Besprechung mit dem Procurator a libellis

  • Die Antworten des Kaisers gefielen dem Iunier nicht besonders, aber er ließ sich nichts anmerken. Auch wenn sich einiges im Palast verändert hatte, so war eines seit der Regierungszeit von Kaiser Valerianus gleich geblieben - das sehr zentralistisch aufgebaute System. So gut wie alles lief hier im Palast zusammen und wurde in aufbereiteter Form an den Kaiser weitergegeben und von diesem letzten Endes auch entschieden. Ob es sich dabei um die Ernennung eines Kommandeurs oder Offiziers, eines Statthalters oder einem der 1890 Centurionen aus den Legionen handelte - Classis, Stammeinheiten und Auxiliares noch nicht mitgezählt. Er entschied über die Zukunft und die Karriere jedes einzelnen Mannes. Und wie es nun klang, war er sogar daran interessiert über jeden einzelnen Scriba zu entscheiden, der hier im Palast eigenstellt werden sollte. Selbst die Verleihung einer Diploma, der untersten aller zivilen Auszeichnungen, die sich der Ausgezeichnete höchstens an seine Wand hängen konnte und die recht bald irgendeinem aus den unterschiedlichsten Gründen verliehen werden konnte, war dem Kaiser vorzulegen.


    Für den Iunier, der als Procurator am Kaiserhof auf der gleichen Stufe wie ein Präfekt einer Auxiliares oder der Legionen in Aegyptus stand und ausreichend Erfahrung mit sich brachte, war diese aufgezwungene Unselbstständigkeit nicht ganz verständlich. Vor allem da es im Gegenzug auch bedeutete, dass der Kaiser mit einem fast übermenschlich wirkenden Arbeitspensum konfrontiert wurde. Vielleicht war es auch gerade diese Abhängigkeit und Bevormundung, die mittlerweile viele Senatoren und Eques zurückschrecken ließ, sich aufzuraffen und nach dem Bürgerkrieg einem neuen Verwaltungsamt oder einem militärischen Kommando anzunehmen. Doch wer war schon der neue Procurator, als das er diese Gedankengänge an seinem ersten Arbeitstag dem Kaiser des römischen Reiches mitteilen konnte. Er nickte daher nur und machte sich dementsprechende Notizen.


    "Wie du wünscht mein Kaiser."


    Da er nun auch schon einige Aufgaben und Informationen zusammen hatte und von seiner Seite aus mit den offenen Punkten fertig war, ordnete er kurz die Unterlagen auf seinem Schoß, bevor er zum Kaiser aufsah.


    "Von meiner Seite wäre es das gewesen. Gibt es noch Aufgaben oder Punkte, die du mir mitgeben oder besprechen möchtest?"

  • "Nein, von meiner Seite ist das zunächst alles. Aber ich bin mir sicher, dass weitere Arbeit nicht lange auf uns warten wird."


    Besprechungen wie diese würde es wohl täglich geben, um die vielen Anliegen zu klären, die an die Kanzlei herangetragen wurden und von denen Cornelius Palma selber doch nur einen Bruchteil persönlich in Augenschein nehmen konnte.

  • Damit war die heutige Besprechung beendet. Der Iunier nickte und erhob sich.


    "Dann werde ich mich wieder in mein Officium begeben. Der nächste Audienztermin ist in einer Stunde. Wenn du bis dahin etwas brauchst, dann lass mich rufen."


    Mit diesen Worten zog er sich zurück und überließ den Kaiser vorerst seiner weiteren Arbeit.

  • Es war wieder Zeit für die alltägliche Besprechung zwischen dem Kaiser und seinem Procurator a libellis und so hatte sich Silanus, wie jeden Morgen, auf den Weg in den Domus Flaviana gemacht, um den Kaiser in seinem Officium aufzusuchen und das Tagesprogramm durchzugehen. Mit im Gepäck hatte er eine recht ungewöhnliche Einladung, die er dem Kaiser nicht vorenthalten wollte. Nach einer knappen Begrüßung gingen die beiden Männer auch schon in medias res und besprachen zuerst die heute stattfindenden Termine und Audienzen.


    Als sie schließlich beim allgemeinen Teil der Themen angekommen waren, fischte Silanus aus seinen mitgebrachten Unterlagen einen Brief hervor und legte ihn den Kaiser auf den Tisch.




