Sermo | Routinestabsbesprechungen

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…egio_stabsbesprechung.png Jedesmal, wenn der Statthalter in Mogontiacum weilte (was durch seine stete Reisetätigkeit durch die Provinz nicht immer der Fall war) wurde eine Stabssitzung mit den wichtigsten Offizieren des in Mogontiacum stationierten Militärs anberaumt um aktuelle Angelegenheiten zu besprechen, die nicht soooo wichtig waren, als dass man dem Legaten sofort einen Boten hinterherschicken musste.
    Zu den Offizieren gehörte natürlich der Praefectus Castrorum der Legion, der den Legaten in allen militärischen Belangen während dessen Abwesenheit in Mogontiacum vertrat. Natürlich waren die Tribuni Angusticlavi, der Tribunus Laticlavius sowie der Primus Pilus anwesend, sowie der mit der Sicherheit der extracivitalen Straßen und Regionen betraute Centurio Statorum. Von Seiten der Ala war natürlich der Praefectus geladen, genauso wie der Subpraefectus sowie der Vexilarius der Einheit. Die im ein wenig östlich der Civitas gelegenen Castellum Mattiacorum stationierte Cohors schickte ihren Tribunus Cohortis sowie den Primus Pilus der dort aktuell stationierten Bogenschützeneinheit.
    Wenn es um Belange ging, die die Civitas Mogontiacum direkt betrafen, wurde manchmal auch der mit der Stadtsicherheit betraute Aedil hinzugeladen.
    Summa summarum würde eine solche Stabsbesprechung fünfzehn Männer umfassen, wenn denn alle kamen. Dies war nicht nur beim Legaten nicht immer der Fall. Durch Abordnungen, Manöver und Missionen kam es durchaus öfter vor, dass die Routinestabsbesprechung in Mogontiacum in kleinerem Kreise stattfand.

  • https://c1.staticflickr.com/5/…95401094_2eed830ab4_n.jpg Einige Tage nach Rückkehr der kleinen Armee, die Iulius und Iunius in das gerade eben so noch als 'Grenzland' zu bezeichnende Land der 'freien' Stämme geführt hatten, wurde dem Statthalter durch seine engsten Berater deutlich gemacht, dass er sich nicht ewig vor dem Thema drücken könne. Ein unwilliges Brummen wurde freizügig als Zustimmung interpretiert und eine jener routinemäßigen Stabssitzungen anberaumt, die ohnehin immer dann stattfanden wenn der Legat in Mogontiacum weilte. Eigentlich wäre diese erst in ein paar Tagen fällig gewesen, allerdings gebot die Stunde hier doch etwas zügiger vorzugehen.
    Dabei bereitete das Thema dem Statthalter größte Bauchschmerzen... vor allem, weil er sich in einer äußert prekären Zwickmühle befand. Würde er die Seherin, die sich ein vorwitziger Centurio als persönliches Haustier klargemacht hatte, einfach beschlagnahmen und freilassen, würde er sich den Unmut seiner Soldaten und gewisser Teile der (zugegebenermaßen zahlenmäßig verschwindend geringen, aber überprovinziell durchaus einflussreichen) konservativen Römerschaft zuziehen. Würde er die Sache allerdings einfach belassen, würde nicht nur seine renitente und äußerst schlecht erzogene Nichte (deren verstorbener Mutter Vala nicht oft genug Vollversagen vorwerfen konnte) randalieren. Im Zweifelsfall würde er die Seherin einfach verschwinden lassen müssen und öffentlich propagieren, dass sie geflohen und anschließend unauffindbar gewesen wäre.


    Zuvor galt es aber erst einmal die aktuelle Situation zu erruieren und das eine oder andere zu besprechen. Zur aktuellen Stabssitzung waren nur etwas mehr als eine handvoll Offiziere anwesend, so fehlte etwa der Praefectus Cohortis sowie drei Tribuni Angusticlavi. Da die Situation der Civitas allerdings besprechen werden musste, war hierfür zuständige Aedil anwesend. Mit den paar Männern, zeigte Vala sich mal wieder äußert frei in der Gestaltung des Briefings und ließ diese kurzerhand auf dem Vallum nahe der Porta Praetoria stattfinden... mit direkten Blick auf und über die zentrale Civitas.


    "Meine Herren, beginnen wir..." , grüßte Vala die Offiziere knapp und lehnte sich mit dem Rücken an eine der steinernen Zinnen, "...mit etwas unaufregendem: welche Männer haben sich vor und während der Strafexpedition hervorgetan und sich einer Auszeichnung würdig gezeigt?"



    Sim-Off:

    Anwesend sollten sein:
    Iulius Licinus
    Iunius Seneca
    Flavius Gracchus Minor
    Tiberius Verus
    Narrator Germaniae



    Bildquelle

  • Selbstredend erschien der flavische Tribun beflissen und überaus pünktlich zu seiner ersten Stabsbesprechung, nachdem der Legatus von seinen Reisen zurückgekehrt war. Obschon es ihm ein wenig pekuliär erschien, hoch oben auf den Mauern des Castellums die Geschicke der Legion zu eruieren, hatte er doch zu konzedieren, dass von jener Position aus man einen überaus ansprechenden Blick über die Stadt genoss. War er außerstande, die Details in seinem immediaten Umfeld zu identifizieren, so galt dies doch nicht für fern liegende Objekte, sodass er ohne Mühe bis hinab zum Rhenus und dem jenseitig gelegenen Castellum zu blicken vermochte und dabei jeden Wagen zu differenzieren imstande war, der sich auf der Brücke in Richtung Barbaricum schob.


    Jenes Panorama nahm ihm somit gänzlich gefangen, als der Duccius bereits die (stehende) Sitzung bar jeder formellen Proömien eröffnete.

  • Stabssitzungen. Eine hervorragende Gelegenheit um in organisatorische Höchstform aufzulaufen. So zumindest die Ansicht des cornicularius Scribonius, persönlicher Adjutant des praefectus castrorum. Und so fand dieser jede und wirklich jede eventuell nötige Akte, Aktennotiz und Schmiertabula, die am Rande mit den angekündigten (oder vermuteten) Sitzungsthemen zu tun hatte, in der Tasche, die sein Adjutant mit auf dem Vallum hatte. Jederzeit bereit die Unterlagen an seinen herren zu reichen.


