[Taberna Medica Alpina]

  • Alpinas Blick wanderte von dem teuren Schmuck zu Runa und wieder zurück während sie die Worte der Freundin vernahm. Runa und ihre Mutter wollten ihr den Schmuck schenken? Alpinas erster Refelx war, das Geschenk kategorisch zurückzuweisen. Sie und Corvinus würden sich so ein teures Geschmeide und auch Gürtel und Kämme nie leisten können. So etwas Wertvolles anzunehmen, widersprach Alpinas auf Bescheidenheit fußender Erziehung. Doch Runa nahm ihre Hände und versicherte ihr wie wertvoll sie für sie sei. Dann folgte die Bitte, das Geschenk anzunehmen, um ihr eine Freude zu machen. Was hätte Alpina da noch sagen sollen? Es wäre ein Affront gewesen, das Geschenk abzulehnen, auch wenn Alpina sich noch immer nicht in so einem Geschmeide vorstellen konnte.
    "Wenn du es so möchtest Runa, dann danke ich dir und richte auch deiner Mutter meinen herzlichen Dank aus. Auf der Hochzeit werde ich hoffentlich Zeit finden, ihr persönlich zu danken. Ich glaube zwar nach wie vor nicht, dass ich das in irgendeiner Weise verdient habe oder jemals verdienen werde, aber ich freu mich natürlich sehr darüber."


    Runa war inzwischen schon beim nächsten Thema. Alpina atmete tief durch. Sie wusste, dass es ein heikles Thema war und wandt sich deshalb etwas.
    "Runa, ich wollte da noch ein Thema ansprechen... eigentlich weiß ich, dass es mir nicht zusteht mich in deine Pläne bezüglich... äh Familienplanung einzumischen... aber ich wollte es trotzdem wenigstens angespochen haben."


    Es war ihr unangenehm zum Punkt zu kommen. "Nun, ich bin ein Beispiel dafür, was passieren kann, wenn eine Frau in der Mitte ihres Zyklus mit einem Mann schläft. Zweimal ist es mir bereits passiert, dass ich sofort schwanger wurde..."
    Sie sah Runa in die Augen. "Wenn du das gerne möchtest, brauchen wir nicht weiterreden. Denn dann ist es ja gut so. Du bist noch sehr jung aber durchaus in einem Alter in dem eine Schwangerschaft kein Problem darstellt. Solltest du aber zum Zeitpunkt der Hochzeit in der Mitte deines Zyklus sein und keine Schwangerschaft riskieren wollen..."


    Alpina sprach es nicht aus. Sie wartete auf die Reaktion der Freundin.

  • Runa schaute Alpina nachdenklich an und zog sie dann vorsichtig mit sich in einen kleinen Nebenraum. Das war wohl ein Gespräch, welches man nicht hier so im möglichen Besucherverkehr führen sollte.
    Nachdem sie sich beide gesetzt hatte und Runa Alpinas Hand in die ihre genommen hatte sagte die junge Duccia. „Nun Alpina, ich denke dass ich sicherlich irgendwann auf dein Angebot zurückkommen werde. Spätestens wenn ich meinen ersten Sohn bekommen habe. Aber ich denke, dass ich Curio kein größeres Geschenk machen kann, als ihn 9 Monate ein Kind zu schenken.“ Runa schaute Alpina an. „Aber ich will ja auch nicht ständig mit einem dicken Bauch herumlaufen, also werde ich sicher irgendwann auf dein Angebot zurückkommen.“ Runa drückte die Hand ihrer Freundin, denn sie wusste, dass Alpin ihr erstes Mal mit diesem Petronier verbracht hatte und zumindest an das danach keine schönen Erinnerungen hatte. Aber Runa wusste nicht wen sie hätte sonst ihren Fragen stellen können.
    „Aber Alpina was ich wirklich gern wissen möchte... wie .. also tut es sehr weh? Mutter sagt immer ich soll es über mich ergehen lassen. Ist es wirklich so schlimm? Wie war es bei dir?“

  • Es war gut zu wissen, dass Runa keine Angst davor hatte, so jung schwanger zu werden. Und natürlich war es nur zu verständlich, dass sie Curio ein Kind schenken wollte. Auch wenn es Alpina ein wenig verwunderte. Sie hatte Runa so eingeschätzt, dass sie durchaus noch höhere Weihen im Cultus Deorum anstrebte. Wenn sie dann schwanger und schließlich Mutter war, würde eine Karriere erst einmal in weite Ferne rücken. Doch Alpina wollte sich in diese Pläne nicht einmischen. Sie überließ Runa die Entscheidung.


