Aufgeschreckt von dem Lärm an der Tür der Taberna Medica eilte Runa in das Ladenlokal ihrer Freundin. Lima folgte ihr auf dem Fuße.
Als erstes erblickte sie ihren Verwandten Witjon und damit entspannte sie sich auch etwas. Diese Entspannung hielt aber nur wenige Augenblicke an, denn dann fiel ihr Blick auf den Mann der in der Tür stand. Ihr Blick wurde kalt und feindselig. In ihrem Hass auf eben jene Mann erkannte sie auch nicht die Ängste und Sorgen in seinem Blick. Nein sie sah nur was sie sehen wollte einen brutalen Henker und Folterer.
Natürlich sah sie auch, dass er Idun – der es offensichtlich alles andere als gut ging – trug.
„Lima! Bring die Frau nach hinten in das Behandlungszimmer.“ Noch ehe Alpina reagieren konnte war es Runa, die die Situation ergriff und Anweisungen gab. Mit kalter Stimme wand sie sich jedoch an den Soldaten. „Man wird sich um deine Sklavin kümmern, Centurio Tiberius.“ Oh ja sie wusste genau wie der Mann hieß, nie würde sie den Namen vergessen. Es hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt wie die Peitschenhiebe in Iduns Rücken. „Alpina wird dafür sorgen, dass sie am Leben bleib. Damit du ihr die Gnade Roms noch öfter angedeihen lassen kannst.“ War sie zynisch? Ja war sie.
[Taberna Medica Alpina]
-
-
Alpina wollte dem Duccier gerade erklären wie der Vorgang der Mazeration vor sich ging als Hufgetrappel und donnernden Faustschläge ihr die Angst ins Gesicht schrieben. Seit dem Überfall durch Gurox war sie nicht mehr die Unerschrockene, die zu jeder Tages- und Nachtstunde bereitwillig die Tür öffnete. Ihr furchtbarer Blick ging zum Duccischen Familienoberhaupt und dann wieder zur Tür. Als sie sich öffnete erkannte sie den Soldaten, der die Seherin so zugerichtet hatte.
Noch bevor sie nachfragen konnte, was er wollte, erschien Runa und kümmerte sich darum, dass die Schwerkranke in eine Kammer gebracht wurde. Alpina atmete tief durch. Dann fragte sie den Soldaten.
"Was ist mit ihr? Erzähl mir was passiert ist!" -
Überrascht aber ganz auf seine Aufgabe fokussiert, antwortete Verus berechnend und militärisch: "Salve." Ihm war nicht am Gespräch gelegen, denn er selbst stand nur noch mit Mühe. Es kostete ihn viel Kraft, auch weil seine eigene Verwundung ihm gerade böse nachspielte. Die Grenzen zwischen Wunsch und Hoffnung verschmolzen sich, so dass Verus einzig und allein hier war, um seine geliebte Idun in sichere Hände zu bringen, damit sie gerettet werden konnte. Sein eigenes Schicksal war von weniger Belang und somit auch ein freundliches Gespräch oder eine weitere Erklärung. Er nickte dem germanisch aussehenden aber römisch gekleideten Mann zu. Der römische Centurio Tiberius wurde dann doch überrascht und zwar durch die zynischen Worte der jungen Frau mit den blonden Haaren. Die Worte trafen ihn aber er kannte keine gute Antwort, denn er selbst wusste von seiner Schuld und würde auch diese Bosheit ertragen müssen. Es ging hier wahrlich nicht um ihn, sondern um seine Liebe. Liebe war etwas, was er nun verstand, welches sein eigenes Opfer kleiner machte. "Ich bringe sie selbst," erhob sich dann doch seine Stimme. Er würde sie nicht mehr allein lassen. Nicht mehr heute und auch nicht in Zukunft. Auch ihm standen Schweißperlen auf der Stirn, als er bereits ein oder zwei kämpfende Schritte hinein tat. Schließlich näherte sich Alpina, die Heilerin. "Sie hat Fieber und ich...", versuchte er passende Worte zu finden. "Wundfieber," schloss er dann den Satz falsch aber mit der richtigen Diagnose ab. Er kannte es. Als Soldat kannte er diese Krankheit leider zu Genüge; bei Kameraden und auch sich selbst hatte er sie erfahren. Dieses Fieber war Feuer, welches aus der Wunde heraus, den ganzen Körper dahinraffte. Nur mit Mühe und Iduns Liebe hatte er selbst überlebt. Nein, er würde nicht weichen. Er trug die nun mehr Sklavin Luna in die Kammer und legte sie dann auf dem Krankenlager ab, bevor er selbst zurückwankte und sich erschöpft keuchend auf einem alten Schemel niederließ aber in deutlicher Nähe zu Idun. Seine Atmung war von Blei durchdrungen. Mit ängstlicher Sehnsucht erhoben sich seine Augen und suchten das Lager seiner Idun, um dort mit dem göttlichen Licht zu wachen, welches ihm nun folgte und die eigene Bestie verbannt hatte.
