Ein Nachmittag auf dem Markt

  • Nachdem sie die einige Dinge in der Stadt erledigt hatte, war Valentina nun auf einem der Märkte unterwegs. Um sich abzulenken war dies genau der richtige Ort. Es war nun schon einige Tage her, dass sie von ihrem Verlobten etwas gehört hatte. Obwohl sie es nicht zugeben wollte, doch langsam wurde die junge Quintilia nervös. Sollten die Götter schon wieder einen anderen Plan haben als sie?
    Doch bevor sie wieder in Grübeleien verfiel, mischte sie sich unter das bunte Treiben des Marktes und besah sich die Auslagen, welche dort angeboten wurden.


    Sim-Off:

    [Würde mich freuen, wenn sich ein, zwei, viele Mitspieler dazugesellen würden.]

  • Eine Weile hatte Apolonia die junge Römerin beobachtet. Für sich war sie zu dem Ergebnis gekommen, die Römerin wirkte bedrückt und war zeitweise abgelenkt durch ihre eigene Grübelei. Auch wenn sie sich im gerade ins Getümmel stürzte, so wäre sie für Apolonia ein leichtes Opfer. Sie folgte der die Auslagen Betrachtende.
    Sie musste nicht lange warten, ehe sie durch eine vierköpfige Frauengruppe aufgehalten wurde. Es wurde eng und dadurch gab es ein kurzzeitiges Gedränge. Schon war der Geldbeutel der Römerin mit der Hilfe von Apolonias kleinem Messerchen in ihrem Besitz. Sie lächelte die Quintillerin freundlich an und meinte, „was für ein Gedränge wieder einmal.“

  • Tatsächlich hatte es ihr ein Stand besonders angetan. Wie viele Frauen schien Schmuck eine magische Anziehung auf Valentina auszuüben. Sie betrachtete sich die Auslage, wobei sie die besonders teuren Stücke wie gewohnt außer Acht ließ. Noch hatte sie sich nicht ganz daran gewöhnt, dass sie sich vielleicht bald keine Gedanken um Geld mehr machen musste. Doch noch war das nicht sicher, was Valentina schon wieder innerlich seufzen lies. Sie hielt eine Armspange in der Hand, die hübsch war und wie sie erfahren hatte nicht einmal sonderlich teuer, als sie angerempelt wurde. Leider keine Seltenheit. Der Sklave, der ein Stück neben ihr stand, streckte sich. Schließlich war er für ihre Sicherheit verantwortlich. Leider aber eben nur für ihre Sicherheit. Nicht für die ihrer Geldbörse.
    Als sie von der jungen Frau angesprochen wurde, nickte Valentina nur und besah sich dann wieder den Armreif. Dann reichte sie diesen an den Verkäufer weiter. Den wollte sie sich heute gönnen, vielleicht wurde er ihren Nichten auch gefallen. Doch als sie nach ihrer Geldbörse griff, griff sie ins Leere. Valentina erschrak schrecklich, hatte sie heute doch ein bisschen mehr Münzen dabei, da sie einige Erledigungen machen wollte. Die Frau, die sie gerade angerempelt hatte! Valentina drehte sich herum, sie war schon einige Schritte weg. Da nahm die junge Quintilia die Verfolgung auf. "Halt, bleib stehen!" Rief sie ihr nach.

  • Da waren die Worte vor denen Apolonia sich schon so lange gefürchtet hatte. Das schlimmste war sie hatte die gestohlene Geldbörse noch bei sich, denn sie hatte noch keine Gelegenheit gehabt sie Babila zu zustecken. Ihr treuer Sklave war immer wenn Apolonia auf Streifzug war in ihrer Nähe mit einem Einkaufskorb, in welchen Apolonia die gestohlenen Sachen unbemerkt deponierte. Ihr Custos Appius Peducaeus Messianus, welcher sein Augenmerk mehr auf die Gefahren von vorne oder den Seiten richtete, hörte die Rufe, ahnte aber nicht, dass diese seiner Herrin galten und stand der Bestohlenen kurzzeitig im Weg. Apolonias Schritte wurden in dessen schneller, im Laufen war sie gänzlich ungeübt. Sie hatte immer besonderen Wert ihr Auftreten einer Römerin aus gehobenen Stand an zu passen.


