Irresistibel schritt die Zeit voran, doch ebenso irresistibel offerierte sie dabei einen impermeablen Kreislauf, welcher Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr und Phase für Phase wieder Similäres offerierte. Manius Minor war herangewachsen in jenem hermetischen Zirkel, hatte Rom den Rücken gekehrt, jedes Mal involontär, doch stets war er zurückgekehrt, um jenes gleichförmige Leben neuerlich auf sich zu nehmen, welches von frühester Kindheit ihn umspannte, barg und zugleich fesselte. Innerhalb jener Periodizität ereilte ihn auch die alljährliche Feier seines Wiegentages an den Kalenden des September, die seit jeher in traditionaler Weise in der Villa Flavia Felix war zelebriert worden.
Auch nun, da er als neuer Mensch in sein Vaterhaus war zurückgekehrt, war er jenem Protokoll unterworfen, obschon er weder die Existenz eines Genius, dessen Feier das römische Anniversarium eigentlich darstellte, noch die Necessität ein Opfer zu Ehren anderweitiger Wesenheiten als sinnvoll erachtete. Einer kurzen Disputation zwischen Manius Maior und Minor hatte es bedurft, jene Obliegenheit zu klarifizieren, doch da es als gänzlich inadäquat musste erscheinen, wenn ein Pontifex und designierter Magistratus Minor seinen Ehrentag ohne einen Salut an die Adresse der Unsterblichen zelebrierte, hatte der Vater den Sohn endlich übermächtigt und diesem abgerungen, dem Usus gemäß sich zu verhalten.
Dennoch wagte der Jüngling, jenes Ritual zumindest in solcher Weise zu disturbieren, als dass er an diesem Morgen nach dem Erheben einen Becher von Opium zu sich nahm, sodass er jene familiare, doch nicht inkommode Schwere verspürte, als er kurz darauf das Atrium aufsuchte, um die Gratulationen seiner Anverwandten zu akzeptieren. Doch nicht nur psychisch zeigte der Thanatos-Trunk seine Wirkung, auch die Physis des jungen Flavius offenbarte seine Berauschtheit: Seine Augenlider waren halb geschlossen, sein Gang träge und schwankend einem Schlafwandler gleich. Doch immerhin gewährte jene innere, doch auch äußerlich schweißtreibende Wärme eine Gleichmut und Saturiertheit, welche ihn über die Heteronomie seines eigenen Festtages hinwegtröstete.