Atrium | Dexters Ankunft - Ein Trio in der Nacht

  • Der Sklave Caimon leuchtete den nächtlichen Ankömmlingen den Weg von der Porta mit seiner Lampe, versuchte gleichzeitig darauf zu achten, dass keiner von ihnen etwas berührte oder einsteckte. Denn die Geschichte von der Ankunft eines Flaviers glaubte er noch immer nicht. Ajax und Diomedes, die beiden bulligen custodes standen bereits auffällig unauffällig am Rand des Raumes.
    "Herr Scato wird gleich kommen", hoffte der Sklave zumindest, denn dann wäre dieses Problem nicht mehr das seine.

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    VILICUS - MANIUS FLAVIUS GRACCHUS

    Einmal editiert, zuletzt von Sciurus ()

  • Zerstoben war der weite Weg, verweht Meile um zurückgelegte Meile, schon begannen die unerhörten Begebenheiten des vergangenen Tages und dieser Nacht in einen wohligen Nebel der Müdigkeit zu sinken.
    Gleichsam sank der junge Dexter auf eine Kline und gähnte wie ein Nilpferd. Seine Sklaven drapierten sich zu seinen Seiten. Tanit schräg hinter seiner linken Schulter.
    Moloch rechts. Während sein Herr den beiden Custodes nicht mehr Beachtung schenkte als der sonstigen Möblierung, richtete der grobschlächtige Koloss seine kleinen Schweinsäuglein mißtrauisch auf die Mißtrauischen.

  • Während die meisten meiner Standesgenossen sich bereits zu Ruhe gebettet hatten und sich die Stille über der Villa legte, hielt mich nichts mehr in meinem Lager. Die Schlaflosigkeit war ein steter Begleiter geworden, statt meinem Körper Ruhe zu gönnen, wandelte ich Nacht für Nacht durch die Gänge der Villa, auf der Suche nach Wein. Wenn ich erfolgreich geworden war verlor ich mich zumeist in ihrem Garten bis die ersten Sonnenstrahlen den neuen Tag ankündigten. Dies war meine Art, jenen schrecklichen Bildern in meinem Kopf zu entfliehen und meinen Geist mit Alkohol zu betäuben.


    An diesem Abend war allerdings alles anders. Als ich mich bereits alleine wog, hörte ich plötzlich Stimmen. Scheinbar war noch zu später Stunden ein Fremder eingetroffen, der in Begleitung seiner Sklaven ins Atrium geführt worden war. Zwei flavische Custodes hatte man ihm zur Bewachung zur Seite gestellt. Offenbar traute man ihm nicht besonders.
    Ich hatte mich gerade noch einen der Seitengänge retten können, um nicht erwischt zu werden. Einen Moment verharrte ich dort, um zu sehen, was weiter geschah. Von meinem Versteck aus konnte ich den Fremdling gut beobachten. Ein junger Mann, recht gut gekleidet, wenn auch in sehr verdreckten Kleidern, die schon weitaus bessere Tage gesehen hatten. Er und seine Begleiter ließen sich auf einer Kline nieder und nickten kurz darauf ein, während der Sklave, der ihn ins Atrium begleitet hatte sich wieder entfernte. Was hatte er soeben gesagt? Herr Scato wird gleich kommen? Nun, zu dieser späten Stunde würde der Fremde wohl lange warten müssen. Scato, wie ich aus besseren Tagen wusste, hatte einen besonders tiefen Schlaf. Es würde schwierig werden, ihn zum aufstehen zu bewegen. Doch darin sah ich meine Chance. Um vielleicht wieder an Ansehen bei Scato zu gewinnen oder auf einfache Art und Weise zu einer Kanne besten flavischen Weines zu kommen.
    Ich trat aus meinem Versteck hervor, nickte den beiden Custodes zu und näherte mich den Fremden. „Dominus,“ flüsterte ich leise, um die Schlafenden nicht zu sehr zu verschrecken. „Dominus, ich bedaure, leider schläft mein Herr Scato, doch vielleicht kann ich, sein Sklave…“ der in Ungnade gefallen war… „weiterhelfen.“

  • Die Augen mussten ihm zugefallen sein. Jäh sah Dexter sich einem fremden Sklaven gegenüber, den er nicht hatte kommen sehen. Er richtete sich auf, von den Kissen, auf die sein struppiges Haupt gesunken war, rieb sich die Augen, und wiederholte desorientiert:
    "..schläft?"
    Seine Leibsklavin Tanit, die neben ihm Platz genommen, so über ihren Herrn gewacht hatte, war es, die resolut das Wort ergriff:


