Atrium | Die Tiberisch - Flavische Hochzeit - Die Ankunft der Gäste

  • Bei der Erwähnung seiner Tante horchte ich aufmerksam auf. „Deine Tante? Du meinst, die Braut ist deine Tante?“ Mein Blick wie auch mein Interesse löste sich endgültig von jenem zitternden armen Tropf und bedachte nun den Fremden endgültig mit meiner Aufmerksamkeit, da er sich soeben als Angehöriger der Flavii zu erkennen gegeben hatte. Bei genauerem Hinsehen fand ich sogar, er sah dem jungen Scato etwas ähnlich, den ich vor Jahren hatte kennenlernen dürfen.


    Auch meine Annahme bestätigte er. E hatte bereits zu Studienzwecken in Achaia geweilt, wie wohl die meisten jungen Männer unseres Standes. Wer es sich leisten konnte, schickte eben seinen Nachwuchs nach Achaia oder Alexandria, um an den dortigen Schulen für deren Bildung zu sorgen. Mein Bruder und ich hatten in dieser Hinsicht stets einen Vorteil. Letztendlich aber war dies nur ein schwacher Trost, nicht in Rom leben zu können.


    Nun, da dies geklärt war, interessierte es mich schon, mit welchem Vertreter der Flavii ich es denn zu tun hatte. Erfreulicherweise war meinem Gegenüber dies nun auch bewusst geworden, weshalb er mich in aller Förmlichkeit noch einmal begrüßte. „Nein, ich bedaure. Deine Tante ist mir gänzlich unbekannt. Eigentlich bin ich heute nur hier, da ich meinen Onkel, Senator Claudius Menecrates begleite,“ antwortete ich mit einem verschmitzten Lächeln. Doch genau jenes entglitt mir in dem Moment, als er mir seinen Namen verriet. „NEIN!“, rief ich ganz perplex. „Du willst Flavius Scato sein? Ich hatte dich ganz anders in Erinnerung. Etwas schlanker, mehr Locken und… nun ja, weniger strahlend.“ Der letzte Teil war mir einfach so herausgerutscht und verursachte nun, da ich mit bewusst geworden war, was ich gesagt hatte, eine leichte Rötung meiner Wangen. „Da hast mich wohl auch nicht erkannt. Ich bin´s, Pina. Äh... ich meine natürlich Agrippina… Claudia Agrippina, um genau zu sein. Maecenas‘ kleine Schwester.“

  • "Nun.. Ja." gab Scato etwas abschätzig zurück. War das wirklich so ungewöhnlich?
    Es wurde interessanter als sie sich als Claudia bezeichnete, immerhin war sein bester und wohl auch einziger Freund ein Claudier gewesen, und auch in jungen Jahren, in Achaia hatte er stets ein spezielles Verhältnis zu dieser Familie.
    Er machte sich allerdings nicht allzu viel draus bis er letztlich selbst seinen Namen nannte und sein Gegenüber komplett aus der patrizischen Haut fuhr, sodass Scato gar ein wenig verwirrt war..
    Weniger strahlend?! Wie lief er denn in seiner Jugend rum? Für einen Moment war sich der Flavius unsicher ob dies nun ein Kompliment seines Auftretens war oder ob die Claudia nur scherzte bevor sie sich ihrerseits vorstellte, und Scato gänzlich glaubte dass ihm die Götter übel mitspielten..
    "Agrippina?" fragte er nach obwohl es schon längst klick gemacht hatte, "Agrippina! Claudia Agrippina!" wiederholte Scato ihren Namen und seine sonst so kühle und starre Mine wich einem perplexen Grinsen, auch wenn dies außer ihnen niemand mitbekommen sollte.
    "Bei den Göttern. Dein Bruder schrieb mir vor einiger Zeit. Aber dich hier zu treffen. Wie ist es dir ergangen?" während Scato sie so beäugte fiel ihm auf dass sich die kleine Pina gemacht hatte seit ihrem letzten Treffen. Sie war eine junge Frau geworden, sowie er ein junger Mann geworden war, aber darauf hatte ihn Maecenas ja bereits hingewiesen.

  • War die scheinbar nicht enden wollende Begrüßung der Hochzeitsgäste wenigstens noch mit etwas Abwechslung behaftet, so dass die Stunden scheinbar wie Schnee dahin schmolzen, so war die nun folgende Hochzeitszeremonie alles andere als kurzweilig. Natürlich hatte sowohl die Braut als auch der Bräutigam Sorge getragen, dass alles ordnungsgemäß vorbereitet worden war. Böse Zungen konnten ihnen womöglich übertriebene Pedanterie vorwerfen, doch sicher war sicher! Und auch die Priesterschaft in Form des Flamen Dialis und des Pontifex Maximus waren bereit.


