Ein Abend und seine Nachwirkungen

  • Schweigend hatten Runa und ihr Vater den Weg hier her zurückgelegt, auch wenn normalerweise ein Spaziergang an der frischen Luft Gemüter beruhigt, so tat er es in diesem Fall bei Runa nicht, sie war immer noch stinke wütend, nein eigentlich fast sogar noch mehr , ja man konnte durchaus sagen, dass sich ihre Wut sogar noch mehr gesteigert hatte.


    So betraten sie nun also die Villa und kaum das die Türen hinter ihnen geschlossen waren, polterte Runa auch schon los und zwar so laut, das es wohl jeder der sich in der Nähe befinden würde ihre Worte deutlich wahrnehmen konnte.


    „Vater ich werde das Haus dieser Person nie wieder betreten und ich will diese Person auch nie wieder sehen müssen. So etwas armseliges und vulgäres wie diese Frau ist mir noch nie untergekommen. Ja ich bin es gewohnt, dass mich einige schief ansehen wegen meinem germanischen Blut. Aber NIE noch nie hat es jemand gewagt mich derart zu brüskieren. Was hat Witjon sich nur dabei gedacht uns dort hin zu schicken? Und wo ist der überhaupt? Der sollte sehr wohl erfahren zu was für einer Lupa er uns da geschickt hat.“ Oh ja so lieb und freundlich Runa sonst auch war, so wütend war sie jetzt, ihre blauen Augen funkelten böse und Zornesröte überzog ihre Wangen.

  • Voller Fassungslosigkeit ob dieser Farce zogen der Pontifex und seine Tochter zurück zur Villa Duccia. Bei sagten keinen Ton, bei Phelan war es eher Sprachlosigkeit, bei Runa ihre kochende Wut, die sie sich wohl für die eigenen vier Wände aufheben wollte.


    In der Villa angekommen brach auch schon die besagte Wut aus der jungen Duccia heraus, welche durch die Gänge in Form einer empörten Hasstirade schall. Phelan hingegen war zwar immer noch sprachlos und überrascht, allerdings auch sehr gefasst, so eine Schnepfe war die Nerven nicht Wert.


    "Komm." wies er seine Tochter bloß an, ihm zu folgen.
    Zuerst warfen sie einen Blick ins Kaminzimmer, wo sie Rodrik, der es sich schon in einem Sessel gemütlich gemacht hatte, zum Arbeitszimmer weiterschickte. Witjon saß wohl noch an einigen Rechnungen und spät war es wahrlich noch nicht.


    [WRAPIMG=left]http://www.kulueke.net/pics/ir…a_arbeitszimmer_klein.png[/WRAPIMG] Im Arbeitszimmer angelangt, ging der Pontifex voraus, damit Runa nicht die Tür aus den Angeln hob und Witjon sofort alles an den Kopf knallen konnte. Dies bedeutete aber nicht, dass Phelan hier den Schongang einlegen würde. Ohne zu Klopfen und auch relativ zielstrebig öffnete er mit einem Ruck die Tür, ging zu einem der Stühle, setzte sich rasch und kündigte an "Witjon. Wir müssen reden.", dabei war ihm völlig egal, ob er seinen Vetter bei irgendwelchen Abrechnungen störte.


    Bevor Runa losbrechen konnte, wies er sie mit einer schon fast diktatorischen Handbewegung zu Ruhe, sie würde auch noch ihre Zeit bekommen, sich über diese Person auszulassen, aber zunächst, war die etwas sachlichere Version dran. Zudem würde Runa eh noch ein paar erzieherische Worte zu hören bekommen, was sich schlimmer anhörte, als es im Endeffekt beabsichtigt war.


    "Wir mussten uns vorzeitig der 'Gastfreundschaft' dieser Phryne entziehen und ihr Heim verlassen." fing er also an. "Diese Frau tritt ihre Gäste mit Füßen. Nach anfänglichem oberflächlichem und pseudokulturellem Gefasel bot sie Runa aus heiterem Himmel VOR den Augen und Ohren ihres Vaters an, bei ihr in die 'Lehre' als Lupa zu gehen, um etwas zu lernen, was sie wirklich im Leben weiterbrächte. Dies ist nicht nur eine zu tiefst ungebührliche Beleidigung gegen mich und meine Tochter, sondern gegen die ganze Familie." während seiner Erklärung ließ er sich ebenso wenig aus der Fassung gleiten wie vor diesem Weibsbbild. Nämlich gar nicht. Sie war ein Niemand, weswegen man sich von so einer auch nicht herausfordern ließ. "Ihre Einladung, welcher ich sowieso nur der Familie wegen nachgekommen bin, war sowieso schon eine Farce, obwohl die Feierlichkeit an sich noch meilenweit übertraf." er lehnte sich zurück "Sie ist zu Geld gekommen, hat aber sonst nichts vorzuweisen. Sie ist ein Niemand, also völlig uninteressant. Sie ist keine, mit der wir uns in Zukunft beschäftigen müssten." pointierte er zum Schluss in einer Art und Weise, als ob man ein geschäftliches Bestätigungsschreiben abhakte und zur Archivierung in seine Unterlagen einreihte, wo es zwar nun lag, aber nie wieder zum Vorschein kommen würde. Denn mehr war diese Sache auch nicht gewesen, als etwas Geschäftliches.


