Decima Camelia

  • Eine sehr lange Pause entstand. Camelia beobachtete ihren Onkel von der Seite wie er sich reckte, hob und senkte immer wieder leicht ihr Haupt. Trotzdem blieb sie es im Kontakt mit seiner Schulter und rieb die Schläfe leicht zur Beruhigung kreisend. Wenn du schreibst, grüße zurück! Die ersten Worte, die schließlich leise von ihr kamen und von einem sehr verhaltenen Lächeln begleitet wurden.


    In Gedanken weilte sie noch einmal bei der Hochzeit, dem Gespräch mit Licinus und seinen Erzählungen über die Zeit im Kampf. Hörte noch, was er von einer Ehefrau hielt und davon, wie sehr ihr Onkel sie mochte. Wärst du denn enttäuscht, wenn er anderer Meinung ist?
    Über sich selbst erstaunt, weitete die junge Decima die Blauen und krauste ihre Stirn. Ich meine nur mich zu erinnern … Wieder einmal entstand eine Pause und das Reiben an der Schulter wurde fester. Seine Entscheidung ging bisher immer gegen eine Frau an seiner Seite. Zu Ende gedacht, verzog Camelia die Lippen leicht schief und presste sie aufeinander als Zeichen, keine Widerworte mehr als Bedenken zu äußern.


    Die anderen Themen blieben von ihr auch weiterhin unerwähnt. Was sollte sie auch zu den Äußerungen über den windigen Germanicus oder der Familienmatriarchin Großtante Drusilla sagen. Sie waren weit von ihr entfernt in diesem Augenblick und hier ging es letztendlich um ihre Zukunft und die Wahl eines Ehemannes. Ich vertraue dir vollkommen. Endeten ihre Worte ganz banal und ihr Finger schoben sich vertraut unter seine Hand während sie sich gerade aufsetzte.

  • "Mach ich."
    Beide hingen wir ein wenig unseren Gedanken nach. Enttäuscht? "Da würde ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen, Carmelita. Zum einen... ändert sich sowas mit der Zeit, schau mich an. Und gerade mit seinem kleinen Töchterchen... ich meine, der Umstand dass er die kleine Esquilina als Ziehtöchterchen angenommen hat, und sich so fürsorglich um sie kümmert, das zeigt doch dass er im Grunde sehr viel Familiensinn hat."
    Ich mußte mir schier auf die Zunge beissen, um Licinus' Geheimnis jetzt nicht auszuplaudern, aber auch durch den Nebel des Rauschs hindurch erinnerte ich mich daran, ihm das hoch und heilig und ausdrücklich versprochen zu haben.
    "Ausserdem bist du, meine liebe Nichte, eine verdammt gute Partie!"
    Lächelnd drückte ich ihre Hand, umarmte sie fest, dankbar für... dankbar einfach dass ich sie hatte.
    "Also dann, gute Nacht meine Kleine."
    Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und erhob mich.
    "Schlaf schön."
    Bereits an der Türe, wandte ich mich noch mal zu ihr um: "Und wenn er wirklich anderer Meinung sein sollte, sollte wohlgemerkt – dann..." Ich zwinkerte ihr zu, und versprach schelmisch: "...machen wir ein großes Fest, laden alle Junggesellen der Stadt ein, und suchen dir den sch... ähm, den besten natürlich, den allerbesten davon aus! Also wie es auch ausgeht, es springt immer was für dich raus."
    Mit einem letzten "Gute Nacht!" verließ ich das Jungmädchenzimmer...

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    Klient - Decima Lucilla

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