• | Gutmurt


    Gutmurt grübelte über die Anmerkungen Norwigas nach. Was immer auch entschieden werden würde ein Restrisiko blieb immer. Die einzige vernünftige Möglichkeit aus Sicht Gutmurt war der Angriff auf einen Stamm und diesen schnellstmöglich zu besiegen. Und mit den Kriegern wieder zurückzukommen. Zugleich sollte jemand versuchen einen weiteren Stamm umzudrehen und zu versuchen diesen der Föderation beizugeben. Wichtig war auf jeden Fall ein alles entscheidender Sieg und wer dafür besser geeignet als Norwiga. So trat Gutmurt auf Norwiga zu und meinte:
    Norwiga ich sehe eigentlich nur eine Möglichkeit und zwar in dem wir einen Stamm schnell besiegen. Am besten eignet sich dafür der Stamm der Brukterer mit ihrem Anführer Sunno. Sie waren schon immer die Feinde aller anderen und niemand ist wirklich traurig darüber, wenn es den Stamm trifft. Die Bucionobanten ließen sich ggf. auf unsere Seite ziehen. Ich kenne Makrian recht gut und hoffe dass er verständig genug ist. Ziehe los und mache unsere Männer bereit um dein Werk zu beginnen. Ich denke die Elitekrieger werden sicherlich eine ausreichende Stärke darstellen um die Brukterer zu besiegen. Spätestens Morgen müsst ihr unterwegs sein.
    Im Vertrauen denke ich das du mit den Elitekriegern am schnellsten voran kommst. Bis alle Krieger wirklich beieinander sind vergehen sicherlich mehrere Tage und dann dürften die angreifenden Stämme über ihre Spione auch informiert sein.


  • Norwiga eilte nun so schnell es geht zu ihrer Unterkunft und rüstete sich zum Abmarsch. Heute würde sie eine kleine Armee befehligen und gegen einen zahlenmäßig überlegenen Feind antreten. Sie war sich aber sicher dass die Chattischen Krieger dem Gegner weit überlegen waren. Als sie ihr Schwert Graswandir aufnahm vermeinte sie die Erregung des Schwertes zu verspüren wieder im Kampf Blut trinken zu dürfen. Endlich war sie fertig gerüstet und bestieg ihr Pferd um im schnellen Galopp aus der Stadt zu verschwinden. Gutmurt würde noch einen Tag warten bevor er die anderen Stammesführer informieren musste um Norwiga einen Vorsprung zu lassen. Es war Gutmurt wie auch Norwiga klar das Spione überall ihr Handwerk betrieben. Selbst wenn das Risiko bei Entdeckung gnädiger Weise nur den sofortigen Tod nach sich zog. Und so war es auch hier im Gebiet der Föderation schließlich gab es für die anderen Stämme vieles an Informationen die wichtig für sie waren.


    Als Norwiga beim ersten Lager ankam informierte sie die Anführer und ließ gleichzeitig Boten aussenden die die anderen Krieger alarmierte. Währenddessen bereiteten sich die Krieger vor und zogen in einer langen Kolonne dem Feind entgegen. Im Laufe des Tages würden dann die anderen Chatten zu ihnen stoßen und so den Heerzug immer mehr vergrößern. Der Marsch ging durch die germanischen Wälder und schützte Norwigas Leute vor der gewaltigen Kraft der Sonne. So zog der Trupp dahin und erreichte eine Lichtung die von einem Bach gequert wurde. Hier würden sie die Nacht über Rast machen. Die Chatten begannen sogleich ein Lager wie die Römer abzustecken und anschließend auszuheben. Die Lagerstätte war zwar primitiver wie ein römisches Feldlager, aber erfüllte seinen Zweck trotzdem.


    Ruhe herrschte aber im Umkreis des Lagerplatzes bei weitem nicht. Immer wieder strömten neue Kriegerscharen heran und bauten ihre Schutzwälle. Germanien hatte seit langem keine so große Streitmacht mehr gesehen wie die, die Norwiga anführte. Mit Einbruch der Dämmerung wurde es dann etwas ruhiger und das Geräusch der Schlafenden ertönte rings um Norwiga. Wie an vielen anderen Tagen saß sie wieder alleine am Feuer und schärfte ihre Klinge. Heute jedoch leuchtete Graswandir blutrot und bösartig im Feuerschein. Norwiga wurde bewusst wie viele Menschenleben schon durch die Waffe den Tod gefunden hatten. Das war ihr Schicksal für immer eine Kämpferin zu bleiben und nie den Frieden und Geborgenheit einer Familie erfahren zu dürfen. An manchen Tagen verfluchte sie ihr Schicksal das sie zu dem gemacht hatte was sie nun war. So erhob sie sich um noch einige Stunden zu schlafen bevor der Marsch weiterging.



  • Mittlerweile waren Tage vergangen und die Chattenkrieger marschierten unverdrossen Richtung Stammesgebiet der Brukterer. Für ihre Verhältnisse waren die Krieger ruhig und relativ leise unterwegs, doch das Rascheln in den Germanischen Wäldern konnte selbst ein Tauber nicht überhören. Die Krieger hatten sich mittlerweile in fünf große Kolonnen formiert und zogen schweigsam ihrer Wege. Jeden Abend wurden fünf Lager errichtet wie bei den Römern und auf den Wällen sicherten Wachtposten die Schläfer. Endlich kamen sie an das Stammesgebiet der Brukterer. Bis jetzt schien niemand von ihnen Notiz zu nehmen, wo waren nur die Späher oder Kundschafter der Feinde. Konnte ein Stamm wirklich so dumm sein und keine Wachen aufstellen? Tod und Verderben stand vor der Tür und niemand kümmerte es. Wie auch immer Norwiga übernahm die mittlere der fünf Gruppen und alle Gruppen teilten sich nochmals in vier kleinere Trupps.


    Nun zogen 20 Trupps a 100 Krieger los um Tod und Verwüstung unter den Feinden anzurichten. Schon bald stiegen schwere Rauchwolken in den Himmel des Bruktererlandes und verdunkelten den Himmel. Für einen Beobachter war klar dass wieder einmal der Tod seinen Weg in Richtung Brukterer geändert hatte. Kam man näher an die Rauchsäulen heran so war das Kriegsgeschrei der Chatten zu hören, ebenso wie die Verzweiflungsrufe und Todesschreie der dahingemetzelten Männer, Frauen und Kinder. Auch das Vieh schrie verzweifelt seine Not und Pein heraus. Die Chatten erfüllten ihr Werk mit todernsten Gesichtern aber ohne eine sichtbare Regung. Es war immer schlimm für einen Kämpfer keinen richtigen Feind zu haben, sondern die Menschen wie Schlachtvieh zu beseitigen. Siedlung um Siedlung wurde von den Chatten eliminiert niemand entkam der rasenden Meute. Vereinzelte Gehöfte die versteckt lagen entkamen einem grausamen Schicksal, doch die größeren Siedlungen wurden erbarmungslos geschleift.


    Wo waren die Späher, wo waren die Krieger der Brukterer nirgends war von ihnen etwas zu sehen. Die Chatten hatten ohne es zu wissen keinen günstigeren Tag für ihren Überfall erwischen können. Alle Krieger waren von ihrem Fürsten Sunno zusammengerufen worden um sich in der Hauptstadt zu formieren für ihren geplanten Zug gegen die Chattische Föderation. Niemand hatte angenommen dass die Chatten so schnell und derart hart zuschlagen würden. Laut den Spionen waren die Krieger der Föderation gerade erst dabei sich zu sammeln, dass sie aber bereits im Anmarsch waren brachte alle Planung für den großen Zug durcheinander. Für Sunno war es furchtbar hatten er und die anderen Verbündeten fest damit gerechnet, dass ihr Gespräch unbemerkt geblieben war und doch musste es einer der chattischen Spione erfahren haben. So schickte er die Krieger wie sie ankamen sofort wieder zurück in den Kampf gegen die Invasoren. Er selbst schickte noch einige Reiter zu den Freunden um ihnen mitzuteilen, dass er im Kampf mit den Chatten stand und der Plan verraten worden war. Die vier Reiter stoben davon und verschwanden im Dickicht der Wälder. Was Sunno allerdings nicht mehr mitbekam war das zwei der Reiter von ihren Mitstreitern umgebracht wurden. Die zwei überlebenden Krieger trafen sich dann gemeinsam und ritten gemächlich wieder zurück. Sie hatten ihren Auftrag erledigt und dafür gesorgt, dass keine Warnung die anderen verbündeten Gegner erreichen würde.


    So langsam formierte sich der Widerstand der Brukterer und die Krieger der Chatten kamen langsamer voran. Doch wurde eine der Gruppen aufgehalten so drangen die übrigen weiter vor und so mussten die Brukterer wieder zurück. Disziplin und eine gute Organisation machten die Elitekrieger der Föderation zu unbarmherzigen Gegnern und brachten die Verteidiger dazu zu verzweifeln. Ihre in Haufen vorgetragenen Angriffe prallten auf die römisch formierten Angreifer. Durch ihre Überlegenheit in der Bewaffnung gegenüber den Brukterern konnten sie massiv Speersalven auf die Angreifer schleudern ohne dann deswegen entwaffnet zu sein. Wie die Römer drangen die Chatten dann mit Schild und Schwert auf die sich verzweifelt wehrenden Brukterer ein um diese zu vernichten. Gefangene wurden keine gemacht und ein schneller Tod war immer noch besser als ein elendiges Dahinsiechen.


  • Sunno hatte endlich eine kleine Truppe von Kriegern zusammen mit denen er gegen die Chatti antreten wollte. Die vielgepriesenen 3.000 Krieger waren jetzt über das ganze Land verteilt und verstreut. Die Kriegerschar die Sunno den Chatti entgegenwerfen konnte waren nur knappe 700 Kämpfer stark darunter Jung und Alt, geübt und nicht geübt im Kriegshandwerk einfach ein Sammelsurium an Waffentragenden Männern. Und so zog der Haufen mit dem Mut der Verzweiflung gegen den Feind. Es war nicht bekannt wie stark die Chatti waren und wo sie überall über die Brukterer herfielen. Aufs geradewohl marschierten Sunnos Männer los, immer gegenwärtig von den Chatti überfallen zu werden. Auf ihrem Vormarsch trafen sie auf Versprengte Reste von Kriegern die schreckliches über die Kämpfe mit dem Feind zu berichten hatten. Am schlimmsten wütete eine der Chattigruppen die von einer Kriegerin angeführt wurde. Wie eine Furie tobte sie unter den Brukterern und schwang ein bluttriefendes Schwert. Tod und Verderben trafen diejenigen die gegen sie antraten. Das alles hörte sich für Sunno sehr schlecht an, doch mit den dazugewonnenen Kämpfern verstärkte er sich auf immerhin 830 Krieger. Und weiter ging es durch die Wälder durch die die Sonnenstrahlen wärmend ihre Hitze auf Menschen wie die Natur abgaben.


    In der Zwischenzeit hatten sich die Elitekrieger der Chatten tief in feindliches Land hineingefressen und ihr blutiges Tagewerk weiter erfolgreich ausgeführt. Eine blutige Spur der Vernichtung hinter sich herziehend wechselte Norwigas Trupp die Richtung und kam so direkt auf Sunnos Streitmacht zu. Norwigas Kundschafter informierten sie aber rechtzeitig über die Horde an feindlichen Kriegern die auf sie zukam. Rechtzeitig konnte sie so noch Verstärkungen heranrufen und ihre Streitmacht auf 290 Mann erhöhen. Weitere Verstärkungen waren im Anmarsch und würden verspätet in die Schlacht eingreifen können. Norwiga wollte jetzt unbedingt diese vor ihr anmarschierende Kriegergruppe vernichten.


    Auf einer großen Lichtung stellte Norwiga ihre Truppen auf. In der Mitte stand ein massiver Block von Kriegern die die angreifende Streitmacht des Gegners unter Kontrolle bringen sollte flankiert von kleineren Gruppen die seitlich den Gegner umfassen würden. Mit den weiteren Verstärkungen würde dann der Sack zugemacht werden, damit keiner der Brukterer entkommen konnte. Man würde sehen ob sich die Brukterer in die Falle gehen würden.


    Sunnos Streitmacht trat ebenfalls aus dem Wald und sah vor sich eine kleinere Gruppe Chatti die von einer Frau angeführt wurden. Sunno musste grinsen als er das sah. Seit wann hatten Frauen eine Ahnung vom Kriegshandwerk. Die Chatti mussten toll sein sich sowas gefallen zu lassen. Frauen waren nur gut um auf dem Feld zu arbeiten, In der Küche das Essen zu kochen und vor allem Kinder zu bekommen. Wer hatte je gehört dass sie was anderes konnten. Nun das würde ein leichtes Spiel werden mit einer fast dreifachen Übermacht würden sie das Weib und ihre Chatti erledigen. Sunno dankte den Göttern für diesen Glücksfall und war froher Hoffnung die Invasion der Chatti zum Stehen zu bringen. Ohne noch lange Nachzudenken bildeten Sunnos Krieger einen massiven Haufen und stürmten auf den Gegner los. Als sie auch noch sahen, dass die Chatti sich umdrehten und die Flucht ergreifen wollten stürmten sie voller Siegesgier hinterher.


