Eine unscheinbare Garküche

  • Dass das Leben in Rom auch nicht völlig gefahrenfrei und geordnet sein würde, hatte sich Maro schon gedacht. Was hier für Gestalten herumliefen... Denen wollte er allein im Dunklen nicht unbedingt über den Weg laufen.
    Trotzdem war er nicht überzeugt, dass es hier genauso gefährlich sein sollte, wie an der Grenze zu gewissen Zeiten.


    In Germania Superior sprach man auch oft über das dreckige, stinkende und kriminelle Rom und hob dafür die geordneten, ruhigen Verhältnisse der Provinz hervor. Man fühlte sich daurch besser, man hatte einen Vorteil am Leben in der Provinz gefunden.


    "Vielleicht sollte man mal eine trunkene Germanenhorde nachts hier durchjagen. Da würden eure Banden schon kucken, dass sie wegkämen. Du musst wissen, Germanen kämpfen sich in so einen Rausch hinein. Dann sind sie völlig außer Kontrolle. Wenn dir der "Furor Teutonicus" was sagt... Mein Vater hat erzählt, dass eine Horde von zwanzig kampferprobten Wilden in diesem Zustand so viel wert sind, wie eine Zenturie Legionäre. In aufgelößter Formation natürlich. Wie sollten die Wilden auch ohne vernünftige Rüstung in eine von unseren Formationen einbrechen? Aber im eins gegen eins? Mein Vater hat immer auf den Gladiatoren von jenseits des Rhenus gesetzt..."


    Maros Miene wurde bitter.


    "Jedenfalls würde ich dein freundliches Angebot mich zur Casa Octavia zu geleiten, gern annehmen. Lohnt sich vielleicht sogar für dich. Vielleicht lernst du ja den Senator kennen"

  • Bei der Vorstellung, dass eine, wie eben beschriebene, Germanenhorde durch Rom fegte, musste ich laut lachen. Vielleicht würde der ein oder andere einen gewaltigen Schrecken bekommen, doch ein oder spätestens nach zwei Tagen wäre der alte Zustand wieder hergestellt. Von irgend etwas mussten diese Banden schließlich leben.
    Ein aufsteigendes glucksendes Lachen unterdrückte er mühsam, als er hörte, das sich seine Begleitung lohnen könnte, bestimmt wenn er auch noch mit in die Casa hinein dürfte. „Ist doch kein Thema, ich habe gerade etwas Zeit übrig“, antwortete er großzügig. „Hat du denn schon eine Vorstellung in welcher Richtung du arbeiten möchtest? Oder hast du vor eine bestimmte Laufbahn einzuschlagen? Verwaltung, Militär, Politik oder lieber doch ins Handwerk, Handel oder in die Wirtschaft? Die Möglichkeiten sind hier sehr vielfältig.“ Abermals schaute ich den jungen Octavianer an.

  • Es tat Maro gut mal wieder ein aufrichtige Lachen zu sehen. Obwohl ihn das von ihm heraufbeschworene Bild einer Germanenhorde in Rom eher ängstigte. Als das letzte Mal ein Haufen Wilder, die Cimbri und die Teutones, in Italien eingefallen waren, waren sie eigentlich nur an ihrer eigenen Dummheit, nämlich sich aufzuspalten und einem begabten Feldherren namens Marius gescheitert.


    Ein Zenturio, ein Freund seines Vaters hatte diese Geschichte bei Besuchen gern erzählt. Gaius Marius war dessen Held gewesen, ein Kriegheld gegen die Germanen.