-
Runa war zwar wenig begeistert, dass diesem Mann zutritt zu ihrem Haus zu gewähren, dennoch gab sie wortlos den Weg frei. Der Sklave ging vor und zeigte dem Centurio das Zimmer in welchem er Luna ablegen konnte. 'Wundfieber.' klang es in Runa nach. Oh ihr lag so viel auf der Zunge doch schluckte sie die Vorwürfe herunter. Noch! Sie sah ihre Freundin Alpina an, die würde wissen, was zu tun ist. Auch wenn Runa schon viel von der Freundin gelernt hatte, war sie doch froh, dass sie jetzt hier war. Runa selbst kniete sich neben die Seherin und griff nach ihrer Hand. „Idun?“ flüsterte sie leise. „Idun kannst du mich hören?“ Die Hand fühlte sich war an, viel zu warm. Runa fühlte die Stirn der Frau. Mit aufgerissenen Augen wand sie sich dann an Alpina.“Sie glüht.“
Sie spürte plötzlich wie ihre Hand gerückt wurde. „Idun?“ Die Frau öffnete ihre Augen, doch ihr Blick war getrübt. Sie öffnete ihre Lippen und nur ein Wort kam über ihre Lippen. Ein Wort, welches Runa das Blut in den Ader gefrieren ließ. „Verus.“ Sie rief nach ihm? Warum? Warum tat sie das? Er hatte ihr doch so schreckliche Dinge angetan. Wer hatte sie versklavt. Er hatte sie gefoltert.
„Idun? Ich bin Runa. Du bist hier im Haus von Alpina und mir. Deine Wunden haben sich entzündet.“ Runa strich der Seherin eine Strähne aus dem Gesicht. Iduns Augen gingen unruhig umher. Sie suchte etwas. Runa versuchte sie zu beruhigen. Bis sie begriff. So erhob sie sich und blickte den Centurio an. In ihrem Blick lag noch der selbe Hass. Eigentlich hatte sie ihn aus ihrem Haus werfen wollen.... „Sie ruft nach dir.“ Sagte Runa also und ging einen Schritt zurück, damit Idun den Mann nach welchem sie rief sehen konnte.*mit Idun/ Luna abgesprochen, dass ich sie mitschreibe.
-
Ähnlich einem Fiebertraum, blendete Verus alles aus, und auch die Worte der Duccia fielen nicht in seine Wahrnehmung. Wie von fremder Macht gesteuert, erhob sich der wankende Mann von seinem Schemel, um sich seiner Liebe zu nähern. Sie rief nach ihm, das wusste er und spürte es tief in seinem Inneren. Nein, der Offizier versteckte sich nicht mehr und stand für das ein, was er war. Ein Soldat Roms. Mit ruhiger Bewegung streckte er seine Hand aus, um ihre Wangen zu berühren. Über jene strich er sanft, bevor er sich auf der Bettkante niederließ, um dicht an seiner Idun zu wachen. "Ich bin da," erhob sich aus tiefer Seele seine Stimme, frei von Brutalität und Härte, die sie sonst kannte. Das Militär konnte ihm nicht alles nehmen. Der Hass der Duccia traf ihn nicht mehr, denn er war im Feuer des Krieges aufgewacht und hatte getötet; mehrfach für Rom gemordet und sich im Blute anderer gebadet, so dass dieser Hass und diese Verachtung seiner ihm eigenen Verachtung vor sich selbst nicht gleichkamen. In gewisser Hinsicht passte ihm diese Verachtung einer Fremden, da sie mit seinem Selbstbild übereinstimmte. Er verachtete alles an sich, was er war und nur Idun gab ihm wahre Hoffnung, dass er etwas anderes sein konnte als ein brutaler Centurio. Seine fragile Seele musste dies glauben, da er ansonsten innerlich sterben würde und allein jene Kriegsmaschine wäre, die eine Legion so gerne hatte. Seine Hand suchte ihre Hand, um diese fest zu umfassen. Er wich nicht mehr und seine Augen lagen fest auf ihrem Gesicht, welches ihm ernstes Mitgefühl entlockte und somit teilte er ihren Schmerz, während er selbst einer Trance gleich, immer wieder den Satz wiederholte: "Ich bin da."
