Ruhig und ohne ein Wort zu sprechen führte die rothaarige Sklavin den Aurelier auf kürzestem Wege durch die Villa der Flavier, bis sie das kleine Triclinium erreichen. Da dieser Termin bereits vorab vereinbart und entsprechend vorbereitet worden war, kündet sie sein Kommen etwaigen bereits anwesenden Personen lediglich durch kurzes Klopfen an. Sodann öffnet sie gleich die Türe, um den Besucher eintreten zu lassen. Ihren Blick hält sie demütig gesenkt und verbleibt ganz in der Rolle des unauffälligen Accessoires.
Triclinium parvum | MFG et SAL
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Sextus folgte also diesem Hausutensil weiterhin schweigend durch die Villa, die er schon eine längere Zeit nicht mehr betreten hatte. Er war sich gerade nicht sicher, ob nach seiner Vermählung mit Nigrina noch die von seiner Cousine Prisca auch hier stattgefunden hatte, zumindest der zweite Teil, und welches der beiden Ereignisse zuerst gewesen war. Aber eine dieser Gelegenheiten musste wohl der letzte Besuch hier in der Villa gewesen sein.
Das Triclinium war natürlich für ein abendliches Essen vorbereitet, und Sextus war fast schon gespannt, wen der Flavier hierzu noch alles geladen haben mochte und auf welchen Platz hierbei er ihn setzen würde. Immerhin umfasste das handelsübliche Triclinium Platz für neun Leute und jede Menge Möglichkeiten, einen Gast zu platzieren. Wobei Sextus fast ein wenig hoffte, möglichst wenig Gäste hierbei noch mit zu unterhalten, da das Thema doch recht privater Natur war. Immerhin ging es auch um einiges an Geld und anderen Vergünstigungen, was zwar nicht geheim war – wie auch? War der Hochzeitsvertrag doch verlesen worden bei der Hochzeit, wie es Brauch war - aber dennoch etwas, was man nicht zu öffentlich erörtern musste.
Und so wartete Sextus also, bis zur Begrüßung durch den Hausherrn selbstverständlich stehen bleibend, seinen eigenen Schriftrollenträger ebenso unsichtbar im Hintergrund wie die Sklavin, die ihn hergebracht hatte.
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Als Aurelius Lupus die Villa Flavia betrat, saß Gracchus bereits seit geraumer Weile auf seinem Bett und starrte gedankenverloren auf den Boden, obgleich er längst in Richtung des kleinen Tricliniums hatte aufbrechen wollen. In der Nacht zuvor hatte er schlecht geschlafen und den ganzen Tag lang fühlte er Verdruss und Desperation einer zweiten, bleiernen Haut um sich liegen, dass jede Regung - gleich im Geiste oder physischer Natur - ihm schwer fiel, insbesondere so er vorausdachte an die Cena mit dem Mitverschwörer. Beständig bereitete der Gedanke an dies Aufeinandertreffen ihm großes Unbehagen, würde es doch unvermeidlich sein, über den Bürgerkrieg zu sprechen, wiewohl die Konsequenzen daraus - schlussendlich war Nigrinas Scheidung eine der Veranlassung, weshalb der Aurelier an diesem Tage sich hatte eingefunden. Als jedoch Sciurus die Türe öffnete und ihn über das Eintreffen des Gastes in Kenntnis setzte, gab es schlussendlich keine Möglichkeit zu weiterem Aufschub, so dass Gracchus sich widerwillig erhob und nur kurz nach Aurelius das kleine Triclinium betrat.
"Salve, Senator Aurelius!"
begrüßte er ihn - nicht herzlich, nicht reserviert, mehr detachiert, allfällig gar ein wenig indifferent.
"Bitte, nimm Platz"
, wies er sodann auf den locus consularis, respektive den lectus medius, würde jedem von ihnen doch jeweilig die gesamte Kline zur freien Verfügung stehen.
"Da sich der..zeitig kein Agnat Nigrinas in Rom aufhält, werden wir alleine speisen - ich hoffe dies konveniert dir."
Während Gracchus sich anschickte, auf dem lectus summus Platz zu nehmen, trat bereits ein Sklave heran, um den beiden Senatoren verdünnten Wein einzuschenken. -
Die Anrede fiel doch ernüchternd förmlicher aus, als erhofft, aber Sextus hoffte, diese sprachliche Distanz des Gesprächsbeginns im Laufe des Abends doch deutlich abbauen zu können. So aber grüßte er nur freundlich zurück, während er der Aufforderung seines Gastgebers Folge leistete. “Senator Flavius, ich danke dir für diese kurzfristige Einladung.“
Gerne nahm er auf dem Ehrenplatz eben jenen ein, wenngleich dies bei der Größe ihrer Runde wohl ohnehin mehr eine symbolische Geste seitens der Flavier war, die Sextus aber durchaus auch zu schätzen wusste. “Und die Größe unserer Runde konveniert mir durchaus. Allfällig ist unser Gesprächsthema doch von eher privater und weniger öffentlicher Natur, so dass durch die Überschaubarkeit der Gästeanzahl ein offener Gesprächsverlauf eher möglich ist“, versuchte Sextus, sich an Sprachstil und Wortwahl seines Gegenübers anzupassen. Immerhin, so hieß es, schuf dies vertrauen, wenn man seinen Gesprächspartner möglichst exakt spiegelte.Er legte sich also geschickt auf seine linke Seite, den Oberkörper auf eben jenen Arm abgestützt, und wandte sich dem Flavius zu. Die Größe des Raumes an sich war für sie zwei Beide in der Tat etwas erdrückend groß, aber mit etwas leichter Einstiegskonversation sicherlich zu füllen, so dass sich davon unabhängig hoffentlich etwas Nähe ergeben würde, wenn auch nur auf sprachlicher Ebene.
“Ich hoffe, du und die Deinen haben die Nachwirkungen des Krieges wohlbehalten überstanden? Ich kam nicht ganz dazu, mich nach eurem Wohlbefinden zu erkundigen. Mein letzter Stand war, dass du und dein Sohn Obdach bei meinem Vetter in Mantua gefunden hattet, jedoch keine weiterführenden Informationen“, erkundigte er sich also erst etwas allgemeiner, nicht ohne einen kleinen, unschuldigen Verweis auf die Enge der Freundschaft zwischen ihren beiden Gentes anzubringen. -
Ein Sklave betrat den Raum und servierte den beiden Senatoren den Gruß aus der Küche, ein kleines Tellerchen aus grünfarbenem Glas, auf welchem die Hälften eines Wachteleis drapiert waren, aus denen das Eigelb entfernt und die so verbliebenen Vertiefungen mit einer Creme aus Maronen waren gefüllt worden. Gracchus wartete bis der Sklave die Türe hinter sich hatte geschlossen, und somit nur Aurelius und er im Raume verblieben, zudem dezent im Hintergrund sein Vilicus Sciurus und der schöne, vertrauenswürdige Cleomedes, welche während der einzelnen Gänge an diesem Abend alle anfallenden Aufgaben würde übernehmen.