    Zunächst bedurfte es zumindest bei der Flavia noch einer gewissen Konzentration. Domitilla war damit beschäftigt, ja das Richtige zu tun, was ihre Nervosität nur noch steigerte. Glücklicherweise war sie dabei nicht ganz auf sich gestellt. So war es nicht verwunderlich, als sich dann zwei, von Nervosität gezeichneten Eheaspiranten nebeneinanderstehend wieder fanden. Noch voller Aufmerksamkeit folgte Domitilla den Ritualen, schließlich befanden sie sich ja noch am Anfang einer langen, nicht enden wollenden Aneinanderreihung verschiedenster Opferritualen, Anrufungen und Gebeten.
    Die Aufmerksamkeit der Flavia begann langsam zu schwinden. Zu monoton klangen die Worte des Flamen Dialis. Als sich das Voropfer langsam und siechend seinem Ende näherte, wahr zu hoffen, dass das darauffolgende Hauptopfer womöglich etwas mehr Spannung versprach.


    ‚Das arme Schäfchen‘, dachte Domitilla. ‚Würde man es nicht hier und heute opfern, stürbe es wohl an Langeweile.‘ Bei diesem Gedanken grinste die Flavia in sich hinein. Äußerlich jedoch verzog sie keine Miene.
    Als das Schaf dann doch noch das Zeitliche segnete, schreckte sie kurz auf. Das viele Blut bereitete ihr Unbehagen. Ganz zu schweigen vom Anblick und dem Geruch der noch frischen Gedärme des Tieres. Sie musste sich wahrlich zusammenreißen, um keine Schwäche zu zeigen. Die nun folgenden Minuten, die erweisen würden, ob das Opfer geglückt war und das Schaf nicht umsonst gestorben war, wollten einfach kein Ende nehmen. Sie waren bleiern.
    Als der Pontifex Maximus ein erlösendes "Litatio!" verkündete, ging ein erleichtertes Raunen durch den Raum. So war es dann auch der Kaiser höchstpersönlich, der dem frischgebackenen Ehepaar als erstes seine Glückwünsche aussprach und ihnen einen Kuss auf ihre ‚Wangen drückte.


    Wer nun geglaubt hatte, die Hochzeitszeremonie sei nun am Ende angelangt, der hatte sich gründlich getäuscht! Nun trat die Pronuba in Erscheinung, die die Hände der Brautleute ineinanderlegte. Domitilla bemerkte die Blässe um die Nase ihrer neuen Schwägerin und nachdem Lucia sie beglückwünscht hatte, verabschiedete sie sich auch schon von ihnen. Das alles musste doch etwas viel für sie gewesen sein. Domitilla bedanke sich bei ihr. Natürlich hatte sie Verständnis – in ihrem Zustand!
    Als ihr Domitilla nachblickte, konnte man eventuell eine Spur von Neid in ihren Augen sehen oder war es nur die Sehnsucht auf ein baldiges Ende? Doch dieser Wunsch wurde ihr nicht gewährt. Zuvor musste noch die Confarreatio vollzogen werden. Da das Schaf sich wohl nur widerwillig von seinem Fell trennen wollte, wurde alles noch etwas länger in die Länge gezogen.


    Letztendlich konnte dann doch noch das Hauptritual erfolgreich vollzogen werden, was dann erneut in eine Flut von Glückwünschen mündete.
    Kaum zu glauben, doch nun waren sie verheiratet! Zumindest war das Hochzeitsritual beendet. Was nun folgte, bereitete wohl der Flavia die meisten Sorgen – die Vollziehung der Ehe. Hatte Lucia nicht erwähnt, eine Überraschung würde in ihrem neuen Heim auf sie warten…

  • Zunächst hatte es den Anschein, als würde diese Unterhaltung in das übliche Geplänkel übergehen. Mal ganz unter uns, ein wenig langweilte ich mich ja schon. Schließlich war ich hier in Rom und nicht irgendwo am Ende der Welt! Aber vielleicht waren ja patrizische Hochzeiten so. Stinklangweilig und nicht enden wollend. Doch dann bemerkte ich eine gewisse Regung bei der Nennung meiner Familie. Natürlich erregte der Name Claudia immer die Aufmerksamkeit, sobald er in einem Gespräch fiel. So auch bei dem Flavius. Als nun aber unser beider Identität gelüftet worden war, gab es kein Halten mehr (zumindest von meiner Seite). Bei dem Freund meines lieben Bruders dauerte es wohl eine Sekunde länger, bis sich auch auf seinem Gesicht ein überraschtes Grinsen manifestierte.


