Wahlkampf des Iullus Helvetius Curio

  • Im Norden des Vicus Apollinensis gab es an einer vielbefahrene Kreuzung ein Compitalium, dessen Bausubstanz zwar in Ordnung war, das aber komplett überwuchert und verstaubt war von den vielen Karren, Pferden und Menschen, die von morgends bis abends die Stadt durchquerten. Es handelte sich um einen der der Knotenpunkte im größten Vicus der Stadt. Nun erschienen dort am Morgen nach der Wahlausschreibung Curio und einige Helfer, mit Holzeimern, Putzlappen und Schnittmessern ausgerüstet, um den Schrein für die Lares Compitales zu reinigen. Dabei konnten sie auch auf einen der Brunnen zurückgreifen, die erst vor kurzem von dem Petronier neugebaut worden waren.


    Nachdem sie sich kurz abgesprochen hatten, begannen sie damit, den Staub vom Schrein zu putzen, die Wucherungen zu entfernen und kleinere Macken auszubessern. Im Anschluss daran würde Curio eine kurze Rede halten.

  • Es dauerte natürlich einige Zeit, bis die ersten Ergebnisse sichtbar wurden. Curio putzte kräftig die Opferplatte und brachte die Abbildungen der Laren an den Wänden wieder zum Vorschein. Währenddessen betätigte sich Tullus, der sich auch freigenommen hatte, damit, den Wildwuchs an den Seiten zu entfernen. Glücklicherweise hatte Acanthos, der natürlich auch dabei war und ebenfalls kräftig putzte, an eine Leiter gedacht, sodass sie auch das Efeu und den Dreck vom Dach des Compitaliums entfernen konnten. Die Reinigungsaktion sorgte natürlich für Aufsehen, nicht nur bei den Anwohnern, die aus den Fenstern schauten oder aus ihren Haustüren heraustraten, sondern auch bei Händlern, die dort vorbeikamen und normalerweise regelmäßig hier kleine Opfer abhielten.


    Irgendwann waren sie soweit fertig, dass Curio nun auch eine kleine Ansprache halten konnte. Dazu trat er auf eine kleine Kiste, die ihm von Acanthos zurechtgestellt wurde, räusperte sich leiste und sprach dann mit lauter und deutlicher Stimme, die er sich bei seinen zahlreichen Opfergebeten angewöhnt hatte.


    Ihr lieben Bürger unseres Vicus!


    begann er und versuchte damit die Aumerksamkeit der Umstehenden zu bekommen, was ihm nicht bei allen, aber doch bei einigen gelang.


    Einige von euch kennen mich: Mein Name ist Iullus Helvetius Curio, ich bin Aedituus im Tempel unseres Stadtpatrons Apollo Grannus Mogon, Klient des ehrenwerten Pontifex und Decurio unserer Stadt Decimus Duccius Verus und Mitbürger unseres Vicus Apollinensis. Am heutigen Tag habe ich zudem bei den Duumviri meine Kandidatur für das Amt des Magister Vici unseres Vicus eingereicht.


    fuhr er danach fort mit der Vorstellung seiner Person. Schließlich konnte er nicht davon ausgehen, dass ihn alle kannten. Auch sorgten die Verweise auf seine Tätigkeit im Tempel und seinen Patron dafür, dass er sich ein gewisses Seriösität aufbaute. Einerseits war er im Dienste der Götter, andererseits hatte ihn ein Mitglied der einflussreichsten Gentes der Stadt als Klient aufgenommen.


    Mein Entschluss für diese Kandidatur entspringt meinem Willen einerseits unserem Vicus weiterhin eine zuverlässige Stimme im Ordo decurionum zu geben und andererseits ein Projekt voranzutreiben, mit dem ich heute vor eurer aller Augen begonnen habe. Der Vicus Apollinensis hat zahlreiche Schreine für die Lares Compitales, den Schutzgöttern der Straßenkreuzungen. Viele Menschen bringen ihnen in diesen Schreinen kleinere Opfer, um sie zu ehren. Doch leider musste ich feststellen, dass einige dieser Schreine in bedauernswerten Zustand sind. Dieser Schrein hinter mir zum Beispiel war, wir ihr alle gesehen habt, verdreckt und überwuchert. Andere Schreine sind ebenso verdreckt und müssen dringend gereinigt werden. Und wieder andere werden wohl komplett erneuert oder ausgetauscht werden müssen. Ich erkläre mich hiermit bereit, diese Arbeiten vorzunehmen, sofern ihr mich, als euren Magister Vici erwählt!


    Damit war schonmal das wichtigste Projekt angesprochen und gleichzeitig dafür geworben. Curio machte eine kurze Pause, atmete durch und sprach dann weiter.


