Metalla concisa | Die Reise nach Populonia

  • Zwar vernahm Peticus noch das "Genug" des Minor und tatsächlich war er geneigt es genug sein zulassen, doch da hörte er die Beleidigung des Carbonius. Niemand nennt einen Germanicus Iditot, schon gar nicht so ein Trottel. Er riss das Ross herum und sprengte auf Carbonius mit gezogenen Gladus zu, der wiederum vor Schreck umfiel, Peticus hingegen sprang mit dem Ross über den am Boden liegenden hinweg und wendete das Ross. Eiskalt sprach er von oben herab,
    "Ihr Nichtnutze wollt euch allen ernsten mit einem Mitglied des Hauses Germanicus anlegen? Ihr armseligen Kreaturen, in meiner Ausbildung habe ich gelernt, so etwas wie Euch, ab jetzt Aufständische zu besiegen, ich kann und werde euch und eure Knechte, einem nach dem anderen erschlagen und eure Köpfe auf Stangen spießen lassen. Carbonius Du Hund hast es gewagt, mich zu beleidigen, nun da Du dort liegst, wo Du hingehörst, im Dreck, wer ist nun der Trottel. Minor junger Freund verzeiht, aber nun geht es einzig nur noch um die Ehre des Hauses Germanicus und die kann nur mit Blut gereinigt werden, mit dem Blut der beiden Idioten und ihrer Knechte.Notfalls stellt unser Haus Seiner Majestät dem Kaiser, einen neuen Beamten und einen neuen Publicanus für den Fiscus!"
    mit dieses Worten sprengte er auf die Aufseher zu, welche zwar ihre Knüppel min der Hand hielten aber auf eine Attacke nicht gefasst waren, ergo auseinander stoben. Dann sprengte er auf Aquilianus zu und riss kurz vor ihm das Ross hoch so das auch dieser wieder unsanft im Dreck landete. Gemächlich wendete Peticus das Ross und ritt auf Minor zu und gesellte sich neben ihn.
    "Höre Manius Flavius Gracchus Minor, gibt den Idioten irgendeinen Befehl sie werden ihn mit Freude und Demut ausführen, weder die beiden Trottel noch so jemand wird je wir einer Flavius oder einen Germanicus beleidigen, über das was hier heute geschah werden dieses beiden Einfallspinsel stillschweigen bewahren, bis an ihr unseliges Ende, was im übrigen, sehr schnell kommen kann, falls sie nicht schweigen, dass aber werden sie im Interesse ihrer eigenen Karrieren! Ich empfehle Dir, lass die beiden Steine klopfen!"
    Mit einem verächtlichen Blick auf Carbonius und Aquilianus und ebensolchem Lächeln, welche beide immer noch im Dreck lagen, steckte Peticus das Schwert weg.

  • Als der Miles zu allem Überfluss auch noch den Procurator wie den Publicanus überritt, sodass beide durchaus honorige Herren in den Staub stürzten, garniert mit neuerlich despektierlichen Worten, welche selbstredend insonderheit offenbarten, dass der Germanicus keinerlei Gravitas und Etikette sein Eigen nannte, sondern augenscheinlich stärker von dem barbarischen Temperament der Germanen als der Zivilisiertheit der Römer war geprägt. Angesichts der brisanten Lage blickte Manius Minor panisch um sich nach den Kameraden jenes von Sinnen gekommenen Soldaten, welche sperablerweise sein Gemüt zu kühlen vermochten, sodass er dessen amicable und damit überaus inadäquate Titulatur überhörte.
    Augenscheinlich überschätzte Peticus seine Optionen gröblich, da wohl kaum der Kaiser es würde mit Gleichmut akzeptieren, dass einer seiner verdienten Beamten, welcher als Organisator einer Handvoll Minen keinerlei Schuld auf sich hatte geladen, selbst wenn eine von diesen war beschädigt worden, von einem gemeinen Miles, selbst wenn dieser dem Hause Germanicus entstammte, derartig traktiert oder gar ermordet wurde, selbst wenn sein Anverwandter Germanicus Aculeo einen neuen Administrator würde offerieren.
    Insofern verzog der Jüngling lediglich den Mund, als der Germanicus nun auch noch zu glauben schien, dass er jener Episode ungeschoren entkommen würde, da er einen Publicanus, der immerhin über eine suffiziente Menge an Vermögen verfügte, um diese Kupfermine zu pachten, und gar einen kaiserlichen Procurator mit simplen Staatssklaven verwechselte, die ein Magistrat niedersten Ranges zu traktieren vermochte wie es ihm beliebte.
    Doch hatte der impulsive Auftritt auch den jungen Flavius, obschon Peticus ihn augenscheinlich als einen Freund erachtete, hinreichend eingeschüchtert, weshalb er nicht wagte, den Miles in seiner Furiosität nun auch noch zu belehren, sondern lediglich um Limitierung des Schadens sich mühte:
    "Germanicus, begib dich bitte umgehend zu deinen Kameraden an der Mine und warte dort auf weitere Befehle. Ich bitte dich inständig!"
    Sein Schicksal würde zweifelsohne später zu klären sein, doch womöglich würde sich jene desaströse Reise doch zumindest in einem Maße retten lassen, dass er den Wunsch seines Vaters, dem Hause der Flavii keine Schande zu bereiten, zu berücksichtigen imstande war.

  • Peticus wendet sein Ross nickt Minor zu. "Wie Du wünscht Freund."
    Schon sprengte er in Richtung Mine davon, dort angekommen fauchte er die restliches Miles an.
    " Wieso seid ihr dem Flavius nicht begesprungen, ihr Feiglinge? Alles musste ich alleiin regeln. Ich habe es geregelt auf die Art der Germanicus!"
    Er blieb auf dem Ross sitzen und umritt seine Mitstreiter.
    Peticus ahne das er wieder einmal Ärger bekommen würde aber das war ihm egal.
    Er donnerte "Gibt es hier keinen Schreiberling, ich will sofort einen Bericht über das Unglück haben,dalli".
    Zwar hatte Minor ihm dazu keinen auftrag erteilt,aber das brauchte er auch nicht.

