Es war schön zu hören, dass Esquilina ihr vertraute, denn Alpina hatte einen Narren an der Kleinen gefressen. Und es verwunderte sie kaum, dass das Mädchen mit manchen Sorgen lieber zu ihr kam als zu Licinus, aber nicht weil sie ihn nicht aufrichtig liebt oder ihm misstraute, aber manchmal war ein Außenstehender einfacher anzusprechen, der Zugang etwas leichter.
Alpina machte sich an die Arbeit Zunächst begutachtete sie das Ohr. Cerumen - das Ohrenschmalz war nicht viel am Ohreingang zu erkennen. Aber es war ja durchaus möglich, dass es tiefer steckte als man sehen konnte. Deshalb tauchte sie den Ohrlöffel in das angewärmte Öl und ließ das Mandelöl Tropfen für Tropfen in Licinus linkes Ohr laufen. Für Licinus musste es sich anfühlen als versinke seine akustische Wahrnehmung in Watte. Er würde Geräusche zunächst nur ganz gedämpft wahrnehmen. Deshalb sprach Alpina nun nur zu seinem rechten Ohr.
"Das Öl muss einen Augenblick einwirken. Geben wir dem ganzen die Zeit, die ein Ei kochen muss um hart zu werden. In der Zwischenzeit werde ich die Spülung vorbereiten, mit der wir nachher das Ohrenschmal ausspülen wollen. Dazu verwende ich eine ausgekochte Schweineblase, in die ich die lauwarme Kamillenlösung einfüllle. Ich setze dann einen Hühnerknochen als Röhrchen ein und binde es ganz fest, so dass der Inhalt der Blase nur durch die Röhre nach außen kann. Damit spüle ich dann später dein Ohr."
Was sie noch nicht sagte war, dass diese Spülung ziemlich sicher einen heftigen Schwindel auslösen würde. Das konnte sie Licinus kurz vorher auch noch sagen. Damit musste er sich jetzt nicht quälen.