-
Witjon staunte nicht schlecht, als der Centurio mit der verletzten Seherin über die Türschwelle trat. Unerwartet erschien Runa im Laden und übernahm die Kontrolle über die Situation. Gleich begann sie den Tiberius herumzukommendieren. "Äh...", machte Witjon konsterniert. Wo kam Runa denn so schnell her? Er schritt jedenfalls nicht ein, während Runa dafür sorgte, dass Luna versorgt wurde. Da Runa nun auch den Namen des Centurios aussprach, fiel es Witjon wie Schuppen von den Augen. Natürlich, die öffentliche Auspeitschung! Stirnrunzelnd betrachtete Witjon, wie der Tiberier sich stammelnd von Runa herumscheuchen ließ. Er schloss die Tür und wusste dann nicht so recht wohin mit sich selbst. Alpina hatte sich nun auch dem Centurio zugewandt.
"Äh, ich glaube.... ich gehe dann besser", bemerkte Witjon und sah dann etwas unschlüssig drein. Das Ringelblumenöl! Er konnte ja nicht mit leeren Händen nach Hause gehen. Also ging er zurück zur Ladentheke und zückte seinen Geldbeutel. "Alpina, ähm, was bekommst du also für das Öl?" Da der Centurio Alpina offensichtlich einfach ignorierte, nutzte Witjon die Chance um sich aus dem Staub zu machen. Mit dieser Seherin wollte er nichts zu schaffen haben.
-
Alpinas Aufmerksamkeit war für den Moment bei der Seherin, dem Soldaten und Runa gewesen, dann besann sie sich, dass der Duccier noch wartete.
"Ich bekomme nichts von dir, außer vielleicht einen Becher Posca wenn ich mal wieder als Hebamme oder Heilerin bei euch im Hause bin. Sollte das Öl helfen können wir gerne über eine angemessene Summe verhandeln, wenn du es langfristig benötigen solltest."Sie zwinkerte ihm zu. "Der Dank deiner Frau, dein leidende Gejammer nicht mehr ertragen zu müssen, sollte mir genügen. Vale bene!"
-
Runa verstand es immer noch nicht. Sie verstand nicht, warum Idun nach diesem Scheusal rief. Sie verstand auch nicht, warum der Mann ihre Hand ergriff um ihr beizustehen. Was sich hier gerade abspielte passte einfach nicht in das Bild was sie sich gemacht hatte. Es passte einfach nicht. Sie wandte sich also erst mal ab und Alpina zu. „Sie hat hohes Fieber. Er sagt sie hat Wundfieber. Was können wir tun?“
Und wieder sah sie auf das Bild welches sich ihr bot. Sie schüttelte den Kopf und trat wieder an das Lager heran. Es war zwar nicht einfach um den Centurio herum zu arbeiten, dennoch ließ sie ihn auf der Bettkante sitzen. Mit einem kleinen Messer schnitt sie die Tunika auf, so dass der Rücken von Idun frei war. Der Anblick entlockte Runa einen kleinen Schrei. Es war grauenvoll, neben den Narben die sich schon gebildet hatten konnte man auch einige tiefe Wunden sehen, die sich entzündet hatten und eiterten. Der Hass auf den Mann stieg in Runa wieder hoch. „Du hättest sie einfach töten sollen, dann wären ihre Leiden wenigstens beendet und würden nicht ewig andauern.“ Sagte sie und plötzlich spürte sie die Hand der Seherin auf der ihren. -
Als Alpina die schwärenden Wunden sah, biss sie sich auf die Lippen. Sie hätte darauf bestehen sollen, weiterhin regelmäßig zu Idun zu kommen um sich um ein optimales Abheilen der Wunden zu kümmern. Sie der Legion zu überlassen war keine gute Option gewesen. Das erkannte sie nun.
Die Kräuterfrau sah ihre Freundin ernst an.
