Unter der Stadt - Ein Ende naht

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    Narseh


    Narseh ließ den Blick über die nahe Umgebung gleiten. Seit Sarah verschwunden war, war ihm nicht mehr wohl. Was auch immer sie damals in der Küche der Taberna mit dem Optio besprochen hatte und wie sie sich anschließend verhalten hatte, hatten ihn ihr gegenüber skeptisch werden lassen. Und dass sie sich jetzt nicht einmal mehr zu den Versammlungen blicken ließ, verstärkte das mulmige Gefühl. Aber sie waren vorbereitet. Längere Klingen, die bei einer unvorsichtigen Bewegung unter dem Mantel hervorblitzen, trugen nur die erfahrensten unter ihnen. Kleine, unscheinbare Waffen hingegen, die keiner kommen sah, konnte jeder Junge in seiner Kleidung verstecken. Und mehr waren sie inzwischen auch geworden. Zu ihm, Arash, Yishai, David und Amal hatten sich Abram und Behnam, der Sohn seines persischen Bekannten Javed, gesellt.
    "Gehen wir", murmelte Narseh, der nichts Auffälliges hatte entdecken können, drei seiner Gefährten zu. Der Rest hatte sich schon zuvor auf den Weg durch den engen Tunnel gemacht. Zerknirscht stapfte der Perser voraus, gleich darauf wurde er aber von Amal eingeholt.
    "Hast du Angst vor dem Mädchen?", fragte er seinen Freund, der sich zu ihrem Anführer aufgeschwungen hatte, ernst.
    "Nein, nicht vor dem Mädchen", korrigierte Narseh, "Vor den Leuten, mit denen sie zusammenarbeitet."
    "Dazu hat sie nicht den Mut." Amal wusste genau, wovon Narseh sprach. Wie oft hatten sie bereits darüber diskutiert, wie oft hatte er dem Perser bereits versichert, dass er sich umsonst sorgte. Auch heute lächelte er schmal. Für solche Sachen hatte Sarah nicht genug auf auf dem Kasten und wenn doch, wäre sie vermutlich gutmütig genug, ihre Brüder und Schwestern anschließend zu warnen.
    "Mag sein …", antwortete Narseh nur vage und schwieg wieder. Es half ja doch nichts. Und wenn etwas passierte, würden sie tun, was sie sich zu tun geschworen hatten. Er würde nicht zulassen dass ein plapperndes Mädchen ihre Gemeinschaft ins Unheil stürzte.
    Im Schein der Laterne gingen sie weiter. Leises Plätschern war zu hören, sowie sie durch das trübe Wasser schritten, das seicht am Boden des Kanals entlangfloss. Sie bogen ab, ließen den Kanal hinter sich, wenige Stufen führten nach oben, wo kein Wasser mehr die Gänge erreichte, und schließlich endete ihr Weg vor einer alten Holztür, die an Abenden wie diesen offen stand. Aus dem Inneren begrüßte sie flackerndes Licht von Kerzen und Laternen ihrer Brüder und Schwestern.
    Narseh setzte ein Lächeln auf und seine Begleiter taten es ihm gleich.
    "Behnam! Drod abar to*!", rief er dem jungen Perser in ihrer Muttersprache grüßend zu und schenkte ihm eine freundschaftliche Umarmung, als sähen sie sich heute zum ersten Mal. "Schalom, Elias. David, wie geht es dir?", drückte er weiter die Hände der Anwesenden, verteilte Umarmungen und nickte anderen wiederum freundlich lächelnd zu.



  • [Blockierte Grafik: http://s7.directupload.net/images/140909/jwwkw45z.gif] | Elias


    Niemals zuvor hatte Elias solch schwierige Zeiten erlebt. Ja, es hatte Zeiten gegeben, da hatte man regelrecht Jagd auf sie gemacht, doch dann hatte die Gemeinschaft immer eng zusammengestanden. Nun aber drohte sie von innen zu zerbersten. Sarahs Verschwinden hatte den radikalen Kräften in der Gemeinde ordentlich Aufwind beschert. Deren Instrument war die Angst, mit denen sie die Brüder und Schwestern auf ihre Seite locken wollten. Einige seiner Freunde hatten sich ihnen sogar angeschlossen. Sie sprachen von offenem Widerstand. Doch neben der Tatsache, dass Sarah wie vom Erdboden verschluckt war, kränkten ihn am meisten, die nicht enden wollenden Gerüchte, die man sich hinter vorgehaltener Hand zu wisperte: Sarah sei nur verschwunden, weil sie mit den Stadtkohorten gemeinsame Sache machen würde und sie verraten hätte.


