[Officium] praefecti castrorum Marci Iulii Licini

  • Woher nahm sie die Kraft zu kämpfen? Für was kämpfte sie? Das kurze Streicheln ihrer Hand wollte ihr eine Antwort auf diese Frage geben. Und doch wich er ihrem Blick, wie in den letzten Tagen eigentlich immer, aus. Idun spürte, wie sich die eisernen Ringe immer mehr um ihr Herz legten.
    Wie oft schon hatte sie ihn in den letzten Tagen anschreien wollen. Ihm sagen wollen, dass er es nicht zulassen sollte, dass er kämpfen sollte. Aber Verus vergaß, er vergaß sich, er vergaß sie – er vergaß alles. Er ertrank im Selbstmitleid. Stumme Tränen hingen in ihren Augen. Tränen die sie weinen wollte, die aber nicht flossen. Sie wusste, dass tief im Inneren verborgen der Mann war, den sie kennenlernen durfte. Doch scheinbar gewannen die Götter, gewann Rom. Hatten sie wirklich verloren? Sie hatte gehofft, dass er es wert sein alles aufzugeben. Was wenn sie sich geirrt hatte? Zweifel, Selbstzweifel bahnten sich unaufhaltsam ihren Weg. Dabei wäre es so einfach gewesen. Doch er mied sie, er mied ihre Nähe und quälte sie damit. Es wurde ihr fast schon unerträglich hier neben dem Mann zu sitzen, der nun kalt und emotionslos über den Angriff berichtete. Hatte er sein Herz verloren? Idun konnte nicht mehr sie wandte ihren Blick ab. Ja Rom hatte gewonnen. Sie biss sich auf die Lippen um ihren innerlichen Scherz der sie zu zerreißen drohte zu töten. Ihre Hände krallten sich in die einfache alte Soldatentunika die er ihr gegeben hatte. Sie wollte weg, doch konnte sie nicht. Nicht nur weil sie hier im Officium des Präfekten waren. Nein sie konnte nicht weg, sie war an ihn gebunden für immer. Bei allen Göttern, warum hatte er sie auf dem Forum nicht einfach getötet? Dann wäre es wenigstens vorbei. Das hier war wie ein sterben auf kleinen Raten. Idun merkte sehr wohl wie ihre Seele litt. Wie sie sich immer mehr zurückzog. Ja sie wollte nicht mehr kämpfen. Ohne Hoffnung war ein Kampf sinnlos.
    Sie würde innerlich nach und nach sterben und zurück würde nur eine leere Hülle bleiben. Eine Skalvin wie sie sich jeder Römer wünsche. Ruhig gehorsam, ohne Herz und eigene Meinung.
    Ja ihre Seele wanderte bereits an einen stillen Ort. Zurück an den See, der ihr noch vor Tagen Hoffung gegeben hatte. Im See spiegelte sich das Bild von Verus und dem Mond, doch das kleine Tränen verschleierte Mädchen haute mit aller Gewalt in den See, so dass dieses Bild von den Wellen zerstört wurde und nur ein Mond rot wie Blut blieb zurück....

  • Taktisch klug war es ja nicht gerade einem vorgesetzten Offizier mitzuteilen, dass seine Befehle missverständlich gewesen waren. "Missverständlich?!" fragte er unter gehobener Augenbraue. "Kannst du das bitte präzisieren."


    Von diesem anfänglichen Kommentar abgesehen ließ Licinus den Soldaten reden. Fragte nichts nach, er machte sich nur gelegentliche Notizen. Irgendwann sah er auf.
    "Und dann kam Luna, damals noch Idun, vorbei und hielt den Häuptling ab, dich zu töten. Ich verstehe."
    Er griff in eine Schublade und nahm einen Gegenstand, in die Hand, den er schon vor kurzem dort und zu genau diesem Anlass platziert hatte.
    "Nun centurio, ich stecke hier gewissermaßen in einem Dilemma. Kannst du dir im entferntesten vorstellen, was mein Problem ist?"

  • Er brauchte eine Antwort und Verus gab sie nüchtern: "Wenn mir eine Nachricht von einem Soldaten übermittelt wird, dass um Aufklärung und Beseitigung des Problems mit den germanischen Überfällen gebeten wird, gehe ich davon aus, dass ich als Centurio einen Auftrag habe," erinnerte er sich an das Gespräch mit dem Boten. Doch diese Sachfrage schien dem Römer unerheblich, da der Vorfall nun Folgen gehabt hatte, die größer waren als diese Detailfrage. "Scheinbar gab es einen Fehler in der Kommunikationskette, Präfekt," schloss er die Erklärung ab und beließ es auch dabei. Es war ein Lapsus in der Kommunikation, der zu diesem persönlichen Fiasko geführt hatte. Andererseits hätte er so Idun auch nie kennengelernt. In diesem Sinne wollte er schlicht das Schicksal beschreiben und nicht bewerten.