    SERGIA FAUSTA



    Ad Appium Cornelium Palmam
    Imperatorem Caesarem Augustum

    Palatium Augusti
    Rom - Italia



    Sergia Fausta Cornelio Palmae Augusto s.d.


    Ich schreibe dir, erhabenster Augustus, in größter Dankbarkeit und Freude darüber, dass du nach einer Zeit der Usurpation und Gesetzlosigkeit, der Gewalt und des Krieges, des Hungers und Todes, Rom und das römische Imperium endlich wieder zu Frieden und Wohlstand verhilfst! Das hat mir mein Onkel Decimus Annaeus Varus einst in seiner Weisheit als Praefectus Aegypti prophezeiht und dafür hat mein Onkel Kaeso Annaeus Modestus als Feldherr mehrerer Legionen gekämpft - und am Ende bekanntlich auch mit einem Teil seiner Gesundheit bezahlt.


    Schon allein deshalb erfüllt es mich heute mehr als je zuvor mit großem Stolz, dass ich den Namen meiner Urgroßmutter Cornelia Fausta trage. Denn zwar war sie meines Wissens nach nur eine Gentilin von dir und nicht näher mit dir verwandt, aber allein dein großer Name und deine noch größeren Taten lassen mich dir daher verbunden fühlen, erhabenster Augustus.


    Aus diesem Grund nun möchte ich dich recht herzlich zu meiner feierlichen Eheschließung mit dem noch amtierenden Vigintivirn Marcus Iulius Dives am ANTE DIEM V KAL MAR DCCCLXIV A.U.C. (25.2.2014/111 n.Chr.) in der Casa Sergia einladen. Es wäre mir eine große Ehre und überwältigende Freude dich an jenem Tag als meinen Gast begrüßen zu dürfen. Gerne sind mir natürlich auch deine Frau, sofern sie dann in Rom sein wird, wie auch deine Tochter, falls diese nicht bei ihrem Gatten in Lycia et Pamphylia * weilt, herzlichst willkommen dich zu begleiten.


    Ich verbleibe in positiver Erwartung einer Antwort und hoffe auf eine möglichst rechtzeitige Mitteilung etwaiger Sonderwünsche, die ich mit größtem Vergnügen zu erfüllen bereit bin. Iuppiter möge dich und die Deinen schützen und deine Herrschaft segnen!
    Vale bene!


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    Sergia Fausta
    ANTE DIEM VII KAL FEB DCCCLXIV A.U.C.
    Casa Sergia | Rom | Italia


    Ungewöhnlich war das Schreiben deshalb, da es sich um eine Einladung an den Kaiser zu einer Hochzeit zweier Plebejer handelte, die der Procurator nur namentlich auf Grund ihrer derzeitigen Ämter kannte. Wie die beiden auf die Idee kamen den Kaiser zu ihrer Hochzeit einzuladen blieb den Iunier daher ein Rätsel.


    Es konnte doch nicht jeder kleine Römer glauben der Kaiser persönlich würde zu seiner privaten Feier kommen. Hier handelte es sich schließlich auch nicht um die Eheschließung eines amtierenden Consuls oder einen Reichspräfekten sondern um einen Vigintivir! Alleine der Aufwand dahinter für den Palast und den Procurator waren enorm. Es mussten Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, die Prätorianer gehörten koordiniert, die Gästeliste musste kontrolliert und gegebenenfalls darauf Einfluss genommen werden, die Anwesenden und die Casa mussten nach Waffen durchsucht und die Umgebung von den Prätorianern abgeriegelt werden und auf das Protokoll musste geachtet werden. An alle anderen Kleinigkeiten rundherum war dabei gar nicht erst zu denken.


    Doch da er keine voreiligen Schlüsse ziehen und eine Absage schicken wollte ohne vorher mit dem Kaiser zu sprechen, hatte er das Schreiben mitgenommen. Vielleicht gab es ja tatsächlich eine Verbindung der Sergia oder des Iulius zum Kaiser, von der er bisher nichts wusste.


    "Wir haben dieses Schreiben von einer Sergia Fausta erhalten. Sie lädt dich zu ihrer Hochzeit mit dem Vigintivir Iulius Dives. Sind dir diese beiden Personen bekannt? Ich wollte nachfragen bevor ich eine Absage schicke."

  • Manchmal nahm sich Cornelius Palma auch für scheinbar weniger dringende Anliegen Zeit und dieser Brief fiel in diese Kategorie. Ohne eile studierte er ihn und seine Mundwinkel verrietens eine Freude über diese Einladung. Dennoch schüttelte er am Ende nach einem Moment des Nachdenkens den Kopf.