    Auf Maro hatte das nicht ganz zugetroffen. Zu seinem Tischgenossen sagte er daher:


    "Also zum Militär hats mich noch nie wirklich hingezogen. Verrückt eigentlich, denn weißt du in Germania Superior ist alles voll von Soldaten. Vielleicht war auch das genau der Grund. Wie auch immer. War eigentlich schon immer ein praktischer, pragmatischer Mensch. Bürokratie fällt also auch weg. Für Handel und Zahlen allerdings hatt' ich schon immer was übrig. Und welcher Ort wäre besser um reich zu werden, als Rom? Da muss natürlich einiges passen. Vor allem muss ich aus meinem senatorischen Cousin ein bisschen Geld rauskratzen. Als Darlehen versteht sich, um nen Laden aufmachen zu können... In Germanien sagt man: Die Kerle, die die meißten schönen Fraen in ihrem Leben sehen, sind Tuch- und Schmuckhändler. Und Geldverleiher. Wenn die Frauen die Darlehen aushandeln gehen müssen, weil die Männer zu dumm dazu sind.


    Im übrigen gehe ich schwer davon aus, dass mein senatorischer Verwandter mich persönlich empfängt.
    Dann werd ich dich vorstellen und du kannst entscheiden, ob du sein Klient werden willst oder sonst was.
    Mein Name ist übrigens Marcus."


    Er reichte dem fremden Freund die Hand.

  • Das hätte ich jetzt nicht erwartet, ein Landei mit so klaren Vorstellungen hier in Rom zu Geld zu kommen. Blieb nur abzuwarten, was die seine liebe Verwandtschaft dazu sagte.
    Ob der gute Viktor wirklich den Geldbeutel so locker sitzen hatte und für die Geschäftsidee seines Neffen Geld rausrücken würde. Dann kam aber der Knüller des Tages, ich und Klient von Gaius Octavius Victor. Wenn ich jetzt Essen im Mund gehabt hätte, wäre bestimmt meine Umgebung genauestens über den Inhalt meines Mundes informiert worden und hätte eine Kostprobe erhalten. So aber brauchte ich mir nur mühsam ein Grinsen zu unterdrücken. Ja und dann sah ich im Geiste das Bild vor mir, wie der Dicke sich vor Lachen kaum zu halten wusste. Wie seine Fleischrollen wabernd in die Höhe hüpften, wie sich seine Schweinsäuglein verengten und er sich, mit seiner beringten Hand, Tränen aus den Augen wischte. Diese Vorstellung entlockte mir dann doch ein Schmunzeln.
    Zu einer Antwort zu diesem Angebot war ich im Augenblick nicht fähig. Deshalb ergriff ich die mir dargebotene Hand und meinte ”Gurox, meine Name ist Gurox.
    Jetzt brauchte ich nur noch mein Essen, und schaute in Richtung Küche, ob sich da etwas tat.

  • Maro folge Gurox Blick in Richtung Küche, antwortete aber:


    "Irgendetwas erheitert dich, mein Freund. Vermutlich hab ich gerade wieder was provinzielles, naives von mir gegeben. Passiert mir dauernd. Nein, ein Moment, lass michs herausfinden... der gute Victor hat kein Pecunia für einen armen Verwandten über...mhm...ist er denn als geizig bekannt?
    Naja mag sein, aber was wäre provinziell-naiv daran? Dich erheitert die Vorstellung, die ich mir von meiner Zukunft mache mhm? Aber ein solches Geschäft wäre doch zu alltäglich um deine Gesichtszüge derart zu verspannen...
    Oder vielleicht fandest du auch einfach meinen Witz mit den Weibern gut. Hab schon bessere gemacht.Wie auch immer. Wir werden sehen was bei rauskommt. Was hältst du davon, wenn wir nach dem Essen zum Haus meines Cousins aufbrechen?"

  • Lala überbrachte die Bestellung an Neriman, die sich sofort an die Zubereitung machte. Diesesmal doch Kohl. Ein seltsames Gericht, welches Neriman erst hier in Rom zum ersten mal probieren durfte. Es schmeckte eigenartig, war sie doch anderes gewohnt, im Laufe der Zeit war es aber eines ihrer Lieblingsgerichte geworden. Lala tat zwischenzeitlich ihre eigene Arbeit und brachte das Bier an den Tisch. So allmählich kam sie ins Schwitzen. Richtig voll war es in der kleinen Garküche geworden. "Hier, bitteschön, zum Wohle." Das Bier wurde vorsichtig abgestellt, Servietten und Besteck abgelegt und dann der neue Gast am Tisch gemustert. "Salve, bitte entschuldige, dass es etwas gedauert hat. Es freut mich, dass du zu uns gefunden hast. Was dürfen wir dir bringen? Wir haben puls mit Gemüse, Grünkohl mit Würstchen, Thunfisch und Gemüse und als Nachtisch Äpfel oder Aprikosen mit Honig."


