Ankunft des Subpraefectus Petronius



  • Der Ausguck auf dem Leuchtturm erblickte als erster die Aeternitas, als sie sich von Westen kommend auf die Bucht von Alexandria zubewegte. Auch wenn sie noch nicht sehr lange im Dienst stand, erkannte man rasch, dass hier das Flaggschiff der Classis Alexandrina ansegelte und informierte die Flotte.


    Daher war alles vorbereitet, als das Schiff das Westende der Insel Pharos mit dem Poseidon-Heiligtum passierte und - nur noch getrieben von der Kraft der Ruderer - langsam in den Portus Eunostos einfuhr und sich schließlich vorsichtig an die Hafenmauern des Flottenhafens herantastete. An Bord hatte sich wie gewohnt die gesamte Infanterie-Besatzung in voller Montur aufgereiht, während die Seeleute genug damit beschäftigt waren, das Schiff so anzulegen, dass es nicht den Pier rammte oder die Ruderer mit ihren Riemen an der Mole hängen blieben.


    Ganz hinten am Schiff standen schließlich die Kommandeure vor dem kleinen Zelt, das sie vor der ägyptischen Mittagssonne schützte. Neben Decimus Massa war hier auch der neue Subpraefectus zu finden, der wieder einmal seine neue Uniform angelegt hatte (obwohl der Brustpanzer an einer Stelle von einem Kotzfleck irreparabel aufgehellt war). Nur auf den Helm hatte er verzichtet - ihm war so schon heiß genug und seit er einen Tag der Überfahrt fast ständig auf dem Gefechtsturm getummelt hatte, war sein Gesicht verbrannt und leuchtete mit seinem roten Mantel um die Wette. Entsprechend schlechte Laune hatte er, als er langsam die Stadt näherkommen sah, die zukünftig seine Heimat sein sollte...

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  • Wenn ein Schiff nach einer längeren Mission nach Alexandria zurückkehrte, war es üblich, dass ein Empfangskommando die Seeleute in ihrer Heimat begrüßte. Das Problem war natürlich, dass man nie so genau wusste, wann das passieren würde - weshalb es schnell gehen musste, sobald ein Schiff am Horizont identifiziert worden war.


    Das war auch der Grund, warum heute die Ausbildungscenturia die Ehre hatte, das Flaggschiff der Flotte zu begrüßen. Longinus Fabullus hatte deshalb das Exerzieren unterbrochen und seine Männer eilig in die Unterkünfte geschickt, um flugs in Paradeuniform am Hafen anzutreten. Trotzdem konnte man schon die ersten Gesichter an Bord sehen, als der letzte Tiro endlich angekommen war.


    "In aciem venite! State!" befahl der Centurio und die Männer standen bereit.

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  • Die Einfahrt in den Hafen von Alexandria jedes Mal ein erhebender Augenblick. Das Feingefühl und die Präzision der Mannschaft beim Anlegen und festmachen der Aeternitas. Stolz und Begeisterung widerspiegelten meine Haltung und Mine. Sie Sonne empfing uns auf’s wärmste. Schaulustige bevölkerten das Areal um die Anlegestellen. Die kleine Abordnung der classis ging in dem Trubel fast unter. Man machte ihr nur widerwillig Platz. Alle wollten ein Blick auf die Trireme, das Flaggschiff der classis werfen.
    Unten im Schiff wurde es still. Das Poltern der eingezogenen Ruder und das Gemurmel verstummten. Man spürte die Anspannung, das Warten auf den Befehl von Bord gehen zu dürfen. Der überwiegende Teil der Mannschaft freute sich wieder in Alexandria zu sein. Nur einem sah man an, dass er mit sich und seinem zukünftigen Wirkungskreis im Klinsch lag. Vielleicht lag ich falsch und es waren nur die Nachwehen der Überfahrt. Auf alle Fälle stach er mit seinem auffallend leuchtend roten Teint aus der Masse heraus. Ein Versehen oder Absicht, dass man ihm das Olivenöl zur Vorbeugung gegen Sonnenbrand vorenthalten hatte. Ich wollte jedenfalls nicht in seiner Haut stecken.
    Ein Handzeichen von mir, der Landungssteg wurde ausgelegt. Eine Abordnung von 16 Milites verließen das Schiff, machten Platz und sicherten den Aufgang. Wir konnten von Bord gehen.
    Zum weiteren Ablauf, nach dem Eintreffen in Alexandria, gab es seitens des Subpraefecten noch keine Aussage. Fragen kostet nichts, maximal gab‘s eine missmutige Abfahrt. „ Subpraefectus, willst du gleich zum Palast des Praefectus Aegyptii?“ Mir war eher nach einem Besuch der Therme, obwohl ich weniger an meinem Aussehen und dem Geruch zu bemängeln hatte.

  • Auch wenn es Lucius schlecht ging, musste er zugeben, dass Alexandria doch eine einigermaßen eindrucksvolle Szenerie bot. Vor allem die riesige, aber scheinbar baufällige Brücke durch das Hafenbecken sah interessant aus - wenn man vom Leuchtturm einmal absah. Trotzdem kniff er säuerlich die Augen zusammen - die Sonne ließ nicht nur die weißen Mauern so sehr leuchten, dass sie blendeten, sondern brannte auch höllisch auf seiner Haut. Der junge Petronier war überzeugt, dass er Fieber haben musste, aber Armin hatte herausgefunden, dass sein Leiden Verbrennungen der Sonne waren, die viele Seeleute plagten. Was das Gefühl aber auch nicht erträglicher machte - vor allem, weil sein Gesicht und Arme auch noch krebsrot waren! Wer sollte ihn da ernst nehmen?


