Arbeitszimmer des Pater Gens

  • Meridius dachte nach. Den Prudentier konnte er kaum warten lassen.


    "Iulius, würde es Dir etwas ausmachen im Laden zu warten. Ich werde nachkommen, sobald ich mit dem Regionarius fertig bin."


    Dann bat er Balbus in sein Arbeitszimmer einzutreten und dort Platz zu nehmen.

  • Ich trat ein, nahm Platz und blickte den Senator gespannt an. Ich hatte keine Ahnung was er von mir wollte, doch er würde es mir mit Sicherheit jeden Moment mitteilen.


    "Legatus. Ist es etwas dringendes?"


    Ich sah ihn fragend an. War er nicht in Germanien bei der Truppe? Ich hatte Berichte gehört, dass er das Kommando wieder angetreten hatte. Und dennoch stand er vor mir.

  • Meridius lächelte.


    "So dringend auch nicht, Regionarius. Aber ich bin zur Zeit hier in Tarraco anwesend und da ich wieder zurück nach Germanien zu meiner Legion muss, dachte ich, die Dinge gleich zu regeln."


    Er nahm Platz.


    "Wie geht es dem ehrenwerten Vater?"

  • Was der Legatus immer mit meinem Vater hatte? Wenn ich zurückdachte, erkundigte er sich bei jedem unserer Treffen nach ihm. Dabei wusste sich selbst nichts genaues.


    "Es geht ihm gut, Legatus. Es geht ihm gut.
    Du wirst in Germanien mehr Kontakt mit ihm haben, als ich aus dem fernen Hispania."


    Ich sah ihn gespannt an.

  • "Du wirst vermutlich Recht haben.


    Doch kommen wir zum eigentlichen Anlass. Ich könnte Deine Hilfe gebrauchen. Und zwar habe ich einen Sohn und einen Neffen, welche beide in bald mannbarem Alter sind.


    Ich habe bereits einen Griechen als Lehrer für die beiden besorgt, doch sollten sie auch noch einen Lehrer haben, welcher sie in den sportlichen Dingen unterrichtet. Ringen, Laufen, Schwimmen und auch im Umgang mit den Waffen. Mein Sohn und auch mein Neffe sollen eines Tages in die Legion eintreten. Ich möchte, dass sie dann vorbereitet sind.


    Ich habe dabei an Dich gedacht. Du bist ein guter Offizier in der Legio gewesen. Warst auch Centurio. In ganz Tarraco finde ich keinen vergleichbaren Mann.


    Du musst das Angebot nicht annehmen, doch überlege es Dir. Ich werde Dich gut bezahlen."

  • Ich überlegte nicht lange und sagte zu.


    "Kein Problem, Legatus, Ich tu es."


    Ich hatte zwar viel zu tun, doch für zwei heranwachsende Burschen aus der Familie eines Senators hatte man immer Zeit. Der Legatus war einflussreich und es würde mir mit Sicherheit nicht schaden, wenn ich ihm behilflich sein könnte. Zumal ich die Casa Decima immer noch gerne betrat. All diese Räume steckten voller Erinnerungen an Tertia und Lucilla.

  • Meridius zeigte sich überrascht, wie schnell das ganze ging.


    "Großartig. Du kannst anfangen, wann immer es Dir reinpasst. Und was die Bezahlung betrifft, betrachten wir es als Vergütung. Oder als Ausgleich, denn Du hast sicher noch andere Dinge zu tun."


    Er sah ihn an.


    "Ich danke Dir, Prudentius."

  • "Es ist mir eine Ehre Legatus."


    sprach ich aufrichtig. Immerhin hatte er mir eine Karriere in der Legion ermöglicht gehabt.


    "Kann ich sonst noch etwas tun?"


    Ich hatte einiges zu erledigen und wollte auch den Legatus nicht lange aufhalten. Wenn ich daran dachte, was mich in Carthago Nova erwartete...

  • Meridius schüttelte den Kopf.


    "Nein, das wäre alles. Du hast auch sicher genug zu tun. Ich möchte Dich nicht weiter aufhalten. Ich danke Dir."


    Meridius erhob sich und führte nach einer kleinen Plauderei den Regionarius zum Vestibulum. Die beiden Männer verabschiedeten sich freundschaftlich.

  • Meridius hatte einige Dinge zu klären. Er betrat sein Arbeitszimmer und rief nach Gallus. Dieser sollte nach Maximian schicken. Der Sklave nickte mit dem Kopf und verschwand wieder...


    Decimus Maximian - Sohn des Senators. Meridius dachte nach.


    Dann setzte er sich und überflog die Schreiben und Briefe, welche eingetroffen waren. Bei einem versteinerte sich sein Gesicht. Er ließ ihn auf die Tischplatte gleiten und starrte gedankenverloren ins Leere.

  • Es klopfte an die Türe. Eigentlich konnte es nur Maximian sein.
    Meridius ließ ihn warten. Er sollte noch einmal klopfen müssen.
    Praetorianus - er würde sich Romanus annehmen müssen...

  • Meridius wartete einen Moment. Dann blickte er zur Türe und forderte den Anklopfenden mit fester Stimme auf einzutreten.


    "Es ist offen! Komm rein!"


    Den Brief rollte er wieder zusammen und legte ihn etwas zur Seite.

  • Ah, da war sie, die gewünsche Reaktion ja. Maximian holte tief Luft und öffnete die Tür, um einzutreten. Dann schob er sie hinter sich wieder zu und drehte sich zu seinem Vater.
    "Guten Morgen", sagte er und lächelte.

  • Maximian lächelte. Meridius Augenbraue wanderte nach oben, er sagte jedoch zunächst nichts. Der Junge schien anscheinend noch nicht Mann werden zu wollen, obwohl er es in den nächsten Tagen deffinitiv werden würde. Meridius nickte mit dem Kopf.


    "Guten Morgen, Sohn. Nimm bitte Platz.
    Es sei denn Du möchtest stehen. Das dürfte dann allerdings eine Weile dauern..."


    Seine Stimme klang härter, als er es vorhatte.

  • Gut, dachte Maximian sich, einen Versuch war es wert gewesen. Er wusste ja, dass das kein Spaziergang werden würde. Das Lächeln verschwand, er überlegte einen Moment und holte dann nochmal tief Luft.
    "Nein, ich setze mich lieber."
    Schließlich setzte er sich und sah seinen Vater an, das Donnerwetter schon erwartend. Er hoffte, er würde anfangen, denn Maximian wusste nicht, was Meridius wusste.

  • Meridius musterte seinen Sohn. Dann nach einer kurzen Weile, in welcher beide nichts sagten, begann er zu reden.


    "Und? Hast Du mir irgendetwas zu sagen?"


    Bevor er mit einem Donnerwetter beginnen würde, wollte er sich die Seite seines Sohnes anhören. Er hatte zwar von Valeria genug gehört, doch auch sein Sohn sollte zu Wort kommen.

  • Maximian nickte und senkte den Kopf. Natürlich. Valeria war bei ihm gewesen.
    "Dann weißt du es schon."
    Er überlegte einen Moment, sah auf und versuchte nur annähernd so unumwerflich zu gucken wie sein Vater.
    "Ich habe mich nicht an deine Vorgaben gehalten. Ich habe es versucht..."
    Eigentlich nicht. Er stockte.
    "Es war nicht geplant. Ich bin genauso wenig wie du erfreut, dass es so kommen musste. Ich habe ihr geraten nach Rom zu gehen. Und das wird sie tun."
    Der Blick war nun gar nicht mehr so unumwerflich.

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