    Während Lala noch auf die Bestellung wartete, war Neriman schon fast mit dem Anrichten fertig. Als sie eine Stimme hinter sich hörte - seine Stimme, blieb ihr fast das Herz stehen. Wie konnte sie nur diesen Fehler machen? Wenn er sie nun länger ansehen konnte, schlimmer noch, bemerken würde, dass sie nicht sprechen konnte. Neriman drehte sich um und nickte mit entschuldigendem Blick. Dann nahm sie ihm das Schälchen ab, legte Aprikosen in ein sauberes und überzog es mit einer Spur aus Honig. Ihre Hände zitterten, als sie ihm das frische Obst übergab und ihr Blick wieder den seinen traf. Diese Augen würde sie wohl nie vergessen können. Einen kurzen Moment keimte die Hoffnung, er würde sie erkennen, doch dann wandte sie sich ab. Er durfte nicht. Hilfesuchend blickte sie zu Lala, doch die war noch immer anderweitig beschäftigt.

  • „Nein, nein, entschuldige bitte, es war nur die Vorstellung, dass ich Klient von deinem Cousin werden solle und dann die Reaktion eines Bekannten dazu.“ Dankbar war ich für das Erscheinen der Bedienung mit meinem bestellten Bier und dem Besteck. Jetzt fehlte nur noch das Essen, doch das schien sich etwas zu Verzögern. Einer der beiden Gäste vom Nachbartisch hatte anscheinend eine Beschwerde.
    „Ja klar gehen wir gleich nach dem Essen los, wenn es denn endlich kommt und nicht noch ein paar Gäste etwas zu maulen haben und mein Essen kalt ist ehe es serviert wird.“
    Das Bier lachte mich so an, dass ich nicht wieder stehen konnte. Ein kräftiger Schluck vor dem Essen konnte nicht schaden, dachte ich bevor ihn zu mir nahm.
    „Wie konkret sind jetzt deine Vorstellungen nun für dein Geschäft? Ich mein was wird denn nun letzt Endes die Ware sein die du anbietest?“ Dies Frage hatte mich schon die ganze Zeit beschäftigt und jetzt musste sie einfach raus.

  • Wie war das zu verstehen? Nur ein Nicken, kein Wort der Entschuldigung? Das wäre das mindeste, was man bei einem solchen Fehler verlangen konnte. Ihre Hände zitterten bei der Übergabe des neu angerichteten Schälchens. Ihr Blick, ihre Augen, die Augenfarbe. Grün, dieses unverwechselbare Grün. Mich irritierten die blonden Haare und ihre mögliche Anwesenheit in Rom. Das Schälchen in der Hand, blieb ich wie angewurzelt am Tresen stehen und sah ihr hinterher. Ein Irrtum, eine Verwechslung? Wir sahen uns das letzte Mal in Alexandria. Ich musste nach Misenum. Der Abschied kam plötzlich und unerwartet. Ich hätte sie damals mitnehmen sollen. Zurück in Alexandria, suchte ich nach ihr. Ein aussichtsloses Unterfangen. „ Neriman?...Neriman Seba?“ fragte ich. Ein kleiner Funken Hoffnung trieb mich dazu.