    Bei der dann folgenden Frage wurde Alpina nachdenklich, sie versuchte die Erinnerungen an ihr "erstes Mal" hervorzukramen. Eigentlich hatte sie die ganze Affäre mit Marcellus tief in ihrem Unterbewußtsein vergraben. Nur ungern holte sie diese hervor.
    "Nun, ich war wohl etwas überrumpelt als Marcellus mich im Garten entjungfert hat. Wir kannten uns noch gar nicht lange und eigentlich ging mir das alles auch ein wenig zu schnell... ich erinnere mich schon an den Schmerz und vor allem daran, dass ich aus lauter Angst schwanger zu werden, zwar die Nähe schön fand, die Vereinigung aber nicht wirklich genießen konnte. Es ist kein heftiger Schmerz, er ist erträglich. Doch kann ich mir nicht vorstellen, wie man dieses erste Mal wirklich genießen soll - zumal unter Zeugen..."


    Alpina sah Runa an.
    "Ich wünsche mir für dich, dass es dir anders ergeht und du es genießen kannst, aber ich habe meine Zweifel. Denn sonderlich entspannt wirst du nicht sein, auch wenn du weißt, dass Curio dich liebt und du keine Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft haben musst. Du bist dann ja rechtmäßig verheiratet. Ich war nur ein dummes Ding, dass gedankenlos dem Petronier zum Geschenk gemacht hat, was einem anderen gebührt hätte."

  • Natürlich wollte Runa auch im Cultus Deorum weiterkommen, aber sie würde das schon irgendwie schaffen auch mit Kind. Nun aber lauschte sie den Worten von Alpina und es stimmte sie traurig. Dieser Petronier hatte es gar nicht verdient. Insgeheim wünsche Runa ihm gerade die Krätze an den Hals. Sie drückte die Hand ihrer Freundin fester.
    „Ich denke wir werden es schon irgendwie schaffen zu genießen. Weißt du Alpina, auch wenn dort wer anwesend sein wird, so sind wir doch endlich am Ziel unserer Träume. Da werde ich mir dass doch nicht von ein paar Zaungästen vermiesen lassen.“ Runa zwinkerte ihrer Freundin zu. Natürlich konnte sie sich was angenehmeres vorstellen, als die Hochzeitsnacht unter Aufsicht zu verbringen, aber im Gegensatz zu Curio, der wohl wirklich dran zu knabbern hatte, war Runa ja mit dem Wissen aufgewachsen, dass es genau so sein würde. Sie hatte es also schon lange gewusst und entsprechend akzeptiert. Und sie bekam den Mann, den sie über alles liebte und den sie vom ganzen herzen wollte. Aber nun wollte Runa auch für Alpina noch ein paar tröstliche Worte finden. „Weißt du, dieser Marcellus, er weiß gar nicht was er sich hat entgehen lassen. Er hätte die perfekt Frau bekommen können. Statt dessen hurt er sich durch die Betten dieser Stadt. Erst diese Lupa und die neusten Gerüchte sagen, dass er diese Germanicerin entehrt hat. Zumindest wurde er wohl öfter gesehen, wie er ihr Haus betrat und die beiden sollen sich – so man den Getratsche der Haussklaven trauen kann – allein zurückgezogen haben. Also ganz allein in ihrem Zimmer.“ Runa rollte mit den Augen. „Weißt du Alpina, du solltest froh sein, dass du ihn los bist. Jetzt stell dir doch nur mal vor, wenn du so einen treulosen Ehemann hättest. Corvinus dagegen ist eine treue Seele. Stell dir vor, Thorgall hat mir erzählt, dass dein Liebster beim Besuch im Lupanar nur geredet hat! Wirklich nur geredet. Er hat den Frauen dort zu verstehen gegeben, dass er nicht zu haben ist.“ Runa lächelte. Ja ein größeres Kompliment hätte Curios Bruder seiner Frau wohl kaum machen können, als die Lupas zurückzuweisen, mit dem Hinweis, dass er alles was er braucht zu Hause hat.
    „Weißt du Alpina.. ich denke dass nichts ohne Grund passiert und wer weiß, vielleicht hättest du ohne diese Erfahrung deinen Corvinus jetzt nicht.“
    Runa lächelte ihre Freundin an, dann wurde ihr Blick aber ernst und Runa befolgte das erste Mal den Rat von Dankrun.
    „Alpina... nun .. ähm. Ich weiß das Curio dir wohl schon hat ausrichten lassen, dass du dich bitte schonen sollst.“ Runa nahm nun beide Hände von Alpina. „Weißt du ich.. also ich...“ Es fiel ihr wirklich schwer. „Ich sehe immer ein Bild. Eine Frau mit ihrem Kind in dem Arm. Das Kind lebt, die Mutter jedoch...“ Runas Stimme versagte, sie musste schlucken. „Ich kann das Gesicht der Frau nicht erkennen, ich weiß also nicht wer es ist. Egal wie sehr ich mich bemühe.“ In Runas Stimme schwang große Sorge mit. „Ich weiß nicht ob du es bist. Aber ich bitte dich, dass du dich schonst. Bitte Alpina übernimm dich nicht. Versprich mir das.“