    Die Liste mit den Vorschlägen war nun etwas, was Licinus allerdings auch im Kopf hatte.
    "Da wäre zuerst mal der centurio Tiberius. Seine Taten bei der Sicherung des Rückzuges seiner Männer waren vorbildlich. Ich muss den Herren nicht in Erinnerung rufen, dass das Motto des centurionats "Beim Angriff die ersten, beim Rückzug die letzten" lautet. Er hat dieses Motto gelebt und dadurch verhindert, dass die Erkundungseinheit vollständig aufgerieben wurde. Dies ist eine Auszeichnung wert." Licinus legte eine kleine Pause ein und sprach weiter, als ob besagter centurio gar nciht anwesend sei.
    "Natürlich ist auf der anderen Seite zu berücksichtigen, dass sein Verhalten bis zu dem Hinterhalt verdammenswürdig war. Gewissermaßen stehen wir vor der Wahl ihn für das eine hinzurichten oder für das andere zu belobigen, denn beides können wir nicht. Ich plädiere dafür ihn zu belobigen und mit eienr torques auszuzeichnen."
    Jene die die Traditionen des Militärwesens kannten, mochten merken, dass vielleicht auch eine corona möglich gewesen wäre, aber das -- so dachte Licinus -- wäre doch zu viel des guten gewesen.


    "Der miles Terentius Flavus hat nach Bericht seines centurios allein zwei Angreifer abgehalten, das signum seiner Einheit dem gefallenen Feldzeichenträger zu entwenden. Der centurio empfiehlt ihn zum signifer zu befördern und mir armillae auszuzeichnen. Ich unterstütze dies.


    Der miles Octavius Frugi hat sich bei unserem primus pilus höchst unbeliebt gemacht. Er hat seine Beförderung verhindert, indem er mir das Leben rettete. Ich halte eine Corona Civica Quaercea durchaus für angemessen."


    [simoff]Verdammt, ich habe unpräzise gelesen. Ich hab keine Tisch.

  • Auch Verus hatte sich eingefunden. Zwar deutlich gezeichnet durch die letzten Wochen und Tage, da sein Gesicht tiefe Gräben zeigte. Auch seine Augen waren umschlossen von tiefem Schwarz, welches von unruhiger Nacht sprach. Dennoch hielt er sich aufrecht beim Betreten des Walles. In seiner Hand trug er die Vitis, sein Standeszeichen, welches ihm auch in der Sache Halt gab. Ganz der Hierachie folgend, folgte er hinter den ranghohen Offizieren und betrat als letzter den Gesprächsort. Das cingulum militare klang noch einen Moment zusammen mit seinem Atemzug nach. Sein Herzu schlug heftig und nun wartete er, dass der Präfekt seinen ersten Bericht abgeben würde. Man sprach nicht vor dem Dienstälteren und Ranghöheren. Verus lauschte aufmerksam und wieder trafen die Worte des Präfekten den traurigen Verus hart. Mühsam hielt er sich an seinem Standeszeichen fest, welches er spielend in seinen Händen drehte. Trotzdessen versuchte er dem Blick der Anwesenden stand zu halten. Er würde nicht flüchten oder zurückweichen. Immerhin ging es hier um seine Schuld. Vergebung war nur doch Akzeptanz zu finden. So atmete Verus nun nur noch bewusst ein und aus. Er versuchte ruhig zu bleiben und nicht wieder in dieses Traumata zu fallen. Es war durchzustehen. Irgendwie. Idun wartete auf ihn, was die Zeit erträglicher machte. Wenigstens schlug ihm eine Brise entgegen, was ihm zur Erleichterung frische Luft zuführte.

  • Langweilig! Seneca hechelte dieser Tage nur von Besprechung zu Besprechung, und immer wieder gingen die Gespräche in eine ähnliche Richtung. Jedoch, und in dieser Hinsicht schätzte er seinen Patron sehr, hatte der Duccier die Angewohnheit an das ein oder andere recht unkonventionell heranzugehen, auch wenn er das zumindest in der frühen Phase der Besprechung noch nicht so zeigte hoffte der Iunier auf ein wenig Auflockerung oder zumindest ein wenig Denksport etwas später, sodass die ewig eintönigen Besprechungen mal einen neuen Anstrich bekämen.
    "Einer meiner Duplicarii, Germanicus Varro, ein römischer Bürger, hat sich durch ein großes Verantwortungsbewusstsein im Dienst hervorgetan. Einer seiner Equites, Matinius Ocella, fiel mir ebenfalls auf." was allerdings auch an seiner ständigen Nähe zum erwähnten Duplicarius hätte erklärt werden können.
    Die Querelen um einen jungen Tiro hatte der Iunier am Rande mitbekommen schenkte ihnen aber keine weitere Beachtung. Um einen ungehorsamen Tiro würde sich der Decurio kümmern müssen.

  • "Sapperlot." , stieß Vala aus, als sein Festungsvorsteher ihm gleich eine ganze Reihe Heldentaten berichtete, "War nicht die Rede davon gewesen, das Dorf hätte sich ergeben? Jetzt klingt das so, als wäre dort mehr los gewesen als in Vicetia und Misenum zusammen. Nungut, es wird so sein..." , winkte der Statthalter die Beförderungen durch, weil er dem Urteilsvermögen des Iulius derart vertraute, dass er es nicht in Frage stellte noch zweite Gedanken anstellen musste... natürlich von einer Sache abgesehen: "Das mit der Auszeichnung und der Hinrichtung ist allerdings ein Dilemma. Sollen wir eine Münze werfen, Tiberius?" , warf der Legat dem anwesenden Centurio Statorum einen spöttischen Blick zu, "Wir haben es hier mit der Frage zu tun ob wir Nachahmer abschrecken oder animieren. Was würdest du tun, wenn es dabei um einen deiner Männer ginge, Centurio?"


