[Officium] Praefectus Urbi Herius Claudius Menecrates

  • "Ach, das meinst du", erwiderte Menecrates schmunzelnd, weil Octavius die Aufregung anzumerken war. Der Claudier legte die Feder zur Seite. "Für die Bewerbung gibt es keinen Stichtag, jeder kann sich melden und erhält eine Chance. Allerdings..." Dem Präfekt wurde klar, dass er bei Eignung und dem damit verbundenen Wechsel des Octaviers ins Operative seinen Cornicularius im Vorzimmer verlor.

    "Während der Zeit des Eignungstests müsstest du weiterhin nebenbei im Kommandostab arbeiten. Einen Ersatz für dich würde ich erst suchen, wenn dein Wechsel beschlossen ist." Er nickte, um sich gut zuzureden, denn er hatte sich inzwischen hervorragend mit Octavius eingespielt. Mit einem neuen Cornicularius würde es sicherlich wieder Holperer geben, bis die Abläufe reibungslos vonstatten gingen.

    "Lass dir aus dem Magazin einen Optiostab geben, sieh dir die Listen der Rekruten an und plane selbstständig die Ausbildung. Zuweilen schaut jemand über deine Schulter, aber zumeist agierst du allein, denn wer sich bewähren will, muss auch Talent in Organisation und Planung beweisen."

  • Bei dem Wort Kommandostab, zuckte Frugi innerlich. Er wusste genau und deshalb auch seine Zögerung, dass er diesen Schritt bisher nicht unternommen hatte. Er würde sich dann von dieser Position verabschieden müssen und eigene Wege gehen. Nach den anfänglichen üblichen Holperer hatte er sich doch schnell eingelebt zumal er Claudius Menecrates mehr als respektierte. Es war ihm eine Ehre gewesen so eng mit dem Praefectus Urbi zusammen arbeiten zu dürfen. „Es wird so sein müssen und ich werde mich dem einfügen. Wann kann oder werde ich damit beginnen müssen?“ Augen zu und durch war gerade sein Antrieb.

  • "Jederzeit und besser heute als morgen", antwortete Menecrates, der seine zusätzliche Kohorte nicht nur auf dem Papier sehen wollte. "Es treffen beinahe täglich Rekruten ein. Lass dir im Rekrutierungsbüro neben den Namen auch die provisorischen Unterkünfte sagen, denn die Neuen sind aufgeteilt. Uns fehlen noch die Baracken und Stationes zu den neuen Soldaten. Dabei fällt mir ein, ich sollte der neuen Station einen Besuch abstatten und nach dem Baufortschritt sehen."

    Die alltäglichen Aufgaben mussten zusammen mit den Spezialeinsätzen und den Bauprojekten gestemmt werden, und die Verwaltung der Urbs forderte ebenfalls Zeit und Energie.


    "Gutes Gelingen, Cornicularius!" Es klang, als, gäbe es seitens Octavius' keine Unklarheiten mehr und Menecrates musste dringend weiterarbeiten.

  • Das hört sich gut und auch irgendwie dringend an, dachte Octavius. „Danke! Praefectus Claudius“, kam deshalb von ihm, er wusste auch für den Praefectus war die Zeit kostbar. Er salutierte vorschriftsmäßig und machte sich auf um sich den Optiostab zu holen.

  • Mit einem weinenden und einem lachenden Auge blickte Menectates seinem Cornicularius hinterher. Er brauchte erstklassige Offiziere für die neue Kohorte, aber an einen neuen Mann im Vorzimmer wollte er sich im Grunde nicht gewöhnen, zumal Octavius auch ein vorbildliches Auftreten an den Tag legte. Irgendjemand würde die Stelle neu ausfüllen, aber der Tag lag noch fern.

  • Menecrates wurde seit dem Aushang häufiger in seiner Arbeit unterbrochen als sonst, aber das stellte keinen Grund zur Klage dar, denn zum einen benötigte er gute Offiziere für die neue Kohorte und zum anderen freute er sich über das rege Interesse. Er schob die Pläne für den Spezialeinsatz zur Seite, weil sie nicht für jedermanns Blicke bestimmt waren, und rief: "Ja, herein."