  • Nichts wünschte Alpina ihrer Freundin so sehr wie die Zweisamkeit mit Curio genießen zu können. Sie nickte deshalb lächelnd, als Runa ihr selbstsicher zu verstehen gab, dass sie das "erste Mal" mit Curio genießen würde. "So sei es, Runa", sagte sie in der festen Hoffnung, dass es so sein würde, wenn Runa nur fest genug daran glaubte.


    Dann hörte sie den tröstenden Worten zu, die Runa zu ihrem verhängnisvollen Fehltritt mit Marcellus fand. Sie selbst hatte das Thema gänzlich abgehakt. Der einzige Mann in ihrem Leben war Corvinus und so würde es auch bleiben bis an ihr Lebensende... wann auch immer das sein würde. Deshalb freute es sie umso mehr als Runa erzählte, dass Corvinus keine der Dirnen im Lupanar ins Separée begleitet hatte. Sie hätte es ja verstanden - die Gelegenheit war günstig - und sie in ihrem Zustand war nun wirklich keine Aphrodite... es zeugte von Selbstbeherrschung und machte ihr nur noch schmerzlicher bewußt, wie sehr er ihr fehlte.


    Runa kam aber sehr schnell mit einer weiteren, sehr ernsten Angelegenheit. Es ging um ihre Vision und nun hörte Alpina das, was Curio nur angedeutet hatte. Runa sah tatsächlich eine tote Frau mit einem lebenden Kind im Arm. Auch wenn sie das Geschicht nicht erkannte, erschrak Alpina zutiefst. Sie wusste doch genau, dass die Freundin zukünftige Wahrheiten erschauen konnte.
    "Ich danke dir für die Warnung, Runa. Doch wenn es die Götter so entschieden haben, bin ich wenigstens dankbar dafür, dass unser Kind überleben wird. Sollte ich die Frau in deiner Vision sein, versprich mir bitte, dass ihr, du und Curio, euch um das Kind kümmern werdet, ja? Corvinus kann das nicht. Er ist im Castellum und kann nur ab und an in die Casa Helvetia kommen. Und versprich mir, auf Corvinus aufzupassen. Es dürfte nicht leicht für ihn sein, wenn es so kommt, wie du es voraussiehst... ich mache mir Sorgen um ihn."
    Tränen sammelten sich in Alpinas Augen. Die Möglichkeit, dass ihr gemeinsames Glück nur so kurz gedauert haben könnte, tat weh - tat unsäglich weh. Doch was sollte man gegen die Entscheidung der Götter unternehmen?


    "Ich werde mich natürlich so weit es geht schonen. Keine Sorge, Runa. Doch das wird nicht darüber entscheiden, ob ich unserem Kind beim Aufwachsen zusehen darf oder nicht. Und das weißt du besser als ich."
    Alpina versuchte zu lächeln. Sie nahm die Hände der Freundin und drückte sie fest. Die Vorstellung auch sie und Curio zu verlieren schmerzte fast ebenso, wie der Gedanke an Corvinus.