"Ich will sehen, was ich mit meinen Möglichkeitendenziell erreichen kann, doch Idun hat Wundbrand und wenn es die Blutbahnen erreicht, wird sie zu den Unterirdischen gehen. Während ich mein Bestmögliches tu, lauf du bitte geschwind zum Ludus und hole den Chirurgicus Balbus, denn wenn sich jemand mit eitrigen Wunden auskennt, dann er. Bitte Runa! Bevor es zu spät ist." -
Einen kurzen Moment konnte Runa die Macht spüren und sehen. Alpina's eindringliche Stimme wr es, die Runa wieder klar denken ließ. Stand es wirklich so schlimm um die arme Frau? Ja stand es wohl. Alpina neigte sie zu Übertreibungen. „Natürlich Alpina. Ich beeile mich.“ Ja Runa würde selber gehen. Und kaum das sie es ausgesprochen hatte raffte sie auch schon ihr Kleid und eilte aus dem Haus.
-
Runa kam mit dem Chirurgicus Balbus und Kaeso im Schlepptau in der Casa Helvetia an und hoffte inständig, dass es nicht zu spät war. „Wir sind da. Wie geht es ihr!“ fragte sie Alpina mit bangem Blick. Sie trat aber auch so gleich beiseite um dem Chirurgicus das Feld zu überlassen. Sie würde noch hier bleiben, falls etwas benötigt werden würde. Nur im Weg wollte sie nicht stehen, weswegen sie sich in die Ecke des Raumes verzog. Immer wieder wenn ihre Blicke den Centurio streiften kam der kalte Hass in ihr hoch. Doch unterdrückte sie diesen, hier ging es ausschließlich darum, dass die Seherin überlebte.
-
Ich hatte alles notwendige in meinen Leiterwagen gepackt und folgte runa und Balbus so schnell wie es mir möglich war. Unterwegs bereite te es mir Sorgen nicht zu wissen wer dort in der Casa Helvetia so verletzt war, das Runa in ihrem Zustand so durch die Straßen rennen musste. Hätte man keinen anderen Schicken können.
An der Casa angekommen wunderte ich mich über den Legionären, der da mit zwei Pferden wartete, den hätten sie ja auch schicken können, anstatt die schwangere Runa durch die Straßen zu hetzen. Hatten die bei der Legio nicht ihren eigenen Chirurgicus. Ich betrat ebenfalls die Taberna und versuchte etwas von dem Patienten zu sehen. Es schien eine Frau zu sein und ein Centurio war auch noch anwesend. Jetzt war ich ernstlich verwirrt. Was war hier los? -
Während Runa und Kaeso den Chirurgicus holten, richtete Alpina eine Paste aus den wirksamsten Kräutern und Mineralien her, über die sie verfuegte. Sie enthielt Myrrhe und Weihrauch aber auch Zinkum und den Saft vom Spitzwegerich. Dazu kochte sie einen Sud aus Angelikawurzel, Wundklee und Eichenrinde. Dieser würde zum Spuelen der Wunde dienen. Dann hatte sie einen fiebersenkenden Trank gekocht, der Holunder- und Lindenblueten sowie Weidenrinde enthielt.
Gerade als das Trio mit dem Leiterwagen die Taberna Medica betrat, säuberte sie gerade die Wundregion, um dem Chirurgicus die Arbeit zu erleichtern. Erleichtert sah sie zu Balbus auf.
"Gut dass du kommen konntest, Balbus! Sie hat Wundfieber und ich möchte dass du die Wunde öffnest, denn niemand hat so viel Erfahrungen mit Abszessen und entzündeten Wunden wie du. Ich vertraue auf deine Fähigkeiten." -
Balbus war ebenso erstaunt wie Kaeso über die Ansammlung an Leuten in und vor der Taberna Medica. Er ließ sich von der Hebamme ins Bild setzten und besah sich die Patientin. Schnell war klar, dass sich eine der tiefen Wunden, die von innen heraus zuwachsen sollten, entzündet hatten. Die Entzündung überschwemmte den Körper. Wenn er nicht schnell handelte würde sie sterben. Vielleicht sogar trotz seiner Intervention. Es war nicht das erste Wundfieber das er behandelte und er hatte nicht alle seine Patienten retten können.
Mit einem Blick auf all das, was die Kräuterfrau hergerichtet hatte, machte er sich ans Werk.
"Ich muss den Abszess eröffnen. Dann spülen wir. Wie ich sehe hast du was vorbereitet. Ich hätte noch was Schärferes, wir werden sehen...."
Balbus drehte sich zu Kaeso. "Skalpell, Tupfer, Kratzsonde, eventuell das Brenneisen. Besorg Glut!"Dann palpierte der Chirurgicus die rote und dick geschwollene Narbe, die an mehreren Stellen suppte. Er verzog das Gesicht als an einer Stelle der Eiter hervorquoll.