  • Intuitiv fühlte Manius Minor sich geneigt, den Göttern für das Parieren des Germanicus zu danken, nahm jedoch gedanklich davon Abstand, als ihm gewahr wurde, dass es einem Epikureer höchst schlecht anstand, in dergestalter Weise mit jenen entrückten Wesen zu kommunizieren. Indessen hatten die beiden Geschmähten wieder aus dem Staube sich erhoben und traten nun überaus indigniert an den jungen Magistraten heran, welcher nun zumindest in sicherer Distanz zu dem rasenden Miles sich befand, dass dieser ihre Worte nicht würde vernehmen können.
    Während Aquilianus sich verärgert den Schmutz von seiner Tunica klopfte, begann er unumwunden:
    "Das wird ein Nachspiel haben, Flavius Gracchus, darauf kannst du dich gefasst machen!"
    Carbonius bebte hingegen vor Zorn, als seine Aufseher ihn endlich wieder auf die Beine gehoben hatten:
    "Meine Leute werden ihn sofort festnehmen! So lasse ich mich nicht auf meinem eigenen Grund behandeln! Soldat hin oder her!"
    Die Imagination, wie Carbonius' Schergen versuchten jenen Hasardeur in Banden zu schlagen, während er als augenscheinlich durchaus kapabler Fechter sich dem widersetzte, womöglich assistiert durch seine Kameraden, welche auch während der vergangenen Szene nicht interveniert hatten, ließ den Jüngling voll Entsetzen erblassen, ungeachtet es überaus diffizil sich würde erweisen, ein dergestaltes Blutbad dem iunischen Tribun oder gar dem Senat zu erklären.
    "Das wird doch nicht vonnöten sein, Carbonius! Ich versichere dir-"
    Er stockte, als ihm gewahr wurde, dass er faktisch keinerlei reelle Versicherungen abzugeben imstande war, da er doch bereits nicht vermocht hatte, das impertinente Gebahren des Miles bisherig zu verhindern. Dennoch bedurfte er eines Argumentes, um das erhitzte Gemüt des Publicanus zu kühlen, wollte er eine weitere Eskalation vermeiden:
    "-ich versichere dir, dass er adäquat für jenes Verhalten vor seinem Disziplinarvorgesetzten zur Rechenschaft gezogen wird."
    Dies zumindest würde er gern unternehmen, selbst wenn er eine gewisse Sympathie für den Germanicus empfand, welcher immerhin Gast in der Villa Flavia Felix war gewesen und ihn seither augenscheinlich als einen Freund erachtete. Eben jene Relation thematisierte auch prompt der Publicanus:
    "Das kannst du. Und ich werde dafür sorgen, dass er auch dort ankommt! Nicht, dass dein Freund plötzlich desertiert oder du vergisst, wie er sich hier aufgeführt hat!"
    "Erstens handelt es sich bei jenem Miles nicht um meinen Freund. Zweitens verbitte ich mir derartige Unterstellungen!"
    , erwiderte der junge Flavius, nun seinerseits ungerecht offendiert.
    "So ein Verhalten ist inakzeptabel! Ich vertrete den Kaiser! Wer mich antastet, tastet den Kaiser an!"
    Einer derart dramatischen Lesart hätte der junge Flavius zwar nicht bedient, doch musste er konzedieren, dass jene tätliche Attacke durchaus zu ahnden war, zumal auch zahlreiche Sklaven Zeugen jener Impertinenz gewesen waren.
    "Ich werde mit ihm sprechen."
    "Ich will nicht, dass ihm gut zugeredet wird, sondern dass er bestraft wird! Ich verliere den Respekt meiner Leute, wenn ich mich so behandeln lasse!"
    , warf Carbonius hitzig ein.
    "Ich werde ihn dazu bewegen, sich zu exkulpieren! Und sein Verhalten melden, wie ich sagte. Er wird seine gerechte Strafe erhalten, doch ist dies, wie ich sagte, Sache seines Centurio!"
    Einige Worte waren noch zu wechseln, ehe Manius Minor Carbonius und den Procurator endlich zu überzeugen imstande war, nochmals sein Glück mit dem Germanicus zu versuchen, ehe man es unternehmen würde ihn gewaltsam zur Räson zu bringen, doch gelang dies final dank der Fähigkeit des jungen Flavius seine aristokratische Gravitas und Dignitas, welche er als Epikureer doch prinzipiell verachtete, in die Wagschale zu werfen.

  • Kurz darauf trat Manius Minor wieder zu dem Germanicus, der im Kreise seiner Kameraden den Wortwechsel von Ferne hatte betrachtet, sichtlich bedrückt durch die Schwere seiner Obliegenheit, jenen tollkühnen Gefährten nicht lediglich zur Räson, sondern gar zum Eingeständnis seines Fehlverhaltens zu bewegen, zugleich jedoch bewegt von Furcht ob des Aggressionspotentiales seines Opponenten, welches auch seine Kommilitonen augenscheinlich nicht zu zügeln beabsichtigten.
    "Germanicus"
    , begann er und seufzte. Doch vermochte er nicht, seine Kritik dergestalt zu verpacken, dass sie ein wenig höflicher mochte klingen, sodass er sich zu Offenheit entschied, obschon weiterhin Insekurität in seiner Stimme mitschwang:
    "Mir scheint, dein Verhalten gegenüber Carbonius und Aquilianus war nicht eben adäquat."
    Einen Augenschlag stockte er, dann setzte er zu einer Erklärung an:
    "Erstlich handelt es sich um honorable Personen, die unter keinen Umständen eine derartige Behandlung verdienen, zumal du dich nicht in der Position befindest, einen kaiserlichen Procurator öffentlich zu kritisieren. Sodann sind sie jedoch auch keines Verbrechens schuldig, da der Einsturz einer Mine zweifellos ein Willkürakt der-"
    Der Jüngling stockte, als beinahe ihm das Wörtlein 'Götter' wäre entfleucht. Sogleich schalt er sich im Geiste, da doch die Götter Epikur zufolge in entfernten Sphären weilten und weitaus beglückenderen Okkupationen nachgingen, als die Sterblichen durch das Einreißen von Kupferminen zu torquieren. Der Berg war nichts als ein Konglomerat von Atomen, die natürlicherweise zu Boden strebten. Dies war die einzige rationale Explikation jenes Zwischenfalles!
    "-des Zufalls, ebenso wie keiner wohl verhindern kann, dass in einer solchen Einrichtung ein einzelner Sklave einen Fluchtversuch unternimmt."
    Man war schwerlich imstande, sämtliche Sklaven aneinander zu ketten, zumal dies überaus unpraktikabel bei deren Ausbeutung sich mochte erweisen.