    „Exakt!“, entgegnete ich grinsend. „Claudia Agrippina, wie sie leibt und lebt!“ Natürlich hatte Maecenas auch seinem besten Freund einen Brief geschrieben. Weshalb hätte er ihn auch auslassen sollen? Schließlich hatte er dem halben Imperium Briefe geschrieben. „Ja, ich weiß. Maecenas war sehr fleißig. Leider konnte er mich nicht nach Rom mit begleiten, da er noch so viel um die Ohren hat. Du weiß ja sicher, dass… Papa gestorben ist.“ Mein Grinsen war einem Anfall von Trauer gewichen. Den Verlust meines Vaters würde ich auch nicht so schnell verkraften.
    Doch dann nach einigen Minuten der betretenen Stille, hob ich erneut mein Gesicht und begann langsam wieder zu strahlen. „Mir geht es eigentlich sehr gut, mal abgesehen davon, dass Maecenas mir so einen knochentrockenen alten Widerling als Aufpasser auf den Hals gehetzt hat. Maevius Tullinus heißt er und ist einer von diesen übereifrigen Klienten meines Vaters. Ein wahrer Kotzbrocken! Stell dir vor, er hat für mich einen Leher gekauft, der mir noch gutes Benehmen beibringen soll! Mir! Die ich doch ein Musterbeispiel für gute Erziehung bin! Außerdem soll er für mich eine gute Partie in Rom finden. Und ich hoffe, das wird auch bald der Fall sein, denn dann bin ich ihn wieder los." Es war mal wieder mit mir durchgegangen. Endlich merkte ich selbst, dass ich nur plapperte. "Oh bitte entschuldige, ich rede wieder nur von mir! Aber nun zu dir! Du hast dich ja ganz schon verändert!" bemerkte ich dann weiter, als ob ich mich kein bisschen verändert hätte und immer noch so aussähe, wie mit zehn öder zwölf. "Und? Bist du kräftig dabei, Karriere zu machen?“ Natürlich erwartete ich nun ein JA! Etwas anderes hätte ich nicht gelten lassen.

  • Scato grinste leicht als Pina losplapperte, sie war wie früher, und so fühlte er sich in diesem Moment auch ein wenig sodass er seine starre Hülle ein wenig lockerte..
    "Ja, ich klage um ihn Agrippina, ich verbinde viele schöne Erinnerungen mit deinem Vater." bekundete er sein Beileid und dachte kurz an den alten Mann zurück der Maecenas und ihm immer die ein oder andere Annehmlichkeit ermöglichte, auch mal an den Augen ihrer Mütter vorbei..
    "Nun ich bin mir sicher dass dein Bruder nur das Beste für dich im Sinn hat. Ich sollte ihm noch einmal schreiben, dass wir uns hier treffen dürfte eigentlich Neuigkeit genug sein, und ich bin mir sicher dass du schnell eine annehmbare Partie findest." scherzte Scato und lächelte sie dann verschmitzt an. Als ihn Pina auf seine Karriere ansprach hob er kurz die Augenbrauen, er hatte was vorzuweisen, es war nicht ganz so beeindruckend (zu diesem Zeitpunkt hatte er noch nicht dieses enorme Wahlergebniss zu seiner Unterstützung) aber es war etwas..
    "Nun, ich habe bereits ein Einstiegsamt in den Cursus Honorum hinter mir und bin momentan Magister der Salii Collini. Ich peile ein weiteres Amt bei der nächsten Wahl an."

  • Scatos mitfühlende Worte bedeuteten mir richtig viel. Er war einer der wenigen in Rom, die meinen Vater persönlich gekannt hatten. Dabei wurde mir bewusst, dass er auch der einzige war, außer meinem Onkel und Eleni natürlich, den ich in dieser Stadt kannte und zu dem ich, nun ja so etwas wie ein fast familiäres Verhältnis hatte. Zumindest war es früher so gewesen, als er und mein Bruder zusammen studierten.
    „Nun ja, es war ja auch noch der Wunsch meines Vaters, dass ich in Rom verheiratet werden soll. Ich hoffe nur, der Maevius findet für mich keinen alten Tattergreis,“ gab ich zu bedanken. Eigentlich war das meine größte Sorge, denn mein Aufpasser kam auf die seltsamsten Ideen, wenn man ihn unbehelligt ließ.


    Diese Hochzeit würde mir sicherlich in guter Erinnerung bleiben. Nicht nur weil ich die kaiserliche Familie gesehen hatte. Auch weil ich hier Scato wieder getroffen hatte, der sich sehr zu seinem Vorteil verändert hatte. Und wie es schien, war aus ihm auch ein vielversprechender Politiker geworden, der seinen Weg gehen würde. „Aha, das klingt ja sehr vielversprechend,“ meinte ich, auch wenn ich mich in diesen Dingen nicht so wirklich auskannte.
    „Wie steht es eigentlich mit dir? Du bist doch bestimmt schon vergeben, oder? Ist sie auch hier irgendwo, deine Frau oder Verlobte?“ Zugegeben, meine Fragerei wirkte vielleicht etwas aufdringlich. Doch ich knüpfte einfach an die „alten Zeiten“ an, in denen Scato wie ein weiterer großer Bruder für mich gewesen war. „Wusstet du eigentlich, dass Maecenas auch in ein paar Monaten heiraten wird?“ Wenn ich allerdings an seine Braut dachte, drehte sich mir der Magen um.

