[Auf den Straßen Romas] Tempelarchitektur für Anfänger

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    Wie hatte er sich nur dazu überreden lassen können? Kephalos, Meister der Architektur und seit sehr vielen Jahren schon Ausbilder mehr oder weniger nichtsnutziger, kleiner Helfer und Möchtegern-Künstler, verstand selbst nicht so ganz, wie er jemals seiner Arbeitgeberin hatte zustimmen können! Es war ja eine Sache, einem Lehrling über Jahre hinweg beizubringen, worauf man im Sinne der Architektur zu achten hatte. Aber jetzt sollte er an einem Vormittag mehreren jungen Römern mal so eben im Schweinsgalopp einen Sinn für Architektur beibringen, ihnen die Grundbegriffe begreiflich machen und bestenfalls dann auch noch bestätigen, dass die jungen Herrschaften wüssten, wovon sie denn sprächen! Kephalos verstand wirklich nicht, wieso er sich da nicht besser hatte wehren können gegen ein 'Papperlapapp, das geht schon'.


    Also hatte er brav verkünden lassen, dass er an diesem heutigen Tag ausnahmsweise eine Exkursion in die Architektur römischer Tempel unternehmen würde und wissbegierige Schüler sich daher in seinem Architekturbüro melden konnten. Was an ein Wunder grenzte, war, dass dies tatsächlich einige junge Römer gemacht hatten! Kephalos hatte angenommen, dass er nur den ältesten Sohn von Iunia Axilla ein wenig würde herumführen müssen, ihm ein wenig über die großartige Baukunst der Griechen vorzuschwärmen brauchte und ihm hinterher ein Zeugnis überreichen konnte. Aber nein, das ginge wohl nicht, sollte er sich und die Besitzerin seines Büros nicht vor aller Augen lächerlich machen.


    Also ließ er allen seinen Schülern ausrichten, sie sollten sich heute gleich zur hora secunda vor dem Tempel des Portunus einfinden. Vielleicht schreckte die sehr frühe Stunde dann doch den ein oder anderen ab, tatsächlich zu kommen. Außerdem wäre Kephalos so mit seinen Erklärungen in jedem Fall bis zum Mittag fertig.


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    Atticus jedenfalls fand die noch sehr frühe Morgenstunde alles andere als erquicklich. Sein Körper sagte ihm recht deutlich, dass er noch ein wenig hätte schlafen wollen. So bis zum frühen Nachmittag oder so. Aber nicht direkt zu Sonnenaufgang aufstehen und quer durch die Stadt ziehen! Er war doch kein Ianus-Prester!
    Also stand Atticus müde vor sich hingähnend auf dem Platz vor dem kleinen Portunus-Tempel am Forum Boarum. In der Nähe plätscherte der Tiber vor sich hin, was nicht gerade dazu beitrug, ihn wacher zu machen. Aber da musste er jetzt wohl durch.

  • Pina liebte die frühen Morgenstunden und genoss sie besonders im Garten. Heute jedoch hatte sie keine Zeit, sie hatte etwas anderes vor. Eilig hastete sie durch die noch ruhigeren Straßen Roms in Richtung Forum Boarum. Sie und andere an Architektur interessierte junge Römer sollten sich vor dem Portunus-Tempel treffen. Eine Exkursion in die Architektur römischer Tempel zu unternehmen war ihr Ziel.
    Pina war schon sehr gespannt wie es aufgenommen würde, das sie als junge Frau daran teilnehmen wollte. Doch Kummer in dieser Art war sie gewohnt. Schon immer liebte sie alles was Militär zusammenhing und bemitleidete sich noch immer von Zeit zu Zeit, dass sie kein Mann war. Warum jetzt keine Frau sich für Architektur interessieren sollte, leuchtete ihr nun gar nicht ein. Waren nicht gerade Frauen die größten Kunstmäzenen. Für sie hatte die Schönheit von Tempeln etwas mit Kunst zu tun.
    Grinsend betrachtete sie Atticus, fast war sie versucht sich leise heranzuschleichen und mit einem Buh zu erschrecken. Ließ es aber und meinte. „Salve, auch eine Besichtigungstour gebucht?“

  • Eigentlich hieß es ja so schön, dass der frühe Vogel den Wurm fangen würde, nur leider fühlte ich mich nicht danach. Die Müdigkeit hing noch immer bleischwer hinter meinen Lidern und nur der kleine Spaziergang zum Portunus-Tempel sorgte dafür, dass ich letztendlich wach blieb. Auf meinem Weg reckte ich mich noch einmal dann und wann und blickte weiterhin mürrisch vor mich hin. Dennoch hatte ich mir fest vorgenommen, alles über Tempel zu lernen, was möglich war, zumal ich mich nun als Aedituus dazu innerlich verpflichtet fühlte. Also hieß es keine Müdigkeit vorzuschützen. Mein Muckel folgte mir auf dem Fuße, doch weise wie er zu den frühen Morgenstunden war, sagte er nichts, sondern schwieg stille. Ein Umstand, den ich durchaus zu schätzen wusste. Normalerweise erwachte ich nämlich nicht mit dem ersten Hahnenschrei und fühlte mich sogleich wohl auf. Allerdings tat mir die frische Luft gut und ich meine miese Morgenlaune war bei der Ankunft am Tempel auch schon fast verschwunden. Ich stellte auch fest, dass sich bereits andere eingefunden hatten und ich begrüßte den jungen Mann und die junge Dame mit einem freundlichen: “Salvete!“ Dann unterdrückte ich den Wunsch, mich noch einmal zu recken und fragte stattdessen: “Ist dies der Architekturkurs?“

  • „Ich denke mal“, antwortete Pina dem Neuankömmling und musterte ihn aufmerksam. Ihn hier fragte ich gerade ob er auch eine Besichtigungstour gebucht habe“, dabei wies sie mit dem Kopf in Richtung Atticus. Grinsend fügte sie hinzu, „doch mir scheint er ist ist eingeschlafen. Ich jedenfalls bin dabei.“ Erwartungsvoll schaute Pina den Aedituus an.

