Wer hätte besser als Domitilla nachvollziehen können, welche Qualen ihr Vetter Gracchus nun schon seit einigen Wochen erdulden musste? Da waren zunächst Heerschaare von Sklaven gewesen, die die Villa in den vergangenen Tagen komplett auf den Kopf gestellt hatten. Dabei war an Ruhe und Erholung in den eigenen vier Wänden nicht mehr zu denken gewesen. Aber was wohl die Krönung des Ganzen darstellte, war die Anwesenheit seines Onkels Aetius, die sich nun schon viel länger als ursprünglich geplant hinauszog. Schuld daran war natürlich die Absage des anfänglich geplanten Datums gewesen, welches aufgrund des kaiserlichen Ablebens verschoben werden musste. Aetius aber hatte die flavische Gastfreundschaft in Rom zwar als selbstverständlich angenommen, obgleich er einem Zusammentreffen mit seinem Neffen so oft wie möglich aus dem Weg gegangen war. Schlimm genug, dass sie heute demselben Feste bewohnen mussten!
Ähnlich wie ihr Vetter Gracchus hatte Domitilla gut und gerne auf die Gesellschaft ihres Vaters verzichten können. Seitdem er hier in Rom war, hatten Vater und Tochter wohl nur das Nötigste mit einander ausgetauscht. Aetius hatte natürlich gleich seine Exfrau Horatia Lepida in Verdacht, sie könne auf seine "liebe" Tochter einen schlechten Einfluss ausgeübt haben. Es hatte allerdings nicht ihrer Mutter bedurft, um Domitilla von ihrem Vater fernzuhalten.
Umso mehr freute sie sich, als ihr Vetter nun zu ihr und Lepidus trat, um ihnen seine Aufwartung zu machen. Sie wusste, wie schwer es ihm gefallen war, diese Verbindung hinzunehmen und sie jetzt ziehen lassen zu müssen. Doch die Villa Flavia würde für sie immer ein kleines Stück Heimat bleiben, ganz gleich, was auch geschehen mochte.
„Ich danke dir, lieber Vetter!“, entgegnete Domitilla mit einem dankbaren Lächeln. Gleichzeitig drückte sie Gracchus´ Hände, als Zeichen ihrer Verbundenheit. „Hab Dank für alles!“ Schließlich hatte er sie damals hier aufgenommen, nachdem sie aus ihrem unfreiwilligen Refugium im Apennin vor einigen Jahren zurückgekehrt war.