  • "Ich hoffe inständig dass deinem Vater sein Wunsch erfüllt wird." erklärte Scato erst einmal nüchtern bevor er Pina noch einmal genauer ansah, "Jedoch hoffe ich dass auch deine Wünsche zumindest annähernd erfüllt werden und du einen jungen, aufstrebenden Patrizier findest der eine geeignete Partie ist." allzu viele gab es davon momentan in Rom zwar nicht, aber es kamen ja häufig neue Söhne nach Rom.
    Als sie schließlich auf seinen eigenen Beziehungsstatus zu sprechen kam fuhr ein leichtes Stechen durch seinen Körper. Prisca war hier, und sie war seinem Onkel versprochen, was Scato lange Zeit plagte, und was er noch immer nicht gänzlich überwunden hatte, was aber hauptsächlich an seinem verletzten Stolz lag..
    "Nun ich bedaure dich enttäuschen zu müssen. Auch ich bin noch auf der Suche nach einer passenden Gattin. Es würde mir in meiner Karriere sicherlich zum Vorteil gereichen bei den gesellschaftlichen Veranstaltungen in Begleitung einer ehrbaren Frau zum erscheinen, jedoch hat sich bisher nichts ernsthaftes entwickelt." erklärte Scato recht nüchtern und umschiffte die Versuche mit Prisca. Für einen kurzen Moment dachte er sie könnte.. Aber letztlich hatten sie sich seit Jahren nicht gesehen, außerdem war sie die Schwester seines besten Freundes aus Jugendtagen weshalb er diesen Gedanken erst einmal beiseite schob. Die nächste Neuigkeit ließ Scato wieder aufhorchen..
    "Er erwähnte eine Hochzeit. Jedoch berichtete er mir nichts über seine Braut. Ich hoffe doch er lässt sich nicht unterkriegen?"

  • Ja, ich hatte es versprochen. Noch auf Vaters Totenbett hatte er mir das Versprechen abgenommen, mich zu fügen, ganz gleich was, beziehungsweise wer da kommen mochte. Hauptsache es war ein Mann von Ehre, der dem Wohl der Familie diente. Dass er jung, nett und ansehnlich sein sollte, davon hatte mein Vater nichts mehr sagen können, denn dazu war er leider nicht mehr gekommen. Da war es doch sehr tröstlich, dass Scato sich wenigstens meiner annahm und nur das Beste für mich hoffte. Nun ja, schließlich war ich ja auch die kleine Schwester seines besten Freundes. Da sagte man eben solche Sachen. Dass es durchaus anders werden konnte und ich mich dann fügen musste, wusste er sicher auch.


    Überrascht war ich dann tatsächlich, dass er noch immer unverheiratet durchs Leben schritt. Offenbar war nicht einmal eine Verlobte in Sicht. Dabei brachte er doch alle Qualitäten mit sich, die frau sich nur wünschen konnte: Jung, dynamisch, erfolgreich, und einen guten Namen noch dazu! „Ach echt nicht? Hah! Dann heirate doch einfach mich!“, rief ich in jugendlichem Übermut und grinste über beide Ohren. Zum Glück hatte ich heute Eleni nicht an meiner Seite, da sie heute Morgen über Magenschmerzen geklagt hatte. Sie wäre erst rot angelaufen und hätte mich dann zurechtgewiesen. Natürlich hatte ich das nicht ernst gemeint. Schließlich war das Scato! Er und ich… Igitt! Das wäre genauso, als heiratete ich meinen eigenen Bruder!
    Zum Glück kamen wir ganz schnell auf ein anderes Thema. Richtig, auf meinen Bruder und seine Verlobte. „Er hat dir nichts über Sempronia geschrieben? Das wundert mich aber. Normalerweise textet er jeden zu damit, wie toll sie doch ist. Aber gut, vielleicht hatte er mit dir ja Mitleid.“ Ich grinste böse, bevor ich ihn dann über Sempronia einweihte. „Also Sempronia ist so ziemlich die schrecklichste Person, die du dir vorstellen kannst! Mag sein, dass sie vielleicht ganz gut aussieht und ihre Familie in Athen auch großen Einfluss besitzt. Dennoch ist sie eingebildet und glaubt jetzt schon, sie sei die Herrin des Hauses. Mich wollte sie auch herumkommandieren. Aber das habe ich mir nicht bieten lassen. Naja, du wirst sie sicher noch kennenlernen, wenn Maecenas nach Rom kommt.“