"Nun denn....", Balbus ließ sich von Kaeso ein Skalpell reichen. Die Klinge blitzte auf und fuhr in die gespannte Hautoberfläche. Geschickt wich der Chirurgicus der hervorspritzenden, weißlich-gelben Flüssigkeit aus, die in Richtung seines Gesichtes spritzte. -
In der Zwischenzeit hatte ich das chirurgische Arbeitsmaterial und Verbandzeug herein geschafft. Die Instrumente ausgebreitet und hörte die Anweisung von Balbus. Schnell trat ich zu Runa, „Runa bitte wir brauchen etwas Glut.“
Erst dann kam ich selber dazu einen Blick auf die Patientin zu werfen. Entsetzt sah ich ihren Rücken an. Mutter, wer hat sie denn so zugerichtet? Ich spürte förmlich den Schmerz. Sofort kam mir die Erinnerung, ich selber hatte hier auch einmal gelegen nach der Auspeitschung in Gurox Keller und der späteren Vergewaltigung. Doch das hier übertraf alles. Wer war dafür verantwortlich, dass es soweit kommen musste? Ich überprüfte noch einmal die auf einem Tuch ausgebreiteten Instrumente. Alles war da, ich zog das Tuch noch ein wenig näher und schon hatte ich das Skalpell in meiner Hand und legte es passend in Balbus Hand. hingehaltene Hand. Schon spritzte der Eiter. Grobes Tupfermaterial hielt ich bereit und die Kratzsonde im Blick. Bei der Menge Eiter würde bestimmt ein ansehnliches Loch im Rücken entstehen und das musste erst einmal heilen.
Würde Balbus das Leben der Frau retten können? Ich sah, dass Alpina den vorbereiteten Sud zur Wundspülung bereithielt. Doch zuerst würde Balbus den Eiterherd sorgfältig mit seiner bewährten Geschicklichkeit und Schnelligkeit räumen und reinigen. Meine Augen klebten von nun an an Balbus Händen, jeder seiner Griffe würde sich in mein Gedächtnis einbrennen. -
'Ich bin da.' Vernahm sie seine Worte, seine Hand gab ihr Halt und Kraft. Sie sagte nichts ihr vom Fieber getrübter Blick jedoch lag auf ihm. „Verus.“ Flüsterte sie immer wieder seinen Namen. Raum und Zeit verschwammen. Sie bekam nichts von dem kommen und gehen mit. Als jedoch das Skalpell die Wunde öffnet durchfuhr ein unglaublicher Schmerz ihren Körper. Jegliche Kontrolle entglitt ihr. Sie schrie auf und ihr Körper versuchte dem Schmerz auszuweichen und bäumte sich auf. Tränen schossen ihr in die Augen und rannen ihr in Bächen über die Wange. Immer wieder rief sie seinen Namen. „Verus.“ Ihre Hand krallte sich in seine Hand auf der Suche nah Halt, nach Linderung des Schmerzes. Schlimmer konnte die von den Christen beschriebene Hölle nicht sein. Und die Götter hatten kein Eisehen mit ihr. Sie schenkten ihr keine gandenvolle Ohnmacht. Und dies würde wohl erst der Anfang der Prozedur sein.
-
Runa war entsetzt von dem was sie da hörte. Öffnen, Auskratzen, Brenneisen. Ihr wurde übel. Wie viel sollte die Arme Frau denn noch ertragen müssen. Sie war froh, dass Kaeso sie aus dem Raum schickte. „Natürlich – Glut.“ sagte sie recht einsilbig und verließ fast schon überstürzt den Raum. Doch selbst in der Küche konnte sie die Schreie der Frau hören. Runa's Augen füllten sich mit Tränen. Sie fühlte mit Idun. So betrat sie nun also mit mit einer metallen Schüssel voller Glut in den Händen und Tränen, die langsam die Wangen entlang liefen den Raum. „Die Glut.“ wisperte sie in Kaesos Richtung und reichte ihm mit zitternden Händen den Behälter.