"Nun, als die Ereignisse sich zuspitzten, die praetorianische Garde zu diversen Häusern ausgesandt worden war, unter anderem auf der Suche nach meinem Vetter Furianus, wiewohl mit der Er..mordung Tiberius' ihren ersten Höhepunkt erreichten, trug ich dafür Sorge, dass meine Familie in Si'herheit wurde gebracht, und verließ schlussendlich mit meinem Ältesten und meinem Neffen Flaccus ebenfalls die Stadt. Wir wandten uns gen Norden, in der Hoffnung, Aurelius Ursus würde uns ein wenig Unterstützung gewähren. Dass dein Vetter letztlich sich gar gegen Vescularius stellte, erlei'hterte unsere Reise höchlichst, respektive setzte ihr in Mantua ein Ende."
Der Begriff der Reise wurde ihrer Flucht selbstredend nicht im Mindesten gerecht, doch war dies ein Kapitel in Gracchus' Leben, welches er nicht gewillt war, außerhalb der Familie zu resümieren, selbst innerhalb der Familie eher dazu tendierte, es zu supprimieren.
"Im Castellum der Legio indes gab es nichts für mich beizu..tragen - ich bin kein Stratege, militärisches Kalkül liegt mir nicht, wir waren zu weit von Rom entfernt, um jedwede Entscheidungen dort beeinflussen zu können, die Pro..skriptionen waren zudem verhängt, und die aufoktroyierte Untätigkeit, während wir Rom einem Bürgerkrieg hatten preisgegeben, behagte mir nicht. Als uns die Nachri'ht erreichte, dass der Vescularier Decimus Serapio zum Praefectus Praetorio hatte erhoben, war dies für mich der Anstoß, nach Rom zurück zu kehren zu dem Behuf, Faustus zu konvinzieren, dass Salinator den Thron unre'htmäßig hatte an sich gerissen."
Dass er Decimus Serapios Praenomen nannte, war Gracchus in diesem Augenblick nicht bewusst. Es drängte ihn danach, sich dem Wachtelei zu widmen, doch zweifelsohne würde er nicht umhin kommen, auch den Rest seines Berichtes auszuführen, so dass er vorerst auf den zwar kurzen, doch umso delektableren Genuss verzichtete. Allfällig würde er ihn am Ende seiner Worte noch benötigen, um den bitteren Nachgeschmack der Ereignisse zu vertreiben.
"Summa summarum mochte diese Idee nicht sonderli'h elaboriert gewesen sein, doch stelle dir nur vor, was alles hätte abgewendet werden können, so sie gefruchtet hätte! Der Bürgerkrieg hatte bereits be..gonnen, es war kein schnelles Ende mehr abzusehen - hätte Decimus das Imperium von dem Ursupatoren befreit - wozu er ob seiner Position wegen fraglos eine Gelegenheit hätte finden können -, sich uns angeschlossen und die Tore Roms geöffnet - die restli'hen Provinzen wären dem zweifelsohne gefolgt ohne dass noch ein einziger Mann hätte sein Leben lassen, dass noch ein einziger Tropfen Blut hätte ver..gossen werden müssen - nicht ein einziger Tropfen! Die Hoffnung darauf war jedes Risiko wert."
Ehrliches Bedauern lag in Gracchus' Stimme, denn mit der geringsten Chance, das Blutvergießen verhindert zu haben, würde er dieses Wagnis stets aufs neue wieder eingehen.
"Wie du indes in Rückblick auf das Geschehen der Vergangenheit un..bezweifelt bereits konkludiert hast, war dies Ansinnen nicht von Erfolg gekrönt. Im Grunde hatte ich es nicht weiter reflektiert als bis zu jenem Augenblicke da ich vor Decimus würde stehen und ihn zu überzeugen suchen."
Erst in diesem Moment realisierte Gracchus, dass dies augenscheinlich ein Muster seines Denkens war, dass vorausschauende Planung augenscheinlich nicht mehr zu seinen Stärken gehörte. Erst war die Konspiration gescheitert, da sie außer dem günstigsten Verlauf keinen alternativen Hergang hatten angedacht, seine Fluchtpläne hatten nicht weiter als bis Mantua gereicht, und auch dies vorschnelle Ansinnen hatte in seiner Planung weder einen Erfolg, noch einen Misserfolg bedacht.
"Er ist durch und durch ein Soldat Roms, es gab keinen Grund für ihn, die Entscheidung des Senates anzuzweifeln, keinen Grund gegen den augenscheinlich re'htmäßigen Kaiser vorzugehen - relevante Beweise war ich indes nicht in der Lage, anzuführen, schlussendlich war es aus..geschlossen darauf zu verweisen, dass das Testament, auf welches der Vescularier sich stützte, unbestreitbar ein Falsifikat war, da ich das Original kannte."
Er seufzte. Nein, er war in keinem Augenblick der letzten Jahre gut vorbereitet gewesen. Auf nichts.
"Er mochte mir nicht glauben, zu viel sprach gegen meine Worte - das Testament und insbesondere auch der Senat, dennoch zweifelte er gleichsam an der Re'htmäßigkeit der Proskription, … wollte allfällig auch nur daran zweifeln. Er gewährte mir Protektion in seinem eigenen Hause, in welchem ich bis zum Tage … der ..."
Ein eiskalter Schauer überflutete seinen Leib, jeder Partikel seines Selbst sträubte sich dagegen, das Wort, welches auf seiner Zunge lag, auszusprechen. Sein Blick wandte sich von Lupus ab, suchte an der geraden Linie der Tischkante halt zu finden.
"Der … so genannten … Be..freiung ..."
Hitze substituierte die Kälte, denn mit einem Male schien alles ihm wieder deutlich, viel zu deutlich - all die Tage, welche er versucht hatte zu vergessen, all das Verstecken und Verleugnen seiner Selbst, alle Erniedrigung und Schmach, alles Darben und Zweifeln, alle Furcht und alles Grauen, die brutale Unmenschlichkeit, das Abschlachten des Mannes im Atrium der Casa Decima -, all dies flutete über ihn zum wiederholten Male hinweg, als lebte er seitdem in einem Perpetuum mobile, welches bis ans Ende seiner Tage würde in Bewegung bleiben, um ihn in zyklischem Turnus der Vergangenheit zu erinnern. Verglichen mit anderen Beteiligten mochte der Flavier in dem zurückliegenden Bürgerkrieg nur wenig Schrecken erlebt haben, doch hatte dies zweifelsohne ausgereicht, jenes filigrane, harmonische und idealisierte - zweifelsohne auch naive - Konstrukt seiner Welt zu zerbrechen, jenen formvollendeten Rahmen, welcher seinem eigenen insuffizienten und makelbehaftenen Selbst hatte bisherig Halt gegeben, zu zerstören. Einige Augenblicke vergingen, ohne dass Gracchus den Satz beendete, sodann ergriff er die thematische Flucht, nötigte dem Aurelius die Preisgabe seines eigenen Weges auf.
"Du selbst bist mit der Legion gezogen?"
Er mied den Blick seines Gegenübers, griff - mit einem leichten Zittern in seiner Hand - nach dem kleinen Teller mit dem Wachtelei, um seinem Leib eine Beschäftigung zu verschaffen. -
Sextus war zwar so manches Mal ein Holzkopf, allerdings war er nicht ein solch gewaltiger Holzkopf, die Feinheiten der Wortwahl des Flaviers im Falle Decimi zu überhören, oder die durchaus vertrauten Ansprachen der einzelnen Personen. Der Inhalt der Worte bestätigte nur Sextus' Intuition, nicht allzu dezidiert auf der Tatsache herumzureiten, dass er selbst nach wie vor eine persönliche Entschuldigung der Decimer für die Art und Weise der Behandlung seiner Cousine erwartete und diese nicht einfach unter den Tisch fallen zu lassen gedachte.
