Es war früh am Morgen, als Manius Minor sich unweit der Wache an der Porta Praetoria einfand. Wie im gesamten vergangenen Jahr trug er sein Paludamentum, darunter die Tunica Laticlava, wie nicht selten saß er hoch zu Ross auf Trautwin, seinem favorisierten Reisepferd. Der scheidenden Tribun folgte sein Hausgesinde, welches seine bescheidenen Habseligkeiten auf mehrere Packesel verstaut hatten, um sie hinab zum Rhenus-Hafen zu transportieren. Als der Jüngling sich umblickte, erkannte er erstaunt, welch große Mengen an persönlichen Gegenständen sich in diesem bescheidenen Zeitraum angesammelt hatten, in dem er doch retrospektiv beinahe beständig im Dienst war gewesen. Selbst das Aufstehen im Morgengrauen war ihm inzwischen derart vertraut, dass er heute nicht einmal mehr einen Gedanken daran hatte vergeudet, wie früh am Tage er sich zu erheben genötigt sei.
Sie wollten zeitig aufbrechen, um das Licht des Tages für ihre Reise zu nutzen, welche erstlich den Rhenus hinauf sie zu den Alpen, sodann zu Pferd durch den Norden Italias bis nach Rom würde führen. Neben dem jungen Flavius würden Tiberius Verus, der Centurio, sowie dessen Bruder, ein Jüngling namens Titus Tiberius Merula, dessen Bekanntschaft Manius Minor noch nicht gemacht hatte, obschon er augenscheinlich nicht seinem Bruder ins Leben eines gemeinen Soldaten zu folgen gedachte.
"Ich hoffe, das Schiff ist bereits präpariert."
, erklärte Manius Minor an die Adresse seines Beneficarius, von dem der junge Offizier sich nunmehr auch scheiden würde, nachdem er das vergangene Jahr gewissermaßen zu einem Substitut für Patrokolos geworden war, der die Casa seines Herrn zu hüten gehabt hatte.
"Ein Patrouillenboot der Classis Germanica wird euch und euer Gepäck mitnehmen. Die Jungs sind auf Zack, das wird alles wunderbar klappen."
, erwiderte der Beneficarius gleichmütig. Selbstredend hatte er persönlich Sorge dafür getragen, dass sein scheidender Vorgesetzter in kommoder Weise in seine Heimat würde zurückkehren können.
Manius Minor hatte zu konzedieren, dass er den jungen, wenn auch bisweilen ein wenig groben Mann durchaus lieb gewonnen hatte, weshalb er nach unzähligen Malen erneut bekräftigte:
"Ich danke dir. Ich wünschte, du könntest mich begleiten."
Der Beneficarius lächelte.
"Mein Posten ist hier. Irgendjemand muss ja auch deinen Nachfolger einweisen!"
Der getreue Sekretär hatte die Offerte des jungen Flavius ausgeschlagen, die Legion zu verlassen und ihm als Scriba personalis zu dienen, obschon er ein fürstliches Salär und günstige Konditionen ihm dargeboten hatte. Aufs Neue blieb dem Tribun somit nur jenes augenscheinlich unabwendbare Schicksal zu beklagen:
"Wie überaus deplorabel."