Mogontiacum Municipium est | Das Stadterhebungsfest

  • Der große Tag war gekommen: Ganz Mogontiacum war auf den Beinen, um die Verleihung des Stadtrechtes an die obergermanische Hauptstadt zu feiern. Um dies reibungslos ablaufen zu lassen, hatten die Stadtväter entsprechend einiges vorbereitet: Die Häuser am Rande des Forums waren mit Girlanden geschmückt, die Tempel waren besonders gereinigt und vor der Curia hatte man auf bequemer Lesehöhe die frischgegossenen Bronzetafeln verhüllt, auf denen die Lex Municipalis eingraviert war. Dazu würde es Gladiatorenspiele und ein Festbankett geben - allerdings nur für die Decurionen und der Legat als Ehrengast. Für den Rest würde der Tag aber auch nicht ganz ohne Feierlichkeiten bleiben: Im Theater vor der Stadt würden Gladiatorenspiele abgehalten werden.


    Crispus als ehemaliger Leiter der Gesandtschaft und Pontifex war dabei natürlich besonders eng eingebunden: Auch wenn sie nicht selbst als Opferherren fungierten, hatten die Pontifices die verschiedenen Opfer vorzubereiten und zu assistieren. Also nutzte der alte Petronier die Zeit unmittelbar vor dem Beginn der Feierlichkeiten, um nochmals alles durchzugehen: Das Capitolium war geputzt, der Altar entzündet und die Bronzestatuen von Iuppiter, Iuno und Minerva glänzend poliert und vor dem Tempel aufgestellt worden, um den Teilnehmern am Opfer eine Show zu bieten. Außerdem war noch zu prüfen, ob die Opfertiere ordentlich beruhigt worden waren.


    Dann aber war alles erledigt: Zusammen mit den beiden anderen Pontifices, den Magistraten und den übrigen Decurionen standen postierte er sich auf der rechten Seite vor den Stufen des Capitoliums, wo die Feierlichkeiten mit einem Opfer beginnen würden. Links standen bereits der Stier und die beiden Rinder - so eine Stadterhebung ließ man sich natürlich etwas kosten - auch gegenüber den Göttern - und alle anderen Opfergaben. Fehlte eigentlich nur noch der Opferherr: der Legat würde ja als Stellvertreter des Kaisers den ersten Teil der Zeremonie leiten.

  • Die zurückgekehrte Legio ließ sich natürlich auch nicht lumpen und nahm an den Feierlichkeiten der Stadterhebung teil. Gleich aus mehreren Gründen.
    Zunächst einmal natürlich um auch dem letzten zu zeigen das sie wieder da war. Dann auch weil es sich einfach gehörte. Ein weiterer Grund war das man der Bevölkerung zeigen wollte wie siegreiche Helden aussah.
    Ein letzter dann war noch das neben der Paradetruppe auch noch eine ganze Menge erfahrene Veteranen und Evocati durch die Zuschauermenge streiften. Sie hatten Anweisungen erhalten genau auf diejenigen zu achten der der Auftritt der Legion gut gefiel. Wenn dieser dann auch noch männlich war und Bürger sollten sie ´zuschlagen`. Heute würde, nach den Plänen des Praefectus Castrorum der hinter diesem vorgehen stand hoffentlich so einige neue Rekruten gewonnen.


    Was dem interessierten und militärisch bewandertem Zuschauer auffiel war. Das es insgesamt 6 Centurien waren die aufmarschiert waren. Jede mit 80 Mann komplett besetzt. Also eine komplette Cohorte. Die Männer waren offenbar aus allen Einheiten zusammengewürfelt worden. Anders konnte man sich wohl kaum erklären das sich in einer Centurie nur Männer befanden die bis auf ein zwei Digitus gleich groß waren. Beim Einmarsch der Truppe war das aber nicht aufgefallen sie mussten also einige Zeit auch geübt hatten in dieser Zusammensetzung zu marschieren.


    In den ersten Reihen der Centurien standen ausnahmslos mit Orden ausgezeichnete Legionäre. Alle Mitglieder der Paradeforumation waren dazu mit nagelneu aussehenden und auf absoluten Hochglanz polierten Lorica Segmentas gerüstet. Alles in allem machte diese Cohorte einen mehr als nur prächtigen Eindruck. Ob sie in dieser Aufmachung und Zusammenstellung auch militärisch diesem Eindruck bestätigen konnten war eine ganz andere Frage. Doch zu einem größeren Kampf würde es heute wohl mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nicht kommen.