    Als Norwiga sah, dass sie die Brukterer zu einem kompakten Haufen sammelten, also die klassische Formation der Germanen bildeten, konnte sie ein siegessicheres Lächeln nicht vermeiden. Die ihr nahestehenden Krieger sahen ihre Siegesgewissheit und grinsten ebenfalls vor Begeisterung. Jetzt wollte sie alles dafür tun, dass die Falle auch einladend genug wirkte. Der große Block an Kriegern drehte sich um und tat so als ob sie flüchten wollten. Und die Brukterer hatten nichts anderes zu tun als wie die Irren hinterher zu hetzen. Als lief bisher wie am Schnürchen ab und als Norwiga weitere Verstärkungen heraneilen sah ging sie zum Angriff über. Der massive Infanterieblock drehte sich wieder herum und bildete eine dichte Kampflinie die Schilder überlappend. Die hinteren Reihen warfen ihre Speere auf die Brukterer und füllte deren Schilder und Leiber mit Wurfgeschossen. Die vorderen Reihen hatten die Speere eingelegt um die Brukterer auf Abstand zu halten. Das Geschrei der Verletzten und Verstümmelten machte die Lichtung zu einem Irrenhaus. Man konnte sehen wie Männer in die Speere liefen und diese sich durch sie hindurch bohrten und mit einem knirschen aus dem Körper drangen, wie Männer durch Speere an ihren eigenen Schildern hängten und blutroter Schaum sich aus ihren Mündern ergoss oder aber wie von Speeren getroffene Krieger sich vor Schmerz am Boden wälzten und nach ihren Müttern und Göttern riefen. Grausam war das Gefecht anzusehen und doch erkannte man, dass vor allem die Brukterer massive Verluste erlitten. Die Chatti waren gut platziert und reagierten mit einer Disziplin wie römische Legionäre. Und tatsächlich wurde der angreifende Germanentrupp der Brukterer von den Chatti nicht nur aufgehalten, nein sie nahmen ihm auch den Schwung und Elan des Angriffs. Jetzt schoben sich die beiden kleineren Chattigruppen die jeweils links und rechts gewartet hatten nach vorn und begannen die unter Druck geratenen Brukterer seitlich anzugreifen und langsam Schritt für Schritt einzukesseln. Die Chattiverstärkungen waren von Norwiga in einem großen Bogen um das Schlachtfeld gelenkt worden und drangen jetzt mit Siegesgeschrei in den Rücken der Brukterer ein. Der Schrecken war groß und der eingeschlossene Haufen der Brukterer wehrte sich auf das Heftigste. Doch Schritt für Schritt schloss sich der Ring der Chatti weiter um die Eingeschlossenen und drängte sie immer mehr auf einen Ort zusammen. Doch der Vormarsch der Chatti geriet jetzt ins Stocken, denn die Leichenberge um die restlichen Brukterer machen ein vorwärtskommen fast unmöglich. So hielten sie an machten einige Schritte zurück um Abstand von den Verzweifelten Männern zu gewinnen.


    Sunno stand am ganzen Körper blutend inmitten seiner Männer, keiner der nicht verletzt war und alle wunderten sich wie dieses Weib es geschafft hatte aus einem klaren Sieg eine verheerende Niederlage zu machen. Sunno und seine Männer mussten jetzt bitter mit Lehrgeld bezahlen, dass sie eine Frau für unfähig gehalten hatten das Kriegshandwerk zu beherrschen. So rief Sunno aus dem Pulk seiner Männer verzweifelt:


    „Wir ergeben uns und legen unsere Waffen nieder. Wir versprechen dass wir Brukterer der Föderation beitreten werden. Bei allen Göttern wir geben uns geschlagen.“


    Für Norwiga waren diese Worte etwas Schönes, denn dadurch könnten sie wieder einen weiteren Stamm zur Föderation hinzugewinnen. Doch gleichzeitig kam ihr ihr Auftrag ins Gedächtnis und sie musste schweren Herzens innerlich ablehnen. Hier und jetzt ging es darum den ganzen Stamm eine erhebliche Niederloge beizubringen. Nicht mehr und nicht weniger. Norwiga ließ von einigen der Männer die Speere einsammeln und wieder an die Krieger verteilen, ebenso zog sie die Bogenschützen zusammen. Auf ein Zeichen sollte ein Geschoßhagel über die Brukterer niedergehen und ihr Ende vorbereiten. Einige ihrer Männer brachten einen jungen Brukterer heran und ließen ihn vor Norwiga niederfallen. Sie zeigte auf die Eingeschlossenen und meinte:
    Alle Brukterer werden sterben, doch wenn du mir zeigst wie Sunno aussieht musst du nicht mit ihnen sterben.
    In seiner Verzweiflung stammelte der junge Brukterer: „Der große Krieger in der Mitte mit dem silbernen Rüstzeug das ist Sunno.“


    Norwiga nickte und drehte sich zu ihren Kriegern herum und befahl den Beschuss. Auf die Eingekesselten regnete es Geschosse wie sonst nur der Regen Regentropfen fallen lassen kann. Einer nach dem anderen wurde von den Geschossen aufgespießt und beendete sein Leben. Als letzter starb Sunno unter den unzähligen Treffern die seinen Körper durchlöcherten wie ein Sieb. Endlich herrschte Stille und Ruhe und die Chatti durchsuchten den Leichenberg nach Verwundeten die sie schnell töteten. Danach wandte sie sich an die Krieger die den jungen Brukterer festhielten und befahl: „Tötet ihn!“ . Der junge Mann stotterte in seiner Todesangst: „Aber das kannst zu nicht machen, du hast mir versprochen das ich nicht mit ihnen umkommen werde.“ Norwiga sah das Milchgesicht an und meinte dann leise: „Du sagst es, du sagst es ich habe mein Wort gehalten als ich sagte das alle Brukterer sterben müssen und du länger lebst wie die anderen da.“ .


  • Was jetzt folgte war nur noch ein vor sich hinschlachten alles Lebens im Bruktererlande. Die Chatten wurden es müde die hilflosen Menschen sinnlos dahin zu metzeln. Widerstand gab es nur noch selten seitens der Brukterer und wenn dann wurde dieser schnell beseitigt. Dichte Rauchwolken zogen in den blauen Himmel und verdunkelten diesen. Der Geruch nach Blut, Tod und Pein drang aus jeder Ecke des Landes in die Nasen der Überlebenden. Wer es schaffte schlich sich auf Umwegen aus den Wäldern und verschwand so weit weg wie möglich. Viele Familien waren ermordet worden und keine der Flüchtenden hatte nicht jemanden verloren. Das Volk der Brukterer hatte die schwerste Niederlage die es je gegeben hatte erlitten. Viele Brukterer waren jetzt Flüchtlinge ohne Hab und Gut und mussten aus den Wäldern und von hilfsbereiten Menschen leben.


    Tag um Tag verging und Norwiga ließ Gevatter Tod freien Lauf. Wie viele Menschen sie bisher getötet hatte konnte sie nicht mehr sagen. Ein Menschenleben war hier und jetzt nichts mehr wert. Und als so langsam die Ruhe des Todes sich breit machte war es den Chatti recht. Nur endlich aufhören mit dieser sinnlosen Tätigkeit. Für Krieger war der Kampf Mann gegen Mann und Heer gegen Heer das einzig wahre und nicht dieses Gemetzel an Unschuldigen. Selbst der verrohteste Schlächter verlor bei dem was im Bruktererland passiert war die Nerven. So konnte man Kämpfer auch kaputt machen. Menschen einfach auszulöschen ohne sie zu Sklaven zu machen oder sie als Gesinde zu nutzen erschien jedem der Chatti als absolut sinnlos.


    Endlich kam der Befehl von Norwiga aufzuhören. Alle waren zufrieden und ruhten sich erst einmal aus. Diesmal wurden keine Gräben ausgehoben und Wachen aufgestellt, was sollte jetzt noch kommen. Und dieses eine Mal war die Entscheidung richtig, denn Tote stehen nicht mehr auf und Hilfe war auch nicht gekommen. Als die Nacht hereinbrach saßen die meisten Krieger an den Lagerfeuern und stierten mit leeren Augen vor sich hin. Jeder hatte Dinge erlebt über die er nicht sprechen wollte und konnte. Für Norwiga war wieder eine Welt der Träume zusammengebrochen und wieder hatte sie einen Schritt zu einer Anführerin ohne Barmherzigkeit und Mitleid getan. Ihr behakte gar nicht wohin sich ihr Leben entwickelte und ein Gefühl des Missbraucht sein kam in ihr hoch. War sie wirklich Herr über sich oder doch nur eine Marionette von Gutmurt und den anderen Anführern? War das was sie hier gemacht hatte wirklich noch mit dem Leben eines Kriegers zu vereinbaren? Sie wusste es nicht und wollte auch nicht weiter darüber nachdenken. So kam ihr der Gedanke an ihren Liebsten den kleinen Römer wieder in den Sinn. Wie schön würde es sein mit diesem Marcellus zusammen zu sein und viele kleine Kinder um sich rum zu haben.


    Der Morgen graute und die Chatti erhoben sich von ihren Lagern um wieder Richtung Heimat zu ziehen. Sie hatten ein schmutziges Werk getan und dafür gesorgt dass die Chatti einen noch schlechteren Ruf bekamen. Einen Ruf vor dem man sich fürchtete. Dies war anscheinend der Preis um Furcht mit Worten zu verbreiten. Für die Brukterer würde der diesjährige Winter eine harte Belastung darstellen nach dieser schweren Niederlage.


  • Als Norwiga mit ihrem Heer endlich wieder zurückgekommen war in Sinhtgunt der neuen germanischen Hauptstadt der Föderation herrschte buntes treiben unter den zahlreichen Kriegern vor Ort. Die Schmieden arbeiteten auf Hochtouren, Waffen in unzähliger Form und Größe entstanden Tag und Nacht. Als Norwiga mit ihren Kriegern eintraf entbrannte tobender Applaus und eine Begeisterung verbreitete sich über ganz Sinhtgunt. Der Kampf und der große Sieg über die Brukterer hatte sich bereits wie ein Lauffeuer verbreitet und alle Chatti waren glücklich über diesen Erfolg.


    Norwiga aber war nicht zu feiern zu Mute sie hatte die Kämpfe gegen die Brukterer geleitet und selber im Blut gewatet. Sicherlich konnte sie verstehen, dass die Chatti froh waren eine Bedrohung losgeworden zu sein, aber noch gab es Feinde die sich mit den Chatti messen wollten. Erschöpft wie sie war machte sie sich trotzdem auf in Richtung Gutmurt und der Festung.


    Gutmurt sah wie erschöpft Norwiga war und trotzdem musste weitergeplant werden.


    Norwiga gut das du da bist und dazu mit einem überwältigendem Sieg. Ich kann mir vorstellen was wirklich abgelaufen ist. Doch wir müssen weiter machen. Es war gut das wir so früh reagiert hatten dadurch wurden die Brukterer sowie ihre Verbündeten komplett überrascht. Aber nicht nur diese sondern auch unsere Föderationsversammlung. Du kannst dir das Geschrei vorstellen, jeder fühlte sich übergangen und so kann man mit Verbündeten nicht umgehen. Auf jeden Fall hatten sich alle wieder beruhigt und die Spione unserer Gegner sind uns zum Großteil in die Falle gegangen. Jedenfalls wurde der Kriegsrat einberufen als Thing und alle stimmten für den Kampf gegen unsere Feinde. Wir haben jetzt die Überzahl und werden gegen sie ziehen. Wenn es klappt können wir noch jemanden beim Feind überzeugen den ich gut kenne. Jetzt ruhe dich und dein Männer erst mal aus.


    Gutmurt du weisst gar nichts wie es war. Wir haben die Menschen wie Vieh geschlachtet und Grausamkeiten begangen bei denen uns die Götter in die tiefste Verdammnis befördern.

    Norwiga manchmal muss man Dinge tun die so unvorstellbar sind, dass es nur die stärksten Menschen hinbekommen. SO ein Mensch bist du, versuche dich zu erholen ich brauche dich für den nächsten Kampf.


    Norwiga nickte nur und verließ Gutmurt. Sie wollte jetzt nur noch schlafen … schlafen … und vergessen.

  • [Blockierte Grafik: http://www.bdyg.homepage.t-onl…fahrt-sachenbach-l_32.jpg] *


    Diese Dorf ist eine für die Germanen typische Siedlung. Hier leben nur ca. 150 Menschen. Ungeplante war diese Siedlungen einst, besteht sie doch nur aus einzelnen Bauernhöfen mit Äckern und Gärten. Die Häuser stehen meist so weit voneinander entfernt, dass so machncher Römer annehmen könnte, dass die Siedlungen gar kein Dorf sei erkennen konnten. Ja man konnte fast denken, dass jede Familie ganz für sich allein wohne.


    Die einzelnen Häuser waren von Großfamilien bewohnt, meistens 8 bis 10 Familienmitgliedern, Knechten und Mägden. Verwandte Familien bildeten eine Sippe. Der Dorfverband bestand aus mehreren größeren Sippen.


