Der große Tag war gekommen: Ganz Mogontiacum war auf den Beinen, um die Verleihung des Stadtrechtes an die obergermanische Hauptstadt zu feiern. Um dies reibungslos ablaufen zu lassen, hatten die Stadtväter entsprechend einiges vorbereitet: Die Häuser am Rande des Forums waren mit Girlanden geschmückt, die Tempel waren besonders gereinigt und vor der Curia hatte man auf bequemer Lesehöhe die frischgegossenen Bronzetafeln verhüllt, auf denen die Lex Municipalis eingraviert war. Dazu würde es Gladiatorenspiele und ein Festbankett geben - allerdings nur für die Decurionen und der Legat als Ehrengast. Für den Rest würde der Tag aber auch nicht ganz ohne Feierlichkeiten bleiben: Im Theater vor der Stadt würden Gladiatorenspiele abgehalten werden.
Crispus als ehemaliger Leiter der Gesandtschaft und Pontifex war dabei natürlich besonders eng eingebunden: Auch wenn sie nicht selbst als Opferherren fungierten, hatten die Pontifices die verschiedenen Opfer vorzubereiten und zu assistieren. Also nutzte der alte Petronier die Zeit unmittelbar vor dem Beginn der Feierlichkeiten, um nochmals alles durchzugehen: Das Capitolium war geputzt, der Altar entzündet und die Bronzestatuen von Iuppiter, Iuno und Minerva glänzend poliert und vor dem Tempel aufgestellt worden, um den Teilnehmern am Opfer eine Show zu bieten. Außerdem war noch zu prüfen, ob die Opfertiere ordentlich beruhigt worden waren.
Dann aber war alles erledigt: Zusammen mit den beiden anderen Pontifices, den Magistraten und den übrigen Decurionen standen postierte er sich auf der rechten Seite vor den Stufen des Capitoliums, wo die Feierlichkeiten mit einem Opfer beginnen würden. Links standen bereits der Stier und die beiden Rinder - so eine Stadterhebung ließ man sich natürlich etwas kosten - auch gegenüber den Göttern - und alle anderen Opfergaben. Fehlte eigentlich nur noch der Opferherr: der Legat würde ja als Stellvertreter des Kaisers den ersten Teil der Zeremonie leiten.