  • Maro antwortete Gurox:


    "Nun, ich habe mal einen weisen reichen Mann sagen gehört: Dem der mit seinen Händen arbeitet ist nicht zu helfen. Er meinte das damals im Bezug auf den persönlichen Münzbeutel. Und ich gebe ihm da völlig recht. Wenn ich hier ordentlich was verdienen will, sollte es schon der Handel sein. Die Möglichkeiten sind da ja unglaublich. Was ich genau da anfangen werd, kann ich noch unmöglich sagen. Dazu muss erst der Markt hier ein bisschen erforscht werde.
    Hier wirtschaftet man anders, als in Germanien. Du kannst dir vorstellen, dass für so südliche Sachen, Olivenöl, Früchte und sowas jenseits der Alpen der Preis unglaublich hoh ist. Schau die mal die hier Preistafel an: In Gemanien bezahlst du für Aprikosen gern das Dreifache. Dafür sind Sklaven zu Zeiten billiger. Die Barbaren versklaven gern ihre Nachbarn, verschachern die dann bei uns und lassen sich dabei ab und zu ordentlich über den Tisch ziehen. Das geht hier warscheinlich nicht so einfach. Du siehst mein Geschäft ruht noch in den Händen Merkurs."


    Genau genommen hatte Maro gehofft irgenwie in den Handel mir dem Militär einzusteigen. Die Legion und die Stadtkohorten brauchten immer viel von Vielem. In Germanien war das eine sichere Bank für Händler. Maro hatte gehört die berühmte Gens Duccia verdanke einen Teil ihres Erfolgs ihren Geschäften mit der Legion...hatte er gehört.


    Allein, solche Absichten posaunte man am besten nicht laut durch die Gegend. Aus irgendeinem Grund schätzte das Miltär Diskretion.


    "Und was hast du noch so vor?"

  • Maro war wie mir schien, wirklich wie geschaffen für den Handel. Jetzt schon Geschäftsmann durch und durch obwohl er noch nichts aufgebaut hatte.
    Nun ja wem das lag. In gewisser Weise war ich das ja nun auch. Nur war mein Ware ganz anderer Natur und ließ sich nicht nach Menge oder Gewicht berechnen. Meine Preise variierten je nach Auftrag und Brisanz. Manchmal häufte es sich manchmal stagnierte es.
    Jetzt stellte Maro mir gerade die Frage, die ich lieber nicht hören wollte. Ja was hatte ich denn vor? Fürs erste rumhorchen, ausfragen, Fäden knüpfen oder sogar erpressen. Ich würde sehen. Dies konnte ich Maro natürlich so nicht sagen. Deshalb versuchte ich es mit einer groben Darlegung.
    “Ich bin da gerade an einer interessanten Sache dran, doch darüber reden möchte ich nicht. Du verstehst, es wäre ein schlechtes Ohmen.”
    Hoffentlich kam jetzt bald das Essen, der Typ da an der Anrichte hielt den Betrieb auf. Ob der nicht darüber nachdachte, dass manche Leute keine Zeit hatten?

  • Jetzt nahm auch Maro die Spannung an der Theke wahr. Wie auch immer, es ging ihn nichts an und Zeit abzuwarten hatte er auch.


    Maro hoffte bloß, die Frau würde nicht zetern, sollte der Kerl auf unangemessene Weise zudringlich werden. Naja, aber eigentlich fand sich in solchen Fällen immer ein Kavalier. Zumeist jedoch auch auf Kosten der erheblicher Teile Einrichtung...Geschirr vor allem, oder auch Tische, Stühle... und der Gesundheit eines Teils der anderen Gäste...die sich bemüßigt fühlten einzugreifen...oder einfach nur im Weg waren.


    Mhm allerdings sah das hier nicht so richtig nach einer derartigen Situation aus.


    Maro entspannte sich ein wenig.
    "Soso schlechte Omen wie? Muss ja eine ganz delikate Angelegenheit sein, wenn die Götter involviert sind Hoffentlich war die Leber deines Opfertieres gut. Bei Geschäften ist stets die Leber ausschlaggebend, hat mir ein alter Bacchuspriester mal verraten. Keine Ahnung warum.
    Wie auch immer, deine Geschäfte gehen mich ja auch nichts an.
    "


    Maro prostete Gurox zu.