  • Sogar Pontus neben Atticus gähnte. Der schwarze Hund hatte sich einfach aufs Pflaster gelegt und die Augen geschlossen. Am liebsten hätte Atticus sich einfach daneben gelegt, den Hund als Kopfkissen benutzt und noch ein paar Stündchen geschlafen. Aber das sähe wohl etwas seltsam aus, so mitten auf dem Viehmarkt, und wäre sicher etwas, das seine Mutter als einem angehenden Ritter nicht angemessen deklarieren würde.
    Ein paar andere junge Leute kamen noch dazu. Ein Mädchen fragte ihn nach einer Besichtigungstour. Verwirrt zog Atticus die Stirn kraus, so ganz kam er nicht mit, was er von ihr wollte. Er wollte ihr gerade antworten, musste dann aber gähnen und hielt sich erstmal nur die Hand vor. Da kam auch schon ein zweiter, diesmal ein junger Mann, dazu, und fragte nach dem Architekturkurs. Attcus nickte ihm gerade beim Ausklang des Gähners zu, als das Mädchen von eben sich schon an den Neuling ranschmiss und ihn, Atticus, verspottete. Atticus war zwar müde, aber die Spitze bekam er doch gleich mit.
    “Der hier“ äffte Atticus den Tonfall nach “kann euch übrigens hören“, brummelte er nur leicht vor sich hin. Weiber! Wieder ein Grund mehr, sich möglichst fern von diesen gackernden Hennen zu halten.


    Noch drei andere junge Römer erschienen, grüßten mehr oder weniger verschlafen in die Runde, ehe auch schon ihr heutiger Lehrer erschien.


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    Gefolgt von vier seiner Lehrlinge erschien Kephalos wie ein äußerst kritisch dreinblickender griechischer Gott und blickte erst einmal nur streng seine heutige Schülerschaft an, bis sämtliche Gespräche verstummt waren. Kurz ließ er dabei seinen Blick kritisch auf jedem einzelnen der Anwesenden ruhen. Eins davon war sogar eine Frau! Bei allen Göttern des Olymp, worauf hatte er sich da nur eingelassen!
    Aus seinem Blick sprach, wie wenig begeistert er von seinen angehenden Schülern war, als er schließlich zu reden begann. “Mein Name ist Kephalos. Ich bin heute euer Lehrer, um euch Römern die grundlegendsten Begriffe der Architektur beizubringen, auf dass ihr vielleicht später einmal zumindest nicht wie das Vieh hier auf dem Markt nur dastehen und glotzen möget, wenn jemand von den Errungenschaften des griechischen Tempelbaus spricht.
    Als euer Lehrer erwarte ich euren Respekt und eure Wissbegier. Für ersteres werdet ihr mich mit 'Meister' anreden, oder falls ihr des Griechischem mächtig seid, mit kyrios. Letzteres werdet ihr erst unter Beweis stellen müssen.“

    Er fing an, auf und ab zu gehen mit hinter dem Rücken verschränkten Händen, wie er es gerne tat, um seine Gedanken zu sammeln. Wie fing man also an?
    “Gut, beginnen wir bei den einfachsten Dingen, bevor wir zu den architektonischen Feinheiten kommen. Wer kann mir sagen, woraus die meisten Gebäude, die ihr hier am Platz seht, gebaut wurden? Und warum ist dieses Material so unerlässlich für den modernen Bau?“
    Vielleicht waren ja auch ein paar hellere Köpfchen hier anwesend, die wenigstens ein bisschen was wussten.

  • Pina runzelte die Stirn, da hatte sie fast ihr ganzes Leben mit Jungs zugebracht, doch solch einem Prachtexemplar von Mann war sie bisher, den Göttern sei dank, noch nie begegnet. „Ich verstehe der Herr haben schlechte Laune, wohl mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden“.
    Der Tag scheint ja prächtig zu werden, dachte sie nach der Einführungsansprache des Meisters. Die beiden haben sich bestimmt gesucht und gefunden, Da hatte sie in Rom bisher doch richtige Männer kennengelernt. Den Praefectus Praetorio Faustus Decimus Serapio, den Tribunus Aulus Iunius Avianus, den Senator Marcus Decimus Livianus und noch einige mehr. Keiner von ihnen hatte sich so flegelhaft benommen wie das Bürschlein hier. Der sollte mal erst einen Benimmkursus absolvieren.
    Pina normalerweise immer ruhig und ausgeglichen, wunderte sich über sich gerade ein wenig über sich selber. Sie war doch hier um etwas zu lernen und nicht um sich irgendeinen muffeligen Burschen zu ärger.
    Sie schüttelte den Kopf um ihn von unnützen Gedanken zu befreien und sich auf das wesentliche zu konzentrieren.
    Sie sah sich den Portunus Tempel zuerst einmal genauer an. „Der hier“, dabei wies sie zum Portunus Tempel, „ist bestimmt mit zwei Steinsorten erbaut worden“, platzte sie einfach heraus. Alles andere musste man sich bestimmt näher ansehen so aus der Ferne betrachtet wollte sie dazu nichts sagen. Doch dann viel ihr etwas ein, eine riesige Baustelle war da in Mantua gewesen und und die Arbeiter riefen, wir brauchen Puzzolane, „richtig, Puzzolane, mehr Puzzolane“, murmelte Pina vor sich her. Das waren aber nur Worte, so genau konnte sie sich nicht mehr daran erinnern.