    Was als letztes noch auffiel, geführt wurde die Cohorte von keinem Tribun. Was die Zuschauer natürlich nicht wissen konnten alle Tribune der Legion waren beleidigt darüber das nur der Legat eingeladen war zum Festbankett. Sie hatten daraufhin beschlossen gemeinsam im Castellum zu feiern. So wurde die Paradecohorte von einem jungen aber dennoch hoch dekoriertem Centurio geführt.
    Dem vielleicht ein oder anderem Einwohner der Stadt bekannten Lucius Helvetius Corvinus.
    Dieser stand direkt neben der ersten Stufe des Capitoliums blickte mit starren Blick in die Leere und war gedanklich woanders. Was man allerdings wohl nur sehen konnte wenn man direkt vor ihm stand.

  • Als die Truppen einmarschierten, staunte Crispus nicht schlecht - so eine Show hatte es zu seiner Zeit nicht gegeben! Der neue Legat hatte sich scheinbar einiges einfallen lassen, denn damals, als er bei der Secunda gewesen war, hatte es keine Gardeeinheiten gegeben, die alle eine bestimmte Körpergröße hatten und aus hochdekorierten Veteranen bestanden. Wahrscheinlich war sie extra für diesen Anlass zusammengestellt worden - dafür waren sie aber recht gut eingespielt!


    Wie er die Männer auf ihren Platz marschieren sah, wurde er wieder einmal fast ein bisschen sentimental - vor einigen Jahren wäre er wohl einer der Centurionen gewesen, die an so einem Zug beteiligt gewesen wären...

  • Corvinus war sehr froh als alle an ihren Plätzen standen und angekommen waren ohne das es größere Probleme gegeben hatte. Sie hatten nur drei Tage Zeit zum üben gehabt und jeder zusätzlich Schwenk oder ein Ausweichen vor einem unerwartetem Hinderniss hätte offenbart das die aufmarschierte Truppe nicht zusammengehörte. Das traf auch auf die insgesamt 6 Centurionen zu. Bis auf Corvinus waren sie alle beim Abmarsch aus Mogo noch Optiones gewesen. Einer noch nicht einmal das. Sie hatten alle zwar Orden erreicht aber noch kein hohes Alter und alle waren erst auf dem Rückweg zum Centurio befördert worden.


    Corvinus sah den städtischen Würdenträger der mit stolzem Gesicht den Einmarsch verfolgte. Irgendwie erinnerte seine Haltung Corvinus ein wenig an seinen Vater. Ob er wohl Veteran war. Vielleicht würde sich ja noch die Gelegenheit für einen Plausch geben.


    Bis dahin nickte Corvinus dem Mann nur ganz kurz und leicht zu. Leicht zum einen damit es nicht groß auffiel und zum anderen natürlich um die Corona die er trug nicht verrutschen zu lassen.

  • An diesem Feiertag betrat Witjon das Forum mit stolzgeschwellter Brust. Mogontiacum war nun offiziell Municipium! Oder würde es zumindest in wenigen Stunden sein, wenn der Statthalter Vinicius es offiziell im Namen des Kaisers verlautbart hatte. Bis dahin hieß es für Witjon warten. Und das tat er heute gern. Zusammen mit den anderen Decuriones hatte er sich auf dem Tempelvorplatz postiert und beobachtete die Menschen. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung, denn diesen Tag konnten die Leute wirklich feiern. Egal welche Vorteile das Stadtrecht den Menschen nun im einzelnen und persönlich brachte, jedenfalls heute gab es genügend Möglichkeiten kostenlos an Alkohol und Essen zu kommen und sich der guten Laune hinzugeben.


    Witjons Familie hatte sich recht weit vorn in den Reihen der Zuschauer zusammengefunden. Weib und Sohn sowie die anderen Verwandten und der Großteil des Hausstands hatte sich versammelt, um diesen Feiertag gemeinsam zu verbringen und diesen Erfolg des Ordo Decurionum, an dem Witjon ja auch maßgeblich beteiligt war, zu feiern.
    "Na schau mal einer an", kommentierte Witjon schließlich laut das Eintreffen der Legionskohorte, so dass es auch die umstehenden Kollegen aus dem Stadtrat hören konnte. "Die Legion beehrt uns mit ihrem Glanz, wie schön", sagte er weiter in ehrlich überraschtem und freundlichem Ton. "Fehlt nur noch der Glanz des Statthalters", zwinkerte er seinem Nebenmann gut gelaunt zu.

