Ja, ein weiterer Soldat in der Nachfolge seines Vaters Geta. Natürlich war es löblich und nicht minder gefährlich. Wer konnte es schon besser wissen, oder zumindest erahnen, als er selbst? Scaeva hatte aufgeschaut, als Severus diesen Gedanken ausgesprochen hatte. Natürlich barg es immer ein Risiko in sich, wenn man sich als Soldat verdingte, doch erschien es dem jungen Helvetier die einzig richtige Alternative zu sein. Nicht nur, dass es seinen eigenen Neigungen nach kam, es war auch ein Weg, seinen Vater zu ehren. Und seine Mutter? Scaeva hatte wieder leicht lächeln müssen. “Mutter ist natürlich außer sich,“, erklärte er auf Severus Feststellung hin. “Du kennst sie ja… ich meine… vielleicht kennst du sie noch gut genug um zu wissen, dass sie gleich nachdem sie von meinem Wunsch erfuhr der Magna Mater ein Opfer dar brachte.“ Opia Priscilla war verrückt nach diesem Kult. “Wahrscheinlich veranstaltet sie bis heute noch ein Taurobolium nach dem anderen. Aber ich muss eben tun, was ich tun muss!“ Eigentlich war für ihn nie etwas anderes in Frage gekommen als die Truppen, von denen sein Vater den Kindern immer und immer wieder so hingebungsvoll berichtet hatte. Dabei war es mehr als eine Schwärmerei, denn Marcus Geta hatte es nie ausgelassen, auch von dem Schweiß zu berichten und von dem Blut, welches ein jeder in einem solchen Dienste an Rom und seiner Familie ließ. Dennoch stand dies Scaeva eindeutig näher, als sich in irgendwelchen Officien herum zu drücken, um Wort für Wort, Absatz für Absatz und Schriftrolle um Schriftrolle abzuarbeiten. Großvaters Arbeit hatte er sich immer so vorgestellt, doch so schillernd dieses Vorbild auch sein mochte, ihn selbst trieb nichts hin zur Schrift.
Dass Severus nun mit den Augen rollte, als er die Casa Helvetia erwähnte, wunderte ihn wenig, denn dieses Haus hatte seines Ermessens nach ein wenig mitgenommen ausgesehen. Er nickte, als der Name Tiberius Varus fiel, auch wenn ihm im ersten Moment kein Gesicht zu diesem Namen einfiel. Und Cousin Marcus Commodus? Scaeva schob sich noch eine Olive in den Mund und schenkte sich ebenfalls ein wenig Wein, gepaart mit Wasser, ein. Sich wegen einer Frau auf ein Landgut zurück ziehen, mutete in seinen Ohren ein wenig seltsam an, doch wenn die Liebe, welche er hinter dieser Absicht vermutete nur einen Hauch von dem in sich barg, was er verspürte, wenn er an Vera dachte, so musste es durchaus berechtigt sein. Das Tuch, welches seine Angebetete ihm vor seiner Abreise schenkte lag noch verstaut in seinem Reisesack. Vera, mit ihren sanften Worten, ihren lieblichen Lippen und ihrem fragendem Blick. “Wann kommst du zurück?“ Scaeva seufzte, doch er unterdrückte weitere Gedanken an seine Geliebte und war wieder ganz bei Severus und seinen Ausführungen. “Inwiefern ist die Amtszeit denn missglückt?“, wollte er dann wissen. “Weißt du, ich bin dem Landleben gerade entkommen und es fällt mir schwer mir vorzustellen, dass jemand nur wegen einer missglückten Amtszeit dorthin zurück kehrt.“ Vielleicht zeugte es von zu wenig Schneid oder Willen in der Welt mit allen Konsequenzen zu bestehen. Doch konnte er sich eine solche Meinung wirklich anmaßen? Bis auf die Äcker und Felder drangen nur wenig Botschaften und wenn doch, so hatte Mutter diese zuerst erhalten und wohl vergessen, diese an ihren jüngsten Spross weiter zu reichen.