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    Ich schmunzelte auf die Worte der jungen Frau hin. Doch Moment! Ich neigte mein Haupt, ehe der Keim der Erkenntnis in mir empor wuchs. Das war doch Quintilia Pina! War ich wirklich so müde gewesen? Empört über mich selbst, schüttelte ich den Kopf und wollte gerade etwas erwidern, als der vermeintlich ‚Eingeschlafene‘ sich zu Wort meldete. Offenbar war er nicht entzückt uns zu sehen. “Du bist doch Pina von den Quintiliern!“, raunte ich dann der jungen Dame zu. Ich war hocherfreut. Mittlerweile trudelten noch mehr Bildungsinteressierte ein und auch der Lehrmeister erschien, um uns allesamt anzusprechen. Kephalos hieß er also und er wirkte keineswegs beglückt uns hier zu sehen. Ich stemmte ein wenig vor Empörung die Hände in die Hüften, doch ich ließ seine Begrüßung ohne ein weiteres Wort über mich ergehen. Ein Seitenblick verriet mir, dass Muckel sich ins Fäustchen lachte, doch sollte er nur.
    “Du sollst ihn mit ‚Meister‘ anreden?“, raunte er mir zu und ich blickte mürrisch drein.
    Das konnte ja noch heiter werden. Allerdings entschied ich mich dafür, nun meine Gedanken zu seiner Frage hin zu lenken, welche darin bestand zu sagen, aus welchem Material die meisten dieser Gebäude gefertigt worden waren.
    “Steine!“, zischte Muckel mir noch immer erheitert entgegen und ich stieß ihn ein wenig rüde gegen die Schulter. Er sollte endlich Ruhe geben und nicht so einen Unsinn erzählen. Steine! Das konnte doch nicht die Antwort sein. Pina hingegen schien zu wissen, was sie sagte. Oder? Ich schaute am Tempel empor und runzelte die Stirn. Waren Puzzolane nicht nur eine Beimischung? So recht konnte ich mich nicht entsinnen, denn schließlich steckte in mir kein Baumeister. “Hm,“ stieß ich aus. “Opus caementicium?“, mutmaßte ich drauf los. “Man nutzt es für die Festigung von Fundamenten...“
    “...Meister!“, flüsterte Muckel mir ins Ohr und ich fuhr verwundert zu ihm herum. “Du musst ‚Meister‘ sagen!“
    “Sei einfach still!“, zischte ich zurück und wendete meine Blicke dann wieder Kephalos zu.

  • Pina unterdrückte ihr Schmunzeln, sie hatte Casca mit seinem lustigen, manchmal ein wenig dreist aufmüpfigen Schatten gleich erkannt. Sie fand es heute sehr praktisch, alleine und nicht wie so oft im Doppelpack unterwegs zu sein. Das wollte sie sich jetzt zu nutze machen. So antwortete sie, „Quintiliern ja, aber Pina? Woher kennen wir uns?“ Sie spielte eine ernsthaft Nachdenkliche. "Richtig Verlobungsfeier deines … Bruders oder Vetters?“ Diese Frage war nun ernst, sie wusste es wirklich nicht mehr, was er von Serapio war. Eins wusste sie aber noch, er war keiner vom Militär und das war bestimmt auch der Grund gewesen, warum er sie nicht wirklich auf dieser Feier interessiert hatte.
    „Wie bitte?“ verwundert sah sie zu Casca. „Achso“, lachte sie dann, „ich dachte du meintest mich, als du sagtest, 'Man nutzt es für die Festigung von Fundamenten'. Sag mal was tuschelt ihr beide da immer, hilft er dir etwa? Sollte ich das nicht dem grooßen Meeiister melden?“ Bewusst zog sie die von Kephalos gewünschte Titulierung in die Länge.

  • Offenbar hatte mich Pina gleich erkannt. Oder war es doch die andere Schwester, deren Name mir entfallen war? Aber nein, ich schien richtig zu liegen, denn immerhin bestätigte sie mir meine Vermutung. “Ja, ja, die Verlobungsfeier!“, erklärte ich dann. “Das war mein Cousin Serapio… nun ja… sehr weitläufig verwandter Cousin, aber immerhin so etwas wie … ja, ein Cousin.“ Ich nickte zu meinen Worten, schüttelte dann aber wieder den Kopf, denn ich hatte mitnichten Pina gemeint, als ich von Fundamenten geredet hatte. Immerhin schien sie ein sehr gutes zu haben. “Oh nein, Nepomuk hilft mir nicht,“ sagte ich schnell. “Viel eher ist er eine Landplage, so wie Fliegen oder Heuschrecken!“ Neben mir schnappte Muckel nach Luft, doch er sagte nichts dazu. Zum Glück. “Ich hoffe der Meeeeister, wird es mir nachsehen, dass ich ihn überhaupt mitgebracht habe, doch ich dachte vier Ohren hören mehr als zwei und er hat ein so gutes Gedächtnis… falls ich mir später alles aufnotieren möchte, was wir gehört haben.“ Das ‚Meister‘ betonte ich genauso wie Pina es getan hatte. Offenbar hielt sie von Meistern genauso viel wie Muckel. Aber ein bisschen Respekt musste schon sein, da hatte Kephalos schon recht. “Warum interessierst du dich für Architektur?“, wollte ich dann leise flüsternd von der Quintilia wissen.