    Der Iunius gab sich, wie zu erwarten, äußerst unkonkret, weshalb Vala mit spielerischer Mahnung nachhalf: "Und das bedeutet, du würdest deinen Männern was zuteil werden lassen, Iunius?"

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    Der Iunius gab sich, wie zu erwarten, äußerst unkonkret, weshalb Vala mit spielerischer Mahnung nachhalf: "Und das bedeutet, du würdest deinen Männern was zuteil werden lassen, Iunius?"


    "Nun, eigentlich habe ich nicht über eine konkrete Auszeichnung nachgedacht. Eventuell eine Phalera. Letztlich werde ich ihn zum Decurio befördern, seine Turma wird momentan nur kommissarisch geführt und er scheint seine Männer gut im Griff zu haben." merkte Seneca kurz an, eine Phalera war für diesen kleinen Einsatz wohl das höchste der Gefühle, vor allem da die Ala außer der Drecksarbeit eigentlich recht wenig getan hatte.
    Viel interessanter war allerdings auch das Gespräch zwischen dem Duccier und dem Centurio, schließlich war das Verhalten des Tiberiers natürlich etwas fragwürdig, wenn auch ehrenhaft gegenüber seiner Männer. Letztlich würde es gar nicht darum gehen was in diesem Raum besprochen werden würde sondern viel mehr darum, was die Männer außerhalb der Besprechung mitbekommen würden. Eine Auszeichnung war eigentlich unumgänglich, der Centurio wurde noch während des Einsatzes zum Helden stilisiert und in der angespannten Lage würde wohl ein Legat der sich auf germanische Wurzeln beruft kaum gut damit wegkommen einen urrömischen Centurio hinrichten zu lassen.
    Aber noch war das ja nicht abschließend geklärt, sodass sich Seneca mit angespannter Miene dem Gespräch widmete und ab und an einen Blick zu Licinus hinüberwarf.

  • Als die übrigen Offiziere erschienen, wandte der junge Flavius seinen Blick ab von dem Panorama der Provinzhauptstadt und hin zu dem Duccius, dessen langes, dunkelblondes Haar trotz seiner consularischen Ehren noch immer eine gewisse Robustheit verbreitete, wie sie kaum einem Senator in der Urbs zueigen war.


    Jener nun wandte sich just einer Strafexpedition gegen seine germanischen Anverwandten zu, welche augenscheinlich durchaus Raum für den Erwerb höchster Ehren geboten hatte, da der Praefectus Castrorum gar die Corona Civica Quaercea empfahl. Nicht wenige Träger des Clipeus, von Ehrenmälern und Hastae Purae hatte Manius Minor im elterlichen Hause kennen gelernt, doch niemals einen Träger jener begehrten Coronae, mit denen sich lediglich die tapfersten der römischen Soldaten schmückten und die nicht leichtfertig ruhmsüchtigen Offizieren verliehen wurden. Insonders weckte jener Kommentar jedoch seine Appetenz, als ihm der Kandidat für jene Auszeichnung namentlich durchaus familiar erschien. Handelte es sich nicht um einen jener Soldaten, welche ihm auf seiner geplanten Cena aufwarten würden? Einen dergestalt hochdekorierten Soldaten als simplen Diener zu gebrauchen, erschien ihm beinahe ridikulös...

