La dolce far niente – Frauen im Bade

  • Wie schnell doch ein Missverständnis aus einer einzigen vergessenen Silbe geschaffen werden konnte! Sie hätte als verschluckt oder genuschelt angenommen werden können, schließlich deutete alles andere darauf hin, dass sie hätte da sein sollen. Doch es war wohl einfacher, die Ehre in null Komma nix als angekratzt anzusehen und diese jetzt mit allen Mitteln zu verteidigen…
    Ein wenig pikiert war Lucia schon, von den beiden Freundinnen der Verlobten nicht einmal begrüßt zu werden, aber vielleicht hatte sie sich zu rasch an Sergia allein gewandt. Ihr schmeichelte, dass die Glückwünsche von ihr wohl für die Worte beider Frauen gehalten wurden, stand Flavia im Rang doch eigentlich über ihr. Doch es reichte nicht, um Lucia von der Tatsache abzulenken, dass sie hier eine Sergia vor sich hatte. Eine Frau aus einer Familia die der Gens Tiberia mal gleich gestellt war, doch aufgrund der Taten Catilinas des patrizischen Standes enthoben wurde. Lucia war hin und hergerissen zwischen hochmütiger Herablassung und einer gewissen Sympathie, wäre ihrer Familie mit Durus doch fast das gleiche geschehen. Aber Durus war zu Unrecht beschuldigt worden und würde bald mit großem Pomp rehabilitiert werden, jedes Kind kannte hingegen die Catilinische Verschwörung! Auch Sergia hier schien sich der Missetaten ihrer Vorfahren mehr als bewusst und bezog sich bei ihrer kleinen Ahnengeschichte ausschließlich auf große Männer aus anderen Familien. Lucias Lächeln wurde mit jedem Wort der Angeberei spöttischer. Sie sah immer weniger warum sich Dives für diese Frau hier entscheiden hatte, sie schien nicht mal ein Minimum an Selbstbewusstsein zu haben und glaubte sich auf nicht-mal-Blutsverwandte beziehen zu müssen. Lucia war wenig beeindruckt. Wenn man weit genug im Stammbaum zurückging konnte man mit fast jedem Namen eine verwandtschaftliche Verbindung ausmachen und nicht mehr aktuelle Ehen sagten kaum etwas über den momentanen Stand der Gentes zueinander aus. Doch Sergia schien es für nötig zu halten direkt nach der Vorstellung alles aufzufahren, was sie bringe konnte… dieses bittersüße Spiel, könnten zwei spielen, doch Lucia hatte grade keine Lust darauf:
    „Ja, die Gens Annaea hat einige große Namen hervorgebracht. Gut für dich und deine Familie, dass ihr eine der Töchter dieser starken Gens mit einem der Euren verheiraten konntet. Ist es nicht schön zu wissen, dass wir auch über die weibliche Seite des Stammbaums uns in dem Glanz großer Namen sonnen können? Es zeigt jeder Frau, dass ihre Kinder auch ein wenig von dem Wert ihrer Gens erben, obwohl sie nicht ihren Namen tragen werden.“
    Ein unschuldiges Lächeln während ihrer Worte auf den Lippen zu behalten war Lucias leichteste Übung.
    Die Frage nach ihrem Bruder, brachte sie zu einem glockenhellen Lachen: „Mein Bruder ist Lucius Tiberius Lepidus, du wirst noch von ihm hören! Er hat während des Bürgerkrieges trotz der Gefahr für sein Leben die Stellung für die Gens Tiberia hier in Rom gehalten und hat nun Großes vor… Aber sind wir nicht alle hier um ein wenig zu entspannen? Da sind die Taten der Männer ja nur hinderlich!“, Lucia warf sowohl Sergia als auch Flavia ein fröhliches Lächeln zu. „Ich möchte auch nur ungern deine lieben Freundinnen länger warten lassen, Sergia. Hättest du auch Lust ein wenig ins Wasser zu gehen, Flavia?“

  • „Salve Sergia! Auch von mir die besten Glückwünsche, obgleich ich den Glücklichen gar nicht kenne.,“ entgegnete die Flavia, nachdem die Tiberia so freundlich gewesen war und sie der Sergia vorgestellt hatte.
    Anfangs hatte sich Domitilla im Hintergrund gehalten und hatte sozusagen die Tiberia vorgeschickt. Schließlich war sie diejenige gewesen, die den Vorschlag gemacht hatte, zu jenen drei Damen hinüber zu gehen. Während sie so zu der Sergia sprach, beobachtete die Flavia ihre Physiognomie. Welch gekonnte Schauspielerin sie doch war. Eine wahre Meisterin ihres Faches. Aber auch die Sergia konnte ihr Metier und ließ das Gebaren der Tiberia nicht lange unbeantwortet. Und da sie es ganz offensichtlich nötig hatte, begann sie auch noch mit Namen aus der Vergangenheit zu glänzen. Selbst vor der Erwähnung der Gens Cornelia hatte sie sich nicht zurückhalten können. Nun ja, eine Verbindung ihrerseits mit dem neuen Kaiserhaus zu ziehen, war sicher nur der Wunschgedanke einer Dame, die auf diese Weise kompensieren wollte, was ihre Familie offenbar selbst nicht bewerkstelligen konnte.
    Domitilla indes, ließ sich dadurch nicht dazu hinreißen, ihrerseits mit der glorreichen Geschichte ihrer eigenen Familie zu prahlen, die gerade mal vor einigen Jahrzehnten gleich drei Kaiser gestellt hatte. Die Tiberia hingegen zog es vor, mit den aufgehenden Sternen am Firmament zu glänzen. Ob man nun tatsächlich noch von ihrem Bruder hören würde, war nun erst einmal dahingestellt, außerdem war es für die Sache hier gänzlich unwichtig.
    So genoss sie still den Schlagabtausch, der sich allmählich zwischen den beiden Frauen anbahnte und sich unermüdlich hochschaukelte, ohne jedoch zu billig zu werden. Genau das war es, was ihr gefiel.


    Als sie jedoch angesprochen wurde, konnte sie sich dem nicht entziehen und war gezwungen, die Beobachterrolle aufzugeben und nun ebenso aktiv in die Unterhaltung einzugreifen.
    „Ein bisschen Wasser könnte uns sicher nichts schaden! Lasst uns gehen,“ entgegnete sie freundlich, allerdings mit gewissen Hintergedanken, der Tiberia, aber auch an die Sergia und ihre beiden Freundinnen gewandt. Als ihr Blick sich von den Frauen löste und durch das Trepidarum ging, blieb er bei jenen beiden Frauen hängen, zu denen Arsinoe, die Sklavin der Tiberia gesandt worden war.
    „Seltsam, wie kann man nur einem Ort wie diesen, so ganz ohne Personal aufsuchen!“, sagte sie nachdenklich und womöglich klang es etwas hochnäsig. Dabei war es keineswegs ihr Ansinnen gewesen, sich über die beiden lustig zu machen. Nur entzog es sich ihrem Verständnis als Patrizierin, dass man sich überhaupt ohne Sklaven aus dem Haus, hinaus auf die Straße begeben konnte. „Kennt ihr die beiden? Dort drüben, wo du deine Arsinoe hingeschickt hast…“

  • Herrje, fühlte sich die Tiberia jetzt etwa von meinem kleinen Späßchen ernsthaft angegriffen? - Wie köstlich! Andererseits aber konnte ich sie da natürlich auch schon verstehen. Neben ihr stand eine Flavia, die auf zwei Kaiser und einen Tyrann in ihrem Stammbaum blicken konnte, während die Sergier bekanntermaßen über Jahr-hun-der-te dem patrizischen Stand angehörten und die Politik Roms mitbestimmten. Das sah man an der Tribus Sergia nicht weniger, als man es aus Vergils Aeneis herauslesen konnte, wo jener ja völlig richtig schrieb, dass der sergische Urahn Sergestus einst mit Aeneas aus Troia nach Italia kam. Da konnte ich die letzten 170 Jahre nach dem Vorfall mit Sergius Catilina ganz getrost als Bruchteil der sergischen Geschichte ausblenden, um mich im gleichen Atemzug zu fragen: Was hatten die Tiberier da nun also gegen Flavier und Sergier aufzubieten? Reichte ihre Geschichte überhaupt sonderlich viel weiter zurück als bis zu ihrer Adelung durch den vergöttlichten Iulianus? (Denn wie lange lag jene mittlerweile erst zurück? Genau!)
    Der offensichtliche Vorwurf der Tiberia indes ließ mich absolut kalt. Es war schließlich gang und gäbe, dass man sich nicht nur auf Agnaten, sondern auch auf cognatische Verwandte (die nebenbei erwähnt genauso blutsverwandt mit einem waren - ihr Glück, dass die Tiberia hierzu keine offenen Worte verlor) berief! Solange die Verwandtschaft einigermaßen nah war (und das war sie hier angesichts der geringen Zahl der Verwandten definitiv), war das doch alles andere als ungewöhnlich: Auch der vergöttlichte Augustus hatte dereinst seine Enkel und Enkelinnen aus der Gens Vipsania unterstützt, wie überhaupt das verwandtschaftliche (und nicht nur gentile!) Umfeld des amtierenden Kaiserhauses stets vom ersten Mann im Staate profitierte. Oder wie sonst erklärte sich zum Beispiel auch die Domus Aeliana auf dem Palatin? - Nein, die Tiberia hatte Probleme!


