Bei der Erwähnung seiner Tante horchte ich aufmerksam auf. „Deine Tante? Du meinst, die Braut ist deine Tante?“ Mein Blick wie auch mein Interesse löste sich endgültig von jenem zitternden armen Tropf und bedachte nun den Fremden endgültig mit meiner Aufmerksamkeit, da er sich soeben als Angehöriger der Flavii zu erkennen gegeben hatte. Bei genauerem Hinsehen fand ich sogar, er sah dem jungen Scato etwas ähnlich, den ich vor Jahren hatte kennenlernen dürfen.
Auch meine Annahme bestätigte er. E hatte bereits zu Studienzwecken in Achaia geweilt, wie wohl die meisten jungen Männer unseres Standes. Wer es sich leisten konnte, schickte eben seinen Nachwuchs nach Achaia oder Alexandria, um an den dortigen Schulen für deren Bildung zu sorgen. Mein Bruder und ich hatten in dieser Hinsicht stets einen Vorteil. Letztendlich aber war dies nur ein schwacher Trost, nicht in Rom leben zu können.
Nun, da dies geklärt war, interessierte es mich schon, mit welchem Vertreter der Flavii ich es denn zu tun hatte. Erfreulicherweise war meinem Gegenüber dies nun auch bewusst geworden, weshalb er mich in aller Förmlichkeit noch einmal begrüßte. „Nein, ich bedaure. Deine Tante ist mir gänzlich unbekannt. Eigentlich bin ich heute nur hier, da ich meinen Onkel, Senator Claudius Menecrates begleite,“ antwortete ich mit einem verschmitzten Lächeln. Doch genau jenes entglitt mir in dem Moment, als er mir seinen Namen verriet. „NEIN!“, rief ich ganz perplex. „Du willst Flavius Scato sein? Ich hatte dich ganz anders in Erinnerung. Etwas schlanker, mehr Locken und… nun ja, weniger strahlend.“ Der letzte Teil war mir einfach so herausgerutscht und verursachte nun, da ich mit bewusst geworden war, was ich gesagt hatte, eine leichte Rötung meiner Wangen. „Da hast mich wohl auch nicht erkannt. Ich bin´s, Pina. Äh... ich meine natürlich Agrippina… Claudia Agrippina, um genau zu sein. Maecenas‘ kleine Schwester.“