    Ja, Verus befand sich in einem Dilemma. Nicht nur der Präfekt. Für Verus war seine persönliche Schande, die eigene Verachtung, größer als dieser Moment. Er würde gerne mit Idun flüchten, ein Leben aus Liebe errichten und doch war er an Rom mit all seiner Macht gebunden. Kaum noch Leben weilte in seinen Augen. Keine Träne fand mehr den Weg zu Idun, die sie gerade benötigte. Doch etwas schien die Kälte in seinem Gesicht, wie Eisperlen brechen zu lassen. Wie ein Falke flog etwas aus seiner Seele durch die Zeit und wollte Idun beistehen, die gerade durch ihre Traurigkeit gefesselt wurde. Seine Sinne schwanden und verloren den Punkt sowie Fokus. Verus wollte diese Kälte nicht. Nicht diese Macht. Es war grausam und doch konnte der Römer sein Gefängnis nicht verlassen. Bis zu diesem Wunder, als seine Hand sich ausstreckte, um heimlich nach Iduns Hand zu suchen. Ein kleines Zeichen, dass er nicht aufgab. Er würde nicht aufgeben. Die schreckliche Erinnerung an den Kampf, jene Belastung, die er stets mit sich trug, wollte ihn brechen aber Verus stand tapfer ein. Seine Finger strichen über die Handfläche der Frau, bis seine Hand in die ihre fiel. Nein, er wollte sie nicht verlieren. Nicht mehr. Doch, bevor er den Eispanzer um seine Seele zerschlagen konnte, wurde er noch benötigt. Noch musste er der harte Soldat sein, damit er dieses Gespräch überstand. Der Panzer half ihm, klar und sachlich zu argumentieren. Doch bald würde er ihn zerschlagen und sich für all das entschuldigen, was er geworden war. Bald würde er Idun so lieben, wie sie es verdiente. Doch vorher musste dieser Gang gegangen werden. Jetzt würde er akzeptieren, was er geworden war. Erst durch Akzeptanz und eigene Gnade würde genug Wundermacht bewirkt, um das Eis zu brechen. Doch diese Macht würde erst über die Zeit reifen aber Verus war sich in geheimer Gedankenwelt sicher, dass die Bestie weichen würde. Er liebte Idun. "Ja, sie kam zu mir," sagte Verus, während er still und ohne Mimik zur Seite blickte. Als er keine Regung in ihrem Angesicht fand, drückte seine Hand ihre fester, um sich ihrer zu vergewissern. Nicht erneut sollte sie in den schwarzen Ozean fallen und davon treiben. Seine Augen gewannen durch diesen Anblick wieder Leben. Leben im Mitgefühl. Er fühlte für sie und dieser Glanz legte sich in seinen leeren Blick. Er war kein Held aber Mensch. Ein Mensch, der fühlen konnte und so fühlte er wieder, denn sie erinnerte ihn an das, was er immer noch war: Mensch. Die Schuld klang fest mit seiner Stimme aber auch seine Liebe sprach mit seiner Stimme und schrie inzwischen gegen diese Ungerechtigkeit an. Zerissen wandte er seinen Blick wieder zu Licinus, der von einem Dilemma sprach. Verus verstand und nickte langatmig. Er würde sich nicht verteidigen. Es war die offenkundige Entschuldigung eines Soldaten, der diese nicht aussprach aber danach handelte. Sein Blick wurde wieder härter, durch dieses Gefühl der Erinnerung; dieses Gefühl eines Zurückgelassenen. "Präfekt, du musst diese Sache bewerten. Einerseits gab es Tote im Kampf, andererseits sitzt hier ein Mann, der alles zu opfern bereit war, nur um die Ehre seiner Einheit und seiner selbst zu retten. Ein Mann, der naiv und gutgläubig, auf einen Boten vertraut hatte und seine Einheit in einen blutigen Hinterhalt geführt hat. Ein Mann, der gekämpft hat, bis zum Schluss und beinahe gestorben ist. Ein Mann, der sich dafür schämt, dass er seine Männer nicht besser schützen konnte," sagte Verus distanziert und verkleidete seine Gedanken kaum. "Ein Mann, der seine Pflicht ernst nahm und für Rom selbst seiner Retterin Folter antat. Ein Mann, der Pflicht kennt und Pflicht vor seine persönlichen Wünsche stellt," sprach er weiter, wobei seine Stimme eine brechende Regung zeigte, während seine Augen zu Luna wanderten. Es tat ihm so leid und das Bedauern wuchs, so dass auch sein Blick wieder einsamer wurde. Das Objekt in der Hand des Präfekten nahm Verus nicht wahr und auch die Bewegung zur Schublade hatte er übersehen, denn seine unruhige Seele hatte jeden Fokus verloren. "Ich diene Rom," erklärte der Tiberius dann mit trauriger Stimme, die kaum noch aus seinem Mund treten konnte. Verus vermisste sich selbst in dieser Sekunde. Diese Gefühle wollten nicht mehr richtig sein. Der Kampf hatte ihm alles entrissen, vorallem seine Lebensträume.

  • Das hatte man nun davon, wenn man Befehle nicht schriftlich machte. "Dein Bote" stellte Licinus nüchtern fest "War ein Idiot. Der Befehl lautete Auflärung, nicht Beseitigung." Der Schaden war entstanden, das konnte man nicht mehr ändern.


    Bevor Licinus weiter antworten konnte kam der cornicularius zurück und brachte tatsächlich ein paar Äste verschiedener Dicke mit sich, alle jedoch gerade. Er legte sie -- ebenso wie ein Essmesser, dass er zum Schnitzen irgendwo aufgetan hatte -- vor der Germanin ab, sprach aber nicht, um seinen Vorgesetzten nicht zu stören. Licinus seinerseits nickte ihr zu, um sie zu ermutigen ihre Nachrichten aufzuschreiben -- konnte man das so sagen?
    "Das fast die Lage recht gut zusammen. Bist du nun ein Held, der seine Einheit gerettet hat, oder ein fahrlässiger Verbrecher, der zugelassen hat, dass sie vernichtet wurde?"
    Licinus griff führte nun die Hand nach oben, in ihr befand sich eine bronzene Torques.
    "Du weißt sicher, was das hier ist. Nach allem, was ich heute und in den letzten Tagen gehört habe, werde ich vorschlagen, dich damit für dein Verhalten bei der Deckung des Rückzugs deiner Männer auszuzeichnen. Das war glänzende Arbeit, Soldat." Licinus Stimme während der letzten Sätze war warm gewesen, fast stolz oder väterlich, für den kommenden Satz schlug sie in das komplette Gegenteil um und die Worte kamen aus seinem Mund wie eine Mischung aus Peitschenschlägen und dem Blitzen kalten Stahls.
    "Mach das noch mal und ich bringe dich um!"


