• Ob er es will oder nicht: Auch dem älteren Manius Flavius Gracchus bleibt in diesen Tagen nicht die Heimsuchung durch den Neuankömmling Iullus Flavius Fusus erspart. - Nachdem jener sich in den vergangenen Tagen bereits mit einzelnen Bewohnern des Anwesens bekannt gemacht hat, findet er schließlich und endlich eine günstige Gelegenheit, in welcher der Vorstand der hiesigen Flavier grundsätzlich verfügbar wäre. Aufgrund gewisser (eigener) persönlicher Befindlichkeiten ist Flavius Fusus allerdings der eigentlich von Anstand und Höflichkeit gebotenen Notwendigkeit entwischt, sich zuvor bei dem Leibsklaven des Gracchus explizit anzumelden. Stattdessen hat er über andere Kanäle die Information über einen annähernd günstigen Zeitpunkt eingezogen, um nun unangemeldet am Officium des Oheims zu erscheinen. Durchaus zufrieden mit seinem als geschickt empfundenen Schachzug, klopft der junge Flavier munter an die Türe des Officiums. Anschließend wartet er zunächst geduldig, dass man ihm das Eintreten gestatten würde.


    Selbstverständlich hat er sich für diesen besonderen Anlass von seiner Sklavin äußerlich vorbereiten lassen. Wie zumeist ist sein Teint mit einem Hauch von Kosmetik perfektioniert worden und ein dünner Lidstrich hebt seine dunklen Augen hervor. Seine Toga trägt Fusus längst mit routinierter Würde, da insgesamt sicherlich häufiger als dies unbedingt erforderlich wäre. Der Begegnung mit dem älteren Gracchus sieht er positiv entgegen und freut sich ganz schlicht und ungekünstelt auf die bevorstehende, neue Bekanntschaft. Natürlich schwingt in seinen Empfindungen auch eine große Neugier mit, die aus den Äußerungen dessen Sohnes empfundene Dominanz des Vaters zu besichtigen.

  • Da Gracchus nie gänzlich sicher konnte sein, ob er angekündigten Besuch erwartete oder nicht - Sciurus kümmerte sich endlich wieder um diese Angelegenheiten und selbst so er es am Morgen erwähnte, hatte Gracchus zumeist bald bereits wieder darauf vergessen -, waren ihm unerwartete Störungen nicht besonders ungewöhnlich. Zwar missfiel es ihm durchaus in seinem Tun innezuhalten - Zeile um Zeile schob er ein hölzernes Lineal über Die Sieben gegen Theben des Aischylos, um das Stück, welches er in der Casa Decima zu lesen hatte begonnen, zur Gänze zu studieren -, dennoch blickte er auf und quittierte das Klopfen mit einem mehr oder minder interessierten
    "Ja?"

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  • Zwei Mal muss Fusus nicht gebeten werden. Er nimmt die beiden fragend formulierten Buchstaben als Einladung hin und öffnet damit die Türe, um unverwandt in den Raum einzudringen. Mit einem breiten, freundlichen Lächeln schließt er den Zugang noch hinter sich, um Gracchus dann sogleich mit ausgebreiteten Armen als herzlicher Geste entgegen zu treten.


    "Flavius Gracchus, wie schön dich zu sehen." Einerseits eine Floskel, fiele es andererseits auch schwer sie in diesem Fall als reine solche zu interpretieren. Fusus bringt die formulierte Freude sehr überzeugend rüber, wenn er sich auch so gut wie garnicht von früher her an den Vetter seines Großvaters erinnern kann. "Ich bin Iullus Flavius Fusus, Sohn des Titus Milo. Vielleicht hat man dich schon von meinem Eintreffen informiert...? Deinen lieben Sohn habe ich bereits am Tage meiner Ankunft kennengelernt, doch eine Begegnung mit dir selbst scheint etwas schwieriger zu erlangen sein." Eher unbewusst überfällt er den Senator regelrecht mit seinem Wortschwall, respektive mit der Porta in die Villa. "Ich will dich nicht über Gebühr aufhalten, lieber Onkel... Allerdings erschien es mir doch nur recht und billig, mich bei dir persönlich vorzustellen und mich deiner Erlaubnis und deines Wohlwollens zu versichern, dass du meine Anwesenheit in diesem Anwesen dulden magst." Schließlich kommt sie doch noch, die Frage, die er vielleicht besser gleich zu Anfang gestellt hätte: "Störe ich sehr, oder ist dir mein Besuch gerade genehm?"
    Weiterhin lächelnd macht er nicht den Eindruck, diesbezüglich auch nur ansatzweise mit einem negativen Bescheid zu rechnen.

  • Die Türe wurde geöffnet und innerhalb weniger Augenblicke wandelte das mäßige Interesse für eine unangekündigte Störung sich in reizvolle Erwartung, dass jegliche Desperation und Schwermut, welche seit Monaten ihn hatte im Besitz, von Gracchus abfiel, dass seine Sinne überschwemmt wurden von einer kaum noch gekannten Leichtigkeit, sein Leib indes von erwartungsvoller Exzitation. Augenblicklich spannten seine Muskeln sich, nahm er eine aufrechte Haltung an und musterte den schönen, fremden Jüngling, welcher den Raum hatte betreten, in allen Details - von den schimmernden, dunklen Haaren, über den zarten Schwung der Brauen, die strahlend braunfarbenen Augen, die fein geschnittene Nase und pointierten Wangenknochen, bis hin zu den sinnlich geschwungenen Lippen, an welchen sein Blick hängen blieb. Bezwungen von den Gesetzen der menschlichen Natur zog die Schwermut von Dannen, nahm all ihre Tristes, ihre Ödnis und Finsternis mit sich fort, ließ die Verzückung Einzug halten mit ihrer bunten Couleur, ihrer Vitalität und ihrem Schwung, welche noch vorangetrieben wurde durch die unverblümte Offenherzigkeit des Gastes - um schlussendlich nur um so erbarmungsloser erdrückt zu werden unter der desolaten Erkenntnis, wer dieser schöne Jüngling war. Fusus, Sohn des Titus Milo, sein Großneffe. Kurz schloss Gracchus die Augen, suchte mit seinem Atem jedes aufwallende Begehren aus sich zu exhalieren, seine Gedanken in ein andere Richtung zu zwingen als es sie trieb. Milos Sohn. Scatos Bruder. Selbstredend hatte Sciurus ihn über dessen Eintreffen informiert, indes war Gracchus' Interesse an der Realität derzeitig zu gering, etwas aus eigenem Elan heraus zu tun, sofern dies nicht unumgänglich war - und zu alledem hatte er, ohne zu bedenken, dass auch Scato kein Kind mehr war, einen Knaben erwartet, keinen jungen Mann. Schlussendlich erhob er sich mit einem Lächeln auf den Lippen - und nur, wer ihn überaus gut kannte, mochte den Hauch von Bedauern darin erkennen -, um den Schreibtisch zu umrunden und Fusus zu begrüßen.
    "Willkommen in Rom, Fusus. Du bist … groß geworden."
    Und überaus ansehnlich, ganz anders als sein Vater, welcher zwar nicht unattraktiv gewesen war, doch nie Gracchus' Aufmerksamkeit hatte erregt. Er wies auf einen der beiden Stühle, welche vor dem Schreibtisch standen, kehrte selbst nicht auf seinen Platz dahinter zurück sondern zog sich den anderen Besucherstuhl heran.
    "Du störst keinesfalles, für die Familie habe ich immer Zeit. Bitte, nimm Platz."
    Womöglich war es ein Fehler, den Schreibtisch nicht zwischen sich und den jüngeren Flavius zu bringen, doch obgleich sein Verstand unmissverständlich konstatierte, dass sein Neffe unter keinen Umständen ein potentielles Objekt seiner Begierde würde werden, so nahm sein Leib schlichtweg die Freiheit sich heraus, sich auf den Stuhl neben ihn zu setzen.
    "Selbst..redend ist deine Anwesenheit hier willkommen. Bist du deinem Bruder gleich eurer Mutter ent..flohen oder hat sie dich auf sein Drängen hin endlich ebenfalls entlassen? Sie … sie ist doch nicht etwa mit dir nach Rom gereist?"
    Der Gedanke an die Aemilia ließ ihn kurz schaudern. Auf seiner Skala der personifizierten Megären rangierte sie recht weit an der Spitze, ein wenig hinter Agrippina, Aristides' Mutter, doch nicht allzu weit entfernt von dieser.