    Natürlich werde ich als Magister Vici auch ein offenes Ohr für eure Sorgen und Nöte haben und versuchen, sie zu lösen. Scheut euch dazu auch nicht, jederzeit auf mich zuzukommen. Auch wenn ihr jetzt schon Anliegen habt, könnt ihr euch gerne an mich wenden. Ihr findet mich hierzu in der Casa Atia, die ich derzeit bewohne. Ich möchte euch nun zum Schluss zurufen: Vertraut mir und meinem Programm für die kommende Amtszeit und unterstützt mich bei den kommenden Wahlen!


    Damit war seine kleine Ansprache beendet. Er trat von der Kiste herab und kam schnell mit dem einen oder anderen ins Gespräch, die sich für Curios Kandidatur und sein Programm interessierten.

  • Nach seiner Kandidatur war Curio nun täglich mit ein paar Unterstützern auf dem Forum. Dort wanderte er täglich teilweise ein bis zwei Stunden und immer zu verschiedenen Zeiten, damit er auch möglichst viele Personen erreichte, von Ecke zu Ecke, mal parallel zu den Häuserfronten, mal diagonal quer über den großen Platz. Dabei kam er immer wieder mit Personen zusammen, die ihm von ihren Problemen und Anliegen erzählten. Alle bekamen ihre vom helvetischen Sklaven Acanthos nach Gefühl gestoppte halbe Minute, bevor Curio zum nächsten ging. Auf diese Art kam er pro Tag mit zig Leuten zusammen. Die größte Herausforderung bestand für ihn darin, sich die vielen Namen zu merken, damit er, wenn sie erneut aufeinandertrafen, sie beim nächsten Mal namentlich begrüßen konnte. Glücklicherweise hatte der Helvetier ein gutes Namensgedächtnis, doch sorgte die schiere Menge dafür, dass es nicht immer klappte. Curio versuchte das jeweils mit allgemeiner Höflichkeit zu überspielen, denn irgendwas persönliches hatte er dann doch immer noch im Kopf. So erkundigte er sich mal nach den Kindern und mal nach dem beruflichen Fortkommen.


    Am Anfang fiel es ihm noch schwer, irgendwelche wildfremden Leute auf dem Forum anzusprechen, sie mit dem üblichen "Mein Name ist..." und "ich kandidiere für..." zu begrüßen und dann in kurze Gespräche über Wetter, Familie und anderes einzusteigen. Doch von Tag zu Tag fiel es ihm leichter, wurde lockerer, auch im Umgang mit fremden Leuten und schaffte es auch immer wieder Informationen für sich mitzunehmen. Ein Händler erzählte ihm von den Vorgängen in Confluentes, eine Frau von kleinen Macken in der Stadtmauer, ein kleiner Junge von seinen Spielen am Rhenus und ein Lehrer von den vielen Kindern, die er unterrichtete.


    Allerdings war er nicht der einzige Kandidat, der das Händeschütteln auf dem Forum vollzog. Zahlreiche Kandidaten sammelten sich dort, mit ihren größeren und kleineren Gefolgen. Curio wurde dabei immer wieder bewusst, dass seine Wahl trotz der Unterstützung seines Patrons und einigen Teilen des Cultus noch längst keine gemachte Sache war.


    Sim-Off:

    Mit dem -Button auf diesen Post kann gerne jeder, der will, auf Curio zukommen.

  • Witjon hatte aufgrund seiner eigenen Arbeit natürlich keine Zeit gehabt die ersten Wahlkampfbemühungen des helvetischen Aedituus zu erleben. Von dem einen oder anderen Bekannten hatte er jedoch schon davon gehört, dass Curio sich für die Schreine an den Kreuzungen des Vicus einsetzte. Witjon nahm dieses Engagement positiv zur Kenntnis und nahm sich vor, den Helvetier bei seinen Rundgängen auf dem Forum heimzusuchen.


    So war es dann kurz nach Feierabend, als Witjon aus der Regia Legati Augusti Pro Praetore herausschlenderte. Die frühnachmittägliche Sonne wärmte angenehm und das Forum war noch voller Menschen, die ihrem Tagewerk nachgingen oder einfach nur herumschlenderten. Ein Schwarm Tauben drehte seine Runden über ihren Köpfen, ließ sich bisweilen auf den Dachziegeln der Basilica nieder und erhob sich bald erneut in die Lüfte.


    "Salve Aedituus Helvetius", begrüßte Witjon schließlich den Wahlkämpfenden. "Wie läuft das Händeschütteln?", flaxte er und reichte Curio dann selbst die Hand zum Gruß.