  • Neriman richtete noch den Nachtisch an, stellte alles auf ein Tablett und hielt aprupt in der Bewegung inne, als sie ihren Namen hörte. Er hatte sie doch erkannt. Wenn er es konnte, würde es auch Herodorus. Die Hoffnung, von hier wegzukommen, schwand. Und Massa? Würde er ihr glauben, wenn sie so tat, als kannte sie den ausgesprochenen Namen nicht? Was sollte sie nur tun? Zeit, zu überlegen, blieb ihr keine. Das Essen musste an den Tisch, bevor es kalt wurde. Neriman nahm es auf und ging an Massa vorbei ohne ihn anzusehen. Völlig durcheinander wäre sie beinahe mit Lala zusammengestoßen, die gerade zurückkam. Im letzten Moment konnte sie das Tablett ausbalancieren und stellte es schließlich vorsichtig am Tisch ab. Die Speisen servierte sie dem schon wartenden Gurox und nickte ihm gezwungen lächelnd zu, bevor sie wieder zu Massa zurückkehrte.


    Dort angekommen, gab sie Lala zu verstehen, die aufgenommene Bestellung selbst herzurichten. Dann fügte sie sich in das Unvermeidliche. Einer Begegnung, die sie sich lange gewünscht hatte. Einer Hoffnung, die er selbst in Alexandria jäh zerstört hatte. Niemals wäre sie ihm freiwillig gegenübergetreten, nicht ohne den Ring, den er ihr in der Wüste anvertraut hatte und den sie zurücklassen musste. Ein kurzer Blick ging Richtung Tür, dann sah sie Massa offen an und nickte. Die Wärme seiner dunklen Augen, Hitze stieg rot in ihre Wangen. Nie war es ihr gelungen, ihn ganz zu vergessen.


    Lala tat derweil Nerimans Arbeit und beobachtete nebenbei das Geschehen, um notfalls eingreifen zu können. Das zubereitete Essen brachte sie an den Tisch der beiden Herren und servierte es Maro ebenso professionell wie Neriman es tun würde. "Einen guten Appetit wünsche ich." Dann ging sie lächelnd zurück. Gemüse schneiden, in Töpfen rühren und darauf achten, ob ein neuer Gast kam oder jemand bezahlen möchte. Das lag nun allein in ihrer Verantwortung. Notfalls konnte sie eine der anderen Mädchen aus dem Hinterzimmer dazuholen.

  • Für den Augenblick war ich meiner Antwort kurz enthoben. Auch wenn es kurz so aussah, als würde mein bestelltes Essen auf dem Boden landen, so wurde es mir dann doch serviert. Nachdem ich die ersten Bissen gekostet hatte und dabei feststellte alles war sehr schmackhaft war, stellte ich eine Gegenfrage. “Du bist wohl sehr gläubig, dass du dich so auskennst?” Mit Heißhunger machte ich mich dann über das Essen her.
    Zwischendurch beobachtet ich weiter, was da mit der Bedienung und dem Gast vom Nachbartisch vor sich ging.

  • Das Essen war in der Tat sehr anständig. Und nach vielen Wochen auf der Via nach Süden, wo man GLück haben musste, enn man ordentliches Essen haben wollte. Zwar gab es durchaus Herbergen, jedoch waren vieler dieser Häuser mit "Herberge" falsch beschrieben. "Hütte" traf es eher. Jedenfalls in der Preisordnung in der Maro gereist war. In den von allen Göttern verlassenen Bergen der Alpen war es am schlimmsten gewesen. allein die unglaubliche Natur hatte die Beschwernisse derr Reise fast wettgemacht.
    Reiche hatte in dieser Hinsicht deutlich bessere Möglichkeiten. Oder sie kehrten gleich in den Villen ihrer Seilschaften ein. Vielleicht, wenn sich Maro in seinem Geschäft gut anstellte...