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  • Freilich übersieht Fusus gänzlich den Hauch von Bedauern und auch sonst entgehen ihm jegliche Hintergedanken des ehrenwerten Senators. Vielmehr ist er zutiefst und positiv überrascht, dass jener ihn so überaus freundlich und herzlich willkommen heißt. Nach dem Gespräch mit dessen Sohn war er bislang dem Eindruck erlegen gewesen, dass ihm ein ernster und zutiefst autoritärer Patriarch gegenüberstehen würde. Diese freudige Überraschung lässt sein Lächeln sich noch um einige Nuancen intensivieren und erhellen. So fällt beinahe die Hemmung, die er sich eingangs auferlegt dem Senator mit Umarmung und Wangenkuss nicht zu nahe treten zu wollen. Dessen Gastfreundschaft kommt diesem verspäteten Gruße jedoch zuvor und gerne folgt der Jüngling Gracchus' Angebot. Er nimmt in der ihm eigenen graziös-weiblichen Weise auf dem einladenden Stuhle Platz und wendet sich ganz dem wenige Jahrzehnte älteren Großonkel zu.
    "Das ist wirklich überaus reizend von dir, Senator. Ich kann nur erahnen, wie beschäftigt du bist und weiß das Geschenk deiner Zeit sehr zu schätzen. Ein prächtiges Anwesen hat unsere Gens sich hier aufgebaut, ich bin über die Maßen beeindruckt." Zwar mag Fusus ein bißchen dick auftragen, doch er tut es von Herzen.


    Auf Gracchus' Frage nach seiner Mutter entfährt ihm ein kurzes, melodisches Lachen. "Aber nicht doch... Ich fürchte, dass nicht einmal die besten zehn Pferde aus dem Circus Maximus im Stande gewesen wären, meine Mutter an diesen Ort zu bringen. Widerwillig hat sie mich aus ihrem Haushalt entlassen, nachdem die Unruhe im Land als Vorwand mich zum Schutze bei sich zu behalten keine verlässlichen Dienste mehr tut. Zuletzt konnte ich es kaum mehr erwarten, dem Provinziellen zu entfliehen und die Ewige Stadt am eigenen Leibe zu erfahren." Als die Sprache auf Rom kommt, leuchtet die Begeisterung in seinen Augen und zeugt von der idealistischen Vorstellung, die Fusus bezüglich dieser Metropole noch immer hartnäckig hegt und pflegt.


    Lächelnd mustert er Gracchus aus der Nähe genauer. Einerseits versucht er Ähnlichkeiten zu seinem Sohn zu erspähen, andererseits aber auch des Vaters Alter und Stimmung zumindest im Ansatz zu ergründen. "Soweit ich höre, habt ihr die Unwägbarkeit der jüngsten Zeit einigermaßen unversehrt überstanden? Gut siehst du aus, aber auch ein wenig müde." Gänzlich unbekümmert spricht Fusus so offen und direkt und geht damit möglicherweise auch ein wenig zu weit. Noch ist er sich dessen aber nicht bewusst. "Vielleicht würde ein Besuch in den Thermen dir gut tun, Manius... Oh, entschuldige... Senator?" Flüchtig runzelt er die Stirn bei der Überlegung, ob ihm wohl eine Regel der Etikette bekannt sei, wie man in so einer Konstellation den senatorischen Großonkel anzusprechen habe.

  • Fasziniert von der Eleganz, mit welcher Fusus seiner Bewegungen zu garnieren schien, folgte Gracchus jeder dieser Regungen aufmerksam, suchte dabei gleichsam den Inhalt seiner Worte nicht außer Acht zu lassen. Große Erleichterung überkam ihn in Hinblick auf den gegenwärtigen Aufenthaltsort der Aemilia, mehr noch über die Befürchtung ihres Sohnes - welche er nicht im Ansatze auch nur mochte teilen -, dass sie auch weiterhin gedachte, Rom fern zu bleiben. Indes ging er über dies leidige, wie glücklicherweise augenscheinlich unnötige Thema hinweg, um der wiederholten Titulatur Einhalt zu gebieten und damit direkt zu der Antwort auf die Frage seines Großneffen überzugehen.
    "Senator magst du mich nennen wenn du dich zu deiner Kandidatur zum Cursus Honorum dem Senat in der Curia Iulia präsentierst"
    , lächelte er süffisant mit einem kleinen Seitenhieb auf jene familiäre Forderung, welche jeden Flavier in Rom früher oder später erwartete.
    "Sonstig sollte 'Gracchus' gänzlich auskömmli'h sein."
    Seinen Praenomen gab Gracchus außerhalb der eigenen familia nur widerstrebend frei, knüpfte er ihn doch, wie auch jenen des Gegenübers, an ein gewisses Maß an Vertrauen. Nach einiger Zeit in der Villa Flavia mochte er dies Fusus gegenüber allfällig aufbringen, doch bis dahin würde zweifellos noch ein wenig Wasser den Tiber hinab fließen müssen.
    "Einigermaßen unversehrt … "
    , fuhr er sodann ein wenig gedankenverloren fort, senkte dabei den Blick.
    "Fürwahr, un..versehrt an Leib und Leben."
    Und doch war die Familie mit tiefen Wunden übersät an Herz und Seele, an Stolz und Prinzipien, an Ehre und Vertrauen. Nichts war mehr wie es vor jenen Unwägbarkeiten war gewesen, niemand mehr wie zuvor und obgleich das Wasser eines Flusses auch sonstig niemals das gleiche war, sofern man wiederholt dort hineinstieg, so war es nun allfällig nicht einmal mehr Wasser - womöglich war es Blut, das Blut derjenigen, welche in diesem vermaledeiten Bürgerkriege ihr Leben hatten gelassen. Seinetwegen.
    Mörder!
    wisperte es aus den Ecken in Gracchus' Geist,
    Mörder!
    Er musterte seine Hände, ein wenig verwundert, dass kein Blut daran klebte. Der Bürgerkrieg mochte vorbei sein, doch sein eigener Krieg würde niemals mehr ein Ende finden.
    "Die Wunden, welche der Bürgerkrieg in das Imperium Romanum hat geschlagen, liegen glei'hsam zweifelsohne tiefer"
    , suchte er abzulenken von persönlichen Belangen, blickte wieder auf in Fusus' braunfarbene Augen, in welchen die Unschuld der Jugend, der Unwissenheit sich abzuzeichnen schien.
    "Es wird wohl noch ein wenig fortwähren, bis dass das öffentli'he Leben wieder gänzlich seine gewohnten Bahnen nimmt."
    Einige Augenblicke war Gracchus irritiert, denn dies schien nicht mit Fusus' Worten in Bezug zu stehen, so dass er sich zu entsinnen suchte, was dessen eigentliches Thema gewesen war.
    "Die Thermen?"
    Allfällig war es eine Frage an sich selbst, allfällig auch nur die Rückbesinnung auf den Vorschlag seines Großneffen.
    "Nein"
    , schüttelte er sodann ablehnend den Kopf.
    "Die Ge..gebenheiten unserer Villa sind mir gänzlich suffizient."
    Er mied die Öffentlichkeit an allen Plätzen soweit dies möglich war, mied den Senat, mied das Forum, die Tempel, Feier- und Festtage, die Spiele der Aedilen, und die Thermen in besonderem Maße, denn letztlich waren dies alles nur Orte, um aufeinander zu treffen, zu konversieren, Vergangenes und Zukünftiges zu thematisieren und Politik zu betreiben. Gracchus wollte niemanden treffen, wollte nicht über Vergangenes, Gegenwärtiges oder Zukünftiges sprechen, und insbesondere keine Politik betreiben. Er war all dessen müde, überdrüssig, und die Tatsache, dass diese Ermattung ihm augenscheinlich gar anzusehen war, bestärkte ihn noch in seiner Intention.
    "Doch du solltest sie dir nicht entgehen lassen, insbesondere nicht die Thermae Agrippae. Es gibt kaum einen besseren Ort, um auf unge..zwungene Art und Weise neue Bekanntschaften zu schließen, sei es bei der Auswahl eines Gegners in den Turnhallen oder in den Badebecken."
    Ein wenig reizte ihn die Vorstellung des Panoramas in den Thermen durchaus, insbesondere so er den unbekleideten Fusus darin einschloss. Er räusperte sich, um seine eigenen Gedanken zu vertreiben.
    "Hast du bereits Pläne gefasst, was du nun in Rom errei'hen möchtest? Wurden für euch, für dich und deinen Bruder, bereits Ehen arrangiert?"
    Es war dies ein ebenso essentielles Thema wie die Politik, doch da Milos Söhne durch dessen Tod sui iuris standen, mochte niemand bisher dafür Sorge getragen haben. Erst nun wurde Gracchus sich dessen gewahr, dass er gegenüber Scato darauf gänzlich hatte vergessen, andererseits indes mochte solch ein Arrangement auch eher in Furianus' Verantwortung als Onkel der beiden liegen.