    Doch ich behielt vorerst mein leichtes, noch immer von meinem Späßchen gezeichnetes Lächeln auf den Lippen. "Ach, das tut mir jetzt Leid, Tiberia. Ich wollte dich gewiss nicht in Verlegenheit bringen!", beteuerte ich innerlich lauthals lachend. "Deshalb hatte ich extra auch auf die Erwähnung meines Großvaters Sergius Stephanus verzichtet, der als Quaestor Consulum amtierte, bevor er leider viel zu früh verstarb.... mit seinem Ritterring an der Hand.", befriedigte ich selbstverständlich mit größtem Vergnügen auch die Neugier der Tiberia bezüglich meiner sergischen Verwandtschaft. Es sollte mir schließlich niemand nachsagen, dass ich mich für jene womöglich gar schämen würde (obgleich ich das im Falle meines Onkels Agrippa sogar tat - aber das gehörte jetzt nicht hierher).
    Die nächste Steilvorlage wartete ja schon auf mich: "Beeindruckend übrigens, wie gut du dich in meinem Stammbaum auskennst." Denn ich hatte niemals erwähnt, dass es eine Annaea war, die einen Sergius geehelicht hatte! Genauso gut hätte ich ja beispielsweise auch mütterlicherseits die Urenkelin des annaeischen Auguren sein können. "Ich nehme das als Kompliment, wenngleich ich natürlich weiß, dass die so weit in die Vergangenheit reichende Geschichte meiner Gens selbstverständlich faszinierend auch auf andere wirken muss...." Den Teilsatz "die auf eine nicht ganz so lange und bedeutungsvolle Tradition zurückblicken können" ließ ich nur ganz hauchzart unterschwellig in meinem Tonfall mitschwingen.


    Das glockenhelle Lachen, das ich für mehr als unangebracht hielt (ICH hatte zuvor nicht so laut gelacht, sondern zur Erinnerung: mich stets in dezentem Kichern geübt!), quittierte ich mit einer hochgezogenen Augenbraue, während ich davon unbeeindruckt weiterlächelte. Daran, dass sich der Kerl also im Bürgerkrieg hier vergleichsweise sinnleer, wie mir erscheinen wollte, in Lebensgefahr gebracht hatte, war in meinen Augen nur wenig ruhmreich. Das tat mir fast schon ein wenig Leid, aber das war einfach meine Meinung dazu. "Nun, wenn du meinst. Dann werde ich vielleicht wirklich nochmal irgendwann von ihm hören.", antwortete ich der Tiberierin amüsiert über diesen missglückten Versuch des Eindruckschindens. Meine ursprüngliche Frage (zugegeben, sie war nur indirekt zwischen den Zeilen herauszuhören gewesen) hatte sie mir in ihrem Drang ihrem Bruder (zusätzliche) Größe zu verleihen damit allerdings noch immer nicht beantwortet. 'ER' hätte nicht übertrieben damit, dass ich eine hinreißende Verlobten meines Marcus sei, hatte sie gesagt. Woher aber bitte kannte dieser Tiberius mich, wenn ich ihn ganz offenkundig angab nicht zu kennen? - Fragen über Fragen, auf die ich weder Antwort wusste, noch Antwort bekam.
    Stattdessen lenkte die Tiberia nun ab und verwies mich so mehr oder weniger direkt wieder zu meinen beiden Freundinnen Paula und Tusca. Ja, es hörte sich beinahe so an, als könnte sie mich auf einmal nicht schnell genug wieder loswerden, obgleich ich mich dort gerade erst angefangen hatte mich in einem zivilisierten Disput mit ihr zu entspannen. Aus diesem Grund ignorierte ich diese Ausladung auch geflissentlich, wandte mich halb zu meinen beiden Freundinnen um und erklärte: "Meine beiden Freundinnen hier und ich, wir waren ebenfalls gerade auf dem Weg ins Wasser. Es wäre uns eine Freude, euch zu begleiten!", tat ich im Gegenteil so, als hätte ich dies als Einladung verstanden. Dann machte ich bekannt: "Paula, Tusca, das sind die edle Flavia Domitilla und ihre.. Bekannte Tiberia Lucia.", hielt ich mich natürlich an den Rang der Damen und stellte zunächst die Patrizierinnen vor, wobei ich bewusst nur von einer Bekanntschaft zwischen den beiden sprach und keiner Freundschaft. "Flavia, Tiberia, das sind meine beiden Freundinnen Pontia Paula und Titia Tusca." Meine beiden Freundinnen grüßen nahezu synchron mit einem freundschaftlichen "Salvete" und zu dritt schlossen wir uns den beiden Patrizierinnen an.


    Bei der kurz darauf folgenden Frage nach zwei anderen Damen, die doch tatsächlich ohne eigenes Personal hier waren, blickte ich nur mitleidig in deren Richtung. Dabei sprach Paula zu Tusca im Flüsterton aus, was auch ich vermutete: "Wer weiß, vielleicht gehören sie zu besonders armen Familien, die sich einfach nicht selbst das geeignete Personal leisten können...." Tusca nickte. "Oder schlimmer noch: Vielleicht sind sie ja noch nichtmal echte Römerinnen...." Schockiert nahm Paula daraufhin die Hand vor den Mund. "Nein!"

  • Eigentlich hatte Valentina nicht vor sich als Thermenführerin einen Namen zu machen. Aber sie konnte noch nie gut nein sagen und deswegen folgte auf die Frage ein freundliches Nicken.
    „Wie gesagt, ich war auch schon lange nicht mehr hier, aber an den Örtlichkeiten kann sich ja nicht viel verändert haben.“ Meinte die junge Quintilia dann mit einem freundlichen Lächeln. Es war ein schönes Gefühl sich mal wieder ungezwungen unterhalten zu können. Vielleicht gerade aus dem Grund, weil sie mit der Dunkelhaarigen neben sich nichts verband. Sie hatten keine gemeinsame Vergangenheit oder waren gar verlobt, sodass Valentina stets auf ihre Worte achten musste um ihren Zukünftigen nicht zu brüskieren. Bis vor wenigen Momenten wusste sie ja nicht einmal den Namen des Mädchens. Ja, deswegen würde sie gerne noch etwas Zeit mit ihr verbringen und ihr die Therme zeigen so gut sie konnte. Für jemanden der das erste Mal hier war, wusste Valentina sicherlich genügend.

    Dann aber nahte die Sklavin einer der beiden Frauen von eben. Valentina musste gestehen, sie hatte nicht aufgepasst, wem das arme Ding gehörte. Schließlich veranstalteten die Frauen das lustige Hütchenspiel nur, dass es in diesem Fall die Sklavin war, die nach Lust und Laune ihrer Herrinnen herum geschoben wurde. Mit den Augen verfolgte die junge Quintilia wie sie sich zu ihrer Gesprächspartnerin begab. Der Blick Valentinas bekam einen dunklen Schatten und ihr lag eine beißende Bemerkung auf der Zunge. Fast hätte sie gesagt, dass Flaminia nun wohl keine Zeit mehr hatte sich weiter umzusehen. Doch die junge Frau war es schon lange gewöhnt vieles für sich zu behalten, was besser nicht für andere Ohren gedacht war. Ihre Erziehung und leider auch ihr momentaner Stand ließen das nicht zu.
    Allerdings konnte Valentina nicht so ohne weiteres darüber hinwegsehen und drehte sich ein klein wenig von Flaminia weg. Nicht direkt die kalte Schulter zeigend, eher nur eine kleine Drehung des Oberkörpers, doch diese Geste sollte deutlich machen, dass sie sicherlich nicht zusehen würde, wie das arme Ding ihren Dienst verrichten musste.