    Elias war an diesem Abend mit dem Vorsatz zu der Versammlung erschienen, um all denen, die zur Gewalt aufriefen, noch einmal ins Gewissen zu reden. Es gab doch so viele Beispiele dafür, dass Gewalt nur im Untergang endete. Außerdem stand sie im völligen Gegensatz zu dem, was sie Jesus gelehrt hatte.
    Der Versammlungsort füllte sich zusehends. Immer mehr bekannte Gesichter trafen ein. Man begrüßte sich und umarmte sich. Sie alle bezeichneten sich doch als Geschwister im Glauben. Und dennoch glaubte Elias, eine gewisse Hemmung wahrzunehmen. Man begegnete ihm nicht mehr mit derselben Herzlichkeit wie früher. Früher oder später würden sie sich endgültig von ihm abwenden. Er spürte, wie ihm langsam alles entglitt. Doch Narseh allein dafür die Schuld zu geben, dazu war er nicht bereit.


    Er wandte sich um, als ihn das Gefühl ereilte, die Stimmen der Anwesenden würden ruhiger werden. Und tatsächlich taten sie das, als der Perser, gefolgt von seiner Anhängerschaft, eintraf. Elias beobachtete ihn, wie er sich seinen Weg zu ihm bahnte und dabei immer wieder Hände schüttelte oder dar Umarmungen austeilte. Schließlich stand er vor ihm und begrüßte ihn mit dem alten hebräischen Friedensgruß. „Schalom, Narseh!“ entgegnete er seinerseits zurückhaltend. Die Gräben, die sich zwischen ihnen aufgetan hatten, schienen inzwischen schier unüberwindbar zu sein.

  • Unweit des Kanaleingangs, gleichzeitig aber nicht in Sichtweite, bereitete sich ein Trupp Urbaner auf seinen Einsatz vor. Avianus wartete ab, mehr blieb ihm nicht übrig. Zwei Soldaten hatte er mit der Beobachtung des Eingangs beauftragt, unter ihnen Villius Carbo, der mit dem Anführer der kleinen, aufrührerischen Christengemeinschaft bereits Bekanntschaft gemacht hatte. Sollte der nämlich nicht auftauchen, mussten sie ihren Einsatz wohl oder übel abblasen. Wenn aber alles wie geplant verlief, würden sie dem ganzen Theater am heutigen Tag ein Ende bereiten. Seine Soldaten waren gut vorbereitet und die Gladii geschärft – die Hastae, so praktisch sie sonst auch sein mochten, hatten sie zu Hause gelassen. In den engen Kanälen und Kammern der Stadt wären sie praktisch unbrauchbar.
    "Centurio!", hörte er eine Stimme. Als er einen Blick über die Schulter warf, erblickte er seine zwei Späher. "Der Parther ist reingegangen, zusammen mit vier anderen. Wir haben noch ein wenig gewartet, aber es sieht so aus, als wäre sie die letzten. Davor haben wir schon über ein Dutzend Leute gezählt. Zusammen mit uns wirds da drin sicher eng werden, Centurio."
    Oh, das ganz bestimmt. Und wer wusste schon, wie viele Christianer sich schon in den Kanälen verkrochen hatten, bevor seine Soldaten den Eingang beobachteten, oder ob es nicht einen Eingang gab, von dem sie trotz ihrer Nachforschungen nichts wussten.
    "Gute Arbeit", lobte er die zwei und begann dann seine Ansage an die restlichen Männer: "Milites! Macht euch bereit! Wir wissen nicht genau, was uns da drin erwartet … mit wie vielen Leuten wir es genau zu tun bekommen, wie viele von ihnen Waffen tragen oder wie viel Platz uns zur Verfügung steht. Sobald die ersten von euch in dem Raum drinnen sind, werdet ihr mit euren Schilden den Eingang sichern, damit die nächsten geschützt nachrücken können", erklärte er, während die Soldaten letzte Hand an ihre Ausrüstung legten.
    "Wer eine Waffe gegen uns richtet, hat sein Leben verwirkt. Nur einen dieser bewaffneten sollt ihr möglichst lebend nach draußen schaffen: Den Anführer dieser aufsässigen Christianer, ein Parther mit dem Namen Narseh. Sollte euch das nicht möglich sein, habt ihr meine Erlaubnis, auch mit ihm kurzen Prozess zu machen. Sicher wäre es vorteilhaft, an ihm ein Exempel statuieren zu können, aber den Preis, einen von euch auf einem Karren nach Hause fahren zu lassen, werde ich dafür nicht bezahlen. Alle, die nicht bewaffnet sind und keine Gegenwehr leisten, sollen unversehrt bleiben. Sie werden wir in kleinen Gruppen nach draußen und anschließend zu den Castra schaffen.Ein paar von euch waren bereits bei unserem Einsatz in Trans Tiberim dabei und kennen den Parther. Macht eure Kameraden auf ihn aufmerksam sobald ihr ihn seht. Soweit klar? Gut ... machen wir ihnen den Garaus!", schloss er seine Erklärungen, "Cursim! Pergite!"