  • Runa nahm Alpinas Hände. „Rede nicht so einen Quatsch. Natürlich würden wir uns um die Beiden kümmern. Aber das wirst du schön selber machen. Ich weiß ja nicht mal ob du die Frau bist. Ich will nur sicher gehen und möchte das du dich schonst. Alpina wirklich! Und warum sollten die Götter mir derlei Zeichen senden, wenn ich es nicht verhindern kann?“ Runa schaute Alpina fest an. „Wir können unser Schicksal ändern, Curio und ich sind wohl das beste Beispiel dafür. Und glaube mir, ich werde das nicht zulassen! Hast du mich verstanden? Ich lasse es nicht zu!“ Runa sprach mit einer Entschlossenheit, die Alpina wohl kaum von ihr gewohnt war. „Alpina ich glaube fest daran, dass ich dir helfen kann, denn warum sonst sollte ich wohl dieses Zeichen erhalten.“ Sie nahm ihre Freundin in den Arm, du wirst dein Kind aufwachsen sehen, meinen Bruder auf diese Welt helfen und dann deinem kleinen Neffen. Wir werden unsere Kinder gemeinsam großziehen!“ Runa drückte Alpina vorsichtig an sich. „Deine Kleine muss sich nur noch drehen, dann wird alles gut.“ Runa schaute nun fast schon verdattert. Woher kamen denn nun schon wieder diese Worte?

  • Mit Nachdruck redete Runa auf Alpina ein. Sie schien überzeugt zu sein, dass die Visionen, die sie hatte, dazu da waren, das Schlimmste zu verhindern. Alpina hoffte es. Denn sie wusste, dass es durchaus nicht selten vorkam, dass die Geburt eines Kindes in Beckenendlage todlich für die Beteiligten ausging. Häufiger für das Kind als für die Mutter, oft aber auch für beide. Sie hatte das auch schon erlebt. Nun war die Angst natürlich groß. "Ich hoffe so sehr dass du recht hast, Runa. Ich möchte zu gerne unsere Kinder gemeinsam aufwachsen sehen!"


    Sie erwiderte die Umarmung. "Es wird schon gut gehen! Bald ist es soweit. Ich habe seit einigen Tagen bemerkt, dass der Bauch sinkt. Das ist ein untrügliches Zeichen. Jetzt hoffe ich nur, dass sich die oder der Kleine noch Zeit lässt bis nach der Hochzeit. Kannst du verhindern, dass die beiden Ereignisse zusammenfallen? Das wäre mal was!"


    Alpina zwinkerte Runa zu. Ja, bald war es soweit und dann musste sich zeigen, ob die Götter ihr gewogen waren oder nicht.

  • Runa grinste. „Nun ich kann es zumindest versuchen. Aber wenn es so sein sollte, dann verbringen ich halt meine Hochzeit bei dir im Zimmer und helfe deinem kleinen Mädchen auf die Welt. Denn egal wann du niederkommst. ICH werde DABEI sein!“ Sagte Runa, mit Entschlossenheit. Nein das würde sie sich auf keinen Fall nehmen lassen, sie würde ihrer Freundin beistehen, davon würde sie niemand abhalten können.
    „Kann ich denn irgendwas für dich tun? Also brauchst du bei irgendwas Hilfe? In der Taberna oder so?“ fragte Runa. „Im Haushalt nun ja ich denke das ist Curios Mutter zu Gange und der – wenn ich ehrlich sein soll – mag ich gerade nicht über den Weg laufen.“ Runa verzog das Gesicht, als hätte sie in etwas saures gebissen. „Sie mag mich nicht. So wie Curio sich ausdrückt, denkt sie ich bin ein verwöhntes reiches Mädchen, dass ihren Sohn in den Ruin treiben wird. Er meint das wird sich ändern, wenn ich erst mal ein Kind von ihm im Bauch trage – schönes Aussichten oder? Nur anerkannt zu werden, weil man ein Kind bekommt. Hat was von Zuchtstute findest du nicht auch. Es war ja bei den Verhandlungen schon so... unerträglich, da wurde doch tatsächlich als erstes unsere Zeugungsfähigkeit vorgetragen. Ich sagt dir ich habe mich gefühlt wie auf einem Viehmarkt.“ Ach tat das gut endlich mal wieder mit Alpina über so was zu reden, sich bei ihr darüber auszulassen...

