Princeps mortuus - #%&$§# don't shoot the messenger

  • Am Morgen nach dem Tod des Kaisers, kurz nach der aus der Not anberaumten Senatssitzung, traten beide Konsuln auf das Forum Romanum. Von ihren Liktoren umringt machten sie sich mit würdevollen Schritten auf zur Rostra und nahmen mit Wohlwollen wahr, dass die Cohortes Urbanae bereits mit verstärkter Präsenz glänzten... der Praefectus Urbi schien die Lage im Griff zu haben. Noch, zumindest.
    Das Forum strotzte so gut wie immer mit Menschenmassen, aber heute waren es besonders viele, da die sich langsam Bahn brechenden Gerüchte die Leute auf die Straße trieben wo sie Bestätigung oder Widerlegung erwarteten. Das Auftauchen der Konsuln, beider sogar, zog die Menschen daher an wie ein Schwamm das Wasser in einer Schale.


    Als sie die Rostra betraten, übertönte das Gemurmel der Menschen fast die Schritte der Konsuln auf den hölzernen Stufen und zum Glück der Konsuln auch deren Gedanken. Oben angekommen brauchten die beiden, die seit Ewigkeiten geübt im Umgang mit der Masse waren, nicht lange um für Ruhe und kollektives Gehör für ihre Worte zu sorgen.


    "Cives Romae!", rief der Vettier die Menschen an, und augenblicklich war es, als könnte man das Fallen einer Stecknadel hören.. oder wie in Valas Fall: das Schlagen des eigenen Herzes im Hals, "Bürger Roms hört uns an... wir, eure Konsuln, bringen euch äußerst düstere Kunde."


    "Die Gerüchte, die ihr gehört habt, sind wahr..." , fuhr Vala fort, "...am gestrigen Abend haben die Götter beschieden, unseren geliebten Princeps, den Imperator Caesar Augustus Appius Cornelius Palma zu sich zu bestellen." , brachte Vala die Nachricht auf den Punkt und tat gut daran, ob des aufbrausenden Geheuls und Gejammers nicht allzu sehr zusammen zu zucken.


    "Na, das fängt ja gut an...", brummte der Vettier zu Vala, während sie den Menschen einen Moment lang gaben ihrer Trauer und wahrscheinlich vor allem ihrer Sorgen Luft zu machen.

  • Den Ausgang in Rom hatte der Marcier sehr genossen. Die Stunden im Lupanar, den ihnen ihr Vorgesetzter Massa bereitet hatte, würden er und seine Kollegen wohl nie vergessen. Die restliche Zeit war in erster Linie für Sehenswürdigkeitsschau und das Besuchen alter Bekannter eigeplant. In einer einfachen Tunika gekleidet, mischte er sich unter die ziviele Bevölkerung. Ein Ausflug auf das Forum Romanum konnte da nicht unterlassen werden. In der Tat schien Coriolanus auch Glück zu haben, denn heute war wohl irgendetwas ganz besonderes los. Von einem Mann neben ihm erfuhr er, dass dies da vorne die beiden Consuln waren und die offenbar vorhatten der Menge etwas mitzuteilen. Welch Glück, dass er nun auch noch zwei der mächtigsten und einflussreichsten Männer Roms sehen konnte.


    Doch, was er dann hörte, erschütterte ihn bis ins Mark. DER KAISER WAR TOT? Fragend blickte Coriolan auf die Männer und Frauen neben ihm, die teilweise die Blicke erwiderten, nur um dann wieder die Augen auf die Consuln vor ihnen zu richten. Erstes Getuschel machte sich breit. Die Menschen diskutierten, auch Coriolan hatte fragen, unter den einzelnen Stimmen, die sich vermehrten rief er seine Fragen hoch zur Rostra: "Was soll das heißen, die Götter haben ihn zu sich genommen? Ist er einfach so gestorben? Wurde er nicht etwa vielleicht... umgebracht?!" Man konnte ja das Gefühl haben, dass einem diese beiden Consuln nur beruhigende Worte hinklatschten, völlig vergessend, dass die meisten hier Bürgerkriegszustände und ermordete Kaiser noch in bester Erinnerung hatten.