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  • Aufgeklärt um die adäquate Anrede erhellt sich Fusus' Miene und er scheint es keineswegs als schlimm zu empfinden, vom Prae- auf den Cognomen verwiesen zu werden. "Selbstverständlich! Ich danke dir, Gracchus. Du magst mich Fusus oder auch Iullus nennen, ganz wie es dir beliebt." Der gar nicht so dezente Hinweis auf den Cursus Honorum entlockt ihm ein schiefes, leicht gequältes Lächeln. "Ach, herrje. Ich fürchte, dass eine Kandidatur meinerseits zum aktuellen Zeitpunkt noch kaum absehbar ist. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich ungeachtet meiner gewiss prädestinierenden Herkunft der richtige Mann für eine solche Aufgabe wäre." Etwas kleinlaut wird er bei der Vervollständigung dieses Satzes. Denn ohne selbigen vorher zu Ende gedacht zu haben, beschleicht ihn der ungute Verdacht den verdienten Senator damit potenziell gegen sich aufbringen zu können. Und nichts läge ihm doch eigentlich ferner.


    Die vorübergehend melancholische Anwandlung seines Oheims entgeht dem Flavier indes nicht. Allein hat er nicht augenblicklich ein geeignetes Rezept parat, wie mit einer solchen Situation umzugehen sei. So reagiert Fusus letztlich so, wie es seiner Natur am nächsten liegt und er sich folglich nicht verstellen muss - mit Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft. "Ich will euch und natürlich auch insbesondere dir, lieber Gracchus, in jedweder mir irgend möglichen Weise zur Seite stehen." Gemeint sind freilich vor allem private und persönliche Sorgen der Familie oder einzelner Mitglieder. Den ausdrücklichen Bezug belässt er jedoch bei den anonymeren und damit leichter zu besprechenden 'Wunden des Imperium Romanum': "Auch wenn es häufig nicht so erscheinen mag, so liegt mir das Wohl des Reiches doch nicht weniger am Herzen als jedem anderen guten Flavius." Damit gelingt ihm wieder ein heiteres, aufmunterndes Lächeln.


    "Selbstredend bietet diese Villa ein mehr als hinreichendes Maß an Komfort und Einrichtung um sich der Körperpflege ausgiebig zu widmen... Jedoch empfinde ich persönlich den Besuch der öffentlichen Thermen stets und insbesondere als äußerst wohltuend, um neben dem Körper auch dem Geist ein wenig Abwechslung und Freizeit zu gönnen. Dort fällt es mir für gewöhnlich leichter, auf neue Ideen und Inspirationen zu kommen, die gewohnten Pfade der eigenen Gedanken zu hinterfragen und neu zu beleuchten. Es mag natürlich sein, dass dies einer persönlichen Veranlagung meinerseits entspringt... fühle dich gleichwohl in jedem Fall auf das Herzlichste eingeladen, mich bei Zeiten in die Thermae Agrippae zu begleiten und mein ortskundiger Führer zu sein." Sicherlich würde Fusus sich allein auch dorthin wagen. Allerdings in Gesellschaft, gerade durch einen so angenehmen Geist als den er Gracchus empfindet, erschiene ihm diese Perspektive doch noch um einiges verlockender. Der Gedanke, dass jener die Öffentlichkeit gar bewusst meiden könne, kommt Fusus nicht einmal ansatzweise in den Sinn.


    Defensiv fällt seine Reaktion zur Frage nach seinen persönlichen Zielen und einer Heirat aus. Zum ersten Mal seit sie einander gegenüber sitzen, senkt der junge Mann kurz den Blick als ihn ein kurzer Anflug von Scham befällt. Zwar verspürt Fusus selbst nicht das Bedürfnis, sich einer großangelegten Karriere zu widmen, doch da er nun einem Senator gegenüber sitzt, erreicht auch ihn die unterschwellig vorhandene Erwartungshaltung. Schuldbewusst ob dieses ihm am Rande bewussten Versäumnisses sieht er dann wieder zu Gracchus auf und antwortet vollkommen ehrlich: "Mein künftiger Werdegang entbehrt leider auch in seiner Planung noch wirklich fest gefassten Zielen. Tarquitius sah es nie so recht als seine Aufgabe an, mich diesbezüglich besonders anzuleiten oder eine Ehe zu arrangieren - worüber ich in beiden Fällen im Grunde auch nicht unglücklich bin. Über Mutters Vorstellungen bin ich mir nicht gänzlich im Klaren..." Verlegen und auch etwas nachdenklich blickt er hinab in seinen eigenen Schoß, in dem sich seine ineinandergelegten Hände einander angespannt kneten. Hoffentlich käme Gracchus nun nicht auf die Idee, ihn sogleich mit verantwortungsvollen Aufgaben und Posten zu konfrontieren. "Ich muss gestehen, dass es mich derzeit nicht gerade nach Amt und Würden dürstet. Vielmehr bin ich darauf aus, das Leben in der Ewigen Stadt kennenzulernen und zu erfahren, sowie mich den schönen Künsten zu widmen. Womöglich könnte ich mir eines Tages eine Tätigkeit beim Cultus Deorum vorstellen..." bringt er nun doch ganz vorsichtig seine eigenen Vorstellungen an und sieht erst anschließend wieder auf. Dass es sich bei Gracchus selbst um einen eingefleischten Priester handelt, spielt dabei für die Motivation der geäußerten Präferenz keine Rolle. Vielmehr liebt Fusus einfach die spektakuläre Schau und den Pomp, den er zuweilen bei größeren öffentlichen Opfern und Zeremonien hat besichtigen können.