  • An diesem besonderen Tag hatte Alpina die Taberna medica zugesperrt. Auch sie wollte an den Feierlichkeiten zur Stadterhebung von Mogontiacum teilnehmen. Sie hatte sich bereits ein wenig eingelebt in der Stadt am Rhenus und beobachtete neugierig und interessiert die vielen Menschen, die sich auf den Straßen tummelten. Den ein oder anderen kannte sie bereits vom Sehen oder weil er oder sie sich medizinischen Rat in ihrer Taberna geholt hatte. So lächelte sie einer jungen Frau zu, die für sich und ihre Kinder erst vor wenigen Tagen einen Erkältungstee besorgt hatte.


    Langsam schob sie sich vorwärts in der Hoffnung nah genug an die offiziellen Festlichkeiten auf dem Tempelvorplatz heranzukommen. Dass sie klein und zart war half beim vordrängeln und tatsächlich schaffte sie es schließlich einen der Plätze zu ergattern von denen aus man einen guten Blick auf die Feierlichkeiten hatte.
    Sie erkannte den Centurio, der erst kürzlich bei ihr Rat gesucht hatte. Er und seine Soldaten waren prächtig herausgeputzt. Die Metallteile ihrer Paradeuniformen glänzten um die Wette. Aufgeregt wartete sie darauf, dass der Statthalter erscheinen würde.

  • Mit ein wenig Verspätung, also ganz vornehm, erschien der Statthalter, liegend in einer Sänfte, da er wegen seines steifen Beins ja nur wenige Schritte laufen konnte. Mit dabei waren natürlich auch Frau und Kinder. Kurz vor dem Capitolium stoppte die Sänfte und der Legat stieg aus dieser heraus. Ein Sklave zupfte seine Kleidung noch geschwind zurecht, dann ließ er sich seinen Gehstock geben und ging die letzten Schritte zu jener kleinen Traube von Menschen, die rechts vor den Stufen sich bereits versammelt hatten.


    Einen wunderschönen guten Tag, meine Herren. begrüßte er die Anwesenden gut gelaunt. Ist alles vorbereitet? stellte er etwas leiser die Frage in die Runde. Er sah wohl die Tiere und die anderen Opfergaben, doch vielleicht wurde in letzter Minute etwas an der Zeremonie umgestellt und er wollte darauf vorbereitet sein.

  • Der alte Petronier staunte nicht schlecht, als er den Statthalter zum ersten Mal sah: Er kannte den Vinicier noch von seiner letzten Statthalterschaft, aber seitdem war er irgendwie deutlich gebrechlicher geworden - für einen Pontifex, der ja eigentlich körperlich unversehrt sein musste, war er wohl schon nicht mehr zu gebrauchen...


    Aber zumindest konnte er noch stehen und damit auch das Opfer ausführen - und das sprach er auch gleich nach der Begrüßung an. Als Zuständiger für diesen Part trat Crispus deshalb nun an den Legaten heran:


    "Salve, Legatus! Alles ist vorbereitet: Das Voropfer wird wie gewohnt im Tempel stattfinden, die Schlachtung der Rinder hier am Altar. Wir können eigentlich gleich 'reingehen!"


    Er deutete auf die Flötenspieler, die quasi nur auf ihren Einsatz warteten, dazu die übrigen Opferhelfer. Allerdings war das Voropfer natürlich nicht öffentlich, sodass die meisten von ihnen - mit Ausnahme derjenigen, die die Gaben für das Voropfer trugen, sowieso noch auf ihren Einsatz warten mussten, bis der Opferherr wieder aus dem Tempel kam.

    Sim-Off:

    Vorschlag: Wir sparen das Voropfer aus. Ich beschreibe dann im nächsten Posting kurz, was dort vonstatten gegangen ist und wir fahren dann mit dem öffentlichen Part fort.