    Hoffentlich hört die hinter mir bald mit ihrem Geschrei auf. Wohin soll ich denn jetzt? Soll ich mich in einen Hauseingang verstecken? Oder etwa unter einen Ladentisch verkriechen? Apolonias Gedanken purzelten durcheinander. Hoffentlich kreuzten jetzt nicht die Urbanaer auf. Schnell bog sie um die nächste Ecke und wäre fast mit einem sehr korpulenten Mann zusammen geprallt, den sie aber noch geschickt um wich und ihn dann als Deckung für sich nutzte, um anschließend eilig weiter zu hasten.

  • Die Diebin war schnell, doch Valentina hatte nicht vor sich geschlagen zu geben. Darüber wie das aussah, dass eine Bürgerin der Stadt so schnell sie konnte zwischen den anderen Marktbesuchern hindurchrannte um eine Diebin zu stellen, darüber dachte sie in dem Moment nicht nach. Auch machte sie sich keine Gedanken um ihre Frisur oder dergleichen. Nein, dafür steckte zu viel des wilden Mädchens in Valentina. Sie wollte ihr Geld wieder haben. Sie teilte gerne aber nur wenn man sie fragte! Und so hörte sie keinesfalls auf immer wieder zu schreien man möge die Frau doch bitte aufhalten. Teilweise sah es aus als würde sie diese bald eingeholt haben, doch dann schlug die Diebin wieder einen Hacken und war wieder weg. Als sie um eine Ecke bog fürchtete Valentina sie aus den Augen zu verlieren. Der Mann, der eben auch für die Diebin fast zum Hindernis geworden wäre, war nun auch ihr Verhängnis. Nicht mehr ganz konnte Valentina bremsen und streifte den Arm des Mannes, mit dem er sie dann auch gleich packen wollte. Sie rief eine Entschuldigung und konnte sich gerade noch unter der zupackenden Pranke wegducken, bevor sie weiter die Verfolgung aufnahm. "Jetzt bleib endlich stehen!" Rief sie nun deutlich wütender hinter der Frau her.

  • Nachdem er in Sergius Plautus einen eigenen Tiro Fori gefunden und sich mit selbigem an diesem oder jenem Tag zu einem Gang über die Märkte der Urbs verabredet hatte, versuchte Dives zunächst den ihn beschäftigenden inneren Konflikt nicht allzu sehr zu Tage treten zu lassen. Einerseits schließlich fühlte er sich durchaus geehrt, dass es offenkundig Menschen gab, die in ihm einen lohnenswerten Mentor sahen. Auf der anderen Seite jedoch fühlte er sich mitnichten auch nur ansatzweise als einer der betagten und lebensweisen Greise, die zweifellos einen Großteil des Senats ausmachten und als Mentoren für ein Tirocinium Fori wohl von der Mehrheit der aufstrebenden Jungpolitiker präferiert wurden.


    "Wenn wir heute hier über die Märkte gehen und uns an dem einen oder anderen Stand ein wenig umschauen, was denkst du, Sergius, worauf sollten wir dabei unbedingt achten und ein Auge haben?", eröffnete der mittlerweile zum Aedilis Plebeis vereidigte Iulier das Gespräch und setzte sich langsam in Bewegung. "Wie viele - und welche - Sachen kommen dir da alles in den Sinn?", war der Senator gespannt zu hören. Denn nicht zuletzt wollte er heute schließlich nicht allein auf die Einhaltung aller Regeln und Vorschriften achten, sondern auch seinem Tiro die gleiche Chance bieten, möglicherweise zu ahndende Verstöße zu erkennen und ausfindig zu machen.


    "Mami, Mami, Mami! Dürfen wir fangen spielen?", konnte man unterdessen einen kleinen Jungen in der Nähe seine Mutter fragen hören. "Ja, Mami, dürfen wir fangen spielen?", stimmte sein Bruder ihm zu. "Caius, Lucius, wir spielen kein fangen, wenn wir auf dem Markt sind.", antwortete die Mutter mit belehrendem Zeigefinger. "Ohh, warum nicht?", war der eine Junge sichtlich enttäuscht. "Ja, Mami, warum nicht? Die beiden Mädchen da drüben dürfen doch auch fangen spielen!", zeigte der zweite auf die beiden tobenden Frauen. "Mädchen sind voll doof.", befand wiederum der erste ob dieser augenscheinlichen Ungerechtigkeit im Umgang der Geschlechter und verschränkte beleidigt seine kleinen Arme vor dem Körper.