  • Pina war sich nicht sicher wusste er nun wirklich, dass sie nicht Sila war? Die war es doch, die es verstand freundliche Gespräche mit allen mit allen Männern zu führen. Ich hingegen eckte schnell an, da ich mich ständig über die ungleiche Behandlung von Frauen aufregte.
    Autsch, da war sie wieder, so eine typische Männerfrage. 'Warum interessierst du dich für Architektur?' Ja warum sollte ich nicht? Ich hatte Augen im Kopf und konnte sehen. Sehen was schön, großartig, erhaben war. Ich hatte eine gesunde Neugierde, wie ich annahm einen brauchbaren Verstand, denn ich wollte Dinge kennenlernen, Zusammenhänge erfassen können. Wollte wissen wie etwas entstand, erschaffen und gestaltet wurde. Sollte, dass denn nur Männern vorbehalten sein und für mich gäbe es nur die Wahl zwischen Kochlöffel und Schminke? Wenigstens der Bereich sollte auch für mich zugänglich sein, wenn schon nicht das Militär. Ich hätte zu gerne Rom gedient und wollte meinen Weg dazu finden.
    „ Weil, ja weil“, setzte Pina zögerlich an, „weil mich unsere Tempel faszinieren, ich möchte mehr darüber erfahren. Ich finde die Baukunst ist ein großartiger Schöpfungsakt. Es muss einen doch befriedigen, wenn man sieht wie sich aus einem Plan etwas entwickelt, wächst und ein solches Gebäude entsteht, findest du nicht? Ja und du hast recht ein Architekt verdient Respekt und bekommt ihn auch von mir. Ich mag nur nicht die Art, wie er hier, dies einfordert." Nach einer kleinen Pause fragte sie zurück, "und du, warum interessierst du dich dafür?"

  • Sim-Off:

    Ich weiß jetzt nicht, wie ich das möglichst diplomatisch sagen kann, daher nehmt mir das folgende nicht übel:
    Euch ist schon bewusst, dass das hier ein Kurs ist und kein privater-Feier-Thread? Wenn ihr euch privat unterhalten wollt, dürft ihr das ja gerne machen – außerhalb dieses Threads, für den ich viel recherchiert und Arbeit schon reingesteckt habe und noch mehr Arbeit hier reinstecken werde. Nur, weil ich mal einen Tag oder zwei nicht poste, heißt das nicht, dass da die Wartezeit dann gefüllt werden muss. Also bitte, hört auf den Thread zu kapern! Macht für euer Privatgespräch doch bitte einfach einen neuen Thread auf! Sonst können wir den Kurs hier gleich bleiben lassen, da ist doch dann der Informationsgewinn gleich Null.


    Das war auch wieder so typisch Frau. Sie war unhöflich zu ihm, und irgendwie war Atticus daran schuld. Wenn er sich jetzt auf eine Diskussion mit ihr einließ, war er wahrscheinlich an deren Ende auch noch Schuld, dass ihr mit vier Jahren einmal ein Brötchen auf die Straße gefallen war, oder ein Vogel weggeflogen, oder ein Kleid zerrissen, oder überhaupt für alles Übel in dieser Welt! Nein, Atticus ließ sich da gar nicht drauf ein und enthielt sich eines weiteren Kommentars. Stattdessen lauschte er dem Auftritt des großspurigen Griechen und atmete nur einmal geräuschvoll durch. Das konnte ja ein toller Vormittag werden.


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    “Stein ist offensichtlich, Stein ist wichtig, Stein ist falsch“ wischte Kephalos den ersten Einwurf beiseite und lauschte auf weitere Antworten.
    Ein junger Mann hingegen war nach etwas Getuschel dann auf der richtigeren Spur. “Opus Caementium! Das ist richtig. Opus Caementium ist die größte Erfindung, die das römische Bauwerk in den letzten Tausend Jahren hervorgebracht hat. Es wird gemischt aus Steinen, Sand, gebranntem Kalk und Staub aus gebrannten Ziegeln oder... aus... Vulkangestein... vor allem aus... Puteoli... langweile ich die Herrschaften?!“
    Kephalos hatte ja ein bisschen Getuschel schon erwartet. Die römische Oberschicht war vor allem in ihrer Jugend über die maßen arrogant und unhöflich, und jeder Lehrer musste sich wohl darauf einstellen, dass seine Schüler nicht immer ein Musterbeispiel an Respekt abgaben. Aber das hier war doch etwas mehr Rücksichtslosigkeit, als er erwartet hatte. “Es zwingt hier niemand zur Anwesenheit, wer sich lieber über weniger lehrreiche Dinge unterhalten möchte, dem steht es frei, zu gehen!“

  • Sim-Off:

    Sorry für den Kurs wurde geworben mit 'Wird also hauptsächlich SimOn sein..'Dann fehlt für mich der Zusatz, aber bitte nur fragen und antworten ausspielen. Oder wie Schule im 19.Jhd. anfang 20.Jhd. Ich war ernstlich der Meinung, erst einmal kennenlernen wäre normal. Bei der Frage warum ich an dem Kursus teilnehme, sehe ich kein feiern.