    Dunkel war es und so eng, dass keine zwei Männer nebeneinander Platz hatten. Avianus hatte seinen Schritt verlangsamt, doch die klappernde Ausrüstung schien selbst jetzt noch bis ins Unendliche durch den Gang zu hallen. Hoffentlich fanden sie den Raum zügig, denn wenn ihm noch im Kanal panische Christen, vielleicht sogar mit Waffen im Gepäck, entgegenrannten, hätte er denkbar schlechte Chancen. Von den Milites hinter ihm kam kein Mucks, das unter den Caligae plätschernde Wasser hörte er, klimpernde Pteryges und Stimmen … vor ihnen. Und es bestand kein Zweifel, dass sie niemand anderem gehören konnten als jenen, hinten denen sie her waren.

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    Spurius Cluvius Sulca


    Da schwang er wieder seine Reden der Centurio, so als ob er sich um seine Milites scheren würde. Er wollte nicht dass einer von ihnen mit einem Karren weggebracht werden müsste? Vielleicht sollte er dann nicht so ein Brimborium veranstalten, rein, alle töten, und wieder raus. Diesen Anführer könnte man auch später noch ans Kreuz nageln, interessieren würde es doch sowieso niemanden, und dann auch noch alle unbewaffneten am Leben lassen? Wenn er selbst Centurio gewesen wäre, so hätten sie mehrere Wagen gebraucht nachdem er kurzen Prozess gemacht hatte.
    Aber er war noch kein Centurio, noch nicht, was hatte der Schönling ihm schon voraus? Wie dem auch sei, er spuckte einmal auf den feuchten Boden, schob seine unpassenden aber nachvollziehbaren Gedanken beiseite und ergriff die Chance beim Schopf sich hervorzutun, "Jawohl Centurio!" flüsterte er mit diesem überzeugten Blick den er so wunderbar imitieren konnte und ging mit den ersten Milites voran, schließlich waren es Christen, was könnten die schon groß entgegenzusetzen haben außer ein paar stumpfe Brotmesser?

  • Warum waren wir eingentlich wirklich hier? diese Frage spukte mir durch den Kopf als Centurio Iunius das Kommando zum Vorstoßen gab.


    Schliesslich hatten diese Personen nichts getan? Ausser....ja ausser eben nicht die Götter zu verehren wie wir es eben taten. Und wenn es so blasphemisch war....warum taten die Götter selbst nichts dagegen. SIe waren doch Götter. Oder? Ich nieste und erwachte, quasi...so ca.----


    Die Enge konnte so manchen mehr zusetzen als der Gedanken an den Tod der einem erwartete....


    Langsam kam man nun voran, beindert durch die Ausrüstung und der Enge der Kanalisation, was in so einem Fall nicht besonders erfolgsversprechend war. Der rasche Zugriff war hier wohl eher der ausschlaggebende Faktor um jemanden an den Kragen zu gehen und diesen auch zu fassen zu bekommen. Wieder ein Niesen....Verdammt nochmal.


    Ein Zeichen vllt?