  • "Danke für das Angebot, vielleicht komme ich darauf zurück." scherzte Scato zurück auch wenn er dabei wenig Regung zeigte. Es war einer dieser Momente wo man einen Umstand als völlig absurd betrachtete aber doch ein kleiner Hauch mitschwang der kurz fragte 'Warum eigentlich nicht?'. Noch war dieser Hauch aber noch lange nicht so stark als das Scato ihn wirklich ernst nehmen würde..
    "Nun ich freue mich auf deinen Bruder. Seine Frau, nun, wenn sie tatsächlich so ist wie du sie beschrieben hast werde ich doch sehr stark an mich halten müssen. Ich hoffe dein Bruder weiß was er tut." befand der Flavier, schließlich kannte er die Frau nicht, und durch die "stille Post" von Griechenland hierher konnte sich das Bild schon verzerren..
    "Dann erzähl mal, was hast du noch vor? Außer einen Mann zu finden. Hat man dir schon Rom zeigen können?"

  • Nein, nein! Natürlich verschwendete ich zunächst keinen Gedanken mehr daran. Scato und ich – das würde niemals klappen! Alleine schon der Gedanke daran war völlig absurd. Und ich nahm mal an, dass es ihm genauso ging. So war dieses Thema dann auch schnell vom Tisch und mein Bruder und dessen Zukünftige rückten nun in den Fokus.
    Scato gab sich relativ diplomatisch. Aber auch er konnte sich hoffentlich bald selbst ein Bild von ihr machen, so es die Götter denn wollten. „Na ja, ich bezweifle, dass Maecenas das weiß. Er ist ganz vernarrt in sie. Wahrscheinlich hat sie ihn verhext. So etwas soll es ja geben.“ Natürlich glaubte ich weder an Zauberinnen, noch an die Möglichkeit, dass Sempronia eine von ihnen war. Ich mochte sie eben einfach nicht.


    „Was ich sonst noch so vorhabe?“, fragte ich ein wenig verdutzt. Eigentlich hatte ich sonst nichts vor. Außer vielleicht ein Teil der römischen Gesellschaft zu werden. Einen Anfang hatte ja mein Onkel gemacht, indem er mich heute mitgenommen hatte. „Im Augenblick bin ich noch dabei, mich hier einzuleben. Ich bringe ein wenig den Haushalt meines Onkels auf Vordermann. Seitdem seine beiden Enkel verstorben sind, wurde so manches schleifen gelassen. Aber wenn du mich so fragst, nein, eigentlich hat mir noch niemand Rom gezeigt.“ Aber vielleicht würde er das ja nun tun. Ein wenig Abwechslung hatte noch niemandem geschadet und schon gar nicht, wenn man dabei die Gesellschaft eines alten Freundes der Familie genießen durfte.

  • Eine durchaus amüsante Vorstellung war es.. Maecenas verhext.. Nein, sein Freund hatte einfach nur immer schon einen Hang dazu sich von einer schönen Frau unterbuttern zu lassen. Und wenn diese Frau wirklich so war wie Pina sie beschrieb, so hätte sie sicherlich ihre Vorzüge. Auf die eine, oder die andere Art.
    Aber er beließ es dabei, er würde sie ja so oder so einmal kennenlernen, und er war ein Mann der sich lieber selbst ein Bild der Lage machte als sich auf Hörensagen zu verlassen.
    "Ein guter Freund von mir, ebenfalls ein Verwandter von dir ist vor nicht allzu langer Zeit verstorben. Quintus Felix, noch heute beklage ich sein Ableben, schließlich war er auch ein wichtiger Verbündeter." warf Scato ein als Pina das Ableben zweier Enkel des Claudiers erwähnte, er war sich nicht mehr ganz sicher ob Quintus auch einer von ihnen war..
    "Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, und du musst es natürlich erst mit deinem Vormund erörtern, aber wenn du magst kann ich dir an einem ruhigen Tag demnächst einmal die Stadt zeigen. Es gibt durchaus viel zu sehen, jedoch sollte der Schutz nicht vernachlässigt werden." warf Scato, der ja schon so seine Erfahrungen gemacht hatte, ein und rang sich dann ein ehrliches Lächeln ab. Er freute sich sie hier zu sehen, jedoch war Freude ein Gefühl dass er nicht unbedingt häufig zeigte.