  • Curio war grad im Gespräch mit einem Gemüsehändler, als sein Sklave Acanthos ihn leicht an der Toga zog, das verabredete Zeichen, wenn ein Mitglied der Stadtverwaltung oder ein anderweitig wichtiger Einwohner, darunter besonders die Decurionen, erschienen. Denn der Sklave hatte den duccischen Procurator natürlich recht schnell im Auge, im Gegensatz zu Curio, der sich ganz in der Pflicht eines guten Kandidaten seinem derzeitigen Gesprächspartner widmete. Da ein Gespräch mit einem Großen der Stadt aber immer für Aufmerksamkeit auf dem Forum sorgte (besonders wenn es sich um die stets groß gewachsenen Duccier handelte), galt es, diese nicht allzu lange warten zu lassen, sodass sich der Helvetier freundlich von seinem aktuellen Gesprächspartner ab und sich dann, noch bevor der Duccier den Gruß ausgesprochen hatte, ihm zuwandte. Natürlich galt für die städtischen Honoratioren die übliche 30-Sekunden-Regel nicht.


    Salve, Procurator Duccius!


    grüßte er gut gelaunt und reichte dem Duccier dann die Hand zum Gruß. Als er mit seinen Händeschüttelterminen angefangen hatte, hatte ihm die Hand von dem zumeist sehr festen Händedruck einiger ehemaliger Soldaten am Ende des Tages noch wehgetan, mittlerweile hatte sich dies zu einem erträglichen Ziehen der Handfläche abgemildert. Wie viele Hände er aber seit seiner Kandidaturbekanntgabe geschüttelt hatte, konnte Curio längst nicht mehr sagen, ja noch nicht mal mehr schätzen.


    Es läuft sehr gut, muss ich sagen. Erst grade habe ich wieder mit einem Unterstützer gesprochen, der an seinem Stand nun für mich werben möchte.


    antwortete er, wobei er seine deutlich Zufriedenheit nicht verbergen konnte. Zwar liefen nicht alle Gespräche so gut und einige erklärten direkt unumwunden, dass sie lieber einen anderen Kandidaten unterstützten. Aber damit umzugehen hatte Curio mittlerweile gelernt.


    Wie geht es deiner Familie?

  • Phryne war mit ihrer Sklavin im Vicus Apollinensis unterwegs um eine paar dringende Besorgungen zu machen. Dabei hatte sie versucht in der Taberna Medica Alpina einige Duftbalsame zu kaufen. Sie hatte die Ladeninhaberin allerdings nicht angetroffen, sondern nur ihren alten Sklaven, der von Duftbalsamen nicht die geringste Ahnung hatte. Auf die Frage, wann seine Herrin wieder im Laden sei, hatte der Sklave ihr geantwortet, dass er das nicht sagen könne, da die junge Frau zu einer weiten Reise aufgebrochen sei. Da hatte Phryne aufgemerkt. Interessant!!! Wie immer wollte sie gerne mehr über die Hintergründe wissen.


    Da traf es sich gut, dass sie auf dem Heimweg den jungen Helvetier traf, der sich anschickte für seinen Wahlkampf eine Menge Hände zu schütteln. Als sich der Aedituus des Apollo Grannus Mogon den Fragen der Anwohner stellte, versuchte Phryne ihm näher zu kommen. Wie praktisch, dass sich gerade das Duccische Familienoberhaupt mit dem Helvetier unterhielt. Diese interessante Persönlichkeit hatte sie schließlich noch nicht kennen gelernt. Sie kannte nur den Pontifex und dessen Tochter persönlich. Also wollte sie die Gelegenheit nutzen, um sich bekannt zu machen.


    Sie unterbrach das Gespräch nicht, stellte sich aber so hin, dass beiden Männern auffallen musste, dass sie wahrgenommen werden wollte.


  • "Hervorragend", kommentierte Witjon die Meldung über einen weiteren Wahlwerber für Curio. "Ich habe meine Klienten und Freunde schon angewiesen dich für die Wahl anzupreisen. Ich bin mir sicher du enttäuschst meine Erwartungen nicht."


    Nach diesem Lob ging Witjon auf die Frage des Helvetiers ein: "Gut, danke der Nachfrage. Besonders meine kleine Camelia hat den Winter gut überstanden, was uns alle sehr glücklich stimmt. Man weiß ja nie...", spielte er auf die Kindersterblichkeit an. "Insofern sehen wir gut gelaunt dem Frühling entgegen. Und wie steht es bei dir? Habe ich dir eigentlich schon zur exquisiten Wahl deines Patrons gratuliert?" Letzteres sprach Witjon natürlich mit einem breiten Grinsen.