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  • Stehen bleiben wäre nicht besonders gescheit von mir, antwortete Apolonia ohne es aus zu sprechen. Sie merkte, dass ihre Verfolgerin weniger Scheu hatte sich durch die Stadt laufend zu präsentieren. Warum habe ich gerade die ausgewählt, schalt Apolonia sich selber.
    Ah, da vorne ist eine Garküche, die kenne ich und ihren Hintereingang auch, war ihre Idee im letzten Augenblick. Sie wusste auch, wie sie aus der Gasse dahinter wieder raus kam. Schon hetzte sie durch die Garküche, warf noch schnell einen Hocker im vorbeilaufen hinter sich auf den Boden, rannte durch die Türe, durch die Gasse und wieder vor die Garküche. Kurz spähte sie hinein, sah ihre Verfolgerin nicht und ging eilig in den Teil der Garküche. wo das Essen vorbereitete wurde, kramte in der Geldbörse holte alle Münzen heraus und warf die Gelbörse auf einen Gemüsekorb. Eilig drückte sie ohne hin zu sehen, der Magd die sie anstarrte eine Münze in die Hand und verschwand wieder durch die Hintertüre. Diesesmal ging sie die Gasse zur anderen Seite entlang.

  • Zitat

    Original von Iulius Dives


    Die Kinder scherten sich einen Dreck darum, was die Mama da mit erhobenem Zeigefinger gesagt hatte. Nach einem kurzen Innehalten, während dessen sie die Ungerechtigkeit von Mamas Verbot erkannt hatten, stürzten sie sich wieder mit Geschrei in ihr unterbrochenes Spiel.


    Plautus kratzte sich am Kopf: "Tja, Senator Iulius, wir sollten die Preise und die Qualität der Waren unter die Lupe nehmen. Wucher- und Dumpingpreise sind nicht erlaubt, ebenso ist es nicht zulässig, schlechte oder verdorbene Waren anzubieten. Die Qualität der Waren muss auch den Anpreisungen der Händler entsprechen. Schließlich ist noch zu prüfen, ob der Händler Inhaber eines behördlich genehmigten Betriebs ist."


    Er schaute sich kurz die Marktstände an und runzelte fragend die Stirn.


    "Ich weiß nicht, ob es hier eine Marktordnung gibt, die vorschreibt, wie breit die Gassen zwischen den Ständen sein sollen und ob die Händler eine bestimmte Menge Löschwasser vorhalten müssen. Oder, ob sie für das Betreiben eines Marktstands auch eine Gebühr zu entrichten haben."


    Im Eifer des Spiels rempelte eines der schreienden Kinder Plautus von hinten an. Mit einem Ausfallschritt rettete er sein Gleichgewicht.


    "Na ja, das was die Mutter der Kinder da grade gesagt hat, ist wohl als ein elterliches Verbot zu betrachten, das nicht vom Senat abgesegnet ist."

  • Der iulische Senator, nicht ahnend, was die beiden kleinen Jungs in der Nähe gerade bezeugten, war für den Augenblick ganz und gar auf das Gespräch mit seinem Tiro konzentriert.
    "Sehr richtig, sehr richtig.", nickte er dem Sergier entsprechend nach dessen Antwort zu. "Die Preise, die Qualität und die Konzession sollten wir in der Tat stets ein wenig im Auge behalten am heutigen Tag. Darüber hinaus, du hast es bei der Qualität schon leicht angedeutet, müssen wir allerdings auch darauf achten, dass niemand einen unlauteren Wettbewerb betreibt, indem er beispielsweise fremde Betriebe oder Produkte verunglimpft oder aber umgekehrt den eigenen Produkten falsche Eigenschaften zuschreibt.", ergänzte Dives die Liste seines Tiros. "Dabei kann natürlich ein unlauterer Wettbewerb durchaus zeitgleich auch ein Qualitätsmangel sein, wenn ein Händler seine Kirschen als frisch bewirbt, jedoch durchweg faulige und madige damit zu verkaufen versucht. Aber", strich er heraus, "nicht zwangsläufig jeder unlautere Wettbewerb betrifft immer die Qualität eines Produkts." Deshalb auch war der Aedil gewillt, diese beiden Aspekte getrennt zu betrachten.