    Bevor er ein paar Takte zu Runas Verhalten gegenüber der Gastgeberin sagen würde, wollte er erstmal ihr die Möglichkeit geben, ihre Sicht der Feier zu beschreiben, welche deutlich atmosphärischer und emotionaler sein würde. Auf dieser Grundlage, würden die erzieherischen Worte vermutlich auch besser fruchten, da sie zur Einsicht rufen würden. Sein Vetter würde ihn dahingehend bestimmt unterstützen.

  • Auch ohne die Geste die eines Diktator würdig gewesen wäre, hätte Runa ihrem Vater den Vortritt gelassen. Immer hin war Witjon nicht irgendwer sonder das Oberhaupt der Sippe. Auch wenn sie ne stinke Wut im Bauch hatte, würde sie nicht ihre Erziehung gänzlich mit Füßen treten.


    Doch das ihr Vater so ruhig blieb war nicht dazu geeignet sie zu beruhigen im Gegenteil. Wie konnte er nur so nüchtern darüber berichten so als ging ihn das alles nichts an?


    Kaum das er geendet hatte, war es Runa die in der typisch germanischen Art offen und mehr als nur direkt lospolterte.


    „Bi den Götters, se is een verdorri Hoor. De to Penusen komen is un wie se överto komen is wüll ik mi gonnich vörstellen. De Frau häf keen Schaam. Keeneen von de Wolfrikskyn sull mit de Hoor Kontakt hann.“


    Oh ja Runa sprach gerade wie ihr der Schnabel gewachsen war. So langsam verrauchte auch ihre Wut, dennoch war sie noch nicht ganz verflogen, als se schließlich nun doch Witjon anfauchte.


    „ Verdorri Ext worrüm hest du uns to disser Hoor geschickt.“
    Ja sie war immer noch sauer, auch wenn ihrem Vater und wohl auch Witjon ihr Auftritt gerade nicht gefallen würden, denn Runa hatte sich nicht mal bemüht ihren Ton herunterzuschrauben, so dass nun wohl auch der halbe Haushalt Bescheid wissen würde.

  • Bäm. Die Tür flog auf und Phelan kam ohne zu klopfen mit seiner Tochter hereingestürmt. Witjon - in diesem Moment alles andere als fleißig - nahm hastig den Finger aus dem Ohr, in dem er gerade gelangweilt herumgestochert hatte. Vor ihm lagen die Bilanzen der letzten Wochen ausgebreitet, über denen er bereits einmal in der letzten Stunde eingenickt war. Dankbar für die Ablenkung schob er den ganzen Kladeradatsch beiseite und ließ zunächst die recht sachliche Beschwerde seines Vetters über sich ergehen. Nur um dann von Runa regelrecht angefaucht zu werden.


    "Öhm", war seine erste Reaktion. Witjon war überrascht, gleich einen so negativen Bericht über diese Phryne zu hören. Die hatte sich ja offenbar eine Reihe von Böcken geleistet. Aber dass Runa nun ihn anblaffte, irritierte Witjon ebenfalls. Er zog kritisch die Augenbrauen in die Höhe und starrte Phelans Tochter einen Moment wortlos an, bevor er unter verhaltenem Schnauben seinen Unmut über ihr Benehmen kundtat.
    "Sach an, jonge Frou. Un do hettst nadurlech scho föraf jewosst, dat de Phryne so en iwels Weifsbilt es?" Mit der Frage würde Witjon Runa hoffentlich erstmal ihren Ärger abgraben. Er hatte ja kaum im voraus wissen können, dass Phryne so eine Skandalnudel war, wie Phelan und Runa sie ihm beschrieben.