    Allerdings hatte sie damit direkten Sichtkontakt zu der illusteren Runde, die sich um zwei Frauen erweitert hatte. Zuerst wollte Valentina nichts weiter darauf geben, doch dann zögerte sie kurz. Bildete sie sich das nur ein? Aber die vorgehaltene Hand und der Blick, der direkt in ihre Richtung ging, war deutlich. Deswegen beschloss Valentina über die Tatsache hinweg zu sehen, dass ihre eigentlich nette Gesprächspartnerin die Dienste einer Sklavin in Anspruch nahm und kam ihr wieder näher. „Spielen mir meine Sinne einen Streich oder sehen die Frauen dort drüben direkt zu uns herüber? Kann es sein, dass sie über uns reden? Nichts Gutes wie man annehmen kann.“ Senkte nun Valentina noch ein bisschen mehr ihre Stimme, sodass es sogar zweifelhaft war, ob die Sklavin die direkt hinter Flaminia stand, noch ein Wort verstehen konnte.
    Valentina war niemand, der groß reden von ihrer Figur machen wollte oder das je tat. Aber dieses Getuschel stieß ihr dann doch unschön auf. Ob sie aufstehen und ihrem Namen eine Ehre machen sollte? Sie mochten arm sein, doch sie waren eine alte Familie Roms.

  • Tja, das war dann wohl Wunschdenken gewesen. Denn die Drei, die jegliche Aufmerksamkeit auf sich zogen - mit welchem Thema genau, war eher nebensächlich - gingen noch nicht ins Wasser, sondern blieben erst einmal, wo sie waren. Na gut, was sollte man schon machen. Das Gespräch mit Valentina war ihr jetzt auch zu wichtig, um jetzt einfach irgendwo anders hin zu gehen - aber vielleicht konnte man ja gemeinsam von hier verschwinden. Eben irgendwo anders hin. Aber halt. Ihr war ja auch noch eine Massage versprochen worden - die würde sie um nichts in der Welt verpassen wollen! Zwar war sie nicht sonderlich verspannt - wovon denn auch? Aber allein dieses Angebot klang schon so verlockend. Welche Frau mochte das schließlich nicht?


    Interessanter war für sie in der Hinsicht jetzt auch eigentlich eher das Gespräch zwischen Lucia und der älteren Dame - wie sie es nennen würde. Wobei das für sie eher Respekt bedeutete als alles Andere. Sie mochte zwar hitzköpfig sein - aber definitiv nicht schlecht erzogen. Was aber auch wieder nicht hieß, dass sie nicht ihrerseits genauestens beobachtete, was sich da abspielte - und so entging ihr auch nicht, wie sehr Domitilia nach dem Gespräch mit den Dreien lechzte. Aber... warum? Was hatten die denn Besonderes, dass es so wichtig war? Nein, diese ganzen Zugehörigkeiten waren für sie ein unbeschriebenes Blatt. Auch, dass Lucia plötzlich ziemlich "korrekt" sein wollte, fiel ihr auf. Da war sie wieder, wie sie Flaminina an Tag 1 kennen gelernt hatte - was noch gar nicht so lang her war. Steif wie ein Pflasterstein. Also musste das wohl jemand sehr Wichtiges sein. Sie merkte sich einfach mal den Namen. Vielleicht lief man sich ja irgendwann noch einmal über den Weg. Man konnte nie wissen.


    Flaminina hörte aus der Antwort Valentinas eine Zustimmung heraus - und lächelte. Ja, ungezwungen würde sie sich mit der Decima definitiv unterhalten können - diese gab nicht sonderlich viel auf verklemmte Reden. Dann lieber natürlich, frei heraus, direkt. Damit konnte man bei ihr viel besser punkten - und kam auch viel weiter. Selbst wenn man einmal die falschen Worte erwischte - man konnte diese eigentlich stets recht unproblematisch wieder aus der Welt schaffen. Zum Beispiel, indem man sich entschuldigte. Aber wer kam schon auf derlei Ideen?


    Und dann war es soweit! Massagezeit! Lucia fand den Blickkontakt recht schnell, und konnte Freude und Dankbarkeit aus dem Lächeln herauslesen. Sofort legte sie sich brav hin - und wartete einfach einmal ab, was jetzt kommen mochte. Vergessen war das Gespräch der laut schnatternden Frauen, sowie auch das zwischen Lucia und Domitilia. Was ihr mehr weh tat, war dass offenbar Valentina den Blick ab wandte in dem Moment, in dem Arsinoe an kam. Das... war jetzt schlimm. Aber es war gleich viel weniger schlimm in dem Moment, in dem Arsinoe zu Werke ging. Flaminina bellte keine Befehle oder Ähnliches, und machte auch sonst keine unfreundliche Geste. Auch würde diese gut üben können - ihr Körper unterschied sich kaum von dem Lucias. Aber der Druck war bei dem armen Ding wohl dennoch umso größer. Und Flaminina? Die bekam von dem Schlagabtausch ganz in der Nähe nichts weiter mit.


    Das änderte sich aber auch in dem Moment, in dem sich Valentina wieder an sie wandte - und tatsächlich formte sich wieder ein Lächeln auf Flaminina's Gesicht. Na, vielleicht war es ja doch nicht so schlimm, dass Arsinoe hier war? Der konnte Valentina im Übrigen auch ansehen, dass sie sehr unbeholfen war - und eigentlich ein Jeder schon böse Drohungen von sich gegeben hätte - aber Flaminina tat nichts dergleichen. Als sich diese auch noch kurz vertat, winkte sie einfach ab. Soviel also zum Schubladen-denken über die, die die Dienste eines Sklaven in Anspruch nahmen.


    "Hmh... meinst du?" sie blickte einmal hinüber - und konnte wohl direkt den einen oder anderen Blick auffangen. Arsinoe konnte definitiv am Besten fühlen, wie sie sich anspannte - als würde sie ihr Fell aufstellen. Bis jetzt war ihr das ja alles egal. Aber die fingen jetzt nicht etwa an schlecht über sie oder ihre Familie zu reden?!

  • Nur ungern wäre die Flavia ohne jene turbulenten drei Damen, und der Tiberia versteht sich, ins Wasser gegangen, denn alle vier verfügten über ein enorm hohes Unterhaltungspotential, welches zweifelsfrei auch noch ausbaufähig war. Allein schon wegen der Fortführung der verbalen Konfrontation zwischen Sergia Fausta vs. Tiberia Lucia wollte sie auf deren Gesellschaft um nichts auf der Welt verzichten. Und so war sie hocherfreut, als die Sergia sie mit ihren besten Freundinnen bekannt machte. Dass sie die Tiberia dabei nur als eine Bekannte titulierte, war sicher nur einer ihrer weiteren kleinen stechenden Seitenhiebe gegeneben jene. Doch Domitilla hütete sich, ihr dabei zu widersprechen. Schließlich hatte sie Tiberia Lucia auch erst kennengelernt.
    „Salvete! Pontia Paula, Titia Tusca, ich freue mich sehr, auch euch kennenzulernen,” entgegnete sie ebenso freundlich den beiden Damen und machte ein paar Schritte in Richtung zur Tür, die zum Caldarium führte. Doch als Sergias Freundinnen die nachdenkliche Äußerung der Flavia zum Anlaß nahmen, ihre Mutmaßungen über jene beiden Frauen, die ohne Sklaven gekommen waren, wenn auch im Flüsterton auszusprechen, blieb die Flavia abrupt stehen und warf ihnen ebenso einen mitleidigen Blick zu.
    „Meint ihr wirklich? Wie schrecklich, ein Leben ganz ohne Sklaven!“ Und sie wusste genau, wovon sie sprach! So reizvoll wie die letzten beiden Jahre in den Bergen auch gewesen sein mochten, so war sie doch heilfroh gewesen, in der Villa Flavia endlich wieder von einem Heer aus Sklaven umgeben zu sein. Aus einem unerfindlichen Grund, hatte sie das Besdürfnis, etwas Gutes zu tun. Letztendlich war ja die Tiberia mit bestem Beispiel voran geschritten.
    „Vielleicht sollte ich meine Sklavin auch hinüber schicken, damit auch die andere Frau in den Genuss einer Massage kommt.“ Gesagt, getan. Die Flavia fackelte nicht lange und schickte ihre Candace hinüber zu jener blonden Frau, die nun zu ihnen herüber blickte.


    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img51/84/d2q8.gif]
    Candace


    Candace war unverzüglich, den Anweisungen ihrer Herrin entsprechend, hinüber zu der Bank jener blonden Frau geeilt.
    „Salve, meine Domina, die edle Flavia Domitilla schickt mich. Sie möchte dir eine Massage angedeihen lassen,“ sprach die Leibsklavin der Flavia in demütiger Haltung die Dame an und hoffte, sie würde das großzügige Geschenk ihrer Herrin annehmen.

  • In Verlegenheit bringen? Mit einem aus dem Ritterstand? Dazu brauchte Lucia wohl nichts zu sagen, ihr mokant selbstgefälliger Blick drückte alles nötige aus. Zumindest baute sie da darauf, weil sie immer noch nicht wirklich die Lust verspürte mit Vorfahren zu prahlen und ihr ansonsten zu dem Thema nicht mehr wirklich etwas einfiel. Sie wollte jedoch nicht zu lange spöttisch schauen und holte nach wenigen Herzschlägen wieder ihr neutrales Lächeln hervor.


