"Im Grunde eignet sich jeder Tag, welcher nicht bereits den Göttern verspro'hen ist, ich werde jedoch noch einmal den Kalender prüfen und dir einen geeigneten Vorschlag zukommen lassen."
Allmählich war es überaus günstig, dass ein aufmerksamer Scriba Gracchus' Vorhaben mitprotokollierte, denn während jener keinerlei Schwierigkeiten damit hatte, Gedichte, Theaterstücke oder Epen zu memorieren, so verschwanden Termine, Aufgaben und andere profane Obliegenheiten doch allzu schnell in irgendeiner unbedeutenden Schublade seines Gedankengebäudes.
"Das Collegium wird ebenfalls für die Opfertiere Sorge tragen."
Respektive irgendein Gehilfe des Cultus publicus.
"Letztendlich sind die Kassen des Staatskultes auch nur ein Teil der Staats..kasse."
Falls diese Kasse sich tatsächlich irgendwann einmal dem Ende würde zuneigen, würde das Collegium selbstredend eine angemessene Spende des Augustus erwarten - doch vermutlich würden eher die Götter verdrängt werden ehedem dies geschah.
Officium | Pontifex maximus et Pontifex pro magistro
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"Ausgezeichnet!" bemerkte der Kaiser, dem damit der größte Aufwand abgenommen erschien. "Gibt es weitere Dinge, über die wir sprechen sollten?"
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"Nun, zwei Angelegenheiten würde ich gerne noch adressieren. Zum einen werde ich am se'hzehnten Tage vor den Kalenden des Oktobers* Prisca aus dem Geschlecht der Aurelier ehelichen, ob dessen ich dich bereits heute um dein Einverständnis für eine Ehe durch confarreatio bitten möchte, sowie die Durchführung der entsprechenden Zeremonie."
Da Gracchus als pro magistro den Pontifex Maximus schlecht bei seiner eigenen Hochzeit konnte vertreten, würden mit der Ab- oder Anwesenheit des Augustus letztlich sich auch die weiteren Möglichkeiten seiner kultischen Zukunft entscheiden.[Sim-off]*16.9.
Aufgrund der gestiegenen Zahl an Ehe- und Verlobungsthreads in den zurückliegenden Monaten, sowie der Tatsache, dass dies für uns beide nicht das erste Mal ist, werden wir die zeremonielle Eheschließung nicht ausspielen. SimOn jedoch wäre die Anwesenheit des Pontifex Maximus für die Confarreatio obligat. [/Sim-off] -
"Selbstverständlich hast du meine Erlaubnis und selbstverständlich werde ich die Zeremonie persönlich durchführen." antwortete der Kaiser nach kurzem Nachdenken, da er so eine Zeremonie noch nie durchgeführt hatte. Aber wem, wenn nicht dem Pontifex pro Magistro würde er diese Ehre zukommen lassen? "Und schon jetzt meine Glückwünsche." fügte er dann mit einem Lächeln an.
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"Ich danke dir vielmals, Augustus! Selbstredend würden wir uns ebenfalls außerordentli'h freuen, sofern deine Gemahlin und der Caesar unserer Feier würden beiwohnen, sofern sie die Zeit dazu finden."
Ein wenig beschwingt durch die Aussicht, dass der Ehe mit Prisca nun nichts mehr im Wege stand, wagte Gracchus zuletzt noch eine ihm überaus prioritäre Causa anzusprechen - obgleich er in diesem Augenblicke noch nicht sich dessen bewusst war, in welchem Ausmaße dies würde enden.
"Die weitere Angelegenheit steht weniger mit dem Cultus Deorum oder deinem Amt als Pontifex Maximus in Ver..bindung, als damit, was du nach deiner Wahl auf dem Forum Romanum zum Volke Roms gesprochen hast - dass du ein Kaiser für alle sein wirst."
Insgeheim stellte Gracchus sich die Frage, wann wohl der Augenblick gekommen war, an welchem der Aquilier diese Worte würde bereuen, waren sie doch nicht nur überaus mächtig, sondern konnten zweifelsohne irgendwann durchaus lästig werden.