  • Es war mit Sicherheit von Vorteil, dass er nichts mehr weiter zum Thema „Sempronia“ sagte. Schließlich kannte ich mich ja und wusste auch, wenn es um sie ging, wie schnell ich mich in Rage reden konnte. Dann hätte man mir ganz schnell wieder meine Impulsivität oder sogar eine gewisse Art der Ungezogenheit vorwerfen können. Nein, da war es wirklich besser, sich auf ein anderes Thema einzulassen. Auch wenn es dabei wieder um den Tod ging und mir wieder einmal klar wurde, wie klein doch die Welt war!
    „Ach tatsächlich! Ja, mein Onkel betrauert seinen Tod und den seines Bruders auch zutiefst. Es muss für einen Vater, oder in diesem Fall für einen Großvater ganz schrecklich sein, wenn die Kinder vor der eigenen Zeit sterben,“ meinte ich betroffen. Über den Tod zu reden war noch nie meine Stärke gewesen, obwohl er auch meinen engeren Familienkreis bereits heimgesucht hatte. Mir fehlten da einfach die Worte. Aber Scato schien so aufmerksam zu sein, um dies zu bemerken. Vielleicht war er auch einfach froh, durch mich (oder mit mir?) wieder in alten Zeiten schwelgen zu können. Sein Angebot kam mir auch sehr gelegen, zumal ich dadurch die Möglichkeit hatte, einmal alle wichtigen Sehenswürdigkeiten, die Rom zu bieten hatte, aus der Nähe anschauen zu können und dabei auch noch getrost auf die Anwesenheit meines Aufpassers zu verzichten.
    „Oh, das ist ganz und gar nicht aufdringlich! Ich würde mich sogar sehr freuen, zumal sich bislang ein geeigneter Stadtführer noch nicht offenbart hat. Mein Onkel ist, so fürchte ich, für eine solche Aufgabe bereits zu alt.“ Außerdem hatte er sicher Wichtigeres zu tun, als für mich den Fremdenführer zu spielen.
    Bei seiner letzten Bemerkung warf ich meinem Sklaven einen flüchtigen Blick zu. Nun ja, Onatas war in dieser Hinsicht leider nicht ausgebildet. Mit höchster Wahrscheinlichkeit jedoch verfügten die Flavier über genügend Personal. Ich hätte höchstens mit Gundalf aufwarten können, jenen furchteinflössenden germanischen Hünen, den wir aus Achaia mitgebracht hatten und der mir mit seinen kühlen grauen Augen und seinem stechenden Blick jedes Mal einen Schauer über den Rücken jagte. „Besteht denn ein Grund zur Sorge?“,fragte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn, welcher nur ein weiteres Indiz dafür war, dass ich über das wahre Leben dort draußen auf der Straße absolut nichts wusste.

  • Zitat

    Original von APPIUS AQUILIUS BALA


    Fantastisch! Er biss an. Und er hauchte mir sogar ganz charmant einen Kuss auf meine rechte Hand. Meine Freundinnen Paula und Tusca würden gelb und grün werden vor Neid! "Etwas zu trinken wäre ganz wunderbar." Ein Glück hatte ich meinen alten Becher vorhin aus der Hand gestellt, bevor ich hier herüber gekommen war. "Denn ich würde nur zu gerne anstoßen mit diesem noblen Mann, der mir hier das Vergnügen seiner Gesellschaft schenkt.", lächelte ich, bevor ich mich kurz an diese Ägypterin wandte. "Einen leichten Birnensaft auf kühlem Eiswasser gesüßt mit etwas Honig." Ein Nicken, dann wandte ich mich wieder lächelnd dem Caesar zu: "Der Abend ist ja noch jung und ich möchte auch nicht Gefahr laufen, mich morgen nicht mehr erinnern zu können an diese.. äußerst charmante Begegnung.", begründete ich dann meine Wahl eines Getränks und sah dem Aquilius dabei für einen kurzen Moment lang tief in seine blauen Augen.


    War ich eine Freundin der Braut? "Oh, ja." Ich nickte. "Ich zähle Flavia zu meinen Freundinnen." seitdem sie meinem Sohn ein Schaukelpferd geschenkt hatte, um genau zu sein. "Und sie zählt mich auch genauso zu ihren Freundinnen. Sonst hätte sie mir wahrscheinlich kaum die Ehre gemacht, mich zu einer ihrer Trauzeuginnen zu bestimmen." Ich lächelte stolz. "Meine Familie, die Nachfahren des Sergestus, waren ja ebenfalls bis vor einige Generationen Patrizier." bis zur Zeit des Catilina und vor allem dieses unsäglichen, arroganten "Tullius Cicero". "Dazu war mein Großvater zu seinen Lebzeiten ein treuer Klient des Senators Flavius Felix.", klärte ich den Aquilier ein bisschen über meine Verbindung zu den Flaviern auf. Ob dem Caesar dieser Flavius Felix überhaupt noch ein Begriff war? (Ansonsten müsste ich ihn wahrscheinlich mit der Nase darauf stoßen, nach wem wohl diese Villa hier Flavia Felix hieß..)