  • Die augenscheinliche Leichtigkeit, mit welcher Fusus um das Wohl des Reiches sich sorgte, verleitete Gracchus für einige Herzschläge dazu, dem Trug sich hinzugeben, dass es eben nur einer solchen Leichtigkeit bedurfte, die Zeit zurück in ihre Fugen zu setzen, die Welt zurück in ihr Gleichgewicht zu bringen, alles wieder an seinen rechten Platz zu rücken und mit einem passenden Rahmen zu versehen, so dass eine perfekte kleine Szenerie daraus würde entstehen. Doch derart einfach war es nicht - die Zeit ließ sich nicht fügen, die Welt nicht bewegen, die rechten Plätze waren zerstört und kein Rahmen war groß genug, um das vorherrschende Chaos gänzlich zu fassen. Gracchus seufzte. Was sonst hätte er schlussendlich tun oder sagen können, so dass er die Thematik ohne einen weiteren Kommentar beschloss.
    "Ich persönli'h bevorzuge das Alleinsein, um meine Gedanken zu pflegen, allenfalls ein anregendes Zwiegespräch. Die Thermen erscheinen mir hierfür stets zu ... belebt, die Reize zu vielfältig, um sich auf gehaltvolle Kon..versationen konzentrieren zu können."
    Die Doppeldeutigkeit dieser Reize war Gracchus dabei nicht bewusst, hatte er doch Stimuli wie zahllose Gesprächsfetzen, das Plätschern des Wassers, das Flappen nasser Füße auf dem Fliesenboden, das Knistern von Kohle, Kälte und Wärme auf der Haut, Nässe und Trockenheit, Öl und Schaber, das Flackern der Lampen, das Spiegeln der Lichtes auf der Beckenoberfläche, die Dunstwolken der Hitze und vieles mehr im Sinne. Zudem mochte er das kalte Wasserbecken, welches schlichtweg zum Standard des Thermenbesuches gehörte, nicht, versank viel lieber nur in warmem, gerade zu heißem Wasser und kostete dies ausgiebig aus.
    "Nun, du musst zweifelsohne nichts über..stürzen, doch früher oder später wirst du deiner Prädestination folgen müssen"
    , quittierte er sodann Fusus' nicht vorhandene Pläne und meinte dies aufrichtig. Gerade erst in Rom angekommen blieb dem jungen Mann zweifelsohne noch genügend Zeit, sich ein wenig umzusehen und den angenehmen Dingen des Lebens zu widmen, und selbstredend gab es immer wieder Flavier, welche zeitlebens den Schritt in die richtige Richtung nicht wagten - Gracchus' Bruder Lucullus war eines jener gänzlich unambitionierten Exemplare, welches die Familie nur allzu gerne verschwieg -, doch gerade als Enkel des Flavius Felix würde Fusus nicht umhin kommen, irgendwann den Weg der Politik zu beschreiten.
    "Du bist ein Flavius, ein Patrizier, dazu geschaffen, für das Wohl des Imperium Romanum Sorge zu tragen - nichts sonst liegt in deiner Ver..antwortung, nichts sonst ist dir aufoktroyiert als dies."
    Es war der Fluch ihrer Geburt, welcher ihr Leben bestimmte, davon war Gracchus überzeugt - und obgleich die Vergangenheit ihn hatte gelehrt, dass letztlich alle Prädisposition nicht vor Irrglauben und Fehlentscheidungen schützte, so gab es nichts, was von dieser Überzeugung ihn würde abbringen können.
    "Allfällig wäre es zu..mindest ein guter Anfang, dich in einer der kultischen Sodalitäten zu engagieren."

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  • Ein Anflug von Bedauern befällt den jüngeren Flavius, als er die endgültige Absage von Gracchus an die öffentlichen Thermen vernimmt, und schlägt sich in einer betrübten und etwas enttäuschten Mimik seinerseits nieder. "Wie schade...", seufzt er verhalten und meint dann mit einem etwas schiefen, jedoch tapferen Lächeln und aus Prinzip geborenem Optimismus: "Es werden sich gewiss noch andere Gelegenheiten finden etwas Zeit miteinander zu verbringen." Darüber hinaus will Fusus sich dem Senator für den Moment nicht weiter aufdrängen und stellt sich etwas widerwillig dem weniger geliebten Thema seiner Zukunftsplanung. Die große Herausforderung für den jungen Mann ist es in diesem Zusammenhang, gleichsam keinen Unmut herauszufordern und dennoch seiner selbst und der ihm eigenen Direktheit und Ehrlichkeit treu zu bleiben.


    Er atmet einmal tief durch und macht eine Pause, in welcher sein Blick nachdenklich durch den Raum gleitet - hie und da an einem Einrichtungsstück, einem verwaisten Stilus, einem unbestimmten Punkt an der Decke hängen bleibt - und sich schließlich wieder auf Gracchus richtet. "Ich werde mich bemühen, dich nicht zu enttäuschen und verspreche in jedem Fall zumindest ein offenes Ohr zu haben für Empfehlungen und Hinweise, was eine spezifische Betätigung oder auch eine mögliche Ehegattin anbetrifft." Zumindest so viel kann er guten Gewissens versprechen. Schließlich hat er selbst mitnichten schon einen Überblick hinsichtlich der ihm offen stehenden Möglichkeiten oder gar der sich anbietenden Heiratsoptionen. Beides ist Fusus zudem kein gänzlicher Graus, aber eben auch nichts was er gerade aktiv anstrebt oder wonach eine Sehnsucht ihn treibt.


    "Es ist bereits ein gesetzter Punkt auf meiner Agenda für die nächsten Tage und Wochen, mich über meine Optionen bei den Sodalitäten zu informieren und diese Wahl möglichst bald zu treffen. Mein Betreben ist es, nicht blind den Spuren meines Vaters zu den collinischen Saliern zu folgen, sondern meine eigene Entscheidung zu treffen. Ich dachte daran, dass neben den allfälligen Herausforderungen im Dienste der jeweiligen Gemeinschaften ebenso ein wichtiger Faktor sein mag, welche Sodales ihnen bereits angehören und sich als neue Kontakte vorzugsweise anbieten. Womöglich ergibt sich daraus eine ungeahnte Empfehlung...?" Selbst ist er natürlich recht überzeugt von seiner Argumentation und der dahinter stehenden Idee. Folglich lächelt er Gracchus hoffnungsvoll an, ob dieser sein Vorgehen loben möge anstatt es zu verurteilen.