  • Germanicus Peticus hatte sich wieder beruhig und hörte dem Minor zu. Bei den Worten über sein Verhalten zuckte er abschätzig mit den Schultern. Nur als jener darauf zusprechen kam das das Unglück Schicksal und er bemerkte wohl ,wie Minor das Wort Götter schnell hinunter schluckte, aber er tat als wäre nichts, er zeigt Minor ein Stück Holz, eines Stützbalkens.
    " Schicksal, lieber Freund, die beiden Unfähigen Trottel, oder sollte ich sie gleich gierige Verbrecher nennen, haben grünes Holz. also minderwertiges Holz zum Abstützen verwendet. Ich durfte als Knabe einen Minenverwalter in Germanien begleiten und er hat es mir erklärt zum Abstützten nur das beste Holz, das hier ist Unrat! Hast Du oder der Senat oder gar der Kaiser diesen Verbrecher nicht Geld zum Ausbau und Erhalt der Mine gegeben? Verbaut haben die beiden es jedenfalls nicht, wenn ich mir die Figuren so anschaue, weiß ich wo es geblieben ist! " Er zeigte abermals das Holzstück vor.“ Darf ich nun diese beiden Verbrecher im Namens Rom festsetzen, lieber Freund? honorable Personen das sind keine honorablen Personen, in ihrer Gier haben sie die Gelder an sich genommen, genauso wie die Sklaven hätten Fussfesseln tragen müssen ,selbst das Geld haben die beiden verprasst! Gib mir kurz Zeit, die beiden zu befragen und sie werden gestehen. Das alles war kein Zufall sondern das Endresultat von Schlamperei, Diebstahl und Sabotage begangen durch Carbonius und Aquilianus."
    Mit diesen Worten zog der sein Gladius und Sprengte mit dem Ross auf die beiden Unglücklichen zu und trieb beiden vor sich her in Richtung des Jünglings, dabei versetzte er beiden Mal einen Tritt oder einen Schlag mit der flachen Seite des Gladius. Nero Germanicus Peticus, fühlte sich wohl er war in seinem Element.
    Da standen nun Carbonius und Aquilianus vor Manius Flavius Gracchus Minor und wollen etwas sagen, doch bevor es dazu kam, herrsche Peticus sie an " Schweigt ihr Hunde, auf die Knie". seinen Worten ließ er je einen Tritt folgen, so dass beide vor dem Jüngling knieten.
    Vom Ross herab tönte Peticus: " So ihr Hunde, euer Name euer Rang, dass alles zählt nun nicht mehr, nach dem wir herausgefunden haben, dass ihr Rom bestohlen habt! Wer von Euch will zuerst gestehen und später den schnelleren Tod haben?Wir können euch an Hand von Beweisen, welche in unserem Besitz sind nachweisen, das ihr elenden Verbrecher euch jahrelang auf Kosten Roms bereichert und gemästet habt.So oder so werdet ihr wie jeder Verbrecher sterben, es liegt nun an euch wie Schnell!"
    Zufrieden saß Peticus auf seinem Ross und blickte zu Minor, er sah wohl das dem Jüngling nicht wohl in seiner Haut war, müsste jener doch nun eine schwerwiegende Endscheidung treffen, denn die Anschuldigung ,war derart von Bedeutung ,dass man beide nur nach Rom bringen musste.

  • Der junge Flavius kniff irritiert die Augen zusammen, als Peticus ihm ein Hölzlein präsentierte, welches selbstredend er nicht zu kontextualisieren vermochte. Die Explikation erfolgte prompt, denn augenscheinlich war jener Germanicus ein wahrhafter Tausendsassa, der en passant, noch ehe sie die Mine hatten betreten, die Abstützung fachmännisch hatte inspiziert.
    Manius Minor war keineswegs sonderlich bewandert in ökonomischen Angelegenheiten, doch wusste er so viel, dass ein kaiserlicher Procurator ein besoldeter Beamter war, welcher den kaiserlichen Besitz beaufsichtigte, während Publicani, also Privatmänner, diese Besitzungen pachteten und so gegen einen Zins die Ausbeutung der Ressourcen auf eigene Rechnung bestritten. Ob sie jenes Material, welches sie hierfür benötigten, nun selbst kauften, zu Vorzugspreisen aus imperialen Waldungen bezogen oder vollends geliefert bekamen (analog zu den Servi publici, die hier arbeiteten), vermochte er dagegen nicht zu beurteilen. Nichtsdestotrotz würde es dem Kaiser jedoch zweifellos missfallen, wenn seine Bergwerke leichtfertig beschädigt wurden, zumal jener Einsturz langfristigen Schaden würde nach sich ziehen.


    Dessenungeachtet besaß er keine Zeit, dem Miles umsichtig zuzustimmen, denn schon folgte er aufs Neue seinen wirren Ideen, sprang auf sein Ross (also das des jungen Flavius) und sprengte zurück zu Aquilianus und Carbonius und begann sie neuerlich zu traktieren. Der Jüngling erstarrte vor Schrecken, als er dies erkannte. Hatte jener tumbe Narr ihm überhaupt nicht zugehört? Er würde nicht nur jenen Unglücklichen, sondern vor allem sich selbst größten Schaden zufügen, sobald seine Vorgesetzten von derart insubordinantem Verhalten erfuhren!
    "Steht nicht so rum, ihr Idioten! Helft mir!"
    rief der erzürnte Carbonius, während Tritte und Stöße ihn in Richtung des jungen Flavius trieben. Diese reagierten prompt, denn in den Baracken besaßen die Aufseher selbstredend auch andere Waffen als Knüppel, falls die Sklaven den Aufstand probten.
    Abhorreszierlich war jene Szenerie, welche zweifelsohne in ein Blutbad würde münden, sodass der überforderte Jüngling sich nicht zu regen vermochte, bis Peticus die beiden aufs Neue vor ihm in den Staub geschleudert hatte.
    Als Aquilianus sein Haupt hob, erblickte er die passiven Kameraden jenes außer Rand und Band geratenen Germanicus und in kaltem Zorn rief er:
    "Ich befehle euch im Namen des Imperator Caesar Augustus, diesen Irren festzunehmen!"
    In diesem Augenblick stürmten auch die Aufseher herbei, nun ausstaffiert mit Gladii, Knüppeln und Wurfspießen. Keineswegs waren alle unter ihnen Feiglinge, die es nicht wagten, in hoffnungsloser Überzahl den Kampf mit einem einzelnen Miles aufzunehmen, so ruchlos er sein mochte.
    Manius Minor dachte an die zermalmten Leiber im Massengrab, welches sie passiert hatten. Er erinnerte sich des röchelnden Leichnames des entlaufenen Sklaven. Er musste intervenieren!
    "Haltet ein! Ihr alle!"
    , rief er und seine Stimme überschlug sich in Panik. Furchtsam blickte er hinauf zu dem berittenen Miles, der nun die Wahl hatte, einen desperaten Kampf zu fechten, in welchem ohne Zweifel er den Tod würde finden, oder die Waffen zu strecken. Für den jungen Flavius eine leichte Wahl, doch wer vermochte schon die Wahl eines augenscheinlich Wahnsinnigen zu antizipieren?