  • Als Alpina hörte, wie Runa mit Gewissheit versprach bei der Geburt zu helfen, musste sie schlucken. Sehr gerne hätte sie die Freundin dabei an ihrer Seite gehabt. Doch Alpina wusste, dass dies unmöglich war.
    "Es wäre schön, wenn ich dich bei der Geburt an meiner Seite wüsste, doch leider geht das ja nicht. Du als Aeditua wirst nicht mit der Geburt in Berührung kommen dürfen. Vermutlich dürfen wir uns sogar 40 Tage lang danach nicht sehen. Nun ja, Timarcha wird bei mir sein..."


    Prompt kam Runa gleich wieder auf die Schwiegermutter zu sprechen. Sie sprach ihre schwierige Beziehung zu Curios und Corvinus Mutter an. In deren Augen war die Partnerin eines ihrer Söhne wohl tatsächlich erst dann voll akzeptiert, wenn sie ein helvetisches Kind unter dem Herzen trug. Runas Erwähnung der Verhandlungen bezüglich der Ehe mit Curio und der Begriff "Zuchtstute" machten deutlich, dass Runa die Priorisierung der helvetischen Nachkommenschaft sehr zusetzte.
    "Vermutlich ist meine Schwangerschaft auch der Grund, warum mich Timarcha schneller akzeptiert hat. Ich bin schwanger von Corvinus, trage also zum Fortbestand der helvetischen Familie bei, wenn er das Kind nach seiner Entlassung aus der Legio als seines anerkennen lässt. Du wirst dich damit abfinden müssen, dass sie das so sieht. Umso wichtiger für dich, bald ein Kind von Curio zu bekommen. Dann wird sich euer Verhältnis sicher bessern. Ich bin heilfroh, dass man um mich nicht verhandeln musste... also wenn ich von den Verhandlungen mit Corvinus über meine beziehungsweise unsere Zukunft mal absehe. Ich fürchte ja fast, dass du und Timarcha nie wirklich dicke Freundinnen werdet - du bist zu selbstbewußt. Das passt nicht in ihre Vorstellung einer römischen Matrone. Aber mach dir keine Sorgen, bald ist sie wieder weg -auf dem Landgut - dann siehst du sie nur noch selten."


    Sie zwinkerte Runa zu. Beide würden sie als Schwiegertöchter der helvetischen Matrone versuchen müssen gute Miene zum bösen Spiel zu machen und um ihrer beiden Liebsten Willen ein gutes Auskommen mit Timarcha anzustreben. Alpina mit ihrem nachgiebigen Wesen fiel das allerdings leichter als Runa.


    "Was die Taberna Medica angeht, brauche ich wohl erst nach der Entbindung deine Hilfe, es sei denn, dass es mir plötzlich schlechter ginge. Aber ganz ehrlich, außer dass ich so unbeweglich bin, fühle ich mich sehr wohl."

  • Runa wischte die Bedenken von Alpina beiseite. „Ich werde an deiner Seite sein, genau so wie ich an Mutters Seite sein werde, wenn mein kleiner Bruder zur Welt kommt!“ Runa schüttelte den Kopf. „Ich werde wohl nie verstehen, warum die Römer sich da so anstellen. Ich halte es da lieber mit den was meine germanische Seite sagt. Und die sagt, das eine Frau die einem Kind das leben schenkt etwas wundervolles, ja fast schon göttliches ist.“
    Runa legte dann ihre Kopf schief und brachte ein nun ja nennen wir es mal schiefes Grinsen zu Stande. „Ja eine große Ehre nur wegen einem Kind anerkannt zu werden.“ Dann schaute sie Alpina an mit einem ernsten Blick. „Weißt du ob ich dann noch ihre Akzeptanz will ist fraglich. Ehrlich, ich war und bin immer dafür, das sich eine Sippe gut versteht, aber ich werde ihr sicherlich nicht nachweinen, wenn sie wieder weg ist.“ Runa zuckte mit den Schultern. „Ich will als Person und nicht nur als Gebärmutter anerkannt werden.“
    Dann lächelte Runa. "Gut, aber du sagst mir sofort bescheid, wenn du mich brauchst ja?"