  • Pacatus hatte sich, angetan mit seiner besten Toga bei den Magistraten aufgestellt. Es war tatsächlich seine beste Toga, denn er hatte nur eine. Als er auf den Platz kam, der schon mit viel Volks angefüllt war, warf er dem Quaestor einen wütenden Blick zu und wünschte sich, dass die Götter bei Gelegenheit der anstehenden Opfer den Quaestor mit einer geistesfördernden Eingebung beschenken könnten. Dann aber wurde ihm sogleich bewusst, dass dies ein ungerechter Wunsch war, denn auf diesem Platz hier befanden sich mit Sicherheit eine Menge Leute, die dies ebensogut vertragen könnten.


    Dann ging aber ein Gemurmel durch die Menge. Es galt der Ankunft des Legatus Augusti, der gerade eingetroffen war. Pacatus widmete sich jetzt dem Geschehen auf dem Platz.

  • Ein großer Tag für die Stadt und die Bürger selbst würde es heute werden. Venusia freute sich sehr, dass dieses für Mogontiacum erreicht werden konnte. Auch ihre beiden Kinder und sie begleiten die duccische Wolken-Marschformation, die sich zu den anderen Schau-und Feierlustigen gesellte. Natürlich war den Kindern vorher erklärt worden warum es so ein wichtiger Tag war und alles was Rang und Namen hatte, sich unbedingt zeigen musste. Langsam wurde der Platz immer voller und man war bemüht die Kinder immer wieder nach vorn zu schubsen damit sie genug sehen konnten und in der Nähe zu bleiben damit sie nicht abgedrängt wurden. Gar keine einfache Aufgabe aber als so große Familie konnte es schon bewrkstelligt werden. Da vertraute sie ganz auf das Können Aller. Noch sammelte man sich und es würde wohl noch ein wenig dauern bis es dann richtig losgehen konnte.

  • Zu sehen wie eine ganze Stadt in Feierlaune war, ja, das war doch etwas Erfrischendes. Oder wenigstens hatte es etwas so Ausgelassenes, dem sich auch Octavena nicht entziehen konnte, als sie mit den Ducciern eintraf.
    Sie hatte sich - umso voller und enger alles wurde - in dem Gedränge in Venusias Nähe postiert. Zum Teil weil das bei dem Geschubse auf die Dauer praktischer gewesen war, aber auch um der anderen Frau im Zweifelsfall mit den beiden Kindern helfen zu können. Mal ganz davon abgesehen, dass der Platz so es ihr auch noch ermöglichte, eine ganz gute Sicht zu haben.

  • Crispus folgte dem Legaten die Stufen zum Tempel hinauf, was etwas langsamer ging als gewohnt. Dann öffneten die beiden Tempeldiener oben die Pforte in den Tempel und sie betraten die Cella. Dort vollzog sich dann das Voropfer in der gewohnten Weise: Man reichte Hungaricus Weihrauch, dann Wein und zum Schluss ein paar Opferkuchen, die allesamt in den rauchenden Kohlen des Foculus verschwanden.


    Kurz darauf wurden die Tore des Tempels erneut geöffnet und die kleine Gruppe, bestehend aus dem Legaten, dessen Toga bereits über den Hinterkopf gezogen war, dem Pontifex und zwei Ministri trat wieder ins Freie, wo das Hauptopfer erfolgen würde.


    Zuvor galt es aber noch einige Vorbereitungen zu treffen, die ebenfalls dem alten Petronier oblagen: Denn während ein anderer Minister dem Statthalter eine Schale mit Wasser reichte, damit dieser kultische Reinheit erlangte, musste Crispus dasselbe für die Anwesenden erreichen. Entsprechend beschrieb er, gefolgt von einem anderen Minister mit Wasserkanne, einen Halbkreis und besprengte die Zuschauer mit Hilfe eines Aspergills ebenfalls mit Wasser.


    "Favete linguis! Favete linguis!"


    rief er dabei immer wieder, um das Geschnatter zur Ruhe zu bringen, sodass man auch die nun ansetzenden Flötenspieler gut hören konnte, die das Opfer begleiteten.


    Es folgte die Prüfung des Tieres, wozu der alte Petronier den Statthalter zu den drei Rindern geleitete. Einer der Ministri reichte dann eine Patera mit Wein, mit der der Statthalter die Tiere nun den Göttern weihen sollte. Kurz darauf reichte Crispus sein Culter, das er als Rangabzeichen am Gürtel trug.