    Für erste jedoch genoss er Wein und gutes Essen zusammen mit Gurox, dem er antwortete: "Weißt du, ich hab die Erfahrung gemacht, dass man sich auf diese Götter nicht verlassen kann. Gläubige sterben genauso an Krankheiten und fallen genauso auf dem Schlachtfeld, wie die, die noch nie einen Tempel von innen gesehen haben. Aber, was schadet es schon sich mit den Göttern gelegentlich gutzustellen. Wer weiß wofür es gut ist? Und so teuer ist es auch nicht." Maro zuckte die Schultern. "Du jedoch scheinst mir nicht wie ein eifriger Tempelgänger?"

  • Wie ich sah, schmeckte das Essen nicht nur mir auch Maro. Er aß mit Appetit und wie es aussah auch mit großem Hunger.
    Während ich mich über meinem Nachtisch hermachte und mir dabei seine Ansicht zu den Göttern anhörte, nickte ich zwischen durch, bevor ich auf seine Frage Antwortete trag ich den Rest meines Bieres. “Nun ja,” begann ich mit meiner Antwort, “du musst wissen, hier in Rom, dem Schmelztiegel der Welt, triffst du gerade in meinem Gewerbe, auf so viele Menschen. Jeder glaubt an etwas anderes und jeder denkt sein Glaube wäre der einzig wahre und richtige. Ob du nun an Isis - Inanna - Aphrodite - Zeus - Jupiter - Hermes - Merkur - Osiris - Hathor - Wodan - Donar - Frigg - Dana - Dagda - Nammu - Uraš - An - glaubst, an Jahwe oder an Christus, wer zu seinen Lebzeiten kann wirklich beurteilen welches die richtige Gottheit ist. Deshalb höre ich mir alles an und benutze sofern ich genug Informationen dazu habe die passende Gottheit oder wenn nötig gleich mehrere.”
    Schulterzuckend meinte ich noch, “wenn ich Glück habe erwische ich dann den oder die, die dafür zuständig sind.”
    Wenn meine neue Bekanntschaft dann fertig war konnten wir ja zu den Octaviern aufbrechen, schließlich hatte ich noch mehr vor.

  • Der Austausch über den Glauben war eine überraschend tiefgründiger und Maro dachte eine Weile nach ehe er antwortete:


    "Wenn man sich viel in der Nähe von Militär aufhält, kommt man natürlich viel mit den typischen Militärgottheiten zusammen. Hier Mithras Sol Invictus und was es da nicht alles für welche gibt.Aber für jedes Problem gibt es eine Gott. Der steht dir dann bei. Oder halt nicht. Ist doch auch die praktischste Lösung. Was soll das mit dem einen wahren Gott?


    Der macht dann alles gleichzeitig und alles gleich gut oder wie? Nein, da geht doch Qualität verloren. Ich denke dieses Ein-Gott-System wird sich nicht durchsetzen.


    Wenn wir dann soweit sind, könnten wir uns zu den Octaviern aufmachen, wenns dir nichts ausmacht."

  • Gesättigt hatte ich mich zufrieden zurückgelehnt und wartet bis Maro ebenfalls fertig war. „So wirklich kenne ich mich mit dem Jahwe oder Gott nicht aus, ich habe nur bemerkt, dass es immer mehr Christen in Rom werden. Was immer das zu bedeuten hat.“
    „Ja, klar können wir gehen, bin ich sehr dafür.“ Suchend schaute ich mich nach der Bedienung um, die war aber auch noch der Bedienung um, die schien aber gerade die Arbeit für zwei zu verreichten. Ich kramte in meinem Geldbeutel rum und zählte passend ab, plus einem kleinen Trinkgeld. „Weißt du was, wir bezahlen an der Anrichte dann geht es schneller.“
    Nach einen prüfenden Blick auf den Tisch, ob nichts liegen geblieben war, stand ich auf und ging zur Anrichte rüber. „Wir möchten dann zahlen. Es hat übrigens sehr gut geschmeckt, ich werde dann öfter vorbeischauen.“ Lächelnd legt ich den fälligen Betrag hin und ging in Richtung Ausgang.