  • Zitat

    Original von Claudia Agrippina


    "Sorge.." wiederholte Scato kurz das gesagte und überlegte wie er es am besten formulieren sollte, "Es ist besser wenn man gut gesichert durch die Straßen zieht. Rom mag das Licht der zivilisierten Welt sein.." erklärte er und fuhr fort, "Aber auf der anderen Seite ist es wohl auch die größte Ansammlung von kriminellen Gestalten der Welt.", und damit meinte er nicht seine eigenen Politikerkaste sondern mehr den Bodensatz der Gesellschaft mit welchem er bereits das Vergnügen hatte. Mehr als einmal sogar, oft genug um nicht mehr mit diesen Leuten in Kontakt treten zu wollen um genau zu sein.
    "Nun, soll ich dann deinem Onkel schreiben? Oder deinem Begleter? Ich möchte für keinerlei Verstimmungen sorgen." hakte der Flavier diesbezüglich noch einmal nach, eigentlich konnte es ihm egal sein, schließlich hatte er mit den Claudiern seit Felix ableben nicht mehr allzu viel zutun, aber die Sitte gebot es nunmal.

  • „Aha,“ meinte ich etwas überrascht. Ob ich mich gerade eben als Landei geoutet hatte? Und wenn schon! Ich war ja schließlich wohlerzogen. Auch wenn der Maevius erst kürzlich das Gegenteil behauptet hatte. Dennoch klang es verwegen, was der Flavier zu berichten hatte. Nicht dass ich es darauf anlegen wollte, auf eben diese kriminellen Gestalten zu treffen. Doch wenn ich Scatos Worte richtig deutete, dann war ihm genau das bereits widerfahren. Zu gerne hätte ich noch einmal nachgefragt, weil es mich doch brennend interessierte. Doch vielleicht wirkte ich dann eine Spur zu aufdringlich. Besser erschien es mir, dieses Thema auf einen späteren Zeitpunkt zu schieben. Zum Beispiel dann, wenn er mir die Stadt zeigen würde.
    Ach ja genau, den Maevius musste ich davon auch noch in Kenntnis setzen, obgleich es mir liebe gewesen wäre, meinen Onkel damit zu behelligen. Aber ich wusste ja genau, was dann passierte! Maevius Tullinus war in dieser Beziehung ein widerlicher pedantischer Wichtigtuer, der sich sofort bei meinem Bruder beschwerte.
    „Ach im Prinzip kannst auch meinen Onkel benachrichtigen. Aber ich fürchte, Maevius fühlt sich dann übergangen. Aber ich werde meinem Bruder gleich heute noch schreiben und ihm von unserem Treffen berichten, dann dürfte uns nichts mehr im Wege stehen.“

  • "Gut, dann gebe ich deinem Onkel Bescheid, als dein nächster Verwandter in Rom sollte er sowieso mehr zu sagen haben als dein Begleiter." befand Scato für sich selbst diesen eigentlich selbstverständlichen Umstand und blickte ihr dann noch einmal tief in die Augen während er versuchte diese ganze Sache für ihn typisch rational einzuordnen.. Vom Alter her war es sicherlich eine gute Partie, und auch ihre Familie hatte Stand und ansehen in Rom.. Auf der anderen Seite hatte es sein guter Freund wohl nicht so gerne wenn Scato mit seiner kleinen Schwester anbandelte, er hatte dies, so meinte sich Scato zu erinnern, auch ausgedrückt. Aber er hatte auch keine Ahnung von der Politik in Rom. Viele Faktoren die es einzubeziehen galt also..
    "Nun, kann ich dir noch etwas anbieten? Ein Getränk vielleicht?" fragte der Flavier dann etwas disponiert, denn auch wenn sie sich über Kunst und die Vergangenheit unterhielten, wusste er nicht so recht wie er Gespräche nach solchen Verabredungen welche ja doch stets ein wenig final wirkten weiterführen sollte..

  • Zitat

    Original von Sergia Fausta
    "Der Abend ist ja noch jung und ich möchte auch nicht Gefahr laufen, mich morgen nicht mehr erinnern zu können an diese.. äußerst charmante Begegnung.", begründete ich dann meine Wahl eines Getränks und sah dem Aquilius dabei für einen kurzen Moment lang tief in seine blauen Augen.


    War ich eine Freundin der Braut? "Oh, ja." Ich nickte. "Ich zähle Flavia zu meinen Freundinnen." seitdem sie meinem Sohn ein Schaukelpferd geschenkt hatte, um genau zu sein. "Und sie zählt mich auch genauso zu ihren Freundinnen. Sonst hätte sie mir wahrscheinlich kaum die Ehre gemacht, mich zu einer ihrer Trauzeuginnen zu bestimmen." Ich lächelte stolz. "Meine Familie, die Nachfahren des Sergestus, waren ja ebenfalls bis vor einige Generationen Patrizier."
    "Dazu war mein Großvater zu seinen Lebzeiten ein treuer Klient des Senators Flavius Felix."