  • „Nein!“ bluffte Runa zurück, natürlich hatte er in diesem Punkt recht, teilweise. „ABER! Wenn du sie vielleicht vorher erst mal hier her zitiert hättest, damit sie wie es ÜBLICH ist sich hätte vorstellen können – müssen, DANN hättest du dir dein eigenes Bild machen können und wir wären nicht ins offene Messer gerannt.“
    So ganz langsam beruhigte sich Runa, es tat gut es herauszulassen. „Diese Frau beleidigt und beschimpft ihr Gäste – sie tritt das Gastrecht regelrecht mit Füßen!“ Runa schaute sich um und ließ sich dann auf einen Stuhl nieder. „Ich könnt jetzt auf jeden Fall was zu trinken vertragen!“ sagte sie noch, bevor sie dann doch ihre Klappe hielt.

  • Zuerst erging sich Runa noch einmal vor Witjon über diese Phryne und fasste das, was ihr Vater zuvor schon gesagt hatte, in 'etwas' salopperer Weise erneut zusammen. Als sie dann jedoch Witjon anblaffte, fiel ihm fast die Kinnlade runter. Sie warf ihm die ganze Sache ja derartig übertrieben an den Kopf, als hätte er sie absichtlich in den Tod geschickt, dem sie nur knapp entgangen wären.


    "Runa!" ermahnte er sie fast schon etwas empört, als sie gerade geendet hatte und sich auf einen Stuhl niederließ. "Du kannst nicht einfach so reden, wie dir der Schnabel gewachsen ist.. nicht in der Öffentlichkeit vor irgendwelchem Fremden, egal als was für unwürdige Gastgeber sie sich erweisen, noch vor Witjon!" pointierte er zunächst. "Du bist kein dahergelaufenes Bauernmädchen. Du bist meine Tochter und somit nicht nur Wolfrikskyn, sondern auch eine Duccia, und so hast du dich auch zu benehmen!" ermahnte er Runa in sehr ernstem, aber keinesfalls brüllendem Ton. "Ich schätze es sehr, dass du dich für Alpina eingesetzt hast und ebenso, dass du dieser Phryne Parolie bieten wolltest. Aber du darfst dich nie wieder so herausfordern lassen. Wer ist denn diese Phryne schon? Ein Niemand! Und dafür zeigst du dich als Duccia derartig patzig? In Zukunft solltest du dir genau überlegen, wie du auf solche Schnepfen oder Idioten reagierst. Die römische Gesellschaft ist nicht nur nachtragend sondern auch sehr gesprächig und das meine ich nicht im positiven Sinne. Wir waren dort, um unsere Familie zu vertreten, genauso wie dies jeder von uns tun muss, wenn wir alleine unterwegs sind. Wir haben uns mittlerweile einen guten Ruf erarbeitet, welchen man aber auch schnell verlieren kann." versuchte er seinem Spross veständlich zu machen. "Falls so etwas noch einmal passiert, sage besser gar nichts, bevor du dich unüberlegt äußerst." dann wandte er sich wieder zu Witjon "Wie gesagt, diese Frau ist ein Niemand, die die Aufregung nicht Wert ist. Ich werde dennoch bei Crispus nachhorchen, wie der restliche Abend noch verlaufen ist. Diese Person macht mir Sorgen." er erinnerte sich dabei vor allem an ihr großes Interesse, sich an den Mysterienkulten zu engagieren.

  • Stirnrunzelnd ließ Witjon Runas Ausbruch über sich ergehen. Er musste auch gar nicht selbst darauf reagieren, denn Phelan schaltete sich sogleich ein und hielt seiner Tochter eine Standpauke. Mit hochgezogenen Augenbrauen verfolgte Witjon die Worte des Pontifex.


    Am Ende war er es, der wieder von Phelan angesprochen wurde. Witjon rieb sich nachdenklich das bärtige Kinn, um daraufhin zu antworten: "Und wieso bist du so besorgt über diese Phryne? Meinst du sie kann uns irgendwie schaden? Oder anderen? Hat sie noch andere Leute bei ihrem Empfang beschimpft?" Und, weil er es nicht nachvollziehen konnte: "Achja... und wieso hat sie euch überhaupt beleidigt, habt ihr das irgendwie ergründen können?"


    Auf Runas Vorwürfe und den Wunsch nach etwas zu trinken ging er am Ende bewusst nicht ein. Die Vorwürfe waren immerhin schon von Phelan entkräftet worden und etwas zu trinken konnte Runa sich später gefälligst auch selbst in der Küche organisieren.