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    Narseh


    Dass Elias nicht mehr viel für ihn übrig hatte seit er einige ihrer Geschwister um sich geschart hatte, war nicht weiter überraschend. Es war wohl das beste, wenn sie sich zukünftig aus dem Weg gingen. Der Herr würde ihn und seine Freunde führen und ihnen beistehen, sie würden diese Krise hinter sich bringen, ihre Gemeinde würde wachsen. Und dann würde auch Elias es verstehen und ihnen danken, da war sich Narseh sicher.
    Es war ruhig und die Laune unter seinen Geschwistern gut, sodass sich auch Narsehs Anspannung endlich legte.
    Nur Yishai, der noch nie für seinen Mut und Kampfgeist bekannt gewesen war, dafür aber für seine unverbrüchliche Treue, schien ein wenig durch den Wind. So unachtsam wie er war, konnte man sogar ein wenig das Heft der Klinge erahnen, welche in seinem Gürtel steckte. Narseh trat lächelnd auf ihn zu, umarmte den Bruder im Glauben zur Begrüßung und schob anschließend den Mantel seines Freundes zurecht.
    "Yishai, mein Freund", grüßte er erst und fügte im Flüsterton hinzu: "Deine Klinge …"
    "Wie?", fragte der wiederum irritiert zurück.
    "Was du bei dir hast … das sollte besser niemand sehen", brummte Narseh.
    "Mein …? Ja … natürlich." Nach wie vor nervös, nestelte Yishai hastig an Mantel und Gürtel, bis alles wieder einwandfrei saß. Der Parther hingegen schien trotzdem nicht ganz zufrieden.
    "Warum so aufgeregt, mein Freund?", bohrte er deshalb mit weiterhin gedämpfter Stimme nach, "Gibt es irgendetwas was ich wissen sollte?"
    "Nein … ganz und gar nicht. Die Urbaner haben mich in Frieden gelassen, haben mich gar nicht verdächtigt … aber Sarah ist verschwunden und es war auffällig ruhig in letzter Zeit", teilte Yishai ihm seine Bedenken mit. Am anderen Ende des Raumes begann bereits der Rabbi seine Predigt.
    "Ihr habt Angst, aber wisset, dass ihr in diesen dunklen Zeiten nicht allein seid. Der Herr blickt auf euch hinab und unter seinem Schutz wandelt ein jeder von euch, der sich seiner Gnade öffnet. Ewiges Leben schenkt er euch an seiner Seite. Fürchtet nicht die römischen Soldaten und auch nicht den Tod …"
    "Wir alle wissen, dass diese Soldaten etwas planen. Und wenn heute der Tag sein soll … wenn sie heute kommen … dann soll es so sein. Deswegen sind wir hier, erinnerst du dich?", flüsterte Narseh weiter.
    "Ja." Mehr antwortete sein Bruder nicht und nickte nur, bevor er seinen Blick nach vorne zum Rabbi richtete.
    "Eine unserer Versammlungen würden sie irgendwann ohnehin stürmen. Das einzige, was wir tun können, ist, einen Versuch zu wagen, uns zu verteidigen." Er klopfte Yishai bekräftigend auf die Schulter, der nickte erneut, und schließlich wandte Narseh sich ab. Zeit, ein paar Worte mit Arash zu wechseln. Vielleicht wusste der inzwischen etwas mehr darüber, was die Urbaner im Schilde führten.

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    Arash



    Arash betastete noch einmal die beiden metallenen Gegenstände, die er unter seinem Umhang verbarg, wobei er nicht umhin konnte zu bemerken, dass seine Hände feucht waren und eine unbestimmte Hitze hinter seiner Stirn wirkte. Klare Anzeichen der Anspannung und Nervosität, die ihn erfasst hielten und ihn kaum mehr gehen lassen wollten. Seit mehr als Stunden. Es waren Tage. Sarah war seit einer Weile verschwunden und keiner von ihnen hatte ausmachen können, wohin es sie verschlagen hatte. Dieser Umstand war verdächtig. Ebenso verdächtig wie die Ruhe, die sich seitens der Urbaner im Viertel ausgebreitet hatte. Zumindest hatte Arash – so sehr er auch Ausschau hielt – keine Aktivitäten aus dieser Richtung mehr vernehmen können. Dabei war es doch gerade er gewesen, der die Augen und Ohren hatte offen halten sollen. Dass er seinen Vertrauten kaum etwas in dieser Richtung zu berichten hatte war für ihn geradezu niederschmetternd gewesen. Nein, die Urbaner planten etwas und tief in ihm meinte er auch zu spüren was es war: Einen Hinterhalt. Jetzt, hier und heute. So wie sie es alle schon vermutet hatten. Was sie die letzten Tage und Wochen erlebt hatten, war nur die Ruhe vor dem Sturm und er hegte die Befürchtung, dass genau dieser Sturm in Bälde über sie herein brechen würde.