  • Hoch zu Ross das Gladius in der sass saß er da. Erst als Carbonius rief und die Aufseher auf ihn zustürzen wollten, versetzte er dem Carbonius noch einen Tritt und wollte gerade eine Attacke gegen die Aufseher reiten, als Aquilianus losbrüllte, nun stürzten die Aufseher tatsächlich auf ihn zu ,auch Aquilianus erhielt einen Tritt und Peticus rüstete sich für die große Schlacht, jedoch unterbracht in Minor mit seinem Ruf. Er blickte kurz zu Minor, dann zu denn Aufsehern, welche mit Gladii, Speeren und Knüppeln bewaffnet waren. Für ihn Peticus waren die ein Duzend Aufseher nicht gefährlich, militärische Laien mutig zwar aber eben Laien.
    Aber zuvor bevor sie alle starben, sollten sie hören, wem sie da gedient haben.
    Er wendete sein Ross und ritt zu den immer noch Knienden.
    "Höret, ihr die Rom dient, diese da", er deute mir dem Gladius auf Aquilianus und Carbonius." haben sich schändlich an Rom bereichert. Anstatt die ihnen von Rom zugewiesen Mittel .für den Ausbau und die Sicherheit der Mienen zu nutzen, haben diese beiden" wieder deutete er mit dem Gladius auf Aquilianus und Carbonius, " die Mittel verprasst. sehet euch ihre Leiber an dort hin gingen die Mittel. Genauso wie die Mittel zur Sicherung der Sklaven, anstatt, Fussfessel aus Eisenketten, nahmen diese Verbrecher, Lederbänder.Ich Nero Germanicus Peticus beschuldige diese beiden Männer, der Sabotage, des Diebstahls, der Verschwendung und letztendlich des Verrats an Rom.Es ist nun Deine Aufgabe Manius Flavius Gracchus Minor, die Verbrecher zu arretieren und nach Rom zu bringen, ich werde Dich dabei unterstützen. Vorab aber muss ich die Kerle entwaffnen. Hört ihr Knechte es ist für euch einschöner tag zum Sterben, bereitet euch nun darauf vor."
    Peticus wendete abermals das Ross um besser attackieren zu können.

  • Der junge Flavius vernahm jenes flammende Plädoyer für die Rechte des Princeps, während er zugleich beständig seinen Befehlen Widerstand leistete. Augenscheinlich hatte die Adoleszenz in Germania weitaus größere Folgen gezeitigt als Manius Minor hatte vermutet, denn jene despektierliche Weise, mit der er Verdächtige traktierte, ,fügte sich durchaus in seinen Stereotyp des unzivilisierten Barbaren, dem weder ordentliche Justiz, noch der Grundsatz 'in dubio pro reo' ein Begriff waren.


    Womöglich war es ein Anflug von desperatem Heldenmut, womöglich auch von Furcht vor dem Blutvergießen, doch Manius Minor trat endlich beherzt vor und stellte sich defendierend vor die beiden Funktionäre, sodass Peticus würde genötigt sein ihn zu verletzen, wollte er sie antasten. Dazu rief er mit lauter Stimme:
    "Haltet ein!"
    Er blickte zu Peticus, dann zu dessen unschlüssigen Kameraden und schließlich zu den blutdürstenden Aufsehern, bei welchen es keineswegs sicher mochte erscheinen, dass nicht kampferprobte Veteranen unter ihnen waren, die nach ihrer Dienstzeit unter den Adler ihre Qualifikation in privaten Kontexten anboten. Sodann sah er wieder auf den Germanicus und die seinen.
    "Wenn ihr Diener Roms seid, dann solltet ihr bedenken, dass unser edles Volk sich insonderheit durch Recht und Gerechtigkeit auszeichnet! So diese beiden fehlgegangen sind, werden sie zu gegebener Zeit und an gegebenem Orte zur Rechenschaft gezogen werden. Solange indessen kein Urteil gesprochen ist, sollte jeder Römer bedenken, dass sie wie ihr Diener des Kaisers sind! Der Kaiser selbst hat sie an leitende Stelle gesetzt und ihnen ihr Vertrauen geschenkt und der Kaiser wird es nicht schätzen, wenn seine Beamten respektlos behandelt werden aufgrund eines privaten Verdachts, denn wie jeder Römer liebt der Princeps das Recht und die Ordnung!"
    Der junge Flavius war nun endlich imstande, von seiner rhetorischen Edukation Gebrauch zu machen, wo nicht zuletzt die Stegreifrede wie die Panegyrik gepflegt worden war. Dass es sich dabei um einen jener Loci communes handelte, welche der Rhetor beständig bediente, gereichte ihm insonderheit zum Nutzen, selbst wenn er als Epikureer Recht wie Ordnung keineswegs als Wert an sich ästimierte.
    Er deutete sich auf die Brust.
    "Milites, ich selbst werde mich verbürgen, dass diese Männer die Gerechtigkeit unseres Augustus erfahren, doch ist es nicht an euch, ein Urteil, respektive ein Vorurteil zu fällen."
    Er deutete nun auf Peticus, welcher noch immer in arroganter Weise hoch zu Ross vor ihm stand.
    "Du jedoch, Germanicus, solltest beachten, dass du durch dein Betragen jenen erzürnst, dessen Interessen du zu wahren vorgibst! Was wird der Imperator sagen, wenn er erfahren muss, dass ein namenloser Miles, dessen er niemals ansichtig wurde, einen seiner erfahrensten Diener, dem er aufgrund seiner Verdienste selbst die Freiheit schenkte und dem er höchstselbst die Aufsicht über seinen Besitz anvertraute, behandelt als sei er ein wertloser Barbar? Was, wenn er hört, dass man einen achtbaren römischen Bürger, der über lange Jahre getreulich eine kaiserliche Mine führte und seine Pacht stets zu jedermanns Satisfaktion pünktlich lieferte, umhergestoßen wird, als sei er der rechtloser Sklave oder gar ein Feind des römischen Volkes?
    Lass also ab! Stecke dein Schwert in die Scheide, steige vom Pferd und erbiete diesen Männern, die du so schändlich traktierst, den Respekt, der ihnen rechtmäßig zukommt! So lautet mein Befehl als Magistrat des Senates und des Volkes von Rom!"