  • Au weia, sagte sich Plautus, als er diese Nachricht hörte, da bin ich ja grade im falschen Moment nach Roma gekommen. Eine schlimme Nachricht, wenn man noch in Erinnerung hat, was nach dem Tod des letzten Kaisers über das Imperium heringebrochen war. Der Palma war ja, den Göttern sei Dank, nicht so ein Schurke gewesen wie sein Vorgänger, aber es gab da so ein Geschwätz auf den Märkten und in den Kneipen, dass er etwas langsam regiert hätte. Immerhin, er hatte ehrlich regiert. Dann hörte Plautus, wie sein Nebenmann fragte, ob er denn nicht etwa ermordet worden sei. Na ja, sowas war ja schon vorgekommen, aber die Frage ging ihm dann doch auf den Geist.


    "He, Nachbar, was soll das? Geht das schon wieder los mit den saudummen Verschwörungstheorien?"

  • Was tat man so den ganzen lieben langen Tag, wenn man keinen Job hatte und die tägliche Salutatio vorbei war? Ich ging übers Forum Romanum. Hier hörte ich ein paar lustige Geschichten. Dort eine nette Anekdote. Und wieder woanders schnappte ich ein pikantes Gerücht auf. Heute kam dazu, dass die beiden amtierenden Consuln die Rostra betraten. Mussten wohl wichtige Neuigkeiten sein, wenn da nicht einer von beiden zum Verkünden ausreichte. Dachte ich mir so. Ich versuchte mich etwas näher ans Geschehen zu drängeln. War schließlich voll hier, wenn die beiden Consuln zu einer öffentlichen Forumsrede ansetzten.


    "Oh, Götter."


    Der Kaiser war tot. Und es gab keinen Caesar, oder? Den hatte es nach dem Tod des Valerianus auch nicht gegeben. Und danach war ein blutiger Bürgerkrieg aufgezogen. Vielleicht sollte ich Rom jetzt lieber verlassen. Die Geschichten von den Plünderungen Palmas Armee hatten sich schlimm angehört. Und ich wollte sicher nicht abgemurkst in der Domus Artoria liegend enden.


    "Na immerhin hat er gestern noch irgendwas zu seinem Testament geregelt!"


    Warf ich dann aus meiner inneren Unruhe heraus einfach in das Gebrüll auf dem Forum ein. Ob das jetzt für oder gegen eine Verschwörung sprach, wusste ich nicht. Darüber konnte ich jetzt auch nicht nachdenken. Ich wollte nur irgendetwas tun. Ich musste etwas tun! Ich musste aus Rom verschwinden! Oder wenigstens erstmal meine Nervosität und Unsicherheit verbal herausschreien....

  • Auch Severus war zum Forum gekommen, zumal die Gerüchte schon am frühen morgen vollkommen entgrenzt gewesen waren. Nun beobachtete er, wie die beiden Konsuln, dieser Hüne von Duccius und sein Collega, zu erkennen an den zahlreichen Liktoren, die sie umgaben, zur Rostra schritten, einige Augenblicke dahinter verschwanden und schließlich oben auf der Tribüne zu sehen waren. Überall hörte er Gemurmel um sich rum, vom Tod des Kaisers war die Rede, sogar von Mord, oder einem Anschlag auf dem Palatin. Letztlich erhoben die Konsuln das Wort und schnell wurde es ruhiger. Von seinem Platz aus konnte er die Gesichtsausdrücke der beiden Magistrate nicht wahrnehmen, doch bestätigte sich anhand von dem, was sie sagten, dass das schlimmste eingetreten war: Der Kaiser war tot. Sofort erhob sich Geschre von allen Seiten aber auch Zwischenrufe: Auch hier war von Mord die Rede, und vom Testatement des Kaisers.