    Pina runzelte die Stirn. Auch diese Stunden ziehen vorbei. Hauptsache ich lerne etwas, dachte sie. "Sicher Meister," antwortete sie, "sollte mein Anblick dich oder andere stören, so folge ich euch unauffällig und antworte nur wenn du mich ansprichst."

  • Sim-Off:

    Entschuldige, dass du das Ganze hier als ‚Feier‘ aufgefasst hast. Sollte es aber nicht sein, auch wenn es für dich vielleicht so rüber kommt. Ich werde im Folgenden auch nur recht nüchtern schreiben und die Finger stillhalten. Frage- Antwort wie in einem Sim-Off Kurs und alles ist klar.


    Nun war ich doch einmal gespannt, ob mich meine Gedanken in die richtige Richtung getrieben hatten. Und tatsächlich. Opus Ceamentium schien keineswegs falsch zu sein. Stolz reckte ich mich ein wenig und lauschte den Worten des Meisters. Dann musste ich doch noch einmal den Kopf schütteln. Er langweilte keineswegs und ich war auf das Folgende schon sehr gespannt. Auch kam es mir nicht in den Sinn zu gehen, denn immerhin wollte ich ja etwas lernen.

  • Sim-Off:

    Es geht mir nicht darum, jegliches Gespräch hier abzuwürgen, oder von euch zu verlangen, nüchtern zu schreiben. Ganz und gar nicht. Ihr könnt gerne Rollenspiel betreiben, und auch Witzchen machen.
    Aber auch im 21. Jhdt haben Lehrer was dagegen, wenn sich sich die zwei aus der letzten Reihe die ganze Zeit unterhalten ;) Und solche Dinge wie eine wenigstens einigermaßen eingehaltene Postingreihenfolge erachte ich als generell für höflicher, als einen Mitspieler (noch dazu denjenigen, der sich die Arbeit macht) ständig zu überposten für ein Privatgespräch, das sicher so wichtig nicht ist, als ob man es nicht auch einen Tag – oder auch nur ein paar Stunden lang – ruhen lassen könnte, um zu warten, bis alle einmal gepostet haben. Oder eben es in einem anderen Thread zu führen, falls es tatsächlich so unter den Fingern brennt.
    Aber ich hoffe, es ist etwas verständlich, wenn ich mich etwas vergackeiert fühle, wenn ich mir Arbeit mache, anbiete, andere teilhaben zu lassen, und dann nicht mal zu Wort komme.


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    Kephalos räusperte sich in seinen fulminanten Bart. Wirklich zufrieden war er nicht, aber immerhin war jetzt wieder Ruhe.
    “So, wo war ich?“


    “Vulkane in Puetoli“ sagte Atticus nur halblaut, obgleich er sich nicht sicher war, ob die Frage des Architekten nicht nur rhetorisch war und eher der inneren Ordnung diente.


    “Nicht Vulkane, Vulkangestein! Die erkaltete Vulkanasche und das zu Stein gewordene Magma enthalten, wenn sie fein gemahlen und Ziegeln oder opus caementicium beigemischt werden, Stoffe, die das opus caementicium besonders hart und ausdauernd werden lassen.
    Wie bereits gesagt, wird opus caementicium aus Steinen, Sand, gebranntem Kalk und diesem fein gemahlenen Vulkangestein gemischt. Die Steine dienen dabei hauptsächlich zur einfachen Vergrößerung der Masse, so dass es letztendlich egal ist, ob ich nun schwarzen Speckstein oder feinen Tuff hinzugebe. Ebenso ist es beinahe egal, ob ich sehr feine Kiesel untermenge, oder faustgroße Steine. Auch ihre Oberfläche ist weitestgehend gleichgültig. Daher verwenden Baumeister häufig, um Baumaterialien zu sparen, Steinreste von Steinmetzarbeiten, um ihr Opus Caementicium anzureichern.


    Die wirklich unerlässlichen Anteile im richtigen Verhältnis aber sind der Sand, der gebrannte Kalk und das fein zermahlene Vulkangestein. Fügt man diesem Gemisch Wasser bei, erfolgt eine Reaktion, die sehr viel Wärme entwickelt. Deshalb ist man gut beraten, hier einen Holzstiel zum Rühren zu nehmen und möglichst nicht mit bloßen Händen zu arbeiten, sofern man seine Haut an einem Stück behalten will oder gegen Brandblasen nichts einzuwenden hat.


    Nun, aber wozu ist dies nun gut? Weshalb ist das opus caementicium nun so genial und so wichtig für unsere moderne Baukunst?“

  • | Quintus Petilius Rufinus


    Hellwach, top motiviert und bestens auf den heutigen Tag vorbereitet... das alles wäre der junge Petilier in diesem Augenblick nur allzu gerne gewesen. Tatsächlich jedoch hatte er sich in den vergangenen Tagen eher auf der einen oder anderen Feier herumgetrieben, anstatt zu lernen. Er musste schließlich keinen Kurs für irgendwas besuchen, wenn er sich vorher bereits selbst alles Wissenswerte beigebracht hatte - so hatte er gedanklich argumentiert, um mit gutem Gewissen auch am Vorabend wieder bis spät in die Nacht unterwegs zu sein. In Konsequenz dessen war er nun natürlich sowohl schlecht vorbereitet als auch hundemüde, was sich zu guter Letzt auch der Motivation zum heutigen Kursbeginn als nicht sonderlich förderlich erwies.