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    "Mein Herr Quintus Flavius Dexter braucht zuerst einmal eine angemessene Unterbringung. Soll er denn hier im Atrium schlafen? Dann frische Kleidung und ein leichtes Nachmahl. Was ist das denn für ein Empfang für meinen Herrn? Wir sind den ganzen Tag und die halbe Nacht gereist, von Tusculum bis hierher geritten, und auf schwankenden Planken gefahren, mussten das Gepäck vor der Stadt zurücklassen, und dann wollten diese..." sie deutete Richtung Porta "...beiden Spezialisten uns nicht einmal einlassen, verdächtigten uns gar, Verbrecher zu sein!"


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    "Sind wir nicht. Ehrlich nicht." brummte Moloch mit tiefer Basstimme, redlich bemüht hilfreich zu sein.


    Müde stand Dexter auf und reckte seine Glieder.
    "Sssh ihr beiden. Ich bedarf lediglich eines Bettes. Am morgigen Tage wird sich alles finden."
    Erwartungsvoll sah er auf zu dem großen, barbarisch anmutenden Mann, ungeduldig dass er oder irgendjemand endlich seinem Wunsch Folge leiste. Dexter war entäuscht über diesen ungastlichen Empfang im Hause seines Großvaters, trotz später Stunde hätte er anderes erwartet, und er konnte dies, da seine Contenance, nach all dem heute erlebten etwas ausgehölt war, kaum verhehlen.
    "Was geht vor in der Stadt, dass die Wächter so verschüchtert sind?"
    fragte er ahnungslos den Sklaven seines Bruders,
    "Sind es Proskriptionen, oder Bandenkriege? Ist es wahr, dass die Republik ausgerufen wurde?"

  • Kaum hatte ich mich über die drei Leiber hinübergebeugt und mit einer wohltemperierten Stimme zu ihnen gesprochen, begannen sie sich auch schon zu regen. Noch schläfrig öffnete der Fremde die Augen und blinzelte mir entgegen, während die junge Frau mit einem Mal hellwach wirkte und sofort das Wort ergriff. Eingeschüchtert von so viel Resolutheit wich ich etwas zurück und richtete mich wieder gerade auf. Fast schon vorwurfsvoll gab sie mir auf, was ihr Herr alles sofort benötige. Auch die beiden flavischen Sklaven, die zur Bewachung dekorativ in der Ecke standen, bekamen ihr Fett weg. Ja, die Kleine hatte wirklich Feuer unterm Hintern. Unter anderen Voraussetzungen hätte mir das auch sehr imponiert und ich hätte ihr gegenüber meinen Charme spielen lassen. Stattdessen überforderte sie mich regelrecht und ich bereute es bereits, aus meinem Versteck herausgetreten zu sein.


    „Ja… ja sicher... äh…“ Schließlich meldete sich auch noch der Hüne, der sich zur Rechten seines Herrn befand und pflichtete der herben Schönheit bei. Nein, Verbrecher waren sie wohl nicht. Auch wenn der junge Mann, den die beiden bewachten, nicht unbedingt dem Idealbild eines vornehmen Römers entsprach. Dafür sahen alle drei einfach zu abgerissen und schmutzig aus. Eine Bewachung aber war bestimmt nicht nötig.
    „Jungs, ihr könnt euch zurückziehen. Ich bin ja jetzt da.“ Die beiden custodes schauten sich nur wortlos einander an und dachten sich wohl ihren Teil, dann schlappten sie gemächlich davon.