  • Der Legatus nahm die Patera entgegen, dann nahm er sich einen ganz kurzen Moment die Zeit, die Opfertiere zu betrachten. Der Stier war für Iuppiter und die beiden Kühe waren für Iuno und Minerva bestimmt, so wie es sein sollte und so wie es schon seit Äonen (minus 3 Jahren) bei den Römern gehandhabt wurde. Schweigend goss der Vinicier den Wein über die Köpfe der Tiere, dann wurde ihnen ihr Schmuck abgenommen, zuerst die Wolldecke am Rücken, dann die rot-weißen Bänder am Haupte. Mit dem vom Petronier angebotenen Culter, dem Opfermesser, strich nun der Legat über die Rücken der Tiere.


    Als er dies mit natürlich der gebotenen Langsamkeit vollbracht hatte, traten der Legat zusammen mit dem Petronius vor den Opferaltar. Es war nun Zeit für das Gebet.


    O Trias Capitolina! O Iove Optime Maxime, Vater aller Quiriten!
    O Iuno Regina, Königin aller Quiriten!
    O Minerva, Beschützerin aller Quiriten!


    Mit Huld blickt ihr auf das römische Volk der Quiriten herab! Ihr habt den Söhnen des Aeneas die Herrschaft über den gesamten Erdkreis verliehen, habt ihnen Völker unterworfen von den Säulen des Hercules bis zu den Bergen Parthias, von den Meeren des Nordens bis zu den Wüsten Africas!


    Dafür halten wir Euch in Ehren und geben Euch gerechte Gaben!


    Blickt nun mit Huld herab auf die Begründung dieses Municipiums, das als Bundesgenosse der Stadt Rom hier im fernen Norden dienen soll. Macht das Municipium Cornelium Mogontiaciensis zu einem Zentrum italischer Freiheit und römischer Kultur und lasst seine Söhne und Töchter zu stolzen Bürgern. Schenkt seinen Magistraten und Decurionen Weisheit und Gerechtigkeit nach dem Vorbild seines Gründers, des Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus!


    Zum Dank werden wir euch alljährlich an diesem Tage gute und gerechte Opfer darbringen bis in alle Ewigkeit!

  • Während der Vinicier die Prüfung der Opfertiere übernahm, die Crispus natürlich schon hundertmal im Vorfeld vorweggenommen hatte, blickte dieser nochmals über die ganze Szenerie und entdeckte dabei Octavena - er musste sie unbedingt bei Gelegenheit besuchen und ausfragen, wie es ihr in dem neuen Haushalt so ging! Aber wie es aussah, hatte sie sich ja schon ganz gut unter die duccischen Frauen eingefügt...


    Als er das Messer wieder zurückhielt und in den Gürtel steckte, kehrte seine Konzentration aber rasch wieder zu dem Opfer selbst zurück. Hinter dem humpelnden Legaten ging er vor den Opferaltar, wo er ein weiteres Utensil hervorholte - diesmal eine Papyrusrolle, von der er dem Opferherrn das Gebet vorlesen konnte. Hungaricus musste es nur noch Vers für Vers nachsprechen, was ihm fehlerlos gelang.


    Somit konnten die Flötisten nun in ein Crescendo verfallen, das den Höhepunkt des Opfers ankündigte: Die Oberschlachter waren bereits mit ihren Opfern in Position gebracht worden, allen voran der Stier mit dem Strick am Boden fixiert worden. Als alles bereit war, fragte der Mallearius, der den Opferhammer zur Betäubung des sichtlich nervösen Stiers hielt, mit lauter Stimme:


    "Agone?"

  • Der schwierige Part des Opfers, das Gebet, war vorbei. Nun oblag es den anderen, die Schwerarbeit zu leisten. Ob dem Legaten das Schicksal der Tiere dauerte, die einer Gottheit willen getötet wurden und dies gar nicht begriffen? Nein, solche Gedanken waren ihm fremd. Deshalb fiel ihm die erwartete Antwort leicht, als er mit fester Stimme ausrief:


    Age!


    Und mit diesem Wort überkam ihm diese sanfte Spannung, ob die Götter das Opfer auch annehmen würden.