    "Nein, sie sind mir nicht persönlich bekannt. Schicke eine Absage, aber versehen mit meinem ausdrücklichen persönlichen Bedauern. Wäre meine Frau oder meine Tochter tatsächlich hier in Rom, wäre ich wohl hingegangen, aber so wäre ich für die Festgesellschaft wohl eher eine Belastung als eine Bereicherung. Aber bringe in Erfahrung, an welchem Tempel sie für ihre Hochzeit opfern werden und hinterlasse dort eine angemessene Beteiligung meinerseits an dem Opfer."


    Immerhin war dies eine wenig aufdringliche Möglichkeit, auch ohne seine persönliche Anwesenheit sein Interesse an dieser Feier zu bekunden und außerdem passt es noch zu seiner Funktion als Pontifex Maximus, der immer ein Auge auf die ordnungsgemäße Ausführung der Kulte haben musste. Denn wer würde es schon wagen, auf ein Opfer zu verzichten, wenn der Kaiser selber danach fragte und seinen Teil dazu beitrug?

  • "Wie du wünscht."


    Die Entscheidung des Kaisers viel wenig überraschend aus. Silanus nickte nur und machte sich eine dementsprechende Notiz, ehe er ein Thema ansprach, dass er sich bis zum Ende der Besprechung aufgehoben hatte.


    "Mein Kaiser. Es gibt eine unerfreuliche Entwicklung in Roma, die ich dir nicht vorenthalten möchte. In einigen Bezirken sind Schmierereien an Gebäuden und Wänden aufgetaucht, die sich gegen dich und deine Herrschaft richten. Ich selbst habe vor einiger Zeit einen solchen Vandalenakt auf der Palastmauer entdeckt und entfernen lassen. Mittlerweile haben wir jedoch auch Berichte der Quatuorviri viis in urbe purgandis erhalten, die bei ihren Reinigungsarbeiten auf ziemlich identische Schriftzüge in ganz Rom gestoßen sind. Ich habe bereits die Prätorianer mit der Untersuchung dieser Vorfälle beauftragt. Bisher sind mir jedoch noch keine Ergebnisse bekannt."

  • Da dasThema bis zum Ende der Besprechung aufgeschoben worden war, hatte es für Conrelius Palma automatisch eine recht niedrige Priorität, die in diesem Fall erst einmal sogar noch niedriger war als die eben besprochene Hochzeitseinladung. Was nicht bedeutete, dass er diese Priorisierung gut fand.


    "Ich möchte nicht behaupten, dass dies ein unwichtiges Thema ist, dass wir zu Recht nach den Einladungsschreiben behandeln. Aber weitere Anweisungen habe ich auch nicht. Halte mich auf dem Laufenden, wenn sich Ergebnisse ergeben oder die Situation sich verschärft."


    Um jede Wandschmiererei konnte er sich nun wirklich keine Gedanken machen. Zumindest hatte Cornelius Palma seine Legionen nicht durch das halbe Reich geführt, um sich nun von ein paar Sprüchen verunsichern zu lassen.

  • Neuer Tag - neue Briefe. Heute hatte Silanus zu den üblichen Agenden zwei Briefe mit, die er gesondert mit dem Kaiser behandeln wollte. Er fischte sie aus seinen Unterlagen und legte sie dem Princeps vor.


    "Ich habe hier zwei Schreiben, die uns vor kurzem erreicht haben. Eines von Consul Decimus, indem er über den Abschluss der Bauarbeiten am Ulpianum berichtet und ein Weiteres von meiner Verwandten Axilla, die dich um die Verleihung des ius liberorum bittet."

  • "Zunächst das des Consuls. Eine erfreuliche Nachricht. Welche näheren Informationen teilt er mit?"


    Cornelius Palma nahm zumindest an, dass mit der Nachricht weitere Informationen verbunden waren, sonst hätte der Procurator kaum den Brief mitbringen müssen.

  • "Nun er schreibt, dass er uns darüber in Kenntnis setzen möchte, dass die Bauarbeiten am Ulpianum so gut wie abgeschlossen sind und das die letzten Reinigungsarbeiten in den nächsten Tagen vollendet werden. Weiters teilt er uns mit, dass er den Senat ebenfalls in einer heutigen Sitzung informieren wird und schlägt eine feierliche Eröffnung des Ulpianums durch den Palast und den Senat vor, wobei er bereits seinen Nachfolger als Ansprechperson nennt. Und er erinnert in seinen Schreiben auch an die Einsetzung eines Consilium Ulpianum gemäß Codex Universalis."