    Die Schatten, welche das Licht der Laternen an die Wände malten schienen bereits davon zu künden. Flackernd und bedrohlich. Er war der Letzte gewesen, der die Kanäle betreten hatte und immer wieder hatte er hinter sich geschaut, um sich zu vergewissern, dass ihnen niemand folgte. Narseh, der in ihrem kleinen Trupp die Vorhut bildete musste es doch auch spüren. Noch einmal fasste er flüchtig an den Griff des alten Schwertes, aus welchem man zunächst die Scharten hatte herausschleifen müssen. Doch es war gut genug und würde seinen Zweck erfüllen, ebenso wie der ausgediente Dolch in seiner abgewetzten ledernen Scheide. Arash atmete noch einmal tief durch und blieb dann für die Winzigkeit eines Moments stehen. Narash hatte schon die hölzerne Tür erreicht und war daran, den Raum, der dahinter lag zu betreten. Man hörte, wie er die Anwesenden begrüßte, doch Arash folgte nicht sogleich. Was war das gewesen? Es war nicht das Plätschern des trüben Wassers in den Rinnen des Kanals und auch nicht das Tropfen von den Wänden. Nein. Andere Laute hatten sich dazu gesellt. Solche, die nicht zu diesem Ort passen wollten. Er wartete ab, bis die anderen ebenfalls in den Raum hinein getreten waren und verharrte einen Moment still im dunklen Zwielicht, in dem er nun zurück geblieben war.


    Angestrengt lauschte Arash in die Dunkelheit des Kanals mit seinen Nebenarmen und da war es wieder. Ein Klicken und Klacken. Regelmäßige Laute, die beständiger wurden und ihren feinen Hall gegen die feuchten Wände warfen. “Oh nein!“, flüsterte er sich selber zu, als zu den Geräuschen noch ein fernes Klirren kam. Der Schall wurde deutlich hörbar zu ihm hin getragen und er hielt den Atem an, als würde es ihm helfen noch besser hören zu können. Dann wagte er es und ging den Lauten ein paar Schritte entgegen, nur um wieder zu horchen. Doch konnte es einen Zweifel geben? Sie waren es. Sie kamen! Es konnte nicht anders sein! Deutlicher, immer deutlicher wurde das Klirren geharnischter Rüstungen und schabender Caligae. Offenbar hatten die Urbaner heute nicht vor in geheimer Mission und inkognito zu reisen. Arash schnappte nun wieder nach Luft, drehte sich herum und öffnete die Tür vielleicht geräuschvoller, als er es beabsichtigt hatte. Schnell bahnte er sich seinen Weg hin zu Narseh, während der Rabbi noch intonierte, dass weder die römischen Soldaten noch der Tod zu fürchten waren. Aufbauende Worte, doch sie wischten an Arash vorbei, der seinen Bruder am Arm fasste. “Sie kommen!“, raunte er ihm in unterdrückter Aufregung entgegen. “Sie sind hier!“

  • Ein kluger Mann sagte einmal : Mach nicht so einen Krach, sie können dich hören.


    Wer auch immer das gesagt hatte...ich wusste es nicht. Aber es klang plausibel. So plausibel dass ich sogar vergaß mich dem Gruppenzwang weiter hinzugeben und knarzend, klirrend und scheppernd durch die Gegend zu schlurfen. Kurzerhand legte ich daher, sooo geräuschlos es aun einmal möglich war, einfach meinen Panzer ab und ließ diesen sachte zu Boden gleiten. Natürlich so dass man nicht gleich darüber stolperte...also die nachkommenden Kameraden.
    Aber...um nicht ganz mit meiner Meinung und Ansicht welche aus der Situation gebar, allein zu sein, stieß ich den Vorderen an und deutete ihm dass er ebenso tat wie ich. Erst nachdem ich gestoßen hatte bemerkte ich dass es Optio Pennus war. Verlegen und gleichzeitig ein wenig wütend verzog sich mein Mund zu einem zaghaften Grinsen. Es gab da wohl nichts weiter hinzuzufügen.......