    "Eines der wohl bekanntesten Beispiele dafür ist sicherlich die Erzählung von Archimedes und der Krone des Königs Hieron II. von Syrakus. Ich bin mir sicher, du kennst die Geschichte, weshalb ich sie hier nicht weiter ausführen muss." Der König bestellte eine Krone und bekam auch eine Krone. Der Hersteller und zugleich Verkäufer dieses Schmucks schrieb selbigem jedoch die Eigenschaft zu, auch aus reinem Gold gefertigt zu sein - ein Versprechen, welches letztlich durch Archimedes widerlegt wurde und somit den Verkäufer des im Sinne der Lex Mercatus unlauteren Wettbewerbs überführte. "Hast du selbst vielleicht ebenfalls noch eine Idee für einen ähnlichen Fall, der möglicherweise neben der Qualität und dem Material noch einmal einen anderen Bereich betrachtet, in dem es ebenfalls von Zeit zu Zeit immer wieder einige Wirtschaftstreibende gibt, die es mit der Wahrheit nicht so ganz genau nehmen?", erkundigte sich der Iulier - wobei er selbstredend nicht voraussetzte, dass auch der Sergier einen womöglich tatsächlich geschehenen Fall anführte. Im Zweifel konnte man einen Fall schließlich auch genauso gut konstruieren.


    "Der Sicherheitsaspekt und etwaige Marktgebühren sind natürlich ebenso wichtige Punkte, wenngleich ich befürchte, dass wir hier in Roma auf jedem Markt leicht unterschiedliche Vorschriften und keine für die gesamte Urbs einheitliche Regelung haben.", merkte der Senator eher beiläufig noch an, um einerseits diese Äußerung seines Tiros nicht zu übergehen, jedoch andererseits auch aufzuzeigen, weshalb es etwas schwieriger war, darüber nun so ganz allgemein zu sprechen.
    "Jaja, Kinder.", lächelte Dives anschließend in einer weiteren Randbemerkung, welche den Worten des Sergiers folgte. "Hast du eigentlich auch eine Familie?", interessierte er sich in diesem Zusammenhang dann spontan, ob womöglich auch der Sergier bereits auf die eine oder andere Weise ein Pater Familias war.

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  • Ja, die Story mit Hierons Krone war Plautus durchaus bekannt. Aber die Frage, die Dives damit verband, brachte ihn doch etwas ins Grübeln.


    "Gesetzt den Fall," begann er nach einer kurzen Denkpause, "dass ein Händler die Gewichtsstücke, die er beim Abwiegen der Ware verwendet, aus einem schwereren Material herstellen lässt, dann kann er seine Kunden leicht betrügen, indem er ihnen damit weniger Ware verkauft, als verlangt wurde. Aber, um solche Fälle aufzudecken, brauchen wir nicht den alten Archimedes zu bemühen, sondern wir können das ganz leicht durch Abwiegen mit amtlichen Standardgewichten hinkriegen."


    Jetzt kramte er in seinem Hirn nach einem Fall, bei dem der olle Archimedes doch noch zu seiem Recht kommen könnte. Ja, natürlich: Gold, was denn sonst?


    "Anders sieht es aus, wenn wir das Produkt einer Goldmine in's Auge fassen. Ob es sich tatsächlich um Gold handelt, wird man ohne die Methode des Archimedes nicht so ohne weiteres feststellen können."


    Er hatte gerade den Stand eines Goldschmieds im Blick und betrachtete die kleinen, oft sogar winzigen Schmuckstücke, die dort angeboten wurden.


    "Das aber hat auch seine Grenzen. Es geht leidlich bei großen Stücken, bei Fingerringen oder Ohrringen hat man es jedoch mit so geringen Mengen von Gold zu tun, dass man mit einigen messtechnischen Schwierigkeiten konfrontiert wird. Ich jedenfalls kenne aus meinem Beruf keine Waage, mit der man zweifelsfrei Gewichtsunterschiede von einem Granum nachweisen könnte."


    Familie? Ja, Plautus hatte eine, sogar eine etwas merkwürdige. Ach nein, das war ja seine Sippe.


    "Wenn Du meinst, ob ich Frau und Kinder habe, nee."

  • Der Iulier lächelte und nickte.
    "Richtig. Neben der Qualität und dem Material ist auch die Quantität stets etwas, worauf ein Auge zu haben sich lohnt.", stimmte er dabei zu, ohne im Detail auf das bereits vom Sergier gut erklärte Beispiel mit den Gewichten einzugehen. "Mir meinerseits wäre darüber hinaus auch noch die Herkunft einer Ware in den Sinn gekommen. Denn nicht nur verstößt ein Händler gegen die Lex Mercatus, wenn er verdorbenen Fisch verkauft oder falschen Goldschmuck an den Kunden zu bringen versucht oder beim Abwiegen von drei Pfund Äpfeln betrügt, sondern er verstößt natürlich ebenso gegen die Lex Mercatus, wenn er einen aquitanischen Wein als lusitanischen Wein anbietet - weil ein lusitanischer Wein sich womöglich in größerem Umfang oder aber teurer absetzen lässt.", lieferte der divitische Aedilis Plebis auch gleich noch ein mögliches Motiv für eine derartige Täuschung.