    Ein wenig schwülstig waren seine Worte und es missfiel ihm, der bereits den festen Vorsatz hegte, jedweder Macht, jedweder Verantwortung für das Staatswesen und jedweder leerer Tugendmeierei den Rücken zu kehren, sobald dieses unsägliche Jahr war vergangen, sich als Staatsmann und Autorität aufzuspielen (zumal er an Jahren jenen wahnhaften Miles augenscheinlich maum übertraf, ja eher ein wenig jünger mochte erscheinen). Sowohl jene eitle Rede con Gerechtigkeit, noch jene Servilität gegen den Kaiser, den Charakterschwäche (denn der Weise strebte nicht nach Herrschaft, jener sprudelnden Quelle der Unlust) und der Zufall in sein amt hatten gespült, war ihm nichts als leere Meinung!
    Doch mehr noch als leeres Geschwätz erschien ihm das Vergießen von Blut als sinnentleert und schon sein Idol hatte gelehrt: Das der menschlichen Natur entsprechende Recht ist eine Vereinbarung über das Mittel, mit dem verhindert wird, dass sich Menschen gegenseitig schädigen oder schädigen lassen.

  • Hoch zu Ross hörte sich Peticus die Rede des Minor an und wiederum muss er die Wut unterdrücken, wenn nennt der Kerl da namenlos, schließlich war sein Geschlecht genauso alt wie das des Minor. Aber er steht das Gladius weg. Zornfunkeln sag er den Minor an und antwortete mit eiskalter Stimme:
    "Erstens bin ich kein namenloser Miles sondern ein Germanicus, unser Geschlecht ist genauso alt wie das der Flavier! Ich werde nicht diese beiden Gauner um Verzeihung bitten, schon deshalb nicht, sie mögen nun Beamte sein, doch sie sind mir und meinem Geschlecht nicht ebenblütig. Lasst uns die Kerle nach Rom verbringen und sie dort richten. Ich behalte mir alle Beweise, bei mir zu behalten und darauf zu achten, das nicht verloren geht, Vertrauen mag gut sein, aber Kontrolle zu haben ist besser.Der Kaiser, den die beiden so Schändlich betrogen haben ist nicht hier wir aber sind seine Vertreter, die beiden zählen nicht mehr.Ich traue Dir auch nicht mehr Minor, Du schlägst Dich auf die Seite der Verbrecher.Einer der Tirones hat auf meine Order die Unterkünfte der Beiden besucht und hat zwei Truhen voller Münzen gefunden, Münzen welcher der Kaiser zur Aufrechterhaltung der Minen schickte und den diese Hunde unterschlugen.Du hast nun die Wahl, sei für mich oder sei gegen mich, ich jedenfalls werde beide in Rom abliefern, die Tirones werden mich begleiten.Du sagtest eben das richtige, die beiden sind Feinde des römischen Volkes! Also Manius Flavius Gracchus Minor, dafür oder dagegen?Tirones bringt die beiden Verbrecher auf die Füße und bindet sie, bindet sie gut, auf das sie nicht entkommen."
    Die Tirones, die noch unschlüssig waren, gaben sich eines Ruck und taten wie ihnen geheißen, sie zerrten Aquilianus und Carbonius hoch und banden ihnen die Händen auf den Rücken. Dann nahmen sie die beiden in die Mitte und nahmen Marschformation ein.
    Peticus setzte sich mit dem Ross hinter die Truppe.
    Er glaubte dem Minor nicht, dass er mitkommen würde, es war ihm auch egal, er Peticus würde es durchziehen, entweder fiel er sehr tief, oder er stieg sehr hoch!

  • Manius Minor war höchst verwundert, als der Germanicus aufs Neue eine schier unglaubliche Geschichte offerierte, denn wann hatten jene augenscheinlich tatenlosen Tirones die Hütten durchsucht, da sie doch seinem Dafürhalten nach seit dem Betreten des Minengeländes niemals von seiner Seite waren gewichen? Woher hatte er Kenntnis von den Transaktionen des Princeps, welche keineswegs zu den Obliegenheiten eines gemeinen Miles zählte, sondern eher noch seinem eigenen, unsäglichen Metier war zuzurechnen? Und warum gerierte er sich weniger einem gehorsamsgewohnten Miles als einem befehlsgewohnten Aristokraten gemäß, indem er selbst gegenüber einem patrizischen Magistraten Roms aus den Gentes Maiores auf Ebenbürtigkeit pochte? Gewiss hatte der junge Flavius bereits auf Scatos Feier anlässlich seiner Kandidatur die Bekanntschaft Peticus' gemacht, doch vermochte er sich nicht zu entsinnen, dass er etwas anderes als ein selbst für flavische Verhältnisse überaus arroganter Soldat war gewesen!
    Dennoch bedurfte jenes absurde Verhalten einer Erklärung und letztlich blieb ihm nichts übrig als zu vermuten, der Germanicus sei ein Agent der Prätorianer, welcher entsandt worden war, um jenen Procurator festzusetzen und nach Roma zu geleiten. Womöglich hatten jene vermeintlichen Urbani am Vorabend, während Manius Minor und Aquilianus sich den Genüssen der Tafel hatten gewidmet, ihre Ermittlungen eingezogen, jene Goldtruhe gefunden, welcher sie augenscheinlich nachjagten, und die Mängel des Bergwerkes aufgedeckt. Dies konnte noch immer nicht explizieren, warum er in so sonderbarer Weise die Sklaven traktierte, doch mochte dies seiner Profession geschuldet sein, immerhin hatte auch einer jener Equites, von welchen er während des Bürgerkrieges nach Cremona war eskortiert worden, einen obskuren Hang zur Brutalität gezeigt, den der Decurio durch die Erfahrung der Schlächterei auf dem Schlachtfeld erklärt hatte.