    Zitat

    Original von Phryne
    Sie unterbrach das Gespräch nicht, stellte sich aber so hin, dass beiden Männern auffallen musste, dass sie wahrgenommen werden wollte.


    Und dann reihte sich schon die nächste Person ein, die es offenbar nicht erwarten konnte mit Curio zu sprechen. Witjon sah sie kurz an, lächelte schmal und wartete einfach die Reaktion des Helvetiers ab. Er würde jedenfalls nicht großartig beim Wahlkämpfen stören, denn Witjons Stimme brauchte Curio nicht mehr durch weitere Überzeugungsarbeit gewinnen.

  • Zitat

    Original von Duccius Marsus: Und dann reihte sich schon die nächste Person ein, die es offenbar nicht erwarten konnte mit Curio zu sprechen. Witjon sah sie kurz an, lächelte schmal und wartete einfach die Reaktion des Helvetiers ab.


    Phryne erwiderte das Lächeln offen und herzlich. Sie trat einen Schritt näher.


    Auf keinen Fall möchte ich eure Konversation stören, werte Herren. Ich hätte später nur eine klitzekleine Frage an den Wahlkämpfer. Aedituus Helvetius Curio, würdest du mir den Gefallen tun, mich deinem Gesprächspartner vorzustellen?


    Sie wartete darauf, dass er ebendies tun würde.

  • Immer noch dem Ducciers zugewandt nickte Curio dankbar auf dessen Hinweis auf seine Unterstützung. Es freute ihn, dass nun auch der duccische Procurator seinen Wahlkampf unterstützte, da ein Kandidat ja nie genug Unterstützer haben konnte. Und besonders, wenn es sich um einen so einflussreichen Unterstützer handelte, wie Duccius Marsus.


    Ich danke dir herzlich für deine Unterstützung, Procurator.


    Den Kommentar zu seiner Tochter beantwortete Curio mit einem erleichterten Seufzer.


    Das freut mich zu hören. Offensichtlich hatte Iuno Frigg ein Auge auf sie und deine Frau, sodass sie die kalte Jahreszeit gut überstanden haben.


    Der Seitenhieb auf Curio Patron derweil ließ auch ihn lächeln.


    Dei Vetter ist ein ganz hervorragender Patron. Und wie du siehst bin ich, auch mit seiner Hilfe, gut beschäftigt in der letzten Zeit. Allerdings hat sich in den Hausbauplanungen von meinem Bruder und mir ein bisschen etwas geändert. Hierzu würde ich dich gerne in den nächten Tagen aber nochmal bei deiner Salutatio aufsuchen, sofern das möglich ist.


    Die Helvetier wollten sich ein wenig umorientieren und auch, was vor allem finanzielle Gründe hatte. Sein Patron hatte nämlich vollkommen recht, dass er für den Wahlkampf und eine mögliche Amtszeit sein Geld soweit wie möglich zusammenhalten musste, auch wenn er dabei auch auf die Unterstützung von Duccius Verus zurückgreifen konnte.


    Im Anschluss daran blieb ihm aber kurz die Luft weg. Erst jetzt hatte er Phryne wahrgenommen, war er doch bis grade eben noch in das Gespräch mit dem Duccius vertieft. Als die Frau dann aber quasi ungefragt in das Gespräch hineinfuhr, war Curio eine Sekunde versucht, sie in ihre Schranken zu verweisen. Es blitze kurz in seinem rechten Auge. Doch was würde ihm eine offene Konfrontation hier auf dem Forum bringen? Nichts, außer womöglich eines unangenehmen Eklats, den der Helvetier dann auch noch aufzulösen hatte. Daher atmete er tief durch, blickte zum Duccius und deutete dann auf Phryne.


    Salve... Procurator Duccius, darf ich dir Phryne vorstellen, die Bewohnerin der Casa Acilia.


    Curios Stimme wirkte entspant, allerdings ohne jegliche freudige Emotion. Geschäftsmäßig war wohl der passendste Ausdruck. Auch wenn er nicht wusste, ob Phryne überhaupt wählen durfte, war sie doch Einwohnerin des Vicus, den er bald zu vertreten gedachte. Und für diese musste man wenigstens ein bisschen Respekt aufbringen.

  • Phryne ignorierte die leicht angsäuerte Miene des Aedituus. Er hatte offenbar die letzte Begegnung in ihrem Haus noch nicht ganz verdaut. Immerhin hatte er Manieren genug, um sich nichts anmerken zu lassen. Er stellte Phryne dem Oberhaupt der Duccier vor.