    Severus schaute sich um und runzelte die Stirn. Es war sogar in zweierlei Weise unglücklich: Ersten würde die große Stadt vermutlich erstmal wieder und bis auf weiteres in Unsicherheit versinken. Zweitens war es für ihn persönlich unschön, da die Kanzlei nun sicherlich besseres zu tun hatte, als die Bewerbung für eine kleine Notarsstelle zu bearbeiten.


    Der Helvetier blieb an seinem Platz, denn es interessiert ihn, ob es noch irgendwelche Aussagen von den Konsuln geben würde. Doch überlegte er schon, wie er den Platz wieder verlassen konnte, um seine nächsten Schritte zu planen.

  • "Verschwörungstheorien?", wandte er sich ungläubig an seinen Nebenmann. "Wo bist du denn bitteschön die letztere Jahre über gewesen?!" Ermordete Kaiser hatte Rom immerhin schon genug gesehen. Was war denn da bitteschön noch naheliegender. Und dann auch noch die Information, die Coriolanus gerade erst erhielt, dass der Cornelier kürzlich noch etwas zu seinem Testament verabschiedet hatte. Wer wollte denn da noch einen einfachen Zufall glauben? "Was für Märchen sollen uns hier erzählt werden?", rief er noch einmal in die Menge, während er sich aufmachte, das Forum wieder zu verlassen. Er musste zurück ins Lager und seine Männer sowie seinen Vorgesetzten informieren. Das könnte doch noch ein unangenehmerer Romausflug werden als gedacht.

  • Proximus war auch an das Forum gekommen nachdem ihm Gerüchte zu Ohren gekommen waren und er diese kaum glauben konnte.


    Dann hörte er gespannt den Ausführungen der Consuln zu.

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    DECURIO - MISENUM

    Klient - Lucius Aelius Quarto

  • Kacke. Der erste ergriff hier (scheinbar) schon die Flucht. Ich sollte mich ihm anschließen. Sollte auch die Flucht ergreifen. Weg. Raus aus Rom. Weg. Raus aus dieser Zielscheibe. Weg. Am besten aufs Land. Weg. Einfach nur weg.


    "Lass mich, ich muss durch! .. Ja, tut mir Leid, ich muss durch! .. Ja, du mich auch, ich muss hier raus!"


    So kämpfte ich mich durch die Masse. Rempelte immer wieder irgendwen an. Wurde immer wieder von irgendwem zurückgerempelt. Trat Leuten auf die Füße. Wurde dafür geschubst. Und trat dann gleich dem nächsten auf die Füße. Eine Abwärtsspirale.


    "Verfluchte Fortuna! Ich bete, ich opfere! Geb dir, was ich hab! Und was bekomm ich dafür?! Die staatliche Lotterie: ausgesetzt! Meine Domus: verloren, weil ich jetzt aus Rom fliehen muss! Das alte Landhaus, in dem ich vorher lebte: verkauft! Nichts! NICHTS hast du mir gelassen! Elendes Miststück!"


    Ja. Sauer. Und nicht zu knapp. Auf diese falsche Schlange! Die Wut betäubte meine Angst. Ein bisschen. Denn das war mein eigentliches Problem: Ich hatte eine Scheiß-Angst! Fortuna war mir eigentlich gerade egal. Die Staatslotterie war mir gerade egal. Die Domus Artoria und das alte Landhaus waren mir gerade egal. Ich hatte einfach nur Angst! Angst, dass hier schon morgen wieder in den Straßen und Gassen gekämpft und geplündert wurde! Angst, dass nach dem Tod so vieler meiner Verwandten im letzten Bürgerkrieg ICH in DIESEM Bürgerkrieg sterben würde! Angst, dass ich dieses ganze Chaos hier nicht überlebte....