    Silanus sah wieder auf und wartete auf weitere Anweisungen des Kaisers, die nun vermutlich folgen würden.

  • Palma musste lächeln. Dass das Ulpianum endlich fertiggestellt wurde, grenzte schon an ein göttliches Wunder. Böse Zungen behaupteten angeblich, dass eher das Römische Reich unterginge, als dass das Ulpianum sich in voller Pracht zu den prunkvollen Bauten Roms gesellen würde.


    "Die feierliche Eröffnung darfst du fix in meinen Terminen einplanen."


    Bezüglich der Einsetzung des angesprochenen Consiliums verließ ihn jedoch sein Gedächtnis, was ihn zur folgenden Frage führte:


    "Consilium Ulpianum... was sagt denn der Codex Universalis dazu?"

  • Termin einplanen? Silanus sah den Kaiser etwas verdutzt an. Entweder er hatte sich falsch ausgedrückt oder der Kaiser hatte nicht ganz verstanden, dass es sich hierbei zweifellos nicht um die Einladung für eine Eröffnungsfeier handelte, sondern ganz im Gegenteil um die Aufforderung eine auszurichten. Eine Arbeit, die gewiss wieder einmal an Silanus hängen blieb, sollte sich der Kaiser dazu entschließen eine Feier abzuhalten. Er versuchte daher möglichst diplomatisch nachzuhaken.


    "Natürlich Princeps. Bevor ich jedoch einen Termin einplanen kann, muss erst geklärt werden wann und in welcher Form eine solche Feier stattfinden soll. Soweit ich das Schreiben verstehe hat der Senat lediglich vor sich an einer solchen Feier zu beteiligen, nicht jedoch sie auszurichten."


    Was verständlich war, immerhin war der Senat ein wesentlicher Geldgeber bei diesem Projekt gewesen. Der Auftraggeber war jedoch der damalige Kaiser Iulianus gewesen, warum sein Patron Livianus es vermutlich auch mehr als Aufgabe des neuen Kaisers ansah, als die des Senats, das Ulpianum schlussendlich seiner Bestimmung zuzuführen. Mit ein wenig Glück schob der Kaiser ja die Aufgabe nun doch wieder an den Senat zurück.


    Die Frage des Kaisers war auch nicht wirklich einfacher zu beantworten. Dem Iunier waren die Richtlinien des Ulpianums selbst nicht vertraut gewesen. Er hatte gar nicht gewusst, dass es solche überhaupt schon gab und hatte erst durch das Schreiben des Consuls eben jene ausheben und sich bringen lassen. Auf eine Frage in dieser Art vorbereitet, zog er die Abschrift nun hervor und ließ noch einmal seinen Blick über den angesprochenen Absatz schweifen.


    "Das ist leider, wie so oft im Codex, nicht ganz eindeutig. Gemäß § 4 dieser Richtlinien hat vom Kaiser ein Consilium Ulpianum eingesetzt zu werden, dass letztendlich über die Aufnahmen in die Ehrenhalle des Ulpianums entscheidet. Der Kaiser führt dabei den Vorsitz und beruft zwei Senatoren, einen Eques, einen Patrizier und zwei Vertreter des Ordo Plebeius als Mitglieder des Consilium ein. Der Codex führt jedoch nicht explizit aus, ob es sich dabei um ein beständiges oder anlassbezogenes Gremium handelt bzw. ob fixe Vertreter bestimmt werden müssen, oder diese von Einberufung zu Einberufung variieren können."

  • Cornelius Palma fand es etwas überraschend, dass der Senat sich die Chance auf die Ausrichtung einer Feier entgehen lassen wollte, aber er hatte natürlich nichts dagegen, selber als Ausrichter eines solchen gesellschaftlichen Ereignisses auftreten zu können. Abgesehen von einigen Festtagen war sein Pensum an öffentlichen Auftritten schließlich bisher doch geringer gewesen als ursprünglich gedacht.


    "Nun gut, dann wird es eben der Palast ausrichten. Informiere die entsprechenden Abteilungen und erstelle eine Planung. Versäume es aber bitte nicht, den Senat dabei zu involvieren."