  • Es war erstaunlich wie sich Runa über die festgemeißelten Grundsätze der römischen Gesellschaft hinwegzusetzen gedachte. Alpina bewunderte sie für ihr Selbstbewußtsein. Also nickte sie lächelnd.
    "Ich werde dir in jedem Fall Bescheid geben, wenn es los geht. Dann können wir ja sehen, ob deine Hilfe überhaupt notwendig ist. Ich bin ja jetzt sozusagen die "Test-Gebärmutter" für Timarcha. Vielleicht wird sie dann ja milde... wer weiß. Ich bewundere dich jedenfalls für deine selbstbewußte Haltung. Du bist halt eine Duccia und hast diesen Stolz schon mit der Muttermilch eingesogen."


    Alpina trat noch einmal an die Freundin heran und umarmte sie herzlich.
    "Danke noch einmal für den Schmuck und dein Angebot, mir bei der Geburt beseite zu stehen. Du bist einfach die Beste."

  • Auch Runa umarmte ihre Freundin. „Nein du!“ Antworte Runa und lachte herzlich. „Ich freue mich so sehr, dass ich einen Mann bekomme, der mich von Herzen liebt und den ich ebenso liebe und als ob das nicht genug wäre, werde ich auch noch mit meiner besten Freundin unter einem Dach leben.“ Sie nahm beide Hände von Alpina. „Man könnte wohl wirklich sagen, dass mir die Götter wohlgesonnen sind.“
    Die Freundinnen redeten noch ein bisschen über dies und das, bevor sich Runa für heute verabschiedete.

  • Kichernd zogen sich Runa und Alpina in die Taberna Medica zurück. Kaum hatte Alpina die Tür hinter sich geschlossen als sie auch schon prustend loslachte.
    "Entschuldige bitte, Runa. Aber Curio ist schon eine Spaßbremse, oder nicht? Kann er nicht mal für einen Augenblick seine Toga sinken lassen und die Tunika des Lausbuben rauslassen?"


    Mit einem prüfenden Blick sah sie sich in der Taberna Medica um. Seit der Entbindung war sie nicht hier gewesen. Mit schwerem Herzen überließ sie Runa die Arbeit in ihrer Taberna. Bald jedoch wären die 40 Tage vorrüber, dann würde sie Ursi einfach mitnehmen und die Arbeit wieder aufnehmen.
    Während sie auf eine Antwort der Freundin wartete, begann sie Kräuterbehälter und Gläser hin und her zu räumen.

  • Runa ließ sich von Alpinas Fröhlichkeit anstecken und lachte mit. Dann nickte sie und wurde etwas ernster. „Ja ich wünschte er wäre das ein oder andere Mal lockerer.“
    Sagte sie und zuckte mit den Achseln. „Ich glaube, dass es zu einem gewissen Teil auch meine Schuld ist. Wenn der Erwartungsdruck meiner Familie nicht wäre.. wer weiß vielleicht würde er sich dann...“ Runa sah sich in der Taberna um. In Alpinas Abwesenheit hatte sie versucht alles so gut wie möglich in Schuss zu halten, Ihr kam es dabei sehr gelegen, dass die Römer ja diese Vorschrift mit dem Betreten von Tempeln nach Geburten hatten. Auch wenn Runa das Quatsch fand. So hatte Runa jedenfals die Zeit gefunden sich ums Haus und um die Taberna Medica zu kümmern. Gespannt wartete sie ob Alpina was zu beanstanden hatte.

  • Die Erklärung, die Runa für Curios Verhalten hatte, war einleuchtend. Alpina hatte verkannt wie schwer die Bürde auf ihm lastete, ein respektabler Mann mit guten Karriereaussichten zu sein. Grundsätzlich war ihr Schwager ein gewissenhafter und ernster junger Mann, den sie selten ausgelassen und noch niemals albern erlebt hatte. Es schien einfach nicht seine Natur zu sein.
    Alpina fand das ein wenig schade. Er war noch so jung und sie hatte mehr und mehr das Gefühl, dass man ihm seine Jugend geraubt hatte. Geflohen aus dem Elternhaus um den väterlichen Vorstellungen eines idealen Sohnes zu entkommen, hatte Curio gleich erwachsen werden müssen. Zum einen weil er auf sich allein gestellt war und jetzt erst recht, wo er den Ansprüchen der Duccii genügen musste.
    Wie erleichternd empfand sie da Corvinus humorvolle und manchmal schelmische Art. Vielleicht eine Errungenschaft, die er sich bei der Legio erworben hatte. Denn ganz offensichtlich war diese Leichtigkeit keine Eigenart, die man im helvetischen Hause lernte.
    "Es ist nicht deine Schuld, eher dem Unstand geschuldet, dass er sich eben nicht in ein einfaches Bauernmädchen verliebt hat, sondern in eine Duccia. Aber das sollte nicht dazu führen, dass er sich verbiegt. Hier sind wir zuhause. Du und er, Corvinus, Ursi und ich. Hier sollten wir auch ganz "wir" sein dürfen. Es ist schon schlimm genug, dass er in der Offentlichkeit auf jedes Wort achten muss."