  • Witjon plauderte mit seinen Ratskollegen, während die Zuschauermenge sich gemächlich vergrößerte und man auf den Statthalter wartete. Die langsam erstarkende Märzsonne schickte ihre Strahlen auf das Forum herab und so ließ es sich während der Feierlichkeiten doch recht gut aushalten. Zumindest solange kein scharfer Wind einsetzte, der einem um die Ohren pfiff. Und während auch Titus Matinius Pacatus unter den Magistraten eintraf, den Witjon dort gut gelaunt begrüßte, glänzten bereits die Rüstungen der Legionäre und unterstrichen damit letztlich die Ankunft der Sänfte des Statthalters und seiner Familie.


    Der Pontifex Petronius übernahm sofort die Opferleitung und Witjon bemerkte einmal mehr wie angenehm es war, dass er keine offizielle Aufgabe innerhalb der Stadtverwaltung inne hatte, die ihm zusätzliche Arbeit aufbürdete. Insofern verfolgte er einfach mit Interesse die Durchführung des Opfers und harrte letztlich mit steigender Spannung dessen Ausgangs. Dabei glitt sein Blick immer wieder hinüber zu seiner Familie, wo er nicht selten für einige Augenblicke auch auf seiner Frau hängen blieb.

  • Während die Tiere zu Boden sanken und vor sich hinbluteten (natürlich aufgefangen von einem Minister mit Schale), war Crispus schon wieder beim nächsten Punkt, denn die Eingeweideschau würde sowieso ein Haruspex übernehmen und dass dieser in so einer Situation, die der Kaiser höchstpersönlich herbeigeführt hatte, ein Fehler passierte, war doch eher unwahrscheinlich. Hinter ihnen an der Curia musste das Stadtgesetz enthüllt werden. Das war prinzipiell kein religiöser Akt, aber da das Davor und Danach Aufgabe der Pontifices war, musste dies doch auch irgendwie berücksichtigt werden.


    Kaum ertönte also das erwartete


    "Litatio!"


    kamen die Flötenspieler zu einem Ende. Die gewaltige Menge Fleisch, die man produziert hatte, würde natürlich verarbeitet werden - die Decurionen und vielleicht auch ein paar mehr Bürger würden sich daran erfreuen können. Aber darauf musste die versammelte Stadtgemeinde ja nicht warten, denn es gab noch viel zu tun.


    Geordnet von den Amtsdienern der Magistrate formierte sich also wieder ein Zug: Zuerst kamen die Decurionen, dann die mogontinischen Priester und Magistrate. Ihnen folgte der Vinicer als Repräsentant des Kaisers, dann kam die Ehrenformation der Legion und zuletzt die einfache Bürgerschaft gestaffelt nach Ansehen und Reichtum. Die einfachen Bürger brauchten sich aber gar nicht einzugliedern, denn vom Capitolium zur Curia war es weniger als ein Katzensprung und bevor sie überhaupt kanalisiert worden wären, hätten die Honoratioren an der Spitze des Zuges schon Aufstellung genommen. Also wechselte der Großteil der Zuschauer relativ unkoordiniert den Schauplatz und bildete einen Ring von Publikum um die noch immer verhüllten Bronzetafeln, die der Statthalter als Vertreter des Stadtgründern nun offiziell enthüllen durfte.


    Natürlich erwarteten die Decurionen, die natürlich die erste Reihe bildeten, eine kurze, erbauliche Rede dazu. Und so war der Alte doch gespannt, was Hungaricus sagen würde - würde er die Verdienste der Stadt loben? Oder doch eher die Segnungen Roms? Oder vielleicht lieber über die Zukunft reden?

  • Mit der - zugegeben erwarteten - Litatio löste sich auch die sanfte Spannung, die der Legat gerade noch verspürt hatte. Nicht auszudenken, wenn das Opfer nicht angenommen worden wäre... man mochte sich die Enttäuschung und Wut gar nicht ausmalen. Er folgte den mogontinischen Decurionen und Priestern und stellte sich zu den Bronzetafeln, die ihrer Veröffentlichung harrten.


    Bürger von Mogontiacum! Schon so lange war dieser Ort Hauptstadt der Provinz Germania, doch ein eigenes Stadtrecht hatte sie bis zum heutigen Tage nicht. Welch ein Versäumnis, so mögt ihr dazu sagen, und ich stimme euch zu. Denn unzweifelhaft ist Mogontiacum das politische, militärische und wirtschaftliche Zentrum römischer Lebensart nördlich der Alpen und mit diesem Stadtrecht... Der Legat wies auf die verhüllten Tafeln neben ihm. ... bekommt Mogontiacum auch juristisch die Anerkennung, die es verdient.