    Den wollte er bei diesem Projekt auf keinen Fall außen vor lassen, denn schließlich wusste er nur zu genau, dass Senatoren ganz grundsätzlich solche Möglichkeiten zum öffentlichen Auftritt schätzten. Immerhin war Cornelius Palma selber Senator gewesen.


    "Der Senat soll mir dann auch gleich Vorschläge für Mitglieder des Consilium machen. Fünf Namen möchte ich hören, von denen ich dann zwei auswählen werde. Für die Auswahl der Ritter erstellst du mir bitte eine solche Liste. Ebenfalls mit fünf Namen. Was machen wir mit den weiteren Mitgliedern? Da können wir schlecht eine Volksversammlung um eine Vorschlagsliste bitten, aber verdiente Patrizier und Plebeier gibt es mehr als genug. Ist gesetzlich ausgeschlossen, dass es sich dabei ebenfalls um Senatoren oder Ritter handelt?"


    Immerhin konnte man problemlos gleichzeitig Patrizier und Senator sein und auch die Abstammung aus dem Ordo Plebeius schloss je nach rechtlicher Interpretation nicht die Zugehörigkeit zum Ordo Senatorius aus.

  • Innerlich seufzte Silanus, auch wenn er äußerlich die kaiserlichen Wünsche mit einem lächelnden Nicken quotierte. Also blieb es doch am Palast hängen, sofern der neue Consul einen ebenso großen Arbeitseifer an den Tag legte, wie die Consuln vor Decimus Livianus. Doch Jammern half nichts und so machte sich Silanus seine zur Gewohnheit gewordene Aktennotiz. Aus den Worten des Kaisers zum Consilium war nicht zu entnehmen, wie dieser den Gesetzestext auslegte, also ob es ein beständiges oder anlassbezogenes Gremium werden sollte, doch zumindest wollte er nun konkrete Vorschläge für die Mitglieder des Consiliums vorgelegt bekommen. Der Procurator nickte erneut und machte sich danach kurz Gedanken über die Rückfrage des Kaisers, ehe er antwortete.


    "Gesetzlich ausgeschlossen ist es meiner Ansicht nach nicht, doch würde ich der expliziten Aufzählung der einzelnen Stände doch entnehmen, dass es sich dabei eher um Privatpersonen bzw. Personen aus dem Volk handeln sollte. Es würde vielleicht auch keinen all zu guten Eindruck erwecken, wenn wir das einfache Volk in dieser Frage übergehen und schlussendlich wieder nur Senatoren und Ritter in diesem Consulium sitzen hätten.


    Natürlich obliegt die letztliche Entscheidung darüber dir, doch wenn du wünscht könnte ich versuchen, auch für die Mitglieder aus den beiden anderen Ständen eine Liste möglicher Kandidaten zu erstellen."

  • "Ja, da hast du zweifellos Recht. Man darf annehmen, dass es der Wille des Gesetzes ist, dass es sich bei jenen zusätzlichen Personen nicht um Senatoren und Ritter handelt. Die Kandidatensuche erleichtert es aber nicht. Zweifellos ist es notwendig, dass die benannten Personen in Rom anwesend sind, was zumindest unter den Plebeiern zahlreiche verdiente Soldaten und lokale Verwaltungsbeamte ausschließt. ZUmindest bei den Patriziern dürfte wir da weniger Probleme haben."


    Die waren schließlich üblicherweise ohnehin in Rom beheimatet, zumindest wenn sie eine gewisse gesellschaftliche Relevanz anstrebten.


    "Aber gegen eine Vorschlagsliste der Kanzlei habe ich zunächst keine Einwände. Aber egal ob wir dieses Gremium regelmäßig neu einberufen oder ob es sich um ein fixes Gremium handelt, bei dem nur gelegentlich vakant gewordene Plätze neu besetzt werden müssen, müssen wir uns überlegen, ob es dabei bleibt oder ob wir noch ein anderes Verfahren finden, wie diese Kandidaten zusammengestellt werden."

  • "Was Kandidaten aus den Provinzen betrifft, so habe ich da weniger Bedenken. Wie oft wird es vorkommen, dass dieses Consilium Ulpianum tagt? Ich denke, wenn es einmal pro Jahr ist, dann ist das schon recht hochgegriffen und ich würde es aus dem Bauch heraus für zu viel des Guten halten.


