• Da zum Glück die Hände des Optio langsam wärmer wurden waren die Berührungen auch nicht mehr so schlimm und er konnte ruhig stehen. „Neben den normalen Kindskrankheiten die man einmal bekommt habe ich zum Glück keine schwerere erlitten.“

  • "Welche waren das?", fragte er und tastete nun die Wirbelsäule hinab, jeden Wirbel einzeln, vom Nacken bis zum Steiß. Das fühlte sich an wie eine kleine Massage - außer, ein Wirbel war blockiert, gebrochen oder eine Bandscheibe befand sich nicht dort, wo sie hingehörte. Ein stechender Blitz von Schmerzen wäre die Folge. Dabei achtete er darauf, ob das Zucken eventuell dadurch ausgelöst werden konnte.

  • „Auf jedenfall kann ich mich an die Pocken erinnern, die sehr stark gejuckt haben und ich durfte nicht kratzen! Ansonsten kann ich das nicht genau wiedergeben, ich Meine, meine Mutter hat mal erwähnt das Masern, Mumps und Rötteln wir Kinder hatte. Sicher bin ich mir leider nicht ganz Optio Sisenna Iunius Scato.“ antwortete Germanicus wahrheitsgetreu.

  • "In Ordnung", sagte Scato und trat von dem Probanden zurück. So weit passte alles, aber noch war die Musterung nicht abgeschlossen. Er fuchtelte in Richtung der Kleider. "Du kannst dich wieder anziehen. Danach möchte ich zwanzig Kniebeuge und zwanzig Liegestütze von dir sehen."

  • „Hier wird man ganz schön unter die Lupe genommen“, lächelte Pilius. „Aber die Aufgaben der Grenzsicherung sind eben auch speziell und verlangen alles von einem ab“ darauf hatte er sich schon bei seinem Entschluss zum Militär zu gehen eingestellt. Als kleiner Junge und auch bei der Arbeit auf dem Feld hatte er in Grenznähe, den ein oder anderen Angriff der Barbaren schon mitbekommen. Er zog sich wieder an. Er ging in die Mitte des Raumes, wo er etwas mehr Bewegungsfreiheit hatte ohne gleich wo anzustoßen. „Jeweils 20!?“, was eher als rhetorische Frage gemeint war, sodass er gleich mit den Kniebeugen begann. Er zählte laut mit, sodass der Optio wusste bei welchem er sich gerade befand. „Eins, zwei, drei, vier, fünf, ……“ Pilius ging immer langsam in die Knie um, wenn er unten war, sich wieder mit voller Spannung im Oberschenkel nach oben zu drücken. Er achtete darauf, dass die Ausführung sauber war.

  • "Jeweils zwanzig." Scato schmunzelte. "Ja, das Auswahlverfahren ist streng. Zum einen, weil die Grundausbildung hart wird, da muss vorher schon die Spreu vom Weizen getrennt werden. Zum anderen genießt die Ala einen hervorragenden Ruf und ist bei den Peregrini beliebter als die Auxiliarkohorten, so dass der Rekrutierungsoffizier sich die Bewerber normalerweise aussuchen kann." In Friedenszeiten eher als in Kriegszeiten, doch das Problem, dass ausgerechnet dann der Zustrom an Rekruten ausdünnte, wenn man ihn am meisten brauchte, hatten sämtliche Grenzeinheiten rund ums Imperium.


    "Die Kniebeuge sehen gut aus", sagte er, als Pilius zwanzig hinter sich gebracht hatte. "Nun die Liegestütze. Körper vollständig gerade lassen und mit dem Kinn auf den Boden tippen, sonst zähle ich nicht."

  • Pilius vom Lob angespornt, versuchte nun die Liegestützen in gerader Körperhaltung und Bewegung mit Kinn bis auf den Boden durchzuführen. Scato war unerlässlich und zählte wirklich nur wenn das Kinn auf dem Boden war. Er hatte dies bei der siebten nich ganz auf den Boden genommen und so ertönte auch nicht die Stimme des Optio. Ab 15 brannte Pilius Oberarme etwas, er konnte aber die 20 Liegestützen abschließen. Als er die 20 beendet hatte kniete er auf und sah glücklich und zufrieden den Optio an.