In dieser Umgebung hier war aber Reden noch nicht einmal Silber sondern bestenfalls Rost, weshalb Sextus es tunlichst zu vermeiden wusste und sich stattdessen auf den Bericht des Flaviers an sich konzentrierte und bisweilen mitfühlend-interessiert sah oder zu der ein oder anderen Anmerkung besonnen nickte. Etwas besseres war hierbei auch nicht wirklich zu tun, da er den Gedankengängen selbst zwar inhaltlich, aber nicht taktisch folgen konnte, und ebensowenig dazu etwas konstruktives und dem Gespräch förderliches sagen konnte. Da war es besser, sich auf die gestellte Gegenfrage vornehmlich zu konzentrieren und erst einmal seinerseits eine längere Antwort zu formulieren, welches vom Großthema Decimi etwas weiter wegführen würde.
“Nun, gezwungenermaßen. Ähnlich wie du selbst erkannte ich die prekäre Lage durch die Hausdurchsuchungen seitens des Vesculariers, und wiewohl zwar in der Villa Aurelia nichts Verdächtiges zu finden gewesen wäre, insbesondere durch die gänzliche Unwissenheit des gesamten Hausstandes ob der Realität der Ereignisse, wollte ich mich der Willkür des eigens ernannten Kaisers verständlicherweise nicht aussetzen, zumal dieser die Gunst der Stunde ganz offensichtlich ebenso dazu nutzte, sich selbst zu bereichern und mögliche Gegner mit dem Vorwurf des Kaisermordes auszuschalten. Ähnliches sahen auch einige meiner Amtsbrüder im Collegium Haruspicum, so dass ich mit einigen der Männer dort eine groß angelegte Flucht mehrerer Personen geplant und schließlich zur Ausführung gebracht habe. Während einige der anderen nach Etruria geflohen sind, hat es auch mich zu meinem Vetter Ursus geführt, im festen Glauben auf seine hilfreiche Unterstützung, welche ja auch schließlich gewährt wurde.“
Sextus machte eine kleine Redepause, in welcher er selbst nun das dargereichte Wachtelei schnell verspeiste und es mit einem wohligen Brummen der Zustimmung ob des Geschmackes goutierte.
“Doch so gern ich wollte, konnte ich dort nicht verweilen, da mein Cousin mich mit der Aufgabe der Benachrichtigung der nördlichen Truppen und der Bindung eines Zusammenschlusses mit eben jenen beauftragte. Mit den Strapazen der Reise will ich an dieser Stelle nicht deine Zeit verschwenden. In Mogontiacum angekommen also stellte ich den Kontakt zu Legatus Aennaeus her, der seinerseits überraschenderweise schon mit Vorbereitungen für einen Krieg begonnen hatte, während in Mantua ja, wie du sicherlich mitbekommen hast, diesbezüglich in diesem Maßstab nicht einmal geplant worden war. Aennaeus schließlich hielt es wohl für humoristisch, mich selbst zum Tribun seiner persönlichen Leibwache zu erklären, obwohl mir außerhalb meiner theoretischen Ausbildung hierzu ebenfalls passende Referenzen fehlten. Ich nehme an, er suchte eine charmante Möglichkeit, mich in seiner Nähe zu behalten, um meinen Vetter Ursus an seine Seite zu binden, ohne die Möglichkeit einer Einrede.
Später, als sich durch die Krankheit von Claudius Menecrates die Führung der zweiten Legion zum Problem avancierte, machte er mich schließlich zum Tribun der zweiten Legion, um hier eine Führung durch Männer zu gewährleisten, die den Tod des Vescularius ebenso wünschten wie er selbst.“
Im Grunde genommen war Sextus in diese Rolle hineingerutscht, und er selbst war auch weit davon entfernt, das geschehene als persönliche Heldentat zu verkaufen. Er wusste um seine Stärken, und militärisches Gespür gehörte nicht dazu. “Schließlich jedoch erkrankte Aennaeus höchstselbst, so dass die gesamte Führung der Legion Flaminius Cilo zufiel, der wohl auch das Vorgehen bei der Erstürmung Roms zu verantworten hat. Leider hat dieser nicht den Rat seiner Offiziere eingeholt, bestenfalls jenen des jetzigen Senators Duccius, so dass meine Einflussmöglichkeiten auf seine Entscheidung mit nonexistent wohl am besten zu beschreiben waren. Ich selbst bedauere die Vorkommnisse bei der sogenannten Befreiung zutiefst, insbesondere das Vorgehen bei diversen Hausdurchsuchungen und festnahmen, die in dieser Härte nicht vorgenommen hätten werden müssen. Soweit meine Kontrolle dies zuließ, habe ich versucht, das Vorgehen der zweiten Legion in diesem Rahmen so sanft wie möglich zu gestalten. Auch ohne große militärische Erfahrung wirst du aber zweifelsohne erkennen können, dass diese Möglichkeiten als Tribun äußerst beschränkt sind, wenn der Oberbefehl weniger.... sensibel formuliert worden ist.“ Und in der Tat hatte Sextus alles ihm Mögliche getan, um möglichst wenig Schaden anzurichten. Und wäre es nach ihm gegangen, wäre noch weit weniger geschehen. Die Einkerkerung eines Senator Octavius beispielsweise war seiner Meinung nach ein völlig überzogenes Mittel gewesen. Bei den Decimi sah er da geflissentlich darüber hinweg aus persönlichem Groll, aber Stand und Rang eines Senators hätten bei der Vorgehensweise definitiv berücksichtigt werden müssen.“Ich denke, die vergangenen Monate waren für uns alle eine schwere Zeit, die uns wieder die Schattenseiten des geflügelten Wortes eines Terenz vor Augen führen: Homo sum, humani nil a me alienum puto.“ Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches ist mir fremd. “Aber ich hege doch die Hoffnung, dass die kommende Zeit zumindest wieder eine lebenswerte Normalität hervorbringt.“
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Mit ernsthaftem, doch stillem Interesse folgte Gracchus den Ausführungen des Aurelius, hatte er bisweilen doch noch immer nicht alle Bruchstücke beisammen, um ein komplettes Bild aller Geschehnisse - insbesondere jener, in welche die Konspiranten waren verstrickt gewesen - während des Bürgerkrieges sich abbilden zu können - würde dies zwar vermutlich auch nie, doch zumindest jene Bereiche, welche für den Fortgang und Verlauf des Krieges entscheidend gewesen waren, mochte er halbwegs beisammen wissen. Als hernach eine kurze Pause zwischen den beiden Senatoren entstand, öffnete Sciurus die Türe, vor welcher bereits zwei Sklaven mit Speisen harrten, um diese in das Triclinium hinein zu tragen. Sie kredenzten zur Vorspeise Feigendrosseln, mit Honig und Nüssen gefüllte Pasteten und dazu einen trockenen Caecuber von der Küste Latiums - aus den unerschöpflichen Vorräten des Flavius Felix.