    Das freut mich aber, Procurator, dass wir uns auch endlich mal über den Weg laufen. Bislang hatte ich leider nur das Vergnügen deinen Vetter, den Pontifex Duccius Verus und seine erfrischend geradlinige Tochter Duccia Silvana kennenzulernen. Ich freue mich zu hören, dass es dem Nachwuchs gut geht. Es geht doch nichts über eine gesunde Familie. Deine Gattin wird vermutlich noch sehr angestrengt sein. Die ersten Monate mit einem Säugling sollen sehr kräfteraubend sein. Es wird aber doch sicher nicht bei dem einen Kind bleiben, oder? Sicher willst du noch einen Stammhalter, nicht wahr?


    Mit ehrlicher Neugier wartete Phryne auf die Antwort des Ducciers.

  • Im Laufe des Tages waren von Unterstützern des Helvetiers an verschiedenen Knotenpunkten des Vicus Apollinensis Tabulae aufgehangen. Deren Zweck war klar: Werbung, Werbung und noch mehr Werbung.



    EHRLICHKEIT UND ZUVERLÄSSIGKEIT


    WÄHLT


    IULLUS HELVETIUS CURIO


    ZUM


    MAGISTER VICUS


  • Zitat

    Original von Iullus Helvetius Curio
    Dei Vetter ist ein ganz hervorragender Patron. Und wie du siehst bin ich, auch mit seiner Hilfe, gut beschäftigt in der letzten Zeit. Allerdings hat sich in den Hausbauplanungen von meinem Bruder und mir ein bisschen etwas geändert. Hierzu würde ich dich gerne in den nächten Tagen aber nochmal bei deiner Salutatio aufsuchen, sofern das möglich ist.


    Zitat

    Original von Phryne
    Das freut mich aber, Procurator, dass wir uns auch endlich mal über den Weg laufen. Bislang hatte ich leider nur das Vergnügen deinen Vetter, den Pontifex Duccius Verus und seine erfrischend geradlinige Tochter Duccia Silvana kennenzulernen. Ich freue mich zu hören, dass es dem Nachwuchs gut geht. Es geht doch nichts über eine gesunde Familie. Deine Gattin wird vermutlich noch sehr angestrengt sein. Die ersten Monate mit einem Säugling sollen sehr kräfteraubend sein. Es wird aber doch sicher nicht bei dem einen Kind bleiben, oder? Sicher willst du noch einen Stammhalter, nicht wahr?


    Witjon nahm zufrieden zur Kenntnis, dass Curio offenbar glücklich mit der Wahl seines Patrons war. Was ihn nicht so zufrieden stimmte war die Mitteilung des Helvetiers über Änderungen in seiner Hausbauplanung. Was das wohl zu bedeuten hatte? "Du hast mich neugierig gemacht, Helvetius, also erwarte ich natürlich deinen Besuch in der Angelegenheit", gab er deshalb zurück.


    Im Folgenden stellte der Helvetius die Dame vor, die sich zu ihnen gesellt hatte. Das war also besagte Phryne. Interessante Frau, dachte Witjon, als sie sich sogleich wortreich in das Gespräch einbrachte.
    "Die Freude ist ganz meinerseits", floskelte Witjon erstmal, bevor er auf ihre Frage nach einem Stammhalter einging: "Nun, einen Stammhalter hat mir bereits meine erste Gattin Prudentia Callista geschenkt - möge sie in Frieden ruhen. Allerdings - da gebe ich dir, werte Phryne, sehr wohl recht - werden wir es nicht bei einem Kind belassen." Und, um ihr den Ball zurückzuspielen, fragte er wiederum: "Aber von den Freuden einer Mutter weiß eine Frau wie du doch gewiss selbst zu berichten?"

  • Zitat

    "Nun, einen Stammhalter hat mir bereits meine erste Gattin Prudentia Callista geschenkt - möge sie in Frieden ruhen. "Aber von den Freuden einer Mutter weiß eine Frau wie du doch gewiss selbst zu berichten?"


    Der Duccier war Phryne sofort sympathisch. Er war in keinster Weise hochnäsig oder rechthaberisch, sondern ein angenehmer Gesprächsparnter. Die erste Information, die er zum Besten gab, nahm Phryne interessiert auf. Sie lebte noch nicht lang genug in der Stadt, um mitbekommen zu haben, dass der Sohn des Familienoberhauptes abgereist war. Die Sprache war im Gespräch mit den anderen Honoratioren der Stadt noch nicht auf ihn gekommen.
    Zum zweiten Teil der Familieninterna grinste Phryne. Natürlich würde es nicht das einzige Kind bleiben. Die brave Petronia Octavena würde sicherlich bereitwillig ihre Figur ruinieren um dem Duccier einen ganzen Stall voller Kinder zu schenken. Entsprechend konnte sie auf die daran anschließende Frage nur kichern.