    Appius Aquilius Bala schmunzelte über die betont geschmeichelte Art, mit der die Sergia auf sein Angebot einging, ihr etwas zu trinken bringen zu lassen. Sie war offenkundig eine dieser Frauen, die sich vom bloßen Titel des Caesars einwickeln ließen. Mit einer beiläufigen Handbewegung und in befehlsmäßigem Ton schickte er die Sklavin, den Birnensaft zu holen: "Du hast die Dame gehört. Ab mit dir!"
    Sergia Fausta plauderte sodann in - wie der Caesar sicher zu wissen dachte - für ein Weibsbild üblicher Manier weiter und machte keinen Hehl daraus, dass sie ihn anhimmelte. Denn wie konnte es auch anders sein? Bala war ein stattlicher Mann, reich, mächtig und kultiviert. Da konnte eine Frau ja gar nicht anders!


    Der Caesar hörte sich also mit gestärktem Selbstbewusstsein die Antwort der Sergia an und bekam sogleich den Makel dieser Frau auf dem Tablett serviert: Sie war eben 'nur' eine Plebejerin. Schade eigentlich, dachte der Caesar bei sich. Dass die Sergier einst Patrizier gewesen waren, bedeutete für Bala heute nunmal nichts mehr und auch das Patronat des Flavius Felix über Faustas Großvater ließ des Caesars Herz unberührt. Dennoch entgegnete er höflich: "Die Trauzeugin der Braut; damit wird dir wahrhaft Ehre zuteil. Dein Großvater muss ein glücklicher Mann gewesen sein unter dem Patronat des großen Flavius Felix - die Götter mögen ihn segnen."
    Da kam die Sklavin und brachte den bestellten Birnensaft auf kühlem Eiswasser gesüßt mit etwas Honig. Den Kopf demütig geneigt reichte sie der Sergia das Getränk. "Auf dein Wohl", sagte Bala und erhob seinen Weinpokal. "Möge dieser Abend uns in freudiger Erinnerung bleiben." Als er den Pokal an seine Lippen führte, achtete er darauf, über den Rand hinweg den Blickkontakt mit dieser begeisterungsfähigen Verehrerin aufrechtzuerhalten.

  • Ich lächelte. Auch wenn der Caesar nur alles bis auf den Namen Sergestus kommentierte. Dabei war es vor allem dieser Name, der mich zwar leider heute nicht mehr zu einer Patrizierin, aber immerhin zu einer Plebeierin der obersten Güteklasse machte! (Ich verglich mich nicht gerne auf Augenhöhe mit anderen. Aber es gab da ja auch so ein paar Iunier, die sich bis in die Zeit des Aeneas zurückverfolgen ließen und früher irgendwann mal patrizisch gewesen waren. - Natürlich waren die (das behauptete ich einfach) lange nicht so lange Patrizier gewesen wie die Sergier! Und hatte man nach ihrer Gens eine ganze Tribus benannt? Aber das grundlegende Prinzip war trotzdem.. ähnlich.)


    Da kam dann auch schon mein Getränk: Ein trüber Birnensaft, etwas verdünnt und gekühlt mit edlem Eiswasser (sowas bekam man ja nicht mal ebenso irgendwo, sondern das musste man schon teuer von irgendwelchen Berggipfeln hierher karren lassen - und hoffen, dass dabei nicht schon alles wegschmolz), versüßt mit einem kleinen Extra an Honig. "Auf diese interessante Begegnung.", antwortete ich auf den Trinkspruch des Caesars mit einem charmanten Lächeln. Dann nahm ich einen kleinen Schluck aus meinem Pokal (ja, das war ein gutes Wort dafür!) und beobachtete dabei, wie ich beobachtet wurde. "Was denkst du?", fragte ich also nach Absetzen meines Pokals eine für keinen Mann ungefährliche Frage und lächelte selbstbewusst. "Oder vielleicht sollte ich lieber mit etwas Leichterem beginnen. In welcher Beziehung stehst du eigentlich zu dem Brautpaar und was bringt dich heute hierher?", bot ich ihm eine Alternativfrage an (und hoffte natürlich, dass er trotzdem meine erste Frage nicht einfach ohne ein Wort überging). "Du wirst ja sicherlich nicht nur hier sein, um hilflosen Frauen etwas Gesellschaft zu leisten, bis ihre Freundin wieder auftaucht.", schmunzelte ich nicht nur über den offensichtlichen Witz, sondern auch über den vielleicht nicht ganz so offensichtlichen. Sergia Fausta.. eine hilflose Frau. - Wann hatte das zuletzt jemand über mich gesagt..?

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