  • Maro folgte Gurox zur Theke und tat es ihm gleich. "Ja, wir ziehen dann weiter. Essen und Wein waren sehr gut. Weitermachen. Bis zum nächsten mal." sagte er zur Bedienung und folgte Gurox hinaus auf die Straße

  • Zitat

    Neriman Seba
    ....Niemals wäre sie ihm freiwillig gegenübergetreten, nicht ohne den Ring, den er ihr in der Wüste anvertraut hatte und den sie zurücklassen musste. Ein kurzer Blick ging Richtung Tür, dann sah sie Massa offen an und nickte. Die Wärme seiner dunklen Augen, Hitze stieg rot in ihre Wangen. Nie war es ihr gelungen, ihn ganz zu vergessen....


    Dieser kleine Funken Hoffnung, sie könnte es sein, wurde urplötzlich zur Gewissheit. Ich stand ihr fassungslos gegenüber. Am liebsten wäre ich davon gelaufen, hätte Freudensprünge gemacht. Völliges Durcheinander, ich konnte nichts von all dem. Da stehen und sie anstarren war das einzige. Keines der Worte die mir durch den Kopf schossen war in der Lage meine Freude über ihren Anblick auszudrücken. Neriman Seba, das Mädchen aus der Wüste, hier in einer Garküche. Wie? Wie zum Jupiter war sie hierhergekommen? War sie es wirklich? Die Haare ungewohnt hell. Dafür waren ihre Augen, ihre grünen Augen dieselben wie in der Wüste, in Alexandria. War es nicht nur ein Trugbild? Meine Fingerspitzen berührten zaghaft ihre Wange. Sie stand vor mir. Erlösung, die Spannung fiel ab von mir. Sieh an, sie wurde rot. „ Neriman, die kleine Wüstenblume, in Rom.“ Ihre Hand greifend, nahm ich sie zur Seite. „ Was machst du hier in Rom? “ Ein paar Worte ihrer Sprache hatte ich gelernt. Lange nicht gesprochen, fühlte es sich sonderbar an, sie mitten in Rom von mir zu geben. Egal was sie mir zu verstehen geben würde. Hier wollte ich sie nicht lassen. Nicht das gleiche wie in Alexandria. Nie wieder würde ich sie zurück lassen. „ Willst du mit mir kommen? Bist du jemanden etwas schuldig, dann kläre ich das.“ Nichtsahnend, was sie bis jetzt durchgemacht hatte, war ich mir nicht sicher, ob sie mitkam. „ Du kannst natürlich hier bleiben, wenn du das möchtest. Ich will dich zu nichts zwingen.“ sagte ich zögerlich. Nein, auf keinen Fall, nicht gegen ihren Willen. Vielleicht hatte sie hier Freunde und ….Siedend heiß wurde mir. Vielleicht ihre Familie. Ihren Mann, Kinder. Das durfte nicht sein. Nein, nicht meine kleine Wüstenblume. Es wäre für mich die gerechte Strafe. Ich hatte Gelegenheit und habe sie verstreichen lassen. Unbewusst drückte ich ihre Hand fester. Ich wollte sie nicht wieder verlieren. „ Sieh hier.“ Umständlich zog ich ihr Amulett aus der Tunika. „ Jeden Tag hat es mich an dich erinnert.“ Keinen Tag hatte ich sie vergessen. Nicht einen, nicht auf dem Schlachtfeld oder auf See. Das Amulett trug ich immer bei mir.