    Worauf Licinus nicht weiter einging waren alle Kommentare zu Iduns Bestrafung. Das war notwendig gewesen, aber nichts wofür er jemanden auszeichnen würde. Im Gegenteil er wünschte sich wenig sehnlicher, als dass es seine Wirkung getan hätte und möglichst bald im Hitnergrundrauschen des städtischen Lebens unterging. Leider würde es kaum so kommen.

  • Eine Auszeichnung? Es tat weh. Sie war, wie Hohn, denn im Grunde hatte er versagt und doch am Ende nur seine Pflicht getan. Er war römischer Soldat und leistete seinen Dienst für die Heimat. Es war der Eid, der ihn band und dieser Eid offenbarte ihm nun eine Auszeichnung? Verus war verwirrt und nickte still. Eine Torques. Eine hohe Auszeichnung, die vor den Männern als Pfand eines Kriegshelden gesehen werden würde. Verus gehörte nunmit zu den erfahrenen und kampferprobten Eliten, auch wenn er dies selbst eigentlich nicht wollte. Doch gab es kein Zurück mehr. Die Stimme des Präfekten war während der letzten Sätze warm, gar stolz oder väterlich, gewesen. Eine gemeine Ehre, die fast böse, genau die seelische Wunde traf, die Verus nicht verheilen konnte. Der Tiberius blickte nun doch zielgerichtet auf die Torques, deren Anklage er noch ausgewichen war. Dennoch schien Verus nicht große Freude auszustrahlen. Er nahm es hin. Viel mehr schien die letzten Worte des Präfekten passender für die geschundene Seele des Soldaten. "Jawohl," kommentierte der Centurio diese Worte aufmerksam und etwas erhobener. Schließlich schloss er noch mit einem kleinlauten Wort ab: "Danke." Somit blickte er wieder zu seiner Luna.

  • Jedes Wort von Verus, das kalt und nüchtern die Situation und sein Verhalten beschrieb war wie ein erneuter Peitschenhieb. Und sie trafen sie härter als jene Hiebe auf dem Forum. Denn diese hier trafen nicht ihren Körper sondern ihre Seele.
    Idun nahm sich nach der stummen Aufforderung die Äste. Sie wählte die dicksten aus. Schließlich sollte die Nachricht ja auch erkenn- und lesbar sein.
    So konnte sie auch das Geschehen um sich herum ausblenden.
    Mit geschickten und geübten Händen schnitze sie die entsprechenden Runen tief in die Rinde der Äste. Man konnte sie nun sehen und ertasten. Ja einige Runenkundige waren so alt, dass kaum noch sehen konnten.
    Es dauerte natürlich seine Zeit, aber dann hatte sie 6 der Äste mit Runen so verziert, dass jeder der sie lesen konnte ihnen die Botschaft entnehmen würde, dass Idun die Voelva aufgrund eines Götterurteils nun Sklavin eines Römers war. Außerdem enthielt die Botschaft Iduns unverwechselbares Zeichen, damit die Empfänger wussten, dass die Botschaft echt war.
    Wenn der Offizier die Äste betrachten würde, dann würde er erkennen, dass alle absolut identisch sind.
    Idun legt die Äste und das Messer vor sich ab und ihre Hände wieder schweigend in den Schoss. Sie bekam gerade noch mit, das Verus wohl eine Auszeichnung bekam. Welch Ironie des Schicksals.

  • Der abschweifende Blick nach dem Dank fiel Licinus durch auf und er räusperte sich ausgesprochen vernehmbar. "Jetzt reden wir", sollte das heißen, "also widme deine Aufmerksamkeit gefälligst meiner Person!" Gesprochen wurde anderes.
    "Kein Grund zum Dank" stellte der Präfekt zynisch fest. "Du hättest eines wie das andere verdient. Ich kann aber Helden nicht hinrichten und Verbrecher nicht auszeichnen, also musste eine Entscheidung her. Und die legio kann in diesem Schlamassel keinen hingerichteten centurio brauchen." Licinus starrte dem centurio fest in die Augen.
    "Um es ganz klar zu sagen, Soldat, du hattest am Ende mehr Glück als Verstand. Du hast dein Leben allein deiner Sklavin hier zu verdanken. Und den Berichten deiner Kameraden, die sich auf ihre Rettung konzentrierten, schuldest du deine Ehre."
    Es war -- so sollte Licinus in Jahren darüber denken, wohl so, dass die wahre Heldin dieser ganzen Episode gerade schweigend Zeichen in Stöcke ritzte. Aus der Retrospektive hätte er wohl mehr für sie tun müssen, aber im Moment dachte er nur in den Kategorien der Legionsmoral.
    "Wie dem auch sei. Es handelt sich dabei nur um meine Empfehlung, die Entscheidung liegt bei dem Legaten." Damit wandte er sich an Idun, seine Stimme blieb so nüchtern wie zuvor, klang aber doch ein oder zwei Nuancen freundlicher:
    "Du bist fertig?" fragte er und griff nach den Stöckchen, drehte sie etwas nutzlos in der Hand -- er hatte keine Ahnung, was die Symbole bedeuteten -- und bat Idun ihm die Namen ihrer Kontaktleute zu nennen, damit die Nachrichten wohlbehalten in Germania ankämen. Er würde einen Weg finden müssen, den Inhalt der Nachricht zu prüfen. Oder konnte er Idun/Luna wirklich vertrauen. Zweifel sähten sich in sein Hirn.


    Nachdem dies geschehen war, sag er sie beide an und meinte:
    "Gibt es eurerseits noch Fragen, zum weiteren Ablauf?"