    Dabei war es Quintus vor einigen Wochen noch als eine mehr als nur großartige Idee vorgekommen, der damaligen Argumentation seines Mitklienten Severus zu folgen und etwas mehr über Architektur zu lernen! Insbesondere handelte es sich schließlich sogar um mutmaßlich trockene, saubere Tempelarchitektur; keine Aquäduktbauten, von denen der Orator Sergius einst gesprochen hatte. Denn sicherlich, auch Aquädukte klange überaus spannend und interessant. Einzig der Gedanke daran, dass diese Bauwerke ja irgendwo außerhalb der Stadtmauern in der Wildnis begannen, wo man sich nur nass und dreckig machte und anschließend wahrscheinlich aussah wie irgendein kleiner Tagelöhner, das schreckte den petilischen Senatorenspross doch etwas ab.


    "Saave.", gehörte der Petilier in der Folge also zu den jungen Römern, die eher verschlafen ihren Lehrer grüßten und dabei nachlässig sogar das 'l' in 'Salve' durch ein langes 'a' ersetzten. Sodann begann der Unterricht. Quintus bekam am Rande noch mit, dass der Lehrer entweder lateinisch mit Meister oder griechisch mit kyrios angeredet werden wollte. Dann stellte der Mann seine erste Frage - und der verschlafene Senatorensohn schaltete fürs Erste ab. Anstatt sich mit der Architektur zu befassen, bemerkte der Petilier erst jetzt, dass sich auch ein Mädchen in die Runde verirrt hatte. Ihr blondes Haar war... hübsch... genau wie der Rest. Einzig reden tat sie zu dieser frühen Stunde vielleicht etwas viel. Aber darauf musste sich man(n) bei frau wahrscheinlich eh früher oder später einstellen, wie man(n) gerne so sagte.


    Quintus grinste gerade leicht abwesend in sich hinein, als der alte Grieche plötzlich ernst und streng zu mehr Aufmerksamkeit mahnte. Erschrocken und mit dem dezenten Gefühl, ertappt worden zu sein, sah er mit großen Augen zum Lehrer. Er hasste Autoritätspersonen. Die nämlich erinnerten ihn stets an seinen Vater. Und doch verhalf ihm diese Ermahnung, auch wenn er selbst gar nicht direkt ermahnt worden war, weil er ja nichts gesagt hatte, zu einer erhöhten Wachheit.
    "Ähm. Darf ich, kyrios?", meldete sich der Petilier erst brav, bevor er dann trotzdem ohne auf dessen Antwort zu warten begann. "Du hast ja eben gesagt, dass opus caementicium wegen der Vulkanasche besonders hart und ausdauernd ist." Das war bestimmt gut für den Bau. "Und wenn es egal ist, was für Steine oder Kiesel man dazu mischt, dann ist das bestimmt auch gut. Denn dann kann man ja immer das nehmen, was gerade da ist und ist sozusagen flexibler.", leitete Quintus ab. "Und ich habe mal gehört, dass opus caementicium sogar bei Regen aushärtet. Da kann man also auch bei wechselhaftem Aprilwetter bauen, ohne dass der Regen den halben Tempel immer wieder wegspült.", beendete er seine Antwort und war sich zunächst ein wenig unschlüssig, ob er das getroffen hatte, was der Meister hören wollte. "Glaube ich.", schickte er rhetorisch katastrophal nach kurzer Pause folglich noch relativierend nach.


    Sim-Off:

    Vielen Dank für die Möglichkeit des leicht verspäteten Hinzustoßens!


    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Mit auf den Rücken gelegten Händen nahm ich nun aufmerksam Notiz von den Worten des Lehrers und hörte mir an, was es neben Vulkangestein noch für Möglichkeiten gab, den römischen Beton anzureichern. Klammheimlich gab ich meinem Muckel mit einem Kopfnicken den Deut, dass es nun doch an der Zeit war, das Wachstäfelchen heraus zu holen, um einige Notizen zu verfertigen. Sie würden uns sicher später dabei helfen, das Gehörte noch einmal zu repetieren, damit es nicht wieder so schnell aus dem Gedächtnis verschwand. Natürlich war Muckel auch gleich, nachdem er in der ledernen Tasche um seinen Hals nachgekramt hatte, bereit loszulegen. Ich lächelte ihm gutmütig zu und richtete meine Aufmerksamkeit auf die gestellte Frage.


    Ja, was machte Opus Caementicium eigentlich so genial und wichtig? Das konnte ich auf Anhieb auch nicht sagen und ich wühlte ein wenig in meinem Gedächtnis. Finden ließ sich allerdings nichts. Dann dachte ich noch flüchtig weiter nach und es schien mir wie Schuppen von den Augen zu fallen, als ich mich entsann, dass der Maestro gesagt hatte, dass man das Gemisch rühren musste. Also war es ja flüssig. Ob meiner gewonnenen Erkenntnis wollte ich sogleich dazu ansetzten, die preiszugeben, als mir jemand zuvor kam. Der junge Bursche erklärte nun, dass der Beton hart und ausdauernd sei, eben wegen beigemengter Asche und dass er sogar bei Nässe aushärtete. Ich nickte weise und würdig, doch dann trat ich einen Schritt vor und hob meinen Finger in die Luft.