    Zu guter Letzt rief nun der unbekannte Flavier seinen beiden Sklaven zur Raison. Seine Ansprüche waren wesentlich bescheidener, als die seiner Sklavin. So verlangter er nur nach einem Bett und sonst nichts. Alles andere konnte seiner Ansicht nach bis morgen warten.
    „Ein Bett… ja, natürlich ein Bett. Dar ich eine Frage stellen, Dominus? Im welcher Beziehung stehst du eigentlich zu meinem Herrn Scato?“ Natürlich hatte ich keine Ahnung, ob der Fremde bereits erwartet worden war. Eher wohl nicht! Dann war sicherlich auch noch keine Cubiculum bezugsbereit gemacht worden. Also wohin mit dem Fremden? „Ich äh… ich kümmere mich drum. Äh… kann ich dir in der Zwischenzeit vielleicht etwas bringen… ein kleiner Imbiss und vielleicht etwas Wein? In der Küche gibt es bestimmt noch etwas.“ Vielleicht traf ich unterwegs doch noch einen anderen Sklaven, der mir zur Hand gehen konnte und der wusste, wo der junge Flavius unterzubringen sei. Wer hätte es gedacht, dass diese Nacht noch eine echte Herausforderung werden sollte?
    Verständlicherweise erkundigte sich der Fremde nach einer Weile bei mir, was zur Zeit in der Stadt vor sich ging und warum man ihm zwei custodes auf den Hals gehetzt hatte. Da war er bei mir natürlich an den Richtigen geraten. Eine genaue Auskunft konnte ich ihm nicht geben. Nachdem ich kläglich versagt hatte, Scato zu schützen, hatte ich nicht mehr die Villa verlassen. Von der herrschenden Staatskrise hatte ich nur vom Hörensagen etwas mitbekommen. Mich beschäftigte mehr meine eigene Krise, die mich in ungeahnte Tiefen hinab gerissen hatte und die mich einfach nicht mehr loslassen wollte. Meine Wunden waren zwar inzwischen wieder geheilt. Nur Narben zeugten noch von dem, was geschehen war.Doch in mir drinnen herrschte ein heilloses Chaos.
    „Ich… ich weiß nicht, Dominus. Ich habe keine Ahnung,“ gab ich etwas verunsichert zu.

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    "Mein Herr ist selbstverständlich der Bruder des Herrn Scato." stellte Tanit fest, verblüfft dass diese entscheidende Information sich zwischen Porta und Cubiculum des nicht erweckbaren Bruders anscheinend schon wieder verflüchtigt hatte.


    Während Dexter zunehmend ungeduldig die Stirn runzelte. Mit flavischer Absonderlichkeit in diesem Hause hatte er gerechnet, vorgewarnt durch seine Frau Mama, doch gewiss nicht mit unbotmäßigem Personal und einem solch über die Maßen in zähem Treibsande sich dahinschleppenden Ablauf der allersimpelsten und banalsten Aspekte seiner Ankunft.
    "Sagte ich es nicht bereits, Servus? Ich bedarf lediglich eines Bettes. Kümmere dich. Jetzt."


    Tanit sprang auf.
    "Ich helfe dir." bot sie Angus bereitwillig an, und folgte ihm.
    "Du arbeitest wohl noch nicht lange für die Familie?" fragte sie ihn, sobald sie das Atrium hinter sich gelassen hatten. "Wie heißt du? Ich bin Tanit. Ich stamme aus flavischer Zucht. - Und nun, wohin jetzt? Ausserdem, Moloch und ich, wir könnten dann schon einen Happen vertragen..."

  • Unglücklicherweise hatte ja die Information über die Identität des jungen Herrn einen weiten Bogen um mich herum gemacht. Doch das konnte die fremde Sklavin natürlich nicht wissen. Die drei waren schließlich noch in dem Glauben, ich sei im Auftrag meines Herrn unterwegs. Deshalb wirkte die Antwort der Sklavin vielleicht etwas forsch auf mich. Dennoch gelangte ich so zur Erkenntnis, dass es also auch noch einen weiteren Bruder gab, den Scato vorweisen konnte. „Ach, tatsächlich!“, erwiderte ich überrascht. „Das ist aber…“


    Eigentlich hätte das an dieser Stelle noch ein richtig schöner Abend werden können. Doch ich hatte die Rechnung ohne den Römer gemacht. Eben noch hatte er eigentlich einen recht netten Eindruck auf mich gemacht, einfach aus seiner Bescheidenheit heraus. Doch nun fuhr er mich scharf von der Seite an und machte mir unmissverständlich klar, wer hier Herr und wer Sklave war.
    „Äh ja, natürlich! Verzeih mir Dominus.“ Verdammt nochmal, was sollte ich den jetzt machen? Gib ihm irgendein Bett. Es wird sich schon ein leeres Cubiculum finden, sagte mir meine innere Stimme. Ob es ein Segen war, dass sich die Sklavin ganz spontan anbot, mir zu helfen, sollte sich noch herausstellen. Ich für meinen Teil hatte gar keine Chance, sie davon abzuhalten. Sie folgte mir einfach.
    Als wir durch die halbdunklen Gänge schlichen, die lediglich mit meiner schummrigen Öllampe beleuchtet wurden, begann sie mich auszufragen. Mir war schon klar, dass sie das nicht tat, weil sie einfach Smalltalk halten wollte. Spätestens nachdem sie erwähnte, dass sie das Produkt flavischer Sklavenzucht war, war ich mir sicher, dass ihre Fragen nur der Informationsbeschaffung dienen konnten.
    „Ich? Ich bin schon seit fast zwei Jahren hier.“ Zwei Jahre waren natürlich nur ein Klacks im Verlgeich zu lebenslang. „Mein Name ist Angus und ich stamme aus Britannien.“
    Endlich waren wir in dem Flügel der Villa angelangt, in dem sich die Cubicula befanden. Jetzt musste ich nur noch ein freies finden. „Hier lang! Wir müssten gleich da sein! – Moloch? So lautet der Name deines „Kolegen“?“ Naja, irgendwie passte ja der Name. „Äh, natürlich. Später könnt ihr mit mir ja in die Culina kommen. Danach zeige ich euch auch, wo ihr schlafen könnt.“
    Ich kam vor einer Tür zum Stehen, von der ich überzeugt war, dass sich hinter ihr niemand in seinen Träumen wog. Ganz vorsichtig öffnete ich sie und trat vorsichtig ein. Treffer! Der Raum war noch jungfräulich. Puh!
    Nachdem eine weitere Öllampe entzündet war, tauchten ein paar Möbelstücke und ein Bett aus der Dunkelheit auf.