"So gereichte das Unglück augenscheinlich zumindest dir noch zu einer an..sehnlichen Karriere - und eines Tages mag dir dies militärische Wissen noch von großem Nutzen sein."
Zu der Befreiung mochte Gracchus sich nicht weiter äußern, wartete bis dass die Sklaven den Raum wieder hatten verlassen und schnitt sodann eine Causa an, welche noch immer ihn umtrieb, da er bis zu diesem Tage keine plausible Antwort darauf hatte finden können, es gleichsam nur wenige Menschen überhaupt gab, mit welchen er darüber würde sich austauschen können.
"Was glaubst du, welch menschli'hes Verlangen war es, welches Durus zum Verrat trieb? Hat er dir gegenüber jemals insinuiert, welchem Ziel sein Streben galt? Oder allfällig eine Be..drohung signalisiert, welche für ihn oder seine Familie bestand?"
Er schüttelte langsam den Kopf, in Gedanken im Versuche jede Erinnerung bezüglich des Tiberiers zu prüfen.
"Ich kann schlichtweg nicht na'hvollziehen, wie er sich zu solcherlei konnte herablassen. Ich habe immer geglaubt ..."
An Freundschaft hatte er geglaubt. Niemals hätte er einer solchen Konspiration zugestimmt, hätte er Durus nicht gänzlich vertraut, hätte er nicht auf diese vermeintliche Freundschaft sich verlassen. Ratlos hob Gracchus seine Schultern und ließ sie wieder senken - er wusste nicht mehr, ob er wirklich geglaubt hatte, oder einfach nur hatte glauben wollen. -
“Fortuna hat wohl in der Tat auf mich herabgelächelt, wobei ich keine Pläne in einer Richtung habe, die mich wieder in die Nähe einer Legion führen.“ Oder auf einen Pferderücken. Oder zu karger Verpflegung und ungemütlichen Lagern, dunklen Wäldern, rauen, kalten Nächten, oder gar diesen elenden Bergen. “Daher wird dieses militärische Wissen wohl eher einen akademischen Nutzen haben als einer tatsächlichen praktischen Anwendung zuträglich. Zumindest hoffe ich dies.“
Die zweite Vorspeise wurde aufgetragen, zusammen mit einem exquisiten Wein, bei dem es fast eine Schande war, ihn zu verdünnen (aber wohl ein grober Fauxpas, es nicht zu tun).Sextus nippte also vornehm an dem Wein und nahm sich dazu ein bisschen von den gebratenen Vögeln, als sein Gegenüber ihn zum ersten Mal an diesem Abend ernsthaft verwirrte.
Sextus hielt in seiner Bewegung beim Zerpflücken des Vögelchens inne und sah den Flavier kurz verwirrt an.
“Bevor ich nun unrechtmäßig etwas verteidige oder aber verdamme, muss ich bezüglich deiner Frage doch auf einer Rückfrage beharren: Welchen Verrat genau meinst du? Vielleicht hat meine lange Abwesenheit aus Rom dazu geführt, dass mir so mancherlei Information auf dem Gebiet nicht zugetragen wurde, weshalb ich dich zunächst um genauere Aufklärung bitten muss.“ -
Der Flavier hatte bereits in eine Pastete gebissen und zuckte ob dessen zunächst nur unspezifisch mit den Schultern, schluckte den Bissen hinab, um sodann zu einer Erklärung anzusetzen - welche ihm keinesfalls erstaunlich oder sonderbar mochte anmuten, da er all dies zu oft hatte durchdacht, zu oft hatte in Gedanken nachvollzogen - bis hin zu jenem verhängnisvollen Treffen, bei welchem der Vescularier seinen eigenen Kopf mochte eingefordert haben, allfällig seine fleischige Hand auf den Tisch hatte geschlagen, Durus mit stierendem Blicke fixiert und cholerisch skandiert: 'Die Flavier, ich will in jedem Falle die Flavier liquidiert wissen!' -, ob dessen all dies längst als Fakt in sein Denken war übergegangen, letztlich auch, da es in seinem Weltkonstrukt die einzig schlüssige Erklärung für alles, was geschehen war, bot.
"Nun, dass er sich mit dem Vescularier hat eingelassen, dass er uns nicht nur schli'htweg denunziert, sondern betrogen hat, von Beginn an, ... dass er letztlich ganz Rom dem Vescularier hat preisgegeben."
Sein Blick war fest von ernsthafter Überzeugung, gleichsam voller Unverständnis für diese Tat.
"Was muss Salinator ihm verspro'hen, was ihm angedroht haben, dass Tiberius dazu bereit war?"
Er begann nun ebenfalls sich dem Filetieren seiner Feigendrossel zu widmen, schüttelte dabei leicht den Kopf, ungläubig noch immer.
"Ich ... verstehe es einfach nicht. Ich meine, wenn er dies für Rom hätte getan - wie er uns glauben machte -, für seine Prin..zipien und Ideale ... aber ... Vescularius' Rom war nicht das Rom des Tiberius - zumindest davon bin ich noch immer überzeugt." -
So langsam beschlich Sextus ein Gefühl von Verwirrung, die den Gipfel zur Besorgnis schweifte. Sein gesprächspartner erzählte von diesen Dingen in einer augenfälligen Ruhe, die so kaum gespielt sein konnte, sondern nur aus wahrer Überzeugung entsprungen sein konnte. Aber woher hatte der Flavius diese Informationen? Und viel wichtiger: Warum hatte Sextus nicht dieselben Informationen?
“Ich bin mir nun nicht sicher, ob es richtiger ist, zu sagen, dass ich dich enttäuschen muss, oder dass ich dich erfreuen werde, aber mir ist von solcherlei Vorgehen nichts bekannt. Auch bestand für mich bislang nie die Notwendigkeit, solcherlei auch nur in Frage zu stellen oder die Aufrichtigkeit von Tiberius Durus bezüglich unserer gemeinsamen Besprechungen und Handlungen in Zweifel zu ziehen.
Von daher verzeih mir meine nur wenig verhohlene Neugier, aber woher beziehst du deine Informationen bezüglich eines Verrates des Tiberiers? Ohne nun deine Quelle in Verruf bringen zu wollen, besteht ja vielleicht auch noch die Möglichkeit eines Irrtums? Mir mutet der Gedanke wohl so absonderlich an wie dir selbst, welche Gründe Tiberius Durus dazu mochten veranlasst haben, ausgerechnet einen Vescularius Salinator aufzusuchen.“ Da hätte Sextus eher mit anderen Maßnahmen dann gerechnet, so denn an dieser Unterstellung etwas dran war. Aber zu Vescularius zu gehen und sie zu verraten? Und anschließend sich von dessen Skythen in Stücke hacken zu lassen? Irgend etwas an diesem Bild ergab keinen Sinn. Sextus wusste nur nicht zu sagen, an welchem Punkt der Sinn in Unsinn hinübergeglitten war. -
Es war nun ebenfalls an Gracchus, ein gewisses Maß an Derangement in sich zu verspüren, andererseits indes wog seine Überzeugung der Tathergänge weitaus schwerer, ob dessen er von dem Vogel auf seinem Teller abließ und seine Gegenüber fixierte.