    “Und wenn ich noch etwas anfügen dürfte, was Opus Caementicium so genial macht...verehrter Meister...“ Ich strahlte, während Muckel grinste. “Man kann damit Formen gießen.“ Nun, ob das richtig war, war einmal dahin gestellt, doch ich war stolz auf meine Erkenntnis. Hoffentlich würde sie der Meister nicht wieder zunichte machen. Ich schaute Muckel nun entgegen, um ihn zu ermahnen, auch ja eifrig zu schreiben.

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    So langsam fingen die schläfrigen Gestalten doch an, ihre Köpfe nicht nur als Hutablage zu verwenden. Kephalos konnte regelrecht sehen, wie der Geist der Wissenschaft sie sanft weckte und zum Mitdenken anregte.
    “Dass Caementitium auch unter Wasser aushärtet, ist eine weitere, formidable Eigenschaft dieses Stoffes, welche ihn ungeheuer wertvoll macht. Mehr hierzu gleich, denn darauf wollte ich gerade nicht hinaus“, beantwortete Kephalos erfreut den ersten Einwurf eines Schülers.
    Der zweite Einwurf traf dann genau den Kern dessen, was er andeuten wollte. “Exakt! „ rief der Architekt hoch zufrieden aus. Vielleicht wurde diese Stunde mit den römischen Burschen ja doch gar nicht so schrecklich, wie er es erwartet hatte?
    “Wenn Caementitium frisch angemischt wird, ist es noch flüssig und härtet dann erst aus. Daher kann es in beinahe jedwede Form gebracht werden, die man benötigt. Man muss sich keine Gedanken darüber machen, ob man etwa einen Stein oder ein Stück Holz finden würde, das groß oder lang genug ist. Und auch muss man nicht auf die Suche nach der richtigen Wölbung eines Steines gehen. Auch benötigt man nicht sofort die volle Höhe oder Ausrichtung, sondern kann Schicht für Schicht angießen. Und wenn dies richtig gemacht wird, auf die richtigen Bestandteile geachtet wird und man vorsichtig vorgeht, verbindet sich so eine neue Schicht des Caementium völlig fugenlos mit einer älteren, als hätte man sie in einem Stück gegossen.
    Fragt euch einmal selbst, wie man die großen Kuppeln des Ulpianum oder der Thermen denn hätte bauen können, ohne die Möglichkeit, sie in ihre Formen zu gießen. Welche Lasten die Säulen zu tragen hätten, sollten sie vergleichbare Standfestigkeit aufweisen, und dabei aus Stein sein? Unsere großartigsten Bauwerke würden heutzutage in ihrer Form so nicht stehen, ja, wären gar nicht denkbar, ohne Caementitium!“

    Kephalos war zwar mit Leib und Seele ein Hellene und von der Überlegenheit der griechischen Kultur mehr als überzeugt. Aber für Opus Caementitium machte er eine Ausnahme.


    “Und nun kommen wir zurück zu der Eigenschaft, dass es selbst unter Wasser aushärtet. Wo ist dieses wohl besonders nützlich?“




    Um sich wenigstens ein wenig einzubringen und nicht nur stumm wie üblich zuzuhören und zu beobachten, meldete sich Atticus nun doch einmal kurz zu Wort. Wenn er jetzt bei einer einfachen frage sich einbrachte, hatte er vielleicht später bei den kniffligen seine Ruhe, so die Theorie.
    “Beim Brückenbau, kyrie?“ ließ er also seine Antwort wie eine Frage klingen. Auch wenn er sich ziemlich sicher war, dass das richtig war. Wo sonst hatte man viel Wasser beim Bauen?



    “Richtig. Die Pfeiler einer Steinbrücke müssen fest im Untergrund verankert sein, damit sie nicht bei der nächsten, größeren Flut durch Hochwasser oder einen Sturm hinweggeschwemmt wird und einstürzt. Doch unsere Möglichkeiten an die Länge einer Brücke sind begrenzt, da die Bögen, auf die wir sie bauen, nur eine gewisse Spannkraft aufbringen können und somit nur eine begrenzte Weite Stabilität aufbringen können. Daher wären über breite Flüsse hinweg Brücken nicht möglich, ohne dazwischen auf Inseln auszuweichen. Wenn aber nun keine Inseln im Fluss vorhanden sind, müssen diese aufgeschüttet werden, und zwar dergestalt, dass sie nicht durch den Fluss des Wassers hinfortgespült werden. Dadurch entfallen übliche Erden, Sande oder Flusskiesel vom Ufer. Es müssten große Steinbrocken herbeigeschafft werden, der Fluss müsste aufgestaut werden, so dass man an der gewünschten Stelle mit möglichst wenig Wasser diese Steine dann fest ins Flussbett einbringen kann.


    Nun, es ist immer noch besser, einen Fluss anzustauen und so im Niedrigwasser derartige Bauarbeiten zu begehen, und es sollten auch einige große Steine zur Verankerung eingelassen werden. Allerdings kann man die eigentliche, künstliche Insel, die man für den Brückenpfeiler benötigt, so einfach angießen. Die nasse Umgebung wird nicht stören, und man kann den Pfeiler für die Brücke quasi in einem Rutsch gleich mitgießen. So hat man nicht einen gemauerten Pfeiler auf einem steinernen Grund, sondern einen großen Brückenpfeiler mit Inselfuß, wenn man es so sehen will.