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    Narseh


    Er fühlte sich seltsam ruhig. Die Nervosität, die ihn noch am Tunneleingang im Griff gehabt hatte, hatte sich gelegt und seine kleine Unterhaltung mit Yishai nicht nur seinen Bruder bestärkt sondern auch ihn selbst. Narseh war sich sicher, er tat das richtige. Und wenn der Herr ihn dafür bestrafen würde, so würde er selbst das auf sich nehmen, hinabschreiten in die Hölle, wenn dafür diejenigen, die ihn ohne nach seiner Vergangenheit zu fragen in ihren Reihen aufgenommen hatten, ihn Bruder nannten und schon jahrelang treu an seiner Seite standen, sicher waren.
    Und dann hastete Arash zu ihm, und mit einem Mal kehrte seine Anspannung zurück. Er registrierte nur den Ausdruck in den Augen seines treuen Freundes und ahnte bereits, dass etwas nicht stimmte. Sein Verdacht bestätigte sich mit den wenigen Worten, die er ihm zuflüsterte. Sie kommen. Kurz hielt Narseh die Luft an und atmete betont ruhig aus, während sich sein Kiefer sichtlich anspannte, als er sich bemühte, weiterhin gelassen zu bleiben.
    "Die Urbaner?", fragte er. Natürlich die Urbaner, wer sonst. "Das wundert mich nicht einmal." Während er sprach ging er bereits auf die Holztür zu und wollte sie gerade öffnen, da trat Behnam zu ihnen, dem das Gespräch der beiden ebenso wenig entgangen war wie die Tür, die zuvor lautstark geschlossen worden war, und blickte die beiden hohen Tiere ihrer kleinen Bewegung neugierig an. "Stimmt etwas nicht?"
    "Halte dich bereit", antwortete Narseh lediglich, doch das reichte Benahm bei weitem nicht. Als Narseh die Tür einen Spalt breit öffnete, um zu horchen, ließ der Junge es sich nicht nehmen, ebenfalls zu lauschen. Klappern, Schritte … viele Schritte, fern, aber immer näher. Behnam brauchte nicht lange, um sich zusammenzureimen, was vorging.
    "Wir müssen sie stellen! Im Tunnel!", raunte er den beiden anderen zu, "Wie beim Kampf bei den Thermopylen! Das hat mir mein Großvater mal erzählt!"
    "Hast du sie gesehen, Arash? Weißt du, wie viele es sind?", fragte Narseh nur weiter Arash aus und hoffte auf gute Nachrichten.



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    Spurius Cluvius Sulca


    Sulca lief recht dicht hinter dem Matinius hinterher und bemühte sich ebenfalls nicht allzu laut durch die engen Gänge zu stampfen. Auf die Idee die die sein Vordermann hätte, wäre er persönlich jedoch in 1000 Jahren nicht gekommen.
    Verdutzt bemerkte er die Ereignisse vor seinen Augen.. Zog sich der Kerl gerade aus?! Was war da los?
    "Pssst.. Matinius." sprach er ihn leise an und beobachtete dabei wie der erste Teil der Rüstung bereits auf den irgendwie ekeligen Boden sank, "Was ist nur los bei dir? Sollen die dich direkt abstechen oder was?" fuhr er fort und griff leise zur Rüstung welche vor ihm lag, "Zieh das Ding wieder an oder lass wen anders an deine Stelle treten."
    Erst dann bemerkte er dass der Optio ebenso darauf hingewiesen wurde sich doch bitte seiner Lebensversicherung zu entledigen.. Wie auch immer der Optio reagieren würde, es würde interessant werden.

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    Zunächst beobachtete Elias noch mit versteinertem Gesicht den Perser, der sich inzwischen den Männern zugewandt hatte, die sich neuerdings um ihn scharten. Es belastete ihn ungemein, mit ansehen zu müssen, dass einige seiner alten Freunde darunter waren. Wie hatte es nur so weit kommen können, fragte er sich immer und immer wieder. Seit dem Verschwinden seiner Schwester hatte sich der junge Mann immer mehr in sich selbst zurückgezogen und hatte somit das Feld Narseh überlassen. Vielleicht war dies ein Fehler gewesen, denn der Perser hatte es schon immer gut verstanden, mit geschickten Worten sein Umfeld zu umgarnen. Doch bei Elias stieß er damit auf Granit! Er war sich ganz sicher, dass der Weg der Gewalt der falsche Weg war. Selbst in diesen schwierigen Zeiten, in denen sich seine Brüder nur zu gerne den Verlockungen hingaben. Wer Wind sät, wird Sturm ernten. Hoseas Worte waren aktueller denn je, davon war Elias fest überzeugt. Selbst auch dann noch, sollten die Urbaner ihnen noch weniger Luft zum atmen lassen.