    Fragend blickte er in die Augen der beiden nunmehr gefesselten Funktionäre, als würden diese offenbaren, ob sie misfortunable Opfer eines Wahnsinnigen oder gerecht bestrafte Übeltäter seien. Carbonius wirkte noch immer wütend, Aquilianus hingegen schlicht enerviert (womöglich hatte er als Sklave derartige Behandlungen bereits mehrfach erlitten). Doch waren dies die Reaktionen gestellter Betrüger oder zu Unrecht gefangener Unschuldiger? Der junge Flavius vermochte es nicht zu ästimieren (zumal ein näheres Herantreten die Augen der beiden zu amorphen Schemen hätte verschwimmen lassen).
    Er blickte hinauf zu dem hünenhaften Miles auf seinem Pferd. Würde er sich gegen ihn wenden, würde er bestenfalls gänzlich uneskortiert den Weg nach Rom zurückgehen müssen. Schlimmstenfalls hingegen würde er enden wie jener unglückliche Sklave, der auf dem Heuhaufen in seinem Blute lag und dankenswerterweise das Röcheln hatte eingestellt. Denn was nützte ihm sein getreuer Patrokolos gegen eine Schar Soldaten, deren Niederlage nicht einmal bei einer Konfrontation mit den blutdürstenden Aufsehern war mit Sicherheit anzunehmen? In Populonia oder gar Rom könnte er freilich auf den Schutz des Gesetzes für seinen Rang und Stand bauen (selbst wenn er beides als leere Meinungen verachtete, nahm er ihre Prvilegien ja gern in Anspruch), doch in der Einöde jener Mine waren prompte Entscheidungen zu treffen.


    Einen weiteren Augenschlag zögerte er, ehe er endlich das Unumgängliche akzeptierte:
    "Ich werde dich begleiten und mich als Zeuge für die hiesigen Geschehnisse zur Verfügung stellen."
    Im Prinzip konnte er doch auf Epikurs 35. Lehrsatz vertrauen: Es ist ausgeschlossen, dass derjenige, der heimlich gegen den Vertrag darüber, niemanden zu schädigen und sich nicht schädigen zu lassen, verstößt, darauf vertrauen kann, dass er immer unentdeckt bleiben wird, auch wenn er im Augenblick tausendmal unentdeckt bleibt. Denn bis zu seinem Tode ist es ungewiss, ob er auch unentdeckt bleiben wird.
    Sofern Peticus jenen impliziten Vertrag, der das Imperium zusammen hielt, wahrhaftig gebrochen hatte, würde ihn seine Strafe spätestens in Roma treffen. Er selbst hatte alles versucht jene Situation zu retten, doch hatte es ihm an Fortune gefehlt. Was sich nicht ändern ließ, so hatte er von Aristobulos gelernt, war schlicht zu akzeptieren, mochten dies Gallensteine oder ein unkontrollierbarer Miles sein.

  • Peticus hörte die Worte des Minors und nickte zufrieden. So sei es, dachte er bei sich. Er hatte inzwischen ein zweites Ross entdeckt. Er ritt hin und sah dass das Ross gesattelt war.
    Peticus, saß ab trat an das zweite Ross einem Schimmel und saß auf, er wollte dem Minor als Geste sein Ross zurückgeben, so nahm er dieses und ritt zu ihm.
    "Manius Flavius Gracchus Minor, ich gebe Dir dein Ross zurück, ein Adliger sollte nicht wie der Pöbel zu Fuß gehen. Also lass uns aufbrechen."
    Peticus gab Zeichen, loszumarschieren, die Gefangenen wurden in die Mitte genommen und man bereitete sich auf dem Abmarsch in Richtung Rom vor.

  • Noch immer verspürte der junge Tresvir monetalis Unbehagen angesichts seines Entschlusses, dem Germanicus nicht die Stirn zu bieten, sondern sich dessen Willkür zu beugen, als sei dieser und nicht er selbst der präsidierende Magistrat jener Exkursion. Jene Einsicht wurde umso stärker, als Carbonius sich, fassungslos ob seines Parierens, an ihn wandte:
    "Flavius, du lässt dich von diesem Spinner herumkommandieren?"
    Der Jüngling blickte den gefesselten und von Milites gehaltenen Publicanus beschämt an.
    "Mir sind die Hände gebunden. Seine Kameraden folgen ihm und mir gebricht es jedweder Option, ihnen Widerstand zu leisten."
    "Für diese Unverschämtheit wirst auch du zur Veranwortung gezogen werden, junger Mann!"
    , war Aquilianus ein, der nun ebenfalls sichtlich erzürnt war angesichts des Umganges, der ihm zuteil wurde.
    "Ich sollte meinen Männern befehlen, diesen Spinner und seine Spießgesellen-"
    Er blickte zu den Tirones zu seiner Linken und Rechten, welche augenscheinlich selbst nicht recht zu entscheiden vermochten, wie sie sich verhielten.
    "-in Stücke zu hacken!"
    Manius Minor blickte zu der noch immer unter Waffen bereitstehenden Schar an Aufsehern, die teils wirkten, als brannten sie darauf, den Männern der Cohortes Urbanae eine Lektion zu erteilen. Doch in vielen Augen erblickte man auch Furcht und Beklemmung, sich gegen Milites des Exercitus Romanus tätlich zur Wehr zu setzen, zumal nun auch immer mehr Sklaven herbeieilten, welche zweifelsohne nicht für ihren Herrn, der sie jahraus jahrein ausbeutete, Partei ergreifen, sondern einen Kampf womöglich als Gelegenheit würden sehen, ihrem Los ein Ende zu bereiten.
    "Du solltest deine Männern besser anweisen, die Sklaven in ihre Unterkünfte zu verbringen, ehe ein Aufstand ausbricht."
    , mahnte der Jüngling deshalb nicht ohne Furcht, als soeben Peticus auf dem Pferd des Procurators wiederkehrte und ihm sein eigenes Reittier endlich wieder offerierte.
    "Ich danke dir."
    , antwortete er und Patrokolos trat herbei, kauerte sich in den Staub und formte somit ein Trepplein, auf welchem der junge Flavius sein Ross besteigen konnte. Dann blickte er herunter auf die beiden Gefangenen und erklärte ihnen mit entschuldigender Miene:
    "Ich bitte diese Behandlung zu exkulpieren. Doch die Anschuldigungen bedürfen wohl wahrhaftig einer Prüfung. Sollte es sich herausstellen, dass der Miles die Unwahrheit gesprochen hat, wird er seine gerechte Strafe erhalten. Ich vermag dies in unserer momentanen Situation nicht zu ermessen.
    Ich bitte euch jedoch von Herzen, ein Blutvergießen unter jeden Umständen zu vermeiden."