    "Dabei ist es selbstredend grundsätzlich egal, aus welchem konkreten Grund jemand seinen Waren dieserart oder anders falsch bewirbt. Entscheidend ist, dass ein Produkt, welches mit einer besonderen, konkreten Eigenschaft - einer Qualität, einem Material, einer Quantität, einer Herkunft - beworben wird, diese Eigenschaft auch erfüllen muss. Alles andere ist unlauterer Wettbewerb und muss geahndet und sanktioniert werden.", führte Dives weiter aus, während er zugleich hoffte, dass sie heute keinem Fischhändler aus Ostia begegneten, der ihnen frisch im Mare Nostrum gefangene Süßwasserfische verkaufen wollte, und dass sie heute keinem italischen Geflügelzüchter über den Weg liefen, der ausschließlich britannische Eier und thracische Suppenhüher im Angebot hatte... "Ausgenommen werden davon müssen natürlich die vielen besten Öle, edelsten Weine, tollsten Farben, großartigsten Keramiken und so weiter, da es schwerlich nur möglich sein würde, einen derartigen unkonkreten Anspruch zweifelsfrei zu widerlegen. So mag der eine Steinhauer seinen Stein für den besten halten, da er besonders hart und robust ist, während ein anderer seinen eigenen Stein für den besten hält, da dieser womöglich weniger hart und daher besonders leicht zu bearbeiten ist." Wohl äußerst schwerlich nur würde daher eine Anordnung gegen ein derartig superlatives Angebot im Zweifel auch vor einem römischen Gericht bestehen.


    "Nicht?", wiederholte der Senator anschließend die Aussage seines Tiros als rhetorische Frage. "Aber ich nehme an, dass du durchaus bestrebt bist, früher oder später eine eigene Familie gründen, oder?", wollte er wissen. "Denn ich kann dir aus meiner eigenen Erfahrung berichten, dass eigene Kinder zu haben, zu den mit Abstand schönsten Dingen gehört, die mir in meinem bisherigen Leben widerfahren sind. Zeitgleich gehört der Tod unter anderem meiner Adoptivtochter Iulia Torquata natürlich auch zu meinen dunkelsten Zeiten.", gab er zu und schwieg einen kurzen Augenblick andächtig. "Dennoch kann ich nach einer anstrengenden Senatssitzung müde und geschafft nach Hause kommen. Sehe ich dort meinen Sohn, wie er mit seiner kleinen, blauen Holzquadriga spielt, dann entschädigt dies für jeden noch so schweren Tag im Senat." Unweigerlich stahl sich ein Lächeln in das divitische Gesicht, als er beim Thema Familie die eigene Ehe samt ihrer Probleme unter den Tisch kehrend seinen Fokus auf den jungen Marc richtete. "Du kannst mir glauben, es ist ein kaum beschreiblich großartiges Gefühl, wenn du dabei zusiehst, wie er mit seiner kleinen, blauen Holzquadriga erst die grüne und dann die gelbe von der Bahn drängt und umwirft, bevor er sie siegreich ganz knapp vor der roten ins Ziel einfahren lässt.", schwärmte der Vater ein wenig von seinem die wichtigsten Freund- und 'Feindschaften' im Renngeschäft bereits kennenden Sohn.

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  • Ein breites Lächeln flog über das Gesicht von Plautus. Das Ding mit der Umbenennung von Wein kam ihm doch nur allzu bekannt vor.


    "In Neapolis hat man massenweise irgendeine ungenießbare Lorke aus dem Hinterland mit Gewürzen und ich weiß nicht, mit noch was aufgebrezelt und in Baiae den Neureichen als Falerner verkauft. Und die haben das Zeugs auch tatsächlich getrunken und waren voll des Lobs davon. Da hätte der zuständige Aedil alle Hände voll zu tun gehabt, wenn man ihn nicht vorher bestochen hätte."


    Er runzelte die Stirn. "Klar doch, dass das unlauterer Wettbewerb war, aber wie soll man nachweisen, dass dieser gefälschte Falerner nach Material, Qualität, Quantität und Herkunft eben kein Falerner war, wenn die Trinker schon deshalb, weil sie sich nicht blamieren wollten, Stein und Bein geschworen hätten, einen echten Falerner getrunken zu haben?"