"Du spra'hst von den Verlusten des Exercitus, welche aus dem Kampfe erwuchsen, gleichsam dass es keine Kriegsgewinnler oder Besiegte mehr geben soll, nurmehr Römer. Dies ist ein hehres und nobles Ansinnen, denn während die deplorablen Verluste, welche mit Blut und Leben bezahlt wurden, kaum wohl je wieder aufzuwiegen sind, so wurde doch gleihsam zahllosen Soldaten noch im Friedensschluss größtes Unre'ht zuteil, welches noch immer eines Ausgleiches harrt. Jene Männer, die sogenannten Vescularier, die Besiegten, kämpften mit gleichem Pflichteifer, mit der gleichen Liebe für Rom wie die Cornelianer, sie zogen im Namen des Imperium Romanum in einen Krieg, der ihnen von Rom auferlegt worden war. Dieser Männer haben Rom ver..traut, sie haben dem Kaiser vertraut, dessen Nachfolge zu dieser Zeit als re'htmäßig galt, dem Testament eines Kaisers, welches als wahr galt, und sie haben dem Senat vertraut, welcher eben diesen Kaiser legitimiert hatte - so dass ihre Loyalität als über alle Zweifel erhaben muss gelten! Diese Soldaten waren bereit, ihr Leben zu geben zum Wohle Roms, sie dienten Rom, so wie es Rom zu jeder Zeit von ihnen erwartet, und ihr einziger Fehler - sofern dieser Ausdruck überhaupt anwendbar ist - war, dass das Schicksal sie vor langer Zeit bereits zu einer Einheit hatte beordert, welche in den entscheidenden Tagen letztendlich auf der Seite der Besiegten endete. Statt jedoch sie für ihre Firmitas und Pietas zu Rom auszuzei'hnen, wie es einem jedem Römer diesen Schlages würde zustehen, wurden viele jener Soldaten, welche an der Korrektheit und Ehrbarkeit ihrer Pflichterfüllung festhielten - nicht an jenem niederträ'htigen Despoten, sondern an der Korrektheit ihrer Pflichterfüllung im Namen eines von allen Instanzen legitimierten Kaisers Roms -, wurden viele dieser Soldaten degradiert oder an den Rande des Imperium versetzt. Ein Großteil dieser Entscheidungen wurde zweifelsohne als Vergeltung der Kriegsgewinnler getroffen, wiewohl im Sinne seiner Legitimation, zum Erhalt des Friedens durch Stärke, sowie zur Belohnung seiner eigenen Streiter Cornelius allfällig auch auf dies musste be..harren. Du jedoch hast den Zwist von Rom fortgenommen, du hast uns alle wieder zu Römern gemacht - auch jene Männer, welchen ihre Liebe und Treue zu Rom zum Verhängnis wurde."
Zweifelsohne wurden Ressentiments in den Köpfen der Menschen nicht derart schnell abgebaut wie Worte gesprochen waren, doch immerhin waren dies kaiserliche Worte gewesen, welche bisweilen so schwer wogen wie ein geschriebenes Gesetz.
"Ich kenne kaum einen dieser zahllosen Männer mit Namen, so dass mir nur die Hoffnung bleibt, dass auch für sie ein Römer sich einsetzen und die Anerkennung ihres Pfli'htbewusstseins wird anmahnen. Für zwei Männer jedoch möchte ich agitieren, beide entstammen der Gens Decima. Zum einen ist dies Faustus Decimus Serapio, an dessen unbedingter Pflichterfüllung als Praefectus Praetorio für den - zu dieser Zeit - legitimen Kaiser und damit das Imperium Roms wohl kaum Zweifel kann bestehen, der am Ende des Bürgerkrieges von diesem Imperium indes fallen gelassen, über Jahre hinweg ge..schmäht und diskreditiert wurde, und der nur auf Initiative seines Vaters hin überhaupt wieder Fuß fassen konnte in Rom. Weiters Appius Decimus Massa, ein überaus fähiger Offizier, welcher zu Zeiten des Bürgerkrieges bereits Princeps Praetorii und Adjutant des Flottenpräfekten der Classis Misenensis war, und hernach aufgrund seiner tadellosen Pfli'hterfüllung für die falsche Seite Roms abkommandiert wurde in die die Provinz zur Classis Augusta Alexandrina, zwar als Nauarchus, jedoch realistisch gesehen mit nicht mehr Möglichkeiten als ein Peregriner. Selbst wenn wir allfällig hinnehmen müssen, dass Männer, welche unter dem Vescularier re'htmäßig für Rom, für das Imperium Romanum kämpften, hernach ob dessen Einbußen erdulden mussten und die Ungerechtigkeiten des Schicksales kaum je Ausgleich werden finden, so sträubt sich in mir alles hinnehmen zu müssen, dass wir weiterhin dieses Potential, dieses Kompetenz und diese Leidenschaft für Rom ver..geuden und verkommen lassen anstatt fähige Soldaten dorthin zu beordern, wo sie Rom am besten dienen können!"
Es waren dies allfällig ein wenig viele Worte auf einmal, doch Angelegenheiten, welche Gracchus zutiefst bewegten, konnte er schlichtweg nicht in wenige Worte fassen - und diese Angelegenheit bewegte ihn wie ein Sturm das Espenlaub, in Hinblick auf Faustus schon lange - sehr, sehr lange -, in Hinblick auf Decimus Massa seit Serapio ihm von diesem hatte berichtet. -
"Das wird sich einrichten lassen. Meine Familie wird sicherlich gern an eurer Feier teilnehmen." antwortete der Kaiser zufrieden. Natürlich hatte er den Terminkalender von Augusta und Caesar nicht im Kopf, aber die Hochzeit seines Pontifex pro Magistro war sicherlich eine gute Ausrede für einen Großteil aller Termine.