  • Da viele patrizische Familien während der vescularischen Herrschaft sich aus Rom hatten zurückgezogen, hatte Gracchus keinen Einblick in die Gegebenheiten derzeitig möglicher, adäquater Eheverbindungen, darob vertiefte auch er diese Thematik nicht weiter, beschloss im Stillen, dies ohnehin primär Furianus, dem Onkel Fusus', zu überlassen.
    "Nun, Fusus, es wird kaum wohl derart gegeben sein, dass eine jede Kultgemeinschaft nur deiner wird harren."
    Er legte ein feines Lächeln um seine Lippen, um die Ernsthaftigkeit seiner Worte ein wenig zu mildern.
    "Zwar mögen die Reihen dieser Tage allerorten ein wenig ausge..dünnt sein, und zweifelsohne wird es einer jeden Sodalität gut zu Gesichte stehen, einen Flavius zu kooptieren, doch die eigentliche Intention zum Beitritt sollte deinem inneren Streben entspringen, wiewohl du dich an diesem bei Ansu'hen um Kooptation wirst messen lassen müssen. Obgleich es durchaus die ein oder andere Cena innerhalb der Kultgemeinschaft geben mag, während der nicht nur Offizielles besprochen wird, so steht die religio doch stets im Vordergrund. Sofern du etwa zu den Prinzipien des Quirinus oder Mars wenig Bezug ver..spürst, ist dir kaum anzuraten, dich den Saliern anzuschließen, gleich welche Kontakte du dir davon erhoffst."
    Selbstredend war Gracchus bewusst, dass die Auswahl nicht immer nach diesem Kriterium des inneren Strebens wurde getroffen, doch sofern ein Mann die Wahl besaß und nicht schlichtweg den Sitz seines Vaters beerbte, sollte er durchaus seinen eigenen Neigungen Rechenschaft tragen.
    "Dich mit den diversen Kultgemeinschaften vertraut zu machen ist darob durchaus ein adäquates Ansinnen, allerdings solltest du dabei mehr Acht legen auf die Art ihres Dienstes als darauf, welche Männer ihr bereits angehören. Kontakte lassen sich zu anderen Gelegenheiten müheloser knüpfen, etwa in den von dir erwähnten Thermen, allfällig auch in einer Factio, sofern dir sol'herlei liegt."
    Obgleich Gracchus für letzteres nicht den geringsten Sinn hatte, so war es durchaus auch für Patrizier nicht unüblich, sich in Factiones zu engagieren - sei es schlichtweg als finanzielle Gönner des Ansehens oder der Kontakte wegen, oder aber aus echter Leidenschaft.
    "Felix war in einer Factio aktiv und ich glaube auch Furianus ist es noch."
    Bei beiden wusste er nicht, welche Factio genau dies war, denn ihm selbst schien dies stets nebensächlich, da ihm alle Gespanne stets äquivalent erschienen. Ohnehin war ihm schlichtweg ein Rätsel, wie jemand sich dafür konnte begeistern einer Ansammlung dieser Gespanne zuzusehen, welche ohne ersichtlichen Handlungsablauf beständig nur im Kreise - respektive Oval - herumfuhren, bisweilen aleatorisch sich gegenseitig überholten, ab und an gar aneinander stießen, was im schlimmsten Falle zu schweren Unfällen konnte führen - dies konnte weder mit dem mitreißenden Spannungsbogen eines Theaterstückes konkurrieren, noch mit der Ästhetik und daraus gewonnener Pläsier einer musikalischen oder poetischen Darbietung.

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  • Besorgt runzelt Fusus seine sonst noch so jugendlich glatte Stirn, während er die Einwände des erfahrenen Gracchus vernimmt. Er hört sich aufmerksam an, was der ältere Flavier zu sagen hat und nimmt sich dessen Worte durchaus zu Herzen. Einen kleinen Einwand zu formulieren, wagt er sich dann allerdings doch, faltet nachdenklich seine Hände auf dem eigenen Schoß ineinander und lehnt sich auf seinem Stuhl etwas zurück. "Freilich obliegt es letztlich der Gunst der Sodales, über meine Aufnahme die effektive Entscheidung zu treffen. Auch will ich auf deine Mahnung hören, den Inhalte der jeweiligen Kulte die höchste Priorität beizumessen und diese bis hin zu meiner Bewerbung und der späteren Ausübung zu wahren. - Was mir ohnehin eine Selbstverständlichkeit erscheint. - An meinem Vorhaben zur Informationsgewinnung will ich aber trotzdem festhalten, zumal ein Schaden daraus weder mir noch einem anderen entstehen wird." Man könnte wohl den Verdacht entwickeln, dass es ihm dabei auch ein wenig ums Prinzip geht, seine eigene Idee zumindest noch ein Stück weit weiter zu verfolgen. Mit einem etwas verlegenen Lächeln fügt er noch hinzu: "...außerdem habe ich mich zu diesem Anlass bereits mit Manius verabredet... also, Manius Minor. Er hat sich bereit erklärt, mir hin und wieder als ortskundiger und in den Gepflogenheiten der Ewigen Stadt gewandter Ratgeber zur Seite zu stehen."


    Iullus Fusus seufzt einmal tief, neben seiner vielleicht etwas umständlich wirkenden Beschäftigung mit diesem Thema ein weiteres Zeichen für den empfundenen Schwierigkeitsgrad der Entscheidung. "Auf der Grundlage meines bisherigen Wissens fehlt mir bislang einfach noch jedwede Tendenz, welche eine Präferenz der einen Sodalität über die andere nachhaltig begründen könnte. Besonders verbunden fühle ich mich dem Apoll... aber das hilft mir in dieser Frage wenig weiter. - Dir kann ich nicht zufällig eine Einschätzung entlocken, nach welcher Art ich deinem bisherigen Eindruck zufolge eher komme?" Fragend und mit nachdenklich geschürzten Lippen blickt er seinen Verwandten an. "Mars und Quirinus haben beide so etwas... militärisches an sich. Mit Dea Dia hingegen habe ich mich in Tusculum zugegebenermaßen nicht wirklich intensiv befasst. Was waren denn seinerzeit die Kriterien, welche dich zu den Saliern führten?"


    Die Idee einer Factio beizutreten, erzeugt dem Senator gegenüber einen etwas perplexen Fusus. "Äh, einer Factio...? Ich weiß nicht, ist das wirklich ein geeigneter Umgang? In meiner Vorstellung tummeln sich in solcherlei Kreisen vornehmlich ohne nennenswerten Anspruch zu begeisternde Plebejer, oder auch gar Peregrini und dergleichen...?" Ein wenig rümpft er sein feines Näschen und scheint dieser Überlegung so gar nicht zugeneigt. Gewiss mischen sich auch in den Thermen die verschiedensten Stände untereinander, doch geht man dabei zumindest einer in Fusus' Augen annähernd kultivierten Beschäftigung nach. "Da wäre vielleicht doch eher ein Ansatz adäquat, unter gebildeten Mitgliedern der Gesellschaft eine Art Literatenkreis oder ähnliches ins Leben zu rufen. Ich hörte bisweilen von ähnlichen Einrichtungen, als dass sich Gleichgesinnte zusammentun und im Wechsel ihr jeweiliges Heim als Veranstaltungsort für eine genehme Rezitation oder auch eine kleine Aufführung zur Verfügung stellen." Während er diese Idee noch im Sprechen entwickelt, beginnen Fusus' Augen schon wieder ein bißchen zu leuchten. Ja, das sind die Themen, für die er aus dem Stehgreif heraus Begeisterung zu entwickeln vermag. "Du hast doch gewiss zahlreiche Kontakte zu geeigneten Personen, lieber Gracchus...", spricht er auch schon weiter, im Begriff den Senator mit Haut und Haar kurzerhand in die Angelegenheit einzubinden.