    Nein, Procurator. Mutterfreuden sind mein Thema nicht. Ich bin nicht verheiratet und kann mir im Augenblick auch gar nicht vorstellen, was attraktiv daran sein soll, einen kugelrunden Schwangerenbauch vor mir herzutragen. Nein, wirklich nicht. Darüber, wie Kinder in die Welt gesetzt werden, weiß ich aber durchaus Bescheid... ich würde sogar sagen, dass ich Expertin auf diesem Gebiet bin... ebenso auf dem Gebiet, es zu verhindern... du verstehst?


    Ein süffisantes Lächeln umspielte ihre Lippen und sie suchte den direkten Blickkontakt.

  • In der letzten Woche vor den Wahlen legte sich Curio mit seinen Helfern nochmal richtig ins Zeug. Neben seinen regelmäßigen Handschüttelbesuchen des Forums führte Curio nun auch in den letzten Tagen Brotspenden durch. Er und seine Unterstützer verteilten sich dazu auf dem Forum und verteilten Brot an die Einwohner des Vicus. Alle warben dabei nochmal um die Stimmen der Einwohner und Curio beantwortete natürlich auch noch zahlreiche Fragen der Wähler.


    Sim-Off:

    Brot gibt es in der WiSim.

  • Zitat

    Original von Phryne
    Entsprechend konnte sie auf die daran anschließende Frage nur kichern.


    Nein, Procurator. Mutterfreuden sind mein Thema nicht. Ich bin nicht verheiratet und kann mir im Augenblick auch gar nicht vorstellen, was attraktiv daran sein soll, einen kugelrunden Schwangerenbauch vor mir herzutragen. Nein, wirklich nicht. Darüber, wie Kinder in die Welt gesetzt werden, weiß ich aber durchaus Bescheid... ich würde sogar sagen, dass ich Expertin auf diesem Gebiet bin... ebenso auf dem Gebiet, es zu verhindern... du verstehst?


    Ein süffisantes Lächeln umspielte ihre Lippen und sie suchte den direkten Blickkontakt.


    Aha, die Einschätzung seiner Verwandten war also nicht völlig abwegig, stellte Witjon schnell fest. Phryne schien offensichtlich keine Schwierigkeiten damit zu haben recht deutlich auf ihre sexuelle Offenheit anzuspielen. Witjon zog in einem Anflug von Überraschung die Augenbrauen hoch und musste kurz an sich halten um nicht eine flapsige Antwort zu geben auf die recht plumpen Anspielungen seiner Gesprächspartnerin.


    "Verstehe", antwortete er stattdessen bewusst nüchtern und sparte sich jedwede Belehrung über Mutter- und Vaterfreuden in der Ahnung, dass diese bei Phryne vergebens sein würden. Er fragte daraufhin Curio: "Und woher kennst du, werter Helvetius, diese entzückende Dame?" Dass Curio ebenfalls auf Phrynes Empfang gewesen war, wusste Witjon natürlich. Er wollte jedoch den Helvetier wieder mehr ins Gespräch einbeziehen, weil Phrynes deutlichen Annäherungsversuche ihm ein ungewohnt unangenehmes Gefühl bescherten und er so den direkten Blickkontakt mit ihr vermeiden konnte.

  • Währed Phryne sprach, wanderte ein großer Kloß den Hals des jungen Helvetiers hinauf. Er wusste ja, dass die recht offenherzig mit ihren Reizen, ja mit ihrer ganzen Sexualität umging, hatte sie ihn doch auch während der besagten Cena in ihrem Haus nicht nur bloßgestellt, sondern auch seine Männlichkeit ungeniert in Frage gestellt. Die ganze Geschichte um Alpina, der sie offen Giftmischerei vorgeworfen hatte, und das unsittliche Angebot an Silvana, die Tochter seines Vetters, eines amtierenden Pontifex (!!!), der sie angeboten hatte, sie in die Künste der Aphodite einzuführen ganz zu schweigen. Jetzt wiederum fuhr sie damit einfach fort, in aller Öffentlichkeit, einem Duccier gegenüber die Curios Wissen nach ohnehin nicht allzu gut auf die Libertina zu Sprechen waren. Curio fehlten die Wort und der Kloß schien größer und größer zu werden, bis der duccische Procurator ihn fragte, woher er sie kannte... Er musste sich räuspern, bevor er darauf antworten konnte. Zweimal. Und endlich schaffte er es den Mund zu öffnen.


    Nun... äh...