    Runas prüfender Blick ob sie etwas an der Führung der Taberna Medica auszusetzen haben würde, wurde Alpina bewusst. Sofort umarmte sie die Freundin.
    "Ich bin dir so dankbar, dass du für mich hier alles so wunderbar versorgst. Ich habe keinen Augenblick gezweifelt, dass du es prima machen würdest. Eigentlich bin ich eher sehr eifersüchtig, weil mir die Zeit unglaublich lang vorkommt bis ich endlich wieder selbst meine Patienten und Gebärenden betreuen kann. Die Arbeit fehlt mir. Wie geht es dir damit? Macht dir die Arbeit hier Spaß oder bist du froh wenn du nach den 40 Tagen wieder in den Tempel kannst?"

  • „Ich würde mich auch freuen, wenn er mal etwas mehr … also wenn er etwas lockerer wäre. Aber weißt du ich glaube er hat Angst. Angst die Maske fallen zu lassen. Du weißt doch noch wie schwer es war an seinem Panzer zu kratzen und wenn wir das nicht beide getan hätten, dann wäre ich heute wohl nicht hier. Curio wäre nie von selber auf die Idee gekommen, mir seinen Liebe zu gestehen. Er will sich immer beweisen, obwohl ich denke er hat das gar nicht nötig. Er ist gut in dem was er tut. Vielleicht müssen wir etwas an seinem Selbstbewusstsein arbeiten? Immerhin gehört er jetzt auch zu meiner Familie und an Selbstbewusstsein mangelt es uns nun wirklich nicht.“ Runa musste unweigerlich grinsen.
    Sie erwiderte die Umarmung. „Ich mache das gern und ich muss sagen, dass mir die Arbeit im Tempel gar nicht fehlt. Weißt du in letzter Zeit kommen immer mehr Frauen hier her und wollen meinen Rat. Sie fragen mich ob ich dieses oder jenes Zeichen für sie deuten oder ihnen auch den Runen lesen kann. Die eine Frau meinte ihr wäre so was wie ihre Seherin. Auch wenn ich glaube sie übertreiben. Aber es erfüllt mich mit Freude, wenn ich ihnen helfen kann.“ Ja inzwischen war Runa wohl mehr Gode als Aeditua. „Und außerdem weißt du ja, dass ich mich schon immer für deine Heilkunst interessiert habe. Es freut mich, wenn ich den Menschen helfen kann.“ Runa lächelte ihre Freundin an. „So da hier alles in Ordnung ist, was hältst du davon, wenn wir jetzt den Herren dieses Hauses eine ordentliche Schneeballschlacht liefern?“ Runas Grinsen wirkte nun fast wie eine kindliche Vorfreude, ja sie wollte Curio mit einer ganzen Salve Schneebällen eindecken.

  • Nachdenklich lauschte Alpina der Freundin. Auch sie ging davon aus, dass es Curio an Selbsbewusstsein mangelte. Ihren Vorschlag ihm zu mehr Selbstvertrauen zu verhelfen quittierte Alpina mit einem Stirnrunzeln.
    "Wie sollen wir das anstellen? Wir können ihm ja schlecht einen Modius Selbstbewusstsein abgeben..."
    Sie knuffte Runa grinsend in die Seite. "Auch wenn du eindeutig genug für zwei davon hast!"