    Der nächste Kommentar von Sergia zauberte für einen Moment ehrliche Verwirrung auf Lucias Gesicht. Wieso sollte sie sich im Stammbaum der Sergier auskennen? Das war alles doch nur logisch geschlussfolgert, ansonsten würde Sergia ja wohl Annaea heißen! Da fiel ihr siedentheiß ein, dass es ja auch hätte umgekehrt sein können: Ein Sergius hätte eine Annaea zur Frau nehmen können. Naja, lieber für jemanden gehalten werden, der sich mit den verschiedensten Stammbäumen auskennt, als so einen Denkfehler zugeben, also einfach weiter im Text und das Beste daraus machen. Mit einem „Ach…“ und einer leicht wegwerfenden Handbewegung tat sie das Wörtchen ‚beeindruckend‘ ab. „Ich bin grundsätzlich ein Anhänger davon aus den Fehlern anderer zu lernen. Und beim studieren der älteren Geschichte kommt man nicht umhin auch ein wenig von aktuelleren Dingen aufzuschnappen.“


    „Verlass dich darauf!“, bestätigte Lucia noch einmal selbstbewusst Sergias offensichtlich skeptischen Worte. Gedanklich sandte sie ein warnendes Lass mich bloß nicht hängen! an ihren Bruder. Sie hatte grundsätzlich größtes Vertrauen in ihn, aber nur Fortuna allein entschied, wie sie an ihrem Schicksalsrad drehte.


    Ihr Vorschlag zu Schwimmen wurde angenommen, doch er brachte leider nicht die von ihr erhoffte Pause. Im Gegenteil, nachdem sie Paula und Tusca nocheinmal begrüßt hatte, musste Lucia sich entscheiden wie sie ihr Verhältnis zu Flaminina anderen erklärte. Während sie noch ihre Gedanken sammelte, streuten ihre zwei neusten Bekannten schon die wildesten Gerüchte, auf die Flavia auch noch prompt reagierte. Das brachte Lucia damit doch tatsächlich zu einem amüsierten Auflachen, auch wenn es grundsätzlich äußerst großzügig von Flavia war, was sie anschließend tat. „Das ist sehr großherzig von dir“, begann Lucia an Flavia gewandt. Dann fiel ihr wieder ein, was Lepidus auf der Insel über Flaminina und Calena sagte und entschied sich auch die ursprüngliche Frage zu beantworten: „Die eine ist eine gute Freundin von mir, Decima Flaminina. Großnichte des Triumphators.“ [SimOFF: Decimus Meridius, ich vermute IR Geschichte? Und ich hoffe was Gutes :D] Die Gens Decima war ja in jüngster Vergangenheit nicht grade positiv aufgefallen, also hoffte Lucia mit der Erwähnung dieser Verwandtschaft den Start für ihre Freundin einfacher zu machen. Ihr Blick traf doch tatsächlich den Flamininas und Lucia machte mit einem freundlichen Lächeln eine einladende Geste sich ihnen jetzt oder später anzuschließen. Je nachdem wie lange sie noch von den arbeitswilligen Händen Arsinoes massiert werden wollte. Die junge Sklavin blickte nur kurz überrascht auf, als schon wieder Candace auftauchte und knetete dann etwas verbissener weiter. Sie würde auch noch irgendwann so gut werden wie die andere Sklavin!

  • Nein, wirklich? Kam mir diese Tiberia jetzt mit Catilina? "Nun, solange man auch aus den jüngsten Fehlern der eigenen Verwandten lernt, nicht wahr Tiberia?", meinte ich spitz lächelnd und spielte auf den Consular Tiberius an, der ganz offenbar in seinem Leben mindestens einen fatalen Fehler gemacht hatte. Ich ließ dabei offen, ob dieser Fehler nun erst am Ende seines Lebens geschah oder schon früher. Genau genommen hatte ich nämlich auch keinen Schimmer, ob er starb, weil er seiner Verhaftung entfliehen wollte (Feiger Hund!), oder wirklich gezielt umgebracht wurde, weil er sich zuvor zu sehr mit dem fetten Glatzkopf angelegt hatte (Arroganter Kautz!). Fakt war jedoch, dass andere einflussreiche Patrizier trotz Ergreifung diesen Krieg im Exil überstanden hatten.... Hier schloss sich der Kreis dann vermutlich auch wieder bei der Hochnäsigkeit, mit der mich die Tiberia ganz zu Beginn unserer Begegnung beleidigt hatte. Offenbar schien sie eben nicht vor der eigenen Haustür mit dem Kehren zu beginnen, sondern bei anderen. Es sah nicht danach aus, als hätte sie aus der jüngsten Geschichte ihrer eigenen Gens wirklich etwas gelernt.
    Aus genau diesem Grund belächelte ich auch ihre Aufforderung mich auf ihre Aussage zu verlassen. Denn einmal ehrlich: Würde sich die Tiberia im Gegenzug darauf verlassen, wenn ich ihr an dieser Stelle etwas prophezeihen würde - wohl ebenfalls kaum!


    Als die Flavia wenig später eine ihrer Sklavinnen zu den beiden unbekannten Damen schickte, waren Paula und Tusca selbstverständlich weiterhin in ihrem Element des spekulierenden Tratschens: "Wie großzügig du doch bist, Flavia!", zeigte sich Paula beeindruckt von der Hilfsbereitschaft. "Passt aber bloß auf, dass sich deine Sklavin danach auch ordentlich wäscht, werte Flavia. Man weiß ja nie, was heutzutage so für Krankheiten in den armen Teilen der Gesellschaft umgehen!", warnte Tusca leise aber eindringlich. Daraufhin nahm Paula abermals schockiert die Hand vor ihren Mund: "Bei Iuno und Minerva! Mögen die Göttinnen deinen Edelmut nicht bestrafen und deine Sklavin beschützen!"
    Dann klärte die Tiberia uns alle darüber auf, dass sie die eine der Frauen kannte und ich musste mir unweigerlich grinsend ein Lachen verkneifen. Wieso war mir das nur fast schon klar gewesen, dass sich diese Patrizierin auch mit so armen Leuten abgab?! Mein Grinsen erstarb etwas, nachdem sie erklärte, dass die Dame, die ohne eigenes Personal hier war, eine Großnichte des Triumphators Decimus wäre. "Wirklich?", erkundigte ich mich zunächst noch etwas ungläubig, weil mir dieses Bild doch etwas absurd schien. "Hat es die Decimer etwa tatsächlich so hart erwischt, dass sie plötzlich arm sind? Ich dachte, dass sogar einer der ihren erst jüngst zum Consul designiert wurde!", zeigte ich den Widerspruch auf. Denn es war bestimmt allen hier bewusst, dass man einiges Vermögen für eine erfolgreiche Wahl in jenes Amt benötigte! "Bist du dir da sicher, Tiberia?", erkundigte sich daher Paula, während Tusca vermutete: "Vielleicht ist sie eine Hochstaplerin, eine Schwindlerin oder wurde gar verstoßen! Wer weiß, welche infame Tat vielleicht auf ihr lastet...." Oder sie versuchte Demut zu zeigen, überlegte ich und fand mein amüsiertes Lächeln wieder. Denn dass Demut in der römischen Gesellschaft nicht sonderlich hochgeschätzt war, musste ich sicherlich niemandem groß erklären.

  • Die Thermen waren genau der richtige Ort, um sich zu entspannen und auf andere Gedanken zu kommen. Also machte ich mich auf den Weg und erreichte bald mit meiner Sklavin Tusca das Badehaus. Im apodyterium entkleidete ich mich, dabei half mir die alte Tusca, zwar ungern, aber es war eben ihre sture Art ... Sie verstaute meine Kleidung in eine Nische und ich gab einer Dienerin eine kleine Münze, damit sie auf meine wertvolle Tunika und alles andere aufpasste. Dann hatte Tusca mein langes Haar hochgesteckt und mit einer Seidenschleife zusammengebunden. Ich habe ein leichtes, durchsichtiges Tuch um meine Hüften befestigt und so begaben wir uns ins caldarium.


    An so einem Badetag besuchten Römerinnen die Thermen nicht nur wegen der Gesundheitsvorsorge, es wurde auch besonders viel geklatscht und getratscht, und so war es auch heute... Ich überblickte kurz die bunte weibliche Gesellschaft, ob ich eine oder andere Bekannte hier treffen würde...? Dabei sah ich eine junge Frau, die sich mit einer anderen in einem Gespräch befand, und die kam mir bekannt vor. ... Einen Augenblick lang habe ich nachgedacht und dann ... :patsch: Natürlich, die habe ich in der Küche der Casa Sergia einmal kurz gesehen! Ob sie zur Familie gehörte wusste ich nicht, trotzdem habe ich mich entschlossen, sie anzusprechen, denn alleine machte es keinen Spaß zu baden!


