Obwohl der Subpraefectus sich gern von allem fernhielt, was mit Ausfahrten zu tun hatte - was bei einer Flotte gar nicht so einfach war - musste auch er gelegentlich das Kommando über ein Schiff übernehmen, um den Flottensoldaten auf die Finger zu sehen. Zumindest vermied er dabei größere Überfahrten über das Mare Nostrum, bei denen er zuletzt immer sehr unangenehme Erlebnisse gehabt hatte. Zwar verlief es manchmal auch weniger verheerend - beispielsweise auf der Patrouillenfahrt nach Carthago Nova - aber sobald er weiter nach draußen fuhr, wo die See etwas rauher war, hing er wahlweise über der Reling oder einem Eimer an einem möglichst uneinsehbaren Ort auf dem Schiff. Ein Kompromiss waren Tagesausfahrten mit einer der schnellen Liburnen der Classis, die regelmäßig vor Alexandria patrouillerten und bei Bedarf Schiffe kontrollierten, die nicht sowieso den Hafen der Alexanderstadt anliefen.
Für genau so eine Fahrt war er also heute eingetragen worden, weshalb er neben einem vielschrötigen Nubier am Heck der Lupa stand, die aufgrund der Windstille an diesem Tag (die Lucius sehr zupass kam, weil dadurch auch das Meer ruhiger war) nur von den Ruderern angetrieben wurde. Alles in allem war dieser Dienst eigentlich unglaublich langweilig, aber von seiner Position unter dem Sonnensegel aus konnte er zumindest gut die klar definierten Muskeln der Ruderer beobachten, die sich im Takt zusammenzogen und entspannten - seit der junge Petronier sich für Medizin interessierte, war auch das eine halbwegs interessante Beschäftigung!