwang. “Der Held Aeneas landet nach einem Seesturm, den ihm die zornige Göttin Juno geschickt hat an der Küste Karthagos. Dort findet ihn die Königin Dido und nimmt ihn gastlich auf. Natürlich ist auch die Liebe mit im Spiel und Aristocles hat mir gesagt, dass dieses Epos einzig und alleine dafür geschrieben wurde, um der Größe und Macht Roms zu huldigen. Stimmt das?“ Dabei blickte die junge Sklavin aus großen Augen zu ihrem Dominus empor und erwartete mit flatterndem Herzchen eine Antwort.

  • Scato war sichtlich beeindruckt über die sprachlichen Fortschritte seiner Sklavin, mehr noch, er war zufrieden. Natürlich bezog sich diese Zufriedenheit mehr auf ihren Lehrer Aristocles denn auf Attica selbst, aber aus ihr würde sicherlich einmal eine gute Darstellerin bei seinen Festen werden..
    ..Immerhin machte sie keine Zicken wie die barbarischen Sklaven sonst immer, mehr noch, sie schien sich mit ihrer Rolle enorm schnell abgefunden zu haben, was Scato ebenfalls äußerst wohlwollend zur Kenntnis nahm.
    "Nun, das Epos beschreibt die Taten und Herkunft des Stammvaters Rom, eines Ahnen der Brüder Romulus und Remus." erklärte Scato knapp und ließ damit offen ob es allein die Macht Roms war, die es hier zu huldigen galt.
    Letztlich glaubte er selbst nicht wirklich an diese Mythen, denn während die Götter gerade noch so in seinem Weltbild Platz fanden, so sah er solche Geschichten und Heldensagen stets als Opium fürs Volk an, Ammenmärchen, welche man sich wieder und wieder erzählte bis man irgendwann vergaß dass es doch nur Lügen waren. Allerdings waren es Lügen welche man hier und da recht gut zu nutzen vermochte.
    "Dein Lehrer leistet ausgezeichnete Arbeit." befand Scato und blickte dann auf sein Schreiben, "Ich werde demnächst einige Tage verreisen müssen um in einem Anwesen meiner Familie nach dem rechten zu sehen und einige Tage Erholung zu finden. Du wirst mich begleiten, mit anderen Sklaven natürlich."


    ..Denn Erholung für ihn hieß auf keinen Fall Erholung für seine Sklaven, außer für diejenigen Sklaven die weniger in der Culina der Villa Flavia schuften mussten, "Und nun verlangt es mir nach ein wenig Obst." merkte er an, und setzte schon einmal voraus, dass er es sich jedenfalls nicht schälen und servieren würde.

  • Auch Iduna bemerkte, dass die lateinischen Worte nun nicht mehr ganz so beschwerlich über ihre Lippen perlten. Natürlich gab es noch immer Buchstaben und Worte, bei denen sich die Rothaarige sch werdr tat als bei den anderen Wörtern. Aber im großen und ganzen hatte ihr Sprachenlehrer in dieser kurzen Zeitspanne bereits eine großartige Leistung vollbracht. Blieb nur abzuwarten ob der Römer genau so dachte. Nur würde Idunda dann davon nichts mitbekommen. So etwas würde er doch mit dem Griechen direkt besprechen und nicht mit seiner Sklavin, nicht wahr? Und auch Iduna versuchte die Atemtechnik ihres Sprachlehrers zu nutzen. Damit ihre Stimme noch freier klang und man ihre ausgesprochenen Worte noch deutlicher verstand. Dies jedoch interessierte ihren Dominus wohl eher weniger. Und so behielt sie diese Gedanken für sich. Wobei ihr Blick dennoch unter gesenkten Wimpern in seine Richtung wanderte. Denn in diesem Moment erklang die Stimme des Römers und fügte noch etwas an ihre Erklärung zur Aeneis an. "Dann ist Aeneas mit Romulus und Remus ..verwandt?" Hart klang ihre Muttersprache in diesem Satz nach. Wobei sich ihre schlanken Finger in ihrer gefärbten Tunika verkrallten. "Dann stammen alle Römer von Romulus und Remus ab. Auch du?" Dabei hob Iduna ihre Seelenspiegel und blickte ihrem Dominus direkt entgegen. Ob sie ihn auch nach dem Sklavenjungen auf dem Sklavenmarkt fragen sollte? Bei diesen Gedanken spürte Iduna wie ihr das Herz bis zum Hals schlug und sie etwas unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. Als der Blick ihres Dominus sich abermals dem Schriftstück vor sich zuwandte, verharrte die zierliche Germanin vollkommen regungslos. Bis seine Stimme erneut an ihr Gehör drang und Idunas Kopf augenblicklich in die Höhe flog. "Du willst verreisen? Wohin wird es gehen? Außerhalb von Rom? Und ich darf dich begleiten?" Beinahe ohne ein einziges mal Luft zu holen, sprudelten diese Worte über Idunas Lippen. Deren Wangen rötlich angehaucht waren und sich ein freudiges glitzern in ihre Seelenspiegel geschlichen hatte. Zumindest so lange, bis es ihren Dominus nach etwas Obst gelüstete und Iduna im ersten Moment nicht wirklich zu reagieren schien. Denn ihre Gedanken waren noch zu sehr von seiner Ankündigung in Anspruch genommen. Als sie jedoch seinen Blick aus dem Augenwinkel bemerkte, zuckte die germanische Sklavin zusammen und beeilte sich seinem Wunsch zu entsprechen. Mit einem Obsttablett kehrte sie schließlich an seine Seite zurück und reichte ihm das Tablett, auf dem sich einige geschnittene und somit handliche Obststücke befanden. Obst das Iduna noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte und dementsprechend auch nicht wusste wie es hieß.

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