    "Salvete, die Damen ..." begrüßte ich zuerst die anwesenden Badenixen, nickte höfflich und sprach dann die hübscheste von ihnen an,


    "Salve, junge Dame, entschuldige bitte die Störung, kennen wir uns von irgendwoher? Ich glaube, ich habe Dich in der Casa Sergia kurz gesehen? Wenn ich mich irre, dann bitte ich nochmal um Entschuldigung ..." Dabei sah ich die junge Frau unschuldig an ...

  • Es war nur der jahrelang, anerzogenen Zurückhaltung der jungen Quintilia zu verdanken, dass sie nicht aufstand und den Damen dort drüben die Meinung sagte. Denn sie war sich mittlerweile sehr sicher, dass die dort drüben unter anderem über sie redeten. „Ja, das meine ich sehr wohl.“ Wiederholte Valentina ihre Worte und klang dabei nicht mehr ganz so unbeschwert. Wobei sich ihr Groll nicht gegen Flaminina richtete. Es war einfach nicht angenehm zu glauben es wurde schlecht über jemanden gesprochen. Als sie dann schlussendlich doch entschied aufzustehen und die Sache zu klären, kam plötzlich eine weitere Sklavin auf die Beiden zu. Valentina wusste nicht, was sie mehr ärgerte, dass ihre Nachbarin mit einer scheinbar nicht zufrieden war, oder das sie immer noch nicht wusste wieso die Damenschar über sie redete. Allerdings staunte die junge Frau nicht schlecht, als die Sklavin vor ihr stehen blieb und ihr eröffnete, dass sie sozusagen ein Geschenk ihrer Domina war und sie nun massieren sollte. Valentinas Gesicht glich dem einer gemeißelten Marmorfigur, als sie das hörte. Nicht nur, dass dies vollkommen gegen ihre Denkweise sprach, (sie mochte sicherlich als einseitig angesehen werden, denn die junge Quintilia achtete nicht darauf ob man einen Sklaven schlecht behandelte oder nicht, denn für sie wurden alle Sklaven schlecht behandelt. Ein Sklave zu sein war schon schlechte Behandlung genug. Sie mied auch die Sklavenmärkte wo sie nur konnte.) nein, sie konnte das arme Ding nicht einmal zurück weisen, denn sie wusste sehr wohl was dann passierte. Ihre Domina würde sie dafür bestrafen, denn es wäre dann ihre Schuld. Oft genug hatte Valentina das schon gesehen. Deswegen setzte sie ein freundliches Lächeln auf und nickte deutlich sichtbar auch über weitere Entfernung. „Hab Dank.“ Und lehnte sich zurück, damit die Sklavin ihren aufgezwungenen Dienst tun konnte.


    Leider würde sich die Sklavin umsonst mühen, denn Valentina war mehr als verspannt. Doch das war nicht die Schuld des armen Dings hinter ihr. Diese mühte sich redlich um ihre Arbeit zu erledigen. Es wäre sicherlich angenehm gewesen, könnte sich die junge Quintilia darauf einlassen. Nach nicht allzu langer Zeit aber richtete sie sich wieder auf und drehte sich zu der Sklavin um. „Hab Dank, ich werde deiner Domina nun meinen Dank und mein Lob über dich aussprechen.“ Und gerade als sie dies sagte und sich umdrehte konnte sie erkennen, wie zwei der Frauen zu ihnen hinübersahen und die eine eindeutig pikiert die Hand vor den Mund nahm. Jetzt war es vorbei mit der Zurückhaltung. „Was genug ist, ist genug.“ Fauchte Valentina nun fast. „Entschuldige mich bitte kurz Flaminina, ich muss tun, was ein Mitglied einer alten, römischen Familie tun muss.“ Letzteres sprach sie zu ihrer bisherigen Gesprächspartnerin, aber teilweise wohl auch als Aufforderung an sich selbst. Gesagt getan, stand Valentina auf. Langsam und geschmeidig, nichts sollte ihren Groll verraten. Sie kam erhobenen Hauptes zu der schnattrigen Frauenrunde. „Flavia Domitilla?“ Sah sie dann fragend in die Runde und als die Angesprochene eine Regung zeigte, widmete sich Valentina vorerst nur ihr. „Hab vielen Dank, für deine Freundlichkeit. Ich kann über deine Sklavin nur Gutes berichten. Und da ich nun schon weiß wer du bist, gestatte mir, mich ebenfalls vorzustellen. Mein Name ist Quintilia Valentina.“ War das ein klein bisschen Lauter als nötig, sodass auch die Schnattergänse mitbekamen zu welcher kaisertreuen Familie sie gehörte?


    Sim-Off:

    (Habe meine Anrede aufgrund des Hinweises geändert.)

  • Sprachen die wirklich über sie? Sie beschloss, etwas genauer hin zuhören - die Massage von Arsinoe war eher als ein Streicheln zu bezeichnen - das Mädchen musste wirklich noch lernen, zu zupacken. Sie hielt doch schon etwas aus! Ob das bei Lucia wohl anders war? Das war jetzt egal. Denn tatsächlich schickte die Flavia ihre Sklavin jetzt auch damit diese Valentina verwöhnen konnte. Ja, vielleicht half das über diese verbissene Einstellung hinweg? Sie selbst lauschte jedenfalls jetzt aufmerksam.


    Gerade war zwar eine weitere Frau unterwegs - aber die Worte Valentina's rissen sie dann aber doch aus ihrer ohnehin schon lauernden Haltung. "Was?!" meinte sie ganz und gar nicht entspannt, was auch Arsinoe merkte. Der Groll stand ihr ins Gesicht geschrieben - doch natürlich richtete er sich nicht gegen Valentina. Sie spielte mit dem Gedanken, sofort hinüber zugehen, und auf ihre übliche Art und Weise, die Meinung kundzutun. Vermutlich keine gute Idee.


    Doch dazu kam es nicht, denn die Sklavin, die von Domitilia gesandt wurde, kam an - und sie beschloss noch etwas abzuwarten. Allerdings dauert es nicht lange, da Valentina mehr als geladen war. Das konnte Flaminina jedenfalls lesen, die selbst so heißblütig war wie kaum eine Zweite. Lucia winkte sie zu sich - und als Valentina fast schon fauchte, und sich entschuldigte, stand sie ebenfalls auf - was die arme Arsinoe wohl endgültig überforderte. "Verzeih. Ich danke dir vielmals, ich werde jetzt aber ebenfalls aufbrechen." meinte sie und sah dann zu Valentina. "Lass mich mit dir kommen. Ich glaube, es geht nicht nur um dich." - und schon war man auf einen Schlag Verbündete.


    Während Valentina sich bemühte, möglichst ruhig zu wirken, war die Decima nicht ganz so erfolgreich darin. Zwar bemerkte man nicht, wie sie innerlich kochte. Aber vor allem Lucia kannte sie mittlerweile. Wenn die Liegen, an denen sie vorbeiging jetzt Feuer fangen würden, würde sie das wohl auch nicht wundern. Sie stellte sich neben Valentina auf, ließ den Blick über die Gruppe gehen. "Salvete, die Damen. Zu spät fiel mir auf, welch interessante Versammlung hier stattfindet. Doch wo bleiben meine Manieren? Ich bin Decima Flaminina. Gehe ich recht in der Annahme, dass die werten Damen unterwegs zum Wasser sind? In diesem Fall würde ich mich euch gerne anschließen!" Sie sah kurz zu Lucia. Und diese wusste ganz genau: Das konnte jetzt wirklich richtig explosiv werden.