    Natürlich hatte er verstanden, dass es da bei der Werbung für eine Ware schon eine Grauzone zwischen Fälschung und blumigen Qualitätsattributen gab, bei der man eine Grenze nur mit großen Schwierigkeiten ziehen konnte.


    "Also nehmen wir mal das Räucherfleisch, welches ich verkaufe. Ich bewerbe es als 'Sugambrische Superschinken, extra zart geräuchert'. Die sind sugambrisch, weil sie von einem sugambrischen Sklaven nach dem Rezept seiner Großmutter hergestellt werden. Es sind Superschinken, weil ich sie nun mal für Superschinken halte und sie sind extra zart geräuchert, weil die Großmutter meines Sklaven schon an der Zusammenstellung der Räucherhölzer gespart hat. Dass das Fleisch nicht aus dem Land der Sugambrer stammt, kann uns wurscht sein, weil es hier eben auf die Zubereitung ankommt."


    Die familiäre Jubelpoesie des Senators beeindruckte Plautus recht wenig. Dazu hatte er in seiner eigenen Familie ganz andere Erfahrungen gemacht. Wenn er sich bloß vorstellte, wie er von einer stressigen Sitzung zu seiner neapolitanischen Familie nach Hause gekommen wäre: Nochmal Stress. Forget it.


    "Ja doch, Senator Iulius, ich bin durchaus bestrebt, diesem römischen Ideal nahe zu kommen. Allerdings muss ich mir eingestehen, dass es mir momentan dazu an der Knete mangelt."

  • "Nun, im Falle des Falerners mag dies doch unter Umständen nicht allzu kompliziert sein.", lächelte der Iulier. "So es sich bei dem Verkäufer nämlich um den direkten Produzenten handelte - und folglich keinen Fernhändler sondern einen Winzer - reicht mir mitunter doch bereits ein Blick in seine Betriebsakten, um festzustellen, wo sich sein Betrieb befindet und um daraus abzuleiten, ob es an diesem Ort überhaupt möglich ist, Falerner-Wein zu produzieren oder nicht.", argumentierte Dives. Denn dass sich nur der Wein eines ganz bestimmten Anbaugebietes Falerner-Wein nennen durfte, musste er seinem Tiro gewiss nicht erklären.


    "Das Beispiel deines Schinkens wiederum gehört natürlich zu den Fällen, in denen die Überprüfung sehr viel schwieriger ist.", gab er anschließend zu. "Denn hier hilft ein Betriebsstandort allein im Allgemeinen leider nicht ausreichend weiter. Sobald nämlich es sich um weiterverarbeitete Produkte handelt, muss man sich schließlich stets fragen, heißt der Schinken sugambrisch, weil sein Rezept aus Sugambrien kommt, oder heißt er sugambrisch, weil das frische Fleisch für den Schinken aus Sugambrien bezogen wird, oder heißt er sugambrisch, weil die Produktion selbst in Sugambrien stattfindet - der Betrieb also dort seinen Standort hat.", zählte der Senator mit unglücklicher Miene auf. "Und dies sind erst einige, wenige Fragen, die sich mitunter noch durch weitere ergänzen lassen und damit aufzeigen, dass hier die Überführung eines unlauteren Wettbewerb treibenden Betrügers doch ungleich schwieriger ist." Er ließ eine kleine Kunstpause.


    "So es also keinen begründeten Anfangsverdacht gibt, der uns dazu anhält, einen genaueren Blick in die Bücher eines Händlers zu werfen, müssen wir uns bei dem scharfen Blick auf die Herkunft wohl oder übel auf solche Produkte beschränken, die nicht weiterverarbeitet sind.", zog Dives letztlich den Schluss. "Dazu gehört selbstredend Wein, der - so er direkt vom Winzer kommt - von der Traube an der Rebe bis zum fertigen Wein in der Amphore doch in aller Regel innerhalb eines einzigen Betriebs produziert wird. Dazu gehören Produkte wie Marmor, Stein und Eisen. Und dazu gehören hispanisches Obst und griechische Oliven genauso wie britannische Eier, thracische Suppenhühner und sämtliches anderes Vieh vom Pferd bis zum Lamm.", zählte er ohne Anspruch auf Vollständigkeit auf. "Dabei müssen wir selbstredend berücksichtigen, dass ein Betriebsstandort sich mitunter auch einmal ändern mag, sodass auch ein italisches Sägewerk noch einige Zeit lang das früher in Gallia geschlagenes Holz auch als solches verkaufen kann. Je mehr Zeit jedoch vergeht, umso genauer wird man darauf achten müssen, ob es sich tatsächlich noch um größtenteils gallisches Holz handeln kann, welches hier zum Verkauf steht.", erklärte er, bevor er zum nächsten Punkt kam.