    Elias wandte sich endgültig von Narseh ab, um sich der Predigt zu widmen. Schließlich war er deswegen hergekommen. Denn hier fand er die Quelle, die seinen Geist speiste und aus der er neue Kraft für den Alltag schöpfen konnte. Doch irgendetwas ließ ihn diesmal nicht zur Ruhe kommen. Es fiel ihm schwer, den Worten des Rabbis zu folgen. War es vielleicht noch immer die Wut, die er gespürt hatte, als er den Perser erblickt hatte? Oder gar eine Art der Eifersucht, als er mit ansehen musste, wen Narseh bereits alles auf seine Seite gezogen hatte? Elias betete, der Herr möge solch schädliche Gedanken von ihm nehmen. Aber es half nichts. Nicht nur seine innere Unruhe war es, nein auch ein Raunen, welches durch den Raum ging, riss ihn aus seinen Gedanken. Er wandte sich suchend um und erstarrte schließlich als seine Augen die Gruppe um Narseh einfingen. Irgendetwas schienen sie im Schilde zu führen. Ungeachtet der Predigt begann er sich seinen Weg zu dem Perser zu bahnen, um ihn zur Rede zu stellen. Wie konnte er es wagen, womöglich sogar bewaffnet, die Zusammenkunft zu stören!
    „Was ist hier los?“, wandte sich Elias mit gedämpfter Stimme, aber nicht minder anklagend an Narseh, Yishai und all die anderen, die ganz und gar nicht den Eindruck machten, als seien sie nur zum Beten hierhergekommen. „Schämt ihr euch nicht? Ihr scheint zu vergessen, wo ihr hier seid! Und was tragt ihr da unter euren Umhängen?!“ Jetzt, da Elias ganz nah bei ihnen stand, bemerkte er es, dass sie scheinbar etwas unter ihrer Kleidung verbargen.

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    Arash


    Ja, die Urbaner! Arash nickte auf Narsehs Frage hin. Natürlich waren es die Urbaner und war gewiss nicht verwunderlich, dass sie hier auftauchten. Nun, noch schneller als er es eigentlich gedacht hatte, würde es zur unausweichlichen Konfrontation kommen. Doch darauf waren sie vorbereitet. Zumindest so vorbereitet wie es eben ging, wenn über keinerlei Erfahrung im Kampf verfügte. Doch es war wie Behnam schon sagte: Der Tunnel könnte ein Vorteil sein, vor allem weil er ihre Überlegenheit ein wenig bremsen würde. Auch Arash hatte noch einmal gehorcht, nachdem sich die Tür einen Spalt aufgetan hatte, doch das unverwechselbare Geräusch im Kanal war deutlich zu hören, kam auch zugleich immer noch näher. Es tönte für den aufmerksamen Lauscher in die Predigt hinein, die noch immer im Raum erklang und von Frieden und innerem Reichtum kündete. Arash atmete tief durch, als die Frage Narseh's ihn erreichte. “Nein, ich habe keine Ahnung wie viele es sind… zehn … fünfzehn? Oder mehr, ich weiß es nicht!“, entkam es ihm und es ließ sich nicht vermeiden, dass seine innere Anspannung noch in seiner Stimme mitschwang. “Ich habe sie nicht gesehen.“ Es war ein Eingeständnis, welches ihm nicht leicht über die Lippen kam, denn immerhin sollte er es ja gewesen sein, der ein Auge auf die Urbaner haben sollte. Nun standen sie buchstäblich gleich vor der Tür und er hatte in seiner Rolle als Beobachter mehr als nur versagt.


    Dann schwang sein Blick zu Elias hinüber, der zu ihnen getreten war und unwillkürlich fasste er zum Griff des Schwertes, welches sich unter seinem Umhang barg. Arash raffte sich hastig den Stoff ein wenig fester um den Leib und schenkte Elias einen finsteren Blick, der eigentlich hatte Entschlossenheit widerspiegeln sollen. “Misch dich nicht ein Elias!“, knurrte er dem jungen Mann dann entgegen. Das galt sowohl der Frage nach den Dingen unter den Umhängen, als auch der Sache, die unweigerlich folgen würde, wenn die Soldaten durch die Tür brachen. Und genau das durfte nicht geschehen, denn dann wäre die Idee, sie in einem engen, schmalen Tunnel Mann für Mann zu stellen dahin. Doch auch sie selbst würden sich auf diese Weise eher einzeln als in der Gruppe konfrontieren müssen. Arash wendete sich dann wieder drängend an Narseh. “Wir müssen handeln! Jetzt!“ Sie konnten nicht länger warten und sie durften sich von Elias in ihrem Unterfangen auch nicht aufhalten lassen und die Zeit rannte ihnen langsam aber sicher davon.