  • Heißa, jetzt gings aber los! Noch bevor mir die Tiberia auf meine ernst gemeinte Frage bezüglich der Decimer antworten konnte (falls sie mir darauf überhaupt antworten würde), stieß eine weitere Dame zu unserer Runde. Paula und Tusca grüßten sie beinahe einstimmig mit einem oberflächlich-freundlichen "Salve" zurück. Viel zu beschäftigt mit dem Lästern über zwei ganz andere Frauen hatten sie nämlich gerade kaum Zeit für eine größere oder kleinere Unterhaltung mit der Unbekannten. Diese ihrerseits schien jedoch wenigstens für den Moment eh auch nicht auf ein Gespräch mit den beiden gesteigerten Wert zu legen und begrüßte zuletzt die hübscheste Dame unserer Gruppe. Und wer war das? - Ich denke, da reichte ein einziger Blick aus, um zu sehen, dass hier nur entweder die Flavia oder meine Wenigkeit infrage kommen konnten. Ein Glück, dass ich mich vorbereitend auf den heutigen Thermenbesuch extra noch bei meinem Spieglein, Spieglein an der Wand erkundigt hatte, wer (natürlich nach der Augusta und ihrer Tochter, denn ich war ja nicht anmaßend) die Schönste im ganzen Land wäre. Und was antwortete mir mein kleines Spieglein? - Richtig, der schwieg sich (eben typisch männlich, denn es heißt ja DER Spiegel) bei der Frage, auf die es keine richtige Antwort gab, einfach darüber aus. Dafür jedoch war mein Spiegelbild umso gesprächiger, sodass ich mich an dieser Stelle angesprochen fühlte (nichts gegen die Flavia). "Sei gegrüßt! Ich bin Sergia Fausta und wohne in der Casa Sergia, richtig.", gab ich ihr zur Antwort und realisierte schnell, dass ich sie wirklich einmal dort gesehen hatte, als ich in der Küche war. Ihr Glück jedoch, dass sie das nicht laut ausplauderte! Denn niemals würde ich gerade vor dieser arroganten Tiberia, die wahrscheinlich nur darauf wartete und lauerte etwas zu finden um mich anzugreifen, zugeben, dass ich mich manchmal auch in der Küche herumtrieb. (Wo sonst sollte ich auch meine Mittelchen zubereiten, um zum Beispiel meinen Onkel Messalla ein bisschen "harmlos" zu vergiften?) Nein, offiziell begab ich mich nicht in diese Arbeitsräume der Sklavenschaft!


    Damit war ich nun also schon fast gezwungen (damit sie weiter darüber schwieg) sie zu meiner Freundin zu erklären.... was ich dann auch prompt tat: "Flavia, Tiberia; Paula, Tusca: Das ist ebenfalls eine sehr gute Freundin von mir.", erklärte ich den übrigen Damen der Runde lächelnd und hoffte, dass sich das mir bekannte Gesicht, zu dem mir an dieser Stelle allerdings so spontan der Name fehlte, selbst vorstellte. Äußerlich versuchte ich es dabei natürlich so aussehen zu lassen, als hätte ich die Situation völlig unter Kontrolle und wusste ihren Namen.
    Ein Glück, dass in diesem Augenblick auch noch die beiden Frauen, über die Paula und Tusca so getratscht und Gerüchte verbreitet hatten, jetzt zu uns stießen. "Salve Quintilia. Und salve, Decima. Ich bin Sergia, Sergia Fausta.", grüßte ich die beiden Damen und hoffte, dass es so aussah, als wenn ich durch diese beiden jetzt nur von der Namensnennung der angekündigten "sehr guten Freundin" abgelenkt wurde. Gleichzeitig versuchte ich aber auch den peinlichen Moment von der Flavia zu nehmen: Denn die Quintilia sprach ja aus irgendeinem Grund im Plural * mit der Patrizierin - fast so beleidigend wie die Tiberia vorhin bei mir! Mich auch angesprochen zu fühlen sollte das nun wieder etwas relativieren und den Fauxpas erträglicher machen für die hohe Dame. Denn ja, ich fand sie eigentlich ganz sympatisch - wesentlich sympatischer auf jeden Fall als die Tiberia!


    Paula und Tusca ihrerseits warteten die Vorstellungen ein wenig ab, um nicht zu sagen, dass sie sich erst nach allen anderen vorstellten. "Salvete, wir sind Pontia Paula", begann die erste aufgesetzt lächelnd. "und Titia Tusca. Welch Freude, auch ein paar einfachere Leute hier anzutreffen.", konnte sich Tusca eine gewisse unterschwellige Bissigkeit ob der offenbar nicht vorhandenen Sklaven nicht verkneifen, während sie so oberflächlich lächelte, dass wohl jeder die darin liegende Antipatie der Decima und der Quintilia gegenüber sehen könnte. Die dabei von beiden, Paula und Tusca, bewusst körpernah gehaltenen Gesten, um ja keinen übermäßigen Kontakt mit diesen einfachen Leuten einzugehen, unterstrich ihre Abneigung noch.


    Sim-Off:

    * Die Römer kennen noch kein Siezen und Euchzen: IR-Wiki. ;)

  • Natürlich hatte es Furore gemacht, als sich die Flavia so großzügig und gänzlich uneigennützig zeigte. Aber vielleicht war es gerade deshalb geschehen, um damit Aufsehehen zu erregen und um Beachtung zu finden. Flavia, die Großmütige, die selbst dem Armen Roms… hust...Moment... bevor sie noch vollkommen vom Strudel des Narzissmus mitgerissen wurde, horchte sie besser auf! Wie war das? Soeben hatte Tusca, eine der Freundinnen der Sergia doch tatsächlich angedeutet, die Empfängerin ihrer Kulanz könnte womöglich mit einer Krankheit behaftet sein. Das war nun eine schwerwiegende Behauptung, die die Liberalitas der Flavia im Mark zu erschüttern drohte. Die Patrizierin war bemüht, die Contenance nicht zu verlieren. Unglücklicherweise hatte sie nur die Leibsklavin mit ins Bad genommen, die ihr dabei hätte behilflichsein konnte, aber nun unabkömmlich war und wie es schien, auch für die folgenden Stunden unbrauchbar war!. Ihre anderen Sklaven warteten draußen vor den Thermen oder bewachten ihr Hab und Gut im Apodyterium. „Bona Dea! Was mache ich jetzt nur?“


    Doch die Tiberia ließ es sich nicht nehmen und streute noch etwas mehr Salz in die sich öffnenden Wunden, als sie damit angab, eine der beiden „Damen“ zu kennen. Daraus keimte also auch ihre Großzügigkeit....


    „Die Nichte des Triumphators, sagst du?“ Domitilla hatte ihren Ohren nicht getraut. Weitaus weniger gönnerhaft war ihr Blick, der nun folgte und den sie diesmal nur kurz zu den beiden Damen warf. Und so war es nicht verwunderlich, dass sie sich dem Spott der Damen anschloß. „Und wer ist diese andere „Dame“? Doch nicht etwa die Großnichte des Augustus vielleicht …?“, meinte sie zynisch.
    Jedoch wurde die Frage der Flavia recht schnell beantwortet. Nicht etwa von Sergias Freundinnen, der Tiberia oder Sergia selbst. Nein, die betreffende Dame selbst hatte sich ihr genähert und sie mit Namen angesprochen. Domitilla kam nicht umhin, vor Schreck einen Schritt zurück zu machen, als sie sich zu der Dame umwandte. Kritisch musterte sie die junge Frau. Unglücklicherweise hatte sie bislang viel zu wenig Erfahrung mit sichtbaren Krankheitsmerkmalen gesammelt. Dafür waren Sklaven zuständig, die im Augenblick jedoch nicht verfügbar waren. Doch ihr Gegenüber machte einen recht gesunden Eindruck und so vertraute sie einfach dem, was sie vor sich sah. Ein verlegenes Lächeln folgte, bevor sie sich äußerte und die Begrüßung erwiderte. „Salve Quintilia! Es freut mich, dies zu hören.“


    Inzwischen war auch Candace wieder an die Seite ihrer Herrin zurückgekehrt und wunderte sich darüber, warum diese ihr einen recht merkwürdigen Blick zugeworfen hatte.
    Als sich dann noch die Decima ihrem kleinen Klub angeschlossen hatte, war die Flavia zwar dazu geneigt, sich bei den beiden Damen zu erkundigen, wo denn ihr Personal abgeblieben war, doch vorerst verzichtete sie darauf. Dafür waren ja schließlich Sergias Freundinnen zugegen, die in dieser Hinsicht nichts ausließen, da ihre Mundwerke scharfen Messern glichen.

  • Tusca und Paula schienen jedes noch so kleine bisschen zu finden, über das man lästern konnte. Und wenn es nichts gab, dann erfanden sie offensichtlich gerne etwas. Lucia nahm sich stumm vor, kein einziges Wort von dem zu glauben, was die beiden von sich gaben. Selbst wenn in irgendwas ein Körnchen Wahrheit verborgen sein mochte, so wollte Lucia doch nicht diejenige sein, die Gerüchte weiter verbreitete, es sei denn natürlich sie gereichten ihr zum Vorteil. Sie wollte eben auf Sergias Frage antworten, als alles hopla hop ging.


    Eine vollkommen neue Frau tauchte auf und Lucia grüßte lächelnd zurück. Die Neue schien Sergia zu kennen, doch Lucia war sich sicher noch keinen Namen von ihr mitbekommen zu haben. Aber ‚junge Dame‘ als Anrede? Lucia wandte kurz den Kopf ab, um ihr Grinsen zu verbergen. Für wie jung hielt sie Sergia? War das als Kompliment oder als Stichelei gedacht? Die namentlich noch unbekannte Duccia sah selbst nicht allzu viel älter aus, fand Lucia. Das Vorstellen übernahm Sergia dann, zumindest im Ansatz, aber sie mussten ja wirklich sehr gute Freundinnen sein, wenn sich die eine erkundigen musste, ob sie Sergia wirklich kannte. Wieder mühte sich Lucia sich ein spöttisches Grinsen zu verkneifen. Leider wurden sie abermals unterbrochen, das wurde hier ja grade richtig interessant!