  • Pflicht oder Vergehen? Verus fand sich in einem leeren Traum wieder. Einem Traum, dem er nicht folgen konnte; nicht nachgehen konnte. Seine Seele krauchte, gierte nach Leben und seine Atmung gab diesem Drang nach. Die Gehässigkeit des Duccius traf nicht nur seine kleine Welt, sondern auch jenen Traum, dem er nicht mehr ganz folgen konnte. Der Duccius unterlief alles, was ihm von der Pflicht geblieben war. Er wählte für ihn das Vergehen, so dass der leere Traum mit einem kräftigen Atemzug im Nichts verschwand. Verus wurde zornig, nicht nur über die gehässige Charakteräußerung des Legaten, sondern über den Zustand, dass dieser alles mit Füßen trat, wofür er und andere geblutet hatten. Verus war bereit gewesen, die Schuld auf sich zu laden; sie mit einer gewissen Achtung vor dem Tod der Kameraden zu tragen aber er war nicht bereit, deren Andenken durch Gehässigkeit zu beschmutzen. Er war nicht mehr bereit, mit falscher Gnade abgespeist zu werden und war sogar bereit lieber endgültig zu vergehen, als diesem Mann, der nicht mal wirklich Römer war, diesen Sieg zu schenken. Wenn man als Soldat etwas lernte, was es zu sterben und zu kämpfen, wenn es notwendig war. Eine Sammlung an Zorn und Verachtung schuf sich einen neuen Traum. Möge Idun ihm verzeihen aber er konnte nicht mehr schweigen; nicht mehr daneben stehen, und dieses Ungemach erdulden. Dennoch in einem Moment der Klarheit bremste sich der Offizier ein, ordnete seine Gedanken, um seinen Angriff zu bedenken. Er verachtete Duccius Vala nicht nur für seine Lebensweise, sondern auch dafür, dass er die Männer mehrere Jahre an Grenze vergessen hatte und nun auch noch die Frechheit besaß, einem Soldaten Roms mit einem Münzwurf auf Leben und Tod abzustrafen. Verus konnte die Verachtung in seinem Gesicht nicht verbergen, da erneut die Maske bröckelte. "Lasst mich die Aussagen ein wenig korrigieren," begann Verus mit betont ruhiger Stimme. "Ich denke, dass es mir zusteht als römischer Soldat, der seine Pflicht getan hat, einen Kommentar abzugeben und dir einen klareren Bericht aus einer anderen Perspektive zukommen zu lassen, legatus." Verus verstaute seinen Stock am Militärgürtel, blickte dann kalt zu Seneca und Licinus, denen er indirekt eine Mitschuld an diesem ehrlosen Verhalten des Legaten gab. "Ich war bereit, um Schaden von den Männern und dem Boten abzuwenden, die Schuld des Versagens auf meine Schultern zu nehmen. Dennoch, da ich nun vermute, dass du von falschen Tatsachen ausgehst: das Versagen beruhte auf einem Fehler in der Kommandokette, da mir als centurio statorum falsche Befehle übermittelt wurden. Ich rückte aus, um meinen Befehlen zu gehorchen. Die Verdammungswürdigkeit, die mein Präfekt ansprach, sieht er wohl in der Ausführung, die meine Männer sicherlich anders bezeugen werden," erklärte Verus nun öffentlich und war bereit die Konsquenzen der Wahrheit zu tragen. "Ich tat dort das, was von mir erwartet wurde und als die Hölle ausbrach, schützte ich diejenigen, die am Verwundbarsten wahren, eben meine Soldaten. Ich rettete einen Großteil der abgerückten Einheit aber dies nicht aus Eigennutz oder falschem Eifer, sondern weil ich an Rom glaube und Rom verdient Hingabe," setzte er fort und deutete dann mit einem Finger in den Himmel. "Eines Tages werden die Götter entscheiden, ob mein Verhalten verdammungswürdig war," stellte er, wie Stein, in das Gespräch, bevor er nach einer kurzen Wirkungspause fortsetzte. "Du kannst gerne die legio befragen und jeden Einzelnen meiner Männer, ob ich ein Feigling, ein Verdammungswürdiger bin und ich denke, dass sie dir klar eine Auskunft geben werden," nickte er ab und blickte dann urplötzlich kalt zum jünglichen Tribun, dessen Schweigen vieles über seinen Charakter sagte. Immerhin ging es hier um die Ehre, und das ein Legat das Leben eines Römer von einem Münzwurf abhängig machte und seine Willkür praktsich offenbarte. "Ich würde an deiner Stelle das Leben römischer Bürger und Soldaten nicht von einem Münzwurf abhängig machen, sondern mit gebotener Vernunft agieren. Da ich römische Tapferkeit beobachten konnte und sogar Treue bis in den Tod, würde ich die Soldaten belobigen und sichtbar ehren und nicht zusätzlich einen Vorwurf konstruieren," konterte Verus bissig und blickte dann mit fixierten Augen auf Vala. "Ich brauche keine Auszeichnung oder eine Ehrung, denn ich tat das, was ich tat für die römische Idee," ließ er noch fallen, bevor der Iunius sprach. Dem Tiberius war es egal, was ihm widerfahren würde aber ihm war nicht egal, was mit der römischen Idee geschah, die von sovielen missbraucht und geschändet wurde. Vala war mit seiner Gehässigkeit nur ein Symptom einer chaotischen Zeit. Verus fand in dieser Sekunde seinen Glauben an Rom wieder aber mit Sicherheit nicht das Rom, welches Vala wollte. "Da ich in dieser Sache nichts mehr hinzufügen kann und mein Truppendienst wartet, bitte ich darum, wegtreten zu dürfen," sagte Verus nüchtern und wandte sein Gesicht zum Präfekten. Dem Tiberius war diese verdamungswürdige Gesprächsführung und diese Kulisse von Selbstgerechtigkeit zu viel. Wenn sie ihn hinrichten wollten, dann sollten sie es vor den Männern tun und ihn auf dem Campus verhaften. Er würde sich keine Sekunde länger dieser Situation aussetzen, die alles zerstörte, woran er glaubte und was für ihn Ehre war. Pflicht oder Vergehen?

  • Licinus war durchaus überrascht, sowohl von der Reaktion des tribunus, als auch davon, das Seneca meinte, mit einer Phalera sei für diesen Einsatz das höchste der Gefühle. Hatte er das ganze überbewertet, weil er selbst betroffen gewesen war. Er war sich recht sicher, dass er nicht mehr am Leben sein würde, wäre der Soldat nicht gewesen. Das rechtfertigte doch die corona, auch wenn es sich nicht um eine große Feldschlacht handelte, fand er. Im Vergleich zu Vicetia hatte er natürlich noch ein ganz anderes Problem. Er erinnerte sich daran einen improvisierten Wall zu verteidigen und dann in einem Wagen nach Rom aufzuwachen, dazwischen ... nichts. Aber damals hatte es doch ungleich mehr Auszeichnungen gegeben, auch relativ, oder täuschte er sich.


    Aber gleich darauf erging es ihm wie Seneca. Die Unterhaltung (von Gespräch konnte man kaum reden) zwischen legatus und centurio war mir spannungsgeladen milde beschrieben. Licinus erwiderte Senecas Blicke. Die Szenen die sich abspielten, waren durchaus beeindruckend. Die Bemerkung mit dem Münzwurf empfand Licinus als bestenfalls unglücklich, die Reaktion des centurios als umso beachtlicher. Auf einmal sprudelten die Worte, aus ihm hervor. Irgendetwas schien den Kampfgeist des centurios entfacht zu haben, zumindest sprach er gefühlt mit deutlich mehr Feuer, als während der Besprechung in seinem officium.


    Und das bestärkte Licinus in seiner Überzeugung, dass die Auszeichnung die verdient. Gerade weil er dem Mann glaubte, dass er nicht aus Ruhmsucht so handelte, sondern aus Überzeugung den Rückzug seiner Männer deckte. Tatsächlich reifte in ihm sogar die Frage, ob er nicht inkonsequent gewesen war, als er Tage zuvor entschieden hatte keine corona zu fordern. Auszeichnen oder hinrichten war die Frage gewesen und hätte es bei der härtesten Strafe nicht auch als Gegengewicht der härtesten Belohnung bedurft?


    Allerdings waren durchaus Zweifel angebracht, ob die Rede von dem legatus ebenso gut aufgenommen wurde. Die bitte um Entlassung an ihn und nicht direkt an Vala als ranghöchsten Anwesenden wurde es sicher nicht.
    Dennoch hätte es Licinus gerne gesehen, wenn der legatus der Bitte nach kam. Alles wesentliche war gesagt worden und sie konnten sich einen offenen Konflikt nicht leisten, nicht in Anbetracht der Stimmung die gerade in der Stadt herrschte. Also versuchte er mit einem eindringlichen Blick zu raten, den centurio zu entlassen. Natürlich, so dachte er, nicht ohne einen Hinweis darauf, dass es sich um wirklich sehr offene Worte gehandelt hatte. Aber eben ohne weitere Vorwürfe.