"Jemand hat uns verraten, Aurelius, und Tiberius Durus ist die einzig logische Schlussfolgerung. Er war es, der uns zusammen bra'hte. Er wählte die Beteiligten aus, ebenso wie er den Augustus erkor. Er war es, der Vinicius' Consulatskandidatur mit Matinius sekundierte, obgleich ihm zweifellos hatte bewusst sein müssen, dass dies keine Zukunft hatte, dass es ob der pre..kären Lage weitaus rationaler wäre gewesen, auf zwei Kandidaturen zu bauen. Er war es, der uns in die eine oder andere Richtung lenkte, wenn Stagnation emergierte. Er war es, der jedes Detail des Planes kannte - ebenso wie Vescularius Salinator, der genau wusste, wann er agieren, wen er eliminieren, wen er in Haft setzen und wen er in Ver..bannung senden musste."
Letztlich schien all dies Gracchus gänzlich offensichtlich, so dass er in voller Ernsthaftigkeit fortfuhr.
"Weshalb sonst hätte der Vescularier Tiberius entleiben sollen, wenn nicht, um seines ewigli'hen Schweigens sich zu versichern? Ein weiterer Malefikant im Carcer, welcher wie Vinicius früher oder später alle Taten hätte gestanden, wäre ihm nur zugutegekommen. Doch er konnte nicht das Wagnis eingehen, dass Tiberius ihn würde unter Druck setzen, oder gar preisgeben, dass die gesamte Strategie von Beginn an nur des Vescularius' Komplott war, um nicht nur des Augustus, sondern gleichsam einiger einflussreicher Männer sich zu en..tledigen ohne sein geringstes Zutun, dass die Konspiranten letztlich nur Marionetten waren in seinem Possenspiel. Nein, Durus musste sterben noch ehe der Tod des Valerianus' war bekannt gegeben worden, noch ehe Tiberius auch nur ein Wort zum Todes des Imperators konnte postulieren. Denn alles andere - Verhaftungen und Ver..bannungen - war nurmehr eine unaufhaltsame Konsequenz, Zierde und Beigabe eines perfekten Planes."
Eines Planes, welcher - wie Gracchus neidlos musste eingestehen - zweifelsohne weitaus raffinierter und ausgeklügelter war gewesen als die dilettantische Ausführung ihrer - wie sie glaubten - eigenen Kabale. Er nahm sich ein Stück Geflügel und ließ das zarte Fleisch sich munden, obgleich dem allem noch immer ein schaler Beigeschmack anhaftete. -
Ja, soweit konnte Sextus zustimmen, dass irgend etwas schrecklich schief gelaufen war bei ihrem ganzen Plan, und tatsächlich die Möglichkeit eines Verrates im Raum stand. Dass dies allerdings so zweifelsfrei auf einen Verrat von Tiberius Durus hinauslief, das sah Sextus als nicht ganz so zwingend an. Allerdings schien Flavius Gracchus davon momentan sehr überzeugt, so dass das folgende Gespräch in jedem Fall Fingerspitzengefühl verlangte. Sextus wollte in jedem Fall vermeiden, dass diese Uterhaltung letzendlich auf eine Entscheidung „Tiberier oder Flavier“ hinauslaufen würde. Letztere waren zweifelsfrei wichtiger, in erstere hatte er in den letzten Jahren aber zu viel investiert, um sie einfach so fallen zu lassen. Und wer wusste schon, wann diese eventuell noch einmal nützlich würden?
“Deine Logik ist in sich zweifelsfrei schlüssig. Ich muss dir in deiner Prämisse recht geben, dass ein Verrat sehr wahrscheinlich ist, und Vescularius äußerst schnell und äußerst hart hatte durchgreifen können und sich so die Macht zunächst einmal zweifelsfrei sichern konnte. Allerdings ist der Vorwurf des Verrates auch gleichzeitig, wie du selbst impliziert hast, eigentlich so ungeheuerlich und in der Sache selbst nur sehr schwer zu glauben, dass mein verstand danach drängt, auch Alternativen zu dieser Möglichkeit in Betracht zu ziehen.
Mag es nicht auch sein, dass einer der Sklaven des Tiberiers im Austausch für Freiheit oder andere Vergünstigungen so gehandelt haben mag und den Tiberius mitsamt den restlichen mochte verraten haben?
Oder mag es vielleicht noch einen anderen Umstand geben, der uns beiden nicht bekannt war? Insbesondere frage ich mich dies nicht nur wegen der Abscheulichkeit, die uns beiden vorab musste verborgen geblieben sein, sondern auch, da gerade unserer beider Familien auch nach dem Tod des Tiberius einige Zeit unbehelligt geblieben waren, ehe der schändliche Opportunist Vescularius auch auf uns seinen Blick hat gerichtet. Gleichzeitig aber wurde schon frühzeitig Vinicius Lucianus verhaftet – was natürlich auch auf dessen Einlassung in seiner Senatsrede mochte zurückzuführen sein. Aber, so Tiberius Durus uns verraten hat, hätte nicht viel eher der Zorn und die Rache des Vescularius über uns hereinbrechen müssen? Wieso nur über die Vinicii? Wieso nicht gleichsam mit der Liquidierung des Tiberius auch die von uns beiden?“
Sextus wusste nicht, inwieweit diese Dinge bei Flavius Gracchus berechtigte Zweifel auslösen würden, aber immerhin waren diese Fragen nicht gänzlich aus der Luft gegriffen und beinhalteten gute Argumente, ohne aber gleichzeitig den Flavier in Misskredit zu bringen. Zumindest hoffte Sextus, dass ihm dieser Spagat gelungen war. In jedem Fall konnte er an einer möglichen Antwort aber nun die Eindringlichkeit der Überzeugung seines Gegenübers ablesen. -
Selbstredend konnte Gracchus den Drang des Aureliers durchaus nachvollziehen, den Wunsch andere Alternativen zu erwägen - doch er hatte zu viele Alternativen durchdacht, zu viele Alternativen verworfen, zu viele lose Enden auf dem Wege verloren, um selbst noch diesen Drang zu verspüren.
"Keiner Tiberius' Sklaven hätte genügend Kenntnis erlangen können, Durus war in dieser Hinsicht überaus a'htsam. Darüber hinaus wäre ein solcher Sklave niemals bis zu Vescularius vorgedrungen, viel eher hätte er Tiberius selbst erpresst."
Zudem widersprach dieser Gedanke gänzlich dem Bild, welches Gracchus von Sklaven zu haben pflegte - intelligent und darob kompliant, oder aber dumm und aufmüpfig. Erstere Art hätte keinerlei Anlass zu solch einer Tat, die zweite indes wäre nicht fähig, sie durchzuführen.