  • Als Lucius morgens hinunter in die Garküche gekommen war, um sich Morgenpuls zu holen, hatte er den Wirt in heller Aufregung erlebt: Er hatte von Privatus, dem Freigelassenen des Iulius, der wiederum ein Klient des Senators Quinctius war, gehört, dass letzterer heute morgen in aller Frühe einen schwarzen Ziegenbock geordert hatte, um für die Manen des Kaisers zu opfern - die Manen! Die logische Konsequenz waren zwei Deduktionen: Entweder, der Quinctier plante den Cornelier umzubringen und besänftigte die Totengeister lieber schon im Voraus, oder der Kaiser war tatsächlich tot.


    Diese oder ähnliche Gerüchte hatten scheinbar eine ganze Menge anderer Römer heute auch aufgeschnappt, denn als Lucius mit Armin im Schlepptau auf das Forum kam, war dort bereits die Hölle los. Direkt neben dem jungen Petronier diskutierten zwei Männer lautstark darüber, ob die Prätorianer oder der Senat den Kaiser in Stücke gehackt hatten und aus allen Straßen und Gassen schoben sich immer mehr Menschen auf den statuengeschmückten Platz. Als Lucius sich umsah, entdeckte er außerdem ein massives Aufgebot an Stadtwachen - was war genau passiert? Dass der Kaiser tot war, dafür gab es bereits mehr als genügend Indizien. Aber eine vernünftige Ableitung aus dem Wust an Dingen, die er in den wenigen Stunden, die er wach war, aufgeschnappt hatte, hatten kein kongruentes Bild gegeben.


    So war er fast froh, als er die bärtige Visage des Ducciers auf der Rostra entdeckte, die für ihn alles darstellte, was er an den Ducciern hasste (ein Affe in Toga - und sei es auch eine Toga Praetexta - war noch immer ein Affe). Aber immerhin verkündete er recht unspektakulär, dass der alte Mann auf dem Palatin tot war. Ziemlich unspektakulär - es klang fast danach, als wäre er einfach friedlich eingeschlafen. Prinzipiell war das natürlich nicht so abwegig - schon bei der Kaiseraudienz hatte Lucius sich ja gedacht, was für ein alter Knochen der mächtigste Mann des Imperiums doch gewesen war. Aber dass es so schnell gehen würde... wer hätte da gedacht?
    Der Petronier beteiligte sich jedenfalls nicht an den hahnebüchenen Verschwörungstheorien, die nun wild ausgetauscht wurden. Natürlich lag die Wahrscheinlichkeit gar nicht so niedrig, dass die alten Gegner des Corneliers zugeschlagen hatten. Aber dann hätte der Duccier sicherlich gleich einen neuen Kaiser verkündet, anstatt hier nur Verwirrung zu stiften. Diese Formulierung: Die Götter haben ihn zu sich gerufen - als hätte irgendwer jemals die Götter rufen hören! Wirklich absurd, diese Vorstellung... und wenn man sie mit den Spekulationen verband:
    "Und womit haben sie ihn zu sich gerufen? Mit einem Dolch in die Rippen oder mit einem Durchfall?"
    rief er spöttisch in Richtung Rostra.

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • "Bürger Roms, eure Sorge ist gemein und verständlich... wir können euch in dieser Frage beruhigen: der Princeps ist friedlich entschlafen und allein dem Willen der Götter folgend von uns gegangen.", antwortete Vala auf die vielen Fragen, die aus dem Munde vieler Bürger augenblicklich nach Beantwortung verlangten, "..die besten Medici der kaiserlichen Familie haben keine Anzeichen dafür gefunden, dass dem Princeps in übler Weise und in Niedertracht mitgespielt wurde."


    Und selbst wenn... sie würden es dem Volke nicht erzählen. Eigentlich schon kurz nach seinem Tod, bevor die Medici die beruhigende Nachricht ausgegeben hatten, war beschlossen worden nicht noch einen Kaisermord zu verkünden. Egal wie der Kaiser gestorben wäre... selbst wenn ihm ein abtrünniger Leibwächter den Kopf vom Leib getrennt hätte: der Kaiser war friedlich entschlafen.

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