    Sim-Off:

    Hat etwas gedauert, aber ein Spiel, dass mich gefühlt zwischen die Fronten bugsiert fällt mir nie leicht.

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    Zur aktuellen Stabssitzung waren nur etwas mehr als eine handvoll Offiziere anwesend, so fehlte etwa der Praefectus Cohortis sowie drei Tribuni Angusticlavi. Da die Situation der Civitas allerdings besprechen werden musste, war hierfür zuständige Aedil anwesend. Mit den paar Männern, zeigte Vala sich mal wieder äußert frei in der Gestaltung des Briefings und ließ diese kurzerhand auf dem Vallum nahe der Porta Praetoria stattfinden... mit direkten Blick auf und über die zentrale Civitas.


    [WRAPIMG=LEFT]http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Senator8.jpg[/WRAPIMG] Quintus Propertius Plautus fühlte sich unwohl zwischen all den Militärs. In seiner Toga fiel er aus dem Rahmen, den die Männer mit ihren Cinguli, dem Erkennungszeichen des Exercitus Romanus, boten. Hinzu kam der merkwürdige Ort dieser Besprechung. Auf einem Kastellwall hatte der Aedil jedenfalls noch keine größere Unterredung mit anderen Honoratioren abgehalten. Aber beim Militär war ja bekanntlich alles etwas anders. Mancher mochte sagen: Sonderbar.


    So oder so, Propertius war als Aedil geladen worden, weil er als Vertreter des Municipiums an einer Sondierung der aktuellen Sicherheitslage beteiligt werden sollte. Nach den Kreuzigungen der rechtsrheinischen Agressoren schien es in manchen Bevölkerungsteilen zu gären. Das beschäftigte offensichtlich auch den Statthalter und seine Offiziere.


    Bevor der Legatus Augusti Pro Praetore darauf allerdings zu sprechen kam, begann er routinemäßig Auszeichnungen für die letzte Expedition der Truppen zu diskutieren. Und wie die diskutiert wurden! Propertius verfolgte mit geweiteten Augen, wie der Statthalter dem Centurio eine prekäre Frage stellte, die dieser mit einer emotionalen Antwort würdigte. Der Aedil wurde den Gedanken nicht los, dass hier zwei besondere Heißblüter aufeinandergetroffen waren. Unbewusst rückte er noch ein wenig in den Hintergrund der Versammelten und lehnte sich an die Wallzinnen. Die beunruhigten Blicke der Praefecti entgingen ihm dabei völlig.


  • Während Vala nicht einen Gedanken daran verschwendete, sich etwas zu subtiler Ironie bedient zu haben, hatte der Centurio offensichtlich nicht den Hauch eines Sinns für derart feinen Humor und zeigte sich als Ausgeburt römischen Heldentums. Die Art und Weise wie sich der Centurio hier gebärtete ließ Vala fast das Stück Süßholz aus dem Mund fallen, derart irritierte ihn die vollkommen unerwartete Reaktion des Centurios. Mit einem knirschenden Biss auf die eigenen Zähne konnte er ersteres verhindern, zweitere ließ ihn einen Moment innehalten, bevor er den Centurio aus Reflex aus der Armee warf. Allerdings lagen die verbalen Schlachten lange genug zurück und irgendwo hatte Vala keine Lust sich mit einem Offizier zu streiten, der ihn offensichtlich aus übersprudelndem Ehrgefühl falsch verstehen wollte... und so verschrieb er sich selbst eine möglichst sachliche Reaktion.


    "Ach, Deci... Tiberius." , seufzte Vala in väterlicher Resignation ob der ungestümen Kopflosigkeit eines Sohnes den er (noch) nicht hatte und versprach sich beinahe, als er den Centurio beinahe mit dem Gentilnamen des größten aller tugendhaften, ehrerfüllten und furchtlosen Helden ansprach den er je kennengelernt hatte, "Niemand stellt die Taten der Legio Secunda und ihrer Männer in Frage. Selbst wenn ich zugeben muss, dass die Demonstration des Iulius wohl selbst einen Blinden gezwungen hätte die Macht Roms zu sehen. Ich als letzter stelle die Richtigkeit und Ehrenhaftigkeit der Taten der Männer...und damit dich eingeschlossen... infrage. Würde ich das tun, würden wir hier nicht über Auszeichnungen und Beförderungen, sondern über Strafen, Hinrichtungen und Degradierungen sprechen. Und warum tun wir das nicht? Weil die Legio Secunda und ihre Männer sich mal wieder als das bewiesen haben, als was sie über die Grenzen der Provinz bekannt sind: als die beste Truppe im Norden des Reichs." , stellte Vala hier keineswegs hochtrabend, allerdings auch nicht gerade mit glorienerfüllter Stimme fest. Er würde sich schon keine Zacke aus der Krone brechen, indem er gegenüber dem leicht angefassten Offizier klarstellte, was er von seiner eigenen Einheit hielt.
    "Und dass du dich entschieden hast, meine Frage vollkommen falsch zu verstehen ist als sehr unglücklich zu erachten. Würde ich in Betracht ziehen, dich für die unkonventionelle Natur deiner Taten hinzurichten, Tiberius, wärst du nicht hier, sondern an einem Pfahl auf dem Campus mit deutlich dünnerem Hals." , machte Vala noch einmal deutlich, dass er hier keine Missverständnisse hinsichtlich seiner Vorgehensweise bei Verbrechen und Vergehen seiner Männer dulden würde.


    "Ich würde es jetzt also begrüßen, wenn du mir erzähltest, was genau vorgefallen ist, dass es selbst den ranghöchsten Offizier der Legion zweifeln lässt, was nun die richtige Vorgehensweise in deinem Fall wäre." , stellte Vala den Timer also erneut auf Null und harrte mit betont neutralem Blick ob der Schilderungen des Tiberius, was nun am und jenseits des Limes eigentlich vorgefallen war. Natürlich hatte Vala einen Bericht bekommen, aber Augenzeugenberichte hatten eine ganz andere Qualität.