    Flavia wurde von Quintillia angesprochen und kurz darauf kam auch Flaminina hinzu. Liebend gerne hätte Lucia dem Gespräch der anderen gelauscht, doch schrillten bei ihr ob Flamininas Körpersprache alle Alarmglocken. Dann konnten sich Tusca natürlich auch nicht zurückhalten und Lucia sah ihre einzige Chance darin, Flaminina indirekt festzuhalten. „Flaminina! Schön dass du dich zu uns gesellst!“, sprach Lucia also möglichst gut gelaunt und hakte sich freundschaftlich bei der Decima unter. „Ich habe den anderen gerade von dir erzählt. Flavia hat sich gewundert wem ich meine Arsinoe ausgeliehen hatte.“ Sie legte noch zusätzlich die andere Hand auf Flamininas Unterarm und versuchte sie mit sanftem aber stetigem Druck von dem abzubringen, was auch immer sie gerade vorhatte und sie zum Wasser zu führen.

  • Man wurde begrüßt - und grüßte natürlich zurück, keine Frage. "Ah, es freut mich euch alle kennenzulernen!" meinte sie zu den Damen - aber es war natürlich keine Frage, dass die Freude nicht ehrlicher Natur war. Die Decima lernte schnell. Und sie wusste fast schon instinktiv, wie sie sich verhalten musste, um den Schaden begrenzt zu halten. Lucia sah - und wusste - dass dies das erste Mal im See der Gesellschaft sein musste für sie - und definitiv nicht die richtige Zone für Anfänger. Jetzt war es aber eben schon geschehen, und jetzt konnte man es auch nicht mehr verhindern. Jetzt hieß es eben... den Schaden zu begrenzen.


    Was für ein netter Haufen. Domitilia's Rückschritt war ihr durchaus nicht entgangen - aber so geladen wie die Situation war, sagte sie am Besten gar nichts. Valentina hatte also recht gehabt. Sie hatten sich tatsächlich über sie beide unterhalten - und das ganz offensichtlich auch nicht im besten Ton. Da kam Lucia wirklich gerade richtig, sich bei ihr einzuhaken - denn tatsächlich hielt das du Decima nicht nur zurück - nein, es erdete sie auch etwas - einem Blitzableiter gleich. Die Tiberia spürte dabei jetzt auch dieselbe Anspannung, die auch Arsinoe vernommen hatte, und das war letztes Mal nicht wirklich gut gelaufen.


    Auch die Sklavin kehrte jetzt zurück, an die Seite ihrer Herrin. Wirklich krank schien hier keiner zu sein. War es am Ende doch wieder nur ein Gerücht ohne Inhalt? Das würde man wohl eher in ein paar Tagen wissen. Flaminina würde sich jedenfalls deswegen nicht einfach so nehmen lassen, weiterhin mit der Quintilia Kontakt aufzubauen - und sah nun auch kurz einladend zu ihr hinüber. Hier bildete sich offenbar schon der nächste Kreis, wie s schien. Blöder weise war sie jetzt in Zug-zwang. Was sollte sie nur sagen? War es eine gute Idee, hier die Wahrheit auszupacken? Zumindest einen Teil davon? Sie entschied sich dafür. Was sollte sie auch sonst gegen derlei bissige Worte unternehmen. Nein, doch nicht. Sie nickte Lucia bloß lächelnd zu. Ein aufgesetztes Lächeln natürlich. Das hatte die doch nichts anzugehen! Na was war jetzt. Wollte man nicht schwimmen gehen? Sie konnte eine Abkühlung wirklich gut vertragen!

  • Zitat

    Original von Decima Flaminina
    "Ah, es freut mich euch alle kennenzulernen!"


    Anscheinend bin ich im richtigen Moment angekommen, denn die Badenixen stellten sich eine nach der anderen vor, obwohl es keine Harmonie in dem Raum herrschte. Die Atmosphäre im Caldarium war buchstäblich heiß, warum auch immer, also etwas habe ich vermutlich verpasst ... Aber egal ... Ich kam hier, um mich zu entspannen und eine gute Zeit zu haben. Und nun erfuhr ich mit Freude, dass die junge Frau, die mir bekannt vorkam, in der Tat eine Sergia war. Ich sah sie fröhlich an und lächelte zufrieden,


    "Sei Du auch gegrüßt, Fausta, ich bin Duccia Clara und wohne auch in der Casa Sergia ... "


    Über unsere Begegnung in der Küche, habe ich natürlich kein Wort gesagt, um keinen Anlass zum überflüssigen Klatsch zu liefern.


    Dann überflog ich langsam die Runde und es wurde mir erst bewusst, dass ich sehr, sehr lange abwesend war, früher habe ich viele Freundinnen gehabt, wusste jetzt aber nicht mehr, wo sie alle geblieben sind.... Und obwohl ich hier keine, außer Fausta kannte, vernahm ich doch eine kleine "Salve" von irgendwo und sagte dann laut mit einem kleinen, netten Lächeln,


    "Es freut mich auch, Euch alle kennen zu lernen, ich bin Duccia Clara und erst vor kurzem aus Brundisium nach Rom zurück gekommen..."


    Dabei verschränkte ich meine Arme und spielte leicht mit meinem goldenen Armband am linken Handgelenk, den ich niemals abnahm, betrat dann das heiße Wannenbad und ließ mich von meiner Sklavin Tusca, mich mit warmen Wasser übergießen, .... ach tat es gut! :]

  • Ob es den hohen Damen nun passte oder nicht, aber Valentina war nun anwesend und so schnell würde sie sicherlich nicht mehr gehen. Es störte sie sehr, dass man so abfällig über sie und wohl auch Flaminina gesprochen hatte und es auch immer noch tat. Die junge Quintilia mochte vielleicht etwas weltfremd sein und sich auch sehr lange nicht in der Stadt aufgehalten haben, aber sie erkannte sehr wohl, wenn es jemand nicht gut mit ihr meinte und diese beiden eingebildeten Frauen vor ihr gehörten eindeutig dazu. In Momenten wie diesen vermisste sie ihren Bruder sehr. Auch wenn er jetzt und in diesem Moment nicht bei ihr sein konnte. Aber der schützende Einfluss wäre dennoch ganz anders gewesen, wäre sie nicht so gut wie auf sich alleine gestellt. Dennoch war sie eine starke Frau und ähnlich wie Flaminina erreichte auch Valentina die Grenzen dessen was sie sich bieten lassen wollte. Obwohl sie die neu gewonnene Verbündete noch nicht lange kannte, bemerkte man doch sehr schnell, dass sie nur mit Hilfe der offensichtlich befreundeten Frau beruhigen lassen konnte. Valentina hatte niemanden an ihrer Seite und leider auch kein so ausgeprägtes Temperament. Aber hilflos war sie deswegen nicht. Sie setzte ein falsches wie übertrieben freundliches Lächeln auf und fiel in das Gekicher mit ein, welches die beiden Frauen, namentlich Tusca und Paula, anstimmten.
    „Du kannst dir gar nicht vorstellen was das für eine Ehre für mich ist, solch Frauen gegenüber zu stehen, die aus reinstem Carrara Marmor geformt sein könnten. Alleine, wenn ich mir diese Haut ansehe.“Und mit diesen Worten hob Valentina ihre zarte Hand und die feingliedrigen Finger strichen in einer scheinbar bewundernden Geste einer der beiden Frauen über den Oberarm. Die Berührung so zart wie die Schwingen eines Schmetterlings und doch mit einer eindeutigen Botschaft. Der Augenaufschlag glich dem eines Engels und das Lächeln verriet immer noch nicht, wie schwer es Valentina fiel der eigenbildeten Frau vor sich, nicht deutlich ihre Meinung zu sagen. Aber wie hieß es so schön? Lächeln ist die schönste Art deinem Gegner die Zähne zu zeigen. Und vielleicht hatte sie ja Glück und die Frau vor ihr fiel tot um, wegen der Berührung einer so einfachen Frau wie sie es war.

