Dass ausgerechnet der Tiberius dieses falsche Spiel hatte getrieben, vermochte Manius Minor noch immer nicht zu verstehen, doch da Manius Maior seine Vermutungen neuerlich sogar konfirmierte, war er doch geneigt seinen Worten zu glauben, zumal er ohnehin außerstande war, sie in begründeter Weise zu kritisieren. Die Frage seines Vaters hingegen erschien auch dem Jüngling selbst als durchaus legitim, da doch Tiberius Durus ihm in seiner infantilen Erinnerung als ein Mann von Prinzipien war erschienen, welchem der Verrat an seinen Familiaren und Freunden zugunsten eines ordinären Usurpators nicht eben war zuzutrauen gewesen. Reichtum, Macht oder Ansehen indessen konnten es kaum gewesen sein, womit der Vescularius einen honorigen Consular zu locken vermocht hätte.
"Zweifelsohne wurde Tiberius erpresst."
, urteilte der Jüngling folglich, obschon er nichts zu imaginieren vermochte, was einen derartigen Verrat legitimiert hätte.
Indessen blieb hier in der Tat lediglich die Spekulation, sodass die Gedanken des jungen Flavius sich von jener Frage abwandten und nochmalig die Worte seines Vaters rekapitulierten, um seinerseits weitere Inklaritäten zu identifizieren.
"Und was geschah danach?"
Er war noch ein Knabe gewesen, als sie nächtens Rom den Rücken hatten gekehrt und obschon der gute Vindex und zahllose weitere Freunde und Verwandte ihm immer wieder von den Geschehnissen des Bürgerkrieges hatten berichtet, so prägte für ihn doch insonderheit eine Erfahrung seine Reminiszenzen, welche gleich einer unverheilten Wunde ihn traumatisch beschwerte:
"Doch was exakt war deine Rolle? Aus welchem Grunde warst du genötigt, mich allein in Mantua zurückzulassen? Und woran scheiterten deine Mühen?"