    Sim-Off:

    Ihr seid damit nicht entlassen, denn falls ihr keine Fragen habt, hat Licinus noch eine

  • „Ja.“ kam es leise über ihre Lippen. Sie sah sehr wohl, wie der Offizier die Äste hin und her drehte. Sie nannte ihn Namen von verschiedenen Händler, die regelmäßig das Gebiet ihrer Stämme bereisten. Natürlich sah sie auch das Misstrauen in seinen Augen. So erklärte sie jedes Einzelnes Symbol und seine Bedeutung. Natürlich würde er er auch hier vertrauen müssen. Doch das Misstrauen wich nicht. Sie konnte es verstehen. Zu groß war wohl die gegenseitige Ablehnung. Idun seufzte innerlich. Wie oft hatte sie schon versucht gegen diese Schranken in den Köpfen anzukämpfen. Ein letztes Mal würde sie es wohl noch tun müssen. Sie schaute also auf und dem Offizier direkt ins Gesicht. „Dominus, ich spreche ganz offen zu dir. Ich weiß es ist schwer zu vertrauen. Sicherlich gibt es auch hier in der Stadt jemanden der die Schrift lesen kann. Die Frage ist nur ob du dem oder derjenigen vertrauen kannst.“ Ihr Blick war nun fest und lag tief in seinen Augen. Sie hatte nichts zu verbergen. „Ich habe und hatte nie ein Interesse daran, dass die Stämme sich gegen Rom erheben. Ich war immer um Frieden bemüht.“ Sie blickte kurz zu Verus um dann ihren Blick wieder auf den Vorgensetzen zu lenken. „Er hat mir angeboten zu gehen, mich selbst zu retten. Ich blieb und entschied mich ganz bewusst für das hier.“ Sie atmete tief ein und aus, denn ihre folgenden Worte waren wirklich mehr als offen. „Ich denke in den Augen einiger war es falsch was ihr getan habt.“ Ihr Blick war immer noch aufrecht und aufrichtig. „Ich verstehe es jedoch und hab es akzeptiert. Es war nötig und notwendig für die Moral euer Männer.“ Ja sie verstand sehr wohl, warum die Befehlen entsprechend gegeben worden waren und warum Verus es hatte ausführen müssen. Sie machten niemanden einen Vorwurf. „Es ist wichtig, dass die Stämme es erfahren. So wie ich nicht wollte, dass wegen Wulfgars Fehlentscheidung ein Krieg ausbricht, will ich auch nicht, dass wegen dieser Sache einer ausbricht. Es wäre sinnlos und unnötig.“ Bei den nun folgenden Worten sah sie Verus an. „Als ich mich an ihn als Sklavin verkauft habe schwor ich ihm meine Treue. Da er Rom dient, gilt diese nun auch Rom. Viele Söhne der Stämme dienen in euren Reihen. Du solltest also beurteilen können, wie viel uns Treue und Ehre bedeutet.“ Nun lag es wohl an Licinius zu beurteilen, ob er der Seherin traute oder nicht. Ihr Blick war nun wieder ganz auf den Offizier fokussiert.

  • Es war weniger die Tatsache, dass sie seine Gefühle ganz genau zu beschreiben musste, als viel mehr ihr scheinbar von Herzen kommendes Loyalitätsbekenntnis zu Rom, dass Licinus sich ertappt vorkommen ließ.
    "Ich werde darüber nachdenken," sagte er mühsam und hatte sich doch bereits entschieden. Luna schien vertrauenswürdig zu sein. Sie hatte Recht, er wusste, was den Germanen ein Ehrenwort bedeutete. Und wenn man ehrlich war: Sollten sich die Stämme nach diesen Nachrichten erheben wäre sie wohl die erste, die die Konsequenzen am eigenen Leib würde tragen müssen.
    Diese Frau besaß eine innere Stärke die beeindruckend war. Und ein wenig beunruhigend. Als Mann, kam Licinus ein absurder Gedanke, hätte sie einen guten Offizier abgegeben.


    Einen Moment herrschte schweigen, dann raffte er sich zusammen. "Also gut. Die Nachrichten gehen direkt an die Händler. Ich denke, wir können Luna trauen." So ganz klar, an wen diese Sätze gesprochen waren, wurde aus der Richtung nicht, denn Licinus hatte Luna angesehen, aber dass sie nicht Ziel der Aussage war, wurde aus dem Wortlaut offensichtlich. Nach einem Moment des zögerns setzte sich also der Sekretär in Bewegung und sammelte die Stöcke ein. "Und Scribonius ... Stillschweigen, klar?! Das gilt auch für euch." Wandte er sich an die beiden an seinem Tisch.
    Er schenkte sich nach und trank einen tiefen Zug der posca. Dann wandte er sich wieder dem centurio zu
    "Ein letztes noch: Wo soll Luna eigentlich unterkommen?"