  • Seine Berührung war kaum zu spüren, und doch zog sie sich bis in die Zehenspitzen. Seine Worte brachten sie vollends durcheinander. Diese Worte, in ihrer Sprache gesprochen, schienen so unwirklich hier in Rom. Neriman blickte auf die Hand, die sie hielt. Und dann stellte er eine Frage, die sie vor langer Zeit hätte hören wollen. Wieso jetzt? Was war heute anders? Oder damals? Verständnislos starrte sie ihn nur an und gleich darauf stellte er alles in Frage. Neriman aber spürte ein Zögern und er sah ängstlich aus. Als er dann das Amulett hervorzog, schossen ihr Tränen in die Augen. Unwillkürlich hob sie die Hand an ihre Brust, doch da war nichts mehr. Der Ring war verloren, sein Ring, nur die Sterne blieben ihr als Halt, als Erinnerung. Jeden Nacht, wenn alles schlief, suchte sie danach. Und nun stand er vor ihr und Neriman wußte nicht, ob sie ihm vertrauen konnte.


    Lala unterdessen übernahm die beiden Herren, die zahlen wollten. "Es freut mich, dass es geschmeckt hat und wir freuen uns natürlich immer über einen erneuten Besuch." Mit einem Lächeln zählte sie das Geld ab und bedankte sich für das Trinkgeld, welches sie gleich in ihrer Schürze verschwinden ließ. Seiner Begleitung schenkte sie ebenfalls ein freundliches Lächeln und wünschte den beiden noch einen schönen Tag. Inzwischen waren neue Gäste gekommen. Lala kümmerte sich darum, nahm die Bestellung auf und seufzte, denn Neriman war immer noch mit dem einen Gast beschäftigt, der aussah wie ein Römer, jedoch in einer seltsamen Sprache sprach. Die beiden schienen sich zu kennen. Hoffentlich nicht der Kerl, von dem Neriman erzählte, er würde sie suchen. Lala warf immer wieder einen prüfenden Blick auf die Situation, während sie nun das Essen zubereitete.


    Neriman hatte ihre Pflichten längst vergessen. In ihrem Gedankenkarussell tauchte Herodorus auf, wie er mit dem netten Mann auf dem Markt umgegangen war, der nur harmlos mit ihr geplaudert hatte. Kurz blickte sie zu Varus, er war wohlauf, doch das war ganz und gar nicht ihr Verdienst. Neriman wollte sich nicht vorstellen, was Herodorus tun würde, wenn er wüßte, dass Massa sie mitnehmen wollte. Er hatte seine Männer überall, es war Glück, dass noch keiner hier aufgetaucht war. Natürlich wollte sie mit ihm gehen, hätte ihn am liebsten nie mehr losgelassen, doch sie durfte ihn nicht in Gefahr bringen. Seine Hand - so wohlig warm. Traurig entzog sie ihm ihre. Neriman wagte nicht mehr, ihn anzusehen und schüttelte den Kopf. Dann holte sie ihre Tafel hervor. Was sollte sie schreiben? Ich kann nicht mit dir kommen? Das würde Fragen aufwerfen. Ich muss hierbleiben? Dafür galt das selbe. Neriman wollte ihn so gerne um Hilfe anflehen. Mit dem Griffel, den sie aus dem einen Büro mitgenommen hatte, ritzte sie schließlich vier einfache Worte in seiner Sprache in das Wachs - Ich möchte hier bleiben. Mit Mühe schluckte sie erneut die aufsteigenden Tränen herunter. Alles begann sich zu drehen, sie brauchte dringend frische Luft, nur konnte sie hier nicht weg. Neriman legte die Tafel auf die Theke, deutete auf Massa´s Nachspeise und ging zu ihrer Arbeit zurück, um vielleicht wieder klar denken zu können.


    Dass Neriman wieder beim Feuer war, nahm Lala zum Anlass, das Essen an den Tisch zu bringen. Nebenbei bemerkte sie noch den einsamen Mann, der alleine essen musste, während die Mahlzeit seines Tischnachbarn allmählich kalt wurde. Nachdem sie auf dem anderen Tisch alles abgestellt hatte, trat sie zu ihm. "Ist alles in Ordnung, benötigst du noch etwas?" Obwohl Lala noch nicht ganz im heiratsfähigen Alter war, wurden Männer allmählich interessant und er gefiel ihr. "Vielleicht noch etwas Wein?"

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