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    Caius Rubrius Pennus


    Der Optio warf einen Blick über die Schulter und dachte sich erst nichts dabei. Erst beim zweiten Mal hinschauen traf ihn dann fast der Schlag. Der Kerl stand in Tunika da? Der Kerl stand in Tunika da … nein! Der Miles stand in Tunika da. Wie der Matinius es überhaupt geschafft hatte, seine Lorica so einfach loszuwerden, darüber wollte er gar nicht lang und breit nachdenken.
    "Sag, mal hast du einen an der Klatsche, Miles?!", fauchte der Optio den Soldaten über die Schulter hinweg an, "Wer hat dir den Befehl gegeben, die Rüstung auszuziehen?" Er jedenfalls nicht, und der Centurio ganz an der Spitze der durch den Tunnel stapfenden Kolonne erst recht nicht. "Lorica wieder anlegen, Miles, sofort! Mir scheißegal wie." Den fehlenden Harnisch konnte er auf die Schnelle nämlich nirgends entdecken. Aber gut, wenn der Matinius seine Rüstung nicht wieder auftreiben konnte, würde Pennus den Schlaukopf einfach in die erste Reihe stellen, dann hätten sie am Abend vielleicht ein Problem weniger. Denn das hatte ihm gerade noch gefehlt … irgendwelche verrückten Soldaten, die sich in der Kanalisation entkleideten. Ein dreckiger, nasser Kanal und verrückte Sektenspinner waren ja anscheinend nicht genug.



  • Zuerst drehte er sich zu Sulca um der allen Anschein nach nicht konform mit Publius ging. Offensichtlich durschaute er nicht ganz den Sinn hinter dem ablegen der Lorica. Publius schüttelte wage den Kopf und kniff die Lippen zusammen. Gleich in diesem Moment hatte auch der Otptio reagiert..


    Niemand, Optio. antwortete Matinius wahrheitsgemäß. Und nein, Optio. Keinen an der Klatsche war die nächste Antwort.


    Aber in der Lorica kann ich mich nicht bewegen. Und Krach macht es obendrein. Vllt hätten wir noch ein paar Trompeter mitbringen sollen damit man uns nicht überhört. rechtfertigte nun Publius sein handeln. Ihm kam es logisch und sinnvoll vor. Wenn irgendwer das nicht nachvollziehen konnte so war das eben dessen Problem.
    In diesen engen Gängen ist es doch fast Schwachsinn rumzulaufen und vllt sogar jemanden Bewaffneten zu begegnen. Viel besser wärs gewesen wenn wir die Christianer vor dem Eingan abgefangen hätten. Da wo Platz ist....

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    Narseh


    Arash konnte ihm keine genaue, nicht einmal eine ungefähre Zahl nennen. Über Narsehs bisher so stoische Züge glitt für einen Augenblick ein sorgenvoller Ausdruck. Ob zehn, fünfzehn oder noch mehr Urbaner, sie wären in der Unterzahl. Geschicktes Vorgehen war gefragt, doch ihre Optionen waren begrenzt. Sie durften jedenfalls nicht zulassen, dass die herannahende Truppe sich hier im Raum aufstellte. Während er grübelte trat ganz unverhofft Elias zu ihnen und sprach ihn und seine Freunde überraschend zornig an, wie er es von dem jungen Mann gar nicht gewohnt war. Arash wiederum verhielt sich alles andere als unauffällig, sodass Narseh gar erst nicht versuchen würde, Elias eine Lüge aufzutischen, damit sie alle wieder ihrer Wege gingen. Arash mochte ein treuer Freund sein, mutig und mit dem Herz am rechten Fleck, manchmal schien der Mund aber dem Verstand vorauszueilen.
    "Was willst du? Du bist nicht unser Feind und doch stellst du dich gegen uns", sprach Narseh betont ruhig zu Elias, erwartete aber keine Antwort. "Geh zurück zu unseren Brüdern und Schwestern, rede ihnen gut zu, mach was du am besten kannst", schlug er vor und wollte sich eigentlich nicht länger mit Elias aufhalten. Er nahm Arash bei der Schulter und zog ihn ein Stück zur Seite. "In dem Tunnel sind nicht nur sie diejenigen, die einzeln gestellt werden, sondern auch wir. Das hilft uns nicht weiter. Wir stellen sie hier an der Tür. Wenn wir Glück haben, können wir sie so auch überraschen." Und es konnten auch zwei oder drei von ihnen angreifen. Solange nicht eine halbe Centurie auf sie zumarschierte, hatten sie vielleicht eine Chance. Das war es jedenfalls, was er glauben wollte und sich einzureden versuchte. Fragend sah er dennoch Arash an, um herauszufinden, was sein Freund von dem Plan hielt, gleichzeitig die durch den Kanal hallenden Schritte verdrängend. Der Gang war es, der sie so laut werden ließ, sie waren noch fern genug, sagte Narseh sich in Gedanken. Fern genug wofür? Für dieses Gespräch? Um Elias loszuwerden? Um seinen anderen Begleitern den Plan zu erklären? Und gleichzeitig begann es jetzt leise von einem ganz anderen Winkel seines Verstandes zu flüstern: Sie waren nicht bereit, ganz und gar nicht.



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