    "Dir fehlt es an Vermögen, um eine Frau zu finden?", konnte sich der Iulier den Ansatz eines schelmischen Grinsens nicht verkneifen. "Aber wir reden hier doch nicht von einer Lupa, die du bezahlen musst, Sergius.", war es ihm anschließend schlicht unmöglich, diese Steilvorlage ungenutzt verstreichen zu lassen. "Im Gegenteil sprechen wir hier doch von einer ehrbaren Römerin - und ihrer natürlich nicht minder zu verachtenden Mitgift. Betrachte dir unter diesem Aspekt zum Beispiel einmal den großen, grandiosen Tullius Cicero und frage dich, wie seine Karriere wohl verlaufen wäre ohne der Terentia Vermögen.", zog der Iulier hier exemplarisch den von ihm für seine rhetorischen Fähigkeiten sehr geschätzten Tullier heran. "Ich meine, gewiss solltest du nicht allzu sehr damit hausieren gehen, womöglich nicht schwerreich zu sein. Allerdings bist du beim Rednerwettbewerb des Consulars Flavius hinter meinen beiden Klienten Helvetius und Petilius auf dem dritten Platz gelandet, nicht? Da würde ich sagen, folge dem Beispiel des Tullius Cicero und gleiche eine möglicherweise etwas weniger gefüllte Geldtruhe mit der dir eigenen Kraft der Worte aus.", lächelte der Iulier ermutigend. Denn wer sich auf seine Stärken konzentrierte, machte wohl zweifellos einen besseren Eindruck - gegenüber einer Frau wie auch gegenüber dem Senat - als jemand, dessen Fokus stets nur auf den eigenen Schwächen lag.

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  • Noch ein ganzes Stück hatte Valentina die Diebin verfolgt, doch schließlich doch verloren. Enttäuscht und wütend, kam sie auf die Gasse zurück und sah sich um. Doch von der Diebin fehlte jede Spur. Frustriert strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr, die sich durch das Laufen aus ihrem Zopf gelöst hatte und atmete tief durch. Sie wartete noch ein paar Augenblicke, bis sie wieder normal atmen konnte, dann machte sie sich auf den Weg zurück. Der Nachmittag war für sie vorbei.
    Die junge Quintilia war so sehr in ihren Grübeleien vertieft, das sie nicht aufsah und damit gar nicht bemerkte wie nahe sie an ihrem guten bekannten Marcus Iulius Divesvorbeilief.

  • Babila hatte den Geldbeutel von Apolonia bekommen, in den Korb gesteckt und schnell zu gedeckt. Apolonia hatte wirklich, dass sie so gerade noch entkommen konnte. Vorsichtig hatte sie von der kleinen Gasse in Richtung Forum gespäht und Babila hatte ihr ein Zeichen gegeben. Aufgeregt und zittrig wie eh und je, dachte er es ginge nach Hause, davon wollte Apolonia aber nichts wissen, so schnell gab sie nicht auf.
    Erneut schlenderte sie zwischen den Marktständen herum, auf der Suche nach Beute. Sie sah wie eine Sklavin nicht besonders aufmerksam einen gut gefüllten Beutel recht sorglos aufbewahrte , dabei ohne Unterlass mit einer Anderen redete. Die Umgebung beobachtend, nach möglichen Fluchtwegen abtaxierend, folgte Apolonia den Beiden und wartete auf eine gute Gelegenheit für ihren Zugriff.

  • Während Plautus die Vorlesung des Dives noch mal vor seinem geistigen Auge vorbeiziehen ließ, rauschte eine elegante Dame mit überhöhter Geschwindigkeit an ihnen vorbei. Plautus folgte ihr mit einer Wendung seines Kopfes, wandte sich aber gleich wieder an Dives.


    "Also, was haben wir, Senator? Überprüfung der Preise, Gewichte und Maße, Warenqualität kontra Werbung, unstimmige Herkunftsangaben und fehlende Betriebszulassungen, und, und. Wo fangen wir am Besten an?"