  • Einige Augenblicke ließ Gracchus seine Braue empor wandern, hatte er doch keinesfalls beabsichtigt, Fusus von dessen Informationsgewinnung abzuhalten, sich darob allfällig ein wenig missverständlich ausgedrückt, konnte jedoch bereits in diesem Moment schon nicht mehr in Erinnerung rufen, was genau dieser Fehlschluss mochte gewesen sein, ob dessen er letztlich nur nickend seine Zustimmung gab, gleichsam darüber erfreut, dass Minor sich als Ratgeber profilierte, wiewohl ein wenig bedauernd, den jungen Verwandten augenscheinlich in solch innere Konflikte gestürzt zu haben. Apoll schien ihm durchaus passend für Fusus - der schöne, junge Apollon ...
    "Nun, die salischen Sodalitäten mögen dur'haus kriegerisch erscheinen, doch letztendlich ist dies nicht die gesamte Essenz. Es geht um den Rhythmus des Krieges, den Rhythmus der Jahreszeiten, und somit letztlich um den Rhythmus des Lebens, um die Ehrer..bietung und Preisung der kriegerischen Prinzipien, welche Rom zu dem gemacht haben, was es ist, um die Wertschätzung dessen, was unsere Vorfahren erreicht haben und die Erinnerung daran, wie sie es errei'ht haben - mit Hilfe der Götter. Wir mögen nicht mehr eine Nation der Krieger sein - die Verdrängung Quirinus' und Mars' aus der höchsten Trias ist zweifelsfreies Indiz hierfür -, doch es ist wichtig, sich dessen zu ent..sinnen, wo wir herkommen. Es geht darob mehr um die Vergangenheit, um Tradition, um das Bewahren unseres Erbes."
    Er schmunzelte in Erinnerung an seine eigene Rückkehr nach Rom.
    "Als ich damals zurück nach Rom kam war ich voll von hehren Idealen über den Staat und die Politik - damals habe ich noch davon ge..träumt, eines Tages Flamen Dialis zu werden. Interessanterweise kam ich jedoch dem kriegerischen Prinzip, respektive Mars viel näher - ich verri'htete einige Zeit Dienst im templum des Mars Ultor und trat den Sodales Palatini bei. Die göttlichen Prinzipien müssen sich immer auf die ein oder andere Weise ausglei'hen. Manches mal fühlst du dich einem Gott verbunden, weil du diese Prinzipien in dir trägst, doch manches mal auch gerade deshalb, weil sie dir fehlen."
    Zweifelsfrei traf in Hinblick auf Gracchus und die kriegerischen Prinzipien eher letzteres zu. Bezüglich Fusus' Vorstellungen über die Factiones musste er indes ein wenig schmunzeln.
    "Nun, es tummeln sich durchaus Vertreter sämtlicher Stände in den Factiones, doch es ist auch für Patrizier nicht selten, sich dort zu beteiligen. Einige werden tatsächlich schli'htweg deshalb dort sein, um Kontakte zu pflegen oder ein gewisses Maß an Ansehen aufzubauen dadurch, dass sie als finanzielle Gönner sich geben. Ich schätze die Factiones sind ein wenig wie Rom im Kleinen - du kannst nicht pauschalisieren, dass Rom kein ge..eigneter Umgang ist, nur weil sich dort aller Arten Pöbel tummelt. Doch mit Bestimmtheit konstatieren kann ich es nicht, diese Art des Amüsements konnte mich ebenfalls nie begeistern."
    Ein wenig wehmütig entsann Gracchus sich an jene Kreise, welche zu früheren Zeiten sich in der Villa Flavia hatten eingefunden, um über die schönen Künste zu parlieren. Damals war er noch frei von Pflichten gewesen, hatte Mußestunden weit mehr goutieren können als es in diesen Tagen noch möglich war.
    "Ich hatte wohl solche Kontakte"
    , gab er ein wenig schwermütig zu und dachte an die eigene Verwandtschaft - etwa Piso, Epicharis, Leontia, Leontia in besonderem Maße - und andere - Tiberius Durus, Cornelius Scapula, Callista-Calliope, Tiberia Livia und ihr Bruder -, selbst seinen Vetter Felix oder seine Gemahlin hätte er zu einem solchen Literatenkreis einladen mögen.
    "Doch ich für'hte, keiner von ihnen weilt noch in Rom."
    Einige weilten nicht einmal mehr im Leben selbst und bisweilen schien es Gracchus gar, als treffe dies auch in gewissem Maße auf ihn zu.
    "Ich bin jedoch sicher, nach einiger Zeit in Rom wirst du un..vermeidlich auf adäquate Bekanntschaften treffen."

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  • Während er den Erläuterungen Gracchus' zum Verständnis der Sodalitäten und ihrer Traditionen folgt, sowie dessen Gedankenanstoß sich mit den Gegensätzen zu befassen, beginnen Fusus' Augen zu leuchten. Begeistert und inspiriert von diesem Anstoß schweigt er nach dem kleinen Vortrag in langen Sekunden andauernder geistiger Auseinandersetzung mit diesem Blickwinkel. "Tradition und Gegensätze... Welch eine interessante Betrachtungsweise! Nur zu gut kann ich mir eine Vorstellung von unseren Ahnen in denn Sinn rufen, wie sie zweifelsohne auch in kriegerischer Manier jene Grundlagen schafften, welche unsere heutige Zivilisation überhaupt erst ermöglichten." Seine blühende Phantasie, bildliche Vorstellungskraft und die Fähigkeit zur Begeisterung, erschaffen vor dem geistigen Auge des jungen Mannes flüchtige Eindrücke eines der Ilias und Aeneis gleichendes Epos zu ihren flavischen Vorfahren. Durchaus auch für den eher feminin geratenen Mann eine erstrebenswerte Impression. "Betrachtet man die beiden großen flavischen Kaiser, so harmoniert mit ihrer Politik der Stärke und der Stabilität wohl der Kult des Quirinus insbesondere... Geht man jedoch noch weiter zurück in die Vergangenheit, so führt kein Weg am Gedanken an Mars vorbei, dessen Kraft das Imperium überhaupt erst zu solcher Größe hat wachsen lassen..." Nachdenklich schürzt Fusus seine Lippen und tippt sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn. "Darüber werde ich noch eingehender reflektieren müssen."