  • Der einsame Held wollte fliehen, entkommen und sich verstecken, über das, was er nun war. Helden standen allein, mussten mit sich auskommen und ertragen, dass sie andere verletzt hatten. Stille Stimmen schallten in seinem Schädel, wollte ihm vergewissern, wie willkürlich und kurz Leben war. Peinvoll kreisten seine Emotionen, während er seine Idun anblickte. Es schmerzte ihn, sie zu sehen und sich daran zu erinnern, was er getan hatte. Alles, was jetzt war, schien bedeutungslos und verloren, doch war dort etwas, was ihm Halt gab: Hoffnung. Verus hoffte, dass diese Gedanken vergehen würden. Diese stillen Stimmen irgendwann schweigen würden, damit er wieder nur Mensch sein konnte. Seine Augen verweilten fest bei ihr, verließen sie nicht mehr und konnten es auch nicht mehr. Jetzt musste Verus sprechen, da man ihm eine Frage stellte, doch dabei konnte er nicht sprechen. Denn, egal was er tat, schien er stets zu verlieren und immer wieder machte er sich selbst zum Außenseiter. Immer wieder, trotz seiner Hingabe und seiner seelischen Vorbereitung, konnte er niemals gewinnen. Es war dieser Sturm, der ihn trieb und ein Zuhause unmöglich machte. Verus hatte alles riskiert; alles in den Sturm geworfen, um seinen Sturz zu bremsen. Wie konnte er noch leben, wenn nicht jetzt? Er fühlte Liebe; eine Sehnsucht nach dieser Frau, die ihn anblickte und mit aller Macht an seinem Herzen riss, welches so sehr eine Heimat brauchte. Wie kalte Messer durchstieß die Zeit seine Lunge, so dass seine Atmung einbrach und die Antwort nicht gelang, während sich seine Lippen öffneten. Verus hatte Angst. Eine tiefsitzende Angst vor seinen Fehlern, vor seiner Vergangenheit und vor der Schuld, die auf ihm lag. Alles hatte seinen Preis. Alles kehrte zurück und würde sich rächen; in seinen Gedanken lauerte die Bestie, die begierig mit den Krallen kauerte. Oft war er an diesem Ort gewesen, dort zusammengebrochen, um sich erneut mit Gewalt zusammenzusetzen. Immer wieder hatte er sich selbst zusammengesetzt, um erneut zu kämpfen. Immer wieder Kämpfen, um nicht zu verlieren und doch verlor in jedem Kampf etwas von sich selbst. Aus dieser Welt wollte er flüchten und ... doch hatte er in dieser Welt seine Liebe gefunden. Gemeinsam stürzten die beiden Menschen hinab in diesen Traum. Doch der Mann zögerte. Die Schatten lebten, wie die Abermilliarden Sterne, verfluchten sie seine Zeit. Selbst die Sterne brachen vor der Schuld und das Wunder war alles, was ihm blieb. Verus fürchtete sich; nicht vor dem Kampf, sondern vor dem Verlust. Nicht seines Lebens, sondern seiner Zeit mit Idun. Alles, was ihm blieb, war sie. In seinem Blut kochte die kalte Wut, so dass er nun seine Fäuste gegen die Wand schlagen wollte, bis seine Knochen schmerzten. Schmerz war Lehre seines Lebens. Stets zurückgewiesen, verdammt und unter Pflicht gestellt, war er nun am Leben und es schmerzte. Wie konnte er noch leben, wenn er nie gelebt hatte? Liebe ließ ihn Schmerz fühlen, den er nie gekannt hatte und es riss die alte Welt ein. Verus gab auf und fand die Worte: "Sie wird in meiner Vorkammer leben. In meinem Arbeitszimmer." Dort sollte sie sein. Bei ihm, wenn er in der Nacht weinte und diese einsame Kälte kam. Dort sollte sie sein, damit er sie niemals wieder verlor. Er wollte sie schützen, lieben und bewahren, denn alles, was er noch war, lag in ihren Händen. Verus riskierte alles für sie. Alles für diesen Moment und den Augenblick.

  • "Bitte?!" Licinus glaubte sich verhört zu haben. Das konnte der Mann doch wohl nicht ernst meinen. Da hatten sie den Soldaten gerade auf die zweit brutalst mögliche Art abgewöhnt zu glauben, dass Luna eine Kontrolle über den centurio ausübte und nun wollte er, dass sie praktisch ununterbrochen in seiner unmittelbaren Nähe blieb?! So viel Naivität war doch nicht zu fassen. Noch dazu in seinem Arbeitszimmer, einem Raum, wo täglich sie täglich ein Dutzend der Soldaten zu Gesicht bekommen musste, da konnte er sie ja besser noch in seinem Schlafzimmer unterbringen.
    Leicht entnervt rieb sich Licinus mit Daumen und Zeigefinger die Augenbrauen entlang.
    "Centurio," sprach er langsam und eindringlich "Das halte ich für eine wirklich selten bescheuerte Idee. Was glaubst du eigentlich, wie lange es dann dauert bis erneut Gerüchte aufkommen, hä? Und was dann, bitte? Sie wieder auspeitschen? Du glaubst doch nicht, dass wir das nochmal so unter Kontrolle kriegen, oder? Die Soldaten werden nur sagen, dass es schonmal nicht funktioniert hat. Und dann müssen wir irgendwie reagieren."
    Unausgesprochen blieb, was dann der einzige Weg war, sicherzustellen, dass kein Soldat mehr glaubte, Luna würde den centurio verhexen. Und das war, das Luna gar nichts mehr tut. Nicht einmal atmete.


    Von der unmittelbaren Bedrohung abgesehen war es auch nun mal so, dass Frauen in einem Militärlager nichts verloren hatten. In den den Offiziershäusern duldete man sie, in den Baracken dagegen gleich dreimal nicht. Dass Licinus dabei ein wenig heuchlerisch war, war ihm gar nicht klar, aber auch er hatte Esquilina bei sich wohnen gahbt als er noch centurio gewesen war.

  • Nun wurde die Sache schwierig. Verus wollte nicht auf seine Idun verzichten und sie sogar vor anderen Lagerinsassen schützen. Frauen konnten ein Problem sein, dennoch verkannte Licinus, das im Lager auch verschiedene Sklaven, darunter auch Sklavinnen, arbeiteten. Insbesondere die Wäsche oder Hilfsdienste, außerhalb des Truppendienstes, lagen oft bei Sklaven. Verus gedachte in dieser Sekunde, seine Geliebte im Wäschezug unterzubringen, damit er sie bei Gelegenheit besuchen konnte. Immerhin wäre sie dort sicher untergebracht und unter vielen Frauen, so dass die Gefahr von gewissen Problemen ausgeschlossen war. "Wir können sie den Wäscherinnen zuteilen," meinte Verus schließlich knapp und nickte dem ungläubigen Präfekten zu. "Sie könnte somit in der Sklavenunterkunft leben," erklärte er noch und blickte dann wieder zu Idun. Er hoffte inständig, dass der Präfekt darauf eingehen würde. Immerhin würde seine Idun dann auch Tätigkeiten für die Legio erfüllen.