  • Es endete wohl nicht mehr. Verus suchte nach Haltung und Würde. Sein Trauma kochte, brodelte, wie ein kaltes Feuer in seinem Herzen. Er hatte genug von Erklärungen und ständigen Gesprächen über seine Erfahrung. Immer wieder, musste er sich erklären und vermitteln, was dort geschehen war. Doch niemand würde klar verstehen, was dort geschehen war. Es war Krieg, ein grausames Gemetzel und er hatte den Tod eigenhändig erlebt. Die Stimmen, der Sterbenden und die Gerüche, hatten sich eingebrannt und das für eine Ewigkeit. Er würde niemals vergessen aber er konnte nicht immer wieder die Gräber öffnen, die er jede Nacht mühsam zu schüttete. Jeder Traum, der Albtraum wurde, war Leichentuch seiner Erfahrung. Er litt und musste dennoch die Kraft finden, was ihm mit der Würde seiner Seele gelang. Verus würde nicht kapitulieren. Nicht in dieser Sache. Es gab ein Leben, nach all dem; ein echtes Leben, außerhalb der Rüstung und fern der Waffen. So selten und wertvoll es ihm jetzt erschien; und ihm verschlossen war, war Verus durchaus bewusst, dass das Militär niemals alles sein konnte. Dieser Legatus hatte nur so viel Macht über ihn, wie ihm sein Posten verlieh aber nicht über sein Herz. Verus Lippen zitterten unter der Anspannung, bevor er Worte als Antwort fand:


    "Ein Bote überbrachte mir einen dezent falschen Befehl, da dieser sich verhört hatte. Dieser Befehl wurde von Präfekt Iulius entsandt. Mein Bote, ein Miles unter meinem Kommando, überbrachte mir nach einem langen Ritt diesen Befehl aber hatte diesen deutlich fehl-interpretiert. Daraufhin rückte ich aus, um die Überfälle auf die Grenzregion, die mir als Centurio Statorum unterstellt war, zu untersuchen und mit Fortunas Willen zu beenden. Ich rückte mit erfahrenen Legionären aus dem Praesidio aus. Da bereits durch Zeugen diverser Verbrechen gegen die Pax Romana belegt, wurde dieses Dorf als Urheber ausgemacht und sollte sich römischen Recht beugen, also untersucht werden. Ich plante es zu durchkämmen auf Diebesgut oder andere bedeutsame Tatmittel. Im Dorf selbst wurden wir unfreundlich empfangen aber es gab sicherlich noch kein Blutvergießen. Ich verlangte in alter Sitte, dass die Bewohner zur Befragung bereitstehen sollten. Es kam leider nicht zu einer Befragung und die Situation eskalierte schnell, als es zu diversen Missverständnissen kultureller Fragmente beider Seiten kam. Wir wurden angegriffen und in die Gänge zwischen den Hütten gedrängt. Die Situation geriet unübersichtlich aber ich ordnete einen Rückzug an. Schließlich gelang es uns, zeitweise in zwei festen Reihen Schutz zwischen zwei Hütten zu finden. Doch es war absehbar, dass uns die Übermacht erdrücken würde, da jeder kämpfte; auch die Frauen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits einen Ausbruch entschieden und befahl diesen. Ich ließ eine Reihe aufgeben, um durch verdoppelte Kampfkraft einen Durchbruch in Richtung Wald zu erzielen. Mir selbst war klar, dass ich zurückbleiben musste, um die Germanen daran zu hindern, meinen Männern in den Rücken zu fallen. Auch wollte ich meinen Soldaten genug Zeit verschaffen, um Richtung Limes zu fliehen. Ich nahm meinen Tod bewusst hin und stellte mich alleinig den Germanen und hoffte, dass die Überlebenden entkommen konnten. Es gelang ihre Flucht. Für mich ging das Scharmützel weiter und schnell wurde ich umschlossen. Ich konnte mich diffuser Angriffe erwehren und stand ihrem Anführer gegenüber, der eine Art barbarisches Ritual zu pflegen schien. Seine Kämpfer, auch die Frauen, griffen nicht mehr an und ich stand ihm in einem Zweikampf gegenüber. Ich verwundete ihn aber er auch mich. Die Wunde war lebensbedrohlich und ich sank zu Boden, wo mich dann jene Seherin errettete. Den genauen Hergang der Rettung meiner Person kann ich nicht beschreiben, da ich bewusstlos war. Ich wachte später in ihrer Hütte auf und sie verbrachte mich dann zu herannahenden Legion. Man nahm sie in Gewahrsam. Es kam das Gerücht auf, sie sei eine mächtige Seherin und hätte Zauberkräfte. Sie hätte mich verhext und so sahen wir, auch der Präfekt, uns gezwungen, diese Gerüchte, welche Unruhe nach dem Fiasko im Dorf schufen, zu beenden. Ich sollte die Seherin mit Potestas versklaven, um den Legionären zu zeigen, dass ich nicht verhext wurde. Die Versklavung wurde abschließend öffentlich hier in Mogontiacum vollzogen. Neben der Kreuzigung, der ich auch federführend beiwohnte. Ich möchte anmerken, dass sich die Sklavin vorzeigtig an mich verkauft hatte, um eine Schuld zu begleichen, die wohl germanischer Natur war und die öffentliche Versklavung nur vollzogen wurde, um die Gerüchte zu zerstreuen. Ich tat stets, was mir befohlen wurde und im Interesse Roms war."

  • Einen Sinn für Pathos hatte der Junge, das musste der Befehlshaber der Legion ihm schon lassen, während er sich die sehr detaillierte Schilderung der Geschehnisse mit regloser Miene anhörte. Nicht, dass ihn das, was er hier zu hören bekam, besonders betroffen machte.. solche Geschichten machten wohl zu dutzenden, wenn nicht gar hunderten die Runde in den Lagern der Legionen. Aber es gab hier tatsächlich ein Dilemma, aus dem man nun einen öffentlichkeitswirksamen Ausweg suchen musste. Sowieso: Öffentlichkeitswirksam. Der Tiberius gehörte glasklar in die Propagandaabteilung, nicht in die kämpfende Truppe. Vor allem als Held, der er nun ja wohl war.