    Similäres gilt selbstverständlich für Hafenbauten, wenngleich das Salzwasser des Meeres stärkere Erosionen, selbst an Caementitium, hervorruft, so dass hier insgesamt häufiger ausgebessert werden muss und von Anfang an mit mehr und härterem Material gearbeitet werden muss.“
    Huh, was für ein Vortrag. Vielleicht sollte er seine Schüler wieder etwas fordern, worüber sie vielleicht mehr reden konnten.


    “Allerdings sieht Opus Caementitium an und für sich nicht besonders schön aus. Welche Möglichkeiten also nutzt man, um es nach außen hin für das Auge angenehmer aussehen zu lassen? Vielleicht erklärt jeder ein oder zwei seiner Gedanken hierzu? Sicher haben alle von euch das ein oder andere selbst bei sich zuhause gesehen.“

  • | Quintus Petilius Rufinus


    Es war leider nicht wirklich das gewesen, worauf der Lehrer hinaus wollte, doch zeigte sich letzterer dennoch nicht unzufrieden mit der petilischen Antwort. Quintus atmete auf und durch und war sodann ganz Ohr für die eigentlich gewünschte Respons - mit der sich just zuvor ein anderer Schüler ein paar Pluspunkte verdient hatte. Kurz nur ärgerte sich Quintus über die Offensichtlichkeit der richtigen Lösung, bevor der Meister bereits seine nächste Frage an die Wissbegierigen richtete.


    Wo war es wohl besonders wichtig, dass Opus Caementitium auch bei Regen aushärtete? Der Senatorensohn kratzte sich am Kopf und zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. Denn die spontane Antwort in seinem Kopf war sehr wahrscheinlich nicht die richtige. Folglich hielt er sich zurück zu sagen, 'überall, wo es regnet' - was eingedenk dessen, dass selbst in der trockensten Wüste manchmal Regen fallen konnte, auf ein einfaches 'überall' hinausgelaufen wäre. So lieferte schlussendlich einmal mehr ein anderer die gesuchte Antwort, während Quintus leise seufzte. Waren das nicht viel zu viele Fragen für die frühe Morgenstunde? - Und just folgte eine weitere.


    "Ich glaube, häufig wird die äußere Verkleidung mit Ziegelsteinen gemauert, bevor man das ganze dann für die Stabilität mit Opus Caementitium ausfüllt. So ergibt sich von außen ein Bild klar definierter Mauerlinien - was definitiv besser aussieht als ohne Ziegelverkleidung.", meldete sich Quintus erneut zu Wort. "Ich glaube, das nennt man Opus... Opus Implectum?", fragte er mehr als dass er antwortete.
    "Dieses Ziegelwerk kann man anschließend dann natürlich auch nochmal verkleiden, kyrie - mit schönem Marmor zum Beispiel.", riss er dazu noch eine zweite Möglichkeit an, über deren Kostspieligkeit er sich als finanziell sorgenloser Senatorensohn natürlich eher weniger Gedanken machte.



    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Also hatte ich mit meiner Antwort doch gut ins Schwarze getroffen und ich lächelte zufrieden mit mir selbst. Muckel schrieb noch immer und ich hoffe inständig, dass er dabei noch genug Platz auf der Tafel ließ für all die Dinge, die Meister noch sagen würde. Dieser redete nämlich ziemlich viel an einem Stück, doch noch fiel es mir nicht schwer, ihm zu folgen. Nun ging es über das Brückenbauen und ich versuchte es mir bildlich vorzustellen, wie man ein solche Bauwerk herstellte. Auch die Hafenbauten wurden angesprochen und ich nickte dazu. Caementitium war schon ein hervorragender Stoff, auf dessen Erfindung ein echter Römer gut und gerne stolz sein konnte. Nur wie es der Maestro gerade erwähnte, sah er roh nicht wirklich ansprechend aus. Auch das hatte ich schon mehr als einmal mit eigenen Augen gesehen. Was also verwendete man, um diesen optischen Eindrücken mehr Reiz zu geben?


    Ich fasste mich ans Kinn und rieb dies ein wenig, ehe der junge Mann von vorhin sich zu einer Antwort aufschwang und nun meinte, dass dies mittels Ziegelstein und Marmor geschehen konnte. Wieder nickte ich ebenso verstehend wie zustimmend. Mehr konnte ich dazu auch nicht sagen, denn diese Sache entzog sich im Grunde genommen meiner Kenntnis. Dennoch keimte in mir eine Frage auf. Verkleidete man das Mauerwerk wirklich oder führte man damit den Bau mit Caementitium nicht einfach nur weiter? Ich meinte derartiges schon einmal an einer Wasserleitung gesehen zu haben. Unglaublich erschien es mir nun, dass ich in meiner Zeit vor diesem Cursus so unglaublich blind und ignorant durch unsere schöne Stadt gegagnen war. Zumindest was die Architektur betraf.
    “Nennt man diese Arbeiten mit Ziegeln am Caementitium nicht auch Schalenmauerwerk?“ Ich meinte, diesen Begriff schon einmal gehört zu haben, doch nach wie vor war ich mir nicht sicher. “Also… ich meine in dem Sinne von...also dass man mit Ziegeln den Bau mit Caementitium einfach nur vervollkommnet und nicht verschönert? Wie zum Beispiel bei Bögen und dergleichen?“

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