"Was deine Einwände bezüglich Vescularius' Vorgehen anbelangt, so muss ich dir widersprechen. Der Vescularier hatte keinen obligaten Grund, uns zu liquidieren, nicht einmal, sich mit unserer Verhaftung zu eilen. Tiberius musste er schnellstmögli'hst eliminieren, so dass dieser sein Wissen mit in den Tod nahm. Vinicius Lucianus wurde inhaftiert, da er als Consular, insbesondere mit seinem Bruder Hungaricus an seiner Seite, allfällig ihm noch hätte gefährlich werden können, zudem musste Vescularius zügig einen Schuldigen vor..weisen, um seine eigene Unschuld zu pointieren - und hierfür nachgerade einen aus unserem Kreise zu wählen, war zweifelsohne eine kluge Entscheidung. In Hinblick auf die flavische Familie wählte er seine Ziele taktisch ebenso geschickt aus und trug dafür Sorge, dass zuerst mein Vetter Furianus wurde inhaftiert - ein weiterer Consular, welcher zweifelsohne gegen ihn hätte agiert, hätte er an seinesstatt mich in Gewahrsam genommen. Denn betra'hten wir es realistisch - bezüglich meiner eigenen Person gab es für den Vescularier wohl kaum Grund zur Eile, besteht mein Einfluss doch seit jeher wenn überhaupt nur auf den Cultus Deorum - welcher in Hinblick auf politische Ma'htverschiebungen durchaus das Zünglein an der Wage mag sein, mit welchem jedoch wohl kaum ein Orlog zu beginnen ist. Zudem, hätte der Vescularier uns alle stante pede verhaften lassen, so hätte seine eigene Glaubwürdigkeit darunter gelitten, dass er von all dem nichts hatte gewusst, dass auch er wie alle anderen vom Tode des Valerianus' über..rascht worden war. Dies Verbrechen Stück um Stück aufzuklären war zweifelsohne Teil seines Planes, so dass er sich zuerst auf jene Männer konzentrierte, welche ihm - aus gutem Grunde ob ihrer Position heraus - hätten am ehesten gefährlich werden können. Alle übrigen glaubte er schlussendlich durch die Ausgangssperre bereits in seinem Griffe zu halten."
Ein Seufzen echappierte Gracchus' Kehle ob der Rationalität, mit welcher dies alles sich betrachten ließ. Exekution, Inhaftierung, Exil, Proskription - dies alles waren nur nüchterne Begriffe, nicht mehr oder weniger gehaltvoll als Subversion, Testamentsfalsifikation, Giftmord, Kaisermord.
"Und du selbst, Aurelius, ... nun, womögli'h stand dein Name nicht einmal auf der Wunschliste des Vesculariers, allfällig bist du in diese gesamte Angelegenheit nur deswegen hineingeraten, da du ein aufstrebender Klient des Tiberius warst, ebenso wie mein Neffe. Und ... ich möchte gerne glauben, dass Durus zumindest jene Männer, welche er nicht gezwungen war, aus..zuliefern, nicht preisgegeben hat." -
In der Tat war dieser Logik nur schwer etwas entgegenzusetzen. Dennoch war der Gedanke ziemlich abwegig, dass dies tatsächlich der Wahrheit entsprechen würde. Nicht, nachdem Tiberius Durus so leidenschaftlich alles daran gesetzt hatte, sie überhaupt zu vereinigen.
“Deinen Schlussfolgerungen kann ich mich nur schwerlich entziehen, geehrter Flavius. Doch frage ich mich, weshalb Tiberius uns hierfür überhaupt zusammengebracht hatte, wenn er geplant hatte, uns zu verraten? Auch wenn seine Familie wie die meine nicht zum ältesten Adel Roms zählt, so war er doch dennoch ein Patrizier. Welcher Sinn ergibt sich daraus, andere Familien der Nobilitas und der Patrizier, ja faktisch alle Höhergestellten des Reiches, derart ins Chaos zu stürzen? Ihm selbst wären daraus aufgrund der mannigfaltigen Verbindungen seiner Familie zu anderen Familien doch mehr Nachteile denn Vorteile erwachsen? Und aufgrund der – zumindest äußeren – Darstellung und Positionierung seiner Person im Senat gegen Vescularius konnte er doch auch nicht hier auf direkte Belohnung hoffen, ohne dass sein plötzlicher Sinneswandel und der seines zumindest scheinbaren Gegenspielers auffällig zur Kenntnis genommen worden wäre?“
Genau dies war der Knackpunkt, der sich sich nicht zufriedenstellend beantworten ließ.Kurz wollte Sextus ebenfalls noch anführen, dass seine eigene Person ja durch die Nähe zu Aurelius Ursus ebenfalls ein gutes Ziel für eine Verhaftung gewesen wäre, allerdings unterließ er das doch. Ursus war immerhin mit Tiberia Septima verheiratet, und Sextus wollte den Flavius nicht noch auf den Gedanken bringen, die Aurelier würden in besagter Verschwörung mit drin stecken. Immerhin war er ja auch der Klient von Durus gewesen, und der niedrigere Adelsstand ihrer beider Häuser verband wohl ohnehin. Und Sextus wollte seine Beziehung zu den Flaviern keinesfalls durch solch hanebüchene Verstrickungen gefährden.
Wenn er die Verschwörung verraten hätte (und diesen Gedanken hatte er desöfteren während der Dauer der Unternehmung gehegt), dann hätte er die Tiberii geopfert, den Claudiern eine Verstrickung unterstellt und allen voran den Vinicius mit seinen größenwahnsinnigen Ideen vom Konsulat und eigener Machtergreifung liquidiert. Höchstselbst. Mit einem Löffel. Das allerdings konnte er kaum als Verteidigung ins Feld führen...“Ich hoffe, du verstehst, dass ich trotz dieser Offenbarung durch dich, für die ich dir durchaus dankbar bin, dennoch meine Rolle als Klient und Freund der Tiberii als solches weiterhin zu spielen habe. In der Tat habe ich beim Kaiser bereits die Erlaubnis für größere Leichenspiele eingeholt und bereits erste Anstrengungen hierfür übernommen, deren Zurücknahme allzu öffentliche Fragen aufwerfen würden. Als Mann der Politik verstehst du sicherlich die Notwendigkeit zur Wahrung des äußeren Scheins.“
-
Neuerlich seufzte Gracchus. All diesen Fragen quälten ihn kaum weniger als dass sie ihn beschäftigten, war Durus doch weit mehr als ein beliebiger Patrizier, ein bedeutsamer Mann gewesen - ein Freund, einer der wenigen Männer, welche der Flavier überhaupt je mit diesem für ihn überaus intimen Titel hatte benannt, einer der wenigen Männer außerhalb seiner eigenen Familie, welchen er im Falle des Falles bedenkenlos eben diese zum Schutze hätte anvertraut. Der Verrat dieses Freundes schmerzte ihn noch immer zutiefst, hatte das Vertrauen in dieses gesamte Konzept restlos in ihm zerstört.
"Nun"
, begann er darob ein wenig zögerlich.
"Eben dies ist es, was ich nicht vermag na'hzuvollziehen. Vescularius Salinator muss etwas gegen Tiberius oder seine Familie in der Hand gehabt haben, etwas überaus abominables, so vermute ich."
Gracchus konnte sich in seiner regen Phantasie durchaus einige Varianten imaginieren - von einem furchtbaren Familiengeheimnis bis hin zum Wissen um ein Verbrechen, welches die Tiberier in den Abgrund hätte gestürzt - doch nichts davon wollte er näher ausführen solange ihm die Wahrheit nicht einmal im Ansatze bekannt war, solange der einzig gesicherte Hinweis das Ausmaß dieser Tragödie war – denn unbezweifelt war es eine solche, und hätte nicht letztendlich auch ein jeder andere noch so integre Mann, zweifelsohne jedoch er selbst, um seine eigene Familie zu retten seine Freunde, die gesamte Welt gar verraten? Hatte nicht so all dies begonnen, dass er hatte geglaubt, Rom seiner Kinder wegen vor dem Niedergang bewahren zu müssen? Er winkte mit einer laschen Bewegung aus dem Handgelenk alle Bedenken beiseite - spätestens des Nachts würden sie ihn ohnehin wieder torquieren.