    Entsprechend unmotiviert war er, in diesem Zustand seinem neuen Vorgesetzten unter die Augen zu treten. Andererseits war das natürlich ein unlogischer Gedanke, denn er wusste empirisch, dass Verbrennungen nicht von einem Tag auf den anderen verschwanden und spätestens morgen würde er sowieso zum Präfekt müssen. Also brachte er es am besten hinter sich - nicht, dass er morgen auch noch Brandblasen hatte!
    "Ja."
    antwortete er deshalb lakonisch.
    "Ich nehme an, du meinst das Praetorium?"
    bemerkte er klugscheißerisch dazu - vom Alten hatte er ja gelernt, wie die Kommandantenwohnung genannt wurde. Und er wollte natürlich zeigen, dass er den militärischen Fachjargon beherrschte!

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  • Als das Schiff in den Hafen einfuhr, hatte ich ein komisches Gefühl. Eigentlich war Alexandria mein neues Zuhause, aber ich hatte seit meinem Eintritt in die Classis kaum Zeit dort verbracht. Ich war mit der Mannschaft der Aeternitas nach Laodicea aufgebrochen, sogar bevor ich meine Ausbildung beendet hatte! Ich war erst in Roma zum Miles ernannt worden.


    Kurz bevor wir in den Hafen einfuhren, wurden wieder Befehle gebrüllt. In Reihen aufgestellt, in voller Montur! Ich stand in der ersten Reihe, direkt vor den beiden ranghöchsten Offizieren. Eine gute Position, um die beiden zu beobachten! Der Nauarchus und der neue Subpraefectus konnten sich augenscheinlich nicht leiden. Sicher war ich mir aber nicht... Dann legten wir an.


    Eine Centuria wartete bereits auf unsere Ankunft. Das würde sicherlich ein feierlicher Akt werden, den Hafen zu betreten! Und Schaulustige gab es auch ganz viele! Ein Dutzend Milites hatte bereits das Schiff verlassen. Ich stand noch in der präzise aufgereihten Formation, und sah abwartend in Richtung der Befehlshaber. Der Subpraefectus, dessen Gesicht eine eigenartige Farbe hatte und dessen Rüstung ein eigenartiges Muster aufwies, schien etwas müde zu sein. Hoffentlich dauert das jetzt nicht Ewigkeiten! Nach der Zeit auf dem Schiff hatten wir uns schließlich etwas Ruhe in einer nicht-schwankenden Unterkunft verdient!

  • Sehr gut, bei einem nein wären wir trotzdem als erstes beim Praefctus Aegyptii aufgeschlagen. Ich erledigte die Pflichtbesuche gern am gleichen Tag der Ankunft, dass ließ keine unnötigen Fragen aufkommen und zeigte den Stellenwert, den ich dem Praefectus Aegyptii beimaß. Das erwähnte Praetorium ließ mich schmunzeln. Wir waren hier nicht in einer X-beliebigen Provinz des Imperium’s. Wir waren in Alexandria. Des Kaisers liebstes Spielzeug. Hier war der Praefectus so was wie ein König. „ Nein. Ich meinte den Palast des Praefectus Aegytii. Du bist in Alexandria, der Stadt des großen Alexander.“ Du wirst es bald sehen, dachte ich mir. Ohne ein weiteres Wort ging ich voraus und wartete am Ende der Planken. Dem Centurio der angetretenen Truppe ließ ich zu kommen, dass der Subpraefectus und meine Wenigkeit zum Palast des Praefectus Aegyptii eskortiert werden sollten. Die Mannschaften durften nach Sicherung der Aeternitas in ihre Quartiere. Den Namen des Miles, der seine Verlässlichkeit auf der Fahrt bewiesen hatte, ließ ich von meinem Schreiber notieren. Zu einem späteren Zeitpunkt wollte ich mich den Fragen zur Mannschaft der Aeternitas widmen.

  • Ein Palast? Was hatte das mit der Stadt des großen Alexander zu tun? Wollte der Nauarchus damit andeuten, dass der Statthalter im Palast Alexanders des Großen wohnte? Oder sollte das nur die Bedeutung der Stadt herausstreichen, die implizierte, dass der Statthalter hier nicht in einem schnöden Praetorium wohnen konnte?


    Er machte den Fehler, sich den Schweiß von der geröteten Stirn zu wischen und zuckte zusammen - es fühlte sich an, als würde das Salz darin in kleinen Körnchen über eine offene Wunde kratzen! Natürlich gab er sich Mühe, den Schmerz zu verstecken - immerhin standen vor ihm die Soldaten aufgereiht (mit Ausnahme derer, die über Bord gegangen waren) und auch auf dem Pier war ein Trupp angetreten. Also streckte sich der Subpräfekt und bemühte sich, militärisch-eindrucksvoll die Formation abzugehen und die einfachen Milites dabei genau zu inspizieren - der Alte hatte ihm beigebracht, dass man als Offizier stets höchste Standards anzusetzen hatte!

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