    Dennoch hatte auch diese Siedlung ein Zentrum, einen Dorfplatz wo man sich traf, wo man sich austauschen und auch handeln konnte.


    Die Häuser sind 8 bis 20 Meter lang und 4 bis 6 Meter breit. Hier lebt Mensch und Vieh unter einem Dach. Dazu ist die eine Haushälfte als Stallteil mit Boxen versehen, die andere Hälfte bildet einen einzigen großen Wohnraum.


    Die Häuser bestehen aus einem dreischiffigen Holzgerüst, die Dachbalken werden von zwei Säulenreihen im Hausinneren getragen.
    Die Wände sind aus lehmbeworfenem Flechtwerk gebildet, das Dach aus Stroh oder Schilf.


    An den Längsseiten sind zwei gegenüberliegende Türen. Damit die Wärme nicht abzieht, es gibt keine Fenster sondern nur kleine Luken für die Frischluftzufuhr.
    In der Mitte des Wohnteils dient eine offene Feuerstelle zum Kochen und als Licht- und Wärmequelle. Der Rauch zieht durch ein Loch im Dach ab.


    Es gibt keine Unterteilung in Einzelräume, die gesamte Großfamilie, Männer, Frauen und Kinder, Sklaven und Sklavinnen, hielt sich stets im gleichen Raum auf.


    Als Sitz- und Schlafgelegenheiten dienen fellbedeckte Podeste an den Wänden.
    Möbel gab es nicht, bis auf einen Stuhl für den Hausherrn und eine Holzkiste für die wenigen Habseligkeiten, sowie einen Tisch an dem die Mahlzeiten eingenommen wurden.


    Es herrscht ein reges Leben im Dorf.
    Wer es sich leisten kann, verbringt seine Zeit mit Jagd, Müßiggang, Schlafen und Essen, und überlässt die Bauernarbeit und den Haushalt den Knechten.


    Das Leben des einfachen Mannes besteht dagegen überwiegend aus Arbeit: Feldarbeit, Roden, Pflügen, Sähen, Unkraut jäten, Ernten, Weben, Töpfern, Getreide mahlen, Kleidung nähen, Früchte sammeln und Unzähliges mehr.


    Die Germanen haben viel Freude an Geselligkeit, an Gelagen und Gastfreundschaft.

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    So treffen sich auch heute eine recht große Anzahl an Männern auf dem Dorfplatz und reden über die Unternehmungen der letzen Wochen und wie sie es geschafft haben den Römern ihre Stuern abzunehmen.
    Wulfgar brüstete sich damit es schon über mehre Monate zu treiben. Und die handvoll Männer in dem kleinen Kastell, welches eine knappe Tagesreise weg war konnte ihnen wohl kaum gefährlich werden.
    Ja die Männer trumpften mit ihren Geschichten auf, tranken ihr Bier und belachten die Römer.













    *Quelle: http://www.bdyg.homepage.t-onl…fahrt-sachenbach-l_32.jpg

  • Der Weg war beschwerlich gewesen, da die an Straßen gewöhnten Füße der Legionäre keinen Weg vorgefunden hatten. Mühsam hatten sie sich über den Waldboden bewegt, in jene grobe Richtung, die ihr Centurio ausgemacht hatte. Der kleine Zug an Kämpfern, nur teilweise aufgerüstet und selbst die Scuti waren noch mit dem Lederschutz ummantelt, erreichte schließlich diese Ansammlung an Hütten und Gehöften. Verus wieß mit einer Handbewegung an, dass seine Männer anhalten sollten. "Das muss es sein," sagte er und deutete dann zum Dorf. "Gut," erhob er die Stimme, indem er sich an seine Legionäre wandte.


    "Aufrüsten, volle Bereitschaft," war der Befehl, dem er selbst folgte, indem er die Tragestange mit seinem Gepäck ablegte und den Helm herunterband. Mit geübter Bewegung setzte er den wuchtigen aber prunkvollen Helm aus poliertem Stahlblech auf. Die römischen Soldaten erweiterten ihre bereits angegelegten Brustpanzer (lorica segmentata) um den Helm und entfernten den Schutz von den rechteckigen Schilden. An den bunten aber einheitlich gefärbten Scuti war die Legion gut zu erkennen und auch die Nummernmarkierung in römischer Ziffer machte deutlich, dass sie Römer waren. Verus selbst trug jedoch keine lorica segmenta, sondern eine hochwertige lorica hamata (ein doppeltbeschlagenes Kettenhemd mit ausgestärkten Schultern). Seine Rüstung war deutlich hochwertiger und war sogar an den Schulterverbindungsstücken mit jeweils einem Wappen der Tiberius Familie gesegnet. Neben den polierten Armschienen, die den Schriftzug SPQR trugen und den kunstvollen aber doch einfacheren Beinschienen, die im Lichte eines jeden Schrittes funkelten. Der Militärgürtel klang nach, während der lederne Waffenrock die Oberschenkel mit vielen Lederstreifen schützte. Darunter trug er, wie hier üblich, eine verkürzte aber ausgepelzte Hose. Auch seine Soldaten waren nicht sonderlich schlechter ausgestattet, doch waren ihre Armschienen nicht besonders verziert, sondern waren schlicht ein Streifen Metall, der von Lederriemen gehalten wurde. Man sah Verus das Amt des Centurios nicht nur am quergestellten Helmbusch, sondern auch an der Aufmachung seiner Rüstung an. Ferner wieß auch deren Verarbeitung darauf hin, dass er Patrizier war und deutlich mehr Geld in die Hand genommen hatte, als die üblichen Soldaten, die Leihrüstungen oder durch ihren Sold finanzierte Rüstungen trugen. Verus war inzwischen Besitzer dieses Prunkstücks.


    Doch im Gegensatz zu seinen Soldaten trug er keinen Schild bei sich und hatte sein Gladius links an den Gürtel gebunden. Vermutlich war seine Waffe, neben dem Pugio, dem Stoßdolch, sein wertvollster Besitz. Denn das Gladius und auch der Pugio waren mit Elfenbein beschlagen und ein edles schwarzes Holz wurde am Griff verwendet. Auch war in Gold am Knauf des Gladius das Familienwappen eingelassen. Und der Schwertlauf war mit einer edlen Kerbe versehen worden, in denen ebenso die Buchstaben SPQR eingraviert waren. Verus war stolz darauf, denn diese Waffe war sein persönlicher Garant und Beschützer. Nein, er glaubte zwar nicht an eine Heiligkeit solcher Beschriftungen und Wappen aber sah darin eine Bestätigung seiner Pflicht. Es zeigte an, was er auch sich machen wollte. Irgendwann würde er dieses Gladius an seinen Erben weitergeben und mit ihm auch die Pflichten eines römisches Bürgers. Der Tiberius kontrollierte den Sitz seiner Rüstungsteile, dann zog er einmal das Gladius aus der silber-beschlagenen Scheide, um es im Lichte zu betrachten. Es wirkte akurat und so schob er es zurück. Seine Soldaten taten es ihm gleich, bevor sie ihr Pilum aufnahmen und ihr Scutum. "Zwei Mann bleiben am Gepäck und sichern Hinterland," befahl er knapp, um sich dann mit dem Rest seiner Einheit auf den Weg zu machen. Ihm gingen einige Dinge durch den Kopf. Es machte ihm Angst, hier allein auf sich gestellt, im Barbaricum zu sein und das Gewicht dieser Aufgabe lastete auf seinen jungen Schultern. Seine Männer vertrauten ihm und waren auf seine Entscheidungen angewiesen. Man hatte allerhand Schreckliches von dem Land hinter dem Limes gehört. Natürlich wusste er selbst durch den Kontakt mit vielen Einheimischen, dass vieles auch übertriebene Legende war aber dennoch war immer ein Kern Wahrheit vorhanden. Verus musste sich ein Herz fassen und trat mutig voran, auch wenn er mit jedem Atemzug an seine Heimat dachte. "Zwei Reihen, hinter mir," erweiterte er seine Befehle, als sie in prunkvoller Parade mit schimmernden Rüstungen und der Führung ihres Centurios zum Dorf herabtraten. Jetzt musste man sie sehen und es gab kein zurück. "Roms Licht strahlt weit," meinte der Tiberius murmelnd als er die Hütten genauer betrachten konnte. "Auch an diesen Ort."

  • Gunar beackerte gerade sein Feld. Schließlich wollte sie Saat in den Boden. Eben noch hatte der große Germane Furchen in das Feld gezogen. Nun aber richtete er sich zu voller Größe auf, wischte sich den Schweiß und ein paar der dunkelblonden Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er drückte den von der Arbeit schmerzenden Rücken durch, griff an seinen Gürten um einen Schluck zu trinken. Dabei sah er sich um. Doch schon bald sank die Feldflasche langsam zu Boden und er rief nach seinem Sohn. „Erik!“ Ein Junge im Alter von 10 Jahren erschien unmittelbar auf den Ruf seines Vater hin. „Lauf zum Dorf!“ Gunar deutete in die Richtung der in der Sonnen blitzenden Rüstung. „Lauf zum Dorf und warne alle. Die Römer kommen.“ Es verhieß nie etwas Gutes wenn eine Horde Römer sich hinter dem Limes aufhielt. Es bedeutete Ärger. Und Gunar wusste sehr wohl von den Machenschaften einiger Dorfbewohner. Erik machte sich schnell auf den Weg. Gunar jedoch packte in aller Ruhe seine Werkzeuge zusammen. Bevor auch er in Richtung des Dorfplatzes ging.




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    Einige Kilometer entfernt in einer Hütte im Wald.


    Zwei junge blonde Frauen wurde durch eine dunkelhaarige zur Eile getrieben. „Packt alles zusammen. Hört ihr wirklich alles was ihr braucht. Ihr werdet nicht mehr hier her zurückkommen.“ Die beiden jüngeren Frauen taten wie ihnen geheißen. Schnell wurden die Bündel gepackt und nach nur einer Weile verabschiedeten sich die drei Frauen. Während die Blonden den Weg gen Norden einschlugen ging die dunkelhaarige in Richtung des Dorfes welchem Gefahr drohte. Sie nahm ihren Stab und hüllte sich in ihren aus Fellen gefertigten Mantel. Sie war wütend. Wie oft hatte sie die Bewohner gewarnt? Wie oft hatte sie ihnen gesagt sie sollten sich nicht mit den Römern anlegen? Sie hatte es ihnen prophezeit. Sie hatte ihnen gesagt das es kein gutes Ende nehmen würde. Aber sie hatten in ihrer Arroganz und Geldgier ihre Warnungen in den Wind geschlagen. Sie musste sich beeilen und hoffte, dass sie nicht zu spät kam, den sie musste es verhindern. Ja sie musste es unbedingt verhindern...



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    Erik kam völlig außer Atem auf dem Dorfplatz an. Er brauchte einige Momente bevor er sprechen konnte.
    Römer!“ war das erste Wort welches ihm keuchend über die Lippen kam. Aber dieses Wort reichte schon aus, dass ihm die Aufmerksamkeit aller derer die hier versammelt waren sicher war.
    „Römer... Vater...“ Immer noch rang der Junge nach Atmen. „Vater schickt mich, die Römer sie kommen von Süden.“
    Kaum ausgesprochen herrschte ein reges Treiben im Dorf. Die Männer kamen zusammen, die Frauen brachten die Kinder in die Häuser. „Wulfgar... was machen wir den jetzt?“
    „Nichts... erst mal.“ war die brummige Antwort. „Vielleicht ist es ja nur eine Patrouille“ „Das glaubst du doch selbst nicht!“ „Schnauze.“ Es wurde noch etwas hitzig in der Diskussion, doch man einigte sich darauf zunächst abzuwarten und doch waren die Speere und Äxte griffbereit.

  • Die letzten Schritte wurden immer schwerer. Verus spürte, dass etwas vor sich ging aber konnte nicht genau bestimmen, was wirklich vor sich ging. Man hatte das Dorf erreicht und die Bewohner schienen seltsam ruhig aber verbargen in ihren Gesichtern eine stille Aufregung. Auch fehlten die Frauen und Kinder. Es waren nur Männer, was Verus verunsicherte aber sein Verstand hellwach machte. "Umgebung sichern, zwei Mann bleiben bei mir," befahl der römische Offizier aus Verus heraus, um dieser angespannten Situation römische Disziplin entgegen zu werfen. Die Legionäre begannen einige Germanen sanft zur Seite zu schieben und sicherten die Dorfmitte kreisförmig ab. Rom nahm sich den Raum, den es brauchte, während Verus im Geleit zweier Soldaten zur Dorfmitte ging, eine alte Holzbank bestieg, um weithin sichtbar zu sein. Sein Herz schlug heftig, ließ seinen Blick scharf werden, als er durch die Anwesenden blickte. Überall lagen Speere und Äxte. Verus hatte sie ausgemacht und sah bereits in diesen Objekten eine ernste Gefahr für sich und seine Männer. Germanen kämpften bis zum letzten Atemzug und im Notfall waren sie sogar bereit, ihr eigenes Leben wegzuwerfen, um das zu retten, was ihnen lieb und teuer war. "Rom ist hier," rief Verus laut in die Menge der zurückgedrängten Männer, die nun durch den römischen Kreis von der Mitte ihres eigenen Dorfes getrennt waren. Die Römer bildeten mit ihren großen Schilden einen Wall, der Verus abschirmte, hinter dem die anderen zwei Legionäre seine persönliche Absicherung bildeten. Auch ihre Augen wanderten durch die Menge an potenziellen Feinden. "Versteht man mich?" - fragte er dann doch unsicher und deutete dann auf einen Mann, der sichtbar aus der Menge herausstach, da er sich nicht ganz unterordnete. "Wer ist der Vorsteher dieses Dorfes? Er soll vortreten und mit mir sprechen," brüllte der Tiberius, der mit einer Hand den Knauf seines Schwertes suchte, um darin Sicherheit zu finden. Er kletterte von der Bank und trat in den Schutzkreis seiner Legionäre, wartend auf jene Person, die vortreten würde. Immer noch pochte das Herz und pumpte Blut in seine Adern, die sich am Hals weiteten. Zum Glück verbarg das schwere Leinentuch eines Soldaten, welches Legionäre im Gefecht trugen, seine Unsicherheit und auch jenen Schweiß, der sich bemerkbar machte.