    Bürger! Ich präsentiere euch: das Stadtrecht von Mogontiacum! Mit diesen Worten enthüllte der Legat die Tafeln.

  • In dem Moment indem die Tafel enthüllt wurde brüllte Corvinus ein
    "STATE" und die allermeisten seiner mitgebrachten Legionäre reagierten entsprechend.


    Die die es nicht taten waren die mitgebrachten Cornicii die ihre Instrumente an die Lippen nahmen und eine passende triumphierende Melodie schmetterten. Für einen Kunstfreund aus Rom vielleicht nicht die Krone der Musik aber dafür ordentlich laut.

  • Nicht ohne Stolz betrachtete Crispus die enthüllten, glänzenden Tafeln mit ihrer Aufschrift, die nicht zuletzt auf seinen eigenen Mist gewachsen war. Noch spiegelte sich die Sonne in der polierten Bronze - bald aber würden sie wohl nachdunkeln und vielleicht sogar irgendwann ergrünen. Auf alle Fälle machten sie sich aber ganz gut zwischen den Statuen der Kaiser.


    Nachdem der Tusch der Legio und der Applaus, an dem sich auch der alte Petronier beteiligte, verklungen war, musste er seine Konzentration aber wieder auf den Ablauf der Zeremonie lenken, denn nun war die symbolische Umgrenzung des neugegründeten Municipiums zu vollziehen. Und die erfolgte bei einer römischen Stadt schon seit den Zeiten des göttlichen Romulus mit einem Pflug. Normalerweise wurde damit die Stadtgrenze einer neu zu gründenden Stadt umrissen - was in Mogontiacum aber natürlich nicht so recht möglich war, denn dort stand bereits ein Erdwall, der bereits die Bewohner der vormaligen Civitas vor streunenden Germanen geschützt hatte. Deshalb hatten die Pontifices sich entschlossen, die Gassen zu bepflügen, die dem Wall jeweils am nächsten kamen (und zwar von innen), sodass das Stadtgebiet zumindest grob umrissen war - immerhin lag die römische Stadtmauer ja auch nicht auf dem Pomerium. Und weil eine Ackerfurche auf den festgetrampelten Wegen recht anstrengend zu ziehen war, um dann sowieso direkt wieder festgestampft zu werden, hatte man den Pflug so präpariert, dass die Furche eher angedeutet wurde. Trotzdem waren zwei weiße Ochsen vorgespannt, die später als Opfertiere für Mogon und den Genius Augusti fungieren würden und entsprechend dekoriert waren. Normalerweise war hier zwar ein Stier vonnöten, aber den bekam man nur schwerlich unters Joch, sodass man zu dem Schluss gekommen war, dass der Genius Palmas hier ein Auge zudrücken würde.


    Die beiden Tiere wirkten allerdings trotzdem ein wenig irritiert, wie sie mit Bändern verziert unter dem Joch standen und nun von einem Opferdiener hergeführt wurden. Crispus ging dem Gespann entgegen und begleitete es bis zum Rand des Kreises, der sich um die Gesetzestafeln gebildet hatte. Dann trat er wieder an den Vinicier heran.


    "Seit der Gründung Roms und zuvor ist es Brauch, dass eine neugegründete Stadt mit einem Pflug umgrenzt wird, bevor eine Stadtmauer und so weiter startet. Romulus hat das getan und wir wollen es heute auch tun, ehe wir unserem Stadtgott und Genius Loci, Apollo Grannus Mogon - und natürlich dem Genius unseres Stadtgründers, dem ehrenwerten Appius Cornelius Palma Augustus - unsere Ehre erweisen.


    Da der Kaiser leider nicht persönlich anwesend sein kann, wird sein Vertreter hier, der ehrenwerte Legatus Augusti pro Praetore Marcus Vinicius Hungaricus diese Aufgabe übernehmen!"


    An der Seite des Legaten ging er nun zu dem Pflug, um dort den Gehstock entgegennehmen zu können - er konnte sich ja auf den Pflug aufstützen, sodass er ihn nicht brauchen würde.

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