    Dann fiel ihm wieder diese rennende Dame ein und das brachte ihn auch auf das Thema Ehe und die Lobgesänge des Senators auf eben diese Institution. Ha, da war doch das Beispiel des Tullius Cicero, das Dives erwähnt hatte. Es war ja nicht von der Hand zu weisen, dass dieser berühmte Tullier sich terentiamäßig ganz gut saniert hatte. Ob im danach auch Nachteile aus dieser Eheschließung erwachsen waren, entzog sich jedoch Plautus' Kenntnis.


    "Nun, nun, vielleicht ist das doch ein brauchbarer Ratschlag von Dir, die monetäre Leere in meinen Truhen vermittels einer Mitgift zu überwinden. Aber bist Du Dir denn ganz sicher, dass die Kraft meiner Worte tatsächlich auch fliegendes Geschirr aufhalten kann? Äh, wer ist denn die flinke, junge Dame, die eben an uns vorbeigehuscht ist?"

  • Ein Beutelschneider musste schnell geschickt und unauffällig sein. Er brauchte scharfe Augen, gute Ohren und eine ruhige Hand. Vor allem aber brauchte er Geduld, dass aber hatte Apolonia schon lange gelernt. Sie hatte normalerweise Geduld im Übermaß.
    Jetzt flüsterte Apolpnia sich zu, kniff die Lippen zusammen, vergewisserte sich, dass keine Stadtwache in der Nähe war, sie auch sonst niemand beobachtete. Sie zückte ihr kleines Messer und schlenderte beiläufig an den beiden vorbei. Ihre Linke zuckte vor, teilte mit einer hunderfach geübten Bewegung die Gewänder und bekam den Beutel zu fassen. Mit dem Messerchen durchtrennte sie das Lederband. Schwer lag der Beutel in ihrer Hand. Beutel und Messer verschwanden unter ihrem Umgang.
    Sie hatte nicht den offenen daliegenden Beutel genommen, sondern den der anderen Sklavin. Einer Eingebung folgend schien ihr dies der bessere Griff. Ihr Custos Appius und Babila waren dann auch schon bei ihr und unauffällig glitt der Beutel in Babilas Korb. "Du kannst die Einkäufe schon nach Hause bringen. Ich schau noch bei dem Schmuckhändler vorbei, er soll neue Stücke erhalten haben." Schmuck war nun einmal ihre geheime Leidenschaft.
    Babila schlurfte seufzend davon und der Custos folgte Apolonia mit unbewegter Mine.

  • Zitat

    Plautus: "Wo fangen wir am Besten an?"


    Während Plautus auf eine Antwort seines Mentors wartete, konnte er in aller Ruhe eine Taschendiebin bei ihrer Erwerbstätigkeit beobachten. Ja, das wäre doch ein guter Anfang, dieser Diebin das Handwerk zu legen, dachte er sich. Aber er kam dann zu dem Schluss, dass er erstens als Tiro kein Zugriffsrecht hatte und dass sein Mentor da wohl auch langatmigerweise kaum zu Potte käme.


    Trotzdem versuchte er es, trat nahe an seinen Mentor heran und füsterte: "Hast Du gesehen, wie diese Taschendiebin gerade einen Beutel gestohlen hat? Damit sollten wir doch gleich mal loslegen!"

  • Weit war Valentina von den beiden Männer noch nicht entfernt gewesen als sie plötzlich das Wort -Taschendiebin- vernahm.
    Sofort fuhr sie herum, sah zuerst zu dem Sprechenden um und folgte dann dessen Blickrichtung. Und tatsächlich es war das gleiche Mädchen, welches sie bestohlen hatte. "Wenn ich dich erwische." Gesagt getan, arbeitete Valentina sich durch die Menschenmenge, jedoch darauf achtend, dass sie nicht gesehen wurde, was sicherlich für jemanden mit ihrem Stand nicht angebracht aber in diesem Moment nötig war und als sie ganz dicht bei der Diebin angekommen war, griff sie nach deren Arm. "Hab ich dich!"

  • Aviana war auf dem Markt unterwegs und das nur in der Begleitung eines äußerst modisch unbegabten Sklaven. Das ganze schien heute er Langweilig zu werden. Bis sich knapp neben ihr einen Frau ein Mädchen griff und dieses festhielt. Die Junge Iulia war erst mal völlig verdutzt über das Geschehen. „Was machst Du da. Las doch die keine los sie hat Dir doch nichts getan.“ Sagte sie und schaute die Frau etwas überrumpelt an.



    Sim-Off:

    Da alle anderen diesen Plot verlassen zu haben scheinen. Hoffe ich das es dich nicht stört wenn ich dazu komme. :D

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