-
Die Welt war nicht gerecht. Ihr Flüstern war gnädige Sehnsucht. Verus empfand einsame Liebe für seine Idun, welche gefesselt durch Fieber und Wunden von seiner Hand, gebunden war. Alles, was sie durchlebte, durchlebte sie für ihre gemeinsame Zukunft und doch war er selbst in der Verantwortung für ihren Zustand. Ihr Zustand war entstanden, um ein Wunder zu verbergen, was niemand verstehen würde. Idun hatte ihm vergeben. Doch er selbst haderte mit dieser Vergebung. Der Römer zweifelte an dem, was er war und was er sein sollte. Doch etwas hielt ihn hier: Liebe. Kein vorsichtiger Versuch von Nähe, sondern tiefer Hingabe, die so ehrlich und natürlich war, dass er in dieser Sache keinen Zweifel kannte. Alles schien bedeutungslos; verloren in ihrem Schmerz. Verus wollte wachen, nicht weichen und das Fieber mit seinem Mitgefühl erschlagen aber seine Macht in diesem Kampf war begrenzt. Gefangen von ihrem Angesicht, vergaß Verus das Geschehen und bemerkte erst später, dass man den Chirurgius kommen ließ, welcher sich unlängst anschickte, sein blutiges Werk zu verrichten. Skeptisch blickte Verus auf, während der Mann mit seinem Assistenten eintraf. Auch die Frau, welche ihm gerechte Verachtung schenkte, schien bereit dem Mann zu assistieren. Verus, erfahrener Soldat, wusste was nun kommen würde und hoffte, dass seine Liebe seiner Idun Schutzschwingen sein würden. Alsbald begann der Mann, dessen Namen Verus nicht kannte, mit seinem Handwerk und Mithilfe eines jungen Mannes. Die Heilerin schien sich zurück zu halten, da sie nachdem sie die Wunden vorbereitet hatte, in den Hintergrund geriet. Doch Verus Wahrnehmung war beeinträchtigt, da er nur noch Augen für seine leidende Geliebte hatte, die seinen Namen rief, während sie sich in seine Hand krallte. Es wurde beachtenswert schauderhaft und der spritzende Eiter schien auch Verus zu ekeln, der betont seinen Blick abwandte, um seiner Idun ein Angesicht zu schenken. Mit seiner anderen Hand stützte er sie ab und verhinderte, dass sie vom Lager fiel. Immerhin konnten schmerzende Leider große Kräfte entwickeln und sich damit schaden. Verus, als Kriegsveteran, hatte viel erlebt und kannte jene Reaktionen, so dass seine andere Hand fest ihre Schulter hielt. Ihr Schmerz wurde zu seinem, denn ihre Liebe war Band und Fluch zugleich. Kalter Schauer breitete sich in ihm aus, während sein Herz fest für sie schlug. Man brachte die Glut, welche Verus kaum erkennen konnte, da auch seine Augen glasig wurden.
-
Alpina hielt sich im Hintergrund bis Balbus sie rief und um den Sud für die Spülung bat. Die Kräuterfrau spülte die Wunde. Der Chirurgicus säuberte die schmierigen Wundstellen und Alpina spülte wieder. Blutig gefärbter Sud, rann auf den Boden.
Schließlich kam Runa mit der Glut. Sie ahte was kommen würde und war froh, dass der Chirurgicus diese unschöne Arbeit übernahm. Voll Sorge biss sie die Zähne aufeinander. Zum Glück war die Seherin bereits bewusstlos.
-
Das Fieber, dass sie vor all dem Schmerz bewahrt hatte war für sie nicht mehr existent. Die Schmerzen sie waren übermächtig. Sie versuchte ihnen zu entkommen doch Verus Hand war es die sich auf dem Lager hielt. Sie wollte sich winden, den Schmerzen entkommen und doch konnte sie nicht. Ihre Schreie waren das einzige was ihr gerade Linderung verschaffte.
Ihre Hände krallen sich die das was sie erreichen konnten. So war es eine Hand, die sich mit aller Kraft in Verus Hand, in sein Fleisch krallte. Idun verlor die Kontrolle, sie wollte ihm nicht weh tun und doch konnte sie nicht anders. Ihr Körper war es der nun alles an sich riss, der einfach nur entkommen wollte. Ihr Geist der wusste, dass die Behandlung notwendig war zog ich immer weiter zurück. Sie reagierte nicht mehr überlegt, nicht mehr rational. Nein ihre Reaktionen waren die eines verwundeten Tieres, dass dem Schmerz nur noch entkommen wollte. Mit letzter Kraft versuchte sie noch einmal sich aufzubäumen. Doch gegen die kraftvolle Hand, des Centurios – ihres Centurios hatte sie keine Chance. So sackte die kraft- und bewusstlos auf das Lager.
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!