    Er blickte furchtsam auf die Schar der nackten, muskelbepackten Sklaven, die sich der Szenerie langsam näherten.
    "Es würde zweifelsohne weder uns, noch euch zum Guten gereichen, sondern wird lediglich pretiose Menschenleben kosten."
    Eine Weile fixierte der Procurator ihn wütend, während Carbonius augenscheinlich auf ein Zeichen der ihm Vorgesetzten wartete, die schließlich nach einigem Bedenken erfolgten:
    "Es ist wahr, Gewalt wird uns allen nichts nützen. Lass deine Sklaven einsperren, bis wir wieder hier sind. Es wird nicht lange dauern."
    Er blickte drohend hinauf zu Peticus.
    "Dann werden wir sehen, wer sich am Ende im Dreck wiederfindet!"
    Dann wandte er sich wieder zu dem Flavius.
    "Und auch deine Rolle wird nicht verschwiegen werden, darauf kannst du dich verlassen!"

  • Peticus, der gerade im Begriff war, dem Minor, das Ross zurückzugeben, hörte die Hetzreden des Carbonius, welcher von etwas von in Stücke hacken sagte, sowie Aquilianus der dem Minor Unverholen drohte. Nun reichte es dem Peticus, er drängte sein Ross, am die die beiden heran und versetzten jedem einen kräftigen Tritt ins Gesicht.
    "Ihr wollt als Blut sehen, ihr Verbrecher, vorerst seht ihr nur das eigene." Spöttisch deute Peticus auf die blutenden Nasen der beiden.
    "Gut , ihr wollt das etwas in Stücke gehackt wird, kein Problem, ihr dürft sogar zuschauen, ich lasse euch und Manius Flavius Gracchus Minor in Sicherheit bringen, dann lasse ich eure Sklaven frei und ihr könnt schauen, wie die eure Aufseher und Schreiber in stücke hauen, wenn ihre das Specktakel haben wollt, an mir soll es nicht liegen. Ich kann mich dann später mit den Sklaven im Kampf vergnügen."
    Er blickte zum unglücklichen Minor, dem augenscheinlich gar nicht wohl in seiner Haut war.
    Er ritt in Richtung der Aufseher und rief ihnen zu.
    "Höret mich, Nero Germanicus Peticus an, heute ist ein schöner Tag zum sterben,für euch!Denn niemand hat meine oder der Tirones Ausbildung, daher warne ich euch auch nur einen falschen Atemhauch abzusondern. Bring jetzt, die Sklaven in ihre Pferche, legt eure Waffen nieder und verzieht euch freiwillig in eure Hütten. Ich werde jeden einzelnen töten der aufbegehrt, egal ob Sklave oder Aufseher. Krieg ist mein Geschäft und nicht das eurige.Wir, also der edle Manius Flavius Gracchus Minor und meine Wenigkeit, werden nun die beiden Verbrecher, nach Rom schleifen, auf das sie dort gerichtet werden."
    Er ritt zu den Tirones und befahl abermals Marschformation, mit den Gefangenen in der Mitte.

  • Aquilianus brach ächzend zusammen, als ihn der schwere Stiefel des Miles mitten im Antlitz traf, während Carbonius sich auf den Füßen zu halten vermochte. Manius Minor entfuhr vor Schreck ein spitzer Schrei.
    Doch waren jene horriblen Vorgänge keineswegs zum Abschluss gelangt, denn was dem Germanicus nun entfuhr, klang nach psychopathischem Wahnsinn, grausiger Mordlust und einer Distanz von jedweder Form der Zivilisation, welche der Jüngling nicht einmal jenseits des Limes hätte erwartet. Fassungslos blickte er auf den geschlagenen Procurator, welcher zweifelsohne seit seiner Freilassung niemals derartig war traktiert worden. Obschon Gerechtigkeit von den Kontexten einer Situation abhing, war hier doch zweifelsfrei zu konstatieren, dass das Verhalten des Germanicus jedweder Gerechtigkeit blanken Hohn sprach.
    Nochmalig war er genötigt, im Geiste den 35. Lehrsatz Epikurs zu rezitieren:
    Es ist ausgeschlossen, dass derjenige, der heimlich gegen den Vertrag darüber, niemanden zu schädigen und sich nicht schädigen zu lassen, verstößt, darauf vertrauen kann, dass er immer unentdeckt bleiben wird, auch wenn er im Augenblick tausendmal unentdeckt bleibt. Denn bis zu seinem Tode ist es ungewiss, ob er auch unentdeckt bleiben wird.
    Peticus würde seiner gerechten Strafe nicht entgehen. Doch das Blut, welches aus der augenscheinlich gebrochenen Nase des Procurator triefte, ließ ihn seiner Gewissheit, nunmehrig das eigene Leben defendieren zu müssen, schwanken. Hatte er nicht Blutvergießen vermeiden wollen? Und nun nutzte jener viehische Soldat jedweden Anlass, jene Situation weiter zu eskalieren!
    Was schmerzt, spürt man nicht ununterbrochen im Fleisch; vielmehr ist der größte Schmerz nur von kurzer Dauer; der Schmerz aber, der die Lust im Fleisch kaum übersteigt, dauert nicht viele Tage lang. Lange andauernde Krankheiten gewähren mehr Lust im Fleisch als Schmerz.
    , rief er sich das vierte des Tetrapharmakon in Erinnerung. Weder ihn würde jener Irrsinnige ewiglich torquieren, noch würden Aquilianus und Carbonius für alle Zeiten unter seiner aggressiven Willkür leiden.


    Mit einem traurigen Blick wandte er sich von den Gequälten ab und lenkte sein Ross an die Spitze der Kolonne, um nicht genötigt zu sein, die mittig positionierten Gefangenen auf der Reise betrachten zu müssen.