    Verdammt Curio, reiß dich zusammen! ging es ihm durch den Kopf.


    Sie hat nach ihrem Einzug in die Casa Acilia eine Cena veranstaltet, bei der ich, aber auch dein Vetter Duccius Verus mit seiner Tochter anwesend waren. Allerdings hat diese Cena einige weniger schöne Wendungen genommen.


    Curio staunte grade über sich selbst, wie er es schaffte, diesen katastrophalen Abend noch in einigermaßen freundliche Worte zu verpacken, obwohl er ihn bis heute ärgerte. Doch bestand die unangenehme Situation ja weiter, dass er keinen offen ausgetragenen Eklat auf dem Forum haben wollte. Daher warf er Phryne einen ernsten Blick zu. Sie würde ihre Frage gleich noch stellen können, wenn sie nur die ganze unangenehme Situation auflösen und sich zumindest ein bisschen am Riemen reißen würde. Sie würde auch eine Antwort bekommen, doch bat Curio grade alle Götter darum, dass die ganze Situation nur nicht eskalieren würde...

  • Phryne musste grinsen. Es war doch wieder interessant zu sehen, wie verkrampt der junge Aedituus wurde, wenn es ums Thema Sexualtität ging. Seinen ernsten Blick erwidete sie mit einem spöttischen Lächeln. Nun, wenn ihm so dringend an einem Themawechsel gelegen war, das konnte er haben.


    Gut, dass du mich an die Cena in meinem Haus erinnerst Aedituus Helvetius Curio. Das bringt mich auf meine Frage. Du willst doch als Magister Vici gewählt werden, nicht wahr? Dabei kümmest du dich sicher auch um die vielen Läden im Vicus Apollinensis. Nun, da muss ich gleich eine Anmerkung machen. Ich hatte versucht, wie schon einmal zuvor in der Taberna Medica Alpina einige Duftbalsame zu kaufen. Doch habe ich die Ladeninhaberin nicht angetroffen, sondern nur ihren alten Sklaven, der von Duftbalsamen nicht die geringste Ahnung hatte. Auf die Frage, wann seine Herrin wieder im Laden sei, hat mir der Sklave geantwortet, dass er das nicht sagen könne, da die junge Frau zu einer weiten Reise aufgebrochen sei. Nun frage ich dich, der du ja mit der Ladenbesitzerin unter einem Dach wohnst, wohin die Inhaberin so plötzlich aufgebrochen ist. Das ist doch schon eigenartig. Ich hoffe doch, dass sie bald wieder da ist, schließlich ist das ein untragbarer Zustand. Vor allem weil dieser Sklave von medizinischen Dingen mit Sicherheit noch weniger Ahnung hat. Wir sind medizinisch unterversorgt!


    Sie durchbohrte den Aedituus mit einem durchdringenden Blick, der klar machte, dass sie eine adäquate Antwort erwartete.

  • Curio hasste es, wenn er nicht ernst genommen wurde. Und diese Frau... Er schluckte seine Wut über ihr Grinsen hinunter und blieb geschäftlich-neutral. Als die Sprache dann aber auf Alpina ka, ging ihm ein Stich durch die Brust. Der Helvetier hatte sich mit seinen zahlreichen Wahlkampfterminen, seinen erweiterten Schichten im Tempel und den Plänen zur Casa Helvetia so gut abgelenkt, dass die junge Frau, die fast so wie eine ältere Schwester für ihn war, so weit in den Hintergrund gerückt war, dass er sich kaum mit ihr beschäftigte. Die ersten Tage waren noch schwer gewesen, doch zuletzt war sein Geist mit anderen Dingen beschäftigt, darunter auch solchen Terminen wie heute. Doch auch hier galt es, Professionalität zu zeigen. Er war ein Kandidat und kein kleinen heulendes Balg.


    Ich muss dir erst einmal höflich widersprechen, dass der Vicus medizinisch unterversorgt ist. Wir haben genug Medici und Barbiere, sowohl hier, als auch in den anderen Vici, sodass die medizinische Versorgung sicher gestellt sein dürfte, nicht wahr, Procurator?


    Curio wusste von zwei Ärzten allein in diesem Vicus. Die Taberna Medica war daher verschmerzbar, zumal in ihr ohnehin vorwiegend Heilmittel verkauft wurden und von denen wusste Leonides genug, um sie verkaufen zu können. Beim Herstellen würde es schwierig werden, doch war die Taberna Medica auch wieder nicht die einzige der Stadt. Auch war die Stadt lange gut ohne Alpinas Taberna Medica auskommen und wird es daher auch in Zukunft schaff


    Was Leonides betrifft, weiß er genug von Heilmitteln, um sie, auch auf ärztlichen Rat hin, verkaufen zu können. Daher brauchst du dir darum keine Sorgen machen, Phryne.