    Dann berichtete die Duccierin, dass inzwischen immer mehr Frauen ihren Rat als Mittlerin zwischen der Welt der Götter und derjenigen derr Menschen suchten. Ja, Alpina war sich sicher, die Freundin hatte seherische Fähigkeiten, sie war eine Botschafterin der Götter.
    "Ich bin sicher, dass die Götter dich ausgesucht haben, ihre Stimme auf Erden zu sein. Du solltest diese Gabe unbedingt nutzen. Ich würde gerne häufiger auf deine Gabe zurückgreifen wenn ich unsicher bin, welches das richtige Heilmittel ist." Sie lächelte. "Es ist schön, wenn man erkannt hat, was seine Berufung im Leben ist. Für mich ist es jedenfalls so. Die Arbeit als Hebamme und die Möglichkeit mit meinen Kräutern zu heilen erfüllen mich mit großer Zufriedenheit. Vielleicht ist es deine Bestimmung den Göttern deine Stimme zu leihen..."


    Alpina grübelte noch als Runa grinsend vorschlug zu Curio zurückzugehen um ihn ordentlich einzuseifen.
    "Wir sollten uns im Kräutergarten einen Vorrat Schneebälle machen und in einem Tuch in den Hortus hinübertragen. Was meinst du? Wir sollten vorbereitet sein!"
    Sie zwinkerte fröhlich.

  • Runa grinste schelmisch. „Ja genau so machen wir das. Wir beschaffen uns einen Vorrat an Schneebällen und dann....“ Runa brach in schallendes Gelächter aus, als sie sich vorstellte, wie sie Curio mit ihrem Vorrat eindeckten. Sie konnte ja nicht ahnen, dass ihr Mann seinerseits bereits Vorbeitungen traf um Alpina und sie gebührend zu empfangen. Runa ging wohl eher davon aus, das Curio sich nicht wirklich auf eine derartige Kinderei einlassen würde.

  • Endlich waren die 40 Tage des Wochenbetts vorüber! Alpina hatte mit Corvinus gemeinsam den Göttinnen Iuno und Epona ein Opfer dargebracht. Iuno hatte Alpinas Körperbinde, die sie bei bis zur Entbindung getragen hatte, sowie eine Geldspende erhalten. Epona hatten beide eine kleine hölzerne Statue der im Damensitz reitenden Pferdegöttin gekauft.
    Leider hatte Corvinus gleich nach den Opfern ins Castellum zurückkehren müssen. Alpina war also alleine in die Casa zurückgekehrt. Sie hatte Ursicina gestillt und in die Obhut von Neman gegeben.


    Nun endlich konnte sie in ihre Taberna Medica zurückkehren. Wie sehr hatte sie ihre Arbeit vermisst.
    Liam war es gelungen einen Haken in die Decke zu schrauben. Daran würde sie das schaukelnde Körbchen aufhängen können, wenn sie die Kleine mit in die Taberna Medica nahm. Solange Ursi so viel schlief, war sie darin gut aufgehoben. Später würde Neman häufiger die Betreuung von Alpinas Tochter übernehmen müssen.


    Alpina begann Kräutersäckchen und Döschen zu sortieren, Salben zu mischen und Heilwein abzufüllen. WIe gut es sich anfühlte wieder etwas tun zu können. Erwartungsvoll lauschte sie darauf, dass das Klingeln der Türglocke den ersten Patienten ankündigte.

  • Curio war sich immer noch unsicher über seine Rolle als werdender Vater. Es gab Dinge, vor denen er Angst hatte und dennoch breitete sich in ihm eine Freude darüber aus, dass er bald allen ernstes Vater sein würde. Einig waren sich Curio und Silvana darin, dass sie sie vorerst niemandem sagen wollten. Bis auf einer ganz bestimmten Person: Alpina. Sie wurde nicht nur Tante, sie sollte ihrem Neffen oder ihrer Nichte auch auf die Welt helfen, denn wer war dafür besser geeignet, als die Person, der Curio und Silvana ihre Ehe erst zu verdanken hatten und der die beiden am meisten vertrauten. Allerdings sollte auch alles seine Ordnung haben und so gingen sie nicht in das Zimmer Alpinas und Corvinus', sondern, wie ganz normale Kunden in die Taberna Medica. Nur einen Unterschied gab es zu Gaius Normalkunde: Sie traten nicht über die Außentür zur Straße ein, sondern durch die Tür aus dem hinteren Teil des Hauses.

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