  • Das Ergebnis war zufriedenstellend. Nach den Liegestützen setzte Scato sich hinter den Schreibtisch und füllte den Rest der Tabula aus. Anschließend reichte er sie dem Rekruten.



    ALA II NUMIDIA

    MUSTERUNGSAKTE


    Name: Quintus Germanicus Pilius

    Vater: Marcus Germanicus Varus

    Mutter: Antonia Tertullina

    Herkunft: Provincia Germania Superior / Mogontiacum

    Alter bei Eintritt: 25


    Bisherige Tätigkeiten: Arbeit in einer Schmiede und der Landwirtschaft


    Besondere Fähigkeiten: Beherrscht Lesen und Schreiben, Fremdsprachen: Griechisch, etwas Westgermanisch.


    Körperliche Verfassung: gut


    Bei Musterung festgestellte Leiden: keine


    Krankheiten i. d. Vergangenheit: Kinderkrankheiten, Genesung ohne Folgen


    Musterungsergebnis: Probant ist für den Dienst einsatzfähig.


    Gezeichnet


    Optio valetudinarii

    Sisenna Iunius Scato

    cp-optio.png


    "Mit dieser Tabula gehst du nun wieder zum Rekrutierungsoffizier zurück und übergibst sie ihm. Alles weitere wird er dir sagen. Vale, Germanicus Pilius. Vermutlich sieht man sich bald wieder."

  • „Vielen Dank Optio Sisenna lunius Scato, hoffentlich nicht im Lazarett“, fügte Pilius lächelnd hinzu. „Vale“ er drehte sich um und schritt zur Tür hinaus.

  • Pilius, am Lazarett angekommen klopfte zweimal an und trat ein. „Salve Optio Scato, ich bin doch schon etwas früher wieder da als gedacht. Haben Sie zufällig Duplicarius Andriscus gesehen?“

  • Scato blickte von einer Patientenakte auf. "Optio Iunius Scato", korrigierte er und fügte hinzu: "Ganz so vertraut sind wir zwei noch nicht miteinander." Dabei zwinkerte er dem nervösen Bürschlein mit einem Auge zu, damit es vor Schreck nicht gleich aus den Sandalen fiel. Als Optio war Scato kein hohes Tier, sondern eher der große Bruder für die Mannschaften. Er schätzte Germanicus Pilius so ein, dass dieser keine Härte benötigte, um seinen Platz zu kennen. "Was möchtest du denn vom Duplicarius Andriscus?" Er stand auf. "Ich komme mal fix mit, ehe du hier hundert Mal hin und her geschickt wirst."


    Er schnappte sich den Rekruten und schaute erstmal im Gang hin und her. "Duplicarius  Andriscus?"

  • Pilius etwas außer Puste: „Verzeihung Sie bitte vielmals, die Anreden sind noch neu für mich. Optio lunius Scato. Der Decurio gab mir den Auftrag den Duplicarius zu suchen, um mit ihm zum Fahnenheiligtum zu gehen. Nachdem er mich zuletzt zum Lazarett begleitet hatte, dachte ich er wäre vielleicht noch in der Nähe!“

  • Das rufen des Optio nach dem Duplicarius hallte den Gang entlang. Nachdem die beiden eine Weile wartend verharrt hatten und in die Stille lauschten um aus der Ferne Schritte oder Laute zu hören fragte Pilius. „Gibt es weitere Orte, an denen ich den Duplicarius finden könnte? Meine erste Begegnung mit ihm, war an der Pforte!“

  • Scato stemmte die Hände in die Hüfte und atmete durch. "Ich bringe dich erstmal zum Armamentarium. Dort wirst du deine Ausrüstung erhalten. Und danach geht es zu deinem Quartier, wo du dich mit deinen neuen Kameraden triffst. Danach geht es ins Fahnenheiligtum." Dass der Eid wohl, wie Pilius es angedeutet hatte, in Zivilkleidung hätte geleistet werden sollen, war für ihn unvorstellbar, wahrscheinlich war da irgendwas durcheinandergekommen oder irgendwer hatte was falsch verstanden. "Komm."

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