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    Leichtfüßig huschte Tanit neben dem großen Britannier her.
    "Zwei Jahre, ach so. Wo hast du denn zuvor gedient? Bist du Leibwächter?" erkundigte sie sich mit einem bewundernden Blick auf seine imposante Statur. "Ich bin immer schon bei meinem Herrn, also seitdem ich mich erinnern kann. Mal hier mal dort." schwatzte sie munter weiter, lachte dann: "Ja, so heißt er, Moloch der Vierte seines Namens. Er ist ein ganz Lieber. - Danke dir, Angus."
    Es war wichtig einen zu haben, der wußte und erklärte wie es hier im Hause zuging. Zwar hatte Tanit die meiste Zeit ihres Lebens unter der gütigen Hand der Aemilia Lepida zugebracht, und dann auf Reisen mit ihrem Herrn, doch sie hatte damals auf den Gütern des Flavius Felix Dinge gesehen, an die sie niemals wieder zurückdenken wollte. Und gehört, dass es hier in diesem Haus ähnlich sein sollte. Dass man für Vergehen, die bei Aemilia Lepida nur einen milden Tadel nach sich gezogen hätten, hier, wenn man Pech hatte, schon mal bei den Löwen landen konnte. Um so wichtiger war es, sich auszukennen.


    Sie folgte Angus in das leere Schlafzimmer, sah sich um, und öffnete die Fensterflügel weit zum Lüften. Dann prüfte sie das Bett, stützte sich auf die Matratze und schürzte unwillig die Lippen.
    "Das wird ihm zu weich sein. - Viel zu dekadent und verweichlichend." sprach sie mit tiefer, gravitätischer Stimme, kicherte dann leise und griff an einer der Schmalseiten zu, machte Anstalten die Matratze vom Bett auf den Boden zu zerren.
    "Puh. - Sag mal, Angus... wie sind die Herrschaften hier denn so?"

  • Die Sklavin plapperte in einem fort. So viel hatte schon lange niemand mehr mit mir geredet. Und die unbeschwerte Leichtigkeit, mit der sie das tat, wirkte doch sehr befremdlich auf mich. Dann ihr musternder Blick, mit dem sie mich ansah. Wären wir uns zu einer anderen Zeit begegnet, dann hätte mir ihr Interesse an meiner Statur sicher geschmeichelt. Doch inzwischen war ich dafür scheinbar zu abgestumpft, ja sogar gänzlich leidenschaftslos geworden. Ein verblasstes Abbild meines Selbst eben. Alle, die sich mit mir eingelassen hatten, hatten es am Ende bereut.


    „Davor? Davor diente ich niemandem. Ich war frei.“ Wahrscheinlich hatte ich es mir nun eh bei ihr verscherzt. Die Sklaven, die aus der flavischen Zucht stammten, blickten für gewöhnlich mit einer gerümpften Nase auf alle herab, die nicht wie sie von Anfang an ein Leben in Gefangenschaft gelebt hatten. Und sie würde da bestimmt nicht die Ausnahme sein.
    „Ja, ich bin… ich war Leibwächter.“ Ich hatte mich gerade noch so korrigieren können. Es war noch so ungewohnt für mich, nicht mehr die gute Stellung inne zu haben, die ich einst hatte. Wahrscheinlich würde sich mir sowieso niemand mehr freiwillig anvertrauen. Nicht nachdem, was passiert war…
    Tanit plapperte indes fröhlich weiter. Je nachdem, wie lange sie hier blieb, würde ihr diese Unbeschwertheit schon noch vergehen, dachte ich für mich. Sie begann, nun auch ein wenig von sich und Moloch preiszugeben, was ich allerdings lediglich mit einem „Mhm“ oder „Aha“ quittierte. Ich fürchtete, dass sie später in der Culina, wenn wir „unter uns“ waren, kaum noch zu halten sein würde.