  • Lurco betrat das Officium und grüßte nach Dienstvorschrift.


    "Salve Praefectus, ich bin bezüglich des Aushangs und der dazugehörigen Interessenbekundung hier. Da ich mein Interesse bezüglich eines Aufstiegs bereits bekundet habe, entzieht es sich meiner Kenntnis, ob ich dieses aufgrund des Aushangs erneut vorbringen muss. Zwecks Bekräftigung meines weiterhin bestehenden Interesses bin ich hier", antwortete Lurco.

  • Menecrates schüttelte den Kopf, bevor er antwortete. "In deinem Fall weiß ich Bescheid. Du kannst umgehend im Rekrutierungsbüro vorsprechen und um die Zuweisung von Tirones bitten. Ein Hinweis vielleicht: Niemand wird dir den Ablauf der Ausbildung vorgeben. Stattdessen wird von dir Eigenverantwortung und Selbstorganisation erwartet. Fragen sind natürlich erlaubt.

    Übergangsweise müsstest du sowohl die Ausbildung als auch deine bisherige Aufgabe ableisten. Du wirst als Cornicularius zwar entlastet, aber nicht von dieser Aufgabe befreit."

    Der Präfekt wartete, ob es Fragen gab. Seinerseits war alles geklärt.

  • Lurco nickte knapp.

    "Danke für den Hinweis. Meiner üblichen Arbeit werde ich selbstverständlich weiter nachgehen, trotz Ausbildung. Möglicherweise kann man sogar beides verknüpfen. Eine Frage habe ich noch Praefectus. Was genau ist mit der Testphase gemeint im Hinblick auf Eignung und Ausblick auf Beförderung?", fragte Lurco.

  • "Die in Aussicht gestellte Beförderung ist der Rang eines Centurio. Um eine Centuria führen zu können, benötigt es im Normalfall einer langen Dienstzeit, in der Erfahrungen angesammelt werden. Dieser lange Erfahrungszeitraum steht den Offizieren der neuen Kohorte nicht zur Verfügung, also müssen sie in dieser Testphase beweisen, dass sie trotzdem geeignet sind. Die Testphase umfasst einen Zeitraum, der üblicherweise für die Grundausbildung angesetzt ist. Ich erwarte Verantwortungsbewusstsein, Selbstkontrolle und Führungsqualitäten, zum Beispiel das Motivieren der anvertrauten Soldaten mit dem Ziel, sie möglichst schnell zu einem verlässlichen Teil unserer Einheit werden zu lassen."

    Ob diese Antwort ausreichte, um die Frage zu beantworten, würde sich zeigen. Menecrates wartete ab.

  • "Vielen Dank für die Erläuterung, ich habe keine weiteren Fragen mehr", antwortete Lurco.


    Purgitius beschloss die Ausbildung nach den üblichen Vorgehensweisen vorzunehmen, allerdings auch ebenso um das zu ergänzen, was er sich in der Ausbildung gewünscht hätte. Pflichtprogramm stand auf der Tagesordnung, würde aber mit Praxis gewürzt werden. Schlichte Theorie nützte nichts, er würde versuchen seine Auszubildenden mit in aktuelle Fälle und Geschehnisse einzubinden, soweit dies möglich und für sie ungefährlich war.

  • Octavius klopfte kurz an die Türe des Praefecten, trat aber sofort ein, da er wusste, dass kein Besucher im Offizium war. „Praefectus Claudius, das hier wurde gerade im Namen von Cornicularius Purgitius Lurco
    abgegeben."
    Damit legte er die Tafel auf den Schreibtisch.




    Bericht Neuzugänge der Garde


    Bis zum heutigen Tag den ANTE DIEM XIII KAL MAR DCCCLXXII A.U.C. (17.2.2022/119 n.Chr.) konnten zwei Neuzugänge

    bei den Prätorianern ausfindig gemacht werden und zwar:


    Gaius Sempronius Sophus

    Sisenna Seius Stilo


    Cornicularius Manius Purgitius Lurco

    Cohortes Urbanae

    Zwölfte Kohorte

    dritte Zenturie

    siebtes Contubernium


  • Lurco drehte sich um.