    "Der Soldat, der die Befehle falsch überbracht hatte..." , erkundigte sich der Legat mit Blick zum Centurio als auch zu seinem Präfekten, "...kann ich davon ausgehen, dass dieser jenseits des Limes sein Leben verlor?"

  • Verus stieß Luft durch die Nase und antwortete knapp: "Ja." Der Bote tat ihm leid und die Götter hatten ihm kein gutes Schicksal beschert. "Er möge das Elysium gefunden haben," floskelte er bitter nach und machte eine bedeutsame Geste in Richtung Himmel, wie es üblich für Zeitgenossen aus dem Hause Tiberius war.

  • "Also hat der Bote, der den Soldaten die richtigen Befehle falsch zugestellt hatte und damit den Tod seiner Kameraden auslöste, von den Göttern seine Strafe erhalten..." , schlussfolgerte Vala weitaus weniger emotional in diesem Thema und innerlich eher erleichtert darüber, dass man einen eleganten Weg aus der Affäre gefunden hatte indem man einen Sündenbock mitsamt göttlicher Rechtsprechung veröffentlichen konnte, "..dies ist im Lager zu verlauten. Der Centurio Tiberius hingegen ist angesichts dieser Sachlage mit einer Torques Aenea auszuzeichnen, da dies seine erste wäre. Die Auszeichnungen werden beim nächsten Generalappell verliehen." , diktierte der Legat einem Schreiber und fuhr gleich mit dem nächsten Thema fort, das ihm deutlich weniger behagte.
    "Nun zur Spaekona..." , leitete Vala zur Seherin über und ging gleichsam davon aus, dass die Männer nach Jahren des Dienstes hier in der Provinz mittlerweile wohl genug Bruchstücke der einen oder anderen Sprache, die man später diskutabel einfach als 'germanisch' zusammenfasste, aufgeschnappt hatten, um zu verstehen was er hier wohl meinte. "Der Tiberius hat gerade freundlicherweise noch einmal ausgeführt wie der Hergang zur Versklavung einer Frau war, deren Rang in der Dorfgemeinschaft und wohl darüber hinaus beachtlichen Ausmaßes sein dürfte. Ich muss zugeben, ich wäre glücklicher damit gewesen GERADE DIESE FRAU drüben gelassen zu haben. Haben wir aber nicht... und es würde wohl für Unmut sorgen, wenn wir die Spaekona jetzt einfach wieder entsklaven und freilassen. Falsche Signale aller Ortens, also ist Fingerspitzengefühl gefragt. Einerseits diesseits und jenseits des Limes." , führte Vala tiefer in die Thematik ein, die wohl zur Zeit sie alle beschäftigte und deren Lösung nicht allzu offensichtlich war, "JENSEITS des Limes wurde bereits von Iulius Licinus eine eher diplomatische Missio angeregt. Dieser Meinung bin ich ebenfalls... wir sollten sicherstellen, dass die seltsame Entscheidung des Things keine Laune war und andere Stammesteile der Chatten jetzt der Meinung sind, Rache nehmen zu können. Flavius... ich habe da an dich gedacht." , wandte der Statthalter den Blick zum Patrizier, der sich bisher bedeckt gehalten hatte. Vala kam nicht umhin zu schmunzeln bei dem Gedanken, den Patrizier nun nach eigener Aufforderung nicht nur ins kalte Wasser zu werfen, sondern gleich in die kalte Tiefsee des germanischen Nirgendwo.

  • Gleich den städtischen Gesandten erachtete Manius Minor sich als ein Teil des stummen Publikums, welches, persönlich nicht betroffen, die Kritik des Statthalters an dem überaus heroisch sich darbietenden Centurio und dessen Defension verfolgte. Dass der Offizier höchstselbst den Germanen die Stirne geboten hatte, um die Flucht seiner Männer zu ermöglichen, erschien dem Jüngling überaus admirabel, weshalb er den Rapport des Tiberius mit einem erstaunten Aufreißen der Augen kommentierte, zumal ihm nicht recht deutlich wurde, worin jenes Verdammungswürdige in seinem Handeln bestand, welches augenscheinlich in der Ausführung eines fehlgeleiteten Befehles bestanden hatte, dessen Inhalt jedoch nicht weiter thematisiert wurde.


    Selbstredend wagte der Tribun nicht, sich diesbezüglich näher zu erkundigen, um nicht den Fortlauf jenes im Grunde ihm gegenüber völlig kontingenten Geschehens zu disturbieren. Jene Einschätzung änderte sich indessen, als Duccius Vala gänzlich unerwartet ihn auf abrupte Weise integrierte.
    Der junge Flavius riss aufs Neue die Augen auf, als sämtliche Blicke sich ihm zuwandten, inkapabel, eine schlagfertige Replik zu offerieren. Selbstredend hatte er inzwischen Kenntnis davon erlangt, worum es sich beim Stamm der Chatten handelte, ebenso war der Thing ihm ein Begriff, doch generell war ihm die Natur der Germanen noch immer fremd, wenn nicht gar ein Rätsel, welches sich im Umfeld der legionischen Administration, wo römische Bürokratie durch zumeist italischstämmige Scribae geübt wurde, kaum zu erkunden eignete. Ihn nunmehr so schlagartig mit einer diplomatischen Mission zu betrauen, erschien ihm somit zwar seinem Rang als Spross eines patrizischen Geschlechtes angemessen, seinem Erfahrungsschatz in politischen Belangen hingegen vollkommen inadäquat.
    "Ich... nun..."
    , stammelte er schließlich, da keiner der Umstehenden sich anschickte, Widerworte gegen jene Kur zu formulieren. Womöglich wäre es klug gewesen, jene Offerte dankend abzulehnen und durch wortreiche Floskeln seine Bescheidenheit hervorzukehren, doch zögerte er. Hatte er nicht selbst vollmundig versichert, für jedweden Dienst zur Stelle zu sein? Oblag es nicht dem Legatus Augusti pro Praetore selbst zu ermessen, wer seiner Mitarbeiter geeignet war, eine derartige Mission zu erfüllen? War er nicht selbst von seinem Rhetorik-Lehrer Quinctius Rhetor für seine Beredsamkeit prämiert worden? Und verlangte es ihm nicht danach, an vorderster Front seinen Dienst zu tun, um den Götter Satisfaktion für sein bisherig nutzloses Leben zu erweisen?
    "Ich stehe selbstredend zur Verfügung."
    , rang er sich somit final eine Konfirmation jener Vorsätze ab, die er so leichthin im vergangenen Jahr gefasst hatte. Vor den Umstehenden auf jener Mauer, auf welcher Duccius Vala Kriegsrat zu halten pflegte, insonderheit jedoch vor sich selbst.