    Kaum hatten wir das Cubiculum betreten, begann Tanit damit, das Fenster zu öffnen. Die frische kalte Nachtluft drang ein und vertrieb jegliche Müdigkeit in mir. Mit einem prüfenden Blick testete die Sklaven schließlich die Matratze, während ich ein Kissen und eine Schlafdecke aus einer Truhe nahm. Ihr Urteil fiel nicht gerade positiv aus. Mir schwante bereits, dass ich mich nun auch noch auf die Suche nach einer weniger „dekadenten“ Matratze machen konnte. Mein Versuch, sie davon abzubringen, scheiterte bereits, nachdem ich nur „Aber..“ gesagt hatte. Sie begann das sperrige Ding auf den Boden zu zerren und ich half ich natürlich, auch wenn mir dies widerstrebte. Selbst jetzt noch plapperte sie munter weiter und fragte mich so ganz nebenbei nach dem Bewohnern dieser Villa. Unwillkürlich fiel mein Blick wieder auf die Matratze, die nun zu meinen Füßen lag. Viel zu dekadent und verweichlichend, wäre wohl durchaus eine zutreffende Antwort gewesen. Doch dafür kannte ich Tanit nicht gut genug. Keinesfalls wollte ich ihr eine Möglichkeit bieten, um mich später bei Scato oder ihrem Herrn anschwärzen zu können.
    „Die Herrschaften… naja, die meisten von ihnen sind streng. Aber wenn du ihnen keinen Anlass zur Klage gibst, dann wirst du sicher auch keine Probleme mit ihnen bekommen.“

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    Frei war er gewesen. Wie exotisch. Tanit lächelte ihm trotzdem jovial zu und plauderte weiter – er konnte ja nichts dafür dass er nicht so wie sie selbst von Geburt an zu den auserlesensten Sklavenkreisen gehörte. Sie hatte nichts gegen Freigeborene. Nein wirklich nicht. Nicht prinzipiell. Freigeborene waren oft so erfrischend. Und manche von ihnen waren ja recht talentiert und entwickelten sich zu guten Sklaven, mit der Zeit.
    Doch hatte sie die Erfahrung gemacht, dass ein hoher Anteil von ihnen seltsame Vorstellungen hegte. Und sich bisweilen um Nichtigkeiten willen in ernsthafte Schwierigkeiten brachte. Bei solchen Individuen hieß es gebührenden Abstand zu wahren, damit ihr Unglück nicht abfärbte... Hellhörig wurde sie, als sie vernahm, dass Angus die Stellung als Leibwächter wohl verloren hatte? Wenn das mal kein Zeichen war, etwas Vorsicht walten zu lassen.
    Er half ihr mit der Matratze, mühelos mit den starken Armen.
    "Danke!" rief Tanit, und warf sich zur Probe einmal selbst längelang darauf. Auf dem Boden war das Liegegefühl schon deutlich weniger komfortabel.
    "So sollte es gehen." entschied sie, schnellte wieder auf die Füße und drapierte Decke und Kissen ordentlich. Sie fand das alles ja etwas überspannt. Doch auf ihre Meinung kam es natürlich nicht an. Bestimmt war es nur eine Phase...
    Angus hielt sich bedeckt, seinerseits vorsichtig, als sie sich nach den Herrschaften erkundigte. Streng in Sinne von "gleich den Löwen vorwerfen", oder streng im Sinne von "ganz normal auspeitschen", das war hier die Frage.
    "Bestimmt nicht!" lachte Tanit abwehrend, "Ich bin ja nicht von Sinnen."


    Nachdem das Zimmer fertig gerichtet war, ging Tanit ihren Herrn holen. Und in der Tat schien ihm alles recht zu sein. Oder vielleicht war er auch zu müde um sich zu beklagen. Er rollte sich in die Decke und versank in tiefem Schlummer, während Tanit und Moloch sich von Angus alles wichtige zeigen ließen, und in der Küche sogar noch etwas zu essen abstaubten.
    Dieses war die erste Nacht. Auf die schon bald der erste Morgen folgte.

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