  • "Du meinst, wir bringen sie in der Sklavenschaft eines der tribuni unter?" fragte Licinus nach. Er überlegte für einen Moment. Das war vielleicht wirklich nicht die dümmste Idee. Die Häuser der tribuni waren kleine Welten für sich und ihre Einwohner, insbesondere Bewohnerinnen, blieben häufig in diesen. Somit wäre Luna aus den Augen der Soldaten und damit wohl auch aus ihrem Sinn.
    "Das könnte gehen, in der Tat."
    Es gab noch einen kurzen Moment der Pause, in der Licinus über das für und wieder der Entscheidung sann. "Wir probieren das. Ich rede mit den tribuni, ob noch jemand Platz hat eine weitere Sklavin unterzubringen. Du erhältst darüber Nachricht von mir, sobald ich ein Quartier für sie gefunden habe."
    Damit war es beschlossen. Er wandte sich wieder an die junge Frau.
    "Luna, ein ernstgemeinter Rat: Wenn du im Lager bleiben kannst, bleibe möglichst im Haus und wenn das nicht geht, kleide dich unauffällig."
    unauffällig hieß natürlich wie eine angepasste römische Sklavin. Er machte sich durchaus Gedanken um die Sicherheit. Sowohl ihre eigene, als auch die der gesamten legio.

  • Luna hörte die ganze Zeit stumm zu. Hier wurde gerade über sie entschieden. Und was am Ende dabei herauskam schmeckte ihr schon mal gar nicht. So nah und doch so fern. Wie es aussah wollte der Offizier sie in einem Haus am liebsten einsperren. Wusste er eigentlich was er da verlangte? Sie war es nicht gewohnt den ganzen Tag in einem Haus zu verbringen. In der Natur da kannte sie sich aus, da fühlte sie sich wohl. Selbst hier im Lager, wenn sie draußen war fühlte sie diese beklemmende Gefühl. Und jetzt sollte sie im Haus bleiben? Jetzt wo der Sommer vor der Tür stand. Wo es warm wurde, wo man die Natur genießen konnte.
    Natürlich sagt sie nicht von ihren Gedanken. Ihre Miene blieb ausdruckslos. Sich anders kleiden? Ja bei allen Götter was sollte sie denn anziehen? Sie hatte nichts anderes als die alten Tuniken von Verus. Es war ja nun nicht so, dass sie für eine Reise ihre sieben Sache gepackt hatte. Nein sie hatte alles was sie besaß zurückgelassen. Nur das Kleid welches sie getragen hatte als man sie festnahm war ihr geblieben. Jenes Kleid welches die Soldaten auf dem Forum zerfetzt hatten. Nun besaß sie wirklich nichts mehr. Wo also bei allen Göttern sollte sie unauffällige Kleidung herbekommen?
    Unsicher sah sie also zu Verus, bevor sie den Offizier wieder anblickte und einfach nur ein bestätigendes „Ja Dominus.“ Über ihre Lippen brachte.

  • Und so waren die beiden nun Überlebende eines immer ferner rückenden Kampfes. Doch der Kampf hatte beide verändert. Wo Verus um seine Seele rang, rang sie um Leben; nicht im Sinne eines Überlebens, sondern eines echten Lebens mit ganzem Herzen. Jetzt waren sie Überlebende, die lernen mussten, wieder zu leben. Ein echtes Leben zu führen, fern der falschen Ideale und der Lügen ihrer Zeit. Liebe schloss seine Schwingen in guter Absicht um diesen Moment, wollte beiden ein Vergessen der Pein und auch eine Erinnerung an getragene Hoffnung sein. Verus versteckte sich nicht mehr, während er von seiner eigenen Gnade abfiel. All' sein ganzes Leben war er fragil gewesen; zerbrechlich im Angesicht der grausamen Zeiten, die ihm sein Herz gestohlen hatten. Mühsam hatte er es gefunden und zwar im Tempel ihrer Umarmung. Krieg war eine Krankheit, die sich in die Seele fraß, wie jener Hass und jene Gewalt, welche ihn begleitete. Er fühlte sich verloren und doch fand er in ihrer Nähe einen neuen Versuch, diese Kälte abzustreifen, die in ihm hauste. Alles, was er nicht mehr wollte; alles, was er wollte, war bedeutungslos, wenn nur dieser Versuch gelingen würde, ehrlich zu lieben. Er gelang ohne Wunsch und Wollen, denn ihre Nähe war gegen jede Realität und gegen jeden Traum ein wahres Wunder, welches alles verdammte, was nicht minder schön war. In ihrer Nähe lag leise Schönheit, die in der Natur nur selten Dingen vergönnt war. Verus kostete von diesem Anblick und fand daran Erleichterung und auch leider ein Gefühl des Verlustes. Ein Teil von ihm starb langsam aber beständig, um das Vergessen zu erlauben, damit er kein Gift mehr trinken musste. Ein Teil, der längst zerbrochen war und nur noch von unruhigen Händen zusammengehalten wurde. Ironie dieses Kriegsdienstes war, dass er im Hass und Kampf, Liebe gefunden hatte. Es war noch so viel Leben in ihm, welches die Splitter der Maske vertreiben wollte, die er versuchte zusammen zu setzen. Namen, Aufgaben und Pflichten. All das wollte er behalten und doch schrie sein Herz dagegen an. Diese Splitter einer Vergangenheit, die ihn zu Tiberius Verus machten, wollte er behalten, obwohl die Liebe sie nicht brauchte. Er war ganz Mensch und kein Soldat. Die leeren Augen fanden Leben und mit glasigen Angesicht blickte er zu Licinus, im Gedanken seinen Dienst zu beenden und mit Idun zu flüchten; nach Rom oder weiter. An einen Ort mit Sonne und Wasser; eine Zukunft fern der falschen Bilder und irrigen Fantasien von Pflicht und Gehorsam. Doch sein römisches Blut, sein Sein, lag nicht in der Flucht, sondern in der Freiheit zu wählen. Er war Römer und egal, wohin er ging, er stand als Römer für etwas ein, was größer als er selbst. Eine Idee von Rom, oft pervetiert und verraten von Hass und Machthunger. Er wählte Idun und darin lag alles, was er noch brauchte, um Mensch zu sein. Die Maske ließ sich wieder tragen und nicht alle Leerstücke der Maske mussten ersetzt werden. Wenn Verus stürzte, würde er in ihre Arme fallen; und wenn sie fiel, würde sie in seine Arme fallen. So sollte es sein, wenn beide gemeinsam überlebten, um auf ein echtes Leben zu bauen. "Dann haben wir eine Lösung," erklärte der Centurio mit ernster aber ruhiger Stimme. Er hoffte in der Tat darauf, dass diese Lösung funktionierte und er seine Idun regelmäßig besuchen konnte. Verus war klug und würde schon einen passenden Grund finden, um einen Tribun aufzusuchen. "Ja, Praefectus," schloss der römische Offizier ab, der er nun wieder war und mit geübter unsichtbarer Hand setzte Verus seine Maske auf, deren Splitter aus Erinnerungen bestanden. Er würde niemals vergessen.