    Enttäuschung macht sich bei dem jungen Flavier breit, als er die Absage des Senators hinsichtlich der Verfügbarkeit dessen Kontakte vernimmt. Traurig schiebt er seine Unterlippe ein Stück vor und ist ob der so rasch zunichte gemachten Hoffnung vorübergehend recht bedrückt. "Welch eine Schande... Wie soll sich mein kultivierter Geist denn nur entfalten, so sich ihm die Gesellschaft für einen niveauvollen Austausch entzieht?" Er seufzt einmal aus tiefster Seele und lächelt erst dann wieder zaghaft. "Umso mehr ein Grund, alsbald selbst den Kontakt zu geeigneten Kreisen zu finden. Ich werde nicht ruhen und gegebenenfalls gar das Abenteuer einer Kontaktaufnahme mit Anhängern dieser Wagenrennen in Angriff nehmen. Womöglich ist Fortuna mir hold und lässt mich den einen oder anderen Diamanten unter ihnen finden." Nun strahlt er auch schon wieder hoffnungsvoll. Derartige rasche Stimmungswechsel sind für Iullus Fusus bei weitem nicht unüblich. "...und so die eine oder andere meiner Bekanntschaften sich als deiner würdig erweist, werde ich einen kleinen Kreis mit Freuden auf dich erweitern." Noch längst hat er es nicht aufgegeben, auch zum älteren Gracchus einen engeren Kontakt herzustellen. Allerdings fällt es ihm alles andere als leicht, einen respektvollen Abstand zu wahren und nicht allzu aufdringlich zu erscheinen. (Es ist allerdings auch nicht so, dass er es sonderlich energisch versuchen würde.)


    Mit leicht schiefgelegtem Kopf lächelt Fusus sein Gegenüber kokett an. "Deine Zeit und Geduld will ich nicht mehr allzu lang strapazieren, lieber Gracchus. Allein eine Bitte liegt mir noch am Herzen... Wäre es wohl möglich, dass ich - wenn sich eine Gelegenheit ergibt, die dir genehm wäre - dich ausnahmsweise zu einer Feierlichkeit des Cultus Deorum wie etwa der Darbringung eines großen Opfers begleite und die Zeremonien an deiner Seite verfolgen darf? Ich dränge nicht auf eine baldige Erfüllung dieses Wunsches, jedoch erschiene es mir ein allzu großer Verlust nicht zumindest ein wenig von deinem großen Wissen zu lernen." Mit hoffnungsvoll geweiteten Augen und einem zuckersüßen Lächeln sieht er Gracchus direkt ins Gesicht. 'Bitte, bitte, bitte...' spricht seine bettelnde Mimik stumm, als sei er eine auf ihren Liebreiz setzende Frau oder auch ein kleiner Junge der von seinem Vater sich etwas erbittet.

  • Fasziniert von der sublimen Mimik, mit welcher Fusus' Gedankengänge auf dessen Antlitz sich abzeichneten, betrachtete Gracchus den jungen Verwandten, während dieser seine Überlegungen verbalisierte, sann beiläufig darüber nach, ob auch schon seinem Vetter Milo jene anmutige Art und Weise der Bewegung - im kleinen, wie im großen, war eigen gewesen, konnte sich dessen doch nicht entsinnen. Der rasche Stimmungsumschwung indes derangierte ihn einige Augenblicke, ehedem Fusus selbst diesen bereits wieder relativierte, und er zu dessen Vorschlag bezüglich würdiger Bekanntschaften den linken Mundwinkel zu einem ein wenig verschmitzten Lächeln hob - tatsächlich pflegte er vertrauliche Kontakte nur mit überaus ausgesuchten Personen, was indes nicht etwa auf Hoffart basierte, sondern schlichtweg daraus resultierte, dass Gracchus mit so machen in der Gesellschaft gängigen Charakteristiken Verständnisschwierigkeiten hatte oder davon überfordert war - mochte dies die Art des Humors betreffen, temporale Moden und Gesprächsthemen, oder auch nur ein Übermaß an Impressionen. Etwa gab es kaum wohl unangenehmere Situationen als jene, in welchen eine versammelte Gesellschaft über eine amüsante Bemerkung in Gelächter ausbrach, während er den Scherz nicht im Ansatze konnte nachvollziehen. Solcherlei mochte für politische Konversationen oder gesellschaftliche Verpflichtungen durchaus akzeptabel sein - er hatte bereits früh gelernt, in diesen Situationen das Gebaren der Gesellschaft zu adaptieren -, doch auf persönlicher Ebene präferierte er die Freiheit seines Selbst soweit als möglich.
    "Ich fühle mich bereits jetzt geehrt, diesem er..lesen Kreise beiwohnen zu dürfen"
    , antwortete er darob, wenn auch mit einem etwas süffisanten Unterton.
    "Zudem sei dir versichert, dass kultivierte und niveauvolle Dialoge in der Villa Flavia zu jeder Zeit willkommen sind, und sofern du Einladungen dazu ausspre'hen möchtest, so zögere nicht, die Sklavenschaft hierfür einzubinden."
    Dies inkludierte selbstredend auch die finanziellen Mittel, worüber Gracchus sich indes keinerlei Gedanken zu machen pflegte, und darob auch nicht davon ausging, dass Fusus dies tat.
    "Was indes deinen Wunsch betreffend des Cultus Deorum an..belangt, so muss ich diesen leider verwehren."
    Er zögerte kurz, während seine Kiefer sich aufeinander pressten, ehedem Gracchus mit einer Erklärung fortfuhr, und der Anblick Fusus' bittenden Gebarens ließ ihn noch ein wenig mehr dem Initianten dieser Gegebenheit gram sein.
    "In Koinzidenz zu den Pro..scriptionen des Vescularius wurde ich auch aus dem Collegium Pontificum exkludiert, und während die Proscriptionen aller Betroffenen kurz nach Cornelius' Ankunft in Rom bereits annulliert wurden, so scheint die Prüfung dieser kultischen Causa bezügli'h meiner Person von ... überaus exzeptioneller Art zu sein, ob dessen der Augustus dies augenscheinlich besonders umfänglich, zu..mindest jedoch langwierig examinieren lässt."
    Kaum wohl ließ sich aus der Couleur seiner Stimme verbergen, dass dies ein Umstand war, welcher ihm zu erhöhter Indignation gereichte, indes bestand gegenüber einem Flavius auch kein Anlass, dies dissimulieren zu wollen - selbst in Anbetracht der Tatsache, dass sie sich noch so gut wie nicht kannten. Doch sollte diese Exklusion von Bestand sein, würde es für Gracchus keinen Weg zurück in den Cultus Deorum geben, würde gleichsam auch seine politische, wie auch gesellschaftliche Zukunft mehr als nur fragwürdig werden, es in diesem Falle für Fusus nur opportun wäre, sich nach einem adäquateren Lehrmeister umzusehen.

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  • Ein eifriges Nicken des Fusus begleitet seine Beteuerung, sein Vorhaben in Angriff zu nehmen, geeignete Kontakte zu knüpfen und Begegnungen auf einem gehobenen, geistvollen Niveau zu ermöglichen. "Das ist sehr freundlich von dir, lieber Gracchus. Bei Zeiten werde ich mich bei dir melden, sobald meine Bestrebungen von repräsentablem Erfolg gekrönt sind." Wie sein Gesprächspartner bedenkt auch Fusus dabei mitnichten irgendwelche finanziellen Randbedingungen oder Mittel, die für seine Ideen von Nöten wären. Derartige Notwendigkeiten wird er wohl erst zu einem hypothetischen Zeitpunkt in der Zukunft erahnen, an dem er möglicherweise mit den Grenzen seiner Ressourcen konfrontiert würde.