  • Was die Flavia jetzt nur tun sollte? "Ja, vielleicht hilft da wirklich nur noch beten.", meinte Tusca mit Blick zu Paula, die ja zuvor genau das getan hatte. Und prompt wurde letztere dafür nun von der Quintilia bestraft: Die Pontierin konnte sich überhaupt nicht mehr darauf konzentreieren, was man ihr da vielleicht gerade an den Kopf warf, so ungläubig-schockiert musste sie mitansehen, wie die Quintilia sie trotz des vorsichtshalber gewahrten Abstands berührte. Tusca wich zur Sicherheit gleich noch einen Schritt nicht nur von der fremden Dame, sondern auch von ihrer Freundin zurück. "Mich dünkt, du könntest dein Problem vielleicht lösen, indem du für den Rest des Thermenbesuchs die Sklavinnen mit meiner Freundin dort tauschst.", beriet die Titierin die hohe Patrizierin dann hinter vorgehaltener Hand. Denn für Paula machte es ja jetzt eh keinen Unterschied mehr, wer sie umsorgte. "Es tut mir Leid, mein Schatz.", fand Paula letztlich ihre (hörbar gereizte) Stimme wieder. "Aber gegen solche unsittlichen Avancen bin ich immun. Ich nenne mich mit Stolz eine äußerst glücklich mit einem Mann verheiratete Frau!", erklärte sie (und übertrieb, denn so glücklich war ihre Ehe ja nicht) und wischte sich die fremde Hand gleich eines lästigen Insekts mit einer der eigenen Hände vom Oberarm. Anschließend lief ihr ein kalter Schauer ob des soeben Geschehenen über den Rücken und ihre Mimik verzog sich für diesen Moment so, dass ihr innerer Ekel kurzzeitig an die Oberfläche trat.


    Unterdessen versuchte ich an meiner eigenen Baustelle Schadenbegrenzung zu betreiben: "Aber Clara, ich weiß doch, wie du heißt. Du tust ja beinahe so, als würden wir uns hier zum ersten Mal richtig treffen!" Ich kicherte kurz gespielt amüsiert, um sogleich wieder abzulenken: "Fühl dich in unserer Runde ganz herzlich willkommen! Das dort ist die ehrenwerte Flavia. Meine beiden Freundinnen Paula und Tusca..? Nein, ich glaube, ihr seid euch bisher noch nicht begegnet. Und Tiberia hier war gerade dabei uns zu berichten, wie es sei kann, dass ihre.. nun.. "Freundin" ohne jedes Personal hier ist, wo sie doch angeblich eine Großnichte - Richtig, Tiberia? - des Triumphators Decimus Meridius sein soll.", lenkte ich die Aufmerksamkeit auf das Biest, das hier den Streit mit mir vom Zaun gebrochen hatte. "Und Clara, meine Gute, ich kann dir sagen, wir sind auf die Antwort alle gerade mehr als gespannt!", reichte ich das Wort mit einem auffordernden Blick an die Tiberia und ihre Freundin weiter. "Na das kann ja noch heiter werden.", wandte sich Tusca noch immer mit vorgehaltener Hand an die Flavia, während ihr Blick vom Geschehen zwischen Paula und der Quintilia zum Duell-Doppel zwischen Tiberia und mir mit je einer unserer Freundinnen schwenkte.

  • Natürlich wurde ihr Handeln von ihrem auserwählten Opfer nicht gut geheißen. Dennoch war Valentina selbst ein bisschen erschrocken darüber welche Grobheit die Frau ihr gegenüber anwandte. Als wäre sie ein Käfer, den es zu zertreten galt, war nun der Blick, mit dem sie bedacht wurde. Dennoch entging auch Valentina nicht, dass die Frau nun gebrandmarkt war und sogar von ihrer Begleiterin gemieden wurde. Tja, stille Wasser waren bekanntlich tief und nur weil sich Valentina selten offen einmischte, so hatte sie durchaus auch ihre Möglichkeiten zu zeigen, dass sie nicht Niemand war und schon gar kein einfacher Bürger. Selbst wenn alle Beweise dagegen sprachen, so war man immer so stolz wie man es im Herzen trug. „Nun, da kann ich dir natürlich nur dazu gratulieren.“ Meinte Valentina dann zuckersüß zur Behauptung der glücklichen Ehe und senkte ihre Hand langsam wieder. Schließlich war sie hier nicht der getretene Hund, der sich schnell hinter das nächste Wagenrad zurück zog. Die Tatsache, dass sich ihre Gegenüber offensichtlich vor ihr ekelte, versuchte die junge Quintilia so gut es ging zu ignorieren. Nein, das waren Dinge, die hatte sie in Ägypten nicht vermisst. Ganz und gar nicht. Rom war eine schöne Stadt. Wenn sie nur mehr freundlichere Leute beherbergen würde.


    Angesichts ihres Sieges, drehte Valentina nun der zum Tode verurteilten Paula die kalte Schulter zu und wandte sich stattdessen dem dunkelhaarigen Neuankömmling zu. Diese schien kein Problem damit zu haben, einfache Leute in ihrer Nähe zu wissen und stellte sich sogleich vor. Anschließend glitt sie ins warme Wasser und auch Valentina bekam das Bedürfnis diesem Beispiel zu folgen. Schließlich musste sie sich ja all ihre ansteckenden Krankheiten und ihre Einfachheit abwaschen.
    Die junge Quintilia betrachtete kurz die Domina der Sklavin, die ihr eben noch die Schultern massiert hatte. Sie war wirklich eine beeindruckende Erscheinung. Man konnte ihr das Geld und die Macht, die sie umgab regelrecht ansehen. Und auch, wenn Valentina immer noch nicht wusste, warum ihr dieses Geschenk gemacht wurde, so wollte sie dennoch glauben, dass es keinen bösen Hintergedanken hatte. Auch wenn sie sicherlich ebenfalls nur das einfache Mädchen in ihr sehen wollte, war ihr Verhalten anders als das der nun bald sterbenden Paula.


    Dann schließlich begegnete ihr der Blick von Flaminina und Valentina verstand sofort. Offensichtlich hatte sie tatsächlich in kürzester Zeit eine Verbündete gefunden. Sie tat die wenigen Schritte, die von Nöten waren um näher zu ihr zu kommen und wandte sich dann aber erst an ihre Begleitung. „Es freut mich eine Bekanntschaft von Decima kennen zu lernen. Wir zwei hatten eben gerade das Vergnügen uns ein bisschen zu unterhalten.“ Offensichtlich war Valentina sehr wohl gewillt, den kleinen Zwischenfall mit der Sklavin vorerst zu übergehen. Missgunst und böse Worte waren für ihren Geschmack nun schon zu viele gefallen.

  • Domitillas erster Schreck war bereits verflogen. Mit der Salubrität der Quintilla stand es ganz augenscheinlich zum Besten. Jedoch war sie noch immer etwas peinlich berührt, da sie doch den Lästereien der beiden Freundinnen der Sergia aufgesessen war. Man konnte dies sicher ihrer Naivität anlasten, welche sie leider noch nicht zur Gänze abgelegt hatte. Zu sehr ließ sie sich manchmal noch durch solche Infamie beeinflussen. Wahrscheinlich war es für die Flaviar im Augenblick besser, dass die Quinilla nun weniger das Gespräch mit ihr suchte, sondern sich tapfer in die Höhle der Löwinnen wagte. Die Sprachlosigkeit, unter der sie noch immer litt, war noch nicht verflogen. Umos mehr gespannt darauf, was nun geschehen würde, denn ganz gewiss ahnte die Quintilla, dass Tusca und Paula die Urheberinnen der Lästereien waren, blieb sie im Kreis der anderen Damen stehen.
    Nun erkannte sie endlich auch, dass sich noch eine weitere Dame zu ihnen gesellt hatte, die sie nun alle begrüßte. „Salve Duccia! Wie schön, auch dich kennenlernen zu dürfen.“, erwidert sie und fand endlich ihr Lächeln wieder.
    Seltsamerweise stellte sie sich ausgerechnet der Sergia so vor, als ob sie sich vollkommen fremd seien, dabei wohnten sie doch in der gleichen Casa. So musste sie wohl erst die Sergia selbst daran erinnern, dass sie sich bereits begegnet waren. Nun ja, vielleicht hatte ja dieser Anfall einer kurzzeitigen Amnesie seine Gründe, die sich niemand selbst als der Duccia und der Sergia erschlossen. Domitilla wollte nicht länger darüber nachgrübeln, sie wollte sich eigentlich nur der Zerstreuung hingeben.


    Zur gleichen Zeit aber schienen die Spannungen zwischen der Quintilla und Sergias Freundinnen einen neuen Höhepunkt zu erreichen. Die Flavia hatte lediglich mit einem Ohr zugehört, was die drei miteinander sprachen. Doch die Gestik und die Körpersprache der Drei sprachen Bände. Der letzte Schritt zu Handgreiflichkeiten war zum greifen nah. Doch im letzten Moment schien sich die Quintilla zu besinnen und einer Intervention aus dem Wege zu gehen.
    "Meine Damen, wie wärs? Meine Haut trocknet langsam aus. Lasst uns doch langsam hinüber ins Caldarium gehen!"

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