  • Der Cornicularius des Tribunus Laticlavius brachte ein Schreiben vom benachbarten Officium und überreichte es dem Cornicularius des Praefectus Castrorum:

    Praefectus Castrorum Marcus Iulius Licinus
    Castra Legionis II Germanicae
    Mogontiacum


    Tribunus M' Flavius Gracchus Minor Praefecti Castrorum M. Iulio Licino s.p.d.


    Anlässlich des Antritts meines Tribunates bei der Legio II Germanica in Mogontiacum möchte ich Dich und weitere Offiziere und Honoratioren meiner nunmehr einjährigen Heimat zu einem Gastmahl in meine Casa laden.


    Selbstredend wird es mir ob der bescheidenen Optionen meiner Dienstwohnung nicht möglich sein, eine Festivität gleich jenen zu geben, welche mein Geschlecht in der Villa Flavia Felix Romae zu offerieren pflegt, doch werde ich mich mühen, für eine agreable Atmosphäre und erlesene Speisen der Region zu sorgen.


    Insofern wäre es mir eine besondere Freude, wenn Du mich ANTE DIEM VI NON IUL DCCCLXVII A.U.C. (2.7.2017/114 n.Chr.) zur neunten Stunde in meinem Hause inmitten der Castra Legionis aufsuchen würdest. Selbstredend steht es Dir frei, weitere Gäste mitzubringen, obschon ich Dich ersuchen müsste, in diesem Falle mich vorab zu informieren, da die Möglichkeiten meines Hauses wie erwähnt limitiert sind.


    Vale bene!

    http://www.niome.de/netstuff/IR/SiegelCaduceus100.png


    [Blockierte Grafik: http://s1.directupload.net/images/131110/noakoh4f.png]

  • Durchaus war seine neuartige Aufgabe keine Leichtigkeit gewesen, wie der junge Flavius zu konzedieren genötigt war, doch hatte er letztlich reüssiert. Zumindest hoffte er dies, als er, flankiert von Patrokolos, welcher eine Karte der Umgebung, und seinem Cornicularius, der einige Tabulae mit sich führte, beim Praefectus Castrorum vorstellig wurde. Als Tribunus genoss er gewisse Privilegien, sodass man ihn recht baldig vorführte.


    "Salve, Praefectus Iulius!"
    , grüßte er erstlich den Lagerkommandanten, wenn auch in unmilitärischer Variante, wie sie unter den Stabsoffizieren der Legion gebräuchlich erschien.
    "Ich bin hier, um dich über meine Präparationen hinsichtlich des allmonatlichen Übungsmarsches in Kenntnis zu setzen."
    Ein Gestus des Jünglings ließ seinen Sklaven Patrokolos den Plan entrollen.
    "Ich habe mich entschieden, die Legion zum Taunus Mons an den Limes zu führen. Decurio Brisius versicherte mir, dass jene Distanz durchaus an einem Tag zu überwinden sein dürfte, zumal wir partiell die befestigte Straße nach Aquae Mattiacorum benutzen könnten, was den Vorteil bietet, die Männer sowohl im Straßenmarsch, als auch im Durchqueren der Wildnis zu exerzieren. Die genaue Route hat mein Cornicularius zusammengestellt."
    Nun war jener Sekretär an der Reihe, eine seiner Tabulae vorzulegen.
    "Das Marschlager für die Nacht ist zu Füßen des Limesturmes XXI vorgesehen."
    Der Jüngling kniff ein wenig die Augen zusammen, um seinen Blick zumindest insoweit zu schärfen, dass er die dick eingezeichnete Linie auf der Karte zu identifizieren vermochte, welche die Grenze zum Barbaricum symbolisierte. Diesen Part seiner Präsentation hatte er gemeinsam mit Patrokolos einstudiert, da es ihm selbstredend impossibel war, jene winzigen Beschriftungen und Symbole zu identifizieren, welche die Karte zierten, und sich aufs exakteste jene Position in Relation zum geschwungenen Bogen eingeprägt, an welcher benannter Turm zu finden war. Wie Brisius ihm versichert hatte, stand jener Posten auf einem Hügel, der ein erquickliches Panorama in die germanischen Wälder bot, sodass auch das touristische Interesse des Tribuns befriedet werden mochte.
    "Der Ort verfügt über hinreichend Baumbewuchs, um das Lager zu errichten, zusätzlich könnte jene Übung genutzt werden, um den Limesweg an dieser Stelle ein wenig zu verbreitern."
    Wie sein Cornicularius ihm mitgeteilt hatte, bestand der Limes an dieser Stelle aus einer schlichten Kette von Türmen, zwischen welchen zur Ermöglichung von Sichtkontakt Schneisen in den Baumbewuchs geschlagen waren. Dass die Errichtung eines Marschlagers, in deren Rahmen zahlreiche Bäume zu schlagen sein würden, geeignet war, um jene Schneise und damit die Kontrollabilität der Grenze zu vergrößern, war hingegen die Idee des jungen Flavius gewesen, welche er indessen durchaus ihn mit Stolz erfüllte.