"Selbstredend verstehe ich dies, Aurelius. Letztlich können wir die Vergangenheit nicht mehr ändern, ins..besondere nicht jene, welche wir selbst haben gestaltet."
Schlussendlich konnten sie kaum Durus öffentlich anklagen, ihre Konspiration zur Ermordung Ulpius Valerianus' verraten zu haben.
"Und diese Wahrung des Scheines wird auch niemals ein Ende finden, wir werden stets jene Realität weiterspinnen müssen, welche wir initiiert haben."
Es war ihm dies ein schrecklicher Gedanke. -
Etwas abominales? Tiberius Durus? Sextus konnte sich auch bei noch so sehr angestrengter Phantasie nichts ausmalen, was sein überaus langweiliger Patron angestellt haben könnte, oder mit welch düsterem Familiengeheimnis Salinator um die Ecke hätte kommen können, um den alten Mann zu erpressen. Und dessen Nachkommenschaft hatte sich auch eher durch eine äußerst ruhige, um nicht zu sagen träge Art ausgezeichnet – wenngleich Sextus wusste, dass Tiberius Ahala nur adoptiert war und da keine leibliche Verbindung bestand.
Dennoch konnte Sextus sich nichts vorstellen, was hier eine logische Erklärung liefern würde. Allerdings war er auch schon damit zufrieden, dass auch Gracchus keine Erklärung hatte und sie damit das Thema auch beiseite legen konnte.Ebenso dankbar war Sextus dem Umstand, dass Gracchus als Staatsmann agierte und keine Ressentiments gegen ihn hegen würde, wenn er Tiberius Durus dennoch als Helden feiern wollte. Zumindest für die Öffentlichkeit.
“Ich fürchte, hierbei ergeht es uns nicht besser als jedem Handwerker und selbst den Tagelöhnern. Alle haben wir unser kurzes Leben lang die Rolle zu spielen, die uns vom Schicksal zugewiesen wurde. Selbst dann noch, wenn unsere Entscheidungen uns unser Spiel schwer machen“, gab sich Sextus ein wenig philosophisch. Und endlich konnte er sich auch wieder etwas dem Essen widmen, wenngleich der Vogel inzwischen erkaltet war. Dennoch war er äußerst schmackhaft.
“Oder die Entscheidungen von uns nahe stehenden Personen“, lenkte Sextus dann das Gespräch weiter und in die Richtung, die der eigentliche Anlass seines Hierseins war. “Ich muss denke ich nicht näher verbalisieren, wie sehr ich bedauere, dass deine Verwandte die Ehe mit mir zu gegebener Zeit auflöste. Auch wenn ich es unter den gegebenen Umständen selbstverständlich verstehen kann und daher keinen Groll hege. Ich hoffe, dass dieses Gefühl des aufrechten Bedauerns nicht nur die aurelische Seite betrifft, mehr noch aber hoffe ich, dass hierdurch kein Graben zwischen unseren Gentes entsteht. Zumal ich meinem Sohn seine flavischen Verwandten gerne vorstellen würde, wenn er wieder in Rom weilt.“ -
Bis zu jenem Augenblicke als sein Vilicus ihn über den Brief des Aurelius hatte informiert, hatte Gracchus nicht einmal gewusst, dass seine Base während des Bürgerkrieges die Scheidung von diesem hatte veranlasst, wiewohl er bis zu diesem gegenwärtigen Augenblick weder mit ihr, noch mit ihrem Vater darüber hatte sprechen können. Dennoch gab es kaum Zweifel daran, was gesagt werden musste - auch dies war Teil der Rollen, welche sie alle hatten zu spielen, und letztendlich galt es die Bindungen in Rom aufrechtzuhalten, was schlussendlich in Gracchus' alleiniger Verantwortung lag - denn letztlich hatte sein Onkel Aetius stets nur aus der Ferne gewettert, jedoch nie selbst einen Fuß nach Rom gesetzt, geschweige denn für das Wohl der Familie vor Ort Sorge getragen.
"Auch Nigrina, wiewohl Cnaeus Aetius, bedauern die Auflösung dieser Ehe über alle Maßen, ins..besondere da diese selbstredend nicht aus ihrem freien Willen heraus geschah, sondern einzig da zurückgelassen in Rom und durch Vescularius bedroht ihr kaum eine andere Mögli'hkeit blieb - nicht zuletzt hattest du durch die Proskription schlussendlich dein ius conubium eingebüßt."
Obgleich Gracchus durchaus ließ deutlich werden, dass zurückgelassen in Rom sich auf die vernachlässigte Pflicht ihres Gatten bezog und aus seiner Perspektive der Groll darob wohl vielmehr auf Seiten der flavischen Familie wäre gerechtfertigt, vermied er dies allzu sehr zu dramatisieren durch die Hinzufügung eines schutzlos - denn letztendlich hatte auch ihre eigene Familie ihr kaum Schutz geboten.
"Wie wir indes bereits festgestellt haben gerei'hten die Ereignisse dieses Bürgerkrieges zu allzu vielen unvorteilhaften und deplorablen Wendungen, und da diese Scheidung nur eine weitere von diesen ist, liegt es auch unserer Familie fern, die guten Beziehungen, welche wir seit langem mit der Aurelia pflegen, dadurch zu be..lasten. Die Mitglieder deiner Gens werden in diesem Hause stets willkommen sein, und dies gilt insbesondere auch für deinen Sohn."
Womit der einfachere Teil dieser Scheidung - die persönlichen Befindlichkeiten - geklärt waren.
"Weitaus diffiziler gestaltet sich die Abwicklung in rechtlicher Hinsicht, nicht nur in Bezug auf die dos, sondern bereits mit Blick auf die Re'htskraft dieses Aktes. Die Ehe wurde aufgelöst nachdem du durch Vescularius proskribiert worden und dein ius conubium verloren hattest, die Scheidung wurde somit also weder durch dich, noch durch Nigrina explizit erklärt - und sofern von letzterer, so zweifels..ohne nicht unter beständigem Ehescheidungswillen, sondern unter der Bedrohungen des Vescularius. Die Proskription wurde durch Cornelius Palma längst annulliert, so dass auch die Grundlage der Scheidung als hinfällig zu betra'hten ist, und auch wenn dies nicht zur Folge hat, dass die daraus entstandenen Handlungen ebenfalls als hinfällig zu betrachten sind,"
Diesbezüglich hatte Gracchus bereits seine eigenen Erfahrungen machen müssen.
"So könnte doch die Re'htskraft dieser Scheidung angefochten werden, sofern daran ein Interesse besteht." -
Die Flavii dachten, er hätte Nigrina zurückgelassen? Das war ungut, denn Sextus verstand da natürlich den kleinen Hinweis durchaus als verdeckte Rüge, die er vielleicht zu lindern vermochte.