    Erneut entlockt ihm eine Absage des Senators ein leises, enttäuschtes Seufzen. "Überaus... deplorabel." Nachdenklich schürzt Fusus die Lippen und zieht schließlich ratlos die Schultern etwas hoch. Gegen derartige, durch ihn selbst kaum beeinflussbare Randbedingungen fehlen ihm Gegenargumente wie Patentrezepte. Dennoch müht er sich ein tapferes Lächeln ab. "Nun... Einen Versuch war es wert. Ich wünschte mir, ich wäre in einer geeigneten Position dir auch tatkräftig zur Seite zu stehen und diesem beklagenswerten Umstand Abhilfe zu verschaffen." Dass es ein solcher ist, dazu besteht seitens Fusus keinerlei Anlass zu einem Zweifel. Nachdenklich runzelt der jüngere Flavier die Stirn und meint schließlich, noch in der Überlegung inbegriffen: "Womöglich sollte ich erwägen, dem Augustus ein Schreiben zukommen zu lassen, um ihn auf sein Versäumnis aufmerksam zu machen." Sein Vorhaben klingt freilich nicht fest gefasst und ist es auch nicht. Allerdings zieht er die Umsetzung in diesem Moment ernsthaft in (sicherlich recht naive) Erwägung, wenn ein solcher Schritt auch großes Potenzial besäße, kaiserlichen Anstoß zu erregen.

  • Beifällig nickte Gracchus zur Feststellung der deplorablen Tatsache und honorierte einige Herzschläge lang innerlich Fusus' Tatendrang, wurde im nächsten Augenblicke doch bereits von diesem ein wenig überrollt. Beschwichtigend hob er die Hände.
    "Dies ist ein überaus hehres Ansinnen, Fusus, welches dich ehrt, doch zweifels..ohne ist es nicht von Nöten. Der Imperator wird wohl seine Gründe haben, und solange unsere familiäre Position innerhalb des Imperiums nicht wieder gänzlich determiniert ist, sollten wir unsere Geduld nicht restringieren."
    Der einzige Vorteil lag schlussendlich in Gracchus' klandestinem Wissen, welches nicht publik durfte werden, denn offiziell waren die Flavier eine Gens, welche im Bürgerkriege sich weder besonders positiv, noch negativ hatte exponiert.
    "Und ich verspre'he dir, sobald es mir möglich sein wird, sollst du einer solchen Opferzeremonie nicht nur beiwohnen, sondern - sofern dies dir konveniert -, auch assistieren können."

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  • Bekümmert ob seiner sich offenbaren Ohnmächtigkeit gegenüber den Entwicklungen innerhalb der hohen Politik schürzt Fusus seine schmalen, fein geschwungenen Lippen und sinniert noch eine Sekunde über alternative Handlungsmöglichkeiten nach. Schließlich seufzt er jedoch verhalten, die mangelnde Sinnfälligkeit solcher Aktivitäten einsehend und nickt langsam. "Nun gut... Dann werde ich mich darauf beschränken, den Laren ein kleines Opfer darzubringen. Womöglich hilft es... und zumindest sollte es keinen Schaden anrichten." Mit einem schiefen, vorsichtig optimistischen Lächeln zieht der Flavier leicht seine Schultern nach oben, nur noch ein Hauch von trauriger Frustration umwölkt seine blasse Stirn.


    Dann erhellt sich die Mimik des jungen Mannes auch schon wieder. Selten ist er länger als Minuten oder auch nur Sekunden von düsterer Stimmung befallen."Sehr gerne würde ich das und übe mich bis dahin in gehorsamer Geduld." Mit einem verschmitzten Lächeln zwinkert er dem Senator zu. "Ich werde dich nicht enttäuschen, lieber Gracchus." Damit erhebt er sich schließlich langsam von seinem Platz. "Ich danke dir für deine Zeit. Unsere Wege werden sich in der Villa künftig wohl ohnehin ab und zu kreuzen." Noch immer ziert ein strahlendes Lächeln Fusus' Antlitz und lässt seine braunen Augen freundlich funkeln.

  • Neuerlich fasziniert von dem Heranwehen, Aufbrausen, Vorüberstürmen und Abklingen Fusus' Sentiments, welche einem kleinen Schauspiel gleich auf seiner Miene sich darboten - wie lange war dies bereits her, dass Gracchus einem Theater hatte beigewohnt? Wie lange war es her, dass er dem Schwung weicher Lippen, dem leichten Beben fein geschnittener Wangenknochen, dem koketten Kräuseln einer Stirne sich hatte hingegeben? - fehlten Gracchus für einen Augenblick adäquate Worte, insbesondere als Fusus sein Lächeln mit einem Zwinkern garnierte, so dass er dem nur ein korrespondierendes Lächeln hatte entgegenzusetzten.
    "Das … werden sie zweifellos"
    , erwiderte er schlussendlich in Hinblick auf unvermeidliche Zusammenstöße auf ihrem Wege durch die Villa, dabei zögernd, ob dies nun ein erbaulicher Gedanke war, oder doch eher ein wenig erschreckend.
    "Ich danke dir für die willkommene Unterbre'hung, und sofern ich künftig etwas für dich tun kann, so lasse es mich nur wissen."
    Das feine Lächeln um seine Lippen verharrte noch immer dort, leicht wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, und scheinbar unmöglich zu verbannen im Anblick der distinguierten Leichtigkeit seines Neffen.

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  • "Ich werde mir etwas einfallen lassen..." entgegnet Fusus nur halb im Scherz, während er dem Ein- und Ausgang des Officiums zutrebt. Abschließend verharrt er dort, wendet sich mit einem warmen Lächeln auf den Lippen ein letztes Mal um und hebt zum Abschiedsgruße die rechte Hand. "Auf bald, lieber Gracchus. Mögen die Götter mit dir sein."


    Damit entschwindet der junge Flavier hinaus aus dem Officium, sehr zufrieden und mit leichtem Geiste. Auch außerhalb der Sichtweite und in seinen Gedanken nimmt er diese Begegnung als eine positive mit sich und fühlt sich nunmehr ein gutes Stück weit mehr willkommen und 'zu Hause'. Doch er hat auch einiges an ernsteren Überlegungen mitgenommen, über die es noch nachzugrübeln gilt. Zu diesem Zweck strebt er nach kurzem Zögern recht zielstrebig das ihm zugestandene Cubiculum an, um dort ein wenig Privatsphäre zu suchen.

  • "Auf bald, Fusus"
    , erwiderte Gracchus den Abschiedsgruß lächelnd, doch beinahe schon ein wenig abwesend. Da er noch immer auf dem Stuhl saß - nicht aus Unhöflichkeit, sondern da er in Gedanken bereits in einer anderen Sphäre weilte - war sein Ausblick auf das Hinterteil des Fusus geradezu phänomenal, und er genoss jeden Herzschlag lang die wohlgeformte, harmonische Bewegung des jungen Mannes aus seinem Officium hinaus. Als die Türe sich hinter seinem Neffen schloss, sog Gracchus scharf Luft ein, schloss die Augen, ließ seinen Kopf zurück in den Nacken fallen und atmete kräftig aus.
    "Denke nicht einmal daran, Manius, nicht einen Augen..blick ..."
    , gemahnte er sich leise, konnte sich indes schwer nur auf seine Adhortation konzentrieren, sah er doch vor seinem inneren Auge fortwährend Fusus' Gesäß. Ein langes Seufzen aus der Tiefe seiner Seele bahnte sich einen Weg in Freiheit, ehedem er die Augen wieder öffnete, sich erhob und mit den Fingerspitzen sich seine Schläfen massierte. Er wollte nicht Fusus, er wollte Faustus - und er würde in keinem Falle zulassen, dass er seinem Neffen gegenüber würde schwach werden, ihn als Interludium missbrauchte. In. keinem. Falle.


    ~ finis ~

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