    Dann allerdings wurde es schwierig, denn eigentlich ging es Phryne überhaupt nichts an, wohin Alpina verschwunden war. Sie war weg. Das war der Punkt, warum und wohin war zweitrangig. Doch wartete sie mit ihrem stechenden Blick auf eine Antwort, die Curio ihm nicht vorenthalten wollte, auch wenn sie vielleicht nur teilweise der Wahrheit entsprach.


    Susina Alpina ist, soweit ich weiß, gen Osten aufgebrochen, um sich bei den Kräuterfrauen im Grenzgebiet nach Germania Magna weiter zu bilden. Allerdings hat sie mir nicht mitgeteilt, wie lange sie dort bleiben möchte und wie weit sie ins Barbaricum hineinreisen will. Das Wissen, dass sie dabei erwerben wird kommt sicherlich auch unserem Vicus zugute, wenn sie zurückkehrt.


    Inwieweit das "Wenn" hier temporal oder konditional blieb dabei offen. Curio hatte keine Ahnung, ob und wann Alpina zurückkehren würde, und neben ihm plötzlichen Verschwinden, war dies der Punkt, der ihn am meisten ärgerte. "Bis zu den Saturnalien" hatte sie geschrieben, danach würde sich Alpinas Mutter melden, um ihre persönlichen Habseligkeiten abzuholen...

  • Natürlich hatte Phryne maßlos übertrieben als sie die medizinische Versorgung des Vicus infrage gestellt hatte, doch sie war ja vielmehr daran interessiert herauszufinden, warum die Kräuterfrau nicht da war. Die Erklärung, die der Aedituus lieferte, war mehr als dürftig. Im Barbaricum? Was für eine verrückte Idee. Das stank doch zum Himmel! Kein vernünftiger Mensch würde zur Erweiterung seines Wissens ins Barbaricum reisen! Eine Wahnsinnige! Ja, das hatte sie ja schon lange geahnt. Schon als sie gesehen hatte, wie Alpina den Dolch gekauft hatte...


    Das glaubst du doch selbst nicht, oder, Helvetius?! Wer würde so verrückt sein und ins Barbaricum reisen, um etwas über Heilkräuter zu lernen? Nach Alexandria, ja, oder nach Kos oder Epidauros, aber doch nicht ins Barbaricum!


    Phryne schnaubte abfällig.


    Wenn sie das gemacht hat, ist sie ja noch viel verrückter, als ich sie eingeschätz habe. Dann sei froh, dass du sie los bist, Aedituus Helvetius! Sie war eine Wahnsinnige, die die Geister der Menschen mit giftigen Zaubertränken verwirrt hat. Deinen Geist ganz offensichtlich auch. Sonst hättest du längst erkannt, dass sie gefährlich und wahnsinnig ist. Aber vielleicht war ja auch das der Grund für ihren hastigen Aufbruch? Hast du sie vor die Tür gesetzt, weil dir ein Licht aufgegangen ist? Hat sie versucht dich zu vergiften? Oder mit dem Dolch zu ermorden?
    Der investigative Blick Phrynes wollte die Wahrheit wissen.

  • Curio schüttelte nachdrücklich den Kopf.


    Werte Phryne, mehr als das, was ich dir soeben erzählt habe weiß ich auch nicht. Susina Alpina hat jedenfalls weder versucht mich anzugreifen, noch mich mit Gift oder einer Waffe zu töten.


    stellte Curio klar. Mal wieder versuchte dieses Schlange ihr Gift gegen eine ehrenwerte Einwohnerin der Stadt zu verspritzen, die schon mehr Leben gerettet hat, als diese... Frau verhindert. Erneut war ein Blitzen in seinen Augen zu sehen und wieder musste er sich zusammenreißen, sie nicht auf offener Straße anzubrüllen.


    Was sie sich von der Reise in die Grenzregion verspricht, kann ich nicht beurteilen, da ich mich weder mit Kräutern, noch mit Heilpflanzen gut genug auskenne. Doch wird sie schon wissen, warum sie sich grade für die Grenzregion und nicht für die von dir genannten Orte entschieden hat. Schließlich ist sie die Kräuterexpertin.


    So sachlich und so neutral wie möglich, versuchte er Phryne seine Argumente entgegenzustellen, doch hatte er nicht mal die Hoffnung, dass sich Phryne davon überzeugen lassen würde. Sie hatte sich ihre Meinung über die arme Alpina gebildet und es war ihr egal, ob sie damit einer unbescholtenen Bürgerin schaden würde.

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