“Eigentlich wurde sie weniger zurückgelassen als von den Häschern des Usurpators auf ihrer Flucht aufgegriffen und zurückgebracht. Ich hatte angenommen, wenn sie uns unser Sohn getrennt von mir zu Verbündeten nach Tarquinia fliehen, würden sie der Aufmerksamkeit des Vescularius entgehen und wähnte sie in Sicherheit. Umso betrübter vernahm ich die Botschaft, dass nur mein Sohn diese Reise hatte überstanden, gedachte meiner Frau doch bereits als tot, wobei das ihr auferlegte Schicksal wohl kaum als weit besser empfunden werden kann und von mir über die Maßen bedauert wird. Ich gebe offen zu, dass meine Planungen zu ihrer Verbringung in Sicherheit ganz offensichtlich nicht ausreichend waren und es meine Pflicht gewesen wäre, hier bessere Vorsorge zu tragen.“
In der Tat bedauerte Sextus durchaus, dass Nigrina gefangen worden war. Auch wenn er sich bis heute den genauen Hergang nicht ableiten konnte, wie es sein konnte, dass sie, obwohl mit ihrem Sohn gereist, einzeln aufgegriffen worden war, während Lucius wohlbehalten angekommen war. Allerdings war dies nicht die frage, eröffnete Flavius Gracchus ihm hier doch eine andere interessante Möglichkeit.
“Grundsätzlich besteht selbstverständlich ein Interesse. Nigrina war mir stets eine gute Ehefrau, und ich hatte sicherlich keinen Grund, von mir aus eine Auflösung dieser Ehe anzustreben.
Allerdings – und hier mag man mich aufgrund mangelnder Rechtskenntnis durchaus eines besseren belehren – bin ich mir nicht sicher, ob einer Anfechtung der Scheidung wirklich stattgegeben würde angesichts der Tatsache, dass Nigrina nicht nur während der Zeit ihrer auferzwungenen Ehe mit Vescularius' Günstling mein Haus verlassen hat, sondern seit mehr als einem Jahr nun schon ununterbrochen fernab von Rom und meinem Hause weilt. Ich weiß nicht, inwieweit hier auf die Aufrechterhaltung eines Ehewillens entschieden werden könnte, da die Frau diesen ja gemeinhin durch ihre Anwesenheit im Obdach des Ehemannes ausdrückt. Und ich möchte vermeiden, dass der Eindruck entstünde, ich wolle mich nur an der Dos bereichern und diese nicht zurückzahlen, obwohl Nigrina zweifelsohne aus meinen Sphären entschwunden ist.“ -
Die Erklärung des Aurelius über die Tücken der Flucht quittierte Gracchus mit einem verständnisvollen Nicken, schlussendlich waren ihre Erfahrungen diesbezüglich wenn auch im Detail different, doch in gewisser Weise similär.
"Letztlich waren wir alle wohl schli'htweg zu unbedarft bezüglich unseres Vorhabens, zu überzeugt von unserem Triumph. Wir können darob wohl durchaus zufrieden sein, dass wir nicht mehr persönliche Verluste zu beklagen hatten."
Nach Gracchus' Dafürhalten waren diese Verluste bereits viel zu groß gewesen, ganz abgesehen von den allgemeinen Verlusten - doch er wollte dieses Thema nicht weiter vertiefen und mit dieser Aussprache zwischen ihnen schlichtweg abschließen.
"Nun, die Absenz der Ehefrau aus dem Heim ist nicht gar so ungewöhnlich und durch gute Gründe gere'htfertigt durchaus legitim, zumindest sofern noch der Ehewille besteht, wodurch dieser spezielle Fall rechtlich wohl nicht gänzlich eindeutig wäre."
Mit dem falschen Praetor vor Gericht mochte die ganze Angelegenheit durchaus dazu gereichen, diesen Skandal, welcher im allgemeinen, großen Schweigen über die Vescularische Ära verborgen lag, noch einmal zu Tage zu fördern und einer großen Öffentlichkeit publik zu machen - währenddessen auch Lupus' und Nigrinas Ehre mochte diskreditiert werden - denn nach kaum etwas gierte der Pöbel lieber als nach der Ehre des patrizischen Standes.
"Allfällig wäre es wohl besser, dies nicht vor Gericht und damit in die Öffentli'hkeit zu bringen."
Sofern es dies nicht bereits war, mochte dieses unrühmliche Kapitel im Sumpf der Zeit untergehen und verborgen bleiben, so dass mit ein wenig Kalkül Nigirna in einiger Zeit eine weitere angemessene Ehe würde eingehen können - schlussendlich war sie noch immer eine Flavia.
"Zweifelsohne bleibt es dennoch rechtlich ein durchaus interessanter Fall in Hinblick auf die Ab..wicklung der dos, da du die Scheidung nicht erklärt hast, während aus Nigrinas und zu damaliger Zeit rechtsgültiger Sicht die Ehe ob des Verlustes deines ius conubium nicht einmal bestand als sie eine neue Ehe einging."
Wäre nicht seine eigene Familie in diesen Prozess involviert, so hätte Gracchus es durchaus als reizvoll empfunden, diese Angelegenheit als Advocatus vor Gericht klären zu lassen. -
Rechtlich gesehen war der Fall wohl wirklich interessant. Allerdings war es Sextus doch eher daran gelegen, die ganze Angelegenheit so einvernehmlich und unöffentlich wie nur irgend möglich zu begehen. Daher war ihm letzten Endes sogar eine mögliche Rechtsprechung fundamental gleichgültig, wohingegen sein Verhältnis zu den Flaviern eine geradezu immanente Wichtigkeit darstellte.
“Vermutlich wäre dieser Fall in der Tat die helle Freude für einen aufstrebenden, jungen Juristen. Mir allerdings liegt weniger an Rechtsstreitigkeiten, erst recht unter alten Freunden. Daher bin ich ungeachtet der gesetzlichen Möglichkeiten in jedem Fall bereit und willens, besagte Dos zurückzuerstatten.
Mir stellt sich hierbei hauptsächlich die Frage nach den genauen Modalitäten zur Rückgabe und der Übermittlung an ihren Vater. Soweit mir bekannt weil er ja noch immer außerhalb von Rom und für niemanden wäre eine solche Reise, noch dazu mit größeren Geldbeträgen, wohl erstrebenswert. Daher treibt mich eher die Frage nach dem wie, und weniger die nach dem ob.
Für mich am Einfachsten wäre wohl eine direkte Rückzahlung an die Villa Flavia hier in Roma, sofern alle Parteien damit einverstanden wären. Ich möchte die Last der Überführung nicht auf dich, Flavius Gracchus, abwälzen und diesbezüglich nicht missverstanden werden. Nur nehme ich an, da ja noch Nigrinas jüngere Schwester unter deinem Obdach verweilt und vermutlich mit ähnlicher Mitgift ausgestattet werden wird, ein zweifacher Transport vermieden werden wird. Dies selbstverständlich vorausgesetzt der Prämisse, dass die junge Dame tatsächlich in Rom dereinst heiraten soll und du als Tutor ihres Vermögens zwischenzeitlich berechtigt bist.“Soviel zu Sextus' Überlegungen zu jener Sachlage. Natürlich dachte er bei dieser Zahlungsgeschichte nicht an Nigrinas jüngere Schwester. Diese lieferte lediglich einen äußerst logischen Vorwand zur allgemeinen Bequemlichkeit und der zwischenzeitlichen Bereicherung der Flavii in Roma. Etwas, dem Flavius Gracchus wohl prinzipiell zugeneigt sein sollte.
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