    Man darf schließlich nicht vergessen….Das erste Consilium wird vermutlich einiges an Arbeit vor sich haben, da es die Vergangenheit aufzuarbeiten hat, aber der Kreis derer, die in Zukunft mit einer Aufnahme in das Ulpianum rechnen dürfen, ist doch sehr überschaubar. Hinzu kommt, dass sie gestorben sein müssen und es passiert nicht jeden Tag oder jedes Jahr, dass so bedeutende Persönlichkeiten unseres Reiches der Tod ereilt. So gesehen würde uns bis zur nächsten Einberufung des Consiliums bestimmt genug Zeit bleiben eine andere Verfahrensweise anzudenken.


    Für diesen einmaligen Termin könnte man die Mitglieder dann auch aus den Provinzen anreisen lassen. Sie fühlen sich gewiss geehrt, wenn sie der Kaiser persönlich in ein solches Gremium beruft und werden der Einladung daher gerne nachkommen. Bei dieser ersten Einberufung werde ich daher eine Liste mit möglichen Kandidaten erstellen, dir vorlegen und dabei durchaus auch Bürger aus den Provinzen in meine Auflistung miteinzubeziehen, wenn du damit einverstanden bist. Zudem möchte ich vorschlagen, dass dieses Consulium noch vor der Eröffnungsfeier tagt. Die ersten Aufnahmen in die Ehrenhalle bei dieser Gelegenheit würden der Feier noch mehr Aufmerksamkeit und Würde verleihen."

  • "Das ist in der Tat ein bedenkenswertes Argument. Das Consilium wird zweifellos nicht häufig tagen und auch nicht kurzfristig tagen müssen. Unter diesen Umständen können wir auch Einwohner der Provinzen berücksichtigen."


    Tatsächlich war Cornelius Palma die politische Signalwirkung, die von einer solchen Einladung ausgehen konnte, sehr genehm. Auch wenn es nur bei sehr wenigen Provinzialen bleiben würde, die auf diese Weise zu Ehren kamen.


    "Dann können wir uns aber im Wesentlichen schon festlegen, dass zu jeder Sitzung neu eingeladen wird mit potentiell neuen Mitgliedern. Ansonsten fühlen sich einige Provinzen später völlig zu Recht benachteiligt."

  • Mit dieser Lösung war Silanus mehr als einverstanden. Dies würde auch die Suche nach geeigneten Kandidaten um vieles erleichtern. Zum einen, weil es den Suchradius bis auf das Maximum ausweitete und zum anderen, weil er so nicht fürchten musste, jemanden auf die Füße zu treten, der sich dieses Mal nicht im Kreis der Vorgeschlagenen wiederfand. Immerhin konnte die große Chance bestehen, dass er beim nächsten Mal dabei war. Er nickte daher zufrieden und machte sich wieder entsprechende Notizen auf seine Wachstafel. Das der Kaiser seinen Vorschlag noch einmal zusammenfasste und es fast so klang, als wäre es seine eigenen Ideen, nahm er dabei ebenfalls wohlwollend zur Kenntnis.


    "Eine sehr weise Entscheidung Princeps." unterstrich Silanus sogar noch einmal ermutigend die Entscheidung des Kaisers. Nichts war in einer Position wie seiner besser, als die Entscheidungen und Vorhaben in entsprechende Bahnen lenken zu können, ohne dabei den Kaiser vor den Kopf zu stoßen. Es war immer gut und oft hilfreich, wenn der Chef glaubte, die Idee kam von ihm selbst.


    "Ich werde dementsprechend vorgehen und dir in den nächsten Tagen die Liste der möglichen Kandidaten vorlegen. Ich hoffe bis dahin meldet sich auch der neue Consul bei mir mit seinen Vorschlägen. Er wird von mir noch heute ein entsprechendes Schreiben erhalten.


    Wenn es zu diesem Punkt von deiner Seite sonst nichts mehr gibt, dann würde wir nun zum Anliegen meiner Verwandten Iunia Axilla kommen."

  • "Sollte sich der Senat nicht zeitnah mit einer Vorschlagsliste melden, werde ich mich persönlich an den Consul wenden. Aber ein paar Tage sollten wir ihm schon lassen."


    Damit war für Cornelius Palma zu diesem Thema alles gesagt und das nächste Anliegen konnte auf den Tisch gebracht werden. Der Name Iunia Axilla war ihm dabei aus seinem Einzug in Rom noch in positiver Erinnerung, denn schließlich hatte sie dort eine wennauch ungeplante, aber trotzdem nicht minder markante Rolle gespielt.


    "Kommen wir also zum Anliegen deiner Verwandten. Worum geht es dabei?"

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