    Sim-Off:

    Ich bin so frei, jenes belanglose Geplänkel von Höflichkeiten zu überspringen ;)

  • Sim-Off:

    In Anbetracht meines Zeitmangels klar dafür und Licinus wird sich sicher nicht daran stören.


    "Salve tribunus Flavius",
    Licinus gefiel der geschäftsmäßige Ton, dem der Jüngling sich befleißigte durchaus. Das verhältnis zwischen dem breitstreifigen Tribunus und dem Präfekten war qua defintion nicht einfach, aber mit dem Flavius -- das hatte er mittlerweile festgestellt -- ließ sich gut zusammenarbeiten.


    Licinus überflog die Tafel einigermaßen, dioeser Weg war ihm tatsächlihc nicht aus eigener Anschauung bekannt. Die Inspektionsreise hatte er abbrechen müssen, wegen seines Unfalls zur Begrüßung in Germania.


    "Du möchtest das Nachtlager demnach nicht mit pila muralia befestigen sondern mit einer richtigen Palisade?" vergewisserte er sich zur Sicherheit. Er hob die rechte Augenbraue ein wenig an. Der Flavius würde sich bei den Männern hochgradig unbeliebt machen. Dennoch betrachtete Licinus die Aufgabe als machbar. Hart aber machbar, daher stimmte er zu. "Aber im Prinzip hast du Recht, eine Verbreiterung des Limesweges ist immer wieder angeraten." Man musste aufpassen, die hießige Fauna wuchs schneller als Licinus es gewohnt war.
    "Damit wären wir beim Nachtlager angekommen, hast du besondere Pläne für den Rückmarsch oder einfach den gleichen Weg zurück?"

  • Ein wenig ratlos blickte der Tribun auf die Interjektion des Iulius selbigen an, da ihm der Umstand, dass eine Legion bereits ihre Palisaden mit sich führte, entfallen war, obschon er nun, da sie erwähnt wurden, sich ihrer erinnerte.
    "Nun, ich würde jene Option zumindest offen halten, da doch vieles auch von der Zeit abhängt, zu welcher wir unsere Destination erreichen."
    , versuchte er endlich der Zwickmühle zu entfleuchen und zuckte mit den Schultern.
    "Als Weg zurück könnte man sodann entweder den direkten Weg wählen, oder jedoch einen kleinen Umweg über Aquae Mattiacorum nehmen."
    , replizierte er sodann die zweite Frage, wobei er kurz auf jenen Punkt der Karte deutete, welchen er irrtümlich für das Symbol der Kapitale der Civitas Taunensium hielt (in Wahrheit handelte es sich um Bingium), was dem flüchtig Dreinblickenden jedoch womöglich entging.
    "Wie man mir berichtete, verlaufen die Märsche der Legion stets nach einem similären Schema, sodass ich keine weiteren Spezialitäten präpariert habe. Solltest du dennoch Extravaganzen wünschen, stehe ich indessen selbstredend bereit, jene zu integrieren."

  • Ertappt, dachte sich Licinus. Aber ein einfacher Hinweis würde die Tragweite des Unterschiedes deutlich genug machen und so erklärte er wie Nebenbei:
    "Vergiss einfach nicht, dass das schanzen mindestens drei eher vier bis fünf mal so lange dauert, wenn wir erst noch Bäume fällen müssen. Da ist es gut ... flexibel zu bleiben."
    Okay ein klein wenig väterlicher Spott war ihm doch über die Zunge gehüpft.


    Da Licinus die Karte auf seinem Tisch beinahe auswendig kannte, entging ihm der Lapsus des Flavius tatsächlich, denn er hatte sich auf diesen und nicht auf genannte Karte konzentriert.
    "Beides valide Alternativen, in der Tat. Ich sehe keine Probleme mit dem kleinen Umweg, aber rechne damit, dass die Bevölkerung der Aquae euch auch noch ein wenig aufhalten könnte."


    "Das ist richtig, aber ab und an kann ein kleiner Wachrüttler den Soldaten nicht schaden. Es ist daher den Organisatoren überlassen, was sie sich einfallen lassen um nicht nur die Fitness sondern auch die Kreativität der Soldaten zu testen. In Mantua haben wir mal eine Rinderherde das Lager "angreifen" lassen. Ein Krach kann ich dir sagen." Licinus lachte kurz nostalgisch auf.
    "Nein. Dein Plan ist solide, da muss nichts geändert werden, wenn du aber möchtest ... bitte. Ich wünsche nur keine Extravaganzen, von denen ich vorher nichts weiß."
    Mit den letzten Worten schob Licinus doch noch eine Einschränkung nach, die eigentlich nicht der Rede wert war, nur: Er hasste es, etwas nicht zu wissen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!