Als der Flavier dann sehr umständlich und wortreich auf ein ganz anderes Thema zu sprechen kam, folgte Severus auch diesem mit wachsender Ungeduld. Immer wieder waren in letzter Zeit Leute an ihn herangetreten, um ihn zu überzeugen, diese oder jene Seite des letzten Bürgerkriegs zu begünstigen. Insofern wunderte er sich über die Wendung, die der einstige Exilant unter dem Vescularier hier vollzog, als er zwei Getreue eben dieses Mannes hervorhob. Wenn auch mit einer teils etwas fragwürdigen Argumentation. "Eine Beförderung zum Nauarchus als Degradierung? Eine interessante Interpretation..." bemerkte er ein wenig verwirrt, verstand aber natürlich, worum es eigentlich ging: "Was hieltest du denn für einen angemesseneren Posten für Decimus Massa?" fragte er daher ganz direkt. Zum Tribunus Cohortis Praetoriae war wohl weniger zu sagen, denn den kannte er ja bereits persönlich.
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Gracchus wusste die kaiserliche Bemerkung bezüglich seiner Ansichten zur Position eines Nauarchus nicht recht einzuordnen, da es in seinem Weltbild schlichtweg keinen Spielraum für eine solche Interpretation gab, was ihn letztendlich vermutlich nicht weniger verwirrte als die seinerseitige Bemerkung den Imperator. Da die weitere Frage indes gänzlich unmissverständlich war, beantwortete er jene.
"Nun, aufgrund seiner zahlrei'hen Verdienste und Auszeichnungen wäre es zweifelsohne längst geboten ihn in den Ritterstand zu erheben"
, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass allenthalben Männer mit weit weniger Kompetenz und Format, indes augenscheinlich hartnäckigeren Fürsprechern diese Ehre wurde zuteil.
"Gleichwohl seine Erfahrung und Expertise ihn für eine Kommandantur prädestiniert, im besten Falle in Italia als Tribunus An..gusticlavius oder Tribunus Cohortis Urbanae etwa." -
Eine Standeserhebung war es also, worauf der Flavier hinaus wollte. "Nun, das ist allerdings ein berechtigtes Anliegen. Meine Kanzlei wird prüfen, ob die Voraussetzungen vorliegen. So gut, um dies direkt zu entscheiden, kenne ich ihn leider noch nicht."
Um auch noch einmal Serapios Schicksal zu kommentieren, fügte er an: "Auch das Schicksal von Decimus Serapio wird sicherlich noch einmal zu diskutieren sein. Es ist gut möglich, dass sich bei den Prätorianern ohnehin in Kürze einige personelle Veränderungen ergeben werden." Noch war der Kaiser ja gerade einmal ein paar Tage im Amt, sodass er das Funktionieren seiner Leibgarde noch nicht so gut einschätzen konnte. Aber von Serapio hatte er ja bereits kritische Worte zum amtierenden Prätorianerpräfekten gehört, denen er unbedingt nachgehen würde!
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Obgleich durch diese Worte selbstredend noch keinerlei Würfel gefallen waren, so klang dies doch durchaus vielversprechend, was bereits weit mehr war als Gracchus beim letzten Kaiser hatte erreichen können.
"Ich danke dir sehr, Augustus!"
bekundete Gracchus darob zuversichtlich und hatte weiters nichts mehr auf dem Herzen. Die Beendigung des Gespräches wollte er indes Aquilius überlassen, hätte er doch niemals gewagt, dem Augustus dies zu diktieren. -
"Nun, wenn es weiter nichts gäbe, wären wir vorerst am Ende, nehme ich an." bemerkte der Kaiser schließlich nach einem kurzen Moment des Schweigens. "Das Collegium ist selbstverständlich heute Abend auf den Palatin zu einem Gastmahl anlässlich meiner Inauguratio eingeladen!"
Sim-Off: ...das ebenso selbstverständlich natürlich nicht ausgesimmt wird, da das doch ein wenig anachronistisch wäre
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"Dies ist eine große Ehre, und zweifellos uns allen eine ebenso große Freude!"
Eine Einladung bei Kaisers zuhause war schlussendlich stets eine Besonderheit. Nachdem sodann die üblichen Abschiedsfloskeln gesprochen und Gracchus entlassen war, kehrte der pro magistro ob dessen stante pede zurück zur Villa Flavia, um sich entsprechend auf dem Abend vorzubereiten.
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