  • Eventuell war es dem etwas kindlichen Aussehen des Flaviers geschuldet oder einfach seiner offenkundigen Unerfahrenheit in gefährlicheren Situationen, doch die Reaktion des jungen Flaviers regte Seneca dazu an seinerseits einen Vorschlag zu machen, damit die erste Mission des Burschen nicht auch gleichzeitig seine letzte sein würde.
    "Legatus wenn ich einen Vorschlag machen dürfte?" fragte Seneca zugegebenermaßen etwas rhetorisch, schließlich hatte in dieser Besprechung jeder schon dermaßen viel geschnattert, sodass man nicht davon ausgehen musste, dass hier wirklich um Sprecherlaubnis gebeten werden müsste.
    "Ich würde vorschlagen dem jungen Tribunus Männer der Ala als Geleit zu entsenden. Meine Männer sind mit den regionalen Gepflogenheiten vertraut und wären sicherlich von Vorteil." regte er an, schließlich hatte seine Truppe nicht willkürlich Frauen aus der Menge herausgepickt und sie sich zu eigen gemacht, ein Vorwurf, den der Iunier aber freilich für sich behielt und es eben auf das Wissen um die regionalen Bräuche schob.

  • Verus nickte kalt nach Abschluss seines Berichtes. Er war froh, dass diese Angelegenheit beendet war. Ihm war nicht nach einem Konflikt oder einer erneuten Erklärung. Er hatte sich oft genug vor seinen Leuten erklären müssen und war dieser ständigen Neuerzählung überdrüssig. Es tat sogar weh. Immer wieder in alten Gräbern herum zu schaufeln, schmerzte die Seele, da Verus niemals wirklich damit abschließen konnte. Unbewusst hatte der Legatus erneut Wunden aufgerissen, die Verus mühsam mit Hilfe einer geheimen Liebe geheilt hatte. Schnell wagte Verus einen Blick in den Himmel, um für einen Atemzug diesem Gespräch zu entfliehen. Er schloss die Augen und dachte an ein fernes Wunderland, welches er mit Idun und all dem Guten in der Welt füllen wollte. Doch schnell holte ihn die Realität ein und Verus ließ seinen Blick wieder herabsinken. Dem Tiberius war diese Auszeichnung egal, aber, dass der Legatus nun den armen Boten verdammte, erschien dem Veteranen ungerecht. Auch das Andenken an einen Toten war ein Wert der Ehre. Verus kniff verbittert die Augen zusammen aber schwieg. Er würde dem Boten im Tempel seine gerechte Ehre tun und für ihn beten. Ein Opfer für die Gefallenen war ohnehin überfällig. Er würde mit den Kameraden sprechen, ob und wann ein entsprechendes Opfer angebracht war. Verus wollte es ehrbar gestalten und die Grabplatten der Gefallenen entsprechend fertigen lassen, damit diese unter Aufsicht eines Priesters aufgestellt werden konnten. Doch dies brauchte Zeit, die Verus kaum hatte, da vieles aufzuarbeiten war. Vielleicht gelang dies vor dem Generalappell. Aber daran zweifelte der getragene Held, der sich nicht als Held fühlte. Der Legatus führte weiter aus und Verus lauschte aufmerksam, während sein Blick durch die Gesichter der Anwesenden wanderte. Es war die Stunde des neuen Tribuns, der nun Verus volle Aufmerksamkeit genoss. Eine diplomatische Mission, wohl sinnig aber auch gefährlich. Denn Verus hatte selbst erfahren, wie gefährlich auch einfache Missionen ins Barbaricum sein konnten. Insofern hoffte er, dass der Tribun nicht unvorsichtig sein würde. Schließlich sprach der Kommandant der Ala und erklärte, dass man Männer der Ala als Geleit bereitstellen würde. Verus misstraute den Hilfstruppen aber nicht aus unvernünftiger Angst, sondern weil er stets niemanden vertraute, den er selbst nicht ausgebildet hatte oder zumindest im Blick hatte. Dies war auch eine Lehre aus dem Untergang Teile seiner Einheit. "Legatus," erhob auch Verus seine Stimme aber deutlich weniger prägnant als die von Iunius Seneca. Vorsichtig senkte er seinen Blick vor Vala, bevor er wieder mutig aufblickte. "Ich danke dir erst einmal," erklärte Verus in fester Überzeugung, dass dieses leidliche Thema beendet sein würde und er sich an die Nachbearbeitung des Leides machen konnte, welches nicht nur seine Seele betraf, sondern auch die seiner Soldaten. "Ich bin bereit, den Tribun ebenfalls als Geleit zu begleiten, da ich nun wohl, auch durch jene miserablen Umstände, ebenfalls im Bilde der Lage bin," sagte der Centurio, während er ehrlich zum Flavius nickte. Verus war sich nicht ganz sicher, ob dies eine gute Idee war aber er wollte den jungen und unerfahrenen Tribun nicht in eine Falle laufen lassen. Nicht nachdem er selbst dieser nur knapp entronnen war. Es war die römische Ehre, die es gebot, dass ein Centurio immer bereit stand, wenn eine Aufgabe von Wichtigkeit zu erledigen war oder zumindest für eine Wichtigkeit gehalten wurde.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!