  • Runa ließ das Donnerwetter über sich ergehen. Natürlich hatte ihr Vater recht gewissermaßen. Und außerdem hatte sie sich gegenüber dieser Hure doch noch zurückgehalten, eben weil sie ein Niemand war.
    Dennoch zog Runa erst erst mal vor nichts zu ihrer Verteidigung vorzubringen, denn sie kannte ihren Vater nur zu gut, auch wenn er immer noch ruhig wirkte ließen seine Worte keinen Zweifel zu, dass er über ihr Verhalten nicht erbaut war. Und sie hatte kein Bedürfnis den Bogen zu überspannen.
    „Deit mi leed.“ murmelte sie entschuldigend in Wijons Richtung, damit meinte sie nicht was sie über diese Frau gesagt hatte, sondern lediglich dass sie das Sippenoberhaupt so angefahren hatte.
    Sie konnte zwar nicht beantworten war ihrem Vater Sorgen bereite, jedoch konnte sie sehr wohl Wijons Frage beantworten und sie glaubte auch kaum, dass ihr Vater das mitbekommen hatte, also warum diese Frau sich so aufgeführt hat.
    So antwortete sie nun also und dieses Mal tatsächlich ruhig und sachlich.
    „Nun sie sieht andere Frauen als Konkurrenz, erst hat sie Susina Alpina beleidigt, außerdem versuchte sie ständig Helvetius Curio mit anzüglichen Bemerkungen aus der Reserve zu locken. Schließlich hat sie sogar versucht Vater zu umgarnen. Ich würde aus meiner Sicht sagen, sie will ihre vermeintliche Konkurrenz ausschalten, damit sie sich in Ruhe nach einem reichen, einflussreichen Gönner umsehen kann.“

  • Auch wenn Runa murmelte, konnte ihr Vater die entschuldigenden Worte an Witjon vernehmen. Ihre Einsichtigkeit nahm er mit Wohlwollen auf und beließ es dabei, sie würde es schon verstanden haben.
    Als die sachliche Darstellung seiner Tochter geendet hatte, ergänzte bzw. führte er sie fort ".. den sie sicherlich finden wird." Dass Petronius Marcellus ihr mehr oder weniger schon verfallen war, konnte er natürlich nicht wissen. "Sie gibt sich keine Scham. Du weißt genau wie ich Witjon, dass viele wohlhabende Bürger sich von solch einem Weib umgarnen lassen würden. Sie hat Geld, auch wenn es ihr irgendwann ausgehen wird. Außerdem gefällt mir ihre Nähe zu den Mysterienkulten nicht. Dort geht es mit merkwürdigen Dingen zu." er konnte sich richtig vorstellen, wie sie in Rom dort 'bis zur Extase', so wie sie sagte, getanzt hatte. "Von dem, was Runa erzählt, habe ich direkt nichts mitbekommen, allerdings empfand ich die Stimmung der anderne Gäste mehr als komisch. Die Beleidigung gegen mich und meine Tochter kam unüberlegt, sie gibt sich intellektuell und versucht sich ebenso zu artikulieren, doch fehlt ihr dazu nicht nur der Schneid sondern auch der Gripps." pointierte er abschließend. "Wie gesagt. Mit unserer Familie hat sie es sich kräftig verscherzt. Wir sollten davon auch Dagmar und Rodrik in Kenntnis setzen. Sie sollten diese Person lieber meiden."

  • Witjon verfolgte das ganze Gespräch weiterhin mit leicht gerunzelter Stirn. Irgendwie schmeckte ihm das ganze überhaupt nicht. Er fand einerseits nicht gut, wie sehr sich Phelan und Runa insgesamt aufregten, andererseits gefiel ihm das Verhalten dieser Phryne ebenso wenig. Er verlegte sich darauf, das ganze komplett sachlich zu behandeln und sich nicht ebenfalls zu echauffieren.


    "Den reichen einflussreichen Gönner wird sie gewiss finden, ja. Was sie mit den Mysterienkulten zu schaffen hat, braucht uns erstmal nicht zu interessieren. Das Problem ist, dass wir sie zwar abschreiben können. Aber wenn sie sich in Zukunft geschickter anstellt, wird sie uns bei einem späteren öffentlichen Anlass wohl oder übel wieder begegnen. Wir müssen uns also überlegen, ob wir mit der Situation nicht noch anders umgehen können, als ausschließlich beleidigt zu sein und nicht mehr mit der Frau zu sprechen. Denn, je nachdem wen sie sich einmal angelt... wer weiß wie viel Einfluss sie auf denjenigen auszuüben in der Lage sein wird?"


    Er schürzte nachdenklich die Lippe. "Hmm", machte er. "Vielleicht können wir sogar direkten Nutzen daraus ziehen. Versetzt euch einmal in ihre Lage. Was wird Phryne nun wohl tun, wo sie ihre wichtigsten Gäste vergräzt hat?" Witjon schmunzelte. "Außerdem: Findet doch erstmal heraus, wie ihre restlichen Gäste reagiert haben. Vielleicht lassen sich daraus ja noch andere Erkenntnisse herleiten." Fragend sah er die beiden an.

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