    "Tresvir, was ist mit deinem Gepäck?"
    , fragte plötzlich Avarus, der Dispensator der kaiserlichen Münze, welcher ihm auf seiner Exkursion war beigegeben worden.
    Beinahe hätte der Jüngling vergessen, dass sie am heutigen Morgen keineswegs mit sämtlichen Dienern und Tragtieren zur Miene waren aufgebrochen, sodass seine Entourage mehrheitlich noch bei seinen Gastgebern lagerte. Er blickte zu dem entfärbten Patrokolos, seinem geliebten Leibdiener, welcher für gewöhnlich derartige Obliegenheiten zu übernehmen hatte. Doch wollte er niemals seinen einzigen Vertrauten in jener Situation von sich weisen, denn wer würde ihn defendieren, sollte Peticus sich in seinem Irrsinn final gegen ihn wenden.
    "Geh nach Populonia und sorge dich darum, dass das Gepäck nach Rom gelangt. Ich möchte jene grässliche Angelegenheit so eilig als möglich hinter uns bringen."
    , befahl er somit Avarus und nickte Patrokolos zu. Dann setzte sich jene Karawane des Leidens in Bewegung. Kein Wort entfleuchte den Lippen des Jünglings an die Adresse des nunmehrigen Hauptes jener Karawane. Weder wollte er ihn reizen, noch ihm den Eindruck gewähren, er heiße irgendeine jener indiskutablen Aktionen auch nur im Ansätzen gut. Jener Narr mochte noch so sehr auf sein edles Geblüt pochen und sich gerieren, als sei er der Imperator höchstpersönlich. Gravitas und Dignitas, die indubitablen Ausweise wahrer Nobilität, waren ihm augenscheinlich gänzlich fremde Lexeme, sodass er in Roma niemals irgendjemandes Respekt würde erringen! Vermutlich jedoch würden die Relationen Aquilianus' und der Zorn des Princeps ihn ohnehin an die Stelle jener Unglücklichen setzen, welche er soeben noch hinzuschlachten gierte.

  • So zog der Zug dahin an der Spitze ritt Manius Flavius Gracchus Minor, dann folgten die Tirones mit den Gefangenen. Ein Esel, von einen Tirones geführt, darauf die Beweismittel verschnürt. Dann folgte hoch zu Ross Nero Germanicus Peticus.
    Der Zug zog stumm und schweigend dahin, selbst die gefangenen, hatten sich anscheinend in ihr Schicksal gefügt.
    Peticus grübelte, wie er sich aus der Affäre ziehen konnte, falls es nicht so laufen sollte wie er es dachte. Germanien wäre der Ausweg, dort kannte er sich aus.
    Dies alles schoss im durch den kopf während er gen Rom ritt.

  • Man nährte sich langsam aber sicher den Toren Rom. Peticus hoch zu Ross war zufrieden, die Tirones hatten ganze Arbeit geleistet und die beiden Gefangen bis nach Rom gebracht.
    Er selbst schaute er zu Minor der bedröppelt und recht unglücklich auf seinem Ross sass. Er lächelte und sprach ihn an :
    "Nun Manius Flavius Gracchus Minor, gleich ist Deine Tortur zu Ende, wir haben Rom vor uns. Bedenke ich habe Dein Leben beschützt und Zwei Verbrecher dingfest gemacht. Das ist es was Du aussagen wirst, denn wenn nicht, Rom hat viele dunkle Ecken, aber Sorge Dich nicht, ich weiß Du wirst zu meinen Gunsten sprechen."
    Mit diesen Worten ritt er an das Ende der Kolonne.

  • Fünf Tage waren sie gereist, als endlich der junge Flavius in der Ferne jenen Moloch erblickte, welcher nicht nur die Behaglichkeit der Villa Flavia Felix, sondern ebenso die Sekurität jener Einheit verhieß, der der Urgrund seiner Insekurität selbst angehörte. Wie nahezu permanent in den vergangenen Tagen war der Jüngling durch den Konsum jenes Opiums benebelt, welches er wohlweislich aus der Urbs mit auf seine Exkursion hatte genommen, welches zugleich ihm jedoch gestattete den Irrsinn dieser Reise vergessen zu machen. In der Tat hatte die Strapaziosität des Marsches zu Pferd, insonderheit jedoch die psychische Last den wechselnden Launen jenes irrsinnigen Miles schutzlos ausgeliefert zu sein, ihn dazu veranlasst seine Vorräte weitaus rascher zu konsumieren, als dies seinem Usus in Roma entsprach, sodass an der letzten Statio er ein Produkt minderer Qualität hatte erwerben müssen und nunmehr sehnlichst die neuerliche Versorgung mit hochwertigem Morpheus-Saft erwartete. Tatsächlich hatte jener logistische Engpass ihn auch am Morgen veranlasst, nicht wie an den übrigen Tagen den beiden Gefangenen klammheimlich einen Schluck seiner Droge zu offerieren, um ihnen, wo seine Worte doch effektlos waren, zumindest mit seinem Vermögen den Schmerz ihrer verquollenen Angesichter Linderung zu bereiten. Ein wenig verschämt blickte er daher zurück Aquilianus und Carbonius, die ebenfalls aufseufzten, als sie die Stadt in der Ferne erkannten.


    Nachdem sie in den vergangenen Tagen kaum ein Wort hatten gewechselt, Manius Minor den Germanicus jedoch unfehlbar hatte spüren lassen, dass noch immer er die Art und Weise jenes Verfahrens aufs Schärfste missbilligte (obschon er nicht hatte gewagt, dem augenscheinlich reizbaren Mann damit in den Ohren zu liegen), führte dieser nun aufs Neue sein Pferd an seine Seite. Durch den Schleier des Opiums drangen sodann Worte ans Ohr des Jünglings, welche selbigen zwar intimidieren sollten, faktisch jedoch lediglich eine lethargische Irritation evozierten, da der junge Flavius auf jenem langen Weg, den er in größter Stille hatte zurückgelegt, zu der Einsicht war gelangt, dass selbst im Falle größter Ungnade für Aquilianus dessen despektierliche Traktation würde genügen, um Peticus hinreichend Probleme zu bereiten, um ihn für die Zukunft unschädlich zu machen, zumal die Flavii zweifelsohne imstande würden sein, ihren Spross auf den Straßen ihrer Stadt zu schützen. Teilnahmslos blickte er daher den Miles an, ehe dieser sich retirierte und das Ende des Trosses aufsuchte.


    Bereits als er außer Hörweite sich hatte begeben, murmelte der flavische Jüngling:
    "Man wird sehen..."
    Es war zweifelsohne an der Zeit, sich einige Worte präparieren, um die Ereignisse der vergangenen Tage den Vorgesetzten jenes Germanicus zu explizieren!


    Beseelt von diesem Gedanken trieb Manius Minor sein Pferd an und begab sich auf das finale Stück des Weges.

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