    "Salve Cornicularius Octavius!".


    Danach wartete er weiter ab, bis der Praefectus den Befehl zum Wegtreten erteilte.

  • Der Cornicularius musste noch einiges aufarbeiten und es war schon spät. Zum Schluss nahm er den Bericht des Cornicularius Purgitius Lurco und legte ihn auf den Schreibtisch des Praefectus Urbi, welcher auch schon sein Officium verlassen hatte.



    Bericht - Fallakte Mordfall - Leichenfund am Tigillum Sororium

    Mordfall Eques Pontius Liber

    Status ungeklärt (bis auf weiteres)


    Stand: ANTE DIEM XII KAL MAR DCCCLXXII A.U.C. (18.2.2022/119 n.Chr.)



    Subura herrscht zur Zeit eine Auseinandersetzung zwischen sicher zwei unterschiedlichen Gruppen:

    1. Gruppe Umgebung Collegium Maniae (Kreuzwegbruderschaft Zuordnung)

    2. Gruppe unbekannt.


    Mordopfer Pontius Liber:

    - Weitere Infos über den Toten Pontius Liber vermutlich erhältlich in den Kreisen der Ritter und Senatoren.

    - Pontius Liber hatte mit dem Collegium Maniae zu tun.

    - Puppe im Rachen des Mordopfers passt als Hinweis zu dem Collegium Maniae.



    Ermittlungsergebnis:


    Zweite unbekannte Gruppe:

    Zur zweiten Gruppe konnten bis zum heutigen Tag keine Hinweise gefunden und ermittelt werden.

    Offene Ermittlungen in der Subura verlaufen fruchtlos.

    Verdeckte Ermittlungen haben keine Aussicht auf Erfolg aufgrund des herrschenden Bandenkrieges und der damit verbundenen, erhöhten Wachsamkeit.


    Mordopfer Pontius Liber:

    Eine Befragung sämtlicher Ritter und Senatoren ist unmöglich, zumal es sich hierbei lediglich um eine Vermutung handelt.

    Mögliche Zeugen oder Kontaktpersonen wurden weder bestätigt, noch namentlich benannt.


    Ermittlungsansätze und Hinweise die zur weiteren Bearbeitung des Falles notwendig sind, sind zur Zeit nicht gegeben. Alle bis dato ermittelte Hinweise und Spuren führen ins Leere und haben zu keiner Aufklärung beigetragen. Die nötigen aufzubringenden Ermittlungen und Mittel, stehen in keinem Verhältnis zur Aussicht auf Erfolg.

    Täterhinweise konnten im v.g. Fall nicht ermittelt werden.


    Der Fall ist somit ungeklärt geschlossen.



    ANTE DIEM XII KAL MAR DCCCLXXII A.U.C. (18.2.2022/119 n.Chr.)

    Cornicularius Manius Purgitius Lurco

    Cohortes Urbanae

    Zwölfte Kohorte

    dritte Zenturie

    siebtes Contubernium


  • Der Präfekt brütete wieder einmal über der strategischen Planung, den Spezialeinsatz betreffend, als sein Cornicularius das Officium betrat. Die Garde spielte in Menecrates' Plänen eine Rolle, allerdings würde er die Einzelheiten mit den Stabsoffizieren besprechen und darüber hinaus keine Einblicke gewähren, denn der Erfolg eines Spezialeinsatzes hing nicht zuletzt von dessen Geheimhaltung ab. Der Präfekt legte aus diesem Grund ein unbeschriebenes Papyrusblatt über die Pläne, bevor er aufblickte.

    "Ja", erwiderte er mit fragender Betonung und Blick auf den Eintretenden.

  • "Ave, Stadtpräfekt Claudius!"
    Gavius salutierte mustergültig.
    "Beneficiarius Gavius, hier im Dienste des Tribuns Decimus. Er bittet um Einblick in die Ermittlungsergebnisse zum Mord an der Virgo Vestalis Maxima, inklusive der gesperrten Akten."


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