  • Es ging ein Murren durch die Germanen, als die Römer sie beiseite drängte. Dennoch ließen sie sie gewähren – noch.
    Dann verschaffte sich einer der Römer Gehör. Ein älterer Mann übersetzte für die die es nicht verstehen. Wieder schwoll das Murren einige brachte in Gelächter aus.
    „Rom? Was will denn Rom hier?“ „Rom passt in unser Dorf doch gar nicht rein. Oder ist das auch so große Rom viel kleiner als sie uns immer weiß machen wollen?“ Wieder klang das grollende Gelächter über den Platz.*


    Wulfgar hatte sich das Ganze bisher schweigend mit angesehen und angehört. Mit einer kurzen Geste brachte er die Männer zum Schweigen und trat einen Schritt nach vorn.
    „Ich versteh dich. Was willst du hier Römer?“ drang nun die tiefe Stimme Wulfgars über den Platz.“Für Rom haben wir hier keinen Platz. Du bist weit weg von zu Hause.“ Die hinter Wulfgar stehenden Männer brachen wieder in Gelächter aus. Doch täuschte dies nicht darüber hinweg, dass die Stimmung nicht gerade freundlich war. Römer sah man hier jenseits des Limes nicht gern.



    *die Unterhaltung der Dorfbewohner untereinander ist natürlich in dem für den gemeinen Römer unverständlichen Germanisch

  • Verus musste sich zusammenreißen, nicht zu hart über diese Primitivlinge zu urteilen. Kannten sie keine Metaphern? Verus, gebildet und wohl erzogen in römischen Landen, wollte nicht glauben, dass diese Hinterwäldler derart dumm waren aber scheinbar waren sie es, so dass Verus lautstark seufzte. "Ich bin hier, um nach Codex und römischem Recht eine Auskunft zu verlangen, die den allgemeinen Verpflichtungen eines jedes Menschen und Barbaren gegenüber Rom entspricht," verlas er dann seine Interessen und verkleidete, wie für einen höherstehenden Römer gewöhnlich, in feinen Worten mit Rechtsbezug; jedoch ohne eine Schriftrollen in Händen zu halten. Es wirkte so, als ob er selbst eine Schriftrolle war oder diese zumindest auswendig gelernt hatte. Nachdem er seine Sätze abgeschlossen, bemerkte Verus, dass es wohl doch zu viel für diese Germanen war, denn sie mochten ihn zwar verstehen aber mit bestimmten Begriffen zu eröffnen, war sicherlich keine gute Idee. Germanen dachten anders und Verus ahnte bereits, dass seine römische Weltsicht hier nicht die entscheidende Rolle spielte. Innerlich brodelte er bereits und wollte diesem Kaff entkommen, wenn da nicht dieser schändliche Auftrag wäre. "Aus diesem Dorf, dem Villicus Ver'Arga, wurden Übergriffe auf die römische Grenze unternommen und ich bin hier, die Schuldigen festzusetzen und in römische Gerichtsbarkeit zu überführen. Rom verlangt, nach geltendem Anspruch und dem allgemeinen Gewaltmonopol des römischen Staates, eine Herausgabe der Täter oder weitere Informationen über deren Verbleib," setzte er fort und versteckte in diesen Worten bereits eine stille Drohung gegen die Germannen, ohne es wirklich zu wissen. Für ihn als Römer und Amsträger des Staates war es ganz normal Dinge einzufordern, denn Rom war alles und wer konnte sich Rom entziehen? Verus dachte nicht daran, dass jemand absichtlich gegen Rom handeln konnte. Wenn er es tat, war er ein Verbrecher und musste bestraft werden. Ein normaler Mensch würde niemals gegen Rom handeln. Verus machte sich sein Weltbild derzeit noch sehr einfach, denn trotz seiner Erfahrungen bedeutete ihm Rom immer noch viel, da es für Zivilisation, Recht und Ordnung stand. Es war ein Licht in einer ansonsten tristen Welt. Nun blickte er durch die Gesichter in der Hoffnung eine positive Regung zu sehen, was er jedoch schnell aufgab. Scheinbar wollten sie römischen Recht spüren und nicht nur hören. Verus schluckte erneut, während der Schweiß seinem Nacken entlang lief. Auch seine Hände wurden schwitzig, da er mit seiner normalen Herangehensweise hier nicht weiter kam.

  • Die die des Römers Sprache verstanden schaute ihn verständnislos an. Der Rest tat dies ebenso, nachdem man ihnen übersetzt hatte, was der Typ das faselte. "Was will der?" "Keine Ahnung." "Ich versteh auch kein Wort." „Der hat doch eindeutig eine römische Tabula verschluckt.“ Sagte einer. Gelächter brach aus. „Sein Name ist bestimmt Schriftrolle.“ setzte ein nächster nach. Wieder lachte alle. Wulfgar glaubte jedoch zu verstehen und dennoch konnte auch er sich ein höhnisches Lachen nicht verkneifen. „Nun Soldat Schriftrolle.“ fing er an und seine Männer lachten schon wieder. Doch Wulfgar gebot ihnen mit einem Handzeichen einhalt. „Dein Rom ist weit weg. Dein römisches Recht endet am Limes. Hier gilt unser Recht unsere Sitten. Dein Recht ist hier weniger Wert als der Dreck unter meinen Nägeln.“ Die Stimme des Germanen schwoll an und nun schwang auch eine Drohung mit. „Wir werden niemand an dich übergeben. Niemand wir hier nach dem recht Roms gerichtet. Wenn einer gegen unsere Sitten verstoßen hat, dann wird er von uns im Thing gerichtet. Aber sicher nicht von euch Römer.“ Wäre ja noch schöner. Er mpsste sich ja selbst ausliefern. Aber nach seinem Recht hatte er ja auch nichts verbrochen. Schließlich waren es die Römer, die dieses Geld von ihnen erpressten. Und der winter war lang und hart. Sie nahmen sich halt was sie brauchten. Und die Römer bewachten ihre Tranzporte ja auch so gut wie gar nicht, dass war ja wohl förmlich einen Einladung.Doch der Germanen hatte noch nicht genug gesagt. „Römer, ich denke du solltest nun deine Männer nehmen und gehen... sonst...“ Er ließ die Drohung unausgesprochen. Es war auch gar nicht nötig weitere Worte zu verwenden. Seinen Männer hatten den Wink verstanden und waren nun in unmittelbarer Nähe ihrer Waffen. Wenn die Römer nicht gehen würden, dann würde man sie eben dazu zwingen. Schließlich waren sie hier nicht mehr auf dem Gebiet Roms sondern im freien Germanien. Hier galt nur ein Recht und zwar das des Stärkeren und jeder der Männer hier war bereit auszufechten, wer denn der Stärkere war.
    So sahen sich nun also die Römer 50 oder vielleicht 60 Germanen gegenüber, die bereit waren sie wenn nötig mit Gewalt aus ihrem Dorf zu vertreiben.

  • Was brabbelten diese Leute dort? Verus verstand nicht ganz und war bereits sichtbar ungehalten über diese Barbaren, die einfach nicht verstanden, dass es hier um mehr ging als nur Stammesrituale oder Befindlichkeiten. Es ging um das Recht. Ein Recht, das keine Fragen erlaubte und allein einer gerechten Ordnung diente. Rom war alles. Es war immer alles gewesen. Ohne Rom und seine Gesetze wäre nur Chaos in der Welt. Verus war nicht dumm aber naiv genug daran zu glauben, dass Rom mehr als nur eine Stadt war. Mehr als nur Imperium. Es war für ihn ein Licht, ein Traum und eine Idee. Rom war gleichbedeutend mit Zivilisation. Ohne Rom würde es keine Annehmlichkeiten, keine Gesellschaft und auch keine Kultur geben. Selbst die griechischen Städte hatten sich gebeugt und waren im Imperium aufgegangen. Sie hatten einst große Kulturen besäßen, waren mächtig gewesen aber auch sie mussten erkennen, dass die römische Idee in einem göttlichen Feuer brannte und einen großen Schatten warf. Selbst die griechische Philosophie war mit dem Ruhme Roms verbunden. Verus, gebildet und wissend darum, dass diese Barbaren niemals eine staatskulturelle Idee verstehen würden; niemals verstehen würden, was Rom war und es sogar zerstören wollten, war hier eine Grenze erreicht, die er nicht mehr mitgehen konnte. Sie traten mit ihren Worten seine Werte mit Füßen. Der Anführer sprach giftige Worte und beleidigte ihn nicht nur mit einem lächerlichen Namen, sondern auch die Vernunft.


    "Sitten und Gebräuche außerhalb des römischen Rechtes sind ...," wollte der Tiberius erklären aber sparte sich die weiteren Worte. Rom war verletzt worden. Nicht nur durch Überfälle, Brandschatzungen und Raub, sondern auch die Beleidigungen. Mit ihrer bloßen Existenz begannen sie die Idee zu beleidigen. Und nun baten sie auch noch an, sie ziehen zu lassen. Es waren Soldaten Roms, die unter der Androhung von Barbaren weichen sollten? Natürlich hatte Verus Angst, fürchtete sogar diese Männer, die einen Kopf größer als er waren und doch war dort etwas in ihm: Stolz. Dieser römische Stolz wuchs in ihm. Es war seine Erziehung, sein Stand und sein Eid, die diesen Stolz begossen und wachsen ließen. Der Baum seiner eigenen Unvernunft erhob sich bereits weit und hatte zu vielen Fehlern geführt. Verus glaubte zu viel und fühlte zu wenig. Trotz seines guten Herzens sah er nur eines vor sich: eine feindliche Macht. Eine Macht, die Rom seines Lichtes berauben wollte. Seine Gedanken überzeichneten die Situation, machten sie größer und gefährlicher. Er hätte einfach gehen können, diese Überfälle für beendet erklären können und doch tat er es nicht. Hier würde eine Linie gezogen. Eine neue Grenze. Nein, es war nicht seine Sehnsucht nach Heldentum, nicht nach großen Geschichten, sondern das erste mal in seinem Leben konnte er wirklich eine Linie ziehen. Immer hatten andere für ihn bestimmt. Immer war er gefolgt aber nun konnte er dieser Welt zeigen, dass mehr in ihm steckte als nur ein patrizischer Sohn, der auf der Schattenseite des Lebens stand. Nein, er glaubte nicht an die Götter aber er glaubte an die Macht Roms, die diese Welt vor dem heraufziehenden Chaos retten konnte. Die Pax Romana war real. Sie war möglich, immer wieder. Rom war Vernunft gegen seine eigene Unvernunft, hier an diesen Ort gekommen zu sein."Ihr alle beleidigt Rom," rief Verus den Germanen zu und insbesondere Wulfgar. "Ihr alle beleidigt Rom," wiederholte er seine Worte etwas leiser. Einst hatten sie Rom gedemütigt, viele wertvolle römische Seelen dahin gerafft, und nun spuckten sie erneut auf den Wert der Ordnung. Der Tiberius machte seine Linke zur Faust, ballte sie und die Knochen knackten. Zorn stieg auf. Er wollte es friedlich lösen. Er wollte vernünftig und warmherzig agieren aber scheiterte an der primitiven Lebensweise der Barbaren, die über ihn und Rom lachten. Sie bedrohten Rom. Der Eid rief seine Stimme und Rom musste wieder mehr wert sein. Wenn sie nicht verstehen wollten, sollten sie fürchten. Sie sollten sehen, was Gesetz ohne Beachtung war. "Du wirst die Täter ausliefern. Du wirst Rom dienen oder du wirst hier mit diesem Dorf enden," warf er eine Drohung zurück. Was hatte er da gesagt? Die Angst und der Zorn über diese Frechheit ließen den jungen Geist unbestimmt reagieren. Verus wunderte sich über sich selbst. Wie konnte das geschehen? Warum war er so unbeherzt? Der Tiberius zweifelte erneut an sich. Nein, er wollte nicht grausam werden aber musste es sein. Diese Barbaren traten alles mit Füßen. Nicht nur seine Person, sondern auch alles, was ihm etwas bedeutete. Es war der Eid, der forderte. Verus zog seine Klinge vom Gürtel und rammte sie wutentbrannt in den Tisch vor sich, so dass das Holz auseianander sprang. Der Tisch, wohl alt und morsch, zerfiel ihn zwei Hälften. Der junge Centurio war wütend und dieser Zorn musste ausbrechen, damit er nicht weiter seinen Verstand vernebelte. Er wollte hier weg aber konnte es nicht. Verus beobachtete, wie der Tisch zusammenbrach und betrachtete die funkelnde Klinge in seinen Händen. "Was ist aus mir geworden," sprach er leise zu sich selbst, als seine Augen glasig wurden. Nein, das war nicht sein Rom. Nein, das war nicht seine Idee. Was war mit seinem Verstand, seiner Seele, geschehen? Hatte ihn Germanien verändert? War es der Wunsch sich an diese Idee zu klammern, die die Idee pervetiert hatte? Tiberius Verus strauchelte einen Schritt zurück, während die Legionäre diesen Ausbruch an Aggression als Zeichen nahmen, einen Schritt näher zusammen zu rücken. Jedoch schlossen sie noch nicht ihre Linien, sondern nahmen nur ihre Pilae auf, um diese im Zweifel zu werfen oder im Notfall (im Gegensatz zum regulären Gebrauch) als schnelle Stichwaffe zu nehmen, bevor sie ihr Gladius ziehen konnten. Verus betrachtete immer noch seine Klinge, vollkommen abwesend, wandte er die Schneide im Licht hin und her. Was war aus ihm geworden? Ein Mörder? Ein Kriegslüstling? Ein unvernunftiger Zürnender? Was hatte ihn verdammt? Hatte er die Götter verdammt oder er sich selbst? Verus kannte keinen Antworten und blickte leblos zu Wulfgar, der wie Hohn zu ihm blickte. "Du verstehst nicht," rief er laut aber meinte damit sich selbst. "Ich diene dem Ruhme Roms," sagte Verus dann wieder sehr leise, fast brummelnd. Er war überfordert.

  • Die Minen der Germanen verdüsterten sich. Sie sollten nicht verstehen. Oh sie verstanden sehr wohl. Dieser Römer kam hier her und wollte ihnen das Recht der Römer oktroyieren.
    Er forderte, dass sie nach einem Recht handeln sollten, welches ihnen fremd war.
    Wulfgars Miene sprach Bände, als der Römer ihm drohte, dass er mit seinem Dorf untergehen würde. Er drohte also nicht nur ihm, sondern der ganzen Sippe. Und dennoch entging es dem erfahrenen Kämpfer nicht, dass der Römer, der so große Töne spuckte Angst hatte. Ja man konnte die Angst aller hier anwesenden Römer förmlich spüren. Und das unterschied sie von den Germanen. Denn jeder der Männer des Dorfes wäre ohne mit der Wimper zu zucken bereit für seine Sippe in die Schlacht zu ziehen und wenn es denn die Götter so wollten zu sterben. Nichts war ehrenvoller als auf dem Schlachtfeld zu sterben.
    Wulfgar erwiderte nichts. Nein hier waren der Worte genug gewechselt. Sie würde mit Worten nicht zu einer Einigung kommen.
    Ein paar Augenblicke herrschte absolute gespannte Stille. Niemand regte sie niemand sprach ein Wort.
    Auf ein kleines Zeichen Wulfgars hin, wussten die Männer was zu tun war. Die Germanen senkten kurz ihre Köpfe, ein Schrei ähnlich dem eines Vogels gellte durch das Dorf.
    Augenblicklich nahmen die Männer ihre Speere, Schilde und Äxte auf. Und griffen unmittelbar die lockere Formation der Römer an. Aufgrund der Überraschung und der Überlegenheit an Körpergröße gelang dem einen oder anderen Germanen ein kräftiger Hieb auf die Helme einzelner Römer bevor diese mit ihrem Pilae agieren konnten.
    Die getroffenen brachen unter der der Wucht des Schlages zusammen und gingen zu Boden. Waren sie erstmal dort, setzte der Angreifer erbarmungslos nach. Auch einige der angreifenden Germanen gingen getroffen zu Boden. Blut aus den Wunden der Toten und Verletzen begann damit den Dorfplatz rot zu färben.
    In den Augen der Germanen konnte man, auch wenn einer aus ihren Reihen fiel wilde Entschlossenheit erkennen. Sie drängte die Römer weg von der Mitte ihres Dorfes in Richtung der Gassen zwischen den Häusern.
    Dies hier würde heute blutig und tödlich werden und die Germanen ließen keinen Zweifel daran, dass sie bis zum letzten Mann kämpfen würde und der Kampf erst dann beendet wäre, wenn der letzte Römer gefallen war.

  • Verus konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren, da sein eigener Verstand in einer Endlosschleife aus seinen eigenen Dämonen gefangen war. Die erste Welle an Gewalt brandete über seine Männer, die sich mit Mühe erwehren konnten und doch fielen einige Männer zu Boden und konnten nicht mehr gerettet werden. Seine zwei Legionäre, die ihn absicherten, packten ihren Centurio, zogen ihn einige Meter zurück in eine Gasse. Die anderen Überlebenden folgten dem Helmbusch ihres Anführers und schlossen ihre Schilde in einer Reihe zusammen, um in die Gasse rückwärtsgehend zu folgen. Die Römer wurden nicht getrennt, und doch waren sie unter Bedrängnis geraten, da sie trotz der überlegenen Ausrüstung von allen Seiten angegriffen wurden, selbst aus den Hausöffnungen und fensterlosen Rahmen. Überall schnellten Klingen oder Spitzwaffen hervor. Umschlossen von den Schilden seiner Männer waren sie eingekeilt, während Verus versuchte die Situation zu verstehen. Erst nach einigen Atemzügen fand er sich im Moment wieder, während sein Herz raste. Doch die Zeit schien in langsamer Fassung zu verlaufen. Er betrachtete die Situation, wie die Waffen auf die Schilde seiner Soldaten trafen, die sich mühsam erwehrten und sogar einige Pilae schleudern konnten und schließlich mit ihren Kurzschwestern über die Schilde hinweg in die heranbrechende Menge stachen. "Centurio," brüllte ihn ein Soldat an, der bemerkt hatte, dass Verus abwesend war. "Befehle," wollte er wissen und stand direkt vor Verus mit erhobenem Scutum, in Richtung Feind. "Kämpft, Linie halten, achtet auf die Seiten," erhob Verus seine Stimme und blickte zum jungen Legionär, der gerade Befehle eingefordert hatte. Doch da passierte es und ein krummes Küchenmesser, geführt von der Hand einer Frau, stach in die Kehle des Soldaten, da dieser sich zu Verus gewandt hatte. Dem jungen Tiberius spritzte Blut ins Gesicht, was ihn erneut ängstlich und schockiert stehen ließ. Er wusste nicht damit umzugehen und doch fand er den Mut mit seinem Gladius in die Öffnung zu stechen. Er traf die ältere Frau mit ihren langen Haaren direkt ins Auge, die sofort aufschrie. Sie fiel zurück in den Innenraum, während er mit zitternden Augen das Gladius zurücknahm, um zum sterbenden Legionär herab zu blicken. Er wollte sich herabbeugen, doch die Linie schob sich auch ohne seinen Befehl weiter, da sich die Römer Schritt um Schritt zurückzogen, doch es war bereits zu spät, da sie umschlossen worden waren und sie waren nun in dieser Gasse eingesperrt. Von beiden Seiten prügelten allerhand Waffen auf sie ein. Verus konnte das metallische Scheppern, das Geschrei und das Getummel hören, da er selbst einen Schlag auf seinen Nackenschild erhielt und mit dem Kopf zusammensank. Er wandte sich einmal herum und sah einen jungen Germanen, fast noch ein Kind, welcher mit einer Axt nur knapp seine vitale Linie verfehlt hatte. Verus packte den Germanen, zog ihn aus der Tür und rammte ihm mit voller Wucht das Gladius in den Bauch, sodass warmes Blut über seine eigene Hand lief. Er spürte dessen Wärme, während er dem jungen Mann tief in die Augen blickte. Die Pupillen seines Gegenübers weiteten sich, bis sie schließlich zusammenfielen und die Augen leer wurden. Verus hatte gesehen, wie das Leben aus dem Feind gewichen war, während dieser noch einen stöhnenden Atemzug in seine Richtung hauchte. Dann zog Verus die Klinge aus dem Unterleib, noch einmal sackte etwas Blut noch, fiel auf seine Militärsandalen und machte sie feucht. Verus betrachtete noch einen Moment den Toten, der wie eine Puppe, auf dem Boden zusammenrollte. Mit einem Fußtritt trat er dessen Kopf in den Boden und deutete seinen Männern, beide Seiten zu verteidigen. Er selbst entschied sich die rückwärtige Seite, zum Wald hin, zu unterstützen. Er hatte die kalte Tapferkeit gefunden, denn seine Emotionen waren in diesem Moment tot. Er ließ seine Dämonen frei und handelte schlicht. Rom war hier fern. Sehr fern sogar. Kalte Nadelstiche bohrten sich in seine Seele, die kaum noch Mensch war, sondern Bestie, die sich in die Menge seiner Männer warf, um diese mit einigen Stichbewegungen in die Richtung der germanischen Angreifer zu unterstützen. Er traf einen Germanen ungünstig im Gesicht, als dieser sein Schild leicht senken musste und durchtrennte den Kiefer, der schließlich gekippt zur Seite fiel. Verus angewidert nahm sein Gladius zurück, während der Germane aus der Menge ausscherte, um auf dem Boden knieend versuchte zu verstehen, was geschehen war. Verus keuchte schwer, als ein Speer in den Innenraum des Schildwalles seiner Legionäre flog und unweit seiner Position im Boden stecken blieb. Verus wandte sich vom leidenden Germanen ab und betrachtete für einen schnellen Atemzug den Speer, den er mit einer krummen Bewegung herausriss, um mit diesem einem Germanen, der von einem Hausdach in die Menge springen wollte, in den Hals zu stechen. Der Germane, erhoben mit zwei Äxten in der Hand, fiel vom Dach und starb mit aufgerissenen Augen im Schildwall der Römer. Verus ließ den Speer fallen, da dies nicht seine Waffe war. Er blieb bei seiner geübten Waffe, dem Gladius, welches bluttropfend ruhig in seiner verkrampften Hand lag.


    "Weiter," befahl Verus, der erneut in Richtung Wald deutete und seine Männer begannen mit ihren Schilden zu schieben; immer fester, wie sie es gelernt hatten. Schritt um Schritt, auch unter Bedrohung durch Waffen, die auf ihre Helme und Schilde schlugen, drückten sie dagegen an. Immer wieder untermauert durch schnelle Stichbewegungen in Richtung Feind. Verus blickte sich erneut umher, und bemerkte, dass die rückwärtige Linie schwächelte, so dass er die Seite wechselte, um dort zu helfen. Erneut stach er kräftig mit seinem Gladius seitlich am Schild vorbei und traf einen Germanen in die Unterseite seiner Achsel; wohl ein tödlicher Treffer, da dieser zwar noch seinen Hieb auf das Scutum eines Legionärs ausführte aber dann schlicht nach Hinten kippte. Die Axt blieb im Scutum an der Kante stecken und fiel erst durch einen kräftigen Ruck des betreffenen Soldaten ab. Immer wieder mussten die Römer kraftvoll gegen den Ansturm ihre Schilde heben, sich gegenseitig decken, um nicht noch mehr Männer zu verlieren. Doch da passierte es wieder. Wieder stürmte ein Germane aus einer Hausöffnung in die Mitte, gefolgt von zwei weiteren. Verus, der einzige Römer, der ungebunden von einer Verteidigungslinie war, musste reagieren. Mit einer fast schwungvollen Kreisbewegung schlug mit seiner Waffenhand in den Schulterbereich eines Germanen, so dass die Klinge bis auf den Knochen eindrang, dann zog er diesen Feind mit einem gezielten Tritt in einen unteren schmerzlichen Bereich ausser Gefecht und wandte sich dann den anderen beiden zu, die jeweils einen Schild und einen Speer trugen. Einer stach zu, doch Verus wehrte den ungezielten Versuch mit einer auftauchenden Armbewegung ab, so dass die Spitze des Speers über seine gepanzerte Armschiene rutschte, was ein scharbendes Geräusch von sich gab, dann drückte mit seiner freien Hand das Schild herunter, um dem Germanen ins Gesicht zu stechen. Verus drehte sich dabei leicht ein, so dass der andere Germane zwar ausholen konnte und wollte ihn sogar mit dem Schild zurückstoßen, doch traf seinen Genossen. Verus konnte seinen Stich vollführen und die Kehle wurde querläufig aufgeschnitten. Der andere Germane torkelte zurück als er bemerkt hatte, dass er seinem Freund nicht wirklich eine Hilfe war und dieser sicherlich seine Reise in die Nachwelt antrat. Verus atmete schwer und hob erneut sein Gladius an. Der Germane tat etwas Ungewöhnliches, warf sein Schild zur Seite und auch den Speer, um mit einer seltsamen Axt vom Gürtel ziehend, auf ihn loszustürmen. Verus musste mühsam zur Seite springen aber wurde doch getroffen als die Axt auf seine Schulterpanzerung schlug. Die oberen Ringe brachen und zerissen aber die Axt drang nicht durch das Kettenhemd. Dennoch spürte Verus den Hieb und musste mühsam ausweichen, so dass er dem Feind nur noch in den Oberschenkel stechen konnte. Tief drang sein scharfes Gladius ein und traf eine wichtige Blutverbindung, die in großen Menge herausölte und den Germanen schnell müde werden ließ, so dass dieser keinen weiteren Hieb ausführen konnte und schlicht zusammen sackte, um auf dem Boden müde zu röcheln. Verus, als Centurio Roms, musste dieses Leben, da es immer noch eine Gefahr sein konnte, beenden und beugte sich auf die Knie herab, um mit einer ebenso müden Bewegung in den Halsbereich des Feindes zu stechen. Immer wieder wiederholte er diese Bewegung, bis auch ihn langsam die Kraft verließ. Auf dem Gladius stützend, gebeugt über den Toten, holte Verus tief Luft, um in die Linien seiner Leute zu blicken. Da bemerkte er, dass der Germane, welcher nun seinen Oberarm hielt, welchen er vor wenigen Momenten mit einem Tritt vorübergehend bestraft hatte, auf ihn zu kroch, um mit einem Messer im Gebiss, Verus anzugreifen. Kurz bevor er Verus erreichte, nahm er das Messer aus dem Mund, während seine Armwunde erneut ausblutete. Verus musste handeln und stand schlicht auf, trat mehrfach mit seinen Nägel besetzten Sandalen ins Gesicht des Feindes, bevor dieser zustechen konnte. Doch die Klinge traf seine vordere Beinschiene, rutschte zur Seite und hinterließ, weil mit Kraft bewegt, einen Druckschmerz unter dem Metall seiner Panzerung. Schließlich stach Verus mit einer uneleganten Bewegung ins Genick des Feindes. Es knackte laut, was den Tibeirus erneut anwiderte, da er genau zwischen zwei Halswirbel gerutscht war. Die Anstrengung stand in seinem kalten Angesicht, welches keine Zärtlichkeit mehr aufwieß. Es ging hier um das nackte Überleben. Während er die Klinge herauszog, mit einer Schleuderbewegung erneut eine Menge Blut von der Klinge enfernte, wandte er sich an die Schildlinie zum Wald, welche erneut zwei Männer verloren hatte. "Halten," befahl er, während er selbst ein Scutum aufnahm, um einen fehlenden Platz zu besetzen.


    Auf dem Hügel vor dem Dorf hatten inzwischen auch die abgestellten Legionäre, die beiden die jenes Gepäck der Einheit bewachten, bemerkt, dass dort unten Schlachtlärm tobte. Sie hatten einen Blick gewagt und warteten schockiert, dass ihre Kameraden ausbrechen konnten aber dies geschah nicht. Beide blickten sich an und entschieden sich, nachdem man die Schlacht als verloren betrachtete, in Richtung Praesidio zurückzuziehen, um Hilfe zu holen. Um nicht als Feiglinge zu erscheinen, hoben sie ihre Schilde an, kippten diese einmal nach Links und einmal nach Rechts, um den Centurio um ein Zeichen zu bitten, doch dieser konnte sie nicht sehen. Schließlich rückten sie ab, und zwar in schnellen Schritten. Ihre Kameraden brauchten schnell Hilfe.

  • Ja es wurde blutig und brutal. Aber der Kampf war ja nun auch nicht dazu gedacht irgendwelche Zuschauer zu belustigen. Nein hier ging es um das nackte Überleben und darum den Angreifer niederzuringen. Die Germanen kämpften mit allem was sie hatten. Mit ihrer Waffen oder Alltagsgegenständen die jetzt und hier als Waffe herhalten mussten. Und es kämpfte jeder. Wirklich jeder. Auch die Frauen, die sich in den Häusern verschanzt hatten. Sie beobachteten durch die Luftschlitze den Kampf und wenn sich ein Römer diesen oder der Tür näherte kamen urplötzlich Messer aus den Luken hervor oder die Tür wurde aufgerissen um einen Feind den tödlichen Stoß zu versetzen. Ja das war wohl etwa somit die Römer nicht gerechnet hatten. So verschwand auch der ein oder andere im Inneren einer der Häuser und wurde dort – überrascht von der Situation – niedergemetzelt. So starb auch ein junger Legionär mit vor Schreck geweiteten Augen, als mehere Frauen mit Messer auf ihn einstachen.
    Die Römer wurden immer weiter weg von der Dorfmitte in die unübersichtlichen Gassen getrieben. Hier waren die Barbaren eindeutig im Vorteil, denn hier konnten die Römer ihre Überlegenheit im feldkampf nicht ausspielen.
    Es waren erfahrene Kämpfer unter den Männer, die sehr wohl wussten, dass man den Römern in einer offenen Feldschlacht nicht gewachsen sein würde und so war das Bestreben die Römer bis zum Erreichen des Dorfrandes vernichtend zu schlagen. Sie so zu schlagen, dass ihre Moral gebrochen wurde und die übrigbleibenden Reste fliehen würden und eben nicht auf offenem Feld ein Formation bilden würden.
    Beide Seiten schenkten sich nicht. Wurde ein Germane an der einen Stelle brutal niedergemetzelt, erging es einem Legionär an anderer Stelle nicht anders.
    Der einzige Unterschied war wohl, dass die fallenden, sterbenden Kämpfer der Germanen – so sie den konnten – die Worte „Walhall ich komme!“ riefen. Ja für die Römer musste es gar so wirken, als begrüßten sie den Tod.
    Wulfgar, der wohl der erfahrenste Kämpfer von ihnen allen war und neben noch zwei anderen ein Schwert besaß, teilte unbarmherzige Hiebe in Richtung der Römer aus. Mal traf das Schwert ein Schild. Mal traf es einen Römer, an Kopf oder Schulter. Mal wurde es so geführt, dass das Schwert unterhalb des Schildes in Richtung der Beine geführt wurde.
    Wulfgar gab immer wieder Anweisungen. Und er behielt den Anführer der Römer im Auge. Ihn musste er zu Fall bringen, dann wäre die Moral der Truppe gebrochen. Dabei stellte der German fast schon überrascht fest, dass der eben noch ängstlich wirkende Mann eine Veränderung erfahren hatte. Der Römer kämpfte gut, dass musste der Germane anerkennen. War er nach der Vorstellung auf dem Dorfplatz doch davon ausgegangen das der Römer – welcher scheinbar nur aus Gesetzestexten bestand – als erster das Weite suchen würde.
    Aber auch wenn er gut kämpfte und ein Germane das durchaus anerkannte, musste der Mann sterben, damit der Rest in die Flucht geschlagen wurde.
    So bahnte sich der Germane weiter seinen Weg in Richtung des Tribuns und teilte dabei seinen Schläge in alle Richtungen aus.

    - - - - -


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    Idun ging schnell in der Stille des Waldes konnte sie die eindeutigen Geräusche einer Schlacht erkennen. Das klingen von Metall auf Metall war weithin zu hören. Auch die Schmerzensschrei der Versetzten und Sterbenden lag klage voll in der Luft.
    „Oh ihr Götter macht das ich nicht zu spät komme.“ Idun begann zu Laufen. Unweit sich konnte sie zwei Soldaten erkennen, die in Richtung des Limes liefen. Was die Germanin dazu veranlasste noch schneller zu laufen. Sie durfte nicht zu spät kommen.

  • Die Wehklage der Sterbenden lag in seinen Ohren, als Verus mühsam das Scutum hielt, um einige Schläge von den wütenden Bestien abzuhalten, die mit ihren behelfsmäßigen Waffen oder Speeren gegen den Schildwall brandeten. Immer wieder spürte er, wie Schläge auf seinem Helm niedergingen und das Metall zu verformen begannen. Sein Helmbusch riss ab, fiel in den Schlamm des Bodens, der mit Blut durchsetzt war. Das Blut fand sich in kleinen Rinnsalen wieder, welcher in die Fußspuren liefen. Verus bemerkte, dass sein Standeszeichen abgerissen war und musste mühsam begreifen, dass diese Situation nicht mehr zu retten war. Angst, echte Todesangst, machte sich breit und so dachte er an seine Calena, seine Familie und an das, was er aus Eitelkeit und Stolz weitab von hier zurückgelassen hatte. Er bereute seine Lebensentscheidungen. Er war nie ein tapferer Soldat gewesen, der den Tod wirklich ersehnte und Roms Bild bekam gerade erhebliche Risse. Verus, so erschöpft er war, konnte nicht einmal mit seinem Waffenarm über den Schild stechen, so dass er leblos seine Männer neben sich anblickte. Ein Hühne von Germanen, der Anführer, wie er ausmachte, näherte sich der rückwärtigen Linie, während Verus seine Augen weitete. Sein Blick war nach Hinten gewandert. Dort fand er das kalte Grauen. Ein Germanen, der voller Todeswillen, in die Linie schlug. Es war nicht mehr viel Zeit.


    Die rückwärtige Linie würde bald brechen. Neben Verus brach ein Soldat mit einem Speer in der Kehle steckend zu Boden, während zwei Germanen beidhändig den Speer führten, um den Legionär niederzustrecken. Mit dem Speer drückten sie ihn hinab. Der Soldat gurgelte sein eigenes Blut, was Verus zutiefst erschreckte. Der römische Helm fiel von seinem Haupt und gab das volle Angesicht frei. Der Soldat starb voller Pein und diese Agonie zeichnete sich in seinen Augen ab. Sein Scutum klappte schlicht um, verließ seine Hand und lag als Bodenplatte eines Toten im Schlamm. Es trug die Spuren der Schlecht, denn es war völlig zerkratzt, vernarbt und zerschlagen; aber wollte nicht aufgeben, denn es war durchaus stabil gebaut. Verus wurde wütend, erneut fand er Kraft, diese Germanen zu richten für dieses grausame Leid, was sie anrichteten. Mit einer schnellen Bewegung schlug mit der Unterkante des Schildes mehrfach gegen die Kniescheiben eines Feindes vor sich, der aufschrie und sich leicht beugte. Der inzwischen im Töten geübte Legionär Verus konnte die Chance nutzen und rammte mit einer eifrigen Stichbewegung die Klinge in die Brust des ungeschützten Germanen. Blut spritzte aus dem brechenden Brustkorb auf das große Scutum des Centurios, welcher es wieder schützend erhob, nachdem er seinen Schwertarm in den Schutz zurückgezogen hatte, um die Waffe dann auf der Kante aus Metall seines Schildes stichbereit abzulegen. Die einfache Kleidung des Gegners färbte sich rot, während er torkelnd und wankend die Reihe verließ, um am Ende des Kampfes zusammen zu brechen. Er lächelte. Verus hingegen war erfroren. Seinen Haltung war mechanisch. Es gab kein Entkommen. Das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm. "Reihe schließen," donnerte seine brechende Stimme, als die ersten Legionäre unter Belastung die Schilde nicht mehr dicht an dicht halten konnten. Verus musste als Centurio darauf achten, dass sie nicht schwächelten. Wenn der Wall brechen würde, wären sie alle tot. Mit einem erneuten Blick zu rückwärtigen Linie, die von Wulfgar und seinen engsten Vertrauten bearbeitet wurde, sah er bereits sein Ende kommen aber es sollte nur sein eigenes Ende sein. Seine Männer sollten, die bis jetzt überlebt hatten, sollten noch einen weiteren Morgen erleben dürfen. "Auf mein Kommando rückwärtige Linie, vom Wald abgewandt, auflösen und Linie gegen den Wald verstärken," befahl Verus lautstark und zeigte mit seinem Gladius auf die betroffene Linie und danach in die Richtung in die sie sich bewegen sollten. "Mit aller Kraft durchbrechen und Rückzug zum Praesidio," erweiterte er seinen Befehl, während eine Klinge sein Kettenhemd strich aber keinen Schaden verursachte. Die Ringe taten ihr Werk. Verus bemerkte den Druck aber keinen Schmerz. Mit einer lustlosen Bewegung schlug er den angreifenden Arm einer Frau zur Seite, durchtrennte dabei das Handgelenk, so dass die führende Hand schlicht herunterfiel und die Frau weinend in der Menge unterging. Mit einem Satz schob er noch einmal gegen den Ansturm an, wobei sich seine Füße fest in den Schlamm gruben. "Auf mein Zeichen," brüllte seine nun todesverachtende Stimme. "Jetzt," die hintere Linien löste sich schlagartig auf und verstärkte die Waldlinie und eine kurzfristige Überzahl drückte gegen den Ansturm, der nicht mehr stand halten konnte und mit jedem Hieb sowie Stich nieder gemacht wurde. Endlich konnten die geübten Linienkämpfer durchwechseln und einer Walze gleich über die Germanen herfallen, doch ihr Rücken war ungeschützt. Ein Speerwurf traf die Schienenrüstung eines Legionärs, prallte aber durch einen Gnadenerlass der Götter ab, so dass der Legionär aufkeuchte, doch den plötzlichen Schlag in den Rücken aber konnte sein Werk weiter verrichten. Doch Verus ahnte, dass jemand die Position der Linie einnehmen musste. "Ich decke den Rücken. Der Rest bricht durch und macht sich auf. Ich halte hier die Stellung," sagte Verus zu seinem Nebenmann, der ihn verstört anblickte. "Aber Centurio, du kommst nicht mit uns?" - fragte der Soldat, der bereits einige blutigen Narben an seinen Händen hatte und dem Blut im Gesicht stand, welches alt herabtropfte. "Nein, jemand muss euch Zeit verschaffen und euren Rücken decken," erklärte Verus todesgewiss und machte sich bereit die Linie zu verlassen, um den Rücken zu erreichen, den Wulfgar bereits eingenommen hatte. Wulfgar ließ sich mit seinen Vertrauten Zeit. "Gloria fortis miles," sagte Verus noch und verließ dann die Reihe, um den Rücken alleine zu decken. Zwei Germanen stürmten auf ihn zu, die er mit einer hektischen Stoßbewegung seines Schildes stoppte, indem der eine Germane stolperte und der andere das Schwert von Verus schmeckte, welches direkt durch den Mund gestoßen wurde. Wulfgar beobachtete dies und musste anerkennen, dass aus dem vermeintlich feigen Römer ein echter Krieger geworden war. Mit einer schnellen Senkbewegung schlug der kalte Verus die Schildkante auf den am Boden liegenden Germanen, dessen Kehlkopf brach und so keuchte er, während er sich den Hals hielt, als Verus an ihm vorbei trat. Wulfgar und seine beiden Vertrauten, die jeweils echte Schwerter besaßen. Das Scutum wurde wirklich schwer, denn Verus spürte, wie ihn bereits die Kräfte vollständig verließen. "Noch einen Moment, bitte," forderte der Tiberius von den Göttern ein, um seinen Leuten wenigstens diese Chance zu geben. Es war seine Schuld, nicht ihre. Sein Opfer sollte seine Schuld sühnen. Rom verlangte es; nicht nur, weil Verus einen Eid geschworen, sondern alles verloren war, was er wertschätzte. Dieses Leben hatte nie viel für ihn bereit gehalten und ihm vieles genommen, so dass ein Ende als Held ihm sehr wohl gefiel; zumal er nicht mit diesen Erinnerungen des heutigen Tages leben wollte. Ein Tod in der Schlacht war zumindest römisch und nicht so feige als sich weiterhin durch das Leben zu quälen. Er wandte seinen Kopf zur Seite und rief zu seinen Männern, die inzwischen tatsächlich Raum gewonnen hatten: "Macht schon!" Der letzte Zuruf ihres Centurios brachte noch einmal einen Moralschub, so dass die Legionäre die Germanen zur Seite stoßen konnten und machten sich dann, in geübter Abwehrhaltung, die letzten Angriffe abwehrend in Richtung Wald auf. Ein paar Männer blickten sogar noch zurück zu ihrem Centurio, der nun von Germanen umschlossen wurde, da sie die restlichen Römer ziehen ließen. Verus atmete schwer aus. Wenigstens etwas war gelungen. Ein sterbender Legionär blickte vom Boden zu Verus auf, streckte ihm seine Hand entgegen, doch dann verließen ihn seine Lebenskräfte, was der junge Offizier betrauerte und eine blutige Träne fiel über seine Wange. "Gloria fortis miles," wiederholte er ein Kredo und schloss vor seinem gefallenen Kameraden andächtig die Augen, während er weiterhin mit gehobenen Schild auf Wulfgar und seine beiden Krieger zu marschierte. Kurz bevor die beiden sich von Wulfgars Deckung lösten und mit lautem Gebrüll auf Verus zu stürmten.


    Beide wollten ihn mit ausschweifenden Hieben niederstrecken, doch Verus hatte damit gerechnet, hob sein Schild über den Schädel, so dass beide Hiebe in die Kante des Schildes schlugen. Das Metall der Kante brach heraus und das Holz des Schildes brach, zersplitterte, so dass Verus seine Augen erneut schließen musste. Die Waffen der beiden Germanen steckten für einen Moment fest, den Verus nutzen musste, indem er sich mit dem Scutum herumdrehte und die beiden entwaffnete, indem er in der Drehbewegung das Schild fallen ließ. Mit schnellen Stichfolgen durch den Lederschutz der Germanen hindurch streckte er beide mit jeweils ausgeteilten Folgen nieder. Verus, in wilder Rage seiner letzten Kräfte, stach fast einem Berserker gleich auf die beiden ein, die dann mehfach getroffen zu Boden fielen und nicht einmal mehr keuchten oder einen Ton von sich gaben. Gekrümmt stand Verus neben den beiden Toten, während sein Schwert abtropfte. In seinen Augen stand blanke Gewissheit. Sein Helm wurde ihm zu schwer und begann seine Sicht zu behindern, da die Halteriemen durch die Belastung ausgefranst waren. Mit einer kümmerlichen Bewegung zog er die Schleife am Kinn auseinander und ließ den Helm auf den Boden fallen. Er war ohnehin inzwischen unbrauchbar, da er vollkommen verbeult war und nicht mehr wirklich auf seinen Kopf passte. Die Germanen in seinem Rücken griffen jedoch nicht an, sondern bildeten scheinbar eine beobachtende Zuschauermenge, auch die abgesetzte Menge hinter Wulfgar, der sich aufbaute, und Verus eine Weile anstarrte. Mit einer Geste seiner Waffe ließ er Platz schaffen, so dass eine Art Arena geschaffen worden war.


    Es war die Ehre eines Germanen gegenüber einem Krieger, die sich bemerkbar machte, die Verus nun verstand. Es war der letzte Kampf dieses Tages. Danach wäre er selbst tot aber seine Männer gerettet. Mit einer traurigen Erinnerung an das, was er vermisste, hob er seine Hand mit der Waffe und dem Siegelring an, um diesen, trotz der Blutverschmierung, zu küssen. Dabei schloss er die Augen, sah noch einmal seine Calena vor sich, und nahm dann mit wieder geöffneten Augen die Hand herunter, die Waffe zum Angriff bereit. Wulfgar lächelte nicht aber schien gewiss, dass er Verus den Ansturm überließ. "Musste es dazu kommen," wollte Verus wissen. Wulfgar antwortete mit nur einem Wort: "Ehre." Verus verstand abermals. Dieser Mann war ein Räuber, ein Feind Roms aber scherte sich um einen barbarischen Ehrbegriff. Warum machte man ihn nicht einfach nieder? Musste er sich die Schmach dieses Kampfes geben? Verus wollte nicht mehr aber hatte keine Wahl, denn nach all dem, schien eine feige Flucht oder ein feiger Tod als unangemessen. Es gab hier nur noch eines: die Gefallenen zu ehren. In gewisserweise verstand Verus seine Ehre, auch wenn er selbst eine andere Ehre suchte. Wulfgar nickte Verus zu, den er inzwischen sogar als Krieger respektierte. Er hatte nur wenige Männer so kämpfen gesehen. Rom hatte tatsächlich einen fähigen Sohn geschickt. Trotz seiner merkwürdigen Ansicht und seinem Gebrabbel. Verus spuckte auf den Boden, da das Blut in seinem Mund bitter schmeckte. Auch war ihm schlecht, da sein Magen rebellierte; auch schienen sich seine Körperflüssigkeiten zu verselbstständigen, da er die allerletzten Kräfte mobilisieren musste. Wulfgar hatte sich schonen können, wenn auch mit Kampfbeteiligung. Das Kettenhemd mit den gesprungenen Ringen an der Schulter schien ihm die eigene Luft abzuschnüren, doch Verus wollte nicht darauf verzichten. Ohne Schild war seine taktische Lehre nutzlos. Auch war seine klassiche Schildtechnik nutzlos. Er musste auf das Wissen das klassischen einhändigen Schwertkampfes zurückgreifen, war aber nicht bereit auf eine Zweitwaffe zu verzichten. Verus griff hinter seinen Rücken und zog den kleinen Stoßdolch (Pugio) aus der Scheide, die am rückwärtigen Gürtel befestigt war. Es war besser mit zwei Waffen zu kämpfen, so zumindest konnte er einen kleinen Vorteil gewinnen. Zumindest wollte er noch Wulfgar mitnehmen, damit dieser mit seiner Sippe nie wieder römische Lande heimsuchte. Auch wollte er ihn im Namen der Gefallenen strafen. Es war der letzte Zorn, den er in seinem Leben erleben wollte. Im Tod lag Frieden, so glaubte der Tiberius. Wulfgar hob seine Waffe in Pose an, die quergestellt war und war bereit den ersten Hieb von Verus zu empfangen. Die germanische Sippe und die Dorfbewohner feuerten ihren Wulfgar mit brachialen Gesängen und Rufen an. Noch immer rechnete Verus damit, jetzt einfach niedergestochen zu werden, doch es geschah nicht. Mit einem kurzen Blick zu den beiden toten Germanen neben sich, dem geborstenen Scutum, welches schlicht auf dem Boden lag, rannte er mit dem Gedanken an seine Heimat auf Wulfgar zu. "Pro Patria mori," rief Verus Wulfgar entgegen, so dass dieser erstaunt über den Mut des Römers, den ersten Hieb mit dem Gladius abwehrte und sogar einen Schritt zurück machte. Verus holte erneut aus und versuchte mit einer Drehbewegung den Dolch in die Nähe des Körpers des Gegners zu bringen. Wulfgar konnte ausweichen, wurde aber ungünstig mit dem Doch am Oberschenkel geschnitten, so dass Blut über sein Bein lief. Verus keuchte schwer, denn er konnte die Hauptwaffe kaum noch halten. Wulfgar holte aus, als Verus etwas Abstand gewinnen wollte, und traf das Gladius, welches eine tiefe Kerbe empfing. Im Licht spiegelte sich die Gravur in der Klinge. Wulfgar las - SPQR -. Der Schriftzug schimmerte durch das Blut. "Deine Götter," meinte er fragend in Verus Angesicht, der die Klinge des Wulfgar abblockte und von sich drückte. Er musste hierzu den Stoßdolch fallen lassen, um sein Schwert mit beiden Händen zu halten. Seine eigene Klinge grub sich in das Fleisch seiner nicht waffenführenden Hand aber verhinderte den tödlichen Hieb des deutlich größeren Germanen. Es knirschte als der römische Stahl unter dem germanischen Stahl litt. Verus biss die Zähne zusammen, wollte aufgeben und doch gebot ihm seine gefundene Hingabe, es nicht zu tun. Er ließ sich fallen und Wulfgar verlor den Kontakt zum Gladius, so dass er mit seinen Klinge in den Boden stieß. Verus lag nun auf seinem Rücken und rappelte sich wankend auf. Er hatte kaum noch einen guten Stand.


    Dennoch hielt er seine Waffe fest in den Händen. Die ausgesprengte Schulterverstärkung fiel hängend von seiner Schulter und einige Ringe fielen Regentropfen gleich zu Boden. Die Muskeln seiner Finger zitterten. Seine Atmung wurde flacher. "Rom," versuchte er sich an seine Heimat zu erinnern. An seine wahre Heimat. Es war Tradition als wahrer Römer in den letzten Momenten an seine Heimat zu denken. Auch schadete es nicht, denn dieser Gedanke gab ihm noch einen Atemzug. Wulfgar schlug in einem Halbkreis auf Verus Klinge, die abrutschte und Wulfgar schnitt in den Oberschenkel von Verus. Die Lederriemen konnten ihn nicht schützen. Einige fielen sogar abgeschnitten, wie Blätter, in den Wind und wehten fallend davon. Verus stürzte aber wollte nicht aufgeben, stach im Sturz in den Unterarm von Wulfgar, der daraufhin sein Schwert fallen ließ. Wulfgar schrie auf und schimpfte, während er sich seine Armwunde hielt. Verus zog durch die Sturzbewegung die Klinge schnell wieder aus dem Arm und landete auf dem Bauch liegend im Dreck. Dabei verlor er seine Klinge aus den Händen, die noch einen Meter über den Boden rollte. Verus spürte nicht einmal mehr Schmerz, da die Erschöpfung alles einnahm. Er war nun bereit, während er mit beiden Händen in den Boden grub, um sich umzudrehen. Wulfgar hob seine Klinge mit der noch funktionstüchtigen Hand auf, ignorierte die Wunde und wollte Verus durch das Genick den letzten Stoß geben, doch etwas hinderte ihn. Aus Verus Hals lugte ein Anhänger hervor, der an einem einfachen Lederband hing. Es war ein bekanntes Symbol von Wulfgars Lebenswelt. Es war ein Hammersymbol, welches Verus aus Erinnerung an eine bedeutsame Begegnung trug. Diese Kette war nun unter dem Kettenhemd hervorgefallen und abgerissen, so dass es sichtbar wurde. Verus schloss die Augen in einer letzten Epiphanie. Doch Wulfgar zögerte noch aber löste die Bewegung nicht auf, so dass die Klinge über Verus Genick stand.


    Sim-Off:

    * Das Spiel mit dem NSC Wulfgar wurde mit dem Narrator abgestimmt und wurde zur besseren Dynamik durch mich kurzzeitig gesteuert. Ab hier übernimmt wieder der Narrator Wulfgar.

  • Ja es wurde sich nicht geschenkt. Der Kampf war hart und blutig.
    Mit Genugtuung stellten die Germanen fest, dass die Römer flohen. Doch sie waren auch überrascht. Stellte sich tatsächlich eben jener Mann zum Kampf, der vorher nichts anderes als die zeilen den Gesetztes zitiert hatte? Die Männer nickten anerkennend. Nachdem er dann auch noch die Beiden Helfer Wulfgars niedergestreckt hatten war klar was kommen würde. Es würde auf einem Kampf hinauslaufen Mann gegen Mann.
    Und auch dieser Kampf war für beide anspruchsvoll. Als Wulfgar eine tiefe Wunde hinnehmen musste schrie er einen Fluch. Aus Schmerz einerseits und andrerseits, weil er seinen Gegner wohl immer noch unterschätzt hatte.
    Schließlich gelang es ihm doch den Römer niederzustrecken. Gerade als er ihm den letzten finalen Stoß versetzen wollte bemerkte er dass der Römer das Zeichen des Donar trug. Wulfgar erstarrte in der Bewegung.
    Warum bei allen Göttern sollte ein Römer diese Zeichen tragen? Auch einige der Männer bemerkten den Anhänger. Ein Gemurmel setzte ein. Wulfgar schob dem Römer mit dem Fuß die Waffe hin, richtete jedoch weiter seine Klinge in Richtung der Kehle des Römers. Ja Wulfgar wollte dem Mann die Ehre erweise mit der Waffe in der Hand zu sterben, damit er sich so seinen Weg an die tafel der Götter sichern konnte.


    Es war eben dieses innehalten, eben jene Augenblick die ausreichten, dass Idun den Platz erreicht, als der am Boden liegende Römer noch lebte.


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    „Wulfgar, Sohn des Gunar!“ Schallte ihr Ruf über den Platz. Der Germane sah auf und die Völva verstört an. Was wollte die denn hier? Und wo kam sie so urplötzlich her?
    Während Idun sich ihren Weg in die mitten der Germanen bahnte sprach sie laut und deutlich. „Halte ein oder willst du noch mehr anrichten, als du es ohnehin schon getan hast? Weißt du überhaupt was du getan hast?“ Idun sah die hünenhaften Germanen an. Dem Mann auf dem Boden hatte sie noch mit keinem Blick gewürdigt. „Du hast dich und deine Sippe dem Untergang geweiht. Die Römer werden sich rächen. Es werden mehr kommen und sie werden ihre Toten rechen. Und du hast nicht nur dich und die deinen verurteilt. Nein du hast uns alle verurteilt mit deinem Handeln. Die Römer unterscheiden nicht wie wir nach Sippen. Für sie stellt es sich so dar, dass sie von Barbaren angegriffen wurden. Das sich Barbaren gegen Rom erhoben haben. Sie werden sich rechen und zwar an uns allen. Lass diesen hier am Leben.“ Dann fiel das erste Mal ihr Blick auf den Mann am Boden. „Tiberius?!“ rief sie erstaunt. „Nun verdüsterte sich ihre Mine, als sie nun wieder zu Wulfgar blickte. „Du weißt wahrlich nicht was du getan hast. Du hast nicht nur die Römer erzürnt. Nein du hast dir auch den Zorn unserer Götter zugezogen.“
    Iduna erklärte Wulfagr nun, dass sie den Römer für einen Auserwählten hielt, dass er von den Götter erkoren wurde. Und das es nicht der Wille der Götter ist, dass er hier und heute starb.
    Weiter stellte sie ihn vor die Wahl. Entweder zu fliehe oder sich der kommenden Vergeltung der Römer zu stellen. Dies jedoch lag ganz bei ihm.
    Da das Wort einer Seherin großes Gewicht hatte ließ der Germane seine Waffe sinken. Er wirkte nun wie ein gebrochener Mann. Die Worte Iduns haben ihn tief getroffen. Er erkannte, das sie recht hatte. So gab er Anweisungen, dass die gehen konnten, die überleben wollten. Er selbst würde hier bleiben und auf die Römer warten. Es waren wohl nur eine Handvoll Frauen und Kinder die später das Dorf verlassen würden. Die meisten würden bei dem Mann bleiben, dem sie die Treue geschworen haben.
    Idun kümmerte sich unterdes um den Tiberier. „Tiberius? Hörst du mich?“ Die Germanin untersuchte seine Wunde und verband die offenen blutenden Wunden provisorisch mit Stofffetzen, die sie auch ihrer Kleidung riss.
    „Ich brauche ein Pferd.“ Sagte sie, während sie den Römer aus seiner Rüstung schälte. Die Rüstung wurde zusammen gepackt und verschnürt, so dass Idun sie später würde transportieren können. Sie stieg auf und zwei kräftige Männer hoben den Tiberius zu ihr auf das Pferd. Er saß nun vor ihr und die Seherin hielt ihm im Arm. Die Rüstung des Römers band sie sich mit einem Seil auf den Rücken. Sie führte das Pferd langsam zu Wulfgar. „Bete zu unseren Götter, dass er überlebt und bestatte die Gefallenen ehrenvoll und zwar alle. Mögen die Götter mit euch sein.“ Damit verabschiedet sich die Germanin und ritt unverzüglich zu ihrer Hütte.
    Dort angekommen versorgte sie die Wunden des Römers. Sie trug einen heilende entzündungshemmende Salbe auf und flößte Verus einen schmerzlindernden trank ein. Sie wachte an seinem Krankenlager, und bat die Götter darum, dass er überleben würde.
    So würde der Römer wenn er erwachte wohl auf germanisch gemurmelte Gebete hören.


    germanisch
    Latein

  • Mit krallenhafter Bewegung suchte seine Hand das ihm zugeschobene Schwert. Es war der Schwert, welches er einst hatte schmieden lassen, um seine wahren Ideale in Gravur zu tragen. Verus wollte sich gerade umwenden, um dem Tod ins Auge zu blicken. Als Römer starb man mit Mut. Nicht nur, weil die Römer fest daran glaubten, dass die Idee, jener Traum, von Rom das Leben eines guten Mannes wert war, sondern auch weil der Name überdauern würde. Verus, in tiefer Ungewissheit, was ihn erwarten würde, verschluckte sich an seinem eigenen Blut und Speichel, welcher bereits dickflüssig wurde. Schleim hatte sich beigemischt. Mit dem Griff des Gladius fest umschlossen, rollte sich Verus auf den Rücken, fest mit den Augen auf die Klinge des Germanen blickend, wehle über seiner Kehle lag. Es war merkwürdig, sehr merkwürdig sogar, da Verus mit leisem Gurgeln seiner Stimme ein altes römisches Lied sang, welches kaum zu hören aus seinem Mund fiel, wie Tropfen in einen Ozean. Sein Blick wurde trübe, das Elysium klopfte mit eleganter Taubheit an sein Gesicht und der letzte Kuss eines unvollständigen Lebens wollte gegeben werden. Verus sang in Gedanken die Strophen weiter, während seine Stimme bereits versagt hatte. Seine Schande war gesühnt und die Ehre seiner Centurie gerettet. Hier würde ein Tiberius, aus dem Adel Roms, sterben. Er würde einfach sterben aber hielt die Waffe, geschmiedet mit dem Willen und der Kraft Roms, in seiner Waffenhand. Plötzlich näherte sich eine Frau, die er selbst nicht mehr klar erkennen konnte. Sie sprach in einem wütenden Ton mit dem Germanen, der seine Waffe über Verus Kehle hielt. Ihr Ton war geladen, voller Unwut und Ungemach gegenüber Wulfgar. Der Römer verstand kein Wort, da sie einen germanischen Dialekt sprachen und er selbst kaum ein paar Worte der germanischen Sprache beherrschte. Es war ihm auch egal, doch da geschah etwas, als sie ihn ansprach und zwar mit seinem Gentil-Namen. Im Wahn und Rausch seines Abgesangs wurde das Lied in seinen Gedanken unterbrochen und das Bild seiner vergangenen Calena überlagerte sich mit dem Bild von Idun. "Calena," stammelte Verus abwesend, während seine freie Hand sich zu ihrem Gesicht empor hob. Er wollte sie berühren und hielt Idun im Todeswahn für seine Geliebte. "Calena," wiederholte er und antwortete somit auf die Frage, ob er sie hören würde. Er war nicht mehr zu klaren Sätzen fähig und blickte mit immer weiter eintrübenden Augen zu Idun. Am Horizont zogen sich bereits Regenwolken zusammen und ein Donnergrollen rollte über die Landschaft.


    Der Arm des Römers fiel dann herab, während Idun seine Wunde versorgte. Er hatte viel Blut verloren und auch die allgemeine Erschöpfung des Todeskampfes forderte ihren Preis ein. Dass ihm die Rüstung entfernt wurde, nahm er nicht mehr wahr, sondern wandte seinen Kopf in leichter Bewegung immer wieder hin und her. Benommen und in einem fieberhaften Traum schien es ihm fast so, während er auf das Pferd gehoben wurde, und von Idun umschlossen wurde, dass ihn gerade seine Calena mit göttlichen Schwingen ausgestattet errettete und mit ihm ins Elysium ritt. Die Farben verdampften zu einem weißen Licht und alles schien zu verschwimmen. Doch seinn Schwert ließ er nicht mehr fallen, da sich seine Hand in einer Nervenreaktion verkrampft hatte und auch der Versuch eines Germanen, dieses zu entfernen scheiterte und so konnte es nicht zusammen mit der Rüstung verpackt werden. Der Waffenarm hing dennoch leblos von der Seite herab und das Gladius war nutzlos angebunden an den sterbenden Römer. Die Umarmung von Idun bot ihm Schutz, so dass er sich leicht fallen ließ und sich ganz seiner geglaubten Calena anvertraute. Ein Rabe schrie und flog über die Leichen hinweg, bevor Idun mit Verus aufbrach. Verus konnte nichts mehr sehen, nicht mehr wirklich etwas spüren, da die Taubheit bereits seinen Körper übermannt hatte und doch hielt ihn etwas im Leben. Sein Herz schlug weiter. Immer weiter gegen den Abgesang an. Der sterbende Centurio wurde, nur noch bekleidet mit seiner Unterkleidung, wie Tunika und Kurzhose, in die Hütte gebracht und von Idun auf eine Ablage gelegt, die wohl mit Fellen ausgelegt war, um ihn zu wärmen. Seine Wunde wurde erneut versorgt aber auch dies nahm Verus nicht wirklich wahr. Auch das Einflößen des Trankes geschah ohne Willenskontrolle durch ihn selbst. Er trank es einfach. Erschöpft aber gerettet schlief der geschundene Mann ein und in der Tat konnte die Versorgung das Schlimmste abwenden. Am nächsten Morgen erwachte der Römer, zwar immer noch etwas benommen und nicht in der Lage aufzustehen, aber er blickte sich um. Wo war er? Er hörte die germanische Stimme und die merkwürdigen Sätze, die er nicht verstand und suchte mit seinen noch eingetrübten Augen ein Gesicht zur Stimme, welches er schnell neben sich am Krankenbett fand. Es brauchte einen Moment bis seine Augen klarer wurden und er sie erkannte. An den Transport, an Teile des Gemetzels konnte er sich nicht mehr erinnern und auch nicht, was das hier für ein Ort war, wohl eine Hütte, aber ihr Gesicht kannte er. Es war Idun. "Ich...," wollte er einen Satz finden aber brach dann noch kraftlos ab und sagte schlicht: "Danke." Etwas sagte ihm, dass er es vorerst überstanden hatte und er noch nicht sterben musste. Dennoch war er sich gewiss, dass auch Idun eine Gefahr sein konnte, sofern die Geschichten über wahnsinnige Opfer stimmten, die man sich erzählte aber sein Herz, welches immer noch kräftig schlug, verriet ihm bereits, dass er Idun nicht zu fürchten brauchte. Seine Augen suchten ihre Augen, um diesen Dank auch mit Vertrauensblick zu unterstreichen. Inzwischen war wirklich Regen eingebrochen und die schweren Tropfen schlugen auf das Dach der Hütte, wie auch der Donner immer näher rückte. Verus lauschte auf und war sehr froh, dass die Hütte scheinbar sehr stabil gebaut war, trotz ihrer einfachen Konstruktion. So kuschelte er sich etwas mehr in das doch bequeme Fell, da es ihm Wärme gab, die ihm auf dem Schlachtfeld gefehlt hatte. Neben dem Bett lag sein Gladius, herabgefallen im Schlaf, nachdem sich seine verkrampfte Hand gelöst hatte und es lag schlicht